Sonntag, 25. Dezember 2022

Massentierhaltung und Tierschutz / Teil 4, Warum aus Tierschutzsicht Tierschützer das größte Problem sind...

Tatsächlich gehören zu den größten Probleme bei Massentierhaltung unter Tierschutzgesichtspunkten gesehen sehr oft vermeintliche Tierschützer und Umweltaktivisten, die bei ihren Argumenten letztlich „Rosinenpickerei“ betreiben, sich also nur heraussuchen, was ihnen argumentativ in den Kram passt und alles Andere nicht berücksichtigen.

Es ist definitiv verkehrt, menschliche Bedürfnisse und menschliche Empfindungen irgendwie geartet auf Tiere zu übertragen, so nett, romantisch und verklärt das auch sein mag! Das ist auch ethisch nicht korrekt. Warum?

Die Autorin des Studienheftes hat die Systematik der Lebewesen erklärt. In Aufgabe 1.1 erklärt sie, dass Tüpfel-Hyäne und Wolf beide ein Fell, Milchdrüsen und das gleiche sehr typische Gebiss der Fleischfresser bzw. Raubtiere haben, aber keine gemeinsamen Nachkommen zeugen können. Danach hat sie drei Aussagen zur Wahl gestellt, aus denen man die richtige Antwort auswählen soll. Diese lautet: „Hyänen haben mit dem Wolf das Raubtiergebiss gemeinsam, sie gehören daher beide zur gleichen Ordnung“.

Das sind die Carnivoren. Dazu gehören auch Katzen. Die Tiere der Ordnung Carnivoren haben viele Ähnlichkeiten und oft auch weitestgehend ähnliche Bedürfnisse, je nach Lebensraum. Schweine gehören zur Ordnung der Artiodactyla, der Paarhufer. Zu dieser Ordnung gehören auch Rinder, Schafe, Ziegen und Kamele. Sogar Giraffen und Flusspferde gehören dazu. Überwiegend sind Paarhufer Pflanzenfresser. Affen gehören zur Ordnung der Primaten. Genau wie der Mensch. Carl von Linne ordnete den Menschen der Familie der Menschenaffen zu. Diese Familie hat vier Unterarten: Gorillas, Homo (Menschen), Orang und Schimpansen, zu denen auch die Bonobos gehören.

Patricia McConnell ist Verhaltensforscherin und beschreibt in ihrem Buch „Das andere Ende der Leine“ (Kynos Verlag) anhand ihrer Forschung mit Bonobos die Unterschiede zwischen Primaten und Caniden (Hundeartige) ganz hervorragend und vor allem wissenschaftlich fundiert.

Selbstverständlich haben Tiere Gefühle. Das streitet vom Grundsatz her niemand ab. Sie können Schmerz empfinden, traurig sein und sich freuen. Sie haben auch Bedürfnisse. Darunter fallen artspezifisches Futtern und artspezifische Sozialkontakte. Es ist elementar wichtig zu beachten, was ein Tier aufgrund seiner Art und Züchtung tatsächlich benötigt. So liegen Schweine gerne auch auf kaltem Boden, damit sie ihre Körperwärme besser ableiten können. Deshalb bekommen Schweine in der Massentierhaltung nur wenig Stroh, denn es ist eher Beschäftigungsmaterial. Das sieht man oft auch bei Aktivstallschweinen, die in ihrer Gruppe verschiedene Bereiche zur Verfügung haben (Quelle: aktivstallfürschweine.de )

Aber es ist völlig verkehrt, den Tieren darüber hinaus alle möglichen menschlichen Bedürfnisse und Begehrlichkeiten zuzuschreiben, weil wir Menschen als Homo sapiens das brauchen! Das ist auch wissenschaftlich gesehen nicht in Ordnung und führt immer wieder zu erheblichen Problemen.

Werden Pflanzen und Tieren menschliche Eigenschaften zugeschrieben, nennt sich das Anthromorphismus. (Quelle: „Schülervorstellungen im Biologieunterricht, Ursachen für Lermschwierigkeiten“, Hammann/Asshoff, Klett-Kallmeyer Verlag).

Vermeintliche Tierschützer/Tierrechtler sind auch dann für die Massentierhaltung ein Problem, wenn sie – wie in den Niederlanden vor ein paar Jahren passiert - mit fraglichen Motiven in Ställe einbrechen um auf vermeintliche Missstände hinzuweisen. Natürlich kann es sein, dass die Tiere in diesen Ställen mitunter tatsächlich tierschutzwidrig gehalten werden – aber in den Niederlanden haben ausgerechnet Tierschützer/-rechtler dafür gesorgt, das ein kompletter Bestand wochenlang unter Quarantäne gestellt werden musste, weil sie den Stall besetzt haben und der Verdacht bestand, dass ansteckende Krankheiten eingeschleppt worden sind. (Quelle: https://www.agrarheute.com/tier/schwein/update-boxtel-64-tierschutzaktivisten-angeklagt-553946).

In Hakenberg/Brandenburg haben Tierschützer eine Kamera im Schlachthof angebracht. Darauf war zu sehen, wie ein Tier nicht fachgerecht von den Hilfskräften getötet wird. Das ist ärgerlich und tierschutzwidrig. Aber anstatt das sofort mit dem Betreiber und den Ämtern zu klären, wurde es medial an die große Glocke gehängt. Damit wurde ein kleiner Schlachthof, der ansonsten wirklich tiergerecht gearbeitet hat und z. B. die von Temple Grandin (Amerikanische Verhaltensforscherin mit Autismus, hat sich auf Rinder spezialisiert und u. a. Für die Erzeugerbetrieben und Schlachthöfe von Mc Donalds strenge Richtlinien zur Tierhaltung und Schlachtung entwickelt, (siehe das Buch „Ich sehe die Welt wie ein buntes Tier“ von Temple Grandin) geforderten runden Treibgänge gebaut. (Selbst gesehen, als ich dort war).

Dieser kleine Schlachthof war für fast alle Landwirte im Umkreis tierschonend und ohne Stress für die Tiere auf kurzem Weg zu erreichen. Der Betreiber hat sich entschlossen,nie wieder aufzumachen „das würde er sich nicht noch einmal antun“.(Quelle; www.maz-online.de/lokales/ostprignitz-ruppin/fehrbellin/hafleg-hofladen-ist-wieder-offen-schlachten-werden-wir-definitiv-nicht-mehr-ZBPOXOC276224GHZ2FKFU57DTU.html ) Die Folge war dann für viele Schlachttiere, dass sie über 100 Kilometer zu einem Großschlachthof gekarrt werden mussten, wo am Tag ein paar tausend Tiere getötet werden – was für die Tiere dann letztlich weit mehr Stress bedeutet hat.

Geradezu ad absurdum wird von vermeintlichen Tierschützern und Tierrechtlern jegliche Nutztierhaltungsdiskussion genau an dem Punkt geführt, wenn es um „Wir sammeln Futterspenden für Tierheim XYZ“ geht. Denn genau dann scheint ja eine Massentierhaltung völlig in Ordnung zu sein und Hersteller wie Mars, (Übersicht der Marken von Mars Petfood: https://deu.mars.com/hergestellt-von-mars/mars-petcare?language_content_entity=de) die ihr tierischen Bestandteile möglichst günstig einkaufen – also von Großschlachthöfen oder Tierverwertern - und bis zur Unkenntlichkeit extrudieren, sind geradezu „Helden der Tierwelt“, wenn sie letztlich ihre Tierfuttermittel gleich palettenweise an Tierheime oder Tiertafeln ausliefern. Mars-Petfood arbeitet mit dem Deutschen Tierschutzbund zusammenarbeiten und wirbt damit, dass jedes Tier ein glückliches Leben haben soll. (Quelle: https://www.cz.de/celler-land/wietze/spendenchallenge-fuer-celler-tiere-not-wietzerin-fordert-pedigree-zu-spendenchallenge-fuer-tierheime-heraus) . Das es allein bei der Produktion von Hunde- und Katzenfutter nicht um relativ geringe Mengen Fleisch geht, sollte man begreifen, wenn man die Zahl 1.614 000 sieht. So viele TONNEN Hunde- und Katzenfutter wurde in Deutschland im Jahr 2020 industriell hergestellt. (Quelle: https://www.foodunfolded.com/de/artikel/nachhaltige-haustiernahrung).

Dabei kommt ein Teil des Tierfuttergrundmittels aus Friesoythe, nämlich von der Tiermehlfabrik in Kampe, wo aus toten Tieren und Schlachtabfällen neue Produkte werden. (Quelle: https://www.ofk-kampe.de/produkte.html mit informativem Imagefilm)

Es ist richtig und wichtig, dass Mißstände aufgezeigt werden, egal ob in Massentierhaltung oder in kleineren Betrieben. Aber es ist immer zu prüfen, ob es wirklich ein Missstand ist – und was man tatsächlich langfristig zum Schutz von Tieren erreicht, wenn man so etwas erst einmal medial ausschlachtet, weil so etwas Aufmerksamkeit und letztlich auch Geld generiert.

Wenn pro Jahr in Deutschland zum Beispiel 20 Betriebe durch die Medien gezogen werden, bei denen es erhebliche Missstände gibt, dann liegt diese Anzahl im Bereich von 0,01 Prozent. Alle die Betriebe, die in den letzten Jahrzehnten den Auflagen für mehr Tierschutz gefolgt sind und richtig viel Geld investiert haben, die sind für die Boulevardmedien meistens total unattraktiv, weil man mit schlechten Nachrichten einfach viel mehr Aufmerksamkeit und damit Geld bekommen kann.




Freitag, 23. Dezember 2022

Massentierhaltung und Tierschutz / Teil 3, in dem ich Demeter hinterfrage

 Teil 3 beschäftigt sich mit dem letzten Absatz über Massentierhaltung, der in dem Studienheft ist. Darum geht es um die Behauptung, dass wer ein hohes Maß an artgerechter Tierhaltung möchte, der sollte beim Einkauf von tierischen Produkten auf Gütesiegel achten. Im Normalfall wären das auch Biosiegel und Demeter sowie Naturland hätten die strengsten Richtlinien.

Mittlerweile gibt es eine ganze Menge von „Gütesiegeln“ und für den Verbraucher wird es langsam unübersichtlich, welche Vorgaben nun eigentlich was bedeuten. Grundsätzlich bedeutet es für einen landwirtschaftlichen Betrieb aber immer auch einen zusätzlichen Kostenfaktor, einem speziellen Verband anzugehören und das sind nicht unerhebliche Summen.

Wer blindlings glaubt, das Demeter das strengste und beste Siegel ist und sich nicht mit dem Verband und seinen Vorgaben beschäftigt, der übersieht dann, dass die Heilbehandlung von Tieren auf Demeter-Höfen in vielen Fällen durch wirkungslose Globuli besteht. Fakt ist: erkrankt ein Demeter-Nutztier, darf es in vielen Fällen im Vergleich zu Tieren aus anderen Haltungsformen weiter Schmerzen erleiden, weil es homöopathisch behandelt wird. (Quelle: https://www.demeter.de/biodynamisch/tierhaltung/gesundheit). Wenn Ärzte und Wissenschaftler in der Humanmedizin zu Hauf bestätigen, dass „Homöopathie nicht über den Placeboeffekt hinaus wirkt“ (Quelle: https://www.quarks.de/gesundheit/medizin/homoeopathie-wissenschaftlich-nicht-nachvollziehbar/) und selbst die DHU (Deutsche Homöo(Qupathische Union) nie konkret eine Antwort darauf gibt, welche wissenschaftlichen Studien die Wirkung von Globulis denn bestätigen (Quelle: swr-Doku „Homöopathie, Heilung oder Humbug? https://www.youtube.com/watch?v=NrhpKNebaKo)– wie soll dann ausgerechnet ein Tier auf so etwas wie ein Placeboeffekt hereinfallen, wenn es weder weiß, was es bekommt, noch versteht, warum es etwas bekommt?

Ganz konkret bedeutet es, dass ein Tier, das von einem Demeter-Landwirten aus dessen Glauben an die Wirkung von Homöopathie Globulis z. B. gegen Schmerzen bekommt, weiterhin diese Schmerzen erleiden muss und die sich ggf. sogar noch verschlimmern, weil irgendwer an nicht bewiesene Heilkräfte von Zucker bei Tieren glaubt. Ist das dieses „Artgerecht“ oder „Tierwohl“?

Ebenso wird gerne übersehen, das in den Vorgaben des Demeterverbundes auch steht, mit was gedüngt werden darf. Unter anderem mit dem Schwermetall Kupfersulfat oder Zink. Das setzt kein anderer Landwirt noch ein, weil es Bodengifte sind und sich in den Pflanzen anreichert. Demeter schwört darauf. (Quelle: Demeter Betriebsmittelliste 2021).

Geradezu harmlos sind da noch die verbuddelten „Kacke-Hörnchen“ die kosmische Kräfte aufsammeln sollen (Quelle: Demeter, Biodynamische Präperate). Letzteres ist Glaubenssache, aber auf konventionelle Landwirte schimpfen und selbst mit Schwermetallen düngen, die den Boden vergiften, Bodenleben abtöten und sich in Lebens- und Futtermitteln anreichern? (Quelle: https://www.welt.de/wissenschaft/article3228140/Biobauern-spritzen-Schwermetalle.html)

Der Ertrag von Demeter-Höfen ist 25 % dessen, was ein vergleichbarer konventioneller Hof an Lebensmitteln erwirtschaften kann. Andere Biohöfe die rein biologisch wirtschaften, stehen nicht viel besser da. Was für fatale Auswirkungen es haben kann, wenn es überall nur noch biologische Landwirtschaft gibt, sieht man derzeit an Sri Lanka (Quelle: https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/sri-lanka-verfehlte-oeko-wende-verschaerft-die-krise-im-land-17970410.html).


Mittlerweile kenne ich einige Höfe, die für keinen Verband mehr arbeiten, weil es einfach so exorbitant viel Geld kostet. Andere haben deshalb von vorneherein gesagt: Lohnt sich nicht. Wir arbeiten ohnehin mit "so viel Chemie wie nötig, so wenig wie möglich!" - das ist voll in Ordnung. Im Hinterkopf sollte man auch immer behalten, dass wir in Deutschland rund 83 000 000 - also Dreiundachtzig Millionen - Einwohner haben. Das bedeutet, dass wir für jeden ausreichend Nahrung brauchen - es sich aber viel einfacher in kleineren Mengen vorstellen lässt. Wenn es rund 6 % Veganer im Land gibt, dann ist es für diese Gruppe total leicht, sich vorzustellen, wie einfach es doch ist, wenn jeder Mensch auf Fleisch verzichten würde, die gucken sich in ihren Kreisen um, in ihren Familien - und wenn man "alles in bio" auf nur wenige hundert Menschen bezieht, ist es nun einmal einfach. Aber für Millionen ist das eine unfassbare Menge an Lebensmitteln, die jeden Tag benötigt werden. 

Donnerstag, 22. Dezember 2022

Massentierhaltung und Tierschutz / Teil 2

 Weiter geht es mit meiner Antwort auf die Aufgabe, "Probleme der Massentierhaltung aus Tierschutzsicht zu beleuchten":


Müssen bei Geflügelpestverdacht im Stall bleiben: Freilandhühner des Familienbetrieb Meiners,
Spannharrenstätte. Die haben übrigens eine riesige Außenfläche mit Windkraftanlage, altem Baumbestand und darin lebenden Greifvögeln!

Dann ging es um die Käfighaltung oder ausschließlicher Stallhaltung und es wurde kritisiert, dass die natürlichen Bedürfnisse der Tiere nicht in ausreichendem Maße befriedigt ewrden können und dass es dadurch schnell zu gesundheitlichen Problemen kommt. Ebenso wurde aufgezählt, was Tiere aus nicht artgerechter Haltung als Verschlechterung ihres Gesundheitszustandes dann aufweisen: lückiges Gefieder oder Fell, schlechter Gesundheitszustand, Magerkeit oder Fettleibigkeit und aggressives Verhalten.

Käfighaltung von Hennen ist EU-weit seit 2012 verboten. Die artgerechten Bedürfnisse der Nutztiere werden von Fachleuten festgelegt und sind auch mit den entsprechenden Stallgrößen, dem Stallklima, Einstreu, Hygiene, Beleuchtung, Mindestfenstergröße etc. Vorgeschrieben. Dazu findet man zu jeder Nutztierrasse etwas in der TierSchNutztV. Je nach nachdem, ob der Betrieb einem Verband angehört, sind auch vom entsprechenden Verband aus Stallgrößen, Tierzahlen etc. geregelt und werden regelmäßig (für viel Geld) überprüft.

Ein Betrieb mit Tieren, wie oben beschrieben, arbeitet eindeutig tierschutzwidrig, wobei auch hier völlig egal ist, ob es ein Nutztierbetrieb mit tausenden von Tieren ist oder ein kleiner Hof. Da auf großen Höfen der Großvieh-Tierarzt öfters kommt, allein schon wegen der Vorsorge und der Seuchengefahr, fallen kleinere Betriebe da sogar viel eher durchs Raster.

Bestes Beispiel ist die „Geflügelpest“. Hier in der Gegend sind regelmäßig Beobachtungsgebiete mit Schildern an den Straßen ausgewiesen.

Erkrankt ein Tier auf einem Großbetrieb daran, weil zum Beispiel ein kleiner Wildvogel sich in den Stall mit den Legehühnern verirrt hat, der das Virus in sich trägt, wird der komplette Bestand gekeult. Ob nun alle Tiere erkrankt sind oder nur ein paar spielt keine Rolle. Dann rollen die LKW´s von der Tiermehlfabrik an und Mitarbeiter in Vollschutz töten alle Tiere. Das geht bei tausenden von Tieren am effektivsten in einem Wasserbad, das unter Strom gesetzt wird.

Der komplette Stall muss geräumt, gründlich desinfiziert werden und bis der ehemalige Bestand wieder erreicht ist, fehlen Einnahmen, die durch die Tierseuchenkasse nur zum Teil ersetzt werden. Die laufenden Kosten bleiben aber und summieren sich durch die notwendigen Maßnahmen noch weiter. Vor einigen Monaten hat es ausgerechnet den Betrieb erwischt, der „Tierwohl-Puten“ hält und von dem wir schon Fleisch direkt bezogen haben. Im Amtsblatt sieht das dann so aus: https://www.lkclp.de/lib/files/4b5w26djmmxwc7tAnfrwyzjpg3yt2l62n8rxk6lfnz5hglzrgy6d3mzvh2yt4my/amtsblatt_060_2022_09_28.pdf

Ist es nicht geradezu logisch, welcher Nutztierhalter extrem darauf achtet, dass seine Tiere gesund bleiben und er sich sehr darum kümmert, alle Vorgaben zu erfüllen? Denn die Meldepflicht eines Seuchenverdachtes umfasst laut Tiergesundheitsgesetz so ziemlich jeden, der irgendwie mit den Tieren zu tun hat. Vom Inhaber über Mitarbeiter, vom LKW-Fahrer – egal ob für Futtermittel oder Schlachtbetrieb, bis zum Schlachthof. Sogar Naturpfleger haben einen Seuchenverdacht zu melden, wenn sie im Rahmen ihrer Arbeit ein verdächtiges Tier finden. (TierGesG § 4 (2)). D. h. Ich bin zwar keine Naturpflegerin, aber verendete Vögel „die mir komisch vorkommen“ und die nicht durch LKW`s durch Luftwirbel getötet wurden, melde ich der unteren Naturschutzbehörde vom Landkreis. Die kümmern sich dann darum. Gleiches würde ich auch mit Wildschweinen machen.

Wie es den Hühnern aus Nachbars Garten geht, ob die trotz Stallpflicht artgerecht gehalten werden oder verhaltensauffällig werden wird nicht kontrolliert. Oder eben nur, wenn jemand ihn konkret anzeigt.

Es ist aus Tierschutzgründen oft gar nicht möglich, Nutztieren wie Geflügel oder Schweinen Freilandhaltung zu bieten, da bei drohender Geflügelpest das Geflügel im Stall bleiben muss. und der hat so dicht abzuschließen, dass sich kein Wildvogel darin verirren kann. Deshalb haben viele Betriebe schon „Verandas“ gebaut, wo die Tiere in einem kleineren Außenbereich sind, aber dichte Netze dafür sorgen, dass sie von Wildvögeln getrennt sind. (Darüber berichtet u. a. Familienbetrieb Ostermann auf seiner Facebookseite).

Freilandschweine müssen so gehalten werden, dass kein Wildschwein zu ihnen Kontakt aufnehmen kann. Wildschweine sind durchaus in der Lage, über 90 cm hohe Zäune zu springen, wie Beobachtungen sowohl in Berliner Vororten als auch an der Grenze zwischen Polen und Deutschland in Brandenburg gezeigt haben. In Brandenburg gab es deshalb die Forderung nach zwei Zäunen mit einem Sicherheitsabstand um die Weiden für Freilandschweine. Grundsätzlich sind Schweinehalter aufgefordert, alles, was mit ihrer Schweinehaltung zu tun hat, gut und wildschweinsicher einzuzäunen und ein hohes Maß an Hygiene einzuhalten. Quelle: https://www.lwk-niedersachsen.de/lwk/news/36475_ASP_vor_den_Toren_%E2%80%93_Informationen_zur_Biosicherheit

Auch hier zitiere ich noch einmal das TierGesG § 3 „Wer Vieh oder Fisch hält, hat zur Vorbeugung von Tierseuchen und zu deren Bekämpfung 1. Dafür zu sorgen, dass weder Tierseuchen in seinen Bestand eingeschleppt noch aus seinem Bestand verschleppt werden...“.


Das war der 2. Streich und der 3. folgt... 

Was aber durchaus schon ersichtlich ist, dass es grundsätzlich bei Tierhaltung - und das völlig egal ob privat, auf einem kleinen Hof oder in einer Intensivtierhaltung - nicht immer einfach ist, wenn man sagt: "Verstößt gegen den Tierschutz!". Also zumindest dann nicht, wenn man es TATSÄCHLICH sachlich und fundiert und nicht emotional-unsachlich und diktatorisch diskutieren möchte. Auf Twitter habe ich mir einen fundamentalistischen Veganer "eingetreten", der gerne darüber lamentiert, wie schlimm Nutztierhaltung in Deutschland doch ist, alles Tierquäler. Aber seinen Hund, der nun einmal ein Carnivore ist und zu dessen artgerechter Ernährung deshalb Fleisch gehört, ernährt er vegan. Ernährung ist sehr komplex. Selbstverständlich kann man sagen: ich ersetze tierisches Eiweiß durch pflanzliches Eiweiß - aber das tierische Eiweiß ist vielleicht genau deshalb da, weil es ein bisschen ANDERS wirkt als pflanzliches Eiweiß und dem Körper deshalb Dinge bieten kann, die er dringend benötigt, auf pflanzlicher oder chemischer Basis aber nicht zu bekommen sind. 

Damit verstößt er selbst gegen das Tierschutzgesetz, indem er die ARTGERECHTE Ernährung seines Tieres missachtet. Mittlerweile gibt es auch eine Studie über die vegane Ernährung von Hunden - und die besagt ganz klar, dass Hunde, deren Futter einen hohen Anteil von Hülsenfrüchten etc. beinhaltet, viel häufiger Herzprobleme bekommen. Denn das Herz vergrößert sich, aber der Durchfluss vom Blut verringert sich. Das ist für den Hund nicht lustig, denn er wird über kurz oder lang massiv in seiner Leistungsfähigkeit eingeschränkt. Meistens fällt er irgendwann tot um, zum Beispiel wenn das Wetter sehr warm ist - oder wenn man gnädig ist, lässt man ihn einschläfern. 

Ich bin sicher, dieser Veganer wird es weit, weit von sich weisen, dass er seinen Hund nicht artgerecht und gut hält. Dass er sein Tier liebt und ganz bestimmt nicht gegen den Tierschutz verstößt und viele Argumente finden, warum man ihm glauben muss, das ER alles RICHTIG macht, aber ANDERE grundsätzlich alles falsch machen und nur lügen, wenn sie sagen, dass es nicht stimmt, dass ihre Tiere schlecht behandelt werden. 

Deshalb ist es eben ganz gut, wenn man als Grundlage Tierschutzgesetze und entsprechende Leitlinien zur Umsetzung hat. 




Massentierhaltung und Tierschutz / Teil 1

Im letzten Blogbeitrag habe ich ja gepostet, wie ich die Aufgabe, zu erklären, wie sich in Deutschland die Massentierhaltung entwickelt hat, beantwortet habe. Ab hier poste ich einen größeren Teil meiner Antwort zur Aufgabe:  "Erörtern Sie die Probleme bei der Massentierhaltung unter Tierschutzgesichtspunkten!". Das habe ich sehr gerne getan ;-) . Da meine Antwort epische Ausmaße hatte, habe ich sie für den Blog etwas verkürzt und teile sie in mehrere Beiträge auf.

Grundsätzlich muss erst einmal klar gestellt werden, wer bestimmt, was eigentlich Tierschutz ist! Deutschland hat ziemlich strenge Tierschutzgesetze, die durch Verordnungen, Leitlinien etc. in den verschiedensten Bereichen ergänzt werden. Diese beziehen sich auf die tatsächlichen Bedürfnisse einer Tierart und wurden von ausgebildeten und studierten Fachleuten erstellt.

Um „Probleme bei der Massentierhaltung“ aus Tierschutzsicht zu erörtern sind daher als Grundlagen

a) das Tierschutzgesetz (TierSchG), das gibt es seit 1972,

die letzte Änderung war 2021

www.gesetze-im-internet.de/tierschg/TierSchG.pdf


b) die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (TierSchNutztV),

diese gibt es seit 2001, letzte Änderung war 2021

www:gesetze-im-internet.de/tierschnutztv/BJNR275800001.html

c) die Tierschutztransportverordnung (TierSchTrV), die es seit 2006 gibt,

    letzte Änderung 2015.

    www.gesetze-im-internet.de/tierschtrv_2009/BJNR037500009.html

d) Tiergesundheitsgesetz (TierGesG) von 2013, letzte Änderung 2021

www.gesetze-im-internet.de/tiergesg/BJNR132400013.html

e) die Tierschutzleitlinien des Niedersächsischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz LAVES

(die gibt es für jede Nutztierrasse) folgend „LAVES-Leitlinie“ www.laves.niedersachsen.de/startseite/tiere/tierschutz/tierhaltung/rinder/tierschutzleitlinie-fuer-die-mastrinderhaltung-162378.html

zugrunde zu legen.

Ich habe alle im Lernheft aufgeführten Argumente warum die Massentierhaltung schlecht ist, also auf Grundlage der Tierschutzgesetze und gültigen Leitlinien überprüft.

Ebenso wird ein bisschen mehr „Drumherum“ erklärt, damit es nachvollziehbarer ist.

Als Erstes wurde kritisiert, dass zu viele Tiere auf zu kleiner Fläche für die Tiere eine Belastung sein kann.

Natürlich kann es immer mal vorkommen, dass einzelne Tiere ein Problem in ihrer Gruppe haben und mehr Individualabstand oder Beschäftigung benötigen – oder eben separiert werden müssen, wenn gar nichts anderes hilft. Allerdings hat sich in der Stallhaltung und Nutztierforschung mittlerweile eine ganze Menge geändert, was auch in die Tierschutzgesetze eingeflossen ist. So ist eine Käfighaltung, wie sie früher üblich war, schon seit 2012 EU-weit verboten. Nutztiere sollen in einer für sie angenehmen Atmosphäre ohne Dauerstress leben (§ 3.2, § 4.8 TierSchNutztV).

Da die oben genannte Tierschutzleitlinie die Gesetzestexte sehr gut interpretiert, zitiere ich die Vorgaben daraus: „Belastungssituationen und Stressfaktoren, die zu einer Erkrankung führen, müssen vom Tierhalter erkannt und umgehend beseitigt werden...“ (LAVES-Leitlinie, Seite 9)

Es ist also entgegen der Darstellung im Heft kein spezifisches Problem der Massentierhaltung.

Dann wurde behauptet, dass viel Überwachung der Tiere durch Tierärzte  ein großer Aufwand wäre. Es würden schon im Vorfeld Medikamente gegeben, die später aufgrund von Resistenzen wirkungslos wären. Ebenso wurde erklärt, dass gestresste Tiere sich selbst oder ihre Artgenossen zu verletzen, wie Federn ausreißen oder Schwänze abbeißen.

Satz 1: „Viel Überwachung durch Tierärzte ist ein großerAufwand“. Ich weiß ja nicht, woher die Autorin ihre Informationen bezieht, aber zum Einen ist laut TierSchNutztV die gesundheitliche Überwachung der Tiere wie folgt geregelt (die LAVES-Leitlinie hat den § 4.2 ff auf Seite 13 gut erklärt) Zitat: „Das Befinden der Tiere muss bei Stallhaltung mindestens zweimal täglich durch direkte Inaugenscheinnahme, die Funktionsfähigkeit der technischen Einrichtung mindestens einmal täglich überprüft werden. Soweit notwendig ist eine Behandlung kranker Tiere einzuleiten und eine Absonderung in geeignete Haltungseinrichtungen mit trockener und weicher Einstreu oder Unterlage vorzunehmen. Sind die Sofortmaßnahmen wirkungslos ist umgehend ein Tierarzt hinzuzuziehen.“

Die „Initiative Tierwohl“ fordert in ihrem Kriterienkatalog sogar eine intensivere tierärztliche Betreuung der Tiere eines teilnehmenden Betriebes! Quelle: https://initiative-tierwohl.de/tierhalter/rindermaester/

Das gilt grundsätzlich für jede Betriebsform, ob kleiner Stall oder Intensivhaltung Es ist also völlig unerheblich, wie viele Tiere ein Landwirt hat, auch bei einem kleineren Betrieb müssen die Tiere angemessen kontrolliert und bei Bedarf tierärztlich versorgt werden. Das ist praktizierter Tierschutz und kein „Problem der Massentierhaltung“. 

Satz 2 Es würden schon im Vorfeld Medikamente gegeben, die später aufgrund von Resistenzen wirkungslos wären.

Hier die tatsächlichen Fakten (erneut aus der LAVES-Leitlinie, Seite 9) Zitat: „Jeder, der ein Tier hält, betreut oder zu betreuen hat, ist verpflichtet, es angemessen zu pflegen (§ 2.1 TierSchG). Dazu zählen neben der Heilbehandlung im Krankheitsfall auch die Gesundheitsvorsorge einschließlich der Bekämpfung von Endo- (Innen-) und Ektoparasiten (Außenparasiten) sowie Hautpilzen und erforderlichenfalls die Impfung der Tiere.“

Das Tiergesundheitsgesetz schreibt dazu unter § 3: „Wer Vieh oder Fisch hält, hat zur Vorbeugung von Tierseuchen und zu deren Bekämpfung 1. Dafür zu sorgen, dass weder Tierseuchen in seinen Bestand eingeschleppt noch aus seinem Bestand verschleppt werden...“.

Das heißt, dass den Tieren nur die tatsächlich erforderlichen Medikamente gegeben werden, denn – LAVES-Leitlinie, Seite 10, Zitat: „Zur Pflege der Tiere gehört neben der Heilbehandlung im Krankheitsfall auch die Gesundheitsvorsorge...“ .

Ebenso weise ich gerne auf die Tatsache hin, dass, Zitat: „Routinemäßiger bzw. systematischer Einsatz von Medikamenten, die schlechte Hygienebedingungen oder Managementfehler kompensieren oder auch Anzeichen von Schmerzen und Leiden verschleiern soll, ist unzulässig. Grundsätzlich sind vorsorgliche Impfungen einer späteren Behandlung vorzuziehen.“ (LAVES-Leitlinie, Seite 13).

Antibiotikaresistente Erreger kommen selbstverständlich vor. Aber laut RKI „Grundwissen Antibiotikaresistenz“ sorgt jeder Einsatz von Antibiotika dafür, dass sich Resistenzen bilden. Also auch Kliniken selbst oder Ärzte, die bei Virenerkrankungen wirkungslose Antibiotika verschreiben.

Laut Ärzteblatt verlassen 80 % der Patienten, die wegen einer Erkältung zum Arzt gehen, mit einem Rezept für Antibiotika die Praxis, obwohl ihre Erkrankung auf einen Virusinfekt beruht. (https://www.aerzteblatt.de/archiv/18083/Therapieentscheidung-wider-besseres-Wissen-Warum-Aerzte-gegen-Viren-mit-Antibiotika-vorgehen).

Polemisch erklärt: „Horst-Hugo und Luise-Chantalle lästern zwar gerne über ihre „Antibiotika-Schnitzel“ und das „Antibiotika-Hühnchen“, holen sich aber jedes Jahr bei einer Erkältung brav die Rezepte für Antibiotika vom Arzt“. Ähnlich bei Krebspatienten, die bekommen vorbeugend Antibiotika in letztlich unglaublicher Menge. Mein Sohn hat zwei Krebserkrankungen mitgemacht und in deren Verlauf geschätzt mindestens einen Liter Antibiotika wie „Cotrim“ genommen. Noch eine Woche vor seinem Tod hat er über mehrere Tage eine Antibiose bekommen, um Entzündungswerte und Lebensqualität zu bessern.

Selbstverständlich wird aber Landwirten die Schuld in die Schuhe geschoben, die das nicht vorsorglich geben dürfen und die jede Medikamentengabe im Bestandsbuch zu dokumentieren haben, so dass bei jedem einzelnen Tier, das eindeutig durch die Nummer seiner Ohrmarke zu identifizieren ist, genau geschaut werden kann, welche Medikamente es bekommen hat und ob ggf. Sperrfristen einzuhalten sind, in denen die Milch nicht verwendet werden oder in der es nicht geschlachtet werden darf. (TierSChNutztV § 4 (2) )

Entsprechend ist Gesundheitsmanagement und bei Bedarf tierärztlicher Einsatz kein Problem – egal bei welcher Form der Tierhaltung, sondern ebenfalls praktizierter Tierschutz und die Umsetzung der gesetzlichen Vorgaben im Tierschutz.

Würde zum Beispiel die Behandlung gegen Parasiten ausbleiben, könnte ein Befall bei Schweinen einen so massiven Juckreiz und so hohes Stresslevel erzeugen, dass sie sich die Schwänze wundscheuern und anfangen, sich zu beißen. Also genau das machen, was gleich nach „es werden vorsorglich Medikamente gegeben“ angeprangert wurde.  Schnabelpicken kommt in den heutigen großen Hühnerställen deutlich weniger vor, weil das Stresspotential durch die Käfighaltung kaum noch vorhanden ist.  


Soweit erst einmal Teil 1, wem es jetzt in den Fingern juckt, mit "JA ABER..." zu kommentieren: warte einfach mal die nächsten Teile ab, da wird noch ein bisschen mehr erklärt.


Sonntag, 18. Dezember 2022

Wie die Massentierhaltung in Deutschland entstanden ist

Ich lerne jetzt "Natur- und Umweltpädagogik". Als Fernstudium. Denn ich würde gerne mit dem, was Nick und mein Leben zum Teil ausgemacht hat, weitermachen. Statt Nick etwas zu dem Thema beizubringen, aber dann damit, anderen Kindern etwas beizubringen. Da gibt es Studienhefte, die arbeitet man durch und am Schluss hat man eine "Einsendeaufgabe", vergleichbar mit einer Klassenarbeit. Verschiedene Fragen, die beantwortet werden müssen. Im ersten Studienheft ging es recht kurz um Massentierhaltung und in der Einsendeaufgabe sollte man dann a) erklären, warum es zur Massentierhaltung gekommen ist und b) die Probleme bei der Massentierhaltung aus Tierschutzsicht beleuchten. Da meine Antworten etwas ausführlicher geworden sind und ich viel, viel Spaß dabei hatte, sie zu schreiben, hier nur die Blogversion davon:

Um die Punkte a) und b) zu klären, bedarf es zunächst einmal einer genaueren Definition des Begriffes „Massentierhaltung“. Der Begriff wurde 1975 „amtlich“ als er in eine Massentierhaltungsseuchenverordnung eingearbeitet wurde (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Massentierhaltung) und wird heute als Synonym für Intensivtierhaltung verwendet. Es bedeutet, dass viele Tiere auf verhältnismäßig begrenztem Raum gehalten werden.

Für Verbraucher beginnt Massentierhaltung bei 500 Rindern, 5000 Tieren Geflügel und 1000 Schweinen. (Quelle: wir-sind-tierarzt.de)





Die Zahl der Menschen, die ein Landwirt ernährt, haben sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Ernährte ein Landwirt, also ein Betrieb, 1970 noch 27 Menschen, hat sich diese Zahl durch das Sterben der kleineren Höfe drastisch verändert.

In einer Tabelle habe ich mit Daten des Bundesministeriums für Landwirtschaft und Ernährung sowie dem statistischen Bundesamt/destasis die Entwicklung von Bevölkerung, Zahl der pro Landwirt ernährten Menschen und soweit zu finden, die Zahl der tierhaltenden Betriebe geordnet:


Jahr

Bevölkerung in Deutschland

Ernährte pro Betrieb

Anzahl Nutztierbetriebe



1970


77.709 Mio


27




1980

78.275 Mio

47



1990

79.365 Mio

69



2000

82.188 Mio

127

391 500**


2010

81.752 Mio

124

216 100


2020

83.160 Mio

139 / 150*

168 000



*die Zahl der ernährten Personen, wenn man Importfuttermittel mit einrechnet

** Zahl der Geflügelbetriebe wurde von genesis-destasis nicht erfasst

Allein die Entwicklung in den letzten zwei Jahrzehnten zeigt ein massives Höfesterben an. Die freiwerdenden Flächen werden dabei von anderen landwirtschaftlichen Betrieben übernommen (sofern sie nicht zu Baugebieten oder Naturschutzflächen ohne größeren landwirtschaftlichen Nutzen werden). Flächenübernahmen bedeuten für landwirtschaftliche Betriebe, dass sie sich vergrößern und ihren Tierbestand aufstocken. Denn auch wenn ein Betrieb mit Nutztierhaltung aufgibt und die Zahl der Nutztiere seit Jahrzehnten zurückgeht, bleibt immer noch ein hoher Fleischbedarf zu günstigen Erzeugerpreisen.

Damit wird die Versorgung der Bevölkerung gesichert, die durch Zunahme an Personenzahl, Veränderung der Wohn- und Lebensformen, dem mangelnden Platz (Zeit, Interesse) sich nicht selbst versorgen könnte. Dabei ist auch zu beachten, dass Tiere auch die Dinge fressen, die für Menschen eher „nicht so lecker“ sind und/oder die der menschliche Körper nicht verwerten kann. So bekommen Tiere auch Erntereste, Trester, Gras und so weiter – das würden viele Menschen nicht essen. Wenn Nutztiere solche für Menschen ungenießbaren und unverwertbaren Pflanzen / Pflanzenbestandteile fressen, nennt man das oft „veredeln“. Denn dadurch, dass Tiere den Kram fressen, verwerten und Fleisch ansetzen, haben wir Menschen letztlich etwas, dass unser eigener Körper verwerten kann – nämlich Fleisch, Eier und Milchprodukte – oder auch Fisch aus den vielen Fischzuchten hier in Deutschland.

Etwa 1970 war die Region in der ich lebe (Landkreis Cloppenburg/ Emsland/Ostfriesland; Nordwest-Niedersachsen) das „Armenhaus Deutschlands“. Es gab kleine Bauernhöfe und weite Flächen mit Wald und Moor, die nicht unbedingt zur Viehhaltung taugten. Insbesondere durch das relativ nahe Ruhrgebiet mit seinen ganzen Zechen und der Montanindustrie änderte sich die Region hier binnen weniger Jahrzehnte, denn die „Kumpel aus dem Pott“ leisteten Schwerstarbeit und brauchten entsprechend Nahrung, die alleine im Ruhrgebiet nicht anzubauen war.

Hier gab es diese Flächen und so wurde dafür gesorgt, dass aus dem ehemaligen Armenhaus der Republik dann eine ertragreiche Kulturlandschaft wurde. Höfe wurden nach und nach zu Großbetrieben, die mehr und mehr sicherstellen konnten, dass der „Sonntagsbraten“ bei dem „Vattern das größte Stück“ bekam die tägliche Wurstschnitte, die tägliche Bratwurst, das jederzeit in ausreichender Menge verfügbare Schnitzel wurde. Aus der Grundernährung durch Kohl, Kartoffeln und Rüben sowie Karnickeln aus dem eigenen Stall, für die Kinder Gras und Löwenzahn sammelten (siehe auch „Tante Linas Kriegskochbuch“) wurde das Motto „Fleisch ist mein Gemüse“, das nach dem Motto „der Kunde ist König“ immer und überall im Überfluss zu haben sein muss.

Dazu kam, dass man sich von der Vollverwertung eines Tieres immer mehr auf die „guten Stücke“ verlagerte. Dadurch wurde in zunehmendem Maße nur noch wenig Fleisch eines einzelnen Tieres verwendet, was ebenfalls einen Anstieg der Masttiere zur Folge hatte. Schließlich wollte ja jeder „das gute Fleisch“ und kaum noch einer so etwas wie Pansen, Kutteln, Nieren, Ochsenschwanz, Saumagen, Euter, Hirn, Zunge und so weiter. Bis zum Auftreten der Schweinepest wurden erhebliche Mengen von den Sachen, die deutsche Verbraucher nicht verwenden nach China exportiert. Mit Auftreten der Schweinepest gab es einen Exportstopp, China baut seitdem Massenställe in Hochhausmanier, um selbst Schweine zu produzieren. (Quelle: https://www.topagrar.com/schwein/news/neue-26-stoeckige-schweinehochhaeuser-in-china-13190792.html

der Film dazu: https://www.youtube.com/watch?v=vTEyYDayp5w) Ein anderer Abnehmer für hier unerwünschte Schlachtteile ist z. B. Indonesien.

So entstand die Massentierhaltung in Deutschland – was sich dabei für die Tiere überwiegend sehr positiv verändert hat, wird im zweiten Teil erklärt


Der kommt etwas später, wird sicherlich noch mal aufgeteilt, weil er wirklich sehr lang geworden ist - aber verraten kann ich schon, dass ich für meine Einsendeaufgabe 100 von 100 Punkten und damit die Note 1 bekommen habe. Das finde ich total klasse, weil ich erst unsicher war, ob ich mit dem Studium überhaupt klar komme. Ich werde nicht immer 100 Punkte bekommen, auch wenn ich mir viel Mühe gebe, aber für den Anfang ist das schon sehr motivierend!