Mittwoch, 17. Juli 2013

Wenn Dauergebell auf die Nerven geht...


Vor einigen Tagen ist in der MAZ ein Kommentar zum Thema „bellende Hunde“ erschienen. Danke an Roland, der mich darauf aufmerksam gemacht hat. Es geht um einen Hundehalter, der seinen Hund während des Einkaufs in der Bilderbogenpassage vor dem Lebensmittelgeschäft anbindet. Herrchen geht seelenruhig einkaufen, Hund kläfft währenddessen die ganze Umgebung zusammen. Das nervt irgendwann ungemein, besonders wenn es so hallt wie dort in der Passage und damit für einige Menschen konzentriertes Arbeiten so gut wie unmöglich wird. 

Hunde dürfen mal bellen, kein Ding. Das liegt in ihrer Natur und gehört zu ihrem Sprachrepertoire. Aber Dauerbellen liegt nicht in der Natur eines Hundes. Wenn ein Hund ständig bellt, egal ob ein kleiner Hund große ankläfft oder ein Hund bellt, wenn er alleine gelassen wird - DAS ist vom Besitzer verursacht. Jegliche Entschuldigung wenn so etwas über Wochen und Monate anhält und eine Bemerkung deshalb nur mit einem Achselzucken erwidert wird ist eigentlich nichts weiter als die Aussage: „Ich bin zu faul den Willen, die Mühe, Konsequenz, Zeit und das Geld dafür aufzuwenden, um mit meinem Hund an dem Problem zu arbeiten!“.

Dauerbellen ist nicht, wenn ein Hund zwischendurch ein paar Mal bellt. Das macht meiner auch und dafür gibt es zwei Gründe. Gehe ich einkaufen und er wartet vorne, bellt er manchmal drei Mal, damit ich ihn nicht vergessen. Muss er länger alleine zu Hause bleiben, kann es sein, das er dann auch immer mal wieder kurz bellt. Nachdem sich in Wuppertal mal Nachbarn beschwert haben, das er „ständig bellen würde“, habe ich mal über zwei Stunden eine Videokamera aufgebaut und nachher den kompletten Film geschaut.

Von über zwei Stunden hat er insgesamt 2 Minuten und 15 Sekunden gebellt – und das auch nicht durchgehend, sondern immer wieder mal. Bei Hunden bedeutet das: „Ich bin hier, wo seid ihr?“. Bei den Wölfen dient dies zur Orientierung, damit sich das Rudel wiederfindet. Die Nachbarn (selbst Hundehalter) fanden es übrigens nicht so toll, dass ich nachweisen konnte, dass das angebliche „Dauerbellen“ dann ganz anders war.

Im Moment habe ich mit Joey ein Problem, wenn er andere Hunde sieht. Die möchte er alle kennen lernen. Wenn er das nicht darf oder die Hunde nach einer Begrüssung weggehen, kommt er damit noch nicht zurecht und gerät oft ausser sich. Er ist so auf den anderen Hund konzentriert, das er nichts anderes mehr wahr nimmt. Es ist anstrengend, und wenn man dem vierten Hund auf einer Runde begegnet ist, fängt es auch an zu nerven. Er zieht, springt, stellt sich auf die Hinterpfoten und fängt an zu kläffen und jaulen.

Es wird noch einige Zeit dauern, bis Joey gelernt hat, Hundebegegnungen gelassener zu nehmen. Wir arbeiten jeden Tag daran. Es sind viele Schritte, die einem nach und nach zum Ziel bringen. Ich wollte nie Kinder haben, die anderen Leuten rücksichtslos auf den Nerven herum trampeln – und genau so möchte ich keine Hunde haben, die so etwas tun. Denn Beide haben etwas gemeinsam: als Erstes wird auf meinen Nerven herum gesprungen.

Es gibt drei weitere Gründe, warum an einem Fehlverhalten wie Bellen beim alleine lassen oder ausser sich geraten bei Hundebegegnungen gearbeitet werden sollte: Der Hund würde durch eine Begleithundeprüfung rasseln. Der andere Grund ist rein rechnerisch: Ein Hund hat oft eine Lebenserwartung von über 10 Jahren. Gebe ich mir ein paar Wochen lang Mühe, ein Fehlverhalten zu korrigieren, ist diese Zeitspanne gemessen am gesamten Hundeleben und meiner nervlichen Belastbarkeit ein Bruchteil. Zudem findet sich für Notfälle (man kann immer mal krank werden, einen Unfall haben oder ohne Hund verreisen müssen) leichter jemand, der auf einen unkomplizierten Hund aufpasst.

Es ist schon erstaunlich, welch Unwillen manche Besitzer insbesondere kleiner Hunde an den Tag legen, ihren vierbeinigen Kröten Grunderziehung angedeihen zu lassen und einfach den Hund bestimmen lassen, was er gerade zu tun gedenkt. Wenn es nicht das ist, was der Besitzer möchte, dann sind 3 – 6 Kilo am anderen Ende der Leine nicht viel. Die lernen dann auch durchaus mal „fliegen“. Wenn so eine kleine vierbeinige Fellratte einen großen Hund ankläfft, wird es oft als „süß“ bezeichnet.

Warum? Mein Hund mit 50 cm Schulterhöhe würde bei gleichem Verhalten als „gefährlich“ wahrgenommen werden. Große Hunde haben es sich gefallen zu lassen, von kleinen Hunden dumm angemacht und provoziert zu werden, weil die kleinen Hunde „süß“ sind. Ich frage mich oft, ob solche Kleinhundebesitzer es auch gut finden würden, wenn ein Kind ankommt sie mit einem Schwall Schimpfwörter begrüßt und ihnen vor das Schienbein tritt. Ist DAS auch „süß“ - oder heisst es dann „das ist unerzogen, wäre das meins, würde ich dem aber....“ ?


5 Kommentare:

  1. Guter Artikel. Ich beobachte hier, dass anscheinden so gut wie alle Hunde nicht erzogen sind. Es wird rumgezerrt bis Hund macht was er soll. Keine Komandos. Und kleine Hunde fahre ich fast platt, weil vom Besitzer nichts kommt ich aber auch nicht ausweichen kann, weil der Hund mir immer vors Fahrrad rennt.

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  2. Ich habe immer darauf gewartet, das ich irgendwann mal so eine sch*** Ignoranten-Flexileine mit dem Auto oder dem Rad erwische und der Hund dann hinterher purzelt. Wobei... in dem Moment, wo es einen Unfall gibt, weil ein Hund an einer Flexileine läuft, könnte es für den, der mit dem Hund unterwegs ist, böse werden, da selbst die Art und die Länge der Leinen in den ganzen Vorschriften geregelt ist.

    Was mich am meisten nervt sind Szenen wie: Madam führt Fifi an der langen Flexileine Gassi, interessiert sich überhaupt nicht dafür, was ihr Hund macht, weil sie viel zu sehr mit ihrem Smartphone beschäftigt ist - und Hund hängt mehrere Meter um eine Hausecke hinterher... die wird dann noch angepinkelt.

    Eine andere Überlegung ist daher - wenn Hundehalter es in Ordnung finden, wenn ihre Hunde Häuser und Hauseingänge anpinkeln, dann dürften die doch kein Problem damit haben, wenn ein Mensch denen auch mal so in den Hauseingang... oder?

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  3. Das kenne ich noch aus Oldenbrok. Da durfen die Hunde IMMER nur an unsere Hecke machen.

    Auf das in den Flexleinen hängen warte ich auch noch. Besonders im Winter, wenn man eh nicht die Leine sieht. Herrchen/Frauchen laufen ganz rechts auf dem Gehweg und Fifi läuft ganz links vom Radweg, weil da das Grün ist. Und sehen tut man die Leine dann nur mit gut Glück. Aber der Radfahrer wäre dann ja Schuld.

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  4. Grade mal gegoogelt, das scheint AUCH darauf anzukommen, welche Beschilderung der Weg hat. Also ob es ein gemeinsamer Fuss- und Radweg oder sie baulich getrennt sind.

    Es ist aber wohl so, dass auf Hundehalter, deren Hunde Stürze von Radfahrern verursachen, eine Anzeige wegen fahrlässiger Körperverletzung zukommt. Letztlich entscheidet aber der Richter über die Verteilung der Schuld.

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  5. Die Wege die ich meine sind getrennt. Mit dieser Pflasterlinie. Auf Wegen wo Radfahrer frei ist fahr ich eigentlich auf der Straße oder halt entsprechend vorsichtig.

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Vielen Dank für den Kommentar. Er wird nicht sofort zu sehen sein, weil ich erst noch schauen möchte, ob es tatsächlich ein Kommentar ist oder ob es Werbung aus Nigeria und Co ist.