Samstag, 27. Oktober 2018

Mäc - oder was FAS und Zellteilung mit Duplosteinen zu tun hat



Mäc ist ein schottisches Hochlandrind mit FAS. Das ist die Abkürzung für Fetales Alkohol Syndrom. Kinder von Müttern, die während der Schwangerschaft Alkohol trinken, haben oft das Pech, davon betroffen zu sein. Ich versuche mal, das möglichst einfach und verständlich zu erklären, wie das im Prinzip funktioniert: 

Ein Kind entsteht ja dadurch, das sich Zellen in der Gebärmutter vermehren. Jede Zelle hat ihre DNS, also quasi ihren „Arbeitsauftrag“, was sie mal werden soll, wie sie funktionieren soll und was sie bei einer Teilung weitergeben soll. Das, was da im Bauch als Kind heranwächst, ist schon ziemlich bald nach der Zeugung an den Blutkreislauf der Mutter angeschlossen und wird so mit allen, was zum Wachsen und Gedeien notwendig ist, über den Blutkreislauf versorgt.

Zu den Stoffen, die dabei ziemlich schlimme Auswirkungen haben können, weil sie Zellen schädigen, gehören viele Medikamente, Gifte und auch Alkohol. Aber was ist das eigentlich, so eine „Zellschädigung“ und warum ist die blöd? 

Ich versuche es mal mit Duplos zu erklären: 

Stellt euch vor, Ihr wärt jemand, der viel Geld hat und der aus Lego-Duplos zum Kinder bespaßen ein begehbares Haus bauen möchte.  Da dafür ganz viele Duplos benötigt werden, kommt Ihr auf die Idee: „Tolles Zeug, das lasse ich jetzt in Asien als billige Kopie herstellen und dann baue ich damit einen riesengroßes Kinderspielhaus!“. 

Die Leute aus einer Firma dort in Ganzweitweg haben euch ein gutes Angebot gemacht und gesagt, es wäre überhaupt kein Problem, die Steine nachzumachen, sie bräuchten nur von jedem Stein ein Exemplar. Weil ihr nicht selbst nach Asien reisen wollt, nehmt ihr also von jedem Duplostein den ihr braucht ein Exemplar. Das sind 5 verschiedene Steine. Die packt ihr in einen Karton und schickt den mit dem Auftrag „von jedem Stein 5000 Stück in gelb, rot, grün und blau herstellen!“ dort hin.

Nun passiert aber ein Unglück und das Paketauto fängt an zu brennen, in dem Euer Karton transportiert wird. Zum Glück kann es schnell gelöscht werden und viele Pakete sind gar nicht so doll beschädigt. Euer Paket gehört zu denen, die offensichtlich noch mal Glück gehabt haben – es wird im Verteilzentrum noch mal mit Klebeband umwickelt und weitergeschickt.

Drei Wochen später kommt es in Asien in der Firma an und wird dort ausgepackt. Es sind 5 Duplosteine drin und die Anweisung, was zu tun ist. Blöd nur, dass das Feuer im Paketauto die Steine verformt hat! Bei dem einen Stein sind ein paar Noppen verformt, ein Anderer ist an einer Ecke verschmort, den Dritten hat es in die Länge gezogen und nur zwei kurze Steine sind verschont geblieben. Die Leute in der Fabrik denken, die Steine müssten alle so aussehen und fangen an, sie genau so nachzubauen. Denn genau das steht ja in der Anweisung von euch!

Eine Woche später gehen zwei Paletten mit mehreren Kisten der nachgebauten Duplosteine in Asien auf die Reise zu euch. Ihr habt eine Nachricht bekommen, dass der Auftrag erledigt und verschickt worden ist und freut euch jetzt darauf, ein riesiges Haus daraus bauen zu können, wenn die Lieferung endlich da ist. Dann kommt sie an, ihr reißt den Karton auf – und seht tausende von verformten Duplostein-Kopien! Der Versuch, damit etwas wie vorgehabt zu bauen, geht schief und ihr habt nur Wände mit Brüchen und Löchern, wenn denn überhaupt etwas zusammenpasst.

Eigentlich geht genau so Zellschädigung. In einer Zelle geht die DNA zum Teil kaputt – also die wichtigen Informationen – und wenn diese Zelle sich teilt, gibt die in jeder Zelle nur die defekten Infos weiter. Diese Zellen teilen sich auch – und können nur das weitergeben, was sie selbst haben: kaputte Infos. 


Aus Zellen, die nur kaputte Informationen haben und weitergeben, kann nichts wachsen, was gesund und normal ist! Je früher in der Entwicklung des Kindes eine Zelle geschädigt wird, desto häufiger wird sich diese Zelle mit ihrer Schädigung teilen und desto größer wird später das Ausmaß der Behinderung des Kindes werden. Dann heißt es in manchen Zellen vielleicht: „Wir sind Zellen der Nieren und unsere Eigenschaft, Giftstoffe zu filtern ist kaputt!“, oder es heißt: „Wir sind Zellen, die das Gesicht bilden – und unsere Information, wie ein Gesicht eigentlich aussehen sollte, sind kaputt, also bauen wir es nur so auf, wie wir es können!“

In Paaren-Glien hat Mäc ein originalgroßes Kuhmodell gesehen...
Nun sollte man nicht denken: „Okay, also wenn das Kind im Bauch 7 oder 8 Monate alt ist, kann ich Alkohol trinken und nix passiert, weil das Kind dann ja schon fast fertig ist!“ - das stimmt so nicht. Denn das Kind hat dann zwar einen ziemlich fertigen Körper – aber das Gehirn wächst ja noch! Dort teilen sich noch Millionen von Zellen und bilden wichtige Grundlagen! Wenn sich dort vor allem Zellen teilen, deren DNS kaputt ist und so wichtige Informationen eben nicht geteilt werden, ist das halt dann ziemlich bescheuert, weil es eine geistige Behinderung nach sich zieht.

Das Leben mit einem behinderten Kind ist selten das Leben mit Kind, welches man sich in der Schwangerschaft so überlegt hat. Es ist oft anstrengend – auch wenn es durchaus richtig toll sein kann. Aber das es oft einfach unglaublich anstrengend ist, wird so dermaßen normal (wenn man sich halt als Eltern Mühe gibt, es gut zu meistern), dass man kaum mitbekommt, wie man nach und nach ausbrennt. Da, wo andere Kinder schon längst selbstständiger sind, brauchen viele behinderte Kinder noch einen großen Betreuungsaufwand. Da, wo andere Familien problemlos etwas unternehmen können, taucht mit einem behinderten Kind oft die Frage auf: „Ist das für uns überhaupt machbar?“.

Mehr über FAS findet ihr z. B. HIER oder HIER (Erklärvideo)

Deshalb... TRINKT KEINEN ALKOHOL in der Schwangerschaft. Und macht euch auch nie über Menschen lustig, die keinen wollen oder versucht sie zu überreden oder zu täuschen. Egal ob die schwanger sind oder eben nicht, ob Mann, Frau, Diverse, jung oder älter.

Ihr möchtet ja auch in den wenigsten Fällen Haschkekse oder LSD untergeschoben bekommen, weil das „lustig macht“ oder jemand findet "stell dich nicht so an, ist doch gar nichts bei" - oder?




Dienstag, 25. September 2018

Giraffnili, Rattatatte, Brutzel und Uffwuff


Oh man, fast einen Monat nichts mehr gebloggt. Dann wird es ja Zeit! Nun also... 

Wir können auch auf Bäumen herumklettern!
Die Filzerei hat im Moment relativ hohe Priorität und es sind weitere ganz wundervolle Sachen entstanden. Mit Namen: Herr Jenfeld, Giraffnili, Rattatatte, Brutzel und Uffwuff. Herr Jenfeld ist ein alter, mürrischer Motzkopp. Eigentlich kennt irgendwie fast jeder einen „Herrn Jenfeld“. Meiner hat schon ein Bein durch seine Qualmerei verloren, das andere ist auch schon ein ziemlich braunes Raucherbein, dass langsam abfault. Er hat etwas Übergewicht, bläulich-verwaschene Augen, graue Haare, einen kleinen Penis, Nikotinflecken auf den Händen – und trägt den ganzen Tag seinen Bademantel und am verbliebenen Fuß eine Asilette. Eben so ein richter klassischer Klischee-Motzkopp. Damit Herr Jenfeld etwas „jugendfreier“ ist, hat er eine Feinripp-Unterhose mit Eingriff genäht bekommen.
Herr Jenfeld. 
Aber irgendwie habe ich den Dreh zu dem, was ich eigentlich gerne machen wollte, nach Herrn Jenfeld immer noch nicht bekommen. Hier liegt jetzt so eine halbe Puppe mit Skoliose herum, der noch Hände und Unterschenkel fehlen. Denn als sie in dem Stadium war, hatte ich irgendwie von solchen Figuren etwas die Nase voll. Es folgte ein Versuch, Nadelfilzen mit Nassfilzen zu verbinden und Handpuppen herzustellen. Das hatte ich schon versucht und das war damals eher ein Desaster. Aber diesmal. Diesmal lag ein relativ großes Nilpferd vor mir, das ja auch „irgendwie etwas haben sollte“. Es hat sich dann ergeben, dass dieses Nili eine Hasen... ach, soll man ja nicht mehr sagen... eine Kiefer-Gaumen-Spalte bekommen hat. Als es fertig trockengefilzt war, habe ich es dann eingeseift und nass gefilzt. Das dauert ungefähr eine Stunde und ist partiell ziemlich anstrengend. Dann schrumpfen die Fasern noch mehr zusammen und die Figur wird einfach auch unempfindlicher.
Giraffnili VOR dem Nassfilzen...

Tja. Nassfilzen verändert eine Figur aber auch ziemlich – und so ist aus dem Nili ein Giraffnili geworden. Außerdem ist es ziemlich geschrumpft und zwar total niedlich, aber zum Spielen als Handpuppe nichts für Leute mit großen Händen.

Giraffnili NACH dem Nassfilzen

Auf Giraffnili folgte Rattatatte. Was es letztlich wird, welches Handicap es bekommt und wie es heißt entwickelt sich während des Filzens der Figur. Das dauert ja auch lange genug – allein mit dem Trockenfilzen einer Figur bin ich rund 6 – 8 Stunden beschäftigt. Immer wieder wird kontrolliert, ob es überall dick genug ist, ob die Proportionen stimmen – und zu der Filzzeit kommt dann ja noch das „okay, du hast also (xyz), also gucke ich mal, was das genauer ist, welche Auswirkungen das hat und wie das ggf. genauer aussieht. Das ist bei Rattatatte weggefallen, die hat ein kaputtes Ohr und große, schiefe Zähne. 

Au man, wäre ich eine Stadtratte, wäre das genau mein Revier.... (Rathaus A, Neuruppin)
Aber ihr Nachfolger ist Brutzel, ein Schweinchen mit Brandverletzungen – und da habe ich mich nicht nur an Paulinchen e. V. Erinnert, ein Verein für Eltern mit Kindern, die Verbrennungen und Verbrühungen erlitten haben, sondern ungefähr eine halbe Stunde lang dann auch Fotos zu Brandverletzungen angeschaut. Danach war mir total schlecht... aber Brutzel ist ziemlich gut geworden. Es bekommt noch eine Kompressionsjacke genäht, denn Brandverletzte müssen 1 – 2 Jahre lang rund 24 Stunden am Tag spezielle Kompressionsanzüge tragen, nachdem die Wunden verheilt sind, damit die Narben nicht wuchern und die Haut an den Stellen weich bleibt. Das ist bestimmt wahnsinnig anstrengend auf Dauer. Brutzel ist auch gut für größere Hände, weil ich eine ganz neue Vorlage zum Umfilzen gemacht habe.

Wuhuuuu, RATHAUSFILZ in Neuruppin! 
Nach Brutzel ist dann Uffwuff entstanden. Uffwuff ist ein herzkranker Hund. Deshalb auch Uff-Wuff. Weil er einfach schnell erschöpft ist. Wie oft bei Menschen mit Herzerkrankung sind die Extremitäten schlechter durchblutet und etwas blau, ebenso gibt es blaue Augenringe. Das Herz wurde zwar erst vorgefilzt und dann eingefilzt und solange es trocken gefilzt war, was auch alles paletti – aber das Nassfilzen hat es ein bisschen verändert. Wieder etwas gelernt. Wobei es nicht schlimm ist, denn ein richtiges Herz sieht ja nicht so aus wie das symbolische Herz – und mittlerweile ziert auch eine Narbe den Herzbereich.

Von Uffwuff muss ich aber erst noch bessere Fotos machen. Ich bin mit dreien unterwegs gewesen um Fotos zu machen - denn die haben ja eine Geschichte. 

Montag, 27. August 2018

Von Mm. Elvira, John Markus Aurelius, Kung-Fu-Katze und Freddy Blue Oyster


Kurz vor dem Urlaub habe ich wieder mit Filzen angefangen. Entsprechend habe ich dann auch Wolle, Nadeln und eine Unterlage mit in den Urlaub genommen, um dort ein paar Figuren zu machen. „Madam Elvira“ ist in Rastede entstanden, wo wir auch ein paar Tage waren und schmückt nun seit dem die Antenne vom Auto. Wurde auch Zeit, dass der Trauerfloor mal weg kommt, der da vorher dran war. Elvira hat mittlerweile über 1000 Kilometer, Regen, Wind und Waschbox hinter sich und hält sich immer noch! 





Seit dem steigt die Zahl der Filzarbeiten stetig und es macht zugegeben auch viel Spaß, mit der Wolle kreativ zu sein und auszuprobieren. Derzeit vermehrt sich meine „Schweinebande“, die meisten von denen haben Puppenstubenfigurengröße. Also rund 12 cm. Dazu kommen auch Figuren mit Behinderung. Denn irgendwie gibt es das zu wenig und es ist natürlich etwas, was mich auch beschäftigt. 





Den Anfang hat „John“ gemacht. John hatte einen Hirntumor und braucht jetzt einen Shunt. Man sieht so ein bisschen den Shuntverlauf vom Schädel bis in den Bauchraum. Außerdem hat er eine Port-/Broviac-Narbe und sein kahler Schädel sieht aus, als ob ein Kaltblut ihm welche verpasst hätte – es ist aber eine recht häufige Narbenform, je nach Hirntumor. Er schielt, was halt auch oft vorkommt wenn man so einen Mist hatte und ist relativ dünn. 




Nach John habe ich einen Rohling umgearbeitet, der im Urlaub entstanden ist. „Kung-Fu-Katze“. Sie ist schwerhörig und hat völlig neue Arme bekommen, damit sie mit ihren Fingern ein paar Gebärden machen kann. Kung-Fu-Katze ist noch nicht fertig, sie bekommt noch Hörgeräte, Augen und Fell.



Dann habe ich einen Grauschimmel gefilzt, der einen Bezug aus Gotlandwolle hat. Die ist absolut der Hammer, voll weich! 
Mittlerweile ist der Schimmel noch mal überarbeitet worden, weil er zusammen mit John einen neuen Besitzer bekommt. Der wollte für John gerne eine Toga haben – und da man mit Toga nicht reiten kann, habe ich ein bisschen länger gesucht, bis ich ein Bild von der Reiterstatue von Markus Aurelius gefunden habe. Das war dann so ein bisschen die Vorlage für die Bekleidung, ein anderes hatte ich vorher gefunden, das eine Vorlage für den Sattel war. 



Einen kleinen Schimmel habe ich auch noch gefilzt, der lässt sich ganz gut biegen, wird aber eher dann zu einem Mobile weiterverarbeitet. Auch wenn man es dem kleinen Schimmelchen nicht ansieht, es sind mindestens 6 Stunden Arbeit gewesen. 


Na ja und dann ist da noch meine Schweinebande, die mittlerweile drei Schweine mit Behinderung beherbergt. Ein Schweinekind mit FAS – das ist das Fetale Alkohol Syndrom, weil die Sau in der Trächtigkeit Alkohol gesoffen hat. FAS gehört mit zu den häufigsten Behinderungen die vorkommen und schon eine kleine Menge Alkohol während der Schwangerschaft kann ziemlich drastische Konsequenzen für das ungeborene Kind haben. Wenn man eine Puppe mit einer Behinderung haben möchte, dann bekommt man in Deutschland entweder eine Stoffpuppe mit Trisomie 21 oder eine Puppe, die im Rollstuhl sitzt – oder eben „Grannyrace“. Das ist mir einfach zu doof gewesen und deshalb habe ich damit angefangen, auch andere Behinderungen irgendwie umzusetzen. Hier hat die Schweinebande gerade das Lego-Quad von Nick gekapert und fährt damit rum. 


Das zweite Schwein mit Behinderung hat einen amputierten Arm. Wäre der auf der anderen Seite, hätte ich meinen „Angelopa“ draus gemacht. Der ist als junger Mann unter die Straßenbahn geraten, die ihm einen Arm abgetrennt hat. Ich kenne ihn nur einarmig – und als jemand, der mit einem Arm sein Leben gut im Griff hatte und leidenschaftlicher Angler und Radfahrer war. So gesehen mein erstes Vorbild was Behinderungen und „geht trotzdem!“ anbelangt! Noch jetzt im Urlaub war Angelopa und seine Urlaube bei uns in der Provinz, wo er an einem Siel stundenlang mit seinem Angelkram ausgesetzt wurde, ein Thema... und es war lustig. Denn er war ein unglaublich erfolgreicher Angler. Der keine Fisch mochte. 


Schwein Nummer drei ist vor zwei Tagen entstanden. Eigentlich sollte es ein reguläres Bentheimer Schwein mit Prothese (weil: “Eisbein ist aus!!!“) werden. Dann hat es unbedingt Freddy Blue Oyster werden wollen. Ich werden das Lied aus der Blue Oyster-Bar  (klick mich, ich bin ein Link) sicherlich noch ein paar Tage lang nicht mehr loswerden! Aber es muss ja nicht jede Figur für Kinder sein. Jedenfalls hat Freddy schon für viel Spaß gesorgt. 


Die Prothese ist mein Erstlingswerk aus Apoxy, einer 2-Komponenten-Modelliermasse, die ansonsten bevorzugt von Leuten benutzt wird, die Modellpferde überarbeiten. Die Rückseite der Prothese sieht leider wie so ein mißglückter Skiunfallgips aus. Übrigens brauche ich hoffentlich NICHT darauf hinweisen, das nicht jedes Schwein einen geringelten Schwanz hat - oder?

Alle Schweine bekommen noch Schweinsäuglein und irgendwann werde ich denen ein paar kleine Sachen nähen. 

Wenn ich übrigens dann mal wieder bei Sitzungen im Rathaus zugucke, werde ich mir selbstverständlich Filzsachen mitnehmen! Denn die kann ich dann als "original Neuruppiner Rathausfilz" anbieten. Mit Beweisfoto auf einem Zertifikat! So als Andenken an zu Hause, wenn man in die Ferne gezogen ist, als Abschiedsgeschenk für Mitarbeiter, die in den Ruhestand oder aus anderen Gründen gehen oder was auch immer. Kommt bestimmt gut an - NICHT?












Montag, 16. Juli 2018

Enddarmausgangskundenkönige

(Wer für das Spiel "bilde aus den Buchstaben eines Wortes möglichst viele neue Wörter!" noch ein gutes Ausgangswort sucht - da oben steht es)



Freitag war ich bei Aldi einkaufen. Eigentlich habe ich mich ja gefreut, dass es dort so unkompliziert ist – aber Freitag war dann die Kategorie „miese Pöbelkunden“ vor Ort. Es ist okay, wenn Leute keine Assistenzhunde kennen. Es ist okay, wenn sie dann fragen, was der Hund im Laden soll. Sie können auch ruhig sagen, dass sie es nicht gut finden. Aber es ist nicht okay, wenn sie pampig werden und dann anfangen, sehr, sehr beleidigend zu werden und andere Kunden aufzuhetzen und nicht mal wissen wollen, warum der Hund da rein darf.

Das geht so gar nicht, es geht mir dann ziemlich schnell ziemlich mies und ich habe ziemlich geheult. Der Mitarbeiter, den ich dann um Hilfe gebeten habe, hat sich dann auch drum gekümmert und mir nachher gesagt, ich soll solchen Leuten ausweichen. Ich überlege, warum ICH eigentlich immer aufgefordert werde, auszuweichen. Ich möchte auch in Ruhe einkaufen, irgendwo dabei sein und was auch immer. Mit Assistenzhund, wenn es eben ohne nicht geht und sehr oft geht es mit Hund. Warum auch nicht? Warum wird nicht den Anderen gesagt, dass sie ausweichen sollen, wenn es sie stört, das Joey an meiner Seite ist?

Für das, was mir diese Pöbelkunden an den Kopf geworfen haben... also ich weiß ja nicht mal, ob der Kerl davon sich nach dem Pinkeln überhaupt die Hände wäscht, wenn er danach Obst und Gemüse im Supermarkt anfasst. Mein Hund fasst nix an. Der leckt auch nichts ab, nimmt nichts ins Maul. Er läuft neben mir und passt auf mich auf.

Wenn ich mich beim Einkaufen dann umgucke, betatschen die Leute Obst und Gemüse mit ihren Fingern. In der Brötchenbackabteilung werden die Brötchen auch ohne Handschuhe angefasst und, das, was zu viel ist oder runterfällt, zurückgelegt. Kindern wird öfters mal irgendwas in den Mund gestopft, damit sie ruhig sind. Im Winter husten viele Menschen – und greifen dann mit ihrer vollgehusteten Hand an die Lebensmittel. Mein – angeblich so dreckiger Köter – tut so etwas nicht. Der geht da gar nicht erst dran. Kinder nehmen sich auch oft mal irgendwas aus dem Regal und laufen damit herum. Und Eltern legen das irgendwo dann wieder hin. Da gibt es Joghurtpackungen zwischen Backmischungen oder Spülmittel – und manchmal werden von Kindern irgendwelche Sachen genommen, angesabbert – und „nein, lass das!“ - das angesabberte Zeugs von Eltern wieder ins Regal gelegt.

Größere Leute nehmen sich auch gerne mal etwas zu trinken aus den Regalen – um es noch im Mark auszutrinken. Manchmal findet man dann in Kassennähe die ausgetrunkenen Flaschen, irgendwo in ein Regal gestopft. Manche Sträuße muss ich bei der Arbeit alleine deshalb abschreiben und in den Container werfen, weil Kunden sich die zwar vorne herausgenommen haben – aber dann im Laden irgendwann dachten: „Ne, will ich doch nicht!“ - und die irgendwo hingelegt haben, wo sie vertrocknen. Zack, sind 4, 5 oder 6 Euro im Müll. Mag sein, dass es Kunden gibt, die denken, sie wären Könige, weil irgendwelche Werbefuzzis das mal groß aufgezogen haben. Aber leider haben die Werbefuzzis vergessen zu sagen, das gute Könige weise und nachsichtig waren, damit das Volk sie gut leiden konnte und sie unterstützte. Enddarmausgangskönige mochte schon von jeher niemand, genauso wie Enddarmausgangskundenkönige.

Ich wünsche den Leuten, die Assistenzhunde als „dreckige Köter“ bezeichnen, dass vor ihnen vielleicht mal ein Bauarbeiter frisch von der Baustelle durch den Laden läuft. Oder jemand frisch vom Acker. Denn im Prinzip könnte ein Mensch frisch aus der Kanalisation durch einen Lebensmittelladen gehen und in Ruhe einkaufen, Waren anfassen etc.. Darüber sollten manche Leute einfach mal nachdenken. Aber die wollen ja nicht mal zuhören oder gar lesen, was auf der Decke von Joey steht.

Was die Beleidigungen gegen mich angeht... wenn ich so recht darüber nachdenke, was solche Leute zum Teil als Beleidigung finden, müssten die eigentlich total einsam sein. Vielleicht sind sie das ja auch und ganz stolze „Städter“ für die jeder, der so etwas nicht ist, das Synonym für „ist einfach nur dumm, doof und kapiert nichts“ ist. Dann wären sie tatsächlich geistig sehr arm und würden auf der anderen Seite auch all diejenigen, die zum Teil ihre Lebensmittel produzieren, ja als „völlig verblödet“ ansehen. Denn das sind ja Leute, die auf einem Dorf leben. Oder noch abgelegener.

Wenn solche Pöbelkunden dann mal über Land fahren, gucken sie sich bestimmt die Gegend an und rufen: „Guck mal, schöne Landschaft – aber so viele verblödete Leute hier, weil hier nur Dörfer sind!“. Ich hoffe, die arbeiten auch nicht mehr irgendwo. Denn dann wären hier ja die Wahrscheinlichkeit groß, dass viele der Kollegen oder gar die Firmenleitung auf einem Dorf wohnen. Und damit in deren Sinne automatisch doof sind und nichts kapieren. 


Auf dem Foto oben seht ihr übrigens den Aldi-Neubau beim Reiz. Der sieht schon richtig gut aus, nur das "wir schließen unsere Filiale voraussichtlich zum Oktober 2018" auf dem Schild irritiert. 







Donnerstag, 12. Juli 2018

Eine Kuh macht muh, viele Kühe machen Mühe

Es hat sich ja einiges Holz bei uns angesammelt, das auf seine Verarbeitung wartet. Dabei waren auch einige ziemlich große Stücke, die erst einmal handlich gesägt werden mussten. Das ist vorgestern dann endlich mal passiert. 

Mit den großen Stücken und Scheiten in der Kiepe bin ich losgewandert und habe es auf handliche Stücke sägen lassen. Aus 5 großen Stücken sind so 25 kleine aus Lindenholz, Kastanie und Birke geworden, die nun nach und nach verarbeitet werden sollen.

Das erste Stück davon ist jetzt fast fertig, es wird noch geölt:



So sah es gestern Abend dann noch aus... und ja, mein Schnitzmesser ist immer noch scharf. Der einhändig zu bedienende Pflasterspender hat sich bewährt. 




So sieht es jetzt aus. Was ich als nächstes schnitze, weiß ich noch nicht, das ergibt sich aus dem Holz und dem, was durch meinen Kopf geistert. Da bin ich selbst gespannt. Aber mein Zimmerfußboden sieht schon wieder gut aus... :-) 

Falls jemand übrigens eine Bandsäge hat, möge er sich melden. Es würde uns die Arbeit erleichtern, wenn die Rohlinge auf einer Bandsäge ausgesägt werden könnten, da die Dekupiersäge bei der Dicke an ihre Grenzen kommt. 


Sonntag, 8. Juli 2018

Steinbunt, weizenblond und lecker quer durchs Land





Nach kornblumenblau dann heute weizenblond. Gestern waren wir in der Forstsiedlung Neuglienicke und haben dort eine Hunderunde bis zur Sielmann-Fläche gemacht - aber weil ab Waldbrandstufe 4 dort vom Betreten abgeraten wird und wir Waldbrandstufe 5 haben, sind wir dann lieber weiter die Waldwege gelaufen.

Was mich irritiert hat - weder in Neuglienicke noch am Eingang zur Heide ist ein Schild mit der Waldbrandstufe aufgestellt. Nicht mal beim Forsthaus. Das verwundert dann doch schon, denn das kommt sonst nicht vor. Jedenfalls nicht bei den Forsthäusern, die wir bislang kennen. Außerdem gibt es in dem ganzen Dorf keinen öffentlichen Mülleimer. Nicht mal an der Bushaltestelle. Dafür, dass es einer der Ausgangspunkte für Wanderungen durch die Kyritz-Ruppiner Heide ist und so viel Werbung von der Sielmann-Stiftung läuft ist das schon irgendwie ziemlich beschämend.

Wir kommen in letzter Zeit echt viel herum, ich fühle mich schon fast wie so ein Politiker auf Sommertour… nur dass wir verschiedene Orte abklappern ohne Selfies mit irgendwelchen Leuten zu machen. Vor ein paar Wochen waren wir z. B. in Alt Daber und haben uns den Findlingsgarten dort angeschaut, der auch zum "Geopark Eiszeit" gehört. In dem Findlingsgarten werden verschiedene Steinsorten vorgestellt, ihre Eigenheiten, Entstehung und Herkunft. So gibt es z. B. Steine, die durch die Eiszeit aus Skandinavien hierher geschlurrt worden sind. Andere sind aus verschiedenen Steinen zusammengepresst, wieder andere entstanden dadurch, dass sie aus tiefen Erdschichten nach oben befördert wurden.

Alles das wird in Alt Daber im Findlingsgarten total gut erklärt. Auch, dass man über "Zeugen der Eiszeit" läuft, wenn man hier in der Region unterwegs ist. Daran musste ich gestern denken, als wir in Neuglienicke auf den Wegen unterwegs waren, die mit "den Zeugen der Eiszeit" gepflastert wurden. Genau wie manche Straßen hier in der Stadt. Der Unterschied ist - hier in der Stadt sind viele Steine schon sehr abgeschliffen und die Straßen aus den Steinen in einem schlechten Zustand. Dort auf dem Land sieht man viel mehr die große Vielfalt und auch die Schönheit der ganz unterschiedlichen Steine.

Gestern haben wir dann große Zapfen gesehen, die bei der Wärme weit geöffnet sind und ihre Samen rausfallen lassen. Ein paar der großen Zapfen habe ich dann mitgenommen, weil sie einfach sehr schön aussehen. Dann haben wir noch Binsen gefunden - leider habe ich vergessen, die paar Binsen dann zu Hause gleich in ein Wassergefäß zu stellen. Denn damit wollten wir ein Experiment machen, das mit trockenen Binsen nicht funktioniert. Heute ausprobiert.

Ein Exemplar von zwei zu dicht wachsenden Minitannen auf dem Weg musste dann auch dran glauben. Tännchen war nur etwas über eine handbreit hoch und jetzt kann das zweite Tännchen besser wachsen. Das andere ist heute im Kochtopf gelandet. Zusammen mit ein paar anderen Sachen - und ja, es schmeckt ganz wunderbar. Leider ist das Gelee nicht fest geworden, aber für Joghurt und Quark habe ich jetzt ein absolut hammerleckeres Süßungsmittel.

Hatte ich geschrieben, dass wir auf Juniors Wunsch hin vor einiger Zeit Brennesselchips ausprobiert haben? Nein? Auch lecker. Pflücken, waschen, im Küchentuch rumrollen bis sie trocken sind und im heißen Fett ausbacken. Vorsicht, die Dinger werden bröselig - und nein, wenn die gewälzt und in der Pfanne sind, dann brennen die nicht mehr. Nur noch ab, wenn das Fett in der Pfanne zu heiß wird.

Heute waren wir dann erst einmal das Auto von dem ganzen veganen "Fixogum" befreien. Es ist ja schön, wenn wir die Landkarten auf dem Auto ausbreiten können und die nicht gleich wegfliegt, weil sie haften bleibt. Aber wenn man dann vor lauter Baumkleber langsam nichts mehr sieht, ist das schon doof. Danach sind wir über Stöffin nach Protzen gefahren und haben dort unsere Hunderunde gemacht. Auf dem Weg dahin ist dann das Foto von den endlos erscheinenden Getreidefeldern entstanden.

Leider musste ich Joey auf dem Weg dann irgendwann anleinen. Der ist so durstig geworden, der wäre voll ins Siel mit Entengrütze geklettert. Das wollte ich halt nicht. Nachdem er dann das Wasser am Auto aus der Flasche (Leitungswasser...) verschmäht hat, haben wir auf dem Rückweg an einem Friedhof angehalten. Der Hund hat so derbe gehechelt, dass ich dachte, der kippt mir um. Friedhöfe sind immer gut, weil es dort im Sommer irgendwo einen Wasserhahn gibt - und als ich dann noch ein Schälchen aus dem Auto gekramt habe, war Joeys Glück so ziemlich perfekt für den Augenblick.
























Dienstag, 3. Juli 2018

Kornblumenblau



Heute waren wir gegen mittag in Bechlin unterwegs. Unsere Abenteuerranzkarre hat neue Schlappen bekommen und wir mussten dann eine Stunde überbrücken. Letztes Jahr im Herbst hatte ich schon beim Reifenhändler nachgefragt ob die Reifen, die drauf sind, noch okay sind. Er meinte, eine Saison gehen die noch, dann müssen die aber runter. Ich habe dann immer mal nach dem Profil geschaut - und das hat dann noch etwas länger als gedacht gehalten. Aber nun...



Den Weg sind wir schon mehrfach gegangen - aber noch nie bei so einer Wärme und Trockenheit. Wir haben seit einiger Zeit ja eine neue Kamera und damit wollte ich heute dann Fotos machen. Tja... wie das dann so ist - erst passt das Tarion nicht. 


Das Tarion ist eine Art "Guckkiste", die vor das Display kommt und dann auch noch eine Lupe eingebaut hat. Das habe ich ja schon ein paar Jahre immer mal wieder für die Digicam genommen, weil es mir schlichtweg ermöglicht, auch bei Sonnenschein zu sehen, was auf dem Display ist und auch die Lesebrille nicht brauche. Voll praktisch, auch wenn es etwas unhandlich ist. 


Als ich das Tarion dann halbwegs so montiert hatte, dass ich es mit der neuen Kamera nutzen konnte, hat die gesagt "Akku alle!". So etwas Blödes! Also habe ich das Tarion an die Digitalkamera geschraubt und mit der Bilder gemacht. Die Ausbeute seht ihr dann hier. Wir sind auf eine Bienenweide voller Kornblumen und Kamillenarten gestoßen, das war echt toll! Aber auch im Getreidefeld nebenan gab es nette Motive.


Joey war dann später ziemlich fertig - und ziemlich grau von der ganzen staubtrockenen Erde. Gelernt hat er heute dann, wie er mir aus der Hand saufen kann, wenn ich mit einer Gießkanne da Wasser reinlaufen lasse. Denn der hat auf dem Friedhof dann erst einmal Wasser bekommen und eine Schale hatte ich halt nicht dabei. 




Samstag, 16. Juni 2018

Evakuierung... diesmal war´s ernst und wir weg

Nachdem hier dann beim zweiten Mal tatsächlich eine Bombe gefunden wurde, gab es einen neuen Sperrkreis, innerhalb dessen die Menschen ihre Wohnungen und Arbeitsstätten verlassen mussten und auch nicht in ihre Kleingärten durften. Da wir dann 10 Meter vom Sperrkreisrand entfernt wohnen, gehörten wir dazu. Nick hat frei bekommen, weil keiner wusste, wie lange die Sperrung dauert und wohin Menschen wie er dann nach der Arbeit hin sollen. 


Feldsteinkirche in Schweinrich
Wir haben hier eine Landkarte und dort rund um Neuruppin eine Linie mit 50 km Radius eingezeichnet. Das ist für uns der "Hauptabenteuerbereich", den wir erkunden und über den wir berichten möchten. Also haben wir vorgestern auf diese Karte geschaut und überlegt, wo wir hinfahren. Es wurde dann - wie so oft - ein "mal sehen, wo wir landen!". Vorsorglich habe ich dann die Campingsachen ins Auto gepackt, die nicht sowieso drin sind, wie Isomatten und Küchentasche. In der "Küchentasche" sind Becher, Besteck, Teller, Campingtöpfe, Pfannenwender, Getränke, Gaskartusche und so weiter.


Dann ging es los - erst einmal den Job als Blumenfee erledigen. Da hat Nick mir geholfen und unter anderem auch die Retouren aufgelistet. Deshalb waren wir damit auch zügig fertig. Danach ging es nach Kunsterspring, weil sich wieder ziemlich viele Eimer angesammelt haben. Die haben wir dann dort im Tierpark abgegeben. Damit sind dort bislang rund 150 Eimer gelandet, die sinnvoll weiter verwendet werden, anstatt sofort im Müll zu landen. Auf dem Parkplatz gegenüber der Waldarbeiterschule haben wir dann Frühstückspause gemacht und noch einmal beratschlagt, wie wir weiterfahren. Es blieb beim "mal gucken, wo der Weg uns hinführt". 

Muttergottesgläschen*



Also weiter die Straße entlang, durch Gühlen-Glienicke und Wallitz. An der Kreuzung ging es diesmal geradeaus. So sind wir durch Kagar gekommen, das kannten wir bislang noch nicht. Den Zermittensee auch noch nicht.  Dorf Zechlin mit dem Zechliner See und dem Schwarzen See, Flecken Zechlin - auch hier sind wir dieses Mal links auf der Straße geblieben und an der Kreuzung links gefahren. Es war einfach nur toll, diese weite Landschaft zu sehen! Das mag ich ja total gerne.  Na ja, dann gibt es dort noch das Straßenstück mit der Beschilderung "Kampfmittel, Betreten verboten" links und rechts und mit dem Gedenkstein in der Mitte. Also mitten durchs Sperrgebiet der Ruppiner Heide. 

Gelandet sind wir gestern dann in Schweinrich. Das haben wir uns dann mal ein bisschen genauer angeschaut, weil ich auch die Feldsteinkirche so beeindruckend gefunden habe. Wir sind dann noch die Straße bis zum Schullandheim und ein bisschen zwischen den Feldern längs gelaufen. Also... Schweinrich hat zwei richtig schöne und auch mit Riffelplatten versehene Übergänge auf einer Länge von etwa 200 Metern. Das ist enorm beeindruckend gewesen, weil hier ja eher so ein "ach du Scheiße, barrierearme Übergänge... wo können wir da am besten Geld einsparen???" gilt. Schon spannend, was auf einem Dorf irgendwo in der Pampa möglich ist. Schweinrich hat noch etwas ganz Tolles - nämlich eine richtig schöne Badestelle am Dranser See. Mit Spielplatz, Toiletten, Picknicktischen und Schattenbäumen - von einem langen Steg mal abgesehen. 


Badestelle in Schweinrich

Weiter ging es nach und durch Dranse, auch ein nettes kleines Dorf an der Grenze zum Mc Pom. Überrascht war ich dann, an der Kreuzung die Kennzeichnung des E10 zu finden. Das der durch Dranse geht, hatte ich so gar nicht auf dem Schirm. Weiter ging es nach Berlinchen. Da wollte ich schon immer mal hin, schon allein weil der Name so nett ist. 


Von Berlinchen aus ging es nach Randow. Schild gesehen, das nach Randow zeigt und gesagt: "Da fahren wir jetzt auch noch hin!"  und einmal durch den Ort gefahren. Eine kleine Bauernschaft und ich glaube, das war die mit den zwei sahnemäßig sanierten wunderschönen Häusern gen 1920. Aber so richtig "boah, da hat sich aber jemand Mühe gegeben!". 


Im Modellpark Alt Daber

Von Randow aus sind wir dann "einmal über die Straße, weil, das nächste Dorf nehmen wir dann auch noch mit!". Das war dann Groß Haßlow. Da der Wegweiser an der Straße am Ortsende dann aber wieder nach Berlinchen geführt hätte, haben wir umgedreht und uns einen anderen Weg gesucht. Eine schmale Straße mit einer Kurve, wo ich dachte "oh... nun hast du einen sandigen Schotterweg" führte über eine alte Bahnlinie hinweg. Aber es war dann kein Schotterweg irgendwie in die Wildnis, sondern eine vernünftige Straße und gerade als ich noch überlegt habe, woher ich den Namen von "Groß Haßloch" kenne, kamen wir an einem Gewerbegebiet vorbei. Danach wusste ich es, denn ich muss es in Zusammenhang mit Baumec mal gelesen haben. 

Vor Klein Haßlow ging ein Weg entlang, der auf die Gedenkstätte im Belower Wald hinwies und so sind wir weiter über Land gefahren um in Alt Daber zu landen. Dort fiel mir der Daber-Turm wieder ein, von dem ich einen Flyer habe und wir haben dort Pause gemacht. Auf dem Parkplatz in Alt Daber am Turm gibt es übrigens die Möglichkeit, sein Elektrogefährt aufzuladen. Wir haben uns den Modellpark angeschaut - der ist zwar ein bisschen kahl was Pflanzen anbelangt, aber die Modelle sind absolut klasse! Je mehr ich gesehen habe, desto begeisterter war ich. Denn wo andere Modelle "Pi mal Daumen, passt schon" nachbilden, ist es dort tatsächlich nachgebildet. Egal ob Feldsteine oder Schmucksteine - das ist da nicht aufgemalt, oder als Druck aufgeklebt, sondern als Relief gestaltet und damit enorm aufwändig. Man muss Modelle als solches nicht toll finden - aber die Arbeit und Umsetzung dort verdienen echt enormen Respekt. Aus Neuruppin gibt es dort die Klosterkirche St. Trinitatis sowie das Alte Gymnasium zu sehen, beides auch wunderschöne Arbeiten. Ebenso ist dort Genzrode nach historischen Vorlagen aufgebaut - und das ist einfach "boah, wundervoll!".


Im Modellpark Alt Daber

Danach ging es in den Findlingsgarten - dazu in einem anderen Bericht mehr - , Kräuter gucken und "Sie wollen doch bestimmt zu mir in den Daber-Turm?!" in den Daber-Turm, den Wächter der Heide. So kam es letztlich, dass wir echt lange in Alt Daber waren, nämlich 3 Stunden. Weil Frau Meyer, die "Turmwächterin" uns so begeistert vom Turm und allem erzählt hat, wir dann auch viel Zeit in den Ausstellungen verbracht haben, uns alle vier Sagen angehört haben, die im Turm erzählt werden, Nick dann versucht hat, die Geschichte mit den Gaunerzinken ganz oben zu entziffern und es zum Schluss noch ein langes Gespräch mit der Turmwächterin gab und wir uns mit Leckereien von der Kräuterfrau vom Dossegrund eingedeckt habe und nun Frühlingshonig, Fichtennadelgelee und Bärlauchsenf genießen können. 


Schmugglerrätsel lösen...

Weiter ging es von Alt Daber aus nach Wredenhagen, wo wir von Wredi begrüßt wurden. Wredi ist ein riesiger Bulle und steht am Wegesrand herum. Wredenhagen ist schon Mc Pom und wenn man gen Burg hinauf läuft, sieht man, dass es dort auch eine Burgschule gibt. Den Mönchsee haben wir uns diesmal nicht angeschaut, aber vor der Burg gibt es einige große Tafeln und eine erklärt einen interessanten Wanderweg rund um den See mit Köhlerei und so - es ist auf der  "machen wir auch noch mal"-Liste gelandet. 


Burg Wredenhagen
Als wir uns einer Ampelkreuzung näherten und die Wahl hatten zwischen Bundesstraße nach Müritz und irgendwann Autobahn haben wir uns für die Autobahn-Richtung entschieden. So ging es am Dambecker See vorbei nach Leizen auf die Autobahn. Richtung Rostock. Mal gucken, wo wir landen. Mittlerweile war es dann schon rund 16 Uhr und irgendwie hatte ich langsam Hunger. Nachdem wir dann über den Petersdorfer See gefahren sind, habe ich die Abfahrt Malchow genommen und gedacht "klingt ja genau wie Sunny!" und war dann gespannt auf die Inselstadt Malchow. 

Positiv: Wir konnten noch etwas zu Essen kaufen, da eine Stadt nun einmal Lebensmittelläden hat. Ebenso gibt es dort Tankstellen, die neben etwas Benzin dann auch die Möglichkeit haben, die Scheiben mal ein bisschen besser sauber zu bekommen. Bäume sind ja schön - aber wenn es warm ist, werden Bäume ziemlich klebrig in ihrem Umfeld. Auch auf Autoscheiben. Auch eine tolle Idee: Stadtteile nach Farben zu benennen. Hat mir irgendwie auch mit am Besten gefallen, weil es ein sehr einfaches System ist mit dem auch Gäste gut klar kommen. 

Geschichten hören im Daber-Turm


Malchow ist eine nett und durchaus interessante kleine Stadt - aber touristisch Überlaufen. Es sei ihr durchaus gegönnt - aber ich war froh und glücklich, irgendwann auf einem Seedamm einen Parkplatz gefunden zu haben um endlich Pause machen zu können und etwas Koffeinhaltiges in mich reinkippen zu können. Der Ausblick war ziemlich gut und wir haben Stand-up-Paddlern zugeschaut, dann noch zwei Leute mit einem Schlauchbootkanadier gesehen. Den wollte ich ohnehin mal live sehen - und habe festgestellt, er gefällt mir nicht. Wir haben auch recht viele Rollifahrer in Malchow gesehen, das ist richtig aufgefallen. 

Dann ging es zurück und weil wir irgendwie keine Lust mehr auf campen hatten, haben wir die Autobahn genommen. Diesmal habe ich vor dem Petersburger See dann "Jetzt fahr´n wir übern See, über´s See..." angestimmt (mit keiner hölznern Wurzel, Wurzel, Wurzel, Wuhuuuuurzellll). Eigentlich wären es von Malchow aus bis nach uns nur 62 km gewesen, wir haben ein paar mehr draus gemacht (darauf kam es dann gestern auch nicht mehr an), weil wir dann noch zur Waschbox gefahren sind, das Auto "entkleben". Wenn der Plan schon von alleine auf der Motorhaube haften bleibt ist das halt praktisch, aber trotzdem doof. 

Einen Haufen (15) Orte, viele Erlebnisse und 180 km später waren wir dann gegen 19 Uhr wieder zu Hause. 

*
Das ist Ackerwinde, die an der Kirche in Schweinrich wächst. Da nach einer Legende der Gebrüder Grimm (klick mich, ich bin ein Link) Gottes Mutter aus dem Kelch der Pflanze ein Gläschen Wein. Daher der Name - und deshalb war es so nett, dass sie genau dort wächst. Die Ackerwinde ist übrigens eine Heilpflanze.











Montag, 21. Mai 2018

Was machen wir heute? (Basteltipp)

„Keine Ahnung“ ist eine der häufigsten Antworten bei uns. Ich denke, auch bei vielen anderen Familien. Das ist natürlich doof, wenn man gerne etwas unternehmen möchte. Auch, weil es blöd ist, wenn dann irgendwann „immer bestimmst du das!!!“ kommt. Wer nicht immer selbst entscheiden möchte, für den habe ich eine Idee: In einem Discounter gab es letztens Teeboxen. Für eine

Abenteuerbox „Was machen wir heute?“



sind solche Kisten super! Was ihr sonst noch braucht: Zeit, Ideen, einen Packen verschiedenfarbige Karteikarten in DIN A 7 (halbe Postkartengröße), einen Schreiber und eine Schere. Vielleicht noch ein paar Tropfen Kleber. 

Einteilung der Box:


Nah dran – weiter weg – weit weg
.
Überlegt euch, welche Entfernungen das für euch persönlich sind! Denn es bringt nichts, wenn man ein Auto hat und sagt „na ja, 15 km sind doch nah dran!“ - aber der Nächste hat eben keines und für den sind 15 km weiter weg.

Kostet nichts, kostet wenig, kostet viel
Auch da muss sich jeder selbst über legen, wo er bei „kostet wenig“ sein Limit setzt. Denn auch das ist eine ganz persönliche Sache, je nach Einkommen. „Kostet wenig“ haben wir auf 8 Euro pro Person gesetzt. Das bedeutet, der Eintritt pro Person darf bis zu 8 Euro kosten. Als Familie kann man auch Familienpreise festsetzen.




Einteilung der Kartenfarben:
Auch das ist letztlich ganz individuell, denn das, was wir gut finden, finden andere vielleicht total doof. Vorschläge sind „Museen & Denkmäler“, „Wandertouren“, „Natur und Tiere“, „Freizeitparks & Co“, „Spielplätze“, „Kochen/Backen/Basteln/Spielen“. Jede Kategorie bekommt ihre eigene Farbe.

Der Bastelteil:

Einen Schwung Karten auf die Fächergröße zuschneiden.

Mit weißen Karten, Edding oder beschreibbarem Klebeband die Boxenfächer an den Rändern markieren, Karten ggf. festkleben.



Damit die Karteikarten nicht so blöd in die Fächer fallen, dass man sie kaum noch heraus bekommt, haben wir in die Fächer jeweils eine geknickte Karteikarte gepackt, vor die alle anderen Karten einsortiert werden.

Der Schreibteil:

Nun schreibt ihr auf die Karteikarten, was euch dazu so einfällt und sortiert sie in die passenden Fächer ein. Bei vielen Sachen habe ich die Adresse dazu geschrieben, die Webseite und die Eintrittspreise.



Die Abenteuerbox ist nie wirklich fertig – und genau dass ist das Tolle an der Box! Ihr habt sowohl eine Auswahl an Ideen, je nach Zeit, Lust, Entfernung und Finanzlage – und könnt das Ganze auch noch ständig erweitern. Wenn ihr Kinder habt, notiert ihr euch vielleicht schon mal Sachen „für später“, habt ihr etwas besucht, ergänzt ihr die Karten vielleicht um Informationen, die für euch wichtig sind.

So könntet ihr, falls ihr „Spielplätze“ mit drauf habt, dann zum Spielplatz am Neuen Markt notieren, dass es einen Wasserbereich gibt. Also Buddelhose oder Ersatzsachen mit einpacken bei Bedarf. Habt ihr einen Familienhund, notiert ob bei Freizeitparks etc. Hunde erlaubt sind – und welche Auflagen es dafür gibt.

Letztlich habt ihr aber mit einer Abenteuerbox bei der Frage „Was machen wir heute?“ dann die Möglichkeit zu sagen: „Guck doch in die Abenteuerbox!“ und mit Blick auf die zur Verfügung stehende Zeit und das Portemonee auf das passende Fach zu verweisen.

Ergänzungen zur Abenteuerbox:

Einen Sammelordner für Flyer und eine Karte, auf der mindestens bis „weiter weg“ das Gebiet drauf ist. Dann kann man schon mal gucken, wo etwas ist und wie man dort hinkommt. Ihr braucht auch nicht unbedingt so eine Karte zu kaufen, oft gibt es irgendwelche Touristenkarten auch so – und die reichen eigentlich. Auch einen Teil der restlichen Karteikarten kann man in die Sammelbox packen. Auch ein Abenteuersparschwein kann mitunter eine hilfreiche Ergänzung sein um nach und nach Geld für die „kostet viel“-Angebote zu sammeln.

Um ein paar Startprobleme zu vermeiden:

„Ich finde keine Teebox...“
- das ist natürlich schade, aber kein Grund, so etwas in der Art nicht zu basteln. Vielleicht habt ihr ja noch eine alte „Vokabellernkiste“ irgendwo herumliegen, die ihr sowieso nie wieder angeschaut habt? Oder fragt doch einfach mal herum... dann müsst ihr die Fächer nur nach einem anderen System einrichten.



„Und wo bekomme ich jetzt die ganzen Adressen dafür her?“ Zuerst einmal alles das aufschreiben, was einem ohnehin einfällt. Das muss nicht immer ein bestimmtes Ziel sein, es kann auch etwas sein, das man ab und zu gerne miteinander macht. Das soll einfach sein, was einem gerade in den Sinn kommt. Adressen kann man später immer noch heraussuchen. Dann gibt es in Tourist-Informationen und an vielen Orten immer Flyer. Mitnehmen, durchforsten und heraussuchen, was passt! Ebenso wenn ihr einen Tipp hört: aufschreiben. Und wenn es erst einmal im Notiz-App vom Handy ist, damit es nicht vergessen wird! 


„Wenn du schon eine Abenteuerbox mit vielen Adressen hast, warum schreibst du die nicht hier rein?“
Interessen sind ganz unterschiedlich. Entfernungen vom Wohnort zu einem Ziel auch. Deshalb. Einige Adressen findet ihr auch auf ruppi-struppi.de (klick mich) – zumindest, wenn es um Tiere geht. Wenn ihr euch nicht sicher seid, wie weit das tatsächlich weg ist, dann benutzt die Routen-Version von Google Maps!


Wir wünschen euch auf jeden Fall viel Spaß beim Aufbau der Abenteuerbox.


Montag, 14. Mai 2018

Alles im Eimer - oder was?




Ich bin ja an 3 - 4 Tagen Blumenfee hier in einem Supermarkt. Das bedeutet, ich kümmere mich dort dann um die Schnittblumen, die aussortiert werden müssen und die, die angeliefert werden. Früher hatten mein Mann und meine Schwiegereltern ja selbst Blumengeschäfte - und da waren Eimer dazu da, wiederverwendet zu werden. 

Beim Discounter wird das, was wir früher wiederverwendet haben bis es wirklich Bruch war, dann nach einmaligem benutzen entsorgt. So wachsen unnötig die Plastikberge an und das hat mich schon von Anfang an irgendwie gestört. Ab und zu habe ich mal für uns Eimer mitgenommen oder für Bekannte - aber dann sind immer noch ganz viele Eimer nach einmaligem Gebrauch in den Müll gewandert. Mittlerweile bekommt auf meine Nachfrage hin, ob die welche gebrauchen könnten, die Tafel nicht nur das, was an Blumen aussortiert wird, sondern auch einige Eimer mehr. "Die kann immer mal jemand gebrauchen!" hieß es. Gut so.

Nun war Muttertag - und nach Valentinstag und Ostern ist Muttertag einer der Haupttage im Blumengeschäft - und entsprechend kam viel, viel Ware in Eimern an. Wobei ich ja immer echt erstaunt bin - Nick und ich haben mittlerweile schon rund 15 andere Supermärkte besucht, die alle von Flower Stores beliefert werden. Ich war neugierig, wie es anderswo aussieht und vielleicht hätte ich ja noch Ideen für andere Märkte, damit es dort auch besser...  ich denke aber, sowohl die Situation hier vor Ort als auch ich mit meiner Arbeitsauffassung fallen einfach ein bisschen aus dem Rahmen. Hier ist z. B. mit am meisten Platz - auch im Vergleich z. B. zu Märkten in Bremen und Hamburg - und entsprechend kommt hier auch viel Ware hin. 

Auch damit, dass ich mir Gedanken mache, wie man Material wie die Eimer wiederverwenden könnte. Nun sind rund 50 große und viele kleine Eimer die in den letzten Tagen angefallen sind, Samstag und Sonntag von uns im Tierpark abgegeben worden. "Eimer können wir IMMER gebrauchen, die Tiere treten auch immer mal welche kaputt!". 

Prima! 

Ein paar der kleinen Eimer, in denen einzelne Blumensträuße ankommen, haben wir selbst übrigens für unsere neuen Mitbewohner vom Naturparkhaus in Menz verwendet, die sich dort ganz wohl drin fühlen - es sind historische Tomaten- und Gurkenpflanzen. Aber die stellen wir euch ein anderes Mal vor! 

Übrigens, so zum Thema Supermarkt gestern von Eyjay (gebürtiger Amerikaner) auf Twitter (und er hat soooo recht!): 

In Germany we don’t say “Welcome to Walmart! How are you? Have an awesome day!”, we say “Mit Payback-Karte?” and I think its beautiful.



Montag, 7. Mai 2018

Ein Herzchen für die Desensibilisierung im Tierpark

Letzte Woche habe ich auf Twitter ein Foto von einem Rothirsch hier aus dem Tierpark gepostet. Dazu habe ich dann geschrieben, dass wir unter anderem wegen dem nun Jahreskarten im Tierpark haben – zur Jagdhund-Desensibilisierung. Es gibt einen Verband deutscher Tierparks, der hat das gelesen und fand es gut. Das freut mich natürlich.  

Rothirsch mit jungem Geweih... (im Fellwechsel sehen die so zerfleddert aus)

Mit dem Auto ist es uns jetzt endlich möglich, auch problemlos zum Tierpark zu kommen. Der ist von uns etwa 12 km nah dran und Hunde sind dort auch willkommen. Deshalb waren wir vor ein paar Wochen dann auch endlich mal in Kunsterspring im Tierpark um uns den anzugucken. Wir haben sofort Jahreskarten für uns drei gekauft. Jahreskarten gibt es auch für Hunde!

Fischotter beim Fressen
Wir waren ja vor einiger Zeit am Zermützelsee laufen und da hat Joey irgendwann angefangen, Theater zu machen. Erst wusste ich gar nicht, was er hat – aber dann habe ich den Dachs gesehen, der grade abgehauen ist... in einiger Entfernung. Danach wurde die weitere Tour mit Joey ziemlich anstrengend, weil er unbedingt zum dieser Stelle wollte, wo der Dachs war und am Besten noch hinterher, gucken, was das war. 20 Kilo Hund an der Leine, der seinen Willen durchsetzen will, ist ganz schön viel und weder für den schön, der den Hund hält, noch für den Hund selbst und auch nicht für alle Anderen, die dabei sind.

Es ist letztlich auch nicht schön für das Wild. Das kann zwar abhauen – aber es wird dennoch gestört und aufgeschreckt. Wild versteht nicht, was für Hunde vielleicht nur „boah, interessant!“ ist. Sicherlich könnte Wild auch nicht verstehen, wenn Menschen „oh, da ist der Hund ja ganz in seinem Element und kann sich mal austoben“ sagt. Oder „der Hund will nur spielen, die machen ja nur ein Wettrennen!“. Wild kennt kein Wettrennen mit Hunden!!!! Für Wildtiere in freier Wildbahn ist ein Hund IMMER eine Bedrohung für Leib und Leben!!! Wildtiere denken nicht wie Menschen – aber viele Menschen denken, jedes Lebewesen würde so komplex denken wie ein Mensch.

Einer der Waschbären
Wir sind viel unterwegs – und Joey hat insgesamt enorme Fortschritte gemacht. Deshalb war meine Überlegung, dass er auch lernen kann, das Wildtiere „normal“ sind. Das man zwar gucken kann, wenn die sich bewegen, man kann auch gucken, was sich da bewegt und vielleicht mal rumschnüffeln, was da so an Gerüchen durch die Luft ankommt. Aber alles ohne Theater. Für einen Jagdhund wie Joey, dessen Genetik eigentlich ja sagt: „Interessiere dich dafür!!! DAS IST DEIN JOB!!!“ ist es schon eine ziemliche Herausforderung, diese Triebe in geregelte Bahnen zu lenken.

Lernen kann er das am Besten im Tierpark – denn dort ist zum Einen eine große Zahl an verschiedenen Tieren, die hier letztlich auch in freier Wildbahn vorkommen – und damit deren ganzen Gerüche. Zum Anderen sind die Tiere dort daran gewöhnt, dass Menschen und Hunde denen relativ nahe kommen. Für die Tierparktiere ist der Mensch und ein Hund nicht grundsätzlich „eine Begegnung auf Leben und Tod“. Wobei ich denke, dass ein Hund, der außer sich gerät und anfängt, dort lautstark Theater zu machen, dann tatsächlich ein Problem für die Tiere ist.

"Da hinten bewegt sich was!!!"
Unsere ersten Besuche vom Tierpark waren übrigens nicht IM Tierpark – sondern wir haben dort geparkt und Joey hat vom Parkplatz aus die Mufflons mitbekommen und einen ganzen Schwall Gerüche. Wir sind auf der anderen Seite dann zur Kochquelle gelaufen. Das nächste Mal haben wir dort geparkt, als wir Räucherfisch geholt haben. Auch da hat Joey dann die Mufflons gesehen und die Gerüche erlebt. Man muss definitiv nicht IM Tierpark anfangen mit eine Hund zu trainieren – gerade Kunsterspring bietet auch die Möglichkeit, die ersten Begegnungen von außen zu haben. Sowohl was Mufflons anbelangt, als auch was Damwild anbelangt und vor allem, was Gerüche anbelangt – einfach am Parkplatz dem Fontaneweg Richtung Neuruppin folgen, dann landet man auf dem Waldweg zwischen beiden Tierparkarealen.

Erst mal aus sicherer Entfernung beobachten
Unser erster Besuch IM Tierpark war dann natürlich hoch aufregend für den Hund – und wir haben möglichst Abstand von den Gehegen gehalten. Abstand und Ruhe (!) gibt Sicherheit. Dem Hund und den Tierparkbewohnern. Beim ersten Besuch waren wir auch nicht überall – wir haben die „Wassertiere“ und die Haustiere nicht besucht – aber trotzdem war es eigentlich schon ein „zu viel“ für Joey.

Beim zweiten Besuch waren wir dann in dem Bereich, den wir halt beim ersten Mal nicht besichtigt haben. Vor der Fasanerie steht eine Bank und dort haben wir Pause gemacht. Joey ist vorsichtig und neugierig ans Gitter um sich den Silberfasan anzuschauen – und von innen kam der Silberfasan an, um sich den Hund anzugucken. Ich habe Joey gesagt, er soll aufpassen, sonst pickt der Fasan in seine Nase – und das hat er irgendwie beherzigt und ist erst mal einen Schritt zurück. Hund und Fasane haben sich danach lange in Ruhe beobachtet.

Wollschweine...
Jetzt sehe ich zu, dass wir ungefähr einmal in der Woche im Tierpark sind. Egal ob wir viel Zeit haben oder wenig – es reicht immer, um ein paar Tiere anzuschauen und so einen Gewöhnungseffekt für Joey zu haben. Heute haben wir uns in der Nähe von den Schwarzstörchen auf eine Bank gesetzt – und gesehen, wie sie in der Voliere fliegen, im Wasser herumstelzen und auf der großen Tafel landen, auf denen ein Bild von ihnen ist. Fast als ob sie zeigen wollten, dass sie tatsächlich so aussehen wie auf der Infotafel.

Ups... Kekse mit Wildschweingeschmack...

Viel Zeit haben wir bei den Wildschweinen verbracht. Beim letzten Mal waren die Frischlinge erst maximal zwei Wochen alt – und wusste von denen nichts. Bis wir mit Joey an dem Gehege auf der Rückseite langgelaufen sind und die Bache – die Wildschweinmama – angerannt gekommen ist und ziemlich klar gemacht hat, dass sie von dem Hund so gar nichts hält, von uns eigentlich auch nichts und wenn sie könnte würde sie uns das auch viel deutlicher zeigen.

Heute haben wir uns den Wildschweinen in zwei Etappen genähert – denn Joey hat schon von weiter weg gesehen „da ist etwas!“ und Zeit bekommen, sich das in Ruhe von weit weg anzugucken. Da kurz vorher gefüttert wurde, waren Schweine und Rabenvögel am Futterplatz – und da gegenüber stehen Bänke. Da haben wir dann lange gesessen. Wirklich lange – und wurden dann nachher selbst beobachtet. Von Mama Wildschwein.

Wildschweine beobachten... 
Das Joey dort so sitzt und die Schweine beobachtet, fanden andere Tierparkbesucher ganz faszinierend und erklärten Joey dann, wie gut Wildschweine schmecken. Joey fand es toll, das da Leute gekommen sind, die sich mit ihm beschäftigt haben.

Damwild... auch ihm wächst gerade ein neues Geweih

Danach haben wir noch kurz beim Damwild geschaut – und dann war auch gut für heute und wir sind den Weg wieder so zurück gegangen, wie wir gekommen sind. Wir haben also heute auch nicht alles besucht. Das wäre auch zu viel gewesen. Wir sind ja noch öfters dort.

Hier übrigens meine Tierparkslieblinge: 


Ich nenne sie Waldorf und Statler. Wie die beiden alten Käuze bei den Muppets (klick mich, ich bin ein Link...)