Freitag, 16. April 2021

Neues von der Wurmiefront!

Unsere Kompostwurmfarm, liebevoll "die Wurmies" genannt, existiert nun seit Februar. (Klick mich, ich bin ein Link). Während das auf der einen Seite nicht viel Zeit ist, ist es auf der anderen Seite schon ganz schön lange. Weil die Würmer die hellen Eimer irgendwie doch eher ziemlich doof fanden, habe ich Euro-Boxen bestellt. Wenn man sich ein bisschen bei anderen Wurmfarmbesitzern umschaut, findet man ganz verschiedene Farm-Modelle: von alten Fisch-Styroporboxen über Maurerbottiche, Holzkisten und so weiter. Euro-Boxen haben mir am Besten gefallen. Die gibt es in verschiedenen Größen und Höhen, sie lassen sich problemlos stapeln, sind lebensmittelecht und leicht zu reinigen. Mit ab-in-die-BOX habe ich dann auch einen Anbieter gefunden, dessen Preise einen nicht sofort in den Ruin treiben. 


graue Plastikboxen mit Erde, Möhrenschalen und Würmern
Die neue Wurmfarm in Euroboxen

Hier kam dann ein wirklich GROSSES Paket mit Boxen an. Allerdings sind die Boxen selbst von der Grundfläche her etwa so groß wie Zeichenblöcke, also 30 x 40 cm. Aber ich brauchte noch welche für die Küche und für die Werkstatt. Die Wurmies haben 3 von den Kisten bekommen. Eine ganz flache für ganz unten, die hat nur an den Seiten ein paar Luftlöcher und ist ansonsten Auffangbecken für alles, was durch die Bodenlöcher der mittlersten Kiste fällt. Das ist sowohl immer mal Komposterde, die durchkrümelt als auch Würmer, die denken, da unten wäre es besser. Die beiden oberen Kisten haben verschieden große Bodenlöcher und kleine Lüftungslöcher an den Seiten. Gefüllt wurden die Kiste mit dem Inhalt der Eimer. Dann kam die zweite Hanfmatte oben drauf und die Würmer durften sich einleben. Durch die Hanfmatte wird die Feuchtigkeit gehalten, was für die Würmer sehr wichtig ist.  Würmer lieben die Hanfmatten, arbeiten sich auch immer quer durch und zersetzen diese zu Humus.

Nick mit dem Digitalmikroskop
Nick mit dem Digitalmikroskop
hier beim Sprossen untersuchen

Das ist jetzt ein paar Wochen her und den Würmern gefällt es definitiv viel besser in den dunklen Kisten. Auf der oberen ist mittlerweile ein richtiger Deckel mit Luftlöchern und das Klima in den Kisten wurmfreundlich feucht, aber nicht so nass, das "Wurmtee" - also Sickerwasser - anfällt. Es gibt Wurmfarmhalter, die ihre Kisten so feucht halten, dass dieser "Wurmtee" anfällt, den sie dann verdünnt zum Düngen nehmen. Nachdem ich gesehen habe, WIE NASS die Kisten dafür sein müssen, habe ich es gelassen. 

Wer Amazon Prime hat und "nicht das Übliche"
sehen möchte "Unsere große kleine Farm"

Wobei es durchaus sehr spannend war in einer Dokumentation zu sehen, wie mit Hilfe einer wirklich RIESIGEN Wurmfarm die mit einem Radlader befüllt wurde (!) in Kalifornien über 80 ha verdorrter und steinharter Boden binnen weniger Jahre eine grüne Oase wurde. Ich war einfach nur neugierig auf den Film "Unsere große kleine Farm" bei Amazon, der berichtet, wie ein Paar sich eine Farm aufgebaut hat und es war einfach unglaublich beeindruckend, was sie tatsächlich geschafft haben - auch trotz vieler Rückschläge und Niederlagen und einer enormen Bedrohung ihrer Existenz. Manchmal habe ich gedacht: "Boah, die spinnen doch TOTAL!" und dann wurde gezeigt, wie sich innerhalb weniger Jahre das Land von einer Steppe zu einem blühenden Paradies verändert hat, harter toter Boden wieder voller Leben war. Auch mit Hilfe von Kompostwürmern. Das war schon ziemlich beeindruckend. 

Die Wurmies bei uns haben sich schon gut vermehrt und in der mittlersten Kiste ist eigentlich schon fertiger Wurmhumus. Aber der bleibt da auch noch drinnen bis er tatsächlich im Garten gebraucht wird. Denn zu den wichtigen Bestanteilen gehören viele Kleinstlebewesen, die es feucht und nicht frostig brauchen. Außerdem wohnen da auch noch viele Würmer drin. Es gibt Würmer in allen Altersstufen und von eher träge bis ganz schön agil und wehrhaft. 

Vor einigen Tagen habe ich rund 200 Würmer in die obere Kiste gepackt, wo der Bioabfall hinein kommt, damit sie sich entscheiden können, ob sie lieber oben bleiben und im Schlaraffenland leben oder lieber unten die Erde durchpflügen wollen. Viele Würmer sind oben geblieben, aber es gibt immer auch welche, die in die mittlere Kiste abwandern. Nach der Aktion mit dem Würmer in die obere Kiste packen, habe ich dann einige Wurmkokons gesammelt und in eine Petrischale getan. Ich wollte mir unter dem Mikroskop angucken, wie diese winzigen Teile dann tatsächlich aussehen. So: 


Mikroskopaufnahme von Wurmkokons und Erdkrümeln mit kleinen Lebewesen
Drei Wurmkokons und viele Kleinstlebewesen
auf etwa 1,5 Millimeter (da liegt ein Maßband drunter)

Was dann so unter dem Mikroskop zu sehen war, daran lasse ich euch gerne teilhaben. Denn ich denke, es ist das Eine, zu wissen "unter unseren Füßen leben viele Kleinstlebewesen, die wichtig sind!" und dann tatsächlich zu erleben, was dort wimmelt. Wobei - so ein Digitalmikroskop ja begrenzt ist und die Bodenfauna bis zur sogenannten "Mesofauna" zeigt. Das sind Lebewesen von 0,2 - 2 Millimeter. Alles, was darunter ist, sehe ich nicht, auch wenn das sicherlich ebenfalls sehr spannend wäre und noch viel mehr ausmacht. 


Wurmkokon mit schon sichtbarem Wurm
das erkennt ihr an den feinen roten Linien

Die hellen Wurmkokons sind noch relativ frisch abgestreift. Da sieht man noch nicht viel drin. Bis sich so ein Wurm entwickelt, dauert es etwa 20 Tage. In der Zeit wird der Kokon dunkler und man kann mehr und mehr den sich entwickelnden Wurm und wie er sich in seinem Kokon bewegt betrachten.

Hier schaut ein Wurm aus dem Kokon!

Manchmal schauen die Würmer auch vorher, ob es ihnen außerhalb des Kokons überhaupt gefällt :-) . Aber einen Tag später war der Kokon dann mit Luftblasen gefüllt und der Wurm ausgezogen, die Welt um ihn herum zu entdecken! 

Leerer Kokon mit Wurm daneben 
und Kokons mit Würmern darin

Frisch geschlüpft sind die Würmer dann sehr durchsichtig. Man erkennt ihre Segmente und die Blutversorgung auf dem Rücken als rote Linie - also das, was man auch durch die Kokonhülle dann schon erkennen kann. Sie entdecken erst einmal ein bisschen ihr Umfeld und müssen wahrscheinlich auch erst einmal lernen, was tatsächlich essbar ist für sie. Was sie dann aufgeschlürft haben, sieht man insbesondere bei den Babiewürmern ganz gut. Auf dem oberen Bild hat er etwas gefressen. 

Wo ich mich zwei Tage lang noch über wirklich viel Gewimmel freuen konnte, war heute unter dem Mikroskop kaum welches zu sehen. Die Springschwänze waren fast alle weg - und die Erklärung kann eigentlich nur sein, dass sie gefressen wurden. Das gehört zum Kreislauf nun einmal dazu. Die Springschwänze, selbst Angehörige der "Bodenpolizei", die totes Material zersetzt und für andere Mikroorganismen oder eben auch für Würmer damit verdaulich macht, werden selbst gefressen und damit wieder Teil des Nahrungskreislaufes. Zum Einen für die Milben, die die Viecher wahrscheinlich gefressen haben (obwohl ich mir echt nicht sicher bin, ob das nicht doch der Wurm war, denn seit der da ist, gibt es keine mehr) und mit den Ausscheidungsprodukten dann wieder für die Pflanzen, die sich ihre Nährstoffe holen. Da gibt es auch spannende Symbiosen, wo Bäume sich regelrecht Milben halten, damit diese denen die Springschwänze vom Stamm fressen. 

Springschwanz im Millimeterraster

Aber auch in der Wurmkiste leben Würmer nicht ewig und wenn sie sterben, werden auch sie wieder ein Teil des Nahrungskreislaufes. Heute habe ich dann mal einige Proben aus der oberen Kiste geholt und mir die unter dem Mikroskop angeschaut. Dass die LED´s zum Teil so sternförmig auf den weißen Milben spiegeln, liegt dann daran, dass ich die Proben in einer geschlossenen Petrischalen habe. Also das, was ihr hier in groß und ekelig seht, würdet ihr im Normalfall komplett übersehen, weil es nur etwa 2 Zentimeter vertrockneter Schalenrest in tatsächlicher Größe sind, die im Normalfall irgendwo auf dem Boden herumliegen: 


So, das war ein kleiner Einblick in das, was sich bei den Wurmies und letztlich oft unter unseren Füßen tut. Ohne guten Boden und damit einem guten Bodenleben wären wir letztlich nichts. Denn all diese kleinen Tiere, Pilze und Bakterien im Boden sorgen dafür, dass totes organisches Material zersetzt und wieder zu Nährstoffen wird. Es ist im wahrsten Sinne des Wortes die Grundlage für unser Leben und es gibt nichts, durch was es ersetzt werden könnte! 




Samstag, 3. April 2021

Ostern im „Jupp an der Latt“-Land. Eine Art Predigt.

Wir schreiben das Jahr 2021 nach Christus. Es ist Ostern, und damit der höchste Feiertag der Christen, auch wenn die meisten Christen eigentlich immer denken, das wäre Weihnachten, weil da das Bohei viel größer ist. Nein, es ist Ostern. Der Tag der „Wiederauferstehung“ von Jesus.

Wir haben Ostern 2021, es herrscht Corona und ein Bild mit einer Grabhöhle, einem weggerollten Stein und dem Text „Lockdown hat auch vor über 2000 Jahren schon nicht hingehauen!“ hat irgendwie etwas für sich.

Wir leben nun schon fast 6 Monate im „Jupp an der Latt“-Land. Ich meine, viele Freunde und Bekannte aus Neuruppin und Umgebung können es sich wahrscheinlich nicht vorstellen, dass hier in der Gegend überall Kreuze stehen, an denen ein Mensch hängt. Jesus. Es sind hunderte solcher Dinger, egal ob an Hauptstraßen, Nebenstraßen, klein, groß, riesig, aus Stein, Holz oder Materialmix, mit Dach, ohne Dach mit Blumenbeet oder ohne. Man entkommt ihnen einfach nicht.

Was Viele eher nicht wissen ist, dass ich vor vielen Jahren lange in einer Kirchengemeinde mitgearbeitet habe. Glauben kann richtig toll sein und wir hatten in Ofenerdiek mit Christoph und Carola, Frieder dem Jugenddiakon und Herby dem Leiter vom Missionarischen Zentrum ein absolut tolles Team. Ich habe Vorkonfirmanden unterrichtet (das ist quasi Katechumenenunterricht), Gottesdienste mit gestaltet und die Mädels haben bei Kindermusicals mitgemacht. Das Highlight eines der Musicals war Rudolf, das Kamel auf dem man sogar reiten konnte und dass dann quer durch die Kirche gerollt ist. „Ich dachte, du malst eines aus Pappe und schneidest das dann aus...“ kam, nachdem Rudolf in die Kirche gebracht wurde. Zusätzlich war ich 13 Jahre bei einem Frauengesprächskreis, der ein Ableger vom Frauenfrühstück ist.

Glauben ist mir wichtig. Es ist ein maßgeblicher und wichtiger Teil meines Lebens.

Schon immer gewesen.

Aber: ich für mich bin in all den Jahren auch mit dem Glauben gewachsen. Die Art und Sichtweise hat sich in dem Maße geändert, wie ich angefangen habe, Dinge zu hinterfragen. Auch das fällt hier im „Jupp an der Latt“-Land auf: Die Kirche und ihre jahrhundertealten Ansichten werden nicht hinterfragt. Ein Buch, das mehrere hundert Jahre alt ist, hat immer noch Gültigkeit – gut, das Alte Testament lässt man lieber mal aussen vor, aber das Neue Testament und damit „alles rund um Jesus“ dass ist so wie es da steht für die Ewigkeit.

Aber gleiche Leute hinterfragen durchaus und mit völliger Überzeugung einen Wissenschaftler, der jahrelang studiert und geforscht hat und als Experte weltweit anerkannt ist, wenn es um Virus wie Sars-Covid geht. Gar kein Ding, da sind sich selbst Leute die nie mehr als eine 5 in Bio hatten und einen Abschluss der Lernhilfeschule haben, nicht zu schade zu, den in Frage zu stellen und alles besser zu wissen oder Ärzten Lügen vorzuwerfen, die 24-Stunden-Schichten an der Corona-Front schieben.

Meine Tochter ist aus der Kirche ausgetreten. „Ich kann damit nichts mehr anfangen!“. Eine gute und ehrliche Entscheidung und sinnvoll investiertes Geld. Denn damit ist sie auch so ehrlich für immer auf die beliebten Theaterstücke der U-Boot-Christen wie Kindertaufe, kirchliche Hochzeit und kirchliches Begräbnis zu verzichten „weil man das so macht, es eine Feier ist und die Fotos nachher im Album schön aussehen!“. Ich bin sicher, Jesus wäre total begeistert von so viel Ehrlichkeit, Rückgrad und Konsequenz meiner Tochter. Selbst wenn sie nicht an ihn glaubt.

Ich werde es ihr nachtun, auch wenn ich bislang eher etwas bequem war und dachte: „Na ja, Junior ist in einer christlichen WfbM und ich bezahle ja keine Kirchensteuern!“. Aber je länger ich hier im „Jupp an der Latt“-Land mit all den Folterbildern meines mit besten Freundes konfrontiert werde, desto mehr denke ich darüber nach, was mir diese Freundschaft tatsächlich bedeutet.

Wieviel Wert hat es, zu sagen „Jesus ist mein Freund, wenn es mir scheiße geht, ist er für mich da!“ - und auf der anderen Seite so konsequenzenlos völlig egal zu finden, dass die Leute ihn hundertfach als Folterstandbild in ihre Gärten stellen? Ist Glauben und Freundschaft nur eine Einbahnstraße?

Denn nichts anderes ist so ein „Jupp an der Latt“. Ein Bildnis eines fast nackten Menschen, der schwer gefoltert wurde. Den man verletzt und verspottet hat. Der so lange mit schweren Wunden an einem Kreuz hing, bis er starb oder mindestens das Bewusstsein verloren hat. Er ist mein Freund. Einer meiner besten Freunde. Was wäre ich für eine Freundin, wenn mich das nicht mehr und mehr stören würde?

Artikel 1 des Grundgesetzes besagt: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt. (2) Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.

In Gerichten wird man bei einer Vereidigung gefragt, ob man auf die Bibel schwören will. Damit ist klar, dass die Justiz auch den Glauben berücksichtigt und die Existenz von Gott und letztlich auch Jesus und Maria anerkennt. Denn sonst würde man ja auch nicht auf die Bibel schwören dürfen.

Die Würde des Menschen endet nicht mit dem Tod". Ein starker Satz! Dazu gibt es eine ganz interessante Ausarbeitung des Wissenschaftlichen Dienstes im Deutschen Bundestag*. In dieser steht unter Anderem: „Nach einer weiteren Ansicht wird der Schutz der Menschenwürde zwar durch den Tod beendet, gleichzeitig gelte das Gebot der Menschenwürde aber als grundsätzliches Prinzip der Werteordnung des Grundgesetzes auch über den Tod hinaus fort.“,

Ebenso findet man dort auch etwas zu „erniedrigenden Darstellungen“ und zwar: „mit dem verfassungsverbürgten Gebot der Unverletzlichkeit der Menschenwürde, das allen Grundrechten zugrunde liegt, unvereinbar sein, wenn der Mensch, dem Würde kraft seines Personseins zukommt, in diesem allgemeinen Achtungsanspruch auch nach seinem Tode herabgewürdigt oder erniedrigt werden dürfte. Dementsprechend endet die in Art. 1 Abs. 1 GG aller staatlichen Gewalt auferlegte Verpflichtung, dem Einzelnen Schutz gegen Angriffe auf seine Menschenwürde zu gewähren, nicht mit dem Tode.“**

Alles das besagt letztlich, dass jedem Menschen auch nach seinem Tod Würde zusteht. Ein Folterbild wie das von „Jupp an der Latt“ ist aber nichts, was auch nur im Entferntesten etwas mit Würde zu tun hat. Wer sich 2021 ohne Probleme herausnimmt, weltweit führende Wissenschaftler zu hinterfragen – warum hinterfragt man 2021 nach Christus nicht auch mal, ob seine entwürdigende Darstellung als Folteropfer überhaupt noch zeitgemäß und angemessen ist?

In über 85 % aller Fälle gibt es nur zwei Darstellungen von Jesus: „Hurra, ein Baby!“ und „Folteropfer“. Der Rest ist „Maria mit Kind“, „Jesus segnet“, „Maria Magdalena mit Leiche“ oder „Abendmahl“. Christen haben zum großen Teil offensichtlich ein Faible für entwürdigende Gewalt. Oder dafür, nicht nachzudenken.

Für Filme gibt es die „Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft“. Das sind auf den DVD´s die Label mit FSK 0, FSK 6, FSK 12 etc.. Filme werden von ihrem Inhalt her danach geprüft, in wieweit sie den kognitiven Fähigkeiten von Kindern und Jugendlichen entsprechen. Der Film „Die Passion Christie“ mit Mel Gibson hat FSK 16.

Der prämierter Schweizer Kinderfilm „Mein Name ist Eugen“ musste für Deutschland gekürzt werden und hat hier die FSK 6 bekommen, weil eine einminütige Albtraumszene eines Kindes „an Vorgänge in Abu Ghraib erinnern würden“.

Aber völlig problemlos taufen wir selbst kleinste Kinder unter marzialischen Folterbildern von Jupp an der Latt und feiern das sogar!

Wisst ihr, was ich an Jesus eigentlich so toll finde? Warum ich an ihn glaube? Vielleicht sollte ich euch das erklären. Jesus war zu seiner Zeit ein Mensch. Wie du und ich Menschen sind. Und genau wie heute gab es auch schon damals diejenigen, die mit dem Strom geschwommen sind – und diejenigen, die eigene Meinungen hatten. Die hinterfragt haben, Dinge IN FRAGE gestellt haben. Keine Ahnung, wie man solche Leute früher nannte, heute nennt man sie meistens „Freaks“.

Jesus war also zu seiner Zeit ein Freak. Einer, der sich Gedanken macht, der hinterfragt. Der oft unbequem ist. Aber zu seiner Sache steht und damit jede Menge Rückgrad beweist! Mehr also so manch anderer. Judas, der Verräter zum Beispiel. Der fand Jesus zwar auch ziemlich cool und hat sich ihm angeschlossen – aber als es dann um „Butter bei die Fische“ ging, hat er seinen Freund verraten um seine eigene Haut zu retten. Ich mag Jesus, weil er mit seinem Rückgrad und Freak sein für mich ein riesen Vorbild ist. Er hat sein Ding durchgezogen, selbst wenn er dafür letztlich zu Tode gefoltert wurde. Aber selbst diese Konsequenz hat er in Kauf genommen.

Ich mag ihn, weil er das damalige System hinterfragt hat. Eine meiner liebsten Geschichten ist die mit der alten Frau in der Kirche. Sie ist arm und wirft nur eine winzig kleine Münze in den Opferstock. Dafür wird sie von einem wohlhabenden Kerl verspottet. Jesus hat dem dann erklärt, dass die Frau alles gegeben hätte, was sie hatte – der Typ aber, der hätte selbst nur einen kleinen Teil dessen gegeben, was er hat um noch genügend für sich selbst zu behalten.

Jesus hat die Leute aufgefordert, Dinge zu hinterfragen und aus anderen Blickwinkeln zu sehen. Ebenso hat er den Leuten vermitteln wollen, dass sie das, was sie haben, auch teilen sollten, wenn es notwendig ist. Davon erzählt die Geschichte der Speisung der 5000, oder auch „Die wundersame Brotvermehrung“.

Das sind die Dinge, warum ich Jesus als Freund sehe und an ihn glaube. Warum er für mich ein Vorbild ist. Geschichten, die so viel mehr zeigen, was er eigentlich von den Menschen wollte.

Was die Kirche in den ganzen Jahrhunderten aus Gott, ihm und Maria gemacht hat, ist eine ganz andere Sache! Das muss man letztlich auch immer im Kontext „WEM NÜTZT ES UND WARUM?“ und den Herrschafts- / Machtstrukturen durch die Jahrhunderte hindurch sehen. Die Bibel war etwas, das war geschrieben. Lesen und Schreiben konnten früher aber nur sehr wenige Leute und so mussten alle anderen einfach glauben, was ihnen erzählt wurde. Zumal es ja auch nur relativ wenige „Fernverbindungen“ wie internationale Handelswege gab und auch diese nur von relativ wenigen Menschen genutzt wurde. Deshalb war es sehr einfach von Kirche und Staaten, die Bibel und den Glauben als Machtmittel einzusetzen und in vielen Geschichten oder eben auch Handlungen immer wieder auch sehr grausam zu sein. Denn Menschen, die in Angst leben, lassen sich viel leichter beeinflussen. Etwas, das auch heute noch gilt. Bildung vorenthalten, Angst, Erpressung und Einschüchterung sind auch heute noch sehr beliebte Mittel um Macht auszuüben. Egal ob in einer Freundschaft, in einer Familie, in einer Firma, innerhalb des Staates oder der Kirche.

Ist Jesus für unsere Sünden gestorben? Welchen Sinn hat es, so etwas zu sagen und dann das Bild eines „Jupp an der Latt“ zu verbreiten? Und wenn Jesus umgebracht wurde, weil er den Machthabern zu unbequem war, seine eigene Meinung hatte, Menschen aufgewiegelt hat und man ihm deshalb am liebsten das Maul stopfen wollte? Ist das nicht viel wahrscheinlicher? Schaut euch doch nur mal in der Welt um, was die Mächtigeren mit Menschen machen, die ihnen nicht in den Kram passen! Völlig egal, ob sie Greta, Assange, Ghandi, Mandela oder Latifa heißen!

Viele Menschen warten darauf, dass „Jesus wieder erscheint!“. Darüber gibt es auch richtig tolle Geschichten, wie viele wohlhabende und wichtige Leute in einer Kirche warten weil gesagt wurde „dann und dann kommt Jesus zurück auf die Erde und erscheint hier in der Kirche!“ und sie warten und warten – und er kommt nicht. Dafür hören sie von draußen wo das einfache Volk steht, irgendwann Jubel. Oder ähnliches Szenario und es kommt so ein etwas heruntergekommener Typ angeschlurft und die Leute sind völlig fassungslos, dass das Jesus sein soll.

Das eigentliche Ding an der Sache „Kommt Jesus noch mal wieder?“ ist doch vor allem: Stellt euch vor, ihr seid eine Familie. Mutter, Vater, Kind. Kind stirbt – und die Leute finden es einfach nur geil, überall entwürdigende Standbilder von eurem toten Kind hinzustellen. Dann sind die auch noch so drauf, dass die euch anflöten: „GUCKT MAL, wir haben überall Bilder von eurem fast nacktem toten Kihiiiind wie es jämmerlich blutend am Kreuz hängt! Ist das nicht absolut toll, wie wir euch zeigen, wie sehr wir euch lieben? Whow, oder?“.

Würdet Ihr nicht auch entsetzt sein, an dem Verstand dieser Menschen zweifeln und irgendwann nur denken: „Was für (hier beliebige Beschimpfung einfügen) Menschen es doch gibt! Komm, bleiben wir lieber bei dem dicken lächelnden Buddha und spielen mit dem noch eine Runde Schach, lass die Menschheit ruhig den Bach runtergehen, verdient haben sie es!“?

Oder stellt euch mal vor, hier landen Aliens! Das wäre ja besser als bei „Mars Attacks“! Die würden ja sofort wissen „Ohhhh, super, die stehen hier auf Folter!!!“ und „brrrrzzzzzllll“ wären wir allesamt gegrillt. Zumindest diejenigen, die das eindeutige „Ich finde Foltern gut“-Statement im Garten haben.

Frohe Ostern – oder was auch immer...



* Die postmortale Schutzwirkung der Menschenwürdegarantie Aktenzeichen: WD 3 - 3000 - 384/18 Abschluss der Arbeit: 05.11.2018 Fachbereich: WD 3: Verfassung und Verwaltung

**13 BVerfGE 30, 173 (194).