Dienstag, 31. Dezember 2013

Farino und Joey unterwegs

Joey hat sich hier ganz schnell prima eingelebt und findet es super, aus dem Haus zu können und sofort in einem Garten zu stehen. Noch viel besser ist es, wenn ihm der Garten zu langweilig wird, der Nachbarschaft Besuche abzustatten und zu gucken, ob es irgendwo etwas Interessantes gibt. Heute war wieder so ein Tag, kurz drinnen gewesen und schwupps, Joey war weg und kam auch auf Rufen hin nicht. Also in die Jacke geworfen, Schuhe angezogen und Farino das Suchkommando gegeben, der dann auch sofort losgesaust ist und alle zehn Meter dann angehalten und geguckt hat, ob ich hinterher komme. Joey war aber nur eine Ecke weiter und hat sich dann sehr gefreut, das wir ihn gesucht haben.

Vor ein paar Tagen hat er angefangen, sich zu Schneeweisschen vorzuarbeiten. Das heisst, zu dem, was davon nach ein paar Jahren noch übrig ist. Schneeweisschen war unser Zwergkaninchen, das wir von einem „ich habe keinen Bock mehr auf die blöden Viecher“-Kind zusammen mit Rosenrot übernommen haben. Beide Kaninchen wurden uns freudestrahlend mit „Guckt mal, die quietschen wie Meerschweinchen!“ vorgestellt. Diese Leute hatten im Leben noch nie Meeries – aber dafür 6 Jahre lang Kaninchen, die nie einen Tierarzt gesehen haben, der denen erklärt hätte, dass die Wasser in den Lungen haben und innerlich ertrinken. Schneeweisschen hatten wir dann nur ein paar Monate, bevor es trotz Medikamente nicht mehr ging und sie wurde hier dann im Garten beerdigt. Ungefähr dort, wo Joey dann angefangen hat zu buddeln. Rosenrot hatten wir noch ein paar Monate länger, bevor auch sie eingeschläfert werden musste.




Hundebegegnungen hatten wir hier auch schon einige und die waren alle recht problemlos. Angst hat er bekommen, als er unangeleint ebenfalls zwei unangeleinten großen Hunden begegnet ist und das auf einem schmalen Pfad. Das fand er definitiv nicht lustig und hatte ziemlich Angst. An der Leine fühlt er sich dann viel sicherer – so sicher, das er da dann mitunter eine viel zu große Klappe hat.

Dann hat er hier am Rand eines Neubaugebietes Rehe aufgescheucht. Das erste Bild, das sich mir geboten hat war: Joey rennt freudestrahlend auf mich zu und 20 Meter hinter ihm rennen zwei Rehe quer, die er gar nicht mitbekommen hat. Wenig später hat er dann noch mal Rehe aufgescheucht, die waren aber hinter einem hohen Zaun im Gras – das fand er dann sehr spannend. Die Viecher sind ihm definitiv zu groß, aber die riechen toll...



Kälber und Kühe hat er hier auch mittlerweile mehrfach von ganz nah gesehen, heute war Farino dann mal mit auf „unserem“ Hof. Also dort, wo wir früher die Ponys stehen hatten und es Clauni, die Bananenmilchkuh gab. Mit Farino als „Bauernhofprofi“ an seiner Seite war alles schon viel weniger unheimlich und wir haben auch noch Pferde geguckt. Jerry, das alte Voltigierpferd, war grad draussen am Sattelplatz und praktischerweise kam Norman auch grad mit seinem Pferd den Weg entlang, was Joey dann zum Erdmännchen werden lies. Ein Pferd – und dann auch noch soooo dicht! Das ist aber voll in Ordnung, weil Joey in Neuruppin die Kutschpferde verbellt – was er nicht soll. Hier kann er lernen, das Pferde ihm nichts tun – solange er ihnen auch nichts tut.


Letztens hat er unterwegs das erste Kälbchen in einem Kälber-Iglu gesehen und etwas länger gebraucht um für sich das Bild zu verarbeiten. Wahrscheinlich hat er überlegt, warum dieser „Hund“ „böööööööhhhhhh“ sagt und in so einem komischen Ding wohnt. Mittlerweile hat er Kälber-Iglus schon von dichter dran gesehen und auch mit anderen Kälbchen drin, die gerne mit dem komischen kleinem braungeflecktem Hundekalb spielen würden. Seit meine Tochter da nicht mehr auf dem Hof ist, gibt es bestimmt kein Kälberfussball in der Reithalle mehr, wo die Kälbchen mit einem großen Gymnastikball spielen. Rinder sind von Natur aus sehr neugierige und auch gelehrige Tiere und man kann mit ihnen viel Spaß haben. Da ich damals unser Pony eingefahren habe, hatten wir sogar ein kleines Kutschgeschirr, das dann an einigen Kälbern gelandet ist, die damit Schlitten oder einen Bollerwagen gezogen haben und so ein Kalb vor dem Wagen auf einem Dorfumzug stiehlt jedem anderen Festwagen definitiv die Show.



Joey ist übrigens auch ein guter Wachhund. Er passt auf. Und verbellt durch die geschlossene Haustüre hindurch sogar den Nachbarn, wenn der hinter der Hecke rumwurschtelt. Ist halt nur doof, wenn der Nachts anschlägt und alle senkrecht in ihren Betten stehen, weil Hund unbedingt vermelden muss, das die Tochter nach Hause gekommen ist ;-) . Letztens hat es dann draussen mal nachts geknallt, weil Nicos Gäste sich mit Böllern verabschiedet haben, da ist Joey aufgesprungen und nach nebenan ins Schlafzimmer gespurtet um sich dort unterm Bett zu verstecken, wo er dann den Rest der Nacht verbracht hat. Ansonsten schläft er auf einer Decke direkt am Meerschweinchenstall, hat er sich so ausgesucht, weil er dort ja nicht im Stall mit drin liegen darf. Er wärmt sie quasie durch die Käfigwand hindurch, weil sie direkt auf der anderen Seite liegen, wenn sie nicht grad die halbe Nacht dabei sind, irgendwas wegzumümmeln. Das ist so eine Art Deal, ich gehe immer sehr spät ins Bett und weil Emil dann im Normalfall anfängt, infernalisch loszubrüllen und damit die anderen aufweckt, bekommen die Schweinchen immer noch was zu fressen. 



In den ersten Tagen war die Nacht dann auch meistens so gegen 5 Uhr zu Ende, dann ist Kai aufgestanden und Farino, der hier in dessen Zimmer schläft, ebenfalls. Das hat Joey mitbekommen und ist erst einmal so lange durchs Zimmer gesteppt, bis ich die Türe aufgemacht habe und er mit Karacho die Treppe runter ist um bloß nix zu verpassen. Zwei Stunden später waren die Hunde dann wieder oben und haben vermeldet, man könne jetzt ja weiter schlafen, Action wäre vorbei. 

Sogar am Fahrrad ist Joey hier schon gelaufen, das ging relativ gut. Nachmittags ist er dann gleich nochmal an einem Fahrrad gelaufen, an dem von Nick. Nick hat hier sein Therapiedreirad und weil ein Dreirad nicht ganz so schnell kippt wie ein Zweirad, hat er dann ausprobiert, wie es ist mit Joey am Rad. Das ging relativ gut, irgendwann habe ich aber dann die Hunde getauscht, Farino guckte nämlich schon ziemlich enttäuscht und war dann stolz wie Oskar, als er wieder neben dem Dreirad laufen durfte. Da man mit einem Dreirad sehr langsam fahren kann ohne umzukippen, war es gar kein Problem, das Farino neben dem Rad gelaufen ist. 

Soweit erst einmal ein Einblick in die Reiseabenteuer...

















Freitag, 20. Dezember 2013

Hunde unterwegs

Nun sind wir unterwegs. Enorm, was in einen kleinen Golf so reinpasst. Drei Menschen, zwei große Hunde, zwei Meerschweinchen im Transportkäfig und jede Menge Gepäck.

Joey fährt ja nur selten Auto, fand es aber sehr spannend - und dann war er gleich wieder ein paar Stunden unterwegs. Sehr spannend für ihn. Die Pausen waren auch kein Problem, nur das Warten, als wir uns dann bei Mäcces mal was zu essen geholt haben, das fand er ein bisschen doof.

Am Ziel angekommen war er erst einmal etwas verunsichert, schließlich kennt Farino hier ja alles, er nicht. Also hat er erst einmal überall herumgeschnüffelt und dann beschlossen, ist ganz ok und alle Menschen auch gleich ins Herz geschlossen. Und Garten... ist ja sowieso super, Tür auf und dann kann man (wenn der kleine Mann sich denn traut...) gleich raus auf eine Wiese. Ist doch super! Sofort wurden noch im Dunkeln dann die alten Mäuselöcher inspiziert, zur Freude des Teppichs.

Während Farino dann später ganz automatisch zu seinem Home-Schlafplatz walzte (der nämlich nach wie vor im Schlafzimmer ist), kam Joey mit zu mir ins Zimmer, wo Meerschwein Emil uns mit infernalischem Gequieke begrüßte. Überhaupt, die Meeries auf dem Boden, das ist so interessant für Joey, das er sich gleich mit in die Wanne vom Käfig geworfen hat. Nix da! Raus, und Gitter rüber.

Das man dann vom Grundstück flüchten kann, wenn man einmal ums Haus rennt, hat Joey dann am nächsten Morgen gleich raus gehabt als er dann die Nachbarn besuchen wollte. Was gibt es noch? Die Hunde sind hier nach einigen Trockenfleisch-Leckereien und dem Sichten von drei Dosen Hundefutter erst einmal in den Hungerstreik getreten, was ihr normales Futter anbelangt.

Ah, dann war ich heute duschen und habe danach von unten so komische Geräusche gehört und dachte, da kotzt ein Hund. Gerade als ich rufen wollten "ich mach das gleich weg!" ist mir aufgefallen, das dann doch kein Hund kotzt, sondern mein Kind Bongo spielt. Nein, drauf rumhaut. Das hört sich irgendwie  total ähnlich an, warum auch immer.

Farino hat sich irgendwie was weh getan und leidet, was habe ich noch nicht rausgefunden, aber wer besuchen gleich dann mal die Tierärztin. Mit Joey war ich dann heute alleine eine lange Runde laufen, was er sehr spanend fand. Wir haben dann einen Bauernhof besucht (wer uns kennt, weiß natürlich wo wir waren) und er hat Kühe angeguckt und Pferde und ganz viel tolle Gerüche gehabt. Da Kühe und Pferde neugierige Tiere sind, fanden die das natürlich ganz interessant, so einen bunten Hund zu gucken. Leider war Gegenlicht, da brauchte ich die Kamera gar nicht erst rausholen.

So, und nun müssen wir los, zur Tierärztin, das die mal auf Farino guckt und die Schmerztabletten mit Leberwurstgeschmack mitgibt, damit er sich zumindest wieder schmerzfrei bewegen kann, was die ganzen letzten Tage absolut kein Problem war. Keine Ahnung was er gemacht hat...



Samstag, 14. Dezember 2013

Vermisst jemand hier was?

Zumindest hat noch niemand gefragt, wo die letzten Türen geblieben sind...

Also, das Projekt Adventskalender hat sich in der Kürze der Zeit als aufwändiger wie gedacht herausgestellt. Da ist wirklich jeden Tag viel Zeit bei drauf gegangen - und es macht tatsächlich viel Spaß. Im Moment brauche ich aber genau diese Zeit um dringende Sachen für uns zu erledigen.

Da es aber vielen so geht, das es gerade kurz vor Weihnachten und zum Jahresende hin ein bisschen stressig wird, ist es hoffentlich etwas nachvollziehbar. Nach wie vor habe ich noch einige Ideen für Beiträge über Kunst und Kultur, aber die kommen dann halt ein bisschen später.

Ich bin heute gefragt worden, wie es Farino geht, der sich ja blöd am Kreuzband verletzt hat. Farino geht es eigentlich recht gut, wir haben die ersten Tage nur ganz kurze Runden gemacht. Heute waren wir dann mal wieder auf dem Exerzierplatz, Joey toben lassen - und Farino ist dann auch gleich rumgerannt vor lauter Freude, hat dann aber gemerkt, das ist suboptimal und ist ganz schnell wieder an der Leine gelandet. Fand er doof, hat er aber halt Pech. Ansonsten tobt er in der Wohnung auch gerne eine Runde mit Joey rum, passt aber auch relativ auf, das "nur vorne" getobt wird, nicht hinten an der Flanke.

Über Joey gibt es auch Erfreuliches zu berichten, nach ein paar sehr konsequenten Wochen wo ich wirklich hart durchgegriffen habe wenn er abgespackt ist, hat ihn die Erkenntnis erreicht, das er mit weniger Trara viel angenehmer lebt. Er regt sich immer noch gerne über andere Hunde auf, aber er geht nicht mehr so völlig ausser sich in die Luft und windet sich wie blöde dabei. Das ist ein riesiger Fortschritt, den ich "nur mit Wattebäuschchen werfen" nicht hinbekommen hätte.

Es kommt darauf an, wo wir sind und wie Joey von Anfang an reagiert, wie ich entscheide. Oft klemme ich ihn jetzt zwischen meine Beine. Dann kann er nicht rumtoben und wenn er meint, er muss zu sehr motzen, reicht es eigentlich, eine Hand unter den Fang zu legen und zu sagen, er soll ruhig sein. Es gibt auch bei seinem Motzen den Unterschied zwischen "du bist ein blöder anderer Hund und ich mach´  dich jetzt mal an!" und dem Frustgemotze, das er nicht so darf, wie er gerne möchte.  Frustgebell lasse ich auch eher durchgehen, weil er damit seine Anspannung abreagiert und der andere Hund sich auch gar nicht um so ein Frustgebell kümmert, Anmache wird recht schnell unterbunden. Ausnahme sind andere Jagdhunde, die ebenfalls von Natur aus lautfreudig sind, wie die Beagle in der Nachbarschaft. Da wird dann gerne mal von allen Hunden Laut gegeben, was das Zeug hält - und das ist auch in Ordnung.

Wir üben seit einiger Zeit an den Treppen hier in Neuruppin dann warten und Aufmerksamkeit. Das ist purer Selbstschutz, wer weiß, wie schweineglatt hier im Winter die Treppen z. B. im Rosengarten werden können kann sich vorstellen, was passiert, wenn zwei Hunde da runterfetzen und Frauchen hinterher fliegt. Also wird jedes Mal geübt und Joey hat innerhalb weniger Tage tatsächlich verstanden, das er direkten Blickkontakt zu mir haben soll, dann darf er auch die Treppe benutzen. Auch das ist für Joey, der sich draussen kaum auf mich konzentriert, ein großer Fortschritt!

Was Joey noch nicht so ganz begreift ist, das er absitzen und warten soll, bevor es durch die äussere Haustüre geht. Die Erwartung, das es dann gleich raus auf die Strasse geht sind so dermaßen groß, das es sehr, sehr schwer für ihn ist, sich in dem Moment zusammenzureissen und auf mich zu konzentrieren und wir brauchen oft ein paar Minuten, bis wir tatsächlich draussen sind, weil so oft die Türe dann wieder zugeht.

Aber wer von innen mal erlebt hat, wie es ist, wenn Joey kaum, das die Türe auf ist, kopflos und ohne Rücksicht auf irgendwelche Verluste rausschießt, ich glaube, der versteht viel eher, warum ich an der "Baustelle" ebenfalls sehr intensiv arbeite. Das geht einfach nicht! Der würde einen Radfahrer damit vom Rad holen (oh, und da gibt es einen ganz speziellen Herren, der extrem sauer ist. Nicht, weil Joey ihn zweimal schon mit genau solchen Eskapaden fast vom Rad geholt hätte, sondern weil ich bei so einem Verhalten bei Joey durchgreife!). Aber wie das eben so ist, lasse ich solch ein Verhalten durchgehen - und sich hinstellen und nur "nana, das darfst du aber nicht!" sagen IST letztlich genau das - und es passiert was, ist die Aufregung groß, greife ich durch, weil Wattebäuschchen-Werfen (Nein-Sage, Klicker, Quietschi und was es nicht noch für super Tipps gibt) nichts bringt passt es einigen Leuten auch nicht. Nur: Die sehen den Hund nur einige Sekunden mal und urteilen nach den paar Sekunden. Wir leben mit Joey zusammen und nach diversen Verletzungen durch den Hund war klar, das ich leider sehr harte Grenzen setzen muss, sonst geht es ganz fürchterlich schief. Und siehe da - genau dieses "grau (Verwarnung)- schwarz (es scheppert und das notfalls auf dem Hund) - weiß (positives Verhalten ausgiebig loben und mit Futter bestätigen)" hat den "Klick" bei ihm gebracht.

Eine andere Hundehalterin mit einem kleinen französischen Bullterrier hat mich mal übel angemacht. Joey ist komplett ausgerastet beim Anblick ihres Hundes und hätte dem auch ohne zu zögern ein Loch ins Fell gebissen.Also hatte ich auf glitschigem Untergrund zwei Hunde mit einem Gesamtgewicht von über 45 Kilo an zwei Leinen, einer davon voll am ausrasten. Nach einigen Verwarnungen, die nichts gebracht haben, gab es einen gezielten Klapps - und damit war auch gut.

Kam die Olle mit ihrem Hund, zurück, wo ich froh war, das der endlich ausser Sichtweite war und hat mich angebrüllt, mein Hund würde Angst bekommen. Ja, mag sein. Nur: Was ist eigentlich mit mir und meinem Sohn? Sollen wir bei einem Hund, wo wir wissen, das nichts anderes Hilft und das er mich schon mehrfach durch genau so ein bescheuertes Verhalten verletzt hat, das DURCHGEHEN lassen? Was ist mit unserer Angst, das wir verletzt werden? Ein verletzter Knöchel und eine angeschlagene Hüfte tun länger weh als der Klapps, den Joey in dem Moment bekommen hat. Sage ich schlichtweg aus Erfahrung. Und wenn er Angst bekommen hat - ja, dann ist das so. Das ist zwar nicht schön, aber in dem Moment achtet er auf mich, weil er weiß, er hat etwas verkehrt gemacht.

Joey stellt viele Regeln der üblichen Hundeerziehung auf den Kopf. Ich bin mir aber sicher, nicht nur er. Es wird viele Hunde geben, die ähnlich unsozialisiert aufgewachsen sind wie er und eben nicht "wie üblich" funktionieren. Nur: es traut sich kaum jemand, zuzugeben, das es so ist. Weil im Fernsehen die Hundenanny gelaufen ist, weil Martin Rütter läuft und Cesar Milan. Vergessen wird, das bei vielleicht 30 Minuten Sendung immer nur ein BRUCHTEIL gezeigt wird - und natürlich muss es gut ausgehen. Es ist ja eine Tiersendung. Ich habe nur EINMAL mitbekommen, das ein Hundetrainer im Fernsehen gesagt hat: "Das hat keinen Zweck, den müssen Sie einschläfern lassen!". Das fand ich erschreckend - aber es war zumindest ehrlich.

Die Leute finden voll schrecklich, was mit den Hunden in Rumänien, Kroatien, Spanien und so weiter passiert, das sie eingefangen werden, man sie erschießt, das es Tötungsstationen gibt. Kann ich ja verstehen. Und dann kommt immer wieder "die sind ja sooo dankbar!". Ja, Joey ist ein lieber Hund. Aber Dankbarkeit, sofern ein Hund dieses überhaupt empfinden kann, ist für einen Menschen sicherlich auch irgendwo etwas anderes als für ein Tier. Es gibt Tierhalter, die sagen zu ihrem Tier: "Du könntest ruhig dankbar sein! Ich hole dir bestes Futter, ich gehe mit dir zum Tierarzt, ich gebe für dich viel Geld aus!" - einem Tier bedeutet Geld nichts. Es weiß nichts damit anzufangen. In seiner Welt gibt es kein Geld.

Genau so wenig wie eine Lautsprache wie Menschen sie haben. "Versteht der überhaupt DEUTSCH???" wurde ich schon ganz oft gefragt, wenn es um Joey ging. Warum gehen Menschen davon aus, das Tier automatisch unsere Sprache verstehen? Mit welcher Überheblichkeit gehen Menschen davon aus, das Tiere UNS verstehen müssen - wir uns aber kaum Mühe geben müssen, ein Tier zu verstehen?

Ein Bekannter von uns hatte eine Katze. Die durfte nie aus der Wohnung raus und kannte so über 6 Jahre ihres Lebens nichts anderes als eine Wohnung mit 3 Zimmern, in der sie überwiegend alleine war. War der Bekannte in der Woche irgendwo arbeiten oder auf Urlaub, kam 2 - 3 Mal in der Woche eine Katzensitterin vorbei um Futter hinzustellen, Wasser zu wechseln und das Katzenklo zu säubern. Dann zog er um. Eine Wohnung mit Wintergarten. Es war absolut faszinierend zu sehen, wie diese Katze das erste Mal nach Jahren über sich einen Himmel gesehen hat!  Wie vorsichtig und erstaunt sie vor den Scheiben gesessen hat und entdeckt hat, das es ein draussen gibt! Wie lange sie später vor der mit einem Gitter abgesicherten offenen Türe gesessen hat und es einfach genossen hat, in der Sonne zu liegen, frische Luft zu atmen und zu sehen, was sich draussen alles so tut! Als sie sich dann später das erste Mal in den Garten getraut hat, ganz zögerlich das Gras unter ihren Pfoten gespürt hat... ich hatte Tränen in den Augen, weil ich mich für das Tier so sehr gefreut habe. Der Besitzer hat sich weniger gefreut sondern eher Panik geschoben, aber egal. Es liegt nicht in der Natur einer Katze, ein einsames trostloses Leben in einer Wohnung zu führen und nur selten einen Ansprechpartner zu haben.

Die Verantwortung für ein Tier zu übernehmen bedeutet mehr, als nur dafür zu sorgen, das Futter und Wasser da sind. Bei Hunden bedeutet es, dafür zu sorgen, das sie problemlos in Gemeinschaft mit Menschen leben können. Leider ist der Weg bis sie es können, nicht immer ganz einfach. So wie bei Joey. Das er im normalen Umgang mit Menschen ein absolut lieber Hund ist, der jeden umarmen und "abknutschen" würde reicht dazu eben nicht aus (wobei das sehr oft auch völlig respektloses Verhalten vom Hund ist! Das mal so nebenbei...).

So, nun habt ihr doch noch ein bisschen mehr zu lesen bekommen ;-) einen schönen 3. Advent!


 


Mittwoch, 11. Dezember 2013

Adventskalender 11. Dezember


Na ja, eigentlich steht danneben nicht 11... ;-)







Als Sissi die Kuh aufs Glatteis führte...

„Ich wollte gerne einen Hund haben...“ erzählte Herr Degener „also sind meine Frau und ich ins Tierheim gefahren...“ es gab viele Hunde im Tierheim, so wie es in allen Tierheimen immer viele Hunde gibt. Große, kleine, hübsche, hässliche, laute und leise. In der hintersten Ecke war ein leiser, schüchterner und nicht sonderlich hübscher Hund. Der ist es dann geworden. Sissi, ein schwarzer Schäferhund, zurückgelassen von den Russen. Der Tierarzt schlug erst einmal die Hände über dem Kopf zusammen „Was hast du dir denn DA angeschafft?!“. Aber wie das so ist, wenn Hunde ein neues Zuhause bekommen, dann sind viele von ihnen sehr froh darüber und geben sich viel Mühe.
So auch Sissi, die eine treue Begleiterin und mit guter Pflege und gutem Futter auch bald ein bildschöner Hund mit satt glänzendem, schwarzen Fell wurde.

Eines Tages im Winter ist er mit dem Hund in Wulkow über den zugefrorenen See gelaufen, als Sissi plötzlich losrannte und verschwand. „Oh je“, dachte er „jetzt ist die hinter Wild her und das gibt Ärger!“. Er hörte sie bellen – und zu seiner Überraschung kam das Bellen aber immer dichter. Am Ufer erschien ein größeres Tier. „Ich dachte erst, das wäre ein Elch oder so!“ schmunzelt der alte Herr, bevor er fortfährt „aber dann habe ich gesehen, das ist eine Kuh! Da hat doch meine Sissi tatsächlich eine Kuh im Wald gefunden und aufs Eis getrieben!“. Zu der Zeit gab es dort einen Bauern, der sein Vieh sich selbst überlassen hatte – und so kam die Kuh in den Wald.

Jetzt wissen wir, woher der Spruch „eine Kuh aufs Glatteis führen“ kommt. Von Sissi, dem ehemaligen Hütehund.


Dienstag, 10. Dezember 2013

Adventskalender 10. Dezember

nicht in der Innenstadt ;-)



Beeingedruckt!

Auf dem Schulweg kommt Nick immer an einer Galerie vorbei, ich oft auf den Hunderunden. In einem Schaufenster standen lange große merkwürdige Gestalten und ein Schild verkündete, das mittwochs und samstags die Galerie ein paar Stunden geöffnet wäre. Das sah sehr spannend aus und machte irgendwie neugierig. Mittlerweile stehen im Schaufenster andere Sachen: zwei Bilder und eine Metallskulptur.

Von aussen sieht man auch gar nicht, wie groß es in dem ehemaligen Laden, der schon die Fontane-Buchhandlung und die Sparkasse beherbergte, überhaupt ist und so waren wir doch überrascht, als wir drinnen standen. Hier stellt Bernd Weimar seine Werke aus.

Bei der Internetrecherche vorab las ich, das er einen „soliden Beruf“ (Maschinenschlosser) erlernt hat, bevor er sich mehr und mehr der Kunst widmete und nachher sogar Leiter der VHS hier war. Sein Werdegang war von kleinen Bildern hin zu größeren (die ganz großen Bilder kenne ich nicht) und beinhaltet Collagen ebenso wie Zeichnungen (zum Beispiel auf einer Art Packpapier, das ich persönlich total gerne mag, weil es etwas völlig anderes ist, ob man auf weißem, cremefarbenem oder natronfarbenem Papier zeichnet), Malereien und Druckgrafiken. 

 
Aktuell sind in der Ausstellung viele Druckgrafiken und sehr schön finde ich, das einige der Holzplatten, die zum Drucken genommen worden sind, ebenfalls ausgestellt sind.


Während Nick mit zunehmender Begeisterung und Sicherheit Fotos von der Ausstellung machte, haben Herr Weimar und ich uns ein bisschen unterhalten. Er mag schwarz-weiß und fotografiert auch in schwarz-weiß. Das kann ich verstehen. Als ich mit Sigi zusammen war (was nun schon fast 30 Jahre her ist), habe ich fotografieren gelernt. Mit einer Spiegelreflexkamera, ganz klassisch mit diversen Objektiven und wir haben auch selbst entwickelt. Das war total klasse und hat unheimlich viel Spielraum gelassen, Dinge auszuprobieren. Unsere bevorzugten schwarz-weiß-Filme waren die von Orwo. Schwarz-weiß beschränkt den Blick aufs Wesentliche.


Bei vielen Bildern ist es damit aber in einer Zeit, wo alles möglichst bunt und poppig sein muss, ein Problem. Denn über schwarz-weiß-Bilder muss man eigentlich viel mehr nachdenken. Er merkt, erklärte Herr Weimar, das es ein deutlicher Unterschied ist ob die Leute sich die großen farbigen Bilder oder die Druckgrafiken angucken. Schwarz-weiß ist schwieriger. 


Dabei lohnt es sich wirklich, sich die Zeit zu nehmen und in der Fülle der Motive zu schwelgen. Vor schwarzen, bodenlangen Raumteilern aus Stoff stehen die „Tornower Elfen“, also diese riesigen Holzskulpturen, von denen lange zwei im Schaufenster standen. Auf die Frage, wie man dazu kommt, solche riesigen Figuren zu machen, kam die Antwort: „Ich war auf einem Bildhauerlehrgang in Tornow und da haben wir so riesige Bretter bekommen. Ich dachte, daraus säge ich die Figuren!“. Und wie entstehen solche Figuren? „Die entwickeln sich beim Zeichnen!“. Das kenne ich. Da fängt man irgendwie an rumzukritzeln und dann verstärkt man irgendwann alle Formen, die einem gefallen und am Ende hat man mitunter eine merkwürdige Figur. Aber genau die gefällt einem dann (ersteinmal) auch, weil – sonst hätte man sie ja nie so entwickelt. 


Es ist sehr spannend zu sehen, welche Fülle an Motiven im Laufe der Zeit entstanden sind und als „Zugabe“ finden sich zwei Uhren in der Ausstellung, wo man bei der einen einen „Aha“-Effekt bekommt, wenn man sie genauer anschaut. Upcycling mal anders. Aber sehr interessant.

Geht gucken! Nehmt euch die Zeit! Wenn ihr zur „Generation Banksy-Fans“ gehört – dann geht ERST RECHT hin! Das ist mein voller Ernst! Warum ich das meine? Ich habe für meine Tochter ein Hardcase für ihr Smartphone ausgesucht. Sie hat sich eines mit einem Banksy-Motiv gewünscht und ich bin umgefallen, als ich gesehen habe, wie viele Motive es von Banksy mittlerweile auch für solche Sachen gibt. Banksy ist ein Stree-Art-Künstler und macht fast alles in schwarz-weiß. Auch über seine Motive soll man nachdenken, selbst wenn sie ein krasses Gegenteil zu dem sind, was ihr in der Ausstellung findet. DESHALB sollt ihr hingehen. Ihr könnt dort wirklich toll lernen, euch mit schwarz-weiß auseinander zu setzen. 


Ihr findet Stencil-Arbeiten (Schablonentechnik) gut? Super – also geht hin und lernt an den Druckgrafiken etwas über Wirkung und Ausdruck. Und lernt, das eine gute Arbeit vor allem Zeit braucht. Schaut euch die Tornower Elfen an und lernt, das man Proportionen nicht perfekt beherrschen muss. Manchmal können komische Figuren viel mehr Eindruck machen als perfekt umgesetzte Menschen, wo alles an seinem richtigen Platz ist.


Stellt euch vor die Bilder mit den Clowns und schaut sie euch genau an. Es ist nicht mehr als weißes Papier mit schwarzer Druckfarbe drauf. Aber wenn man sich hinstellt und darüber nachdenkt, kann es das Tor zu einer anderen Welt sein! Ich habe sofort an Charlie Rivel, Grock und „Akrobat schöööööön!“ gedacht, als ich die Bilder gesehen habe. Vor allem aber... ihr habt dort „einen Künstler zum anfassen“. Was nicht bedeutet, ihr sollt Herrn Weimar begrabbeln, es bedeutet, er ist tatsächlich da und man kann ihn etwas fragen. Das ist toll, das hat man sonst eigentlich eher weniger.

Nicht unerwähnt möchte ich die wachsende Begeisterung lassen, mit der Nick die Fotos gemacht hat. Es hat wirklich sehr viel Spaß gemacht, ihm zuzuschauen und er hatte ziemlich freie Hand. Er hat Stühle umgerückt, damit sie nicht im Bild stören, das Stativ rauf und runter gestellt – sich hingekniet und die Motive so gesucht, wie sie ihm am Besten gefallen. Auch Herr Weimar hatte sichtlich Spaß dabei, ihn zu beobachten – und ihn mitunter sanft etwas zu lenken „da ist Schatten, da musst du aufpassen“ oder „hier musst du mal gucken, das stört links und rechts ein bisschen...“. Danke dafür und Nick ist insbesondere nach der Bemerkung „für meinen Fotokollegen“ innerlich gleich einen halben Meter gewachsen! 

Wir hoffen, die Fotos haben euch ein bisschen neugierig gemacht! Die Galerie findet ihr in der Karl-Marx-Strasse 90, also wenn ihr von der Kulturkirche Richtung Rheinsberger Tor geht. Die Öffnungszeiten sind:



---------
Was anderes...

Farino hat sich gestern eine Verletzung am Kreuzband zugezogen, das kam heute raus und zusammen mit einigen anderen Sachen hat es mich dann ziemlich umgehauen und ich hänge etwas arg in den Seilen. Die Liebe eines Hundes (in diesem Fall Joey, weil Farino bevorzugt wie tot rumliegt) ist, wenn man nach einem Sprint zum Klo, weil einem alles hochkommt, dann den Flur nicht wischen braucht...  (gut, das der Magen danach leer war, sonst hätte ich gleich wieder umdrehen können). 



Montag, 9. Dezember 2013

Adventskalender 9. Dezember




Aus Freude am Gefühl...

„Das ist so ein richtiges Neuruppiner Urgestein!“ wurde mir erklärt „Der kann richtig viele Geschichten erzählen“. Damit war meine Neurgierde geweckt. 20 Minuten nach meinem Anruf saßen Nick und ich diesem „Urgestein“ gegenüber. Ja, Hans-Hermann Degener kann viel erzählen, auch sehr berührend erzählen. Von vor dem Krieg, als die Leute noch mit Pferd und Wagen in die Stadt gekommen sind oder im Winter mit dem Schlitten oder wie es war, als der Seedamm kaputt war und die Russen im Laden standen. Er erzählt vom Neuanfang, Wiederaufbau – von der Zeit, als der Betrieb halb verstaatlicht wurde, von der Wende – und von einem neuen Anfang. Mit 60.

„Sie können sich das nicht vorstellen, das muss man erlebt haben!“ sagt er. Stimmt. Ich habe es – zum Glück – nicht erlebt, aber es war mal wieder Fremdschämen angesagt. Das ist es öfters, wenn ich mitbekomme, wie mit den Versprechen auf „blühende Landschaften“ skrupellose Menschen aus dem Westen hier alles platt gemacht haben, weil sie allein ihre Ansicht von Marktwirtschaft und ihre Einstellung und Vorurteile über das Leben im Osten als das alleinige Seelenheil angesehen haben. Was ich recht gut nachempfinden kann: neu anzufangen. Mittlerweile sind Nick und ich darin ja quasie Spezialisten. Im Moment stecken wir immer noch im „dreieinhalbten“ Neuanfang. Aus fast Nichts das uns geblieben ist, eine Zukunft basteln und mit dem, was passiert ist, lernen klar zu kommen. Vielen Dank, Herr Degener! Sie haben mir gezeigt, das wir hier in Neuruppin damit eigentlich ganz gut aufgehoben sind. Vielleicht besser, als anderswo. Das man den Mut nicht verliert. Das man aus dem, was passiert ist, lernt und neu anfangen kann.

Aber eigentlich soll es jetzt ja um Kunst gehen – und Herr Degener beherrscht als gelernter Destillateur nicht nur die hohe Kunst, scharfe Schnäpse und den leckeren Klosterlikör zu kreieren, sondern wer mit „Nase und Zunge“ arbeitet(e), braucht einen Ausgleich. Das ist bei ihm die Bildhauerei. Das Gestalten mit Holz, Ton und Metall. Acht Jahre hat er gelernt, die verschiedensten Materialien zu be- und verarbeiten. Nebenbei, aus Freude und nicht, um davon irgendwie zu leben. 



In seinen Arbeiten steckt sein Herz und seine Liebe zum Material und Schaffen. Stolz zeigt er auf ein viereckiges Stück Holz. „Das ist ein Stück alter Balken aus einer Scheune, Eichenholz, daran habe ich verschiedene Techniken ausprobiert. Das kann man nicht verkaufen – denn dann würde es irgendwo herumstehen und niemand wüsste um den eigentlichen Wert, den es hat!“ stimmt ebenfalls. Wer mit so viel Liebe an seinen Stücken arbeitet, so viel Herz hineinlegt, für den ist fast jedes Stück auch wie ein Kind. Man kennt die Geschichte, weiß, wie es „gewachsen“, „entstanden“ ist und viele Erinnerungen hängen daran. Für 999 Menschen wäre es ein Stück Holz, das auf jeder Seite anders bearbeitet wurde – für einen einzigen Menschen ist dieses Stück Holz eine kleine Welt für sich. Nämlich für den, der aus einem vierkantigen Balkenrest diese kleine Welt erschaffen hat.

Es gibt viele kleine und große „Welten“ von Herrn Degener, die im Laufe vieler Jahre entstanden sind. Die Perestroika in einem Stück Stamm, Adam und Eva, kleine Metallfiguren. Auf einem Regalbrett ist ein Stück von einer Eiche zu sehen. Genauer: eine überdimensionale Darstellung von genau dem Ende eines Zweigleins, wo drei Eicheln in ihren „Körbchen“ gesessen haben. Es gibt kleine Tonbilder – und größere Tonbilder, einen Akt in Ton – und eine Büste „Das ist meine Mutter!“. Entstanden ist sie während der Ausbildung in Potsdam 1980. Da war er 50 Jahre alt und sollte für seine Gruppe ein Modell mitbringen. Das junge Mädchen, was dafür vorgesehen war, hatte sich kurzfristig krank gemeldet und so ist seine Mutter eingesprungen. Manchmal gibt es wirklich glückliche Umstände und das ist definitiv einer davon, denn die Büste ist einfach total schön geworden und für einen Familienmenschen, wie er es ist, eine tolle Erinnerung.




Wofür steht die Kunst von Hans-Hermann Degener? Was kann man von ihm lernen? Die Wenigsten werden wohl seine Stücke zu sehen bekommen. Das ist manchmal ein bisschen schade. Eines steht auf dem Parkplatz beim Tierpark Kunsterspring, ein Mahnmal.

Es gibt den Ausspruch „das ist eine brotlose Kunst“. Das bedeutet, jemand macht etwas, aber er bekommt dafür nicht so viel materiellen Gegenwert, das es ihn längerfristig satt machen würde. Wer Kunst macht und liebt weil er Freude am Schaffensprozess hat und an dem Material selbst, der wird sich überwiegend seinen Kühlschrankinhalt auf eine andere Art und Weise verdienen als durch seine Kunst. Was nicht bedeutet, das ein „Berufskünstler“ weniger Spaß und Freude daran hat – er kann sich nur nicht immer aussuchen, was er wirklich von Herzen und aus tiefster Seele gerne machen möchte. Denn Beruf ist das, was den Bauch satt macht und Berufung das, was die Seele satt macht. Beides kann man sehr lieben – aber nicht immer kann man auch beides perfekt miteinander verbinden. Das ist auch gut so – denn sonst gäbe es entweder keinen leckeren Klosterlikör (und einige andere Rachenputzer) oder keine kleinen und großen Kunstwerke des Hans-Hermann Degener.


Fluch der Kastanienwiese...

Ich war mit den Hunden unterwegs, unter anderem an der Kastanienwiese.

Joey hat dort irgendwas interessantes gerochen, jedenfalls ist er auf einen glitschigen Baumstamm geklettert und hat das Ufer inspiziert und die Wiese abgeschnüffelt, Farino war im Wasser.

Während dann ein etwas blutverschmierter Joey vor mir stand, ich mich ziemlich erschrocken habe und ihn auf eine Bank befördern wollte um zu gucken, warum er so viele Blutflecken hat, kam ein humpelnder Farino hinterher.

Joeys Blutflecken sind defintiv nicht sein Blut und er hat auch nichts angestellt - irgendwo hat er sich damit an der Kastanienwiese im Uferbereich damit eingesaut. Es ist auf dem Kopf und an der vorderen Seite. Ich hatte meine Neoprenstiefel nicht an, konnte also nicht überall gucken, wo vielleicht was blutendes liegt. Auf der Wiese war soweit jedenfalls nix. Farino humpelt sehr, ist aber nix zu sehen.

Bin froh, das wir zu Hause angekommen sind und er vor der Heizung auf einer dicken Decke liegt.




Sonntag, 8. Dezember 2013

Adventskalender 8. Dezember

 
Türe Nummer 8 ist diese hier...


Was gewesen ist, wird nie wieder so sein, wie es war...

Viele Menschen laufen an dem großen Gebäude mit der Hausnummer 18 vorbei, ich habe gedacht, ich „lasse mal die Türe ein bisschen aufgehen“. Auch wenn wir noch nicht den 18. haben.

Wie es einmal war:



(von zwei großen Tafeln im Flur abfotografiert, die Bilder wurden vor der Sanierung gemacht)

Wie es heute ist:

Blick aus einem Fenster

Kunstschmiedearbeiten im Treppenhaus

hm, von alt zu neu, den Fliesen nach

heute sieht nur noch jeden 2. Tür so aus

der alte Zellentrakt heute


und hinter welcher Türe verbirgt sich das?
Hinter der hier:


Mit herzlichem Dank an die Geschäftsleitung für die Fotoerlaubnis!

Samstag, 7. Dezember 2013

Adventskalender 7. Dezember

 
"Männertüre"

Letztens war ich abends mit den Hunden unterwegs und bin an der Wichmann-Linde vorbei gekommen. Heute gibt es davon ein Foto. 

Der Sage nach hat Pater Wichmann vor seinem Tod im Jahre 1270 bestimmt, das er in einem gläsernen Sarg beerdigt werden möchte und darüber soll noch ein silberner Sarg. Dazu soll auf seinem Grab eine Linde gepflanzt werden und erst, wenn dieser Lindenbaum vergangen ist, darf man in seinem Grab buddeln.

Die Winterlinde ist mittlerweile über 740 Jahre alt. Ein Blitz hat sie irgendwann einmal in zwei Hälften geteilt – das hat ihr aber nichts ausgemacht, sie lebt immer noch und ist ein Baumdenkmal.



Es hieß auch irgendwo, das Arbeiter sich mal daran gemacht hätten zu gucken, was an der Sage dran ist – aber dann doch lieber wieder aufgehört hätten zu graben, nachdem sie auf etwas Festes gestoßen wären.

Vielleicht ganz gut so, denn jedes Jahr zu Silvester soll Pater Wichmann in einer Kutsche die von kopflosen Schimmeln gezogen wird, an der Kirche vorbeifahren um zu sehen, wie es der Linde geht. Na denn... eine besinnliche Adventszeit und ungruselige Hunderunde, falls ihr an der Wichmann-Linde vorbei kommt. Hört ihr es schon klappern???




Freitag, 6. Dezember 2013

Adventskalender 6. Dezember

heute nur ein Stückchen Tür...


Griswolds Erben

Es ist Weihnachten... bereits kurz nach den Sommerferien, spätestens nach den Herbstferien kreisen die Gedanken schon manchmal um das baldige Weihnachtsfest. NEIN, STIMMT NICHT! Bei uns fängt die Vorbereitung auf die Adventszeit im Sommer des aktuellen Jahres an und die Nachbereitung der Weihnachtszeit endet definitiv im Sommer des darauffolgenden Jahres. Ich gebe aber zu: Das war nicht immer so. Die Weihnachtsneandertaler-Zeiten, wo wir noch mit einer kleinen Lichterkette, Baumschmuck und einem Adventskranz ausgekommen sind, waren vor nicht mal so vielen Jahren normal. Doch dann kam ein sehr einschneidendes Erlebnis: Die Uraufführung von „Schöne Bescherung“ mit Familie Griswold im deutschen Fernsehen.

Ein Erlebnis, das unser Familienleben von Jahr zu Jahr mehr prägt und sich in Äußerungen widerspiegelt wie (Hilfe, mein Mann hat eine Woche Urlaub) „MAMA, mach´ dir mal keine Sorgen, der sitzt sowieso die ganze Woche auf dem Dach!“ (meine Tochter) oder, als sein Chef anruft und fragt, ob sein Untertan zu sprechen ist: „Ich weiß nicht, der klebt gerade irgendwo an der Hauswand!“ (ich zu seinem Chef) oder auch „Die Katze sieht so komisch aus, die hat glaube ich gerade an einer Lichterkette herumgekaut!“ (die danach entsorgt werden konnte... die Lichterkette, nicht die Katze!)

Man(n) wird quasie ganz nebenbei zum Spezialisten für Lichterketten und entdeckt nach und nach auch deren praktischen Gebrauch während des Jahres, wie z. B. beim Grillfest im Sommer. Wo andere Männer mit Begeisterung Briefmarken sortieren, Steichholzfiguren zusammenkleben, in der Nase nach Öl bohren oder mit Qu-Tips und wachsendem Enthusiasmus die Lüftungsschlitze ihrer Autoheizung säubern, sortiert meiner Lichterketten. Er tauscht kaputte Birnchen aus, die oft auch erst einmal gefunden werden müssen und überlegt, ob Kabelbinder oder Drahtösen besser zur Befestigung sind. Wo früher ein mordsmäßiger Kabelsalat mit etlichen Trafos, Zeitschaltuhren und Steckern im Schlafzimmer war, extra eine Außenleute demontiert wurde, um an Strom zu kommen lief bei unserem neuen Haus schon im Hochsommer die Planung für die Weihnachtsbeleuchtung. Der Elektriker wurde angewiesen, auch auf dem Dachboden eine Steckdose zu legen, die eine eigene Sicherung bekommt. WELCH EIN LUXUS!

Wo im alten Haus die Konturen des Hauses beleuchtet waren und in der Loggia ein Rentierschlitten baumelte, können wir uns im Eigenheim weit besser entfalten. Die Konturen sind beleuchtet, die Fenster sind zum Teil beleuchtet, auf dem First liegt eine Lichterkette, der Schornstein leuchtet, auf dem Garagendach startet ein Rentierschlitten, ein Weihnachtsmann hängt vorne am Giebel. Selbst ein beleuchteter Weihnachtsbaum steht schon seit Mitte November im Wohnzimmer. Ein Geschäft hatte ihn aussortiert und mein Göttergatte fand ihn unwiderstehlich. (Mittlerweile ist er vor die Haustüre umgezogen – der Baum, nicht der Göttergatte)

Voller Stolz werden Kitsch und Krempel mit Kabel und Stecker dran jedes Jahr vom Dachboden geräumt und die ungefähr 10 – 20 Zeitschaltuhren programmiert, die unsere Illumination steuern. Ich gebe zu: In der Adventszeit benötigen unsere Nachbarn erheblich weniger Strom. Wir beleuchten sie einfach alle mit. Wo im Herbst die Jalousien herunterrattern, damit der Nachbar nichts sieht und seine Ruhe hat – in der Adventszeit bleibt sie oben. Das erspart das Licht im Wohnzimmer. Aber es wird in der Vorweihnachtszeit ja auch unruhiger auf der Straße. Wir wohnen ja recht ruhig und somit hört man dann schon eher, wenn der Verkehr in der Straße mehr wird.

Im alten Haus war das zum Schluss so, dass man genau hörte, wenn ein Auto durch die Tempo 30 Zone gebrettert kam und kurz vor unserem Haus dann auf Tempo 5 herunter bremste um kurz nach unserem Haus dann die Beschleunigung von 5 auf 50 auszutesten. Das waren nicht mal wenige Autos, aber zum Glück noch keine Reisebusse mit Illuminationstouristen. Aber mir schwant schon Böses für die nächsten Jahre!

Nicht, das wir wie ursprünglich geplant, eigentlich sehen wollten, ob wir irgendwie eine alte Flaklichtorgel ergattern können um damit „Fröhliche Weihnachten“ an den Himmel zu schreiben oder bei der Neueindeckung des Daches Spezialpfannen mit eingebauten LED´s nehmen um eine weihnachtliche Laufschrift auf dem Dach zu programmieren – nein wir wohnen nun unter Europas größtem Adventskranz – und allein der zieht jedes Jahr einen Haufen Menschen an. Wenn die dann beim Rumkreiseln um den Turm plötzlich denken: „Mensch, so etwas habe ich schon mal bei Däniken im Fernsehen gesehen! So helle Lichter, da ist ein Ufo gelandet, komm Schatz, lass und mal gucken fahren!“ dann wird es eng. 

Vor allem, weil der Imbisswagen dann so viel Platz wegnimmt. Denn so etwas müssen wir dann ja an die Straße stellen, um den Leuten ein heißes Würstchen zu überteuerten Preisen in die Hand zu drücken, Ansichtskarten unseres Hauses zu verkaufen oder einzelne Birnchen zu überhöhten Preisen zu vertickern, damit wir die gestiegenen Stromkosten wieder herein bekommen. Denn: WIR sitzen IM Haus und sehen von dem ganzen Zinnober ziemlich wenig. Na ja, es sei denn, wir gucken bei den Nachbarn gegenüber in die Fenster. Da spiegeln sich dann hunderte von Lichtern unseres Hauses.

Aber es macht schon Spaß zu überlegen, was man ergänzen könnte, von der Krippe im Großformat auf dem Balkon, der sowieso nicht benutzt wird oder große Sterne auf dem Dach. Nun ja, wir werden sehen. Besonders spannend wird es übrigens in einigen Jahren, weil wir unser Haus noch dicker verkleiden müssen. Es ist ein altes Fertighaus und wenn ihr wüsstet, was wir für Außenwände (Mauern sind das ja nicht, eher so ein japanisches Teehaus) haben! Weil es eben sehr viel praktischer für unsere Beleuchtung ist, haben wir uns überlegt, dem Haus eine Holzfassade zu gönnen. Wenn das Geld dafür übrig ist. Es ist auch wesentlich einfacher, defekte Lichterketten auszutauschen, die an der Hauswand festgetackert sind, als wenn man jedes Mal die Mauerfugen aufkratzen müsste, weil man sie mit einzementiert hat. So ganz praktisch gedacht.

Aber das dauert noch und so lange überlege ich, ob wir nicht die örtliche Farbenfirma anhauen, an unserem Haus nachtleuchtende Farbe in Form von vielen Sternchen auszuprobieren. Das sieht bestimmt cool aus. Besser jedenfalls, als das derzeitige Flickwerk an der vorderen Seite, wo ein Teil des Putzes ausgewechselt werden musste und wir leider keine passende Farbe mehr hatten. Einer Fachverkäuferin vertrauend „Jaja, das wird schon noch dunkler wenn Sie es streichen!“ haben wir dann eine Farbe erwischt, die diverse Nuancen zu hell war. Ich habe ja gleich gesagt: „Lass uns rosa nehmen und nach dem Trocknen mit einem Edding lauter kleine schwarze Stricken um den Rand machen, dann sieht das aus wie angenäht!“ - aber nein, wollte ja wieder keiner.

Vielleicht wird aber im nächsten Jahr auch eine Sonderförderung des hiesigen Stromlieferanten ausgeschrieben. So ähnlich wie “Welches Haus ist der hellste Stern von Betlehem? Verbauen Sie Lichterketten bis ihr Zähler qualmt und gewinnen Sie einen Monat Strom!“ oder so. Interessant wäre, ob unsere Wohngegend auch die derzeitige Orientierung der Hubschrauberpiloten in der Dunkelheit, die oft abends hier herumfliegen, so dass man denken könnte die machen Sightseeingflüge, beeinflusst. Wahrscheinlich bekommen die Anweisungen wie: „An der Straße mit den Sternen entlang bis zum Weihnachtsbaum auf dem Marktplatz, dann einen Schwenk nach links bis zu den Häusern mit den Lichterschläuchen unter dem Giebel. Danach rechts zwischen dem Turm und dem hellen Haus mit dem Rentierschlitten auf dem Dach durch. Nur wenn es über uns anfängt zu knirschen, dann hat der Pilot sich mit dem Landeplatz um zwei Kilometer vertan.


….

In anderen Gegenden kann man die Weihnachtsausgabe einer Zeitung dann nicht nur mit Fotos, sondern auch mit Texten gestalten :-D. Das war mein Siegertext für die Weihnachtsausgabe von 2005 so einer Zeitung. Lang, lang ist es her und auch keine Neuruppiner Geschichte, sondern eine aus dem Ammerland. Übrigens tauchten ein Jahr später tatsächlich Reisebusse auf, die sich durch die kleine Straße gequetscht haben um den Insassen unser beleuchtetes Haus zu zeigen!


Donnerstag, 5. Dezember 2013

Adventskalender, 5. Türchen

auch diese Türe hat ein Stück Geschichte erlebt



Bo... WER?

Vor einiger Zeit bekam ich mit, dass eine Abordnung der Stadt in Certaldo war. Besprochen wurde unter anderem der Anlass, dass ein Typ namens Boccaccio vor 700 Jahren in Certaldo geboren wurde. So etwas muss natürlich gefeiert werden, weil der nächste Anlass deshalb nämlich erst 2075 wäre, da hat Boccaccio das Zeitliche gesegnet. Ganz ehrlich, ich habe ja schon mal geschrieben, dass ich keine Schule besucht habe, an der man sich mit Sachen wie Goethes Faust auseinander setzen musste – und Boccaccio klingt im ersten Augenblick wie Boccia, auch Boule genannt.

Aber, weit gefehlt, dieser Giovanni Boccaccio ist ein ziemlich berühmter Schriftsteller, Denker, Erzähler und Diplomat gewesen und eigentlich wohl der Hauptgrund, warum Certaldo die Partnerstadt von Neuruppin ist. Weil Fontane nämlich ein paar hundert Jahre später ziemlich ähnlich vom Leben hier geschrieben hat, wie Boccaccio damals von dem Leben in Florenz, Neapel und so berichtet hat. Also in Erzählform.

Ich könnte hier die halbe Wikipedia-Geschichte von Boccaccio abschreiben – aber ganz ehrlich – wen würde das eigentlich interessieren? Bei der Recherche habe ich dann noch „Boccaccio und die Folgen“ gefunden – ein Büchlein, das ist sogar aus Neurupppin. Aber auch das ist mir eigentlich viel zu hoch und abgehoben. Klar, es ist Kultur und Kulturgeschichte. Aber es gehört zu dem Part, der vielen Menschen viel zu hoch und abstrakt ist und mit dem sie einfach nichts anfangen können. Man kann es nicht jedem Recht machen – aber man könnte versuchen, manche Menschen dort abzuholen, wo sie stehen um sie auf den Geschmack zu bringen, sich damit zu beschäftigen.


Was habe ich noch gefunden? Einen Artikeln: „Boccaccio in der Bar!“ Na, das klingt doch irgendwie mal etwas bodenständiger! Es hat sogar mit Fontane zu tun – denn der Artikel ist aus dem Spiegel von 1956 und handelt davon, dass ein Hans Scholz damals den Berliner Fontane-Preis bekommen hat. Er hat viel Zeit in Kneipen verbracht und dann darüber erzählt. Na ja, er hing wohl nicht nur in Kneipen rum, aber immerhin, sein erstes Buch hat dann gleich so viel Furore gemacht, das es den Preis abgeräumt hat.



Wie komme ich überhaupt auf Boccaccio? Marianne Kühn-Berger, eine hiesiger Künstlerin, hat am 28. November eine Ausstellung dazu eröffnet. Das war eine ganz nette Veranstaltung. Viele Leute in einer kleinen Galerie, Kinder haben klassische Flötenstücke gespielt und Herr Theel hat erzählt, was Boccaccio mit Neuruppin zu tun hat und wie es zur Städtepartnerschaft mit Certaldo gekommen ist. Das war sehr interessant.


Es gibt viele schöne, zart und leicht anmutende Bilder von Kurt-Hermann Kühn neben langen Texten zu Boccaccios „Decamerone“ und der Freizügigkeit, die von Kurt Schifner, einem Kunstwissenschaftler, verfasst wurden. Die Texte sind sicherlich sehr informativ und aufschlussreich, wenn man sie alle lesen würde. Ich habe bei einigen angefangen zu lesen und dann nach wenigen Sätzen aufgehört. Würde ich mich mit solchen Texten auseinandersetzen wollen, dann nicht die Beine in den Bauch stehend in einer Galerie. Dafür sind sie einfach zu lang und mit viel zu viel Fremdwörtern gespickt. Das hört sich immer ganz schick und schlau an, grenzt aber dann sofort auch diejenigen aus, die mit vielen dieser Fremdwörter nichts anfangen können.

Vielleicht reicht es einfach zu wissen, das Decamerone von einer kleinen Gruppe handelt, die vor der Pest in ein Landhaus flieht und sich dort die Zeit damit vertreibt, das jeden Tag Geschichten zu einem bestimmten Thema erzählt werden. Das ist so ein bisschen wie „Märchen aus 1001 Nacht“. Der Name Decamerone ist aus dem griechischen abgeleitet und bedeutet „zehn Tage“. So lange war die Gruppe in dem Landhaus. Sehr oft handeln die Geschichten davon dass im Mittelalter gar nicht alles so düster und spießig war, wie mitunter gerne vermittelt wird, sondern das dort auch gerne mal „Querbeet gepoppt“ und mit Reizen nicht gegeizt wurde. Ein Spielverderber, der da an Flöhe, Syphillis und Gonorrhoe denken würde. Aber hey, ein paar Kilometer weiter wütete die Pest, da kommt es dann auf solche Sachen auch nicht mehr an.

Sollte jemand bemängeln, das die Bilder von Kurt-Hermann Kühn doch sehr freizügig sind und Angst um das Seelenheil seiner Kinder (oder eher vor Fragen, die man lieber nicht beantworten möchte) haben - bleibt mit euren Kindern dann bloß von jedem Zeitungsregal weg und bringt denen niemals so etwas wie Mädchen (die Zeitschrift) oder Bravo mit!

Bildausschnitt, das ist keine Kuscheldecke...

Außer den Werken von Kurt-Hermann Kühn hängen dort vier sehr farbenfrohe Bilder von Marianne Kühn-Berger. Ein Burgfräulein mit langem Kleid und Kerl unter dem Kleid, Tauben mit Briefen, als Flügel die über eine Weltkugel fliegen, ein Mädel mit Handy am Strand und ein Bild, das aussieht als ob „Jane“ aus er Zeichentrickserie „Jane und der Drache“, wo ein Mädchen im Mittelalter unbedingt Ritter werden will, im Burgfried sitzt und Laute spielt. Ist aber nicht Jane. Ich habe nachgfragt. Die Serie ist Frau Kühn-Berger gänzlich unbekannt.

Mehr über die Künstler findet ihr auf deren Website, einfach den Link anklicken

Die Ausstellung könnt ihr in der Schinkelstrasse 13 in der Geschäftsstelle „Die Linke“ besuchen. Übrigens eine schöne Idee, die kahlen Wände als Galerie zu nutzen. Die Öffnungszeiten sind derzeit: