Montag, 29. August 2016

Von der StVO, kinetischer Energie, Hundegeschirren und Transportboxen


Bei der Recherche für den Blogbericht zum „Front Range Harness“ habe ich dann noch den Hinweis entdeckt, dass einige Halter es als Autosicherheitsgeschirr benutzen. Das wollte ich eigentlich in den Bericht über das Geschirr packen, aber dann habe ich mich mal etwas mehr mit „was passiert eigentlich bei einer Vollbremsung mit einem unangeschnallten Hund?“ befasst. 

Bild: photopin /CCL, Auto & Hund

Habe ich mich in der Schule manchmal gefragt: „Boah, den Krempel brauchst du nie wieder im Leben!“ merke ich, wie oft mir mittlerweile solche Dinge wieder begegnen – und finde es meistens sogar sehr spannend. Bei der Recherche war dann die zweite Frage: „Welche Fliehkräfte treten eigentlich auf?“. Aber das Wort „Fliehkraft“ habe ich nirgends mehr gefunden – es ist die „kinetische Energie“ und gehört zur Alltagsphysik. Das ist, was ich am Bloggen für mich so toll finde: viele Dinge wieder zu entdecken und/oder neu zu lernen.

Lassen wir die Formel also weg und befassen und a) mit der Straßenverkehrsordnung, b) mit der kinetischen Energie und c) mit verschiedenen Geschirren. Denn bei einem Hund in einem Fahrzeug hat man mit alle dem zu tun. Eigentlich.

a) die Straßenverkehrsordnung (StVO)


Tiere die in einem Auto transportiert werden, fallen unter die Ladungssicherungspflicht. Viele Menschen denken, insbesondere, wenn sie viel irgendwelche Ramsch-TV-Sendungen mit Polizeiberichten gucken, Ladungssicherung betrifft fast nur LKW´s. Nein. Ladungssicherung betrifft auch PKW´s, Anhänger und so weiter und erstreckt sich nicht nur auf Bretter, Möbel und so tote Dinge, sondern auch auf Tiere. Und damit betrifft es Hundehalter, die ein Auto benutzen. Das „ach, ist mir voll egal“ wird einem Hundehalter spätestens dann nicht mehr egal sein, wenn er neben einem sachlichen Schreiben von der Bußgeldstelle mit einer Zahlungsaufforderung sieht, das sein Punktekonto ebenfalls bereichert wurde.

Laut der Seite Bussgeld-info.de sieht der aktuelle Bußgeldkatalog drei aufeinander aufbauende Tatbestände vor: das Tier ungesichtert im Auto zu haben kostet 35 Euro und bringt noch keinen Punkt. Hat man sein Tier ungesichert im Auto und es kommt zu einer Verkehrsgefährdung, kostet das 60 Euro und einen Punkt in Flensburg. Hat man sein Tier ungesichert im Auto und es kommt zu einer Sachbeschädigung, sind es 75 Euro Bußgeld und 1 Punkt in Flensburg.

Wohlgemerkt... bei den Tatbeständen „Gefährdung“ und „Sachbeschädigung“ ist es NUR das Bußgeld für den Tatbestand „ungesichertes Tier im Auto“. Meistens gibt es ja noch ein paar Sachen drumherum, die Bußgelder und Punkte insgesamt ansteigen lassen.

Hier mal der Gesetzestext zum Thema Ladungssicherung:

§ 22 Ladung

(1) Die Ladung einschließlich Geräte zur Ladungssicherung sowie Ladeeinrichtungen sind so zu verstauen und zu sichern, dass sie selbst bei Vollbremsung oder plötzlicher Ausweichbewegung nicht verrutschen, umfallen, hin- und herrollen, herabfallen oder vermeidbaren Lärm erzeugen können. Dabei sind die anerkannten Regeln der Technik zu beachten.

Damit wären wir auch gleich wieder bei dem „beliebten Thema“ „Tiere sind im Gesetz eine Sache!“, was immer wieder auftaucht – aber schon seit 1990 so nicht mehr stimmt. Denn ja, wenn man den Text da oben liest, könnte man denken, man müsste sein Tier ausstopfen... aber nein, laut § 90 a im Bürgerlichen Gesetzbuch sind Tiere keine Sachen. Sie werden durch besondere Gesetze geschützt, auf sie sind die für Sachen geltenden Vorschriften entsprechend anzuwenden, soweit nicht etwas anderes bestimmt ist.

„Nicht etwas anderes bestimmt ist“ bedeutet, das man durchaus berücksichtigt, dass ein Tier nun einmal kein Karton, kein Backstein oder sonst etwas fest Verzurrbares ist. Auch ein gesichertes Tier kann bei einer Vollbremsung oder beim Abbiegen im Auto herumrutschen, hinfallen, ein bisschen herumrollen. Wichtig ist aber, das es wirkungsvoll daran gehindert werden kann, sich frei durchs Auto zu bewegen oder eben auch bei einer plötzlichen Bremsung nicht durchs Auto zu fliegen – oder auch aus einem Fenster oder einer Klappe zu springen, die auf ist bzw. plötzlich auf geht. Auch immer wieder ein leidiges Thema bei Tierschutzhunden: „ich wollte den nur eben anleinen und dann ist der aus dem Auto und weg, der war nicht mal zwei Stunden in Deutschland!“.


Warum das eigentlich alles? Was ist so dramatisch daran, wenn der kleine Zwergfiffi von 5 kg frei im Auto rumtobt „und überhaupt liegt der ja meistens sowieso hinten auf der Rückbank...“? Damit wären wir bei der...

Bild: photopin / CCL, Crashtest Minivan mit Kindern

b) kinetische Energie.

Laut Wikipedia ist Kinetische Energie (wird auch Bewegungsenergie genannt) eine Energie, die ein Objekt aufgrund seiner Bewegung erhält. Sie hängt von der Masse und Geschwindigkeit des bewegten Körpers ab. Natürlich gibt es auch eine Berechnungsformel mit vielen mehr oder minder verzierten Buchstaben, bei der ich aber in erster Linie denke: „Ja, schön. Sieht interessant aus. Fast ein Kunstwerk!“. Das Gewicht, das klein Fiffi entwickelt, wenn er bei einer Vollbremsung durchs Auto fliegt – und mit dem er dann sein Herrchen, Frauchen, ein Kind oder die Autoscheibe trifft nennt sich also „kinetische Energie“.

Bei einer Geschwindigkeit von 50 km/ sind das zum Beispiel bei einem Handy mit ca. 300 Gramm rund 29 kg*. Hättet ihr DAS gedacht? Stellt euch vor, ihr habt das Handy auf der Ablage liegen und es knallt euch mit so einem Gewicht ins Gesicht. Da kann man wirklich nur „meine Fresse“ sagen. Entsprechend sollte man sich übrigens auch überlegen, was man so an seinen Rückspiegel hängt. Mein Mann hatte lange Zeit da eine ganze Sammlung von Einkaufswagenchiphaltern dran. Er hat sich nie etwas dabei gedacht. Bis ich mal gefragt habe, ob er schon mal darüber nachgedacht hat, wie sein Gesicht aussieht, wenn ihm das Zeug bei einer Vollbremsung ins Gesicht fliegt. Danach hat er sie abgenommen. Man kann nicht immer an alles denken (frau auch nicht!), deshalb ist es mitunter gar nicht so verkehrt, wenn jemand etwas mal von einer anderen Sichtweise her anspricht. 
 
Bild: photopin/CCL

Ein kleiner Hund von 5 kg – was meint ihr, könntet ihr den noch halten? Was denkt ihr, welches Gewicht der dann wohl entwickelt, wenn er durchs Auto fliegt? Der wiegt dann rund 481 kg*. Und knallt wie ein Geschoss durch die Scheibe. Oder durch euer Genick. Ein Hund von 40 kg bringt es dann sogar auf das Gewicht eines Kleinwagens – über 3.800 kg* fliegen durchs Auto. Das hält keine Kopfstütze, kein Fenster... so ein Gewicht hält letztlich nicht mal so ein übliches spilleriges Teil auf, das man als „Sicherheitsgitter“ zwischen Rücksitz und Kofferraum klemmt.

Aber es geht hier dann aufgrund der besonderen Situation mit einem Lebewesen auch weniger darum, zu erwarten, dass ein im Auto gesichertes Tier auf den Zentimeter genau an seinem Platz bleibt wie ein festgezurrter Karton. Das funktioniert bei den Anschnallgurten für Menschen ja auch nicht (wie ihr oben auf dem Crashtest-Bild mit den Kinderdummys seht, wenn ihr das hinterste, längs zur Fahrtrichtung sitzende Kind anguckt).

c) Geschirre und Co.

Wie es bei einem Unfall tatsächlich wird, kann ohnehin fast niemand vorhersagen. Wobei es einige ziemlich interessante Videos gibt, bei denen Crashtests mit Hundedummys im Auftrag von Allianz und ADAC gemacht worden sind (bitte googelt mal, ich kann die im Moment nicht verlinken. Danke). Interessant fand ich vor allem, das bei einem Test so ein kurzes Verbindungsstück von Gurtschloss zu einem Karabiner benutzt wurde, wie man es auch im Zubehörhandel bekommt – und es als erstes den Karabiner zerlegt hat und daraufhin der Hund ungehindert in den Vordersitz gekracht ist. Das hätte für den Fahrer dann durchaus eine Querschnittslähmung bedeuten können. Ich habe ja selbst oft erlebt, das bei Hundezubehör ziemlich bescheidenes Material verwendet wird und wie schnell stabil aussehende Karabiner oder Panikhaken dann brechen. Oder in einem Video wird gezeigt, wie eine Katzentransportbox (also zugegeben eine von der billigen Sorte um die 20 Euro, die keine Fluglinie als Transportbox zulassen würde...) auf dem Rücksitz angebracht wird – und wie die sich beim Aufprall zerlegt, die Türe rausbricht und die Katze zum Geschoss wird.

Bild: photopin / CCL, Crashtest... ohne Hund


Wobei es ja letztlich weit weniger oft ein Unfall sein wird, sondern eher mal ein abruptes Abbremsen, das einen Hund ins Geschirr drückt und ihn daran hindert, durchs Auto zu fliegen. Oder letztens standen wir an einer Ampel und ein Transporter ist mit einem Hund auf dem Beifahrersitz vorbeigefahren. Der Hund hat Rocky und Joey gesehen und ist die Seitenscheibe hochgegangen. Wenn der gekonnt hätte, wäre er raus gesprungen. Da gibt es ein ähnliches Video übrigens auf Youtube, wo ein Hund neben der Straße auf einem Feld Wild sieht und aus dem Fenster springt um das Wild zu jagen.

Tja und dann gibt es noch Hundeboxen. In verschiedenen Qualitäten und Größen. Eine tolle Idee, aber nicht für jeden Hundehalter mit Auto umsetzbar. Als ich in Wuppertal einige Wochen lang neben Farino noch einen kleinen Terrier betreut habe, waren unsere Autofahrten mit Farino gesichert auf der Rückbank und Blacky in seiner Transportbox. Aber eine Transportbox für Farino hätte zum Einen nicht ins Auto gepasst und wenn, wäre sie dermaßen groß gewesen, das wir selbst kaum noch Platz gehabt hätten. Wenn man im Auto die Möglichkeit hat, ist eine ausreichend große Transportbox eine tolle Sache – aber nicht jeder hat nun einmal die Möglichkeit dafür und manchmal hat man eben auch kein Auto und nutzt nur ab und an eines mit.

Das Blöde ist aber, dass es bislang außer Transportboxen tatsächlich kaum eine Möglichkeit gibt, seinen Hund für eine Unfallsituation ausreichend zu sichern. Und selbst da ist ja je nach Unfall nicht gesagt, das die nicht zermatscht wird. Dieses Jahr war eine internationale Hundeausstellung – ich glaube, die war in Italien oder Spanien. Jedenfalls irgendwo im Süden und aus Russland hatten sich mehrere Hundezüchter zusammengetan um dort mit einem Kleintransporter zusammen hinzufahren. Sie sind dort nie angekommen. Ein LKW hat ihnen die Vorfahrt genommen. Dem grausamen Foto nach hat weder einer der Hundebesitzer noch einer der Hunde überlebt. Der LKW-Fahrer übrigens auch nicht.

Aber was nun tun, wenn man keinen Platz für eine Transportbox hat, wenn man vielleicht nur ab und an ein Auto mitbenutzt oder wenn man im Prinzip sowieso am liebsten auf die ganzen Regeln und Vorschriften scheißt und sie unnötig findet?

Ich denke, das Allermindeste, was man tun sollte ist, seinen Hund zumindest dagegen zu sichern, das er sich während der Fahrt frei überall im Auto bewegen kann. Natürlich würden sich auch das Front Range Harness bei einem Unfall wo man gegen ein festes Hindernis kracht, sofort zerlegen. Die Kunststoffschnallen wären durch und der Aluhaken hält – ebenso wie die einfachen, geschweißten Ringe in fast allen anderen Geschirren – einer Energie von mehreren hundert Kilogramm schlichtweg nicht stand.

Farino haben wir im Auto immer mit Zubehör aus dem Kletterbedarf gesichtert. Bandschlingen, die darauf ausgerichtet sind im Notfall einen stürzenden Erwachsenen aufzufangen und Kletterkarabiner, die ebenso darauf ausgerichtet sind, im Notfall die Wucht von ein paar hundert Kilo zu halten. Perfekt war es nicht. Aber besser als gar nichts – vor allem im ganz normalen, täglichen Alltagsverkehr.




photo credit:

Flickr.com via Photopin.com . 
Alle Fotos gemeinfrei laut creativecommons.org

*Die Gewichtsangaben habe ich einer Tabelle auf der Seite von http://bkf24.de entnommen.















Sonntag, 21. August 2016

vier Füße, acht Pfoten und sieben Räder auf den Weg in den Urlaub, Teil 2

Nach einer Pause mit leckerem Eis und Auslauf für die Hunde ging es dann mit Joey vor dem Rad und Rocky wieder im Korb, weiter durch Radensleben. Bis wir an eine scharfe Kurve kamen, wo die Papierkarte einen „witterungsabhängig gut mit dem Rad befahrbaren Weg“ versprach. So etwas klingt immer gut, wenn man mit zwei Hunden unterwegs ist und die von der Landstraße runter haben will. Also haben wir den genommen, laut Karte noch nicht mal ein großer Umweg und eigentlich voll gut zu befahren. Beide Hunde sind auch eine lange Strecke gelaufen, was bei Joey sich aber irgendwann zu gefühlten 3 km/h entwickelte.
Gut zu fahren...
Na ja und dann sind wir in Wall hinter dem Golfplatz gelandet und es ging auf einem Wiesenweg weiter. Das wollten wir nicht schon wieder und haben Komoot nach einer Alternativroute befragt. Die gab es dann auch. Ungefähr einen Kilometer wieder zurück und dann bitte rechts ab. Mir war so dunkel in Erinnerung, das dort ein Plattenweg abging. Also Hunde in Korb und Anhänger verfrachtet und das Stück zurück gefahren. Hätten wir VORHER gewusst, wie sich die Alternativroute entwickelt, hätten wir den Wiesenweg genommen. 


auch noch gut zu fahren (und idyllisches Plätzchen!)

Wir sind dann von einem gut befahrbaren Weg mit zwei Betonstreifen und kurzem Mittelstreifen in einen Weg mit zwei Betonstreifen und ungemähtem Rand und Mittelstreifen abgebogen. Nicht nur das, die Platten schienen auch auf dem Untergrund aufzuliegen und nicht eingelassen zu sein oder so. Mit einem normalem Fahrrad wäre der Weg kein Problem gewesen. Aber mit einem Dreirad, das hinten genau so breit ist wie die Platten oder sogar noch breiter und einem Hundeanhänger, der auch sehr breit ist, war es die grüne Hölle.


Nach einigen hundert Metern war Nick fix und alle. Ok, da hatten wir schon etwa 25 km hinter uns und die Uhr zeigte schon nach 18 Uhr an. Joey tobte im Anhänger und wollte raus. Wir haben uns dann noch 50 Meter weiter vor gekämpft, wo die Platten für ein Stück über den kompletten Weg gingen und dann habe ich mein Rad und den Anhänger vor Nick gesetzt und Nicks Rad mit dem Anhänger verbunden. Das war nun ein sehr langes Gespann und ich habe mich bemüht, das Ganze irgendwie vorwärts zu bekommen und bin mir vorgekommen, wie Hulk. Nein, das ging halt nicht lange gut und ich habe dann Joey aus dem Anhänger und vor mein Rad genommen. Der hat sowieso rumgetobt und zwanzig Kilo weniger ziehen ist in dem Fall schon eine ganze Menge. Gerade als ich Joey aus dem Anhänger genommen habe, fing es a) an zu tröpfeln und b) bekam ich eine Nachricht von meinem Freund: „Sieht nach Regen aus“. Ja, danke auch. Ein Blick auf die Karte zeigte, das Komoot uns gerne noch ein paar solcher Wege weiter geführt hätte, aber geradeaus wäre in etwa 1 – 1 ½ Kilometer Ludwigsaue erreicht und von dort aus würden wir auf die Landstraße nach Beetz kommen. Also geradeaus, die Betonstreifen führten dann etwas besser befahrbar zwischen zwei Maisfeldern durch... um schlagartig aufzuhören und uns in tiefen Sand zu befördern. 


Streckenverlauf der 2. Tour auf Google Maps

Wäre nicht in der Ferne ein Haus erkennbar gewesen, ich glaube, ich hätte geheult. So sind wir dann von den Rädern gestiegen und haben sie geschoben. Nein, das stimmt so nicht, wir haben sie vorwärts gestemmt. Die paar Regentropfen hatten sich dann mittlerweile zu einem ordentlichen Regenschauer entwickelt und um Räder und Schuhe bildete sich eine dicke Sandschicht. Rocky saß in seinem Korb, dem ich vor kurzem erst ein Regenverdeck genäht habe, das mit einem Griff aus der Seitentasche über den Korb gezogen werden kann. Nick hat sich dann mitten im strömenden Regen noch seine Regenjacke übergezogen, ich habe drauf verzichtet und wollte einfach nur aus dem Sand heraus. 


Eine viertel Stunde später war es geschafft. Wir waren aus dem Sand raus auf einer Feldsteinpflasterstraße, standen unter einem großen Baum ein bisschen vor Regen geschützt und ich dachte, ich kippe jeden Moment um. Ich glaube, den Herzschlag hat man durch alle Klamotten gesehen, Blut floss aus der Nase vor Anstrengung und hat meine Jacke eingesaut und ich habe den Hunden das restliche Wasser aus ihrer Wasserflasche weggetrunken, weil ich so fertig war und wir nichts anderes mehr hatten. Ich hätte gerne ein Bushäuschen mit Bank gehabt, aber so etwas gibt es in Ludwigsaue nicht.

Nachdem ich das Nasenbluten in den Griff bekommen habe, ging es dann weiter auf der Feldsteinpflasterstraße, wieder mit Nicks Rad am Anhänger, aber halt besser zu fahren, bis zur Landstraße. Da haben wir dann das Seil losgemacht, Joey in den Anhänger verfrachtet, wo er sich wieder aufgeregt hat und sind die Landstraße lang gefahren. Nick vorweg, ich hinterher. Als wir die Zufahrt von Belafarm erreicht haben, haben wir noch mal eine kurze Pause gemacht, bevor wir durch Beetz gefahren sind und dann beim Spa-Hotel den Waldweg eingeschlagen haben, von dem wir wussten, der ist für uns befahrbar. Da sind dann beide Hunde wieder gelaufen bis wir bei der Cafeteria von der Klinik waren. Da war es rund 19:30 Uhr. Während Nick Getränke für uns besorgt hat, habe ich die Hunde gefüttert und mit Wasser versorgt.

Im Prinzip hätte ich dann eine ruhige Ecke gesucht und einfach das Zelt aufgestellt. Mir wäre in dem Moment alles weitere ziemlich egal gewesen. Aber weil es so ganz liebevoll besorgte Menschen wie meinen Freund gibt und Nick auch voll fertig war, sind wir dann entgegen der ursprünglichen Planung mit dem Zug zurück nach Neuruppin gefahren. Gegen 22:30 Uhr hatten wir dann alle Sachen wieder oben in der Wohnung :-) .

Mittlerweile haben wir die Strecke von dienstag via Google-Maps nachgemessen. Also im Prinzip ist die Fahrradstrecke von hier nach Sommerfeld mit 25 – 28 km angegeben. Wir haben daraus über 35 km gemacht, was insbesondere für Nick eine enorme Leistung ist. Von der Gesamtstrecke haben wir dann rund 13 Kilometer auf so richtig beschissenen Wegen verbracht, was für Nick eine noch größere Leistung ist, nicht nur, weil er ein sauschweres Behindertendreirad hat, sondern weil er noch nie so eine lange Strecke gefahren ist und dann noch so schwere Wege.

Vielleicht mag manch einer mir nun vorwerfen, ich wäre ja komplett bescheuert, der arme Nick – aber hey, er hat es geschafft. Ich bin sicher, viele andere Menschen hätten es nicht durchgehalten, selbst ohne irgendwelche Einschränkungen. Sie hätten viel eher aufgegeben, gemault, geheult oder sonst etwas und sich nach ihrer Komfortzone gesehnt, nach durchgehend glatten Wegen, ihrem Sofa, ihrem Autositz und so weiter.

Sicherlich wäre es auch toll gewesen, im Zelt zu übernachten – aber es ist auch nicht so schlimm gewesen, wieder nach Neuruppin zu fahren und am nächsten Tag wieder mit dem Zug und ohne Räder nach Sommerfeld zu fahren um dort durch den Wald zu laufen. Wichtig ist, das wir die Tour überhaupt gemacht haben um zu lernen, was wir tatsächlich schaffen können. Denn eigentlich geht es im Leben ja genau darum... nicht nur das zu machen, was Andere einem zubilligen oder gerade so mal eben gönnen - sondern auszuprobieren, was man tatsächlich kann und was einem gut tut. 


Nicht alles, was einem gut tut muss immer einfach, "Wellness" oder so sein. Manchmal ist es auch, das über sich selbst herauswachsen. Zu lernen, das es im Leben vielleicht noch mehr gibt als das, was man bislang hatte. Wir sind alle echt fertig gewesen nach der Tour - Mensch und Tier.

Aber hey, wir haben von einem Abenteuer zu erzählen, das wir selbst erlebt haben!






4 Füße, 8 Pfoten und 7 Räder auf den Weg in den Urlaub...





Da sind wir wieder... blubb, aufgetaucht.

Was für ein Sommer! Es ist so Einiges passiert, erzählen möchte ich euch aber von den letzten Tagen, denn da waren wir ziemlich viel unterwegs. Nick hatte Betriebsurlaub und ich habe gesagt, damit er auch mal etwas erlebt, machen wir eine mehrtägige Fahrradtour. Geplant war ursprünglich, das wir in die Kamerun-Lodge an die Müritz fahren und für den Hinweg zwei Tage haben. In der Kamerun-Lodge gibt es einen Hundestrand, einen extra Hundeauslauf, wenn man möchte, kann man Trainingsstunden buchen, es gibt Ponys und so weiter. Klang gut und hätten wir damit verbinden können, dass Rocky sein Herrchen mal sieht, der dort für ein paar Wochen in der Nähe sein sollte. Dann kam aber alles etwas anders und so sind wir in die andere Richtung los.

Ein paar Tage vorher haben wir schon mal eine Tour mit dem ganzen Gespann gemacht – was bedeutet, Nick auf seinem Dreirad, ich mit dem schweren Sparta, da der Hundekorb von Rocky drauf, und hinten dran der Hundeanhänger für Gepäck und Joey, falls der nicht mehr laufen kann. Es fehlten bei der Probetour dann noch rund 20 kg Gepäck (Zelt, Isomatten, Schlafsäcke, Klamotten...). Die Proberunde ging über Buskow, Nick war dort seit drei Jahren nicht mehr und ich war neugierig, wie sich das Gutshaus entwickelt hat. Aber das ist so verbrettert und vernagelt, da sieht man nicht viel. Aber dafür auch keine Müll- und Schuttberge mehr, immerhin schon mal etwas. Nun ja, mühlselig nährt sich das Eichhörnchen, etwas zügiger der Hausschwamm.

Am letzten Montag, einen Tag vor Abfahrt, kamen dann die letzten zwei Sachen für die Tour. Eine zweite Isomatte und dann hatte ich nach langem Überlegen noch ein neues Geschirr für Rocky bestellt. Der hat sonst ein K9-Geschirr und wenn man so ist wie Nick und ich, findet man die Dinger irgendwann nur noch scheiße. Rutscht, wackelt, scheuert... selbst mit Nachbesserungen. Für eine Tour, wo der Hund den ganzen Tag im Geschirr ist, ist so etwas nicht gut, auch der Schnitt als Brustgeschirr ist dann nicht gut, weil er uneffektiv ist und den Hund beeinträchtigt. Also überlegt, was Rockys neues Geschirr langfristig leisten muss und dann eines von Ruffwear bestellt. Dazu in einem anderen Beitrag aber mehr.

Dienstag ging es dann los. Vier Füße, acht Pfoten und 7 Räder mit einem Gesamtgewicht von etwa 300 kg ab ins Abenteuer. Ich wollte ja schon letztes Jahr eigentlich auf den E10, der vom Nordkap an Neuruppin vorbei nach Spanien führt und dachte, dieses Jahr wäre das dann eine gute Idee. Die erste Etappe sollte so 25 – 28 Kilometer sein und uns nach Sommerfeld führen. Das ist nicht mehr am E10, aber den hätten wir dann am nächsten Tag über das Luch weiter erkundet. Also sind wir über den Seedamm, nach Wuthenow und von dort aus zu dem Strommasten, wo der Wanderweg anfangen sollte. Ja, den haben wir auch gefunden und damit fing das Abenteuer dann so richtig an! 

Der E10 am See bei Wuthenow

Es ging über einen Trampelpfad runter zum See, ich beide Hunde vor dem Rad und dann kam auch schon eine große Wurzel und ich bin erst mal vom Rad gesprungen um da heile rüber zu kommen. Unten ist ein Bootssteg und eigentlich sah es ganz schön aus, auch der weitere Wegeverlauf, soweit einsehbar. Ich hatte schon mehrfach von dem „schönen Wanderweg unten am See entlang“ gehört und dachte immer, ok, das ist dann vielleicht ein bisschen schwierig mit einem Rad, aber möglich.

Nach der Pause ging es dann weiter, der Weg wurde schlagartig eng und lag am Hang. Da mit dem Anhänger drüber war schon recht gewagt und an fahren schon mal gar nicht zu denken. Plötzlich krachte es hinter mir – Nick war mit dem Rad umgekippt ein bisschen die Böschung runter. Das haben wir dann mit Humor genommen und die Warnung eines netten Menschen: „Da hinten wird es recht unwegsam!“ habe ich auch nicht so ganz ernst genommen. Was für andere Menschen mitunter schon unwegsam ist, ist für mich immer noch eine relativ gute Piste.


auf geht´s ins Abenteuer!

Wir haben also ein Stück geschoben und Nicks Rad, das wirklich schwer ist, dann zusätzlich noch mit einer Leine gesichert. Und dann standen wir schon vor der zweiten Herausforderung... es ging durch eine Senke. Schön steil. Runter und wieder rauf.

Auch das haben wir gemeistert. Der Unterschied, ob ich mein Fahrrad mit Anhänger durch so eine Senke befördere oder Nicks Dreirad ist der, dass das Fahrrad zwei hintereinander laufende Räder hat. Wenn das Vorderrad zur Seite dreht, ist das zwar blöd, hat aber keine Katapultwirkung für denjenigen, der das Ding schiebt, wie beim Dreirad. Wäre beinahe mit Schmackes über den Lenker und dann gepfählt worden. Wieder was dazu gelernt.


E10. Senke...


Auf der anderen Seite oben habe ich dann gesagt: „Ich geh mal ein Stück vor, den Weg erkunden!“. Tja, und danach habe ich beschlossen, wir „zerlegen“ unser Gespann in die vier Einzelteile – Hunde, mein Rad, Anhänger, Nicks Rad – um überhaupt eine Möglichkeit zu haben, den Weg zu bewältigen. Zurück wäre ja genauso doof gewesen, also lieber vorwärts. Also grob gerechnet haben wir auf dem E10 ein paar hundert Meter hinter uns gebracht, dafür über eine Stunde gebraucht und waren einfach nur fertig. Mir ist der Film „Fitzcarraldo“ mit Klaus Kinski eingefallen, wo ein Schiff über einen Berg gehievt wurde – ja, das haben wir so ähnlich dann mit unseren Rädern hinbekommen. Oder diese Abenteuersendung auf DMAX, wo zwei Leute mit einem kleinen Jeep durch den Dschungel fahren und den zum Teil an Seilen sichern müssen, damit der nicht abkachelt. Nennt sich "Offroad-Survivors". Das ist so richtiges Männerfernsehen (und das gucke ich auch nur im Urlaub, wenn ich bei meiner restlichen Familie bin..) - ich kann das auf hiesige Verhältnisse umsetzen. Mit Fahrrad und Co! Das muss erst mal jemand nachmachen!!! ;-))


vom E10 runter... nicht viel besser...

Die Erlösung schien dann eine Abzweigung zu sein, die auf der Karte einen halbwegs gut befahrbaren Weg darstellt. OK. Einen Tag vorher hat Nick noch Landwirtschaftssimulator am PC gespielt und Mais geerntet – nun durfte er live am Rand eines Ackers längsfahren. Mit Joey vor dem Rad. Als es irgendwie nicht mehr ging, haben wir auf den völlig überwachsenen Feldweg daneben gewechselt. Abenteuer... kann ich.

Aber die Zivilisation nahte in Form von Gnewnikow, wo wir dann ein bisschen Pause gemacht und noch mal umgepackt haben um einen scheinbar erschöpften Joey in den Anhänger zu verfrachten. Weiter ging es auf Asphalt und später Landstraße durch Lichtenberg und Radensleben, mit einem wütenden und protestierenden Hund im Anhänger, der lieber laufen wollte als da so blöd drin rumzusitzen. In Radensleben haben wir dann den Eiswagen gesehen. Immer, wenn ich dachte, wir erreichen den endlich, ist der weitergefahren. Irgenwann stand der etwas länger und ich habe zu Nick gesagt, der soll jetzt schnell dran vorbei und sich quer davor stellen und dem bloß den Weg abschneiden, ich hätte gerne ein Eis. Hat Nick auch gemacht. Dran vorbei und den Weg abgeschnitten. Mit einem Dreirad. Das nenne ich mal cool!