Dienstag, 3. Dezember 2019

Nick bloggt: über Milch.


Letztens habe ich euch vom Käse machen geschrieben. An einem Tag haben über 50 Leute den Bericht gelesen! Das finde ich richtig toll. Heute geht es um die Milch.

Milch ist die erste Nahrung, die Menschen- und Säugetierbabys bekommen. Säugetiere sind zum Beispiel Kühe, Schafe, Hunde, Katzen oder Elefanten. In den Körpern von Menschen und diesen Tieren wird Milch mit Milchdrüsen gebildet, die in Brüsten, Zitzen, Eutern oder Gesäuge enden. Je nach Lebewesen. 


Für längere Zeit können Babys gar nichts Anderes zu sich nehmen. Sonst würden sie verhungern, da sie nicht ausreichend Nährstoffe bekommen bzw. schwer krank werden, weil sie etwas anderes noch nicht vertragen. Die Erstmilch (Colostrum) von Kühen enthält wichtige Immunstoffe (Abgekürzt IgF ) für das Kalb. Diese Milch landet nicht im normalen Milchtank für die Molkerei.

Neugeborene Kälber haben kein Immunsystem. Das bedeutet, sie haben keine gute Abwehr gegen Krankheiten und Infektionen. Sie bekommen ihre Abwehrstoffe durch die erst milch der Mutterkuh. Kälber müssen in den ersten 2-3 Stunden nach der Geburt 3 Liter dieser Biestmilch trinken um ein Immunsystem aufbauen zu können. Danach verlieren sie mehr und mehr die Eigenschaft, die wichtigen Immunstoffe aus der Milch aufnehmen zu können. Deshalb bleiben neugeborene Kälber in Milchviehbetrieben auch für 10-14 Tage alleine in einem Kälberiglu oder so. Sie können andere Kälber zwar sehen und riechen und hören und auch Kontakt aufnehmen, aber nicht direkt hin. Die Aufzucht von Kälbern bis zum 6. Monat ist in der Tierschutz-Nutztierhaltungs-Verordnung geregelt.


Da jede Herde ihren eigenen „Abwehrstoffemix“ hat, ist es sehr wichtig, dass Kälber die Biestmilch der Mutterkuh bekommen. Viele Höfe frieren auch Biestmilch ein, um sie bei Bedarf an Kälber zu verfüttern, wo die Mutterkuh nicht genügend Erstmilch produziert.

In Heilbrunn ist es anders. Wir haben keine Milchkühe, sondern Fleischrinder. Die Kälber laufen bei uns von Anfang an mit ihrer Mama. 




Die Gitter im Hintergrund begrenzen übrigens das "Kälberkinderzimmer". Das ist ein Bereich, wo zwar die Kälber rein können, aber die Kühe nicht. In Heilbrunn kann es übrigens passieren, dass die Leute morgens in den Stall kommen und so ein kleines Kalb dann durch den Stall marschiert und die Welt entdeckt, weil es durch die Gitter vorne passt.

Da Milch ein sehr umfangreiches Thema ist, haben wir mit den Grundlagen angefangen, es gab einen Lückentext, einige Fragen und zum Schluss wurde alles für den Blog passend umgetextet und Nick hat heute Fotos im Stall gemacht. Es gibt also noch einige Fortsetzungen zu dem Thema. 

Wusstet Ihr übrigens, dass Hamsterweibchen bis zu 18 (!!!!) Zitzen haben können? 


Mittwoch, 27. November 2019

Unterwegs in Trieplatz / Blankenberg

Auf der Karte haben ich in der Nähe von Trieplatz einen See gesehen. "Oh toll" dachte ich "der ist als Badesee gekennzeichnet, das wird bestimmt eine schöne Tour!". 



Bei etwas genauerer Kartenrecherche wurde mir ein größeres Naturschutzgebiet (NSG) angezeigt. Ein Feuchtgebiet in Senkenlage als Heimat einiger seltener und schützenswerter Tier- und Pflanzenarten. Noch viel besser - auch wenn man eigentlich vor allem am Rand des Gebietes entlang gehen muss, weil zum Teil gar keine Wege hindurch führen.  

Dienstag hatte Nick morgens noch einen Termin und ich habe ihn danach zum Hof nach Heilbrunn gebracht. Perfekt für die Tour, auch wenn das Wetter eher grau und diesig war. 



Das Auto habe ich in Trieplatz am Weg zum Friedhof abgestellt, Komoot angestellt und dann ging es los. Erste Überraschung: auf dem Friedhof in Trieplatz ist ein Gedenkstein für die unbekannten Soldaten vom Flugzeugabsturz 1945. Gleich mal merken. Sind die echt unbekannt? (Klick mich, ich bin ein Link)

Dann ging es rechts ab. Links ist Wald, recht ist.... moment, da war eine Stange, an der mal ein Schild war. Sieht aus, als ob die hier ein Ortsschild geklaut hätten... Moment... was sucht ein Ortsschild hier??? Diese Erklärung gab es dann ein Stück weiter, da war noch so ein Teil, aber mit Schild drin. "Geschlossenes Deponiegelände, Betreten streng verboten!". Ah, eine alte Müllkippe voller Altlasten, hübsch überwachsen. 



Auf Komoot ist die Wegeauszeichnung eher spärlich, also habe ich mich in Richtung des Sees gewandt und bin zwischen Wald (hochgelegen) und eher so Urwald (NSG/Feuchtgebiet in einer Senke) über eine Wiese gelaufen. FESTES SCHUHWERK! Diese lang gezogene Wiese ist so eine Art "Ausstellungsraum für Hochsitze" - einer nach dem Anderen in kurzem Abstand. Da in der Verordnung zu dem Naturschutzgebiet  (klick mich, ich ibn ein Link) steht, dass das Aufstellen von Hochsitzen dort genehmigungspflichtig ist, habe ich überlegt, ob das tatsächlich genau so genehmigt worden ist - und was das eigentlich in dieser Häufung dort soll. Da müssen ja wunders was für Tiere in dem Urwald leben, dass ganze Besuchsgruppen auf X Hochsitzen (Jadgkanzeln) zum Beobachten untergebracht werden müssen! 

Es gibt dort übrigens auch Wildkameras. Oder sind das Lautsprecher? Jedenfalls hängen links und rechts an einem Weg interessante Kästen mit Kabelage - und es sind definitiv keine Nistkästen. 

Nun ja, in Blankenberg habe ich von weitem etwas gesehen, wo ich dachte "Fußballplatz? Freibad? Kläranlage?" - ein Männerspielplatz. Nein, heute muss man ja geschlechtergerecht schreiben - ein Erwachsenenspielplatz. Okay, gibt auch Jugendliche, die auf Zweirädern herumknattern: Spielplatz für motorisierte Zweiradfahrer. Oder Kleinwagenfahrern mit Dachluke (fürs Ringe stechen). 



Dann ging es weiter zum See. Der war eigentlich ganz schön, riesige schuppige Schwimmwurzeln treibe da wie tote Saurier drin. Da kurz vor dem See ein Pfahl ist, an dem die "NSG"-Plakette gedengelt ist - es ist kein Badesee. Jedenfalls kein offizieller. Zurück ging es dann über eine Wiese, die partiell super nach Wild gerochen haben muss. Befand Joey, der aufgrund seiner Entdeckung "whoa, ich bin ein Jagdhund, da richt es super, da muss ich hinterher, Spur verfolgen!", nicht mehr von der Leine darf, wenn wir in solchen Gegenden unterwegs sind. Selbst, wenn es kein NSG ist. Er hat seine 2-Meter-Leine und die reicht dann volle Lotte aus, damit er viel rumrüsseln kann. Befindet er, es gäbe da s voll interessante Geruchsspuren und er müsste da jetzt auf jeden Fall und ganz unbedingt hinterher und ich soll mich gefälligst nicht so anstellen, wird die gerne auch noch sehr deutlich verkürzt. 

Gerade als ich letztens so überlegt habe: "Na ja, so langsames Bikejöring über ein paar Kilometer auf den Sandwegen hier, das könnte man vielleicht tatsächlich mal ausprobieren, er läuft ja gerne Trab..." und so vor mich in dachte, wie schön das wieder wäre sprang vor uns ein Reh auf. Ich sach mal so: Wäre er vor einem Rad gewesen, hätte er völlig problemlos mit dem Rad den Acker über eine sehr, sehr lange Strecke quer gepflügt und mich vorher am Wegrand abgelegt. 

Zurück sind wir dann über "richtige Wege" gelaufen, die dort als Reitwege ausgeschildert sind. Oder für historische Postkutschen, den Piktogrammen auf den Schildern nach. Begeistern kann mich ja so ein richtig majästätischer Waldeingang:



Die Tour findet ihr mit noch mehr Bildern auf Komoot, sie ist rund 7,5 km lang. Pause könnt ihr am Besten beim "Erwachsenenspielplatz" machen, da kann man sitzen und es gibt auch Mülleimer. 

Wer donnerstags oder freitags an normalen Werktagen dort laufen möchte, kann überlegen, ob er sich im Hofladen der WfbM Heilbrunn mit richtig gutem Fleisch und Wurstwaren nach traditionellen Rezepten und zu wirklich guten Preisen eindecken möchte. Der hat an den Tagen von 10 - 17 Uhr auf. Wir holen da zum Wochenende jetzt meistens etwas Fleisch und sind sehr begeistert. Wer dabei in Gottberg vorbeikommt, kann sich ja gleich mit Heumilch eindecken.














Freitag, 22. November 2019

Nick bloggt: Käse selbst machen

Ab und an werdet ihr hier nun Blogartikel von Nick finden. Nick arbeitet seit Sommer auf dem Bauernhof der Stephanus-Stiftung  in Heilbrunn. Da er noch viel rund um Landwirtschaft lernen möchte, bloggt er ab jetzt ab und zu über landwirtschaftliche Themen und Sachen, die damit zu tun haben. Denn dadurch lernt er eine ganze Menge. Nicht nur über die Themen, sondern er übt dabei auch lesen, Leseverständnis und schreiben. Wir hoffen, ihr lernt dann ab und zu auch noch etwas dazu!


Die Heumilchtankstelle in Gottberg


Wir haben angefangen, Käse selber zu machen.

Dafür brauchen wir:

Milch
Calciumchlorid
Me-Kultur (Milchsäurebakterien)
Lab
Salz Jodfrei


Zum Käsen benutzen wir zwei verschiedene Milchsorten:





H-Milch, länger haltbare Frischmilch (ESL-Milch) und homogenisierte Milch lassen sich nicht zu Käse verarbeiten.
Der Milchautomat. Man kann eigene Flaschen mitbringen oder dort welche kaufen


Meistens brauchen wir 3 Liter Milch. Die kommt in einen Topf und wird auf 37 erwärmt. Rohmilch wird vorher pasteurisiert. Beim Pasteurisieren wird Rohmilch für 20 Sekunden auf 75 Grad erwärmt. Dadurch werden Keime abgetötet. 



Wenn die Milch 37 Grad hat, kommt Calciumchlorid in die Milch. Das sorgt dafür, dass der Käsebruch fester wird. Ebenso kommen Starterkulturen in die Milch. Das sind Milchsäurebakterien . Zusammen mit dem Lab sorgen sie dafür, dass sich die festen Milchbestandteile zusammenpappen und Käsebruch entsteht. Damit das in Ruhe passieren kann, lassen wir die Milch 30 Minuten ruhig stehen. Dann ist die Gallerte entstanden. Die festen Bestandteile der Milch haben sich von der Molke getrennt. Meine Aufgabe ist es, den Bruch zu schneiden. Ich schneide dazu die Gallerte in Würfel.



Dann lassen wir die Masse wieder 30 Minuten ruhen, damit sich noch mehr Molke bilden kann. Später wird umgerührt bis nur noch kleine Stücke Käsebruch vorhanden sind. Den zerkleinerten Bruch schöpfen wir dann in eine Käseform . Die Molke fangen wir auf. Man kann sie trinken oder verbacken oder ins Badewasser tun. Auf die Käseform kommt ein Pressdeckel. Dann stellen wir ein Wasserglas darauf. 



Der Käse wird gepresst und in den ersten Stunden öfters gewendet. Dadurch fließt noch viel mehr Molke aus dem Käse. Nach 90 Minuten kommt der Käse in den Kühlschrank. Die Kälte stoppt die Säuerung. Auch jetzt wird der Käse noch ab und zu gewendet . Am nächsten Tag ist der Käse fertig gepresst. Er wird in Scheiben geschnitten und für etwa 10 Minuten in heißes Wasser gelegt. Danach wird er in kaltem Wasser schnell abgekühlt. Als Pfannen- und Grillkäse ist er jetzt fertig. 



Ich finde ihn lecker






Wie hat Nick (der auf einer Förderschule für geistige Entwicklung war und viele Dinge dort nicht lernen durfte) den Text hinbekommen? Nachdem klar war, dass er über unsere Käserei bloggt, habe ich für ihn einen Lückentext erstellt. Die Antworten hat er sich aus dem Käsereibuch gesucht, die in der Tabelle von den Internetseiten beider Betriebe und bei Hemme-Milch von einer Milchverpackung. Er hat ein paar Tage für alles gebraucht - aber dabei hat er noch viel mehr gelernt: Warum man fürs Käsen jodfreies Salz braucht, ein bisschen was über Chemie (das hatte er in der Schule nicht), wie Lab und Milchsäurebakterien funktionieren, was es mit den Schimmelkäsen auf sich hat und so weiter. Übrigens haben Bauernhöfe mit Flächen in Landschaftsschutzgebieten / Biosphärenreservaten besondere Auflagen. Deshalb ist Hemme zwar konventionell aber... 



Mittwoch, 23. Oktober 2019

E 10, Gnewikow - Seehof und übers Feld zurück.


Wie ihr seht, habe ich Komoot erst später gestartet... 

Heute war ich mit Joey auf dem nächsten Stück vom E 10 unterwegs. Von Gnewikow nach Seehof. Das ist nicht sehr lang, aber da wir den Rückweg fast über Lichtenberg gemacht haben, wurden es doch 6 Kilometer. Klingt auch nicht so sonderlich lang – aber für eine Mittagsrunde ist das schon ziemlich ordentlich.



Im Prinzip fährt auf der anderen Seeseite sogar ein Bus, insbesondere wenn Schule ist. Ansonsten müsste das ein Rufbus sein. Theoretisch sind Rufbusse eine nette Sache. Aber wenn man zu Fuß unterwegs ist, dann können die auch schon mal ziemlich blöd sein. 

Zwergenbehausungen der etwas anderen Zwerge

Gestartet sind wir in Gnewikow „An der Brennerei“, also am Jugenddorf vorbei und dann beim zweiten „Sackgasse“-Schild rein. Dort gibt es auch ein paar Parkplätze am Wasser und der E 10 führt genau dort entlang. Nach einem Stück über Rasenfläche landet man dann wieder direkt auf einem Pfad am Ufer. Fast auf Wasserhöhe und teilweise wirklich sehr schmal. Aber er ist total schön!



Bald landet ihr dann in einer Datschensiedlung – einfach immer geradeaus gehen. Beim ersten Mal, wo ich hier entlang gelaufen bin, bin ich fast am Ende der Siedlung dann zur Straße hoch. An der Ecke steht ein mit dem E 10-Zeichen markierter Baum und ein Pfad führt nach oben. Dort ist auch ein kleiner Rastplatz und noch ein Baum, an dem allerlei Sachen angebracht worden sind. 



Ihr könnt aber auch den Weg weitergehen! Irgendwann kommt ihr an so einer Art Kinderspielplatz hinter einem gelben Haus raus und müsst ein paar Meter Richtung Straße. Auch hier geht es dann tatsächlich noch ein Stück am See weiter! Im Prinzip dann zwischen den Häusern durch und am Ende direkt am Zaun entlang – das funktioniert nur, wenn dort die Brombeersträucher freigeschnitten sind! Dann noch am Rand einer Pferdeweide entlang, über eine wackelige Brücke und erst dann ist tatsächlich mit „am See entlang“ erst einmal Ende!

Die Brücke wackelt tatsächlich! Mutprobe für Joey

Ein Weg führt euch dann hoch zur Straße. Wir sind dann links gelaufen, zurück Richtung Gnewikow. Da wir aber noch Zeit hatten und ich nicht nur Straße laufen wollte, sind wir nach wenigen hundert Metern rechts in den Weg nach Lichtenberg abgebogen. Laut Karte gäbe es dort an den Bahngleisen einen Weg. 



Erst einmal: es ist echt ein toller Weg, wenn man die Häuser hinter sich hat! Links und rechts ist er mit Bäumen und Büschen gesäumt, es gibt viele Vögel – und über den großen Feldern kreisten Kranichgruppen, die sich dort dann zu größeren Schwärmen gesammelt haben. Ein paar Kraniche standen auch auf dem Feld um zu fressen. Wandern während über einem die Kraniche rufen – toll!

Es ist auch spannend zu beobachten, denn aus einer kreisenden Kleingruppe hat sich ein einzelner Kranich gelöst und ist zu einer größeren Gruppe geflogen, hat diese umkreist und ist dann wieder zu seiner kleineren Gruppe geflogen. Als ob die sich abchecken würden oder er einen speziellen Vogel gesucht hätte. 


Der R 6 vom Acker aus. Es ist als etwa Viertel nach

Wir haben dann den Fußgängerüberweg passiert, da es vor dem keinen Weg gab. Nach ihm auch nicht, da ist eine... na ja... es war wohl mal ein Nadelwald, jetzt sieht es dort eher ziemlich apokalyptisch aus, weil Baumstümpfe rausgerissen sind, Baumreste ausgeblichen und tot in den Himmel ragen und Büsche und Co das Gelände für sich erobert haben. Da kein Weg Richtung Gnewikow zu sehen war, sind wir dann am Ackerrand entlang gelaufen. Also ich bin sicher, Wild freut sich über das Gelände und hat dort einen prima Rückzugsraum. Joey habe ich erst einmal wieder angeleint. Und dann gehofft, wir treffen kein schlecht gelauntes Wildschwein. 

"Ganz toll, suuuuper!"
Nach einem Kilometer Acker und Treckerspur laufen kommt dann eine Teerstraße, links ab und immer geradeaus. Na ja, für Joey nicht ganz, der musste erst einmal in einer Pfütze saufen – und sich reinlegen.




Joey trägt zur Zeit wieder sein Klettergeschirr (klick mich, ich bin ein Link) nachdem er ein paar Tage lang Probleme auf der Treppe hatte. Da er nicht mehr ins Auto springen soll, ist es auch ganz praktisch, wenn wir hier irgendwo in der Stadt parken.  Ein beherzter Griff ins Geschirr und der Hund ist im Auto - wenn kein Platz für die Rampe ist, die wir nun für Joey haben. 




Dienstag, 15. Oktober 2019

Endlich mal wieder - E 10

Heute waren wir endlich mal wieder auf einer richtig langen Hunderunde. Ich schon ein paar Monate nicht mehr auf dem E 10-Abschnitt von Wuthenow nach Gnewikow. 



Heute aber, bei wunderschönem Herbstwetter habe ich meine Kiepe gepackt (Jacke, Feuerkanne, Wasser, Becher, Digicam, Regenponcho, Messer und Mäc) und war ein paar Stunden mit Joey unterwegs. 


Hier eine Bilderschwemme: 





Schönes Geländer, hübsch neu gemachte Stufen. Wir kennen das ja noch in der anderen Version "Fitzcaraldo ist nix gegen uns!" (klick mich, ich bin ein Link)






Schön - oder? Ich hatte zwar die Kiepe mit und bin auch angesprochen worden, ob ich Pilze sammeln möchte, aber ich habe den lieber stehen lassen und sehe mich an dem Foto satt. Zumal es auch immer eine Warnung in der Pilzgruppe gibt, wenn der Stiel "genattert" ist. Müsste aber ein Parasol sein - und der ist paniert echt lecker. 






Hier bin ich auch mal mit Joey beim Bikejöring durchgefahren, das war einfach unglaublich schön. Seufz... aber da sich ja rausgestellt hat, dass ihm ein Stück Hüftknochen fehlt... aber manchmal fehlt mir der Sport wirklich sehr.



Das Zeichen, dass man immer auf dem richtigen Weg ist: Die E10 Markierung an einer Buche an der Seebiegung. 




Mäc, das Schottische Highland war übrigens auch mit. Soll ja auch was von der Welt sehen. 





"Oh, das riecht sooo toll!" gleich mal wälzen wie doof. Und noch mal und noch mal und noch mal und noch mal... und dann an die Leine kommen, weil wir auf dem Stück schon mal Wild getroffen haben. Dort ist der Weg etwas über Seehöhe und damit das Gelände auch für Wild angenehmer. Joey lässt sich zwar schon gut abrufen, aber ich möchte mich da nicht komplett drauf verlassen. 




Ich liebe diesen Dschungelweg!



Ist das nicht einfach unglaublich schön? 




Mäc hat so eine Art "Laubbadewanne". Gerade in so einem ursprünglichen Bereich kann man sehen, dass es in dem Sinne kein "Totholz" gibt. Was hier aufgerissen und tot aussieht, ist zwei Meter weiter ein grüner Baun.





Absolut wie im Märchen. Pünktlich zum Fontane-Jahr wurde der E 10 übrigens gründlich überarbeitet. Es gibt diese Treppe, ein paar Geländer, ein paar Sitzgelegenheiten am Weg. Es wurde auch ziemlich viel Müll eingesammelt! Ich hatte extra noch eine Tüte dabei, habe aber erfreulich wenig gefunden. Aber genug, dass es gestunken halt wie ein halber Müllwagen. 































Noch mehr alte Weidenbäume. Also das, was am Seedamm zum Teil stark verkürzt wurde - weil es dort einfach auch problematischer war.






Nach knapp 4 Kilometern haben wir unseren Pausenplatz erreicht. Erst einmal einen frischen Kaffee  mit der Feuerkanne! In der unteren Feuerschale wird Holz etc. angezündet und dann die Feuerkanne auf die Schale gesetzt. Das Besondere an der Feuerkanne (klick mich, ich bin ein Link) ist, dass sie doppelwandig ist. Im Prinzip wie eine Thermoskanne - nur dass in die doppelte Wand das Wasser kommt und durch den Kamineffekt schnell erhitzt wird. In diese Kanne passt etwas über einen halben Liter Wasser. So viel hatte ich in etwa mit, also genügend für einen Kaffee und um mit dem Rest die Glut zu löschen. Da Nick und ich unglaublich talentiert im Feuermachen sind (das war jetzt ein Scherz), habe ich Esbit dabei gehabt, damit ich nicht zwei Stunden auf den Kaffee warten muss und dann noch trockenes Holz draufgepackt. Also drei kleine Zweiglein. 




Manchmal haben wir sogar ein bisschen mehr vom See gesehen.


Am Ufer haben wir tatsächlich auch Herbstzeitlose gefunden. Sie sehen etwas nach Krokus im Herbst aus - sind aber Herbstzeitlose. 




Hier in Gnewikow haben wir uns vom E 10 verabschiedet, um über einen Weg quer durch die Felder wieder nach Wuthenow zu laufen. Ich bin übrigens die, die denkt: "Oh, hier verbrennt jemand Holz oder so!" weil es so riecht - und der erst 10 Minuten später einfällt, die verrußte Feuerkanne auf dem Rücken zu haben... 




Am Feldweg haben wir dann dieses Elfenhaus gefunden... wer da wohl drin wohnt?




In Wuthenow startet ihr am Weg zum Friedhof. Bei den Vor dem Weg könnt ihr an der Seite parken, weil der Feldweg da auch rauskommt. Bei den Ferienhäusern haltet ihr euch links und geht am Schild "Privatweg" vorbei. Wenn es geregnet hat etc. braucht ihr DICHTES SCHUHWERK! Denn dann lauft ihr dort durch einen Sturzbach. In Gnewikow könnt ihr auch ein Stück weiter laufen bis zum Jugenddorf, da kann man auch hoch, wir haben gegenüber vom Bootssteg einen schmalen Weg zwischen zwei Grundstücken gefunden. 

Solltet ihr auch Müll einsammeln, was sehr erfreulich wäre, findet ihr gen Ortsausgang Richtung Wuthenow einen Mülleimer an der Bushaltestelle. 

Insgesamt sind es etwa 6 km, wir waren über 2 Stunden unterwegs.












Sonntag, 6. Oktober 2019

Vom Mühltal, der Froschmühle und Burg Herzberg


Oh, es war ja echt monatelang Funkstille hier. Okay, dann mal los:

Im Sommer haben wir etwas über eine Woche Urlaub in der Nähe von Gießen gemacht. Da waren wir zur Hochzeit der ältesten Tochter und weil es so weit ist und wir dort noch mehr Familie getroffen haben, haben wir ein paar Tage dort verbracht. Die Hinfahrt war bei richtig heißem Wetter, was mit Ranzi ziemlich anstrengend war, da Ranzi keine Klimaanlage hat(te). Wir haben das dann mit einer kleinen Blumensprühflasche überbrückt und zwischendurch einfach mal Wasser zerstäubt. 

Gießener Luftrettungszentrum: Links Schrottplatz, Rechts Abdecker o. ä., gegenüber Kläranlage. Toll!

Weil die Strecke fast bei Leipzig vorbei ging, haben wir dort noch eine Twitterbekanntschaft besucht. Nicht irgendeine, sondern ein Schäferpaar, dass eine ganz besondere Schafrasse züchtet. Sie haben Blue faced Leicester-Schafe – die haben eine Ramsnase, Hasenohren und ein unglaublich tolles Fell! Sie sind auch ganz nett, aber selbst denen war es zu warm. Wir haben die Herde auf der Solaranlage besucht, wo sie weiden und ihr Stallzelt haben. Da es ein paar Lämmer gab, konnten wir auch gleich mit Flaschen geben. Das war echt toll – und wir haben danach ziemlich nach Schaf gerochen. Joey ist dann gleich mal eben unter die Schermaschine gekommen und hatte danach „Bauchfrei“. Das hat ihm sogar gefallen.
Wer schon immer mal wissen wollte, wie Frösche kacken... (Hinterhof JH Eisenberg)
Eine Zwischenübernachtung haben wir dann in der Jugendherberge Eisenbach gemacht. Genau: EisenBach. Es gibt auch eine in Eisenach, aber wir waren am Bach. Es hat etwas gedauert, bis wir dann dort waren – aber die ist absolut toll! Sie liegt mitten im Mühltal dort (was nicht das berühmte Mühltal ist, sondern eines in Thürigen) und heißt Froschmühle. Da dreht sich echt alles um Frösche! Wahrscheinlich war unser Landrat auch dort und hat sich in die Farbe vom Haus verliebt, wenn ich mir so das Kreishaus angucken. Da Assistenzhunde in Jugendherbergen kein Problem sind, war es auch mit Joey voll unproblematisch. Wir haben ein 4-Bett-Zimmer mit eigenem Bad für uns drei bekommen. Lediglich am nächsten Morgen zum Frühstück habe ich Joey dann irgendwann von „draußen angeleint“ in die Box im Auto verfrachtet, weil er irgendetwas blöd fand und unruhig wurde. Da das Auto aber in Blickweite war, alles kein Ding. Das Frühstücksbuffet kann übrigens mit jedem Hotelbuffet mithalten, bzw. ist sogar noch besser!

Am nächsten Tag sind wir dann Richtung Gießen weitergefahren und nachmittags völlig fertig und erledigt in der Ferienwohnung angekommen, die ganz toll war – auch wenn wir uns da dann später fast gestapelt haben, weil der Rest der Familie ja auch angereist ist und wir uns die Ferienwohnung dann geteilt haben. Wir haben einige Wanderungen in der Gegend gemacht, die recht „großhügelig“ ist und wollten eigentlich noch einen Biobetrieb mit Hühnern angucken, dazu sind wir aber nicht mehr gekommen. 

Burg Gleiberg


Was ich aber wirklich nett fand auf einer Wanderung war die Feststellung, dass es in dem Ort eine Arbeitsgruppe mit Senioren gibt, die Bänke etc. herstellen und die dann an den Wegen aufstellen! Das ist wirklich eine richtig tolle Idee!

Erkunden der Burg Gleiberg

Die Rückfahrt wollten wir eigentlich auch eine Zwischen-übernachtung machen, dazu sind wir aber nicht gekommen. Dafür habe ich auf einer Bundesstraße den Wegweiser „Burg Herzberg“ gesehen. Da war ich dann mal neugierig, weil wir hier ja auch ein Herzberg haben. Burg Herzberg ist... TOLL! Absolut! Wir haben uns dort alles angeschaut, es ist einfach nur schön. Es gibt eine Niederburg, eine Mittelburg und die Hochburg, alles sehr weitläufig. Man kann fast alles besichtigen und in der Niederburg gibt es nicht nur eine Schänke, sondern dort laufen auch im Burghof Hühner und Schweine herum. Joey war durchaus fassungslos, als er eines der Schweine erblickt hat.

Burg Herzberg




Einmal im Jahr gibt es übrigens das „Burg Herzberg-Festival“, auch „Klein Woodstock“ genannt. Es muss phantastisch sein – und es ist tatsächlich familienfreundlich. Das finde ich auch sehr gut. Wer irgendwie da Interesse hat – googlen hilft! Spät Abends waren wir wieder in Neuruppin und mussten uns dann erst einmal „vom Urlaub erholen“. 



Nun ja, dann gab es auf der Weiterfahrt noch einen kleinen Zwischenfall. Da schlängelt sich nämlich eine Bundesstraße durch die Tallandschaft und durch einige wirklich schöne Orte. Weil alles etwas eng ist und kurvig, ist die Geschwindigkeit begrenzt. Nun ist Ranzi ja auch nicht das schnellste Auto (gewesen), also waren irgendwann rund 6 Autos hinter mir, als in einer Ortsdurchfahrt plötzlich die Beifahrertüre aufschwang und ich ziemlich in die Bremse getreten habe, damit wir anhalten und die vernünftig zumachen können. Wütendes Gehupe hinter mir. Echt, wer mir so dicht auf der Pelle sitzt mit seiner Karre, dass er in einem Ort wo durchaus Kinder spielen können, keinen Platz zum bremsen hat...

Rittersaal Burg Herzberg
Nun denn, von vorne kam gerade ein Trecker, also konnten wir nicht überholt werden. Türe zu und weiter ging es. Es war Sonntag, es war ein schöner sonniger Tag, die Landschaft war phantastisch und diese Zahlen in den rot umkringelten Schildern... also das sind doch Maximalgeschwindigkeiten - ODER? Ich wusste allerdings nicht, dass es bis zur Autobahnauffahrt dann noch rund 15 Kilometer waren, als ich beschlossen habe, 10 km/h WENIGER ob des schönen Wetters, des Sonntages, der möglicherweise draußen spielenden Kinder etc. zu fahren. UND WEIL DER BLÖDMANN HINTER MIR GEHUPT HAT!


Ich sach mal so, auf den ersten 500 Metern Autobahn haben mich dann alle 10 ziemlich angefressen überholt und manche mussten mir noch zeigen, das ihre Hupe auch funktioniert. Die hätten froh sein sollen, dass sie nicht den Russen vor sich hatten, der mit 60 km/h über die Autobahn geschaukelt ist! 

Samstag, 13. April 2019

Dornröschen & Co


Huch, lange nichts mehr geschrieben. Es gibt uns aber noch!

Bei der ganzen Wolle, die hier angeliefert wurde, ist vor einigen Wochen eine Spindel dabei gewesen. Also das runde Holzteil oben auf dem Bild. Vor rund 40 Jahren hatte ich „Wolle spinnen mit einer Handspindel“ dann mal in der Schule. Es war furchtbar und hat nicht geklappt. Was aber auch mit an der Lehrerin lag, die es selbst eigentlich nicht richtig konnte und die Spindel damals war auch so ein „Säg mir mal eine Scheibe aus Restholz und schiebe da einen Rundstab durch...“. Zu schwer, zu groß.

Mein Probierset war eine Holzspindel und drei verschiedene Wollsorten im Kammzug für 8 Euro. Kammzug heißt, die Wolle ist gereinigt und gekämmt, die Fasern liegen alle in einer Richtung. Eine Anleitung habe ich bei Chantimanou gefunden, die macht Youtube-Videos darüber. Sie kann das wirklich super erklären – und so habe ich mir der „Park and draft“-Technik die ersten dicken Fäden hinbekommen. Also Wolle auseinander ziehen, Spindel drehen, den entstehenden Drall in die Wolle wandern lassen, Spindel festklemmen, aufwickeln. Und so weiter. Das hat echt Geduld und Durchhaltevermögen gekostet, weil es einfach mühselig ist, der Faden oft reißt und neu angesetzt werden muss, die Spindel runterfällt oder sich zurückdreht, weil der Faden zu dick geworden ist und die Spindel sich dann nicht lange dreht. 


Weil man Wolle, die man kardiert hat (Karden sind Bürsten mit vielen Metallhäkchen, also ähnlich wie manchen Hundebürsten, nur in viel größer) aufgerollt besser verspinnen kann, habe ich das auch ausprobiert. Dabei kann man auch Wolle mischen, was mir noch viel besser gefällt. Diese Rollen, die man verspinnt, werden "Rolags" genannt.

Mittlerweile habe ich mindestens schon einen halben Kilometer Faden gesponnen. Der gelbe auf den Fotos hier ist mit einer der ersten Versuche und auf dem Bild unten sieht man, wie unregelmäßig und dick der da noch war. Der wird immer noch etwas unregelmäßig, aber ich bekomme den grundsätzlich schon mal gut hin und auch so, dass die Spindel sich frei dreht und ich dabei die Wolle ausziehen kann, bis die Spindel auf dem Boden aufsetzt und ich den entstandenen Faden auf die Spindel wickeln muss um das nächste Fadenstück zu spinnen. Besuch, der bei uns war und gesehen hat, dass ich nun so spinne, das Garn dabei herauskommt, hat "Dornröschen" zu mir gesagt. "Oder Frau Holle!". 



Mit dem Faden auf der Spindel ist aber noch keine Wolle fertig, die man verhäkeln, verstricken oder verweben kann! Der muss irgendwann abgewickelt und verzwirnt werden. Also mit einem zweiten Faden versponnen. Also muss man mindestens doppelt so viel Garn spinnen, wie man am Ende gerne haben möchte. Hier auf dem Bild sieht man, wie zwei Fäden miteinander verzwirnt sind. 



Auch dann ist die Wolle noch nicht fertig zum verstricken und Co! Die verzwirnte Wolle muss gehaspelt werden. Das bedeutet, sie wird fest um ein Gestell gewickelt und hat Zeit, sich „zu setzen“. Ich wickle sie um eine Stuhllehne. Eine Runde sind etwa 75 cm. Dann kann ich gleich gucken, wieviel ich gesponnen habe. Dort bleibt die Wolle einen Tag. Dann wird sie mit Bändern abgebunden und kommt in eine Schüssel mit heißem Wasser. Sie wird so mindestens 20 Minuten gebadet. Wolle schrumpft dabei. Danach kommt sie in kaltes Wasser und dann wird sie gestreckt, ausgewrungen, ein paar Mal auf den Wannenrand geschlagen um sich besser zu verfilzen – und dann darf sie trocknen.

Es ist ein langwieriger und langsamer Prozess und ich bewundere unsere Vorfahren, die es so fertig gebracht haben, Garn für die komplette Bekleidung und sogar für riesige Segel zu spinnen! Dazu kommt ja, das verschiedene Fasern auch verschieden lang sind. Es gibt Schafwolle mit langen Haaren, die bis zu 12 cm lang sind. Andere Schafrassen haben nur kurze Haare mit 3 – 4 cm. Auch Leinenfasern habe ich schon mit versponnen – die sind zwar schön lang, aber sehr glatt. Insgesamt finde ich es total faszinierend, wie man aus wenigen Fasern dann einen Faden spinnen kann, der eine immer schwerer werdende Spindel hält. 


Es ist sehr spannend, sich mit dem Thema zu befassen – und es gibt sehr viel zu lernen. Da die von mir hergestellte Wolle sehr unregelmäßig ist und keine lange Lauflänge hat, wird sie verwebt. Und das... ist dann die nächste Geschichte! :-)