Sonntag, 20. April 2014

Bahnfahr-Joey

Osterferien. Das bedeutet, Nick fährt zu seinem Papa nach Rastede. Das macht er meistens mit dem Fernbus, der mit einer Linie von Berlin ZOB nach Oldenburg ZOB fährt - und das ist dann quasie am Ziel "um die Ecke".

Dafür müssen wir aber erst einmal nach Berlin fahren und ich habe bis zur letzten Stunde vor Abfahrt überlegt, ob ich die Hunde mitnehme oder nicht. Dann dachte ich: "Na ja, ist Karfreitag, da ist vielleicht nicht ganz so viel los, sei mutig, bringe Joey das Bahnfahren bei!". Ausserdem bot es sich an, nach Chorin weiter zu fahren, wo zu Ostern ein Mittelalterspektakel stattfindet.

Abfahrt 10:38 Uhr ab Neuruppin, Rheinsberger Tor. Der Automat im Zug war mal wieder kaputt und kein Schaffner weit und breit.


Joey das erste Mal in einem Zug...

Also bis Hennigsdorf erst mal ohne Ticket, in Hennigsdorf waren ein paar Minuten Aufenthalt, da konnte ich dann schnell noch ein Berlin-Brandenburg-Ticket aus dem Automaten ziehen. Das kostet 29 Euro und gilt für den ganzen Tag im Raum Berlin-Brandenburg. Da es für 5 Personen gilt (und jeder Hund als Person zählt) war es das praktischste und günstigste.


"Ist was? Ist doch ganz ok hier!"


In Hennigsdorf mussten wir dann in eine S-Bahn umsteigen, das war aber auch voll problemlos mit Joey. Wir saßen recht bequem neben irgendwelchen Fussballern. Der eine hatte irgendwas zu Essen, das Joey sehr erfolglos versucht hat, abzubetteln. Genervt hat nur, das es regelmäßig etwas arg nach Raumspray roch. Also entweder haben die eine Bestinkungsanlage oder die Oma ein paar Sitze weiter...

Ein weiteres Mal mussten wir in eine S-Bahn umsteigen, auch wieder kein Problem und gegen 12:00 Uhr waren wir dann beim ZOB in Berlin. Eineinhalb Stunden zu früh - aber so war von vorneherein ein Zeitpuffer, wenn wir irgendwie einen Zug nicht rechtzeitig erwischt hätten.

Mittlerweile hat "Mein Fernbus" einen eigenen Wartecontainer dort und praktischer Weise auch gleich einen Ticketverkauf. Da habe ich dann das Rückfahrtticket besorgt - Nick bekommt mit dem Schwerbehindertenausweis 50 % Ermäßigung. Sehr praktisch. Joey hat sich dann gleich wieder Leute gesucht, die ihn streicheln, wenn er sie treu anguckt. Kein Ding, darin ist er ganz großartig.

Um 13:15 Uhr stand der Fernbus am Gate, ich verstaute den Koffer im Gepäckraum und das Kind verstaute sich dann oben auf einem Sitzplatz. Das klappt sehr gut, Ticket vorzeigen, der QR-Code wird ausgelesen und einsteigen. Ich bin mit den Wuffels dann zum S-Bahnhof Witzleben oder wie immer der heisst gelaufen, was im Prinzip gegenüber vom ZOB ist, aber man muss durch eine Unterführung, sehr spannend für Joey.

Durst!
Auf dem Bahnsteig gab es dann für die Hunde erst einmal Wasser.

Da ich eine Nachricht bekommen hatte, das es in Chorin regnet und ich besser nicht kommen sollte, dachte ich: "Gut, gucke ich mich in Berlin um!". Also rein in den Zug und an der Haltestelle "Gesundbrunnen" ausgestiegen.

Großer Fehler! Was für eine öde Haltestelle und Karfreitag ist da ausser einigen Resten von eingeschlagenen Autoscheiben nix los. Ausserdem bin ich nur begrenzt großstadtkompatibel und da waren dann meine Grenzen nach 20 Minuten rumlaufen erreicht. Das es genieselt hat, ok, ich hatte eine Regenjacke im Rucksack. Halb so wild. Aber ich habe sie wegen Regen letztlich den ganzen Tag nicht gebraucht.

Also auf den nächsten Zug warten und doch nach Chorin fahren. Ich war zumindest gespannt aufs Kloster, ich mag so alte Backsteinbauten nämlich total und bin immer begeistert, wieviel Mühe sich die Baumeister früher schon gegeben haben. Auch den Hunden wollte ich gerne ein bisschen Natur unter den Pfoten und frische Luft gönnen.

"Irgendwann nervt Joeys Leinengehedder!!!"




Nach Chorin war es dann gut eine halbe Stunde Zugfahrt in total tolles Wetter und eine wunderschöne Landschaft. Joey hat sich wie üblich wieder Leute gesucht, die "ooooh wie süüüüß!" juchzen und ihn streicheln.

Allerdings war er irgendwann so genervt von der Zugfahrerei, das er bei jedem Halt durch die Türe geguckt hat, ob wir nicht auch endlich mal aus diesem Zug raus können. Sehr angenehm ist beim Bahnfahren, das die Zugbegleiter bislang immer so nett waren und darauf verzichtet haben, das mein Hund bzw. jetzt meine Hunde, die vorgeschriebenen Maulkörbe tragen müssen. Da gibts bei den Bussen hier ganz andere Angestellte, für die es schon eine Zumutung ist, wenn überhaupt ein Hund mitgenommen wird (denen wünsche ich dann insgeheim statt eines braven und ruhigen  Hundes jeden Tag mindestens ein brüllendes trotziges kleines Kind... denn die sind ja erlaubt).

"Können wir endlich mal raus???"


Chorins historischer Bahnhof ist nett - aber durchaus gewöhnungsbedürftig, ob der knalligen Farbe. Das Dörflein ist wirklich nett und es liegt richtig toll zwischen Hügeln. Da noch mehr Mitreisende zum Spectaculum wollten, brauchte ich den mittelalterlich gewandeten Leuten eigentlich nur hinterher laufen.

Wir haben dann noch kurz Rast am See beim Kloster gemacht, weil die Hunde durstig waren und sich in den See gestürzt haben (Joey ganz, Farino nicht ganz... und danach hat Joey sich ganz stilecht mit schwarzer Erde paniert). Danach sind wir um das Kloster herum gelaufen, was sehr sehenswert ist. Die Abkürzung über eine Wiese hat sich als etwas suboptimal herausgestellt, weil diese mit Mist gestreut worden ist. Na ja, shit happens.

Das Spectaculum war sehr interessant, die Hunde dort sind alle sehr nett gewesen und hier hatte Farino dann seinen Auftritt als "Wolf im Schafspelz". Fotos gibts leider nicht, weil nur eines möglich war, beide Hunde zu beaufsichtigen oder Fotos zu machen. Das Fest war recht voll. Eigentlich wollte ich gerne noch Töpferwaren haben, aber das, was ich gesucht habe, gab es dort leider nicht (wer weiß, wo ich hier schlesische Töpferwaren herbekomme, bitte melden! Ich würde gerne mehr Tongeschirr in meiner Küche haben)

Um 17:40 Uhr ging es von Chorin aus mit dem Zug zurück. Diesmal hatte Joey ein Kleinkind, das er bekaspern konnte und das hellauf begeistert vom "Wauwau" war.  Wir sind zurück auch bis zum Hauptbahnhof gefahren, um von dort nach Spandau zu kommen. Der Prignitz-Express fährt ab Spandau und der Spandauer Bahnhof ist für einen längeren Aufenthalt definitiv besser geeignet als der in Hennigsdorf. Ausserdem weiß ich, das ich dort meine Lieblingszeitschrift "Handmade Kultur" bekomme - auch am Karfreitag.

Die üblichen Zeitungsläden und die Bahnhofszeitungsläden haben unterschiedliche Lieferanten und gerade die Bahnhofszeitungsläden nun auch ein sehr viel größeres Sortiment. Deshalb bekomme ich die Handmade-Kultur in Neuruppin in keinem Zeitungsladen.

bloß noch nach Hause!


Neuruppin hatte uns dann um 21:30 Uhr wieder. Müde, kaputt und mit einem Joey, der nach einem Tag voller Bahnfahrerei sich nun schon fast Bahnfahrprofi nennen kann. Finde ich sehr schön.


Sonntag, 13. April 2014

Oh je...

... eine sehr lange Pause! Aber es wird wieder besser, versprochen.

Es ist ein bisschen was bei uns passiert - und das ist so schön und wichtig für uns, das der Blog ein paar Wochen Pause bekommen hat, bevor es weiter geht.

Nicht ganz so toll ist, das Joey mit in den ganzen Monaten so nach und nach mein linkes Ellbogengelenk ziemlich verschlissen hat mit seiner Spackerei. Das ist durchaus mittlerweile eine Einschränkung - und vor allem tut es  oft weh. Für Joey ist die Konsequenz gewesen, das ich ihm ein Kunststoffhalsband gekauft habe, das Dornen hat. Also KEINE STACHELN. Es ist damit sanfter als ein übliches Stachelhalsband. Kann sich irgendwer daran erinnern, das ich immer schon gesagt habe, wenn Joey könnte, würde er auch in ein Stachelhalsband springen? Aber sowas von!

Fasse ich mal zusammen: Der Hund hat null Respekt vor einem Halsband und hörte am Anfang auch überhaupt nicht auf irgendein Signal. Weder auf Stimme, noch auf eine Zugwirkung am Halsband oder Geschirr... nix. Er war einfach eine permanent explodierende vierbeinige Bombe in Hundeform, die sich nichts sagen lassen wollte und bei allem, was für ihn interessant war, sofort alles das, was vom Menschen am anderen Ende der Leine gekommen ist, für absolut überflüssig erklärt hat.

Dann hat er einen Kettenwürger bekommen, damit wenigstens irgendwann mal eine Wirkung eintritt. Das haben mir einige Leute schon sehr krumm genommen, aber von denen hat keiner auch nur einmal den Hund selbst genommen um zu erleben, wie das so ist. Selbst vor dem Kettenwürger hat Joey keinen Respekt. Es wird gezogen bist das Teil zu ist und zur Not, bis die Zunge lila anläuft. Wichtig ist sein Instinkt und was sein Instinkt dem Hundehirn sagt. Was ich sage, ist nach wie vor echt uninteressant gewesen, ebenso, ob ich ein Leckerchen habe oder was auch immer.

Nach diversen Verletzungen die mir zum Teil tagelang Einschränkungen beschert haben und mich einmal fast ins Krankenhaus befördert haben, wurde die Touchiergerte wieder herausgeholt und sehr, sehr konsequent eingesetzt. Fazit: Die Leute finden es völlig in Ordnung, wenn der Hund sein Frauchen verletzt, weil er spinnt - aber wehe, der Hund bekommt mal welche verpasst - und sei es nur, um ihm so einen Schreck zu verpassen, das er aufhört zu ziehen und Glückshormone durch Sauerstoffmangel zu produzieren. Das ist gaaanz böse! Der Hund ist für manchen Menschen grundsätzlich mehr wert als ein Mensch, alle Hunde sind gleich und wenn irgendwas schief läuft, ist ausschließlich der Mensch schuld, selbst wenn dieser sich nächtelang das Hirn zermartert, wie man diesen bekloppten Hund endlich irgendwie in den Griff bekommen könnte, damit er nicht irgendwann für einen schweren Unfall sorgt.

Gut, mittlerweile ist April 2014, Joey ist draussen immer noch anstrengend (was wirklich jeder sagt, der mit ihm persönlich zu tun hat) ABER es gibt durchaus Fortschritte. Der Preis dafür ist halt, das viele Menschen mich angiften, anschnauzen, ich sogar tätlich angegriffen worden bin und mir unterstellen, ich hätte keine Ahnung. Ausserdem ist der Preis halt ein kaputtes Ellbogengelenk, eine lädierte Hüfte die sich ab und an bemerkbar macht, ebenso wie das linke Kniegelenk. Alles für Joey, der wirklich gerne mal sehr unvermittelt von einer Seite zur anderen springt und einem dabei in Sekundenbruchteilen mehrere Gelenke verdreht, einschließlich Wirbelsäule. Es sind so 17 Kilo durchtrainierte Muskelmasse. Früher hatten wir Ponys mit einem Gewicht von 200 - 300 kg, die wir zum größten Teil selbst ausgebildet haben. Die waren durchaus einfacher zu händeln als dieser Hund und haben selbst wenn sie mal rumgezickt haben, nicht für so eine Verletzungsserie gesorgt.

Joey ist da echt etwas speziell - aber vom Charakter her eben sehr lieb und auch sehr auf uns bezogen. Wäre er das nicht, hätten wir ihn schon längst nicht mehr.

Nun hat er also insbesondere zu MEINER ENTLASTUNG dieses neue Halsband, trägt es seit gut einer Woche wenn wir zusammen unterwegs sind - und es kommen langsam weitere Fortschritte. Er muss wirklich leider auf die voll harte Tour lernen, aber das ist seine einzige Chance, nicht irgendwann irgendwo ausschließlich auf einem kleinen umzäunten Grundstück oder in einem Zwinger zu versauern und die Gefahr zu reduzieren, das er z. B. irgendwann vor ein Auto springt, weil wieder mal irgendetwas total spannend war und er dort unbedingt hin musste. Das ist übrigens kein bloßes Gedankenspiel oder so, sondern das Joey auch trotz Leine und Mensch am anderen Ende gerne mal auf die Straße springt ist leider Tatsache.

Aber... seit einigen Wochen habe ich nun auch ein bisschen Entlastung. Das ist total schön und es ist auch sehr spannend zu sehen, wie Joey auf den neuen Zweibeiner in unserem Leben reagiert. Sehr positiv. Da mein Freund sehr groß ist, wird die Leine ein Stück kürzer - und da ein großer Mann oft auch etwas schwerer ist, ist das Gegengewicht auch höher als bei mir. Dazu kommt eine gute Portion Hundeerfahrung.

Nun ja, und weil es eben für Nick und mich so toll ist, dass wir nun wieder zu dritt durchs Leben gehen und es einige Besonderheiten gibt, die wir so vorher seit vielen Jahren nicht mehr hatten, gab es halt ein bisschen Pause im Blog, weil wir einfach das Familienleben zu dritt genießen. Dazu kommt, das es dann insbesondere in der letzten Woche auch einige Arbeitstage für mich gegeben hat, die sehr schön, super interessant - aber auch sehr anstrengend waren. 

Aber... langsam geht es wieder weiter hier.