Donnerstag, 11. Februar 2016

OT: Zum Valentinstag - Das Herz in der Pralinenschachtel


Liebe Leser,

der Valentinstag kommt und viele von euch freuen sich sehr darauf. Ich möchte euch heute eine voll unhundische Geschichte schenken, die seit fast drei Jahren (Mai/Juni 2013) auf einer Speicherkarte vor sich hin dümpelt. Die, wie ihr merken werdet, sehr persönlich ist. Vielleicht denkt der oder die Eine oder Andere ja ein bisschen länger darüber nach, was mich freuen würde.

Allen Liebenden einen schönen Valentinstag, und wenn ihr nicht wisst, was ihr machen sollt, zieht euch aneinander gekuschelt „Forrest Gump“ rein, futtert eine Pralinenschachtel leer und überlegt zu jeder Praline, für was sie in eurem Leben stehen könnte... 


Das Herz in der Pralinenschachtel


oder:


Eine Art von Mut...


Einleitung:

…Ich weiß übrigens nicht, was es soll, das ich mich bis über beide Ohren in dich verliebt habe und mein Verstand sagt mir, das es wahrscheinlich das Blödeste ist, was mir derzeit überhaupt passieren konnte. Als ob ich nicht schon genug Probleme hätte...




und dann kam mein Herz angeschwappt und sagt: „Halt einfach die Klappe und genieß das Gefühl... den Augenblick... jeden Gedanken...“
gleich darauf meldete sich dann der Verstand und sagte: „Ich kann dich ja verstehen, mein Herz, aber es wird schief gehen und fürchterlich weh tun!“

worauf das Herz erwiderte: „Das mag durchaus sein, bedenke aber, das auch du es nicht genau weisst, sondern nur ahnst – und lasse ihr das Wissen, das sie trotz allem, was war und ist, jemanden einfach unglaublich lieben kann. Das sie wieder lieben kann. Niemand weiß, was das Leben bringen wird. Es ist - wie Forrest Gump schon sagte – eine Pralinenschachtel. Du weisst nie, was drin ist! “

Verstand:„In diesem Falle jemand, der für seine Arbeit lebt!“ -

Herz: „Das mag sein... aber auch dieser Mensch hat ein Recht – und ein Bedürfnis, geliebt zu werden. So, wie er ist und mit der wenigen Zeit, die er hat. Man kann sich nicht immer aussuchen, wer einen liebt – wie gesagt, es ist wie die Pralinenschachtel: du weisst nie, was drin ist. Manchmal schmecken sie bitter, manchmal herb... manche sind aufwändig verziert und verpackt und schmecken letztlich nach nichts - und manchmal sind die unscheinbarsten Dinge das Süßeste und Beste, was dir je untergekommen ist! Das wirst du aber nur herausfinden, indem du das Leben ausprobierst. Selbst dann, wenn es manchmal einen bitteren Nachgeschmack hinterlässt ! “


Der Verstand schwiegt einen Moment, bevor er sagte: „ Sie wird wieder die Bitterkeit schmecken! Denn nach dem süßen Schokoladenüberzug des verliebt-seins wird wohl nichts bleiben als ein bitterer Kern und die nächste Enttäuschung ! “

Das Herz dachte ebenfalls nach... 

„ Vielleicht hast du recht... vielleicht aber auch nicht. Du weißt es eben so wenig wie ich. Das musst du zugeben. Aber du solltest bedenken, wie viel ihr im Leben fehlen würde, wenn sie aus Angst, irgendwann auf einen bitteren Kern zu stoßen, nicht einmal die süße Umhüllung probieren und genießen würde. Und ist es nicht eine der schwierigsten Lektionen der Liebe überhaupt, das, was man liebt, frei zu lassen? Zu sagen: > Ich liebe dich von ganzem Herzen – und weil ich dich so liebe, lasse ich dir deine Freiheit, respektiere ich deine Entscheidung ! < ?“

Der Verstand wird etwas unwirsch: „ Aber das wird weh tun, sollte nicht langsam mal gut sein mit weh tun ?! “.

„ Im Prinzip schon... “ antwortete das Herz „ aber – wenn du nicht mehr die Gefahr möchtest, dass Liebe weh tut, sondern nur schön ist – dann darfst du nie mehr lieben. Stell dir das mal vor ! Und schau, wie viele Menschen genau das scheinbar wollen – und weglaufen. Dadurch, dass sie sich in Arbeit vergraben vielleicht, oder dass sie sich vom Fernsehen berieseln lassen, sich einer Medienflut aussetzen, exzessiv Sport treiben oder was auch immer. Sie sind betroffen wenn sich ein Paar im Fernsehen trennt, weinen, wenn der Fussballverein verliert, ertragen die Schmerzen, wenn sie sich beim Sport verletzen... alles das ist für sie im Verhältnis gesehen weit weniger schlimm als die Furcht davor, durch eine enttäuschte Liebe verletzt zu werden ! Aus lauter Angst vor der Liebe verzichten sie auf das wundervollste im Leben, das es gibt . Nämlich die Liebe “

„Weil es ihr Innerstes verletzt ! “ entgegnete der Verstand.

„ Mag sein, aber sie verzichten auch darauf, tief in ihrem Innersten berührt zu werden ! Dort wo das tiefe Gefühl des Glücks neben der Demut zu finden ist... denke einfach mal darüber nach... Demut... das kommt von Mut. Jemanden zu lieben bedeutet also auch, mutig zu sein ! “ lächelt das Herz „ Allein jemandem das erste Mal zu sagen: „ Ich liebe dich ! “ ist doch eigentlich eine sehr mutige Sache ! “

„ Leider zu inflationär geworden “ schnaubte der Verstand mit leichter Verachtung und fuhr fort: „ Weißt du Herz, schau dich um in der Welt und du wirst sehen, dass diese drei Worte so oft für letztlich nichts gebraucht werden, dass man ihnen schon nicht mehr glauben kann. Die Werte haben sich verschoben, dass ist das Problem... “ 


„ Deshalb sage ich ja, dass es sehr mutig ist, jemandem das erste Mal zu sagen, dass man ihn von ganzem Herzen liebt, gerade wenn man gelernt hat, das es viel zu oft hinterfragt wird ! “ lächelte das Herz immer noch: „ Viele Menschen brauchen einen werthaften Grund, um zu verstehen, warum sie geliebt werden. Dass man sie nur um ihrer selbst willen lieben könnte, das kommt ihnen gar nicht in den Sinn – weil sie es vielleicht verlernt haben, das es genau so sein kann. Die Kehrseite ist aber auch, dass es sie verunsichert, um ihrer selbst willen geliebt zu werden. Oft ist so die Angst, nicht gut genug zu sein um zumindest ernst genommen oder die Angst, ausgelacht zu werden, größer als der Mut ! “

Der Verstand stimmte zu: „ Da hast du recht. Schau sie dir an... wie sie zweifelt... “

das Herz fing an zu lachen: „ Wenn sie zweifelt, dann weil wir hier diskutieren ! Liebe hat erst einmal nichts mit dem Verstand zu tun. Sie beginnt im Herzen... also bei mir. Ich kann dir sagen, es ist eine wahrhaft tiefe Liebe, die sie so vorsichtig behandelt wie eine alte Christbaumkugel – weil sie weiß, wie verletzlich sie ist. Du als Verstand bist derjenige, der draufhaut – und im schlimmsten Fall sagt: „ Guck mal, kaputt, habe ich doch gesagt ! “ du solltest ihr eine Chance geben ! “

„ Verletzt zu werden ? “ der Verstand runzelte die Stirn.


„ Nein “ sagte das Herz, „ gibt ihr die Chance, mutig zu sein. Zu sich selbst zu stehen. Zu dem, was sie ist... wie sie ist. Das sie jemanden so sehr liebt, das es ihr mitunter weh tut. Du weißt, sie ist in vielen Dingen nicht so wie Andere. Gibst du ihr nicht die Chance, mutig zu sein – noch mutiger als bislang, nimmst letztlich beiden die Möglichkeit aufeinander zuzugehen um zu schauen, ob sich ihre Seelen berühren ! “

Der Verstand dachte nach. „ Eigentlich ist es doch egal, wie man es dreht und wendet – möchte ich sie schützen und sage, es geht nicht, weil sie wieder verletzt werden könnte ist sie vielleicht tiefer verletzt weil ich ihre Angst mehr schüre als ihren Mut. Sage ich: es ist ok, sei so, wie du bist und sei mutig – dann wird sie vielleicht verletzt, weil sie erkennen muss, das sie jemanden liebt, dem sie vielleicht nichts bedeutet... “

Das Herz fiel ihm ins Wort: „ Aber dann bleibt ihr zumindest die Gewissheit ! Wenn du dir etwas gewiss bist, mag es vielleicht erst sein wie ein Felsblock – hart und schwer. Aber einen Fels kannst du bezwingen und so lernen, mit der Gewissheit zu leben. Ungewissheit ist wie... eine Wand aus nassem Sand. Du wirst sie nicht bezwingen können, denn du wirst immer wieder an ihr
abrutschen und nie wissen, was dich oben erwartet ! Du wirst dich immer fragen, was es wohl ist, wäre, sein könnte – es nie erfahren – und so auch nie damit abschließen können. Ich frage dich: Was ist wohl schlimmer ? “

„ Du hast recht ! “ seufzte der Verstand und fügte hinzu: „ jetzt fehlt ihr nur noch der Mut... “.

„ Ich sagte schon, sie ist oft nicht wie Andere... sie wird ihren Weg finden um ganz für sich mutig zu sein ! “ antwortete das Herz und ergänzte: „ Du weisst so gut wie ich, dass Mut für jeden etwas anderes ist. Für manchen bedeutet Mut, ins Wasser zu springen. Für einen Anderen ist es vielleicht, eine Spinne zu fangen – und für wieder einen Anderen, eine Rede zu halten. Mut ist immer, eine Grenze zu überwinden . Und für sie ist Mut, trotz dem Wissen um ein Herz, das viel Schlimmes erlebt hat, ihm zu sagen: „ Ich habe mich in dich verliebt ! “ - und damit zuzulassen, dass wieder etwas Schlimmes passieren kann – oder eben auch genau das Gegenteil!"

„ Daran möchte ich lieber nicht denken... “ meinte der Verstand „ stell dir einfach vor, wie das wäre... “.

„ Ach, “ sagte das Herz „ sicherlich wäre sie sehr traurig, aber wie gesagt, sie hätte dann Gewissheit. Und wenn sie oben auf dem Fels der Gewissheit ankommen würde, ihn also bezwungen hätte, würde sie sehen, das sie mit ihrer Art und Weise oft ein besonderer Mensch ist. Besondere Menschen brauchen andere Menschen, die ebenso auf ihre ganz eigene Art und Weise etwas besonderes sind, denn nur so können beide ihre Werte im Leben leben, weil beide die Werte des jeweils anderen respektieren und achten würden. Mit Partnerschaft hat das übrigens erst mal nichs zu tun, sondern es ist etwas Grundsätzliches “.

„ Sag´ doch einfach, wer sie nicht will hat sie auch nicht verdient ! “ knurrte der Verstand.

„ So oder so ähnlich ! “ grinste das Herz „ aber es dauert immer, bis man das wirklich begriffen hat wenn man jemanden sehr liebt, denn in der Liebe steckt immer auch die Hoffnung – und die stirbt bekanntlich zuletzt. Wie schon gesagt, mit einer Partnerschaft hat das erst einmal nichts zu tun, sondern mit
Verständnis, Respekt und Achtung voreinander “.

Der Verstand verdrehte die Augen: „ Das mit der Hoffnung, mein liebes Herz, brauchst du mir nun wahrhaftig nicht zu erzählen ! Ich bin froh, das ich mich wenigstens mit einigen Dingen durchsetzen konnte – und selbst das hat viel Mühe gekostet ! “

Das Herz lächelte: „ Sei dir gewiss, sie hat viel für ihr Leben gelernt. Zugegeben, nicht nur gute Dinge, auch viele, die sehr weh getan habe. Aber siehe es doch mal so: Sie hat bewiesen, das sie für eine Partnerschaft sehr, sehr viel von sich geben würde - und im Gegenzug nicht einmal viel erwartet. Da hätten viele andere Menschen schon längst aufgegeben ! “ 

Der Verstand fing an zu schimpfen: „ Sie hat sich fast aufgegeben ! Das war nicht in Ordnung ! Schau, was aus ihr geworden ist ! “

Das Herz zog die Augenbrauen hoch: „ Ich weiß was du meinst – und ich weiß nicht was du meinst. Liebe ist eine Sache des Herzens, nicht des Verstandes. Und ich sehe jemanden, der sich bemüht, nach vorne zu gehen, auf die Leute zuzugehen... zu vertrauen... egal was war. Die ihren Weg sucht, mit allem umzugehen, nicht zu zerbrechen, ihre Träume lebt, so gut es geht – und die weiß, das Liebe an sich bedingungslos ist, denn sonst wäre es keine Liebe. “ 

Der Verstand räusperte sich grinsend: „ Ah, der berühmteste Stolperstein, den es gibt ! Die Liebe mit einer Partnerschaft verwechseln... der Klassiker der Erpressung > wenn du mich wirklich lieben würdest, dann... < “

„ zusammen mit > du liebst mich nicht weil du dies das und jenes nicht für mich tust < das berühmteste Rezept für Beziehungsquark ! “ lachte das Herz: „ Aber du musst zugeben, es ist sehr schwer, beides zu trennen mein lieber Verstand ! “

„ Durchaus, durchaus und es wird sich wohl nie ganz verhindern lassen. Aber es ist schon viel Wert, wenn man begriffen hat, das Liebe an sich grundsätzlich bedingungslos ist, da sie von Herzen kommt – eine Partnerschaft es aber nicht sein kann. Du kannst einen Menschen so sehr lieben, das du für eine Partnerschaft mit ihm etwas an dir ändern würdest, das dir wichtig ist. Aber du musst nicht mit jedem Menschen, den du liebst, auch eine Partnerschaft eingehen, was mitunter ja auch allein deshalb nicht geht, weil es einseitig ist ! “ dozierte der Verstand.


„ So ist es. Dennoch braucht es Mut, jemandem das erste Mal zu sagen, das man ihn von ganzem Herzen liebt. Insbesondere dann, wenn man ihn ja eigentlich gar nicht kennt, denn auch wenn die Liebe an sich an keine Bedingungen gebunden ist, tut es weh, wenn man mitbekommt, das der Andere das Geschenk kategorisch ablehnt, nicht zu würdigen weiß oder völlig verunsichert ist. “ überlegte das Herz.

„ Eine Praline kannst du hübsch einpacken und eine dicke Schleife drum machen. Von Kindheit an lernen wir, mit materiellen Geschenken umzugehen. Vielleicht ist es deshalb einfacher, mit einer verpackten Praline als Geschenk umzugehen als mit den Worten „ Ich liebe dich “ denn wir haben keinen Zeitpuffer beim Annehmen und Auswickeln um uns etwas zu überlegen, eine anerzogenen und antrainierten Verhaltensweisen – sondern in genau dem Augenblick, wo man es zu jemandem sagt, sind sich beide gnadenlos ausgeliefert. Das kann sehr schwer sein und Angst machen ! “ fuhr der Verstand fort und das Herz nickte zustimmend.

Der Verstand reckte sich: „ Sie hat mich... “ 

weiter kam er nicht, denn das Herz meinte lakonisch: „ Ja, und manchmal muss man dir einfach vor´s Schienbein treten, damit du ruhig bist und den Dingen Raum gibst, sich zu entwickeln ! “

Dem Verstand klappte der Mund zu und er nuschelte: „ ich meine ja nur... “

„ Lass ihnen Zeit ! “ ermahnte das Herz „ Ich weiß, es ist schwer. Aber um uns herum rauscht die Zeit so unheimlich schnell vorbei... lass ihnen beiden einfach die Zeit, die sie brauchen um mit der Situation umgehen zu können. Ihr die Zeit um Mut zu sammeln und ihm sagen zu können: „ Ich habe mich in dich verliebt ! “ - und ihm die Zeit, nachzudenken. Man bekommt nicht jeden Tag gesagt, das man für einen anderen Menschen so wichtig geworden ist, das man einen sehr großen Platz in seinem Herzen hat. “

Der Verstand dachte nach... „ Was ist, wenn es schon jemanden in seinem Leben gibt ? “ fragte er nachdenklich.

„ Denke daran, was wir vorhin gesagt haben ! “ antwortete das Herz ihm „ die Liebe an sich ist bedingungslos. Es wird mehrere Menschen geben, die ihn lieben – es wäre für einen Menschen ja auch sehr traurig, wenn es nicht so wäre. Nur die Art und Weise und die Intensität, die wird unterschiedlich sein. Egal ob es jemanden in seinem Leben gibt oder nicht – es ist ohnehin seine Entscheidung, wie weit er die Türe seines Lebens für sie aufmacht. Vielleicht lässt er sie zu, vielleicht macht er sie soweit auf, das er mit dem Kopf rausschauen kann, wer dort eigentlich angeklopft hat... Niemand erwartet, das er die Türe seines Lebens aufreißt und sagt: > Komm rein, auch wenn ich dich gar nicht kenne, und fühle dich wie zu Hause ! < “

Beide schwiegen eine kleine Weile...

Dann fuhr das Herz fort: „ Weisst du, wenn jemand schon älter ist, dann hat er in seinem Leben Höhen und Tiefen erlebt. Er hat herzlich gelacht – und in tiefer Trauer geweint. Er weiß, das niemand perfekt ist und es im Leben nicht immer glatt geht. Sein Herz wird selbst so manche Schramme abbekommen haben... “ dann verfiel es wieder in nachdenklichem Schweigen.

Der Verstand sinnierte: „ Sicherlich, es braucht viel Mut, jemandem so etwas zu sagen. Aber ich weiß noch, wie es war, als es zu spät war um jemandem zu sagen: > Du bist mir in meinem Leben sehr wichtig ! < . Es sind doch oft genau diese verpassten Möglichkeiten, die einen das ganze Leben lang immer wieder ermahnen... dieses > du warst zu spät ! <, > du hättest noch gerne dies und das geklärt... < oder das > hätte ich doch bloß... <. Sicherlich sagt man in seinem Leben oft auch Sachen, die man besser nicht gesagt hätte –
aber es ist die Frage, wie oft man etwas nicht sagt, das man hätte sagen sollen...







Falls ihr überlegt, ob ich so mutig war: Nein. War ich nicht.