Dienstag, 19. September 2017

Brumm, Brumm ein Auto

Endlich! Nach weit über vier Jahren sind wir endlich wieder mobiler! Nachdem wir dann überlegt haben, was wir alles gerne machen möchten und was letztlich auch alles transportiert werden soll, war klar, dass es kein Kleinwagen sein sollte. Schon ein normaler Golf wäre irgendwie auf Dauer etwas blöd geworden. Pascal von der „Kleinen Schrauberscheune“ in Rastede hat sich dann gemeldet, er hätte da noch einen alten Kombi auf dem Hof stehen. Da Pascal den dann auch so fertig machen wollte, dass er über den TÜV kommt, haben wir uns den angeschaut und zugesagt.



Mit Papieren und Kennzeichen im Rucksack sind Nick, Joey und ich dann freitags mittags in den Zug gestiegen, Auto abholen. Diesmal ist Joey als Assistenzhund mitgefahren - und es gab tatsächlich kein Problem, sondern sehr nette Gespräche. Ich war angenehm überrascht. Über 6 Stunden später und ein bisschen erledigt waren wir dann in Oldenburg. Nun ja, wo hier Leute wahrscheinlich vor Neid etwas bleicher werden: Oldenburg hat eine Untergrund-Skaterbahn. Also nicht nur eine Skaterbahn in einem alten Parkhaus, sondern auch eine im Untergrund in einem alten Verbindungstunnel! Das ist absolut cool! Und: Auch Oldenburg hat irgendwie eine Partnerschaft mit Polen und so ist vor dem Bahnhof dort eine Freiluftausstellung mit Fotos aus Polen auf großen Tafeln. Das sieht einfach so dermaßen cool aus! Also die Fotos machen echt Lust, unser Nachbarland zu entdecken! Tolle Sache, leider hat es total geregnet, sonst hätte ich Fotos davon.

Wir sind dann in eine Art „Nebentunnel“ gestiegen um zu einem unterirdischen Parkhaus zu kommen, wo Marie ihr Auto immer abstellt, wenn sie arbeiten muss. Das Parkhaus kenne ich seit meiner Kindheit – es ist unter einer Hauptverkehrsstraße und einem Einkaufscenter, der sich früher Hertie nannte und das dann zu einem „City-Center“ umgebaut wurde. Wenig später gab es dort immer mehr Leerstand und nun ist es faktisch seit mindestens 20 Jahren zur Hälfte tot, weil die grandiose Idee halt dann doch nicht so grandios war. Könnte manchem hier bekannt vorkommen, irgendwie gibt es so etwas ja auch gegenüber hinter dem Euro-Land und dem Brauhaus.


Anfang des Jahres gab es dann den nächsten Schock – der Verkehr war ja nun vor 40 Jahren viel weniger als heute, die LKW´s waren auch viel leichter – und so haben sich statische Probleme entwickelt und das Parkhaus drohte unter der Straße einzustürzen. Also wurde eine der Hauptverkehrsadern über ein paar hundert Metern auf Tempo 30 gesetzt und das Parkhaus erst einmal gesperrt. Mittlerweile sind Stahlträger eingezogen worden, es ist nicht mehr alles gesperrt, nur noch ein Teil. Dafür ist mein Mann am fluchen, weil Oldenburg eine Ringautobahn hat mit einer Verbindungstrasse quer durch die Stadt. Über Hauptverkehrsadern. Mit Brücken. Tja... auch diese Brücken sind alt und müssen erneuert werden. Deshalb ist eine der „Hauptschlagadern“ in die Stadt jetzt ein ziemliches Stück gesperrt und das gibt halt jeden Tag Stau ohne Ende und wo ein Weg zur Arbeit oder zurück früher 20 Minuten gebraucht hat, sind es jetzt mal eine Stunde. Mindestens. In anderen Städten gibt es halt auch Verkehrsprobleme. Nur die Neuruppiner tun zum Teil immer irgendwie so, als ob es anderswo alles viel besser wäre.



Samstag haben wir dann den Kombi abgeholt und weil ich so lange nicht gefahren bin, haben wir dann erst einmal ein bisschen „fahren geübt“. Weil es sich angeboten hat und es schon total lange mein Wunsch war, haben wir dann eine Familie besucht, die wir seit mindestens 13 Jahren nicht mehr gesehen haben. Kennengelernt haben wir uns in der Uni-Klinik in Göttingen, als Nick dort wegen dem Hirntumor operiert worden ist. Das war ganz schlimm für mich, weil ich dort ja keinen kannte – und dann kam die Mutter von dem anderen Kind an und sagte: „Wir kommen auch von der Oldenburger Klinik!“. So haben wir uns angefreundet – und die Kinder auch. Und meine anderen Kinder haben halt gelernt, sie sind nicht alleine mit der Tatsache, dass sie ein Geschwisterkind haben, dessen Zukunft ziemlich unklar ist, weil es plötzlich ganz schwer krank geworden ist. Nick und Lena haben sich auch angefreundet – sie waren sogar gleich alt. Nur, dass Lena es nicht geschafft hat, den Mist zu überleben.

Wir haben uns also auf den Weg nach Bösel gemacht um die Familie dort zu besuchen und auch alles gefunden – und es hat sich kaum etwas verändert dort. Als wir gefragt worden sind, wo wir denn jetzt wohnen und ich gesagt habe „Neuruppin“, gab es ein überraschtes Gesicht: „Da bin ich jede Woche... ich bringe da Futter nach Kartzfehn!“. Da habe ich dann überrascht geschaut. Du denkst, du lebst irgendwie ganz weit weg und dann ist man sich doch seit Jahren wieder viel näher, als man dachte! Es hat uns einfach gut getan, dort zu sein.

Es war auch echt das ERSTE MAL in den ganzen Jahren die wir Joey haben, dass jemand ihn anschaute und sagte: „Das ist doch ein Bretone – oder?!“. Okay, gelernt: die Schnauze ist ein bisschen zu lang. Aber dort in der Nähe gibt es einen Bretonen-Züchter und diese Hunde werden dort eben genau dafür eingesetzt, wofür diese Rasse gezüchtet wurde: Zur Jagd auf Niederwild. Joey ist zwar ein Jagdhund und er schnüffelt auch viel – weil er ein Stöberhund ist, der auf Geruchspuren arbeitet – aber er ist nicht schussfest.

Einen Tag später sind wir dann Mittags wieder in Richtung Brandenburg gefahren. Wir sind gegen 13 Uhr losgefahren, haben noch eben Milch an der Milchtankstelle geholt – und um 20:30 Uhr waren wir endlich hier. Weil ich schon früher immer gerne Pause am Schaalsee gemacht habe, sind wir dort dann auch für eine etwas längere Pause hingefahren. Denn da kann der Hund besser laufen, es gibt einen Bohlensteg über das Moor, der total schön ist und das Pfahlhaus – ein Infohaus zum Biosphärenreservat. Da ist auch das Foto vom Insektenhotel entstanden. 



Das Auto ist nicht unbedingt für Langstrecken. Wenn man so gen 120 km/h kommt, fängt es an zu maulen, das ist ihm zu anstrengend auf Dauer, altes Auto, wenig PS. Wenn ich mich dran gewöhnt habe, ist es auch voll okay und man kann noch eine ganze Menge Landschaft sehen. Hier auf den Kurzstrecken ist es voll in Ordnung. Nach und nach wird es noch so „aufgepimpt“, dass es eine nettere „Ranzkarre“ ist. Eigentlich soll es noch etwas bunter werden – aber da muss ich mir einfach noch überlegen, wie ich das mit dem vorhandenen Problemlack hinbekomme ohne dass es ein Desaster wird.

Es ist auf jeden Fall toll, jetzt mobiler zu sein und mehr Chancen zu haben. Wir entdecken nun nach und nach viele Stellen, die wir sonst nur von den Karten her kannten und es motiviert einfach auch mehr, etwas zu unternehmen. Joey findet Auto fahren total klasse. Eigentlich wollte ich eine Hundebox - aber das haben wir jetzt erst einmal mit dem Hundefahrradanhänger gelöst. Räder ab, Decke rein, Anschnallgurt für den Hund reingezogen und gut. Er hat sich schnell dran gewöhnt und kann noch hinten raus gucken. Das macht er auch gerne für eine Zeit lang, bevor er sich einrollt und döst. 

Ich bin mal gefragt worden, ob wir uns das überhaupt leisten können, so den Unterhalt. Versicherung und Steuern schlagen im Monat mit etwa 40 Euro zu Buche, weil ich Teilkasko wollte - sonst wäre das weniger. Wieviel Sprit wir verfahren liegt ja letztlich auch an uns. Das Möhrchen ist 21 Jahre alt und komplett durchgesehen. 

Übrigens sind wir nicht die Einzigen mit einem neuen Auto in der Familie - mein Mann in "Ganzweitweg" hat sich jetzt einen ewig langen Traum erfüllt. Während ihr auf ein Foto von meinem Auto also noch warten dürft bekommt ihr als Ausgleich eines von dem anderen Auto, dass der Vorbesitzer sich tatsächlich als Hundeauto angeschafft hatte:



Wie meine Tochter, von der das Foto ist, schon zum Foto schrieb: "Willkommen in der Familie!" - ein amerikanischer Bestattungswagen. Den wollte er schon seit rund 20 Jahren haben - und ich war damals immer dagegen, weil er inmitten der Häuser von alten Leuten gestanden hätte. Das fand ich nicht so toll - auch wenn es wirklich unglaublich geile Fahrzeuge darunter gibt und die enorm vielseitig sind. 

Wir sind halt alle ein bisschen... so wie wir halt sind.