Samstag, 16. Juni 2018

Evakuierung... diesmal war´s ernst und wir weg

Nachdem hier dann beim zweiten Mal tatsächlich eine Bombe gefunden wurde, gab es einen neuen Sperrkreis, innerhalb dessen die Menschen ihre Wohnungen und Arbeitsstätten verlassen mussten und auch nicht in ihre Kleingärten durften. Da wir dann 10 Meter vom Sperrkreisrand entfernt wohnen, gehörten wir dazu. Nick hat frei bekommen, weil keiner wusste, wie lange die Sperrung dauert und wohin Menschen wie er dann nach der Arbeit hin sollen. 


Feldsteinkirche in Schweinrich
Wir haben hier eine Landkarte und dort rund um Neuruppin eine Linie mit 50 km Radius eingezeichnet. Das ist für uns der "Hauptabenteuerbereich", den wir erkunden und über den wir berichten möchten. Also haben wir vorgestern auf diese Karte geschaut und überlegt, wo wir hinfahren. Es wurde dann - wie so oft - ein "mal sehen, wo wir landen!". Vorsorglich habe ich dann die Campingsachen ins Auto gepackt, die nicht sowieso drin sind, wie Isomatten und Küchentasche. In der "Küchentasche" sind Becher, Besteck, Teller, Campingtöpfe, Pfannenwender, Getränke, Gaskartusche und so weiter.


Dann ging es los - erst einmal den Job als Blumenfee erledigen. Da hat Nick mir geholfen und unter anderem auch die Retouren aufgelistet. Deshalb waren wir damit auch zügig fertig. Danach ging es nach Kunsterspring, weil sich wieder ziemlich viele Eimer angesammelt haben. Die haben wir dann dort im Tierpark abgegeben. Damit sind dort bislang rund 150 Eimer gelandet, die sinnvoll weiter verwendet werden, anstatt sofort im Müll zu landen. Auf dem Parkplatz gegenüber der Waldarbeiterschule haben wir dann Frühstückspause gemacht und noch einmal beratschlagt, wie wir weiterfahren. Es blieb beim "mal gucken, wo der Weg uns hinführt". 

Muttergottesgläschen*



Also weiter die Straße entlang, durch Gühlen-Glienicke und Wallitz. An der Kreuzung ging es diesmal geradeaus. So sind wir durch Kagar gekommen, das kannten wir bislang noch nicht. Den Zermittensee auch noch nicht.  Dorf Zechlin mit dem Zechliner See und dem Schwarzen See, Flecken Zechlin - auch hier sind wir dieses Mal links auf der Straße geblieben und an der Kreuzung links gefahren. Es war einfach nur toll, diese weite Landschaft zu sehen! Das mag ich ja total gerne.  Na ja, dann gibt es dort noch das Straßenstück mit der Beschilderung "Kampfmittel, Betreten verboten" links und rechts und mit dem Gedenkstein in der Mitte. Also mitten durchs Sperrgebiet der Ruppiner Heide. 

Gelandet sind wir gestern dann in Schweinrich. Das haben wir uns dann mal ein bisschen genauer angeschaut, weil ich auch die Feldsteinkirche so beeindruckend gefunden habe. Wir sind dann noch die Straße bis zum Schullandheim und ein bisschen zwischen den Feldern längs gelaufen. Also... Schweinrich hat zwei richtig schöne und auch mit Riffelplatten versehene Übergänge auf einer Länge von etwa 200 Metern. Das ist enorm beeindruckend gewesen, weil hier ja eher so ein "ach du Scheiße, barrierearme Übergänge... wo können wir da am besten Geld einsparen???" gilt. Schon spannend, was auf einem Dorf irgendwo in der Pampa möglich ist. Schweinrich hat noch etwas ganz Tolles - nämlich eine richtig schöne Badestelle am Dranser See. Mit Spielplatz, Toiletten, Picknicktischen und Schattenbäumen - von einem langen Steg mal abgesehen. 


Badestelle in Schweinrich

Weiter ging es nach und durch Dranse, auch ein nettes kleines Dorf an der Grenze zum Mc Pom. Überrascht war ich dann, an der Kreuzung die Kennzeichnung des E10 zu finden. Das der durch Dranse geht, hatte ich so gar nicht auf dem Schirm. Weiter ging es nach Berlinchen. Da wollte ich schon immer mal hin, schon allein weil der Name so nett ist. 


Von Berlinchen aus ging es nach Randow. Schild gesehen, das nach Randow zeigt und gesagt: "Da fahren wir jetzt auch noch hin!"  und einmal durch den Ort gefahren. Eine kleine Bauernschaft und ich glaube, das war die mit den zwei sahnemäßig sanierten wunderschönen Häusern gen 1920. Aber so richtig "boah, da hat sich aber jemand Mühe gegeben!". 


Im Modellpark Alt Daber

Von Randow aus sind wir dann "einmal über die Straße, weil, das nächste Dorf nehmen wir dann auch noch mit!". Das war dann Groß Haßlow. Da der Wegweiser an der Straße am Ortsende dann aber wieder nach Berlinchen geführt hätte, haben wir umgedreht und uns einen anderen Weg gesucht. Eine schmale Straße mit einer Kurve, wo ich dachte "oh... nun hast du einen sandigen Schotterweg" führte über eine alte Bahnlinie hinweg. Aber es war dann kein Schotterweg irgendwie in die Wildnis, sondern eine vernünftige Straße und gerade als ich noch überlegt habe, woher ich den Namen von "Groß Haßloch" kenne, kamen wir an einem Gewerbegebiet vorbei. Danach wusste ich es, denn ich muss es in Zusammenhang mit Baumec mal gelesen haben. 

Vor Klein Haßlow ging ein Weg entlang, der auf die Gedenkstätte im Belower Wald hinwies und so sind wir weiter über Land gefahren um in Alt Daber zu landen. Dort fiel mir der Daber-Turm wieder ein, von dem ich einen Flyer habe und wir haben dort Pause gemacht. Auf dem Parkplatz in Alt Daber am Turm gibt es übrigens die Möglichkeit, sein Elektrogefährt aufzuladen. Wir haben uns den Modellpark angeschaut - der ist zwar ein bisschen kahl was Pflanzen anbelangt, aber die Modelle sind absolut klasse! Je mehr ich gesehen habe, desto begeisterter war ich. Denn wo andere Modelle "Pi mal Daumen, passt schon" nachbilden, ist es dort tatsächlich nachgebildet. Egal ob Feldsteine oder Schmucksteine - das ist da nicht aufgemalt, oder als Druck aufgeklebt, sondern als Relief gestaltet und damit enorm aufwändig. Man muss Modelle als solches nicht toll finden - aber die Arbeit und Umsetzung dort verdienen echt enormen Respekt. Aus Neuruppin gibt es dort die Klosterkirche St. Trinitatis sowie das Alte Gymnasium zu sehen, beides auch wunderschöne Arbeiten. Ebenso ist dort Genzrode nach historischen Vorlagen aufgebaut - und das ist einfach "boah, wundervoll!".


Im Modellpark Alt Daber

Danach ging es in den Findlingsgarten - dazu in einem anderen Bericht mehr - , Kräuter gucken und "Sie wollen doch bestimmt zu mir in den Daber-Turm?!" in den Daber-Turm, den Wächter der Heide. So kam es letztlich, dass wir echt lange in Alt Daber waren, nämlich 3 Stunden. Weil Frau Meyer, die "Turmwächterin" uns so begeistert vom Turm und allem erzählt hat, wir dann auch viel Zeit in den Ausstellungen verbracht haben, uns alle vier Sagen angehört haben, die im Turm erzählt werden, Nick dann versucht hat, die Geschichte mit den Gaunerzinken ganz oben zu entziffern und es zum Schluss noch ein langes Gespräch mit der Turmwächterin gab und wir uns mit Leckereien von der Kräuterfrau vom Dossegrund eingedeckt habe und nun Frühlingshonig, Fichtennadelgelee und Bärlauchsenf genießen können. 


Schmugglerrätsel lösen...

Weiter ging es von Alt Daber aus nach Wredenhagen, wo wir von Wredi begrüßt wurden. Wredi ist ein riesiger Bulle und steht am Wegesrand herum. Wredenhagen ist schon Mc Pom und wenn man gen Burg hinauf läuft, sieht man, dass es dort auch eine Burgschule gibt. Den Mönchsee haben wir uns diesmal nicht angeschaut, aber vor der Burg gibt es einige große Tafeln und eine erklärt einen interessanten Wanderweg rund um den See mit Köhlerei und so - es ist auf der  "machen wir auch noch mal"-Liste gelandet. 


Burg Wredenhagen
Als wir uns einer Ampelkreuzung näherten und die Wahl hatten zwischen Bundesstraße nach Müritz und irgendwann Autobahn haben wir uns für die Autobahn-Richtung entschieden. So ging es am Dambecker See vorbei nach Leizen auf die Autobahn. Richtung Rostock. Mal gucken, wo wir landen. Mittlerweile war es dann schon rund 16 Uhr und irgendwie hatte ich langsam Hunger. Nachdem wir dann über den Petersdorfer See gefahren sind, habe ich die Abfahrt Malchow genommen und gedacht "klingt ja genau wie Sunny!" und war dann gespannt auf die Inselstadt Malchow. 

Positiv: Wir konnten noch etwas zu Essen kaufen, da eine Stadt nun einmal Lebensmittelläden hat. Ebenso gibt es dort Tankstellen, die neben etwas Benzin dann auch die Möglichkeit haben, die Scheiben mal ein bisschen besser sauber zu bekommen. Bäume sind ja schön - aber wenn es warm ist, werden Bäume ziemlich klebrig in ihrem Umfeld. Auch auf Autoscheiben. Auch eine tolle Idee: Stadtteile nach Farben zu benennen. Hat mir irgendwie auch mit am Besten gefallen, weil es ein sehr einfaches System ist mit dem auch Gäste gut klar kommen. 

Geschichten hören im Daber-Turm


Malchow ist eine nett und durchaus interessante kleine Stadt - aber touristisch Überlaufen. Es sei ihr durchaus gegönnt - aber ich war froh und glücklich, irgendwann auf einem Seedamm einen Parkplatz gefunden zu haben um endlich Pause machen zu können und etwas Koffeinhaltiges in mich reinkippen zu können. Der Ausblick war ziemlich gut und wir haben Stand-up-Paddlern zugeschaut, dann noch zwei Leute mit einem Schlauchbootkanadier gesehen. Den wollte ich ohnehin mal live sehen - und habe festgestellt, er gefällt mir nicht. Wir haben auch recht viele Rollifahrer in Malchow gesehen, das ist richtig aufgefallen. 

Dann ging es zurück und weil wir irgendwie keine Lust mehr auf campen hatten, haben wir die Autobahn genommen. Diesmal habe ich vor dem Petersburger See dann "Jetzt fahr´n wir übern See, über´s See..." angestimmt (mit keiner hölznern Wurzel, Wurzel, Wurzel, Wuhuuuuurzellll). Eigentlich wären es von Malchow aus bis nach uns nur 62 km gewesen, wir haben ein paar mehr draus gemacht (darauf kam es dann gestern auch nicht mehr an), weil wir dann noch zur Waschbox gefahren sind, das Auto "entkleben". Wenn der Plan schon von alleine auf der Motorhaube haften bleibt ist das halt praktisch, aber trotzdem doof. 

Einen Haufen (15) Orte, viele Erlebnisse und 180 km später waren wir dann gegen 19 Uhr wieder zu Hause. 

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Das ist Ackerwinde, die an der Kirche in Schweinrich wächst. Da nach einer Legende der Gebrüder Grimm (klick mich, ich bin ein Link) Gottes Mutter aus dem Kelch der Pflanze ein Gläschen Wein. Daher der Name - und deshalb war es so nett, dass sie genau dort wächst. Die Ackerwinde ist übrigens eine Heilpflanze.