Donnerstag, 14. September 2023

Der Adelsdackel

Wir haben Zuwachs bekommen. Vierbeinigen. Plüschigen. Mit Knopf im Ohr. So hatte ich mir einen Zweithund nicht vorgestellt - aber manchmal kommt es halt völlig anders, als man denkt. In Zukunft wird die geschätzte Leserschaft auch immer mal Bilder sehen, auf denen unser Kunstfellhund zu sehen ist. Erklären möchte ich, warum das so sein wird.

Stoffdackel auf Lastenrad vor einer Eiche mit Warnschild vor Elchen

Der Dackel gehört(e) meiner Mutter, die ihn nie weggeben wollte, weil sie ihn vor 30 Jahren von einem Freund bekommen hat. Dessen Leben endete leider etwas tragisch. Sie meinte, dass sie den immer als Erinnerung an diesen Menschen behalten wollte. Dann stand sie auf der Liste für einen Platz im Seniorenheim und hat angefangen, ihre Wohnung auszumisten. Als ich das vorletzte Mal bei ihr war, habe ich zwei große Körbe mit Bettzeug und so mitgenommen – und zu Hause gemerkt, da sind der Teddy und der Dackel drin. Genau das, was sie nie weggeben wollte. Also habe ich die Beiden ins Regal gepackt bis zur nächsten Fahrt an den Niederrhein, damit die wieder zurück zu meiner Mutter gehen.

Dann ging alles plötzlich ganz schnell, sie musste sich binnen 5 Minuten für ein freies Zimmer im Heim entscheiden, wo sie dachte, sie hätte noch länger Zeit. Danach brach faktisch ein Zunami über sie herein. Umzug ins Heim binnen 4 Tagen und ich hatte aus der Ferne das Gefühl, ihre Wohnung wird regelrecht „gefleddert“ von manchen Leuten. 

Ich weiß, es ist ein ziemlich furchtbares Gefühl des ausgeliefert seins, wenn so etwas passiert. Man muss sich von vielen Dingen trennen, die einem ans Herz gewachsen ist, alles ändert sich binnen kürzester Zeit und „das ist besser für dich, wir wollen alle nur dein Bestes“ ist definitiv kein Trost.


Stoffdackelkopf vor einer Erklärtafel zum Gattberg im Geopark Terra Vita

Weil ich aber immer gesagt habe, ich komme in der ersten Septemberwoche, habe ich überlegt, dass meine Mutter vielleicht Spaß hat, wenn ihr Dackel bis dahin Abenteuer erlebt. Denn der Dackel kann ja viel unproblematischer raus und etwas erleben als meine Mutter, die schwer krank und alles, aber nicht mehr fit ist. Ihre Zeiten von Urlaub, Fernreisen und Wanderclub sind schon lange vorbei – und wie muss ein Mensch sich eigentlich fühlen, wenn er all die guten Zeiten im Leben nur noch auf Bildern sieht... die er sich schon lange nicht mehr anschaut.


Waldi liegt mit Geschirr auf einer Tafel, die auf einem Aussichtsturm ist und schaut einen Sandweg entlang in die Ferne

Also kommt der Dackel mit auf Tour, es gibt Bilder und diese bekommt sie per Whatsapp. So hat es angefangen. Natürlich braucht ein Hund, der mit mir unterwegs ist, dann am Besten ein vernünftiges Geschirr. Ich hatte noch eines von Ruffwear, dass ich für Gasthund Rocky damals zur „Fitzcarraldo-Tour“ gekauft habe – und na ja, ein kleines bisschen zu groß, aber geht schon. Eigentlich habe ich mich immer geärgert, dass ich es noch nicht verkauft habe um Joey so eines in größer zu besorgen - aber jetzt bin ich tatsächlich ganz froh drüber. Na ja, Joey hat das mit Packtaschen dran und das Klettergeschirr von der Firma. 

Als erstes ist Waldi mit Fahrrad gefahren und hat ihr gezeigt, dass es hier Warnschilder vor Elchen gibt. Dann hat Waldi ihr immer mal wieder tolle Sachen gezeigt und sie hat die Fotos dann auch recht schnell angeschaut und in ihren Status verfrachtet. Wenn sie auch bei Whatsapp nicht viel kann, DAS kann sie.


Waldi auf einem Zaunpfahl, an dem ein Wanderwegschild mit einem großen W montiert ist. Im Hintergrund liegen Rinder auf einer Wiese

Tja, und dann waren ich in der ersten Septemberwoche bei ihr am Niederrhein, wollte ihr Waldi wiedergeben – und dann hat sie gesagt, ich soll den behalten, der erlebt bei mir ja ganz schön viel. So habe ich nun zwei Hunde, einmal Joey und einmal „Waldi von Oma“.

Joey bekommt es mittlerweile recht gut hin, Waldi zwischendurch für ein Foto auf seinem Rücken zu lassen. Dort wird er mit einem Kletterkarabiner eingeklinkt.  Das kleine Geschirr ist auch super praktisch, weil ich den Dackel dann mit einem Karabiner an meinem Bauchgurt einklinken kann. Mag sein, dass manche Leute ein bisschen komisch gucken, wenn sie mich so sehen – egal. Ich weiß ja, warum ich so herumlaufe und wer später Spaß an den Bildern hat, die dabei entstehen. DAS ist wichtig. Nicht, was irgendwer vielleicht denkt, dem man letztlich gepflegt am Allerwertesten vorbei geht. 


Dackel Waldi liegt bei Joey auf dem Rücken, als Joey auf einem schattigen Wanderweg steht, der von Bäumen gesäumt ist.

Was ich definitiv immer besser hinbekomme: den Nasenauslöser. Klingt schräg, ist es irgendwo auch – aber manchmal muss ich für ein Bild den Dackel in einer Hand halten. Die andere Hand hält das Handy – und irgendwie muss ich auf den Fotobutton kommen. Das geht dann tatsächlich am Besten mit der Nase! So wie hier:


Waldi wird mit der Hand gehalten, sein Kopf nimmt das halbe Bild ein, im HIntergrund verschwommen ein Lastkahn auf dem Kanal