Dienstag, 30. Juni 2015

Ein Dankeschön...






So, hier nun auch noch einmal auf dem Blog ein dickes "Dankeschön" an den Schreibwarenladen beim Fontane-Platz! Ich war gestern in der Wärme mit den Hunden unterwegs und die Inhaberin vom Schreibwarenladen hatte eine große Schale mit Wasser für die Vierbeiner draußen stehen.

Die war nach dem Besuch meiner Hunde dann leer und musste neu aufgefüllt werden - aber gerade bei der Wärme ist es auch für Hunde wichtig, viel zu trinken. Schwitzen können sie ja nicht richtig, das geht bei ihnen über die Pfoten und ansonsten bleibt ihnen das Hecheln um den Temperaturhaushalt zu regulieren. 

Vielen Dank also für das Wasser! 
















Sonntag, 28. Juni 2015

Kultur: Barrierefreiheit – nicht mehr als „mit Rollstuhl befahrbar“?


Wenn es um Barrierefreiheit geht, denkt jeder Mensch als erstes an Menschen mit Rollstühlen. Das sind die „Vorzeigebehinderten“ in dem Bereich, wo so ein Mensch mit seinem Rolli hinkommt, da ist es barrierefrei, sonst könnte er da ja nicht hin.

Ist es tatsächlich so? Reicht es aus, irgendwo mit einem Rolli hinzukommen um zu sagen „DAS ist jetzt aber behindertengerecht!!!“? Ich denke nicht – und ich bin seit donnerstag total angefressen, auf 180 und bemühe mich, für mich mit dem, was ich erlebt habe, klar zu kommen. War von euch schon mal jemand im hiesigen Museum? Nach der Neueröffnung? Ich war auf der Eröffnungsfeier, die war sehr beeindruckend und das Museum wurde hoch gelobt, wie schick und modern es doch ist und dieses Lob wehte durch allerlei Blätter und andere Medien. 



In der Zwischenzeit habe ich öfters mal den Museumsgarten besucht; mit der Rampe bis nach oben. Ja... stimmt, da kann man mit einem Rollstuhl hoch oder mit einem Rollator. Ob man, wie alle größeren, normal auf zwei Beinen unterwegs seienden Menschen, dann oben auch den Blick in den Tempelgarten genießen kann ist aber eine andere Frage. Denn die Mauer ist da ziemlich hoch. Das Stück, wo man relativ barrierefrei durch ein Gitter gucken könnte, ist nur über mehrere Stufen zu erreichen. Das ist eben so, wenn Architekten ein für sie barrierefreies Leben führen können und Menschen mit körperlichen Einschränkungen als eine Art „nicht ernst zu nehmende Randerscheinung“ wahrnehmen, denen man die Standartnormen zubilligt ohne weiter darüber nachzudenken.

Selbstverständlich würde es fast niemand zugeben, wenn er an der Lebensberechtigung von Schwerstbehinderten zweifelt oder sie gar „Gemüse“ nennt. Das, was viele Menschen als „Teilhabe“ auffassen, ist oft nicht mehr als ein „Goodie“, ein „Bonbon“ - Teilhaben kann ein Behinderter nach Auffassung vieler „normaler“ Menschen ja auch, wenn er am Rand steht und zuschaut. Das reicht doch völlig. Wie man sich dabei fühlt – interessiert die Anderen nicht, Hauptsache, sie haben ihren Spaß. Selbstverständlich sind viele Eltern auch total dafür, das Behinderte und Nicht-Behinderte gemeinsam lernen. Bis sie merken, das ihre Kinder vielleicht Kompromisse schließen müssen, vergleichbare Klassen viel weiter sind oder die Klassenfahrten mehr kosten, weil auf eine Behinderung Rücksicht genommen werden muss. Dann ist aber sowas von schlagartig Schicht im Schacht, das kann man sich kaum vorstellen!

Die Definition von „barrierefrei“ lautet (Quelle Wikipedia) nach dem Gesetz zur Gleichstellung behinderter Menschen § 4 :
Barrierefrei sind bauliche und sonstige Anlagen, Verkehrsmittel, technische Gebrauchsgegenstände, Systeme der Informationsverarbeitung, akustische und visuelle Informationsquellen und Kommunikationseinrichtungen, sowie andere gestaltete Lebensbereiche, wenn sie für behinderte Menschen in der allgemein üblichen Weise, ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe zugänglich und nutzbar sind.


Dieses weitergehende Verständnis von Barrierefreiheit findet sich in Deutschland auch beispielsweise in den Landesbauordnungen der Bundesländer.

Ups, da war wohl keine Lehne an der Bank in der Ofenecke...

Also im Klartext: barrierefrei sind alle Orte, Fahrzeuge, und sämtliche Sachen aus den verschiedensten Bereichen wie Computer, CD-Player, Handys oder auch Haushaltsgegenstände, wenn sie von Menschen mit Behinderungen genauso benutzt werden können wie von „üblichen“ Menschen und die Benutzung nicht sehr schwer oder immer nur mit Hilfe erfolgen kann.

Klingt logisch und einfach – oder? Aber was gibt es denn alles für körperliche Einschränkungen? Bei Rollifahrern scheint es einfach zu sein. Die sitzen in ihrem Rolli und können halt nicht laufen. Auch hier gibt es je nach Grund, weshalb so ein Mensch im Rolli sitzt, dann noch welche, die sich mehr und welche, die sich weniger bewegen können. Dann gibt es Leute, die mit Geh-Hilfen laufen. Stützen, Stöcke, Rollatoren etc. - die können zwar ein bisschen laufen, sind aber eben trotzdem auf Hilfsmittel angewiesen – und überwiegend auch darauf, das sie unterwegs ab und an eine Sitzmöglichkeit finden um auszuruhen, ihren Körper zu entlasten und ein bisschen zu entspannen. Das bedeutet – sie müssen sich anlehnen können um ihrer Wirbelsäule soviel Halt geben zu können, das die umgebenen Muskeln die Möglichkeit haben, sich auch mal zu entspannen – und letztlich auch ihrem Hirn ein Signal zu vermitteln: Anlehnen = Sicherheit.

Dann gibt es Menschen, die sind sehbehindert. Sie können schlecht oder gar nichts sehen und benötigen entweder gute Kontraste um etwas sehen zu können oder gar fühlbare Hinweise, wie zum Beispiel die Braille-Schrift für Blinde. Sehr viele fühlen auch mit den Füßen und das so etwas ziemlich gut geht, merkt ihr immer mehr, wenn ihr durch die Stadt geht und vor den Straßenquerungen die geriffelten oder genoppten Steine seht. Diese haben sowohl einen taktilen – also zu ertastenden – als auch einen visuellen – also zu erkennenden – Reiz, da sie schwarz bzw. weiß sind.

Sehbehinderte? Oh, die haben wir GLATT vergessen!

Dann gibt es Menschen, die schwerhörig oder gar taub sind. Manche haben Hörgeräte, manche Implantate – und oft reagieren diese winzigen Wunderwerke der Technik auf andere Dinge. So kann man manche Hörgeräte auf sein Telefon oder auf Konzerte einstellen etc.. Manchmal bekommen solche Teile aber auch Probleme mit stärkeren Magneten, genau wie Herzschrittmacher oder implantierte Shunt-Systeme, die den Abfluss von Gehirnwasser regulieren. Deshalb findet man an Sicherheitsschleusen wie auf den Flughäfen oder in der Radiologieabteilung in Krankenhäusern auch immer große Warnschilder, denn wenn solche lebenswichtigen Implantate gestört werden, kann das im schlimmsten Fall tödlich enden. Stärkere Magnete finden sich im Museum an den schweren Hörern, über die man sich etwas erzählen lassen kann, soweit ich das mitbekommen habe. Gekennzeichnet sind sie nicht.

Es gibt eine enorme Vielfalt von körperlichen und geistigen Einschränkungen bei Menschen, manche sieht man, manche nicht. Jeder, der „üblich“ lebt, kann froh sein, das er keine Einschränkung hat – und jeder, der mit Dingen wie „ey, bist du behindert oder was?“, „Spasti“ oder „Gehirnkrebs“ rumwirft, sollte einfach mal daran denken – der nächste LKW-Fahrer könnte dich übersehen. Und dann bist du... MATSCH. Vielleicht bist du behindert wenn du überlebst, bekommst epileptische Anfälle, weil dein Gehirn nicht mehr normal funktioniert... völlig egal. Wobei – das muss gar nicht mal ein LKW oder so sein, einer von Nicks alten Klassenkameraden ist beim Kadertraining für Tischtennis zusammengebrochen. Top fitter Kerl, 14 Jahre alt, gute Chancen auf Olympiateilnahme. Die Mutter hatte ihn just beim Training abgeliefert. Herzstillstand an der Platte, 3o Minuten lang reanimiert, wochenlang im Koma. Danach Schwerstpflegefall im Rolli.

Bei Nick entpuppte sich der Verdacht auf Migräne als ausgewachsener Hirntumor, der in letzter Minute entdeckt wurde. Auch er war danach ein Schwerstpflegefall im Rolli der im Laufe der ganzen Behandlungsgeschichte kaum etwas an Problemen ausgelassen hat. Da tauchte eine Hirnhautentzündung auf, das Gehirn wurde gequetscht und so weiter und so fort. Sein Schulfreund ist als Kleinkind von einer Leiter gefallen, als die Mutter „nur mal eben schnell“ die Post annehmen wollte. Schädelbruch und eine Odysee mit dem Rettungshubschrauber, weil jede Klinik im Umkreis gefunkt hat: „Wir sind voll, bei uns nicht landen!“. Das Kind lebt noch, weil der Pilot dann irgendwann die Schnauze voll hatte und einfach bei einer Klinik gelandet ist, sonst wäre im das Kind im Hubschauber verreckt.


Zu klein geraten? Macht nix, das Museum ist groß!
Erklärung zum Bild in den Nachträgen

Samuel Koch - vor laufender Kamera bei "Wetten das" verunglückt, Christopher Reeve, beim Reiten über ein kleines Hindernis von 50 cm gesprungen - und schwupps, "Superman" landete im Rollstuhl, Michael Schuhmacher - es wird einen sehr, sehr triftigen Grund haben, warum es keine Bilder mehr von ihm gibt und nur sehr vorsichtige Äusserungen zu seinem Zustand!
Behinderung kann JEDEN treffen! Egal ob selbst oder innerhalb der Familie und es redet sich als nicht-Betroffener immer ganz vortrefflich darüber, was für Behinderte gut ist, was ausreichend ist etc.. Vielleicht hätte das Museumsteam einfach mal das eigene Museum mit einem Rollstuhl erkunden sollen. Oder eine Schwimmbrille aufsetzen, die mit Vaseline verschmiert ist (damit macht ein blinder Bekannter immer Besuche in Schulen und schickt die Schüler auf Entdeckungsreise) – oder gleich ganz zugeklebt ist und dann mit einem Langstock sich durch das Gebäude tasten.

Aber nein, sie wissen ja alles, wie was geht und was gut ist. „Wir machen nun einmal Museum für die Masse“ erklärte Herr Albrecht, der Museumsleiter. Als ich dann Zuhause darüber nachgedacht habe, tauchte die Frage auf, für WELCHE Masse denn?

Gerade Neuruppin als Sitz der ehemaligen Landesirrenanstalt, deren Bewohner zum größten Teil nach der Wende irgendwo in Wohngruppen etc. untergebracht wurden, als Standort einer Schule für geistige Entwicklung, als Standort für Förderschulen, als Standort für die Stephanuns-Werkstatt und mit dem Parade- und Vorzeigeobjekt „Gentz-Schule“ für Inklusion und einem barrierefreien Schulhof... gerade diese Stadt leistet sich ein Museum das letztlich einen sehr, sehr, SEHR großen Teil all dieser Menschen mit den unterschiedlichsten Einschränkungen AUSSCHLIESST. Ja, sie dürfen rein. Sie dürfen da durch die Räume. Aber ob sie auch nur die Hälfte (wenn überhaupt) von dem erleben und an Wissensvermittlung bekommen, wie „übliche“ Menschen, das wage ich sehr, sehr stark zu bezweifeln.

Das Museum steht bei vielen Leuten in der Kritik. Der Bau ist zu groß, die Kooperation mit hiesigen Leuten aus der Kulturszene zu schlecht, es gibt Kritik an der Sammlung und so weiter. Zu alle dem lassen sich sicherlich vortreffliche Argumente finden um zu begründen, warum man so arbeitet.

Aber ich würde gerne die Argumente dafür hören, warum man es fertig gebracht hat, in einen Bau, der mit Millionen an EU-Mitteln gefördert wurde und in Zeiten, wo Barrierefreiheit, Teilhabe, Inklusion und so weiter immer mehr in den Fokus der Öffentlichkeit gezerrt werden und entsprechende Projekte als Prestigeprojekte dargestellt werden, sich so behindertenfeindlich zu verhalten! 

Das, genau DAS finde ich beschämend! Und mag sein, das man im Museum auf Nachfrage mit allerlei Daten zur ehemaligen Landesirrenanstalt beliefert wird, auf die Stolpersteine dort hingewiesen wird, die an die Behinderten erinnern sollen, die dort im 2. Weltkrieg „plötzlich und ganz unerwartet“ gestorben worden sind. Aber ich habe den Eindruck, das man bei all der Wissenschaft, die man beherrscht, eigentlich NICHT begriffen hat, dass hinter so einem Wissen mehr steckt als Daten auf einem Stück Papier. Das waren (sind) MENSCHEN. 
Die ausgegrenzt, eingesperrt, zum Teil umgebracht worden sind, weil sie körperlich und geistig nicht „perfekt“ waren! Und nun ist da ein Museum, das sich auch „Heimatmuseum“ nennt, in dessen Archiven sicherlich viel Material dazu lagert – und es hat nichts besseres zu tun, als solche Leute ebenfalls „auszusperren“. Nicht vom Gebäude, das wäre dann viel zu offensichtlich und hätte sofort einen riesigen Sturm der Entrüstung verursacht. Aber man macht es ihnen eben schwer bis unmöglich, das Museum so zu nutzen wie es „übliche“ Menschen nutzen können.

Diejenigen, die die Einrichtung des Museums maßgeblich beeinflusst haben (und nein, die sitzen eher nicht im Rathaus!), haben es geschafft, aus etwas, das eigentlich Prestige- und Vorzeigeobjekt für die Stadt sein soll, in meinen Augen ein Armutszeugnis zu machen. Und das ärgert mich einfach maßlos! Ich warte dann mal auf die Antworten zu den 11 Fragen, die ich ans Museum geschickt habe – und ehrlich gesagt ist es mir grad mal wieder ziemlich scheißegal, ob ich mich mir 5 oder 10 Leuten verkracht habe, die unbehindert irgendwo irgendwelche gut bezahlten Posten inne haben, studieren konnten oder was auch immer und sich jetzt angepisst vorkommen. 

Vielleicht hätte man ja VORHER mal die tatsächlichen Fachleute für Behinderte fragen können - und das sind die Behinderten selbst oft eben auch ihre direkten Angehörigen, die 24 Stunden lang jeden Tag damit klar kommen müssen im Rahmen ihrer Einschränkungen das Leben dennoch so gut wie möglich hin zu bekommen! Wofür gibt es hier einen Arbeitskreis der sich mit Barrierefreiheit befasst, wenn sie bei solchen Projekten doch ganz offensichtlich nicht einmal mit dem Allerwertesten angeschaut werden?

„Museum für die Masse“ bedeutet „Museum für alle“ - und nicht nur für eine unbehinderte sich selbst beweihräuchernde Intelligenzelite! Übrigens sind im ganzen Museum auch einige der wichtigsten Lernmöglichkeiten und -grundlagen an sich völlig außen vor gelassen worden die man sonst in jedem anderen Museum findet. Aber die "wissen ja, wie man so etwas macht“. Man riecht dort nichts, man hört dort nichts, ein Kopfhörer ist immer nur für eine Person und entsprechend hat eine Familie z. B. dann ein Problem. Es gibt fast nichts, was man irgendwie anfassen könnte, das mehr Struktur als Glas hat, um etwas wirklich „zu begreifen“. Keine Nachbauten, keine Vergleichsmodelle, keine Braille-Schrift... GAR NICHTS. Man findet auf dem Aufsteller draußen vor dem Haus oder den Schildern an der Hauswand, mit den Plakaten zur aktuellen Ausstellung  ja noch nicht einmal einen Hinweis auf den Garteneingang. Nur die Plakate zur laufenden Ausstellung. Und ehrlich - da kann keiner kommen mit "mimimimi... der Denkmalschutz verbietet das aber...", sondern das ist einfach nur Desinteresse, "Huch, wir sind sooo toll" und Ignoranz! Denn darauf hingewiesen wurde schon mehrfach. 

Selbst Sheldon Cooper hätte bei einer Museumseinrichtung wohl mehr Phantasie und Kooperationsbereitschaft aufgebracht...

So, verweisen möchte ich gerne noch auf einige Sachen:

a) Das Magazin „Handicap“, das wir seit Jahren als Abo haben und dessen wirklich netten Herausgeber Herrn Belitz wir kennen und sehr schätzen gelernt haben. Es erscheint 6 Mal im Jahr zu einem wirklich guten Preis, ist richtig dick – und was man selbst für sich oder seinen Angehörigen nicht an Tipps oder so braucht... irgendwann trifft man auf andere Leute, die genau so etwas brauchen! Das Jahresabo kostet ungefähr 25 Euro.

b) Die Webseite nullbarriere – einfach mal auf Entdeckungsreise dort gehen. Da ist für fast jeden etwas dabei

c) Als ich das Buch „Dachdecker wollte ich eh nicht werden“ von Raul Krauthausen in der Buchhandlung abgeholt habe, wurde ich auf den lustigen Titel angesprochen. (Gut, ich hatte zwei Bücher bestellt und die Kombination der Titel „Der Tod und andere Höhepunkte meines Lebens“ und „Dachdecker wollte ich eh nicht werden“ ist natürlich schon.... ;-) ). Raul Krauthausen kennen viele Menschen aus dem TV von Aktion Mensch und letztens hat er getwittert: „Wurde schon wieder mit Steven Hawkings verwechselt!“. Super lesenswert das Buch und sehr ehrlich. Übrigens sammelt er Behindertenwitze. Nur mal so nebenbei. Raul hat mit Freunden zusammen die Firma Organisation „Sozialhelden“ gegründet und sie haben die

d) wheelmap.org ins Leben gerufen. Die wheelmap gibt es auch für Smartphones etc. und hilft, rollstuhlgerechte Orte zu finden – und natürlich kann man sie auch eintragen! Damit noch viel mehr Orte mit einem Rollstuhl erreichbar werden, haben sie die

e) wheelramp entwickelt, die man z. B. Als Geschäftsinhaber für verhältnismäßig wenig Geld erwerben kann um auch Kunden mit vier Rädern statt zwei Beinen begrüßen zu können – und da die wheelramp über einen gemeinnützigen Verein verkauft wird, gibt es sogar eine Spendenquittung.



Nachträge:

der Arbeitskreis für Barrierefreiheit war in dem Museum, ich schaue mal, ob ich die Protokolle bekomme.

Es gibt eine Druckwerkstatt insbesondere für die Arbeit mit Kindern. Ergo gibt es doch ein bisschen was zum anfassen... ob nur bei Führungen und mit Kindern ist mir noch nicht ganz klar.  

Ich bemühe mich, soweit ich kann, den KulturBEIRAT aus dieser Diskussion herauszulassen. Das ist meine PERSÖNLICHE Meinung - und nicht die des Beirates. 

Als Angehörige eines Menschen, der sich mittlerweile über ein Jahrzehnt in ein möglichst "übliches" Leben zurückgekämpft hat, habe ich gelernt, zu hinterfragen. Wenn mir ein Arzt mit 1,80 Metern Körpergröße erzählt: "Kleinwüchsige Menschen haben keine Lebensqualität!" - dann würde ich gerne wissen, woher er meint, das zu wissen. Er wird nie "in dessen Schuhen gelaufen sein". Ebenso ist es mit Barrierefreiheit oder Lernbehinderungen.

Heimatmuseum... ja, es ist kein direktes Heimatmuseum mehr - wird vom überwiegendem Teil der Neuruppiner aber noch als Heimatmuseum angesehen, weil es darin seine Wurzeln hat. 

Die Aufgabe eines Museums ist AUCH zu Sammeln und zu Forschen. GLEICHZEITIG hat es aber den Auftrag, Ergebnisse der Allgemeinheit zu präsentieren. Zur Allgemeinheit gehören auch Menschen mit Einschränkungen der verschiedensten  Art. Möchte man am liebsten nur sammeln und forschen, sollte man ein Institut aufmachen, da kann man am ehesten die Türen zumachen und nur die einem genehmen Leute reinlassen. 

"Du, das mit dem Judenstern ist etwas unglücklich..." - ich weiß, aber ich erkläre euch mal, warum ich das Motiv gezeichnet habe. Mein Sohn hatte ja Krebs und wurde bestrahlt. Die ganze Wirbelsäule wurde quasie "platt gemacht", damit sich dort keine Krebszellen ansiedeln können und die, die sich vielleicht dort hin verirrt haben, tot gemacht werden. Das bedeutete aber auch, dass er aufgehört hat zu wachsen. Bei 118 cm. Vielleicht nehmt ihr mal einen Zollstock und guckt, wie groß das ist. In der Klinik hat der Arzt damals immer quasie mantramäßig gesagt: "Der braucht Wachstumshormone, kleinwüchsige Menschen haben keine Lebensqualität!". Wenn euer Kind einen Hirntumor hätte, der nicht ganz entfernt werden kann und dann ein Arzt kommt und sagt: "Das Kind braucht jetzt aber Wachstumshormone, das hat keine Lebensqualität wenn es klein bleibt!" - wie würdet ihr euch fühlen? Wahrscheinlich genau wie ich: Wie im falschen Film, als ob euer Kind nur ein Versuchskaninchen ist, vor allem, wenn der Arzt just aus der Forschung zum Thema Hirntumore kommt. Eine ganz logische Reaktion für Eltern zu sagen: NEIN!  Ich habe dann viel recherchiert zum Thema Kleinwuchs und überlegt, wie wir die Wohnung anpassen können, wie die Küche umgebaut werden kann, damit er mitbrutzeln kann und so weiter und mich auf der Suche nach Menschen gemacht, die mir mehr über Kleinwuchs erzählen können. Und dann klingelte das Telefon und der Vorsitzende vom Bundesverband der Kleinwüchsigen war dran und wir haben uns lange, lange unterhalten. Darüber, wie man plötzlich erlebt, das Menschen mit Sprüchen kommen wie "musste das denn sein, das er überlebt?" oder andere Menschen für einen entscheiden wollen, was "gut" und was "schlecht" ist. Gut ist meistens, wenn es möglichst wenig Menschen mit Einschränkungen gibt. Und wenn ihr als Eltern mitbekommt, wieviele Leute noch völlig selbstverständlich Behinderten eine hohe Lebensqualität absprechen, das schwerer Behinderte völlig selbstverständlich "unwertes Leben" sind... dann ist das für lange, lange Zeit ein tiefer Schock. Dieses Bild mit dem Dreieck habe ich in Erinnerung daran gezeichnet, das mir der Anrufer dann erzählt hat, er wäre verheiratet mit einer ebenfalls kleinwüchsigen Frau. Die war schwanger, wäre kurz vor der Geburt in eine Spezialklinik gekommen - und dort hat ihnen ein Arzt nahe gelegt, das Kind abzutreiben. Stellt euch das mal vor, kurz vor der Geburt! Sie haben nach der Begründung gefragt und der Kerl hat den beiden, die BEIDE KLEINWÜCHSIG sind dann tatsächlich gesagt: "Kleinwüchsige Menschen haben keine Lebensqualität!".  Woher will er das wissen? Weil er nur aus seiner normal groß-Warte entscheidet? Sollte man also Babys kurz vor der Geburt umbringen, wenn klar ist, sie werden nie 1,70 m groß, weil sie KEINE LEBENSQUALITÄT haben und zum Beispiel im Museum kaum etwas sehen? Das ist der Hintergrund für das gelbe Dreieck. Behinderte sind oft abgestempelt, mehr, als sich normale Menschen je vorstellen können. Ihnen wird Bildung vorenthalten, sie werden von vielen Freizeitaktivitäten ausgeschlossen und so weiter. Ihr könnt euch nicht vorstellen, was mir schon an den Kopf geknallt wurde, weil ich ein behindertes Kind habe. Und ich weiß, nicht nur mir... deshalb das gelbe Dreieck. 

Vor einigen Jahren habe ich übrigens das Buch "Anton oder die Zeit des unwerten Lebens" gelesen. Über ein behindertes Kind im 2. Weltkrieg. Es gibt nicht viele Bücher, bei denen ich Rotz und Wasser heule, bei Anton habe ich es. Denn dieses Buch - eine wahre Geschichte - erzählt von der Zeit im 2. Weltkrieg. Real habe ich aber über 50 Jahre später viele, viele Sachen mit meinem Kind GENAU SO erlebt. Das sind die Momente wo einem bewusst wird, das sich manche Sachen wahrscheinlich nie ändern werden und das, was sich ändert, oft nur eine oberflächliche Garnitur ist, so eine Art dicker Zuckerguss, der vertuscht, wie es oft wirklich ist. 

Deshalb... das gelbe Dreieck hat schon einen ziemlich handfesten Hintergrund - und manchmal braucht es vielleicht auch einfach mal eine "virtuelle Keule" um klar zu machen: DAS GEHT SO NICHT! 

Protokoll vom AK Barrierefreies Neuruppin liegt mir vor, ist von 2013 und im Bereich Museum sehr übersichtlich. In meinen Augen sieht die Bereitschaft mit Behinderten zu kooperieren anders aus und hätte ein aktuelleres Datum...


kann sein, das diese Liste sich noch ergänzt, also immer mal wieder nachschauen bitte. Danke.






Fred Plauze und die Polizei

Fred Plauze fuhr auf seinem Fahrrad durch die Gegend. Vor und manchmal neben ihm und ziemlich weit unten rannte Hund Ottokar, seines Zeichens stolzer Dackelmischling. Das Wetter war warm, sehr warm. Fred Plauze wäre viel lieber bei einem kühlen Bierchen vor dem TV hängen geblieben und hätte sich nicht bewegt, aber Ottokar musste ja nun einmal raus. Vielleicht tat frische Luft ja auch mal ganz gut, denn die Nachrichten im Fernsehen waren letztlich auch nicht so erfreulich, ein Massaker in Tunesien beherrschte fast alle Kanäle. Zudem hatte der Lieblingsverein gestern dann auch verloren und seine Else ging ihm mit ihrem Entsetzen bei Katastrophen "ach Gott ach Gott, wie fuuuurchtbar, und da waren auch DEUTSCHE bei... noch viel SCHLIMMER! Immer diese Terroristen und sowas kommt HIERHER!!!" auch auf den Sack.

Also zog er es vor, sein Fahrrad zu nehmen und mit Ottokar eine Runde zu verschwinden. Eine Runde Ruhe vor der Else war dann sicherlich doch die bessere Wahl und ohnehin würde ihr bald einfallen, dass der Hund wieder raus muss. Angefressen und fluchend trat er in die Pedale, bei dem schwülwarmen Wetter rannte Ottokar fast um sein kleines Hundeleben neben dem Fahrrad her, denn während bei seinem Herrchen das Gesicht schon rot anlief und der Schweiß in Strömen floss hat so ein Hund nun einmal ein Problem - er kann nicht schwitzen. Na ja, fast nicht. Er hat nur die Pfoten dazu - und das Hecheln. Aber wer dann als Hund rennen, dabei Luft holen und schnell hecheln muss um die Wärme aus dem Körper zu bekommen, ist eigentlich ein armes Schwein.

Nun denn, Herr Plauze bog auf den Wall ab und erstarrte. Da waren doch tatsächlich Hunde miteinander am spielen! Das ging ja mal gar nicht, das war VERBOTEN. Nicht, das einer der Hunde ihn oder Ottokar belästigt hätte, nicht im geringsten. Allein die Tatsache, das vier Hunde miteinander spielten um so auch Sozialverhalten zu trainieren, ließ Herrn Plauzes Gesicht noch zwei Nuancen dunkelröter werden. "DAS IST VERBOTEN! HIER IST LEINENPFLICHT!!!" brüllt er los und weil die Hunde zwar gerufen wurden aber nicht innerhalb von zwei Sekunden bei ihren Besitzern waren, sondern ob des warmen Wetters sich gemütlich auf den Weg dahin machten, brüllte Herr Plauze noch mal: "Das ist VERBOTEN!". 

Ottokar indes fand es eigentlich ganz nett, andere Hunde zu treffen. Endlich mal andere Hunde, seinesgleichen und nicht immer nur Herrchen und Frauchen! Schwanzwedelnd machte er sich auf den Weg - und wurde mit einer ausladenden Armbewegung seines Herrchens schlagartig zurückgerissen und zusammengestaucht. Er wusste gar nicht, wie ihm geschah.

Mittlerweile waren die anderen Hunde alle ganz in Ruhe angeleint worden - und eigentlich... ja eigentlich hätte Fred Plauze nun weiterfahren können. Aber wie das manchmal so ist wenn man sich ohnehin ärgert, das Wetter dann auch noch nervt und der Blutdruck einen ohnehin schon aussehen lässt wie so ein halber Feuermelder, dann muss man auch so reagieren. Bei Fred Plauze war es, dass er etwas näher kam und brüllte: "Und jetzt will ich Ihre Personalien haben, aber SOFORT!". Schließlich braucht man ja ein Erfolgserlebnis, wenn einem ohnehin alles auf den Sack geht. 

Wie schon geschrieben, es war nichts, rein gar nichts passiert, die Hunde wurden von ihrem Spiel abgerufen und angeleint und alles hätte in Butter sein können. Im Normalfall. Aber eben nicht mit einem Fred Plauze, den ignoriert man gefälligst nicht. Aber genau das haben die anderen Hundebesitzer getan. Was ihn dazu verleitete, ins Brüllen zu verfallen, dass er jetzt bitte sofort die Personalien haben möchte. 

Und noch etwas... man gibt einem Fred Plauze keinen Gegenwind. Zum Beispiel, indem man ihn darüber aufklärt, das er überhaupt gar kein RECHT dazu hätte, die Personalien zu verlangen. Das hätten nur Leute vom Ordnungsamt oder der Polizei. So eine Unverschämtheit, vor ihm keinen Respekt zu zeigen! Plauzes Gesicht ging tatsächlich noch eine Nuance dunkler, das Gesicht glänzte vor Schweiß und Wut - und er fing an zu zittern. 

Das merkte Ottokar, der nun gar nicht mehr wusse, was los ist und anfing zu kläffen. Gut, das kläffen hörte sich nach Schimpansengeschrei an, aber immerhin, mittlerweile war Ottokar auch abgenervt, nichts durfte er, sollte rumrennen, wird hart zurückgerissen und nun zitterte das rot angelaufene Herrchen auch noch! Das war ihm zu viel und was ihm blieb um seinen Dackelmixfrust abzureagieren war nun einmal kläffen und das so laut wie möglich. Schon gab es den nächsten Rupfer an der Leine, weil Ottokar die Klappe halten sollte und Fred Plauze mit zitternden Händen nach seinem Handy suchte. Um die Polizei anzurufen.

Weil zwei Hundehalter ihre spielenden Hunde wieder angeleint haben, die weder ihm noch seinem Hund irgendetwas getan haben und die ihm nun ihre Personalien nicht geben wollen. Unmöglich. Ganz schlimm, das gehört angezeigt, bestraft und am Besten eingesperrt!

Mit zitternden Fingern wählte er die Notrufnummer der Polizei und fing lang und breit an zu erklären, was ihm so Ungeheuerliches passiert ist. Allerdings wird das Gespräch etwas problematisch, weil Ottokar, weiterhin angestachelt durch sein Herrchen, nun einmal lautstark kläffte wie ein Schimpanse schreit und man das mit reissen am Flexigriff nun einmal nicht abstellen kann. Ist ja kein Radio mit Ausstellknopf, sondern ein Hund.

Und weil Herr Plauze gerade so schön beschäftigt war und erklärt, wie unglaublich dringend doch jetzt ein, nein, am Besten gleich mehrere Streifenwagen erforderlich sind, machen sich die Hundehalter kopfschüttelnd und lachend auf den Weg, bedanken sich gegenseitig für die tolle Spielzeit ihrer Hunde und warten auf die Großfahndung. 

Und komisch, obwohl zwischendurch dann tatsächlich mal ein Streifenwagen an ihnen vorbeifährt werden sie nicht verhaftet. Armer Herr Plauze! Aber immerhin, nun hat er für mindestens zwei Wochen Gesprächsstoff - und hoffentlich kommt niemand dahinter, das er eigentlich fast keine Ahnung hat.

Samstag, 27. Juni 2015

Off topic: Fußballfans unterwegs




Heute waren Nick und ich mit den Fahrrädern bei real, weil ich gestern in keinem Zeitungsladen die "Partner Hund" gefunden habe. Ich wollte gerne wissen, ob ich tatsächlich wie angekündigt drin zitiert werde oder nicht. Werde ich nicht. Ok, nicht schlimm. 

Unsere Räder standen dort im Fahrradständer. Also neben dem hinteren Eingang sind drei Behindertenparkplätze, ein normaler Parkplatz und dann sofort der Fahrradständer. Wir stehen da also beim Fahrradständer, kommt ein Typ mit einem Leihwagen von "Süd Automobile" an und stellt sich auf den Parkplatz mit dem Effekt, das kein Fahrrad dort mehr hätte herausgeholt werden können, ohne das Auto zu zerkratzen.

Ich habe ihn dann darauf hingewiesen, das wir gleich mit den Rädern da raus wollen und das Auto zerkratzt wird, weil es nicht anders geht. War ihm egal. "Ich kann doch nichts dafür, dass Ihr Kind behindert ist!"  ich dann so: "Na ja, ich habe Sie darauf hingewiesen - und ich kann nichts dafür, dass Sie dann zu den Männern gehören, die zu doof zum denken sind!". Denn der hat tatsächlich darauf beharrt, dort zu parken, denn das wäre ja schließlich ein Parkplatz und auf den anderen dürfe er ja nicht parken, die wären ja für Behinderte. Ich habe dann rüber gezeigt und gesagt: "Da, nicht einmal zehn Meter weiter sind mindestens zwei freie Parkplätze!" - ne, er wollte dort stehen bleiben und ist dann ein Stück zurück gefahren und hat wohl warten wollen, das wir da endlich abhauen. 

Ich meine, was ist DAS denn für eine Art und Weise, rundherum über 100 freie Parkplätze sogar vor dem Eingang und der fährt zurück nach dem Motto: "Ey du Spasti, pack deine Sachen endlich zusammen und verschwinde da!"???? Wir waren aber noch nicht fertig mit austrinken und ich habe ob seiner Art dann gesagt: "Hey, ich damit ist das Blogthema für heute wenigstens gesichert..." und die Kamera rausgeholt. Da hat er dann tatsächlich beschlossen, umzuparken. Mag ja sein, das er recht hat, das dort ein Parkplatz ist. Aber mit einem Minimum an Intelligenz hätte er doch schon vorher begriffen, das man keinen Fahrradständer zuparkt, weil das nur Ärger gibt.

OK, danach konnte ich verstehen, warum der einfach nur geradeaus auf den Parkplatz wollte :-P , drei Anläufe um einen Kleinwagen zu parken. Ich dachte, das schiebt man sonst den Frauen unter? Na ja, und dann blieb er dort sitzen und wartete im Auto. Wohl nicht auf Godot, sondern eher darauf, das wir den Fahrradständer räumen, damit er als ganzer Kerl den endlich zuparken kann. Dummer Weise kam dann aber ein Polizeitransporter und hat direkt hinter ihm geparkt und einige Leute in voller Montur sind ausgestiegen... da hat er dann beschlossen, es ist wohl besser, er geht einkaufen anstatt da irgendwelchen fragwürdigen Parkzinnober zu machen. Hätte ja sein können, das er danach laufen darf, so wie er vom Verhalten her war: "Piiiiiiieeeeessss - eyyy". ;-) 

Na ja, dann gab es noch einen etwas lauteren Funkspruch von wegen Einsatzort Westbahnhof und die ausgestiegenen Leutchens aus dem Polizeibus kamen dann im Dauerlauf bei real raus, trabten über den Parkplatz und verschwanden in der Pampa. Da fiel mir dann ein, das heute dann ja wohl das große Fußballspiel ist - und Nick fragte wo denn das Stadion sei. 

Wir sind dann durch die Musikersiedlung hingefahren, von der Seite aus war es echt ruhig und siehe da, vor dem Stadion war dann mehr und mehr was los. Da man ja auch mal ein bisschen "Radfahren mit Überbreite im Gewusel" üben muss, haben wir das gleich mal genutzt.

Tja, und dann war auf der Alt-Ruppiner-Allee plötzlich kaum Verkehr, ein Polizeibus mit Blaulicht im Schritttempo und uns kamen auf dem Radweg dann eine ganze Horde eingefleischter Fans der gegnerischen Mannschaft entgegen. Also sowas, wie von Oldenburg aus nach Meppen fährt und so, schwarz gekleidet ist, gerne rumgröhlt und oft auch nicht mehr so ganz nüchtern ist. Kein Problem... die haben sich aus unerfindlichen Gründen bei uns entschuldigt als sie an uns vorbeigelaufen sind - und dann klirrte und schepperte es bei Nick im Fahrradkorb. Erst dachte ich, da hätte jemand leere Flaschen entsorgt und habe schon: "Heyyyy..." gerufen und dann kam als Antwort: "Ne, kannste trinken, schmeckt voll lecker!" 

Man kann ja gegen solche Leute viele Gründe haben, um zu meckern und zu motzen. Aber nach dem Fanprojekt Oldenburg haben nun die Fans vom Zweitligisten der Union Berlin gezeigt, was für sie Integration bedeutet - nämlich kein großes Bohei... einfach tun. Wir haben uns sehr gefreut und sehr amüsiert und hey, Nick will es tatsächlich probieren. Weil die Jungs halt im Vorbeigehen gesagt haben, soll er probieren, ist lecker...  bin beeindruckt.

Freitag, 26. Juni 2015

Kunst: Galerieeröffnung in Berlin, das Skulpturenkabinett




Teil 2:

Weil die Galerie „auf Zeit“ ist, und die Nachnutzung danach auf Wunsch der Eigentümer „Abriss“ lautet, musste viel improvisiert werden.

Dieser Häuserkomplex, der die „Galerie auf Zeit“ beinhaltet, hat übrigens eine eigene Internetseite. Die wird von der Bürgerinitiative dort gestaltet. Deren Auffassung sind, dass es in jedem Stadtteil auch bezahlbaren Wohnraum für alle geben sollte – zumal die „Edelplatte“ auch noch gar nicht mal so alt ist. In der DDR ist die nämlich nicht fertig geworden. Der ganze Komplex ist an einen Schweizer Investor verkauft worden, der dort gerne moderne Wohnungen hinbauen möchte. Das der Quadratmeterpreis dann von „Otto Normalverbraucher“ nicht mehr bezahlt werden kann, ist klar. 


Das Skulpturenkabinett

Letztlich ist auch dieses „Großstadtproblem“, etwas, das mehr und mehr in Neuruppin ankommt. Das plötzlich die Viertel der finanziell eher nicht so gut da stehenden Leute zu „in-Vierteln“ für Besserverdienende wurde und über Jahrzehnte gewachsene Strukturen innerhalb weniger Jahre zerschlagen wurden. In Berlin war es nach dem Fall der Mauer – jetzt stellen viele Großstädter fest, Berlin wird irgendwie zu voll und zu hektisch – das Umland ist ja auch ganz schick. Plötzlich sieht man dann in der Innenstadt verspiegelte Fenster von Wohnungen, oder bekommt mit, wie aus maroden Häusern Schmuckstücke werden – aber eben auch zu einem entsprechenden Preis vermietet werden – und das wird so weitergehen. Schön, das saniert und investiert wird – aber letztendlich werden sich immer weniger „Urneuruppiner“ in zehn, fünfzehn oder zwanzig Jahren eine Wohnung im Stadtkern leisten können, sofern sie keinen wirklich gut bezahlten Job haben.

Aber das wird nicht nur „Urneuruppinern“ so ergehen, sondern auch Leuten wie mir und damit uns das irgendwann nicht mehr so schwer fällt, bürgert man für die Viertel mit hoher Wohndichte schon mal nette Namen ein. ;-)

Aber zurück zur Galerieeröffnung: Nachdem nun die Ausstellung offiziell mit Ansprache eröffnet wurde, die Künstler alle vorgestellt wurden, ging es irgendwann in einer Gruppe in den zweiten Raum. Das „Skulpturenkabinett“. Hier hat man gesehen, wie sehr die Leute in den letzten zwei Wochen rotiert haben – denn der Raum wurde komplett neu gestrichen. Er hat auch eine völlig andere Atmosphäre als der große Raum – und präsentiert die dortigen Ausstellungsstücke sehr schön. 


Wie das wohl heisst? "In memory of Whitney Houston"?

Jens Kanitz ist mit vielen Werken dort vertreten und es hat einen Hauch von... nicht nur Afrika, sondern generell Urvölkern, auch wenn es als erstes wahrscheinlich oft eher mit Afrika assoziiert wird. Ich finde die Arbeiten wirklich superschön und vor allem, dass sie aus Holz sind. Eine Skulptur mit vielen Kanus hat mich dann ein bisschen an den Spielplatz der Uniklinik in Göttingen erinnert. Dort in der Gegend macht jemand Murmelbahnen – aus großen Sandsteinblöcken. Keine Ahnung, wie er das im Inneren der Blöcke hinbekommt, aber die sind a) sehr begehrt und b) wunderschöne Kunstwerke (vor allem für mich Murmelliebhaberin!). 


Kanus

Ich denke, dass die Werke von Kanitz wirklich absolut toll sind um sich in Tagträumen zu verlieren, zu entspannen und innerlich runterzufahren – sich zu erden. Sie strahlen eine enorme Ruhe aus und irgendwie so ein tiefes: „Alles Gut!“. Ich glaube, wenn man so eine Art „Speed-Dating“ mit den Künstlern hätte und sie nicht über ihre Kunst sprechen dürften, und man danach die Werke den Künstler zuordnen müsste – bei ihm wäre es wahrscheinlich am einfachsten das Wesen des Künstlers dem Wesen der Werke zuzuordnen. Selbst wenn man nur rudimentär Ahnung von Kunst hat.

Dann gibt es dort noch Werke von Marion Menzel, die mit Teeblättern und Kunstharz arbeitet. Ziemlich gewöhnungsbedürftig. Allerdings kommt es auch so gut an, dass sie internationale Ausstellungen damit bestückt und sogar nach Japan eingeladen wurde um dort etwas mit dem Material zu machen!

Weil ich für mich aber einen „Ankerpunkt“ brauche (siehe im Teil 1 bei Mayumi Okabayashi) war es erst gar nicht so einfach für mich, diesen „Teegeschichten“ etwas abzugewinnen. Bis.. ich das hier gesehen habe: 


Reversi lässt grüßen

Hat von euch jemand schon mal „Reversi“ gespielt? Das ist ein strategisches Legespiel, bei dem es darum geht, auf einem Spielbrett so viele Felder wie möglich mit seiner Farbe zu belegen. Tja, shit happens... rot hat gewonnen, weiß keine Schnitte mehr und das Brett ist noch nicht einmal voll belegt! Also, damit kann ich dann etwas anfangen.


Der Kunst saures geben... Zitronen. Oder doch Kiwi?

Dann stand da so ein Brett mit – hm.... - Pralinen??? Kiwis??? Muffins??? herum. Reinbeissen sollte man tunlichst nicht, aber irgendwie hat das Ding etwas lustiges. Wie mit buntem Zuckerguss übergossene Kiwis halt. Daneben waren abstrakte Formen mit Tee ummantelt, damit kann ich nun wieder nichts anfangen. Aber die Teesachen haben wohl (ich habe es nicht ausprobiert) einen relativ guten Effekt. Bei ihnen sollte man tatsächlich „nur mit den Augen gucken, nicht mit den Händen!“. Sie sind pieksig wie ein Seeigel. Dabei taucht gerade die Frage auf, wie wohl der Teebehälter von Frau Menzel aussieht? Wurde ein Tiegel zum Teeigel? ;-) 



Damit kommen wir zu Künstler Nummer acht, von dem Werke in der Ausstellung sind: Günter Grass. Zu dem brauche ich eigentlich wirklich nicht viel zu schreiben, denn alles was es über ihn zu sagen gibt, ist vor kurzem in etlichen Nachrufen durch die Presse gerauscht. Ausgestellt sind von ihm die Werke zum Thema „der letzte Tango“ und im Prinzip ist das ob der jeweils sehr naturgetreuen Darstellung egal ob in den Bildern an der Wand oder bei den Bronzeskulpturen sehr leicht, dazu einen Bezug zu finden. Wenn man jemanden wie Doris kennengelernt hat, deren Hobby Lateinformationstanz ist und die das auf Wettkampfniveau betreibt, noch viel leichter... 


So, das war es mit dem zweiten Teil, ich hoffe, ich konnte euch einen guten Einblick vermitteln und etwas neugierig machen, sich mit Kunst zu beschäftigen. Und wenn es nur ein paar eigene Gedanken von euch sind, die beim Betrachten der Bilder aufploppen! 




Dienstag, 23. Juni 2015

Kunst: Ab in die Mitte




Freitag, 18 Uhr und viele Minuten – die Endstation des R6 von Neuruppin nach Berlin ist der Bahnhof Gesundbrunnen. Umsteigestation für mich auf dem Weg zur Galerieeröffnung.  Keine Ahnung, warum das hässliche, unwirtliche Ding "Gesundbrunnen" genannt wurde. Hier fahren Züge durch, hier halten Züge – und es gibt hier auch sonst jede Menge Zug. Von hier aus gibt es eine direkte Verbindung mit einer S-Bahn zum Brandenburger Tor. Wenn man ein bisschen sucht und sich auf die Architekten einstellt, die Bahnhöfe und Hinweisschilder entwickeln mit dem Ziel, Menschen zur Verzweiflung zu bringen, findet man irgendwann auch das passende Gleis in der Kellerabteilung dieser Großstadt. 


Mauerstück in der Wilhelmstraße


Bis zum Brandenburger Tor dauert es etwa eine viertel Stunde, von der Menschen wie ich dann die Hälfte der Zeit darüber nachdenken, ob sie tatsächlich die richtige U-Bahn erwischt haben. Egal, man hat Zeit, die Leute zu beobachten. In einer Ecke sitzen vier Leute, jeweils zwei sich gegenüber. Die beiden auf den äusseren Sitzen unterhalten sich relativ zivilisiert, während der Glatzkopf an der Fensterseite irgendwann anfängt herumzubrüllen: „Eeeeyyyy, Paaarty.... FICKEN??? FICKEN????“ und dann seiner Gegenüber ziemlich derbe die Haare durchwuselt um danach wieder auf seinen Sitz zu fallen und für den Rest der Fahrt zu verstummen. Besser ist das. Für ab und zu mal finde ich so ein Kuriositätenkabinett ja ganz interessant und lehrreich, aber für jeden Tag reicht Neuruppin völlig aus. Im Vergleich zu Berlin ist das hier quasi die homöopathische Verdünnung davon. Was mich im übrigen an das Pärchen letztens erinnert hat, sie ein bisschen adipös angehau... futtert und mit einer schwarzen Sweatjacke. Das ist ja an und für sich ganz ok, hätte Madam nicht die Fan-Jacke von FreiWild getragen, die den schönen Aufdruck „Land der Vollidioten“ trägt. Das sind dann so Momente, wo ich mir einen weißen Edding wünsche. Um drunter zu schreiben: „Hurraaaa – und ich gehöre dazu!“.

Nun denn, wer am Brandenburger Tor aussteigt, landet gleich im Überwachungs-Bewachungs-Aufpasser-Viertel. Ämter, Botschaften, das Adlon... alles was wichtig und geschichtsträchtig ist ist von hier aus gut zu erreichen – und ich gebe zu, mit dem Viertel da habe ich mich noch nie so richtig beschäftigt. Die Wilhelmstraße ist da gleich um die Ecke. Man erkennt es total gut an den dicken Pollern, die aus dem Wirrwarr an Straßen mit einer Bahn, zwei Bahnen, zum ganz durchfahren, nicht ganz durchfahren, gar nicht durchfahren ein bisschen mehr Wirrwarr machen. Aber immerhin – kleine Kinder könnten da ungestört Radfahren lernen und auf der Straße spielen und wenn so ein Straßenmalkünstler da einen Teppich hinmalen würde, dann hätte das sogar was. Weil die britische Botschaft dort ein bisschen aussieht wie ein überdimensionierter Schrank aus Wurzelholz. Mit einem offenen Fach. Und wisst ihr, was in dem offenen Fach ist? Ein lila Teil, das aussieht wie so ein kleiner Hut der Queen! Also eines muss man den Briten lassen: sie haben einen wunderbaren Humor. Auch in der Architektur. 

Im Gegensatz zu deutschen Bahnhofsarchitekten.

Geschichtsträchtiges Pflaster

Nachmittags hatten wir noch auf Google Streetview geschaut, wie es dort eigentlich aussieht. Oder besser: wie es dort mal ausgesehen hat, denn die Bilder sind von 2008 und da waren die Läden, in denen jetzt die Ausstellung ist, nun einmal noch Läden. Ebenfalls habe
ich bei der Gelegenheit geschaut, wo ich einen Laden für Künstlerbedarf in der Gegend finde. Am Ende der Straße in der „Shopping Mall“. Da wollte ich gerne noch hin und dachte mir so: „Nun, die Galerie ist auf der anderen Seite, auf dieser Seite parken Autos und ist ein bisschen Grünzeugs, da sieht keiner das du schon da...“ klingeling, mein Handy: „Stoooop, du bist zu weit, andere Straßenseite und ein paar Meter zurück!“. Mist. Entdeckt. Mir wurde dann aber dennoch ein kurzer Ausflug in diese „Shopping Mall“ gegönnt, in der ein junger Kerl mit Anzug und Krawatte hinter einem Rezepzionstresen im Durchzug steht und mit Engelsgeduld den Leuten erklären darf, wo sie was finden. Gleich neben dem Eingang ist so eine Art Krimskramsladen, alles handgewerkelte Teile von Künstlern. 


Gedenktafel für Johann Elser "Ich wollte den Krieg verhindern"

Dahinter prangt sehr überdimensional der Umriss von „Karl“ auf den Scheiben. Also nicht Karl der Große, auch nicht Karl die Große sondern Karl, der rumläuft wie eine Mischung aus Michael Jackson und Mozart und dazu eine Heino-Sonnenbrille trägt. Einer der Ursachen des „Schantallismus“ in Deutschland, weil er für „Schanelle“ gearbeitet hat/arbeitet. Und wie das eben so ist, wer sich die Klamotten und Duftwässerchen schon nicht leisten kann, will wenigstens so ein kleines Zweibein mit edel anmutendem Namen besitzen. Wer weiß, das einer der Grundbausteine für Luxusparfüms das Analdrüsensekret von Moschusochsen ist kann ja überlegen, wie aus „Chanel - Eau de toilet“ dann „Oh, de Schanelle muss aufs Klo!“ wird. Die Rache für die ganzen Anglizismen wird an den Franzosen ausgeübt... danke, Karl. Davon haben die schon immer geträumt! 


Dreierlei an Hirsch... Anke Gesell

Ein bisschen später war ich dann in der Galerie auf Zeit, original DDR-Edelplatte in exklusiver Wohnlage. Vor ein paar Jahren gab es hier unter anderem noch ein Steakhaus. Nun kommt man rein und guckt auf Hirsche an Backsteinwand. Das sieht übrigens ziemlich gut aus, sogar etwas Erde gibt es unten, fehlen eigentlich nur noch ein paar Holzscheite. Die Hirsche sind von der Neuruppiner Künstlerin Anke Gesell. Weil Künstler heute oft „nicht nur“ Künstler sind, machen viele von ihnen nach dem Kunststudium Weiterbildungen. Anke Gesell hat eine Weiterbildung gemacht, um zum Beispiel in der Schule für geistige Entwicklung mit den Schülern zu arbeiten. 

Märchenhafte Leichtigkeit von Mayumi Okabayashi


Gleich daneben hängt eine große Installation von Mayumi Okabayashi: riesige Papierteile die an seidenen Fäden von der Decke hängen. Sehr fragil alles und in Echt viel schöner als auf allen Fotos, die es davon gibt. Wobei es durchaus einige Zeit brauchen kann, bis man mit so einer Art von Kunst für sich selbst klar kommt. Bei mir war es so, das ich es von der Seite betrachtet habe, die Abendsonne schien durch die Fenster und spielte mit den Farben auf den großen Blättern... und in dem Moment hat es „klick“ gemacht. Ich habe an einen Film gedacht: „Hugo“, den Nick und ich mittlerweile schon mehrfach gesehen haben. In diesem Film geht es um die Anfänge der Filmkunst und damit vor allem um einen der ersten Filmemacher überhaupt: Georges Méliès 
Der Galerist und sein Besuch aus der alten Heimat, die Kulturamtsleiterin aus Köln.

Nachdem ich also für MICH die Entdeckung gemacht habe, dass das Werk von Mayumi Okabayashi eigentlich irgendwie an eine der Bühnendekorationen von Melies erinnert, habe ich irgendwie darauf gewartet, das große Goldfische oder ein Neptun zwischen den Blättern wie aus dem Nichts auftauchen. Vielleicht erinnert es jemand anderen ja an die Geschichte vom kleinen Wassermann, an ein altes Papiertheater, Schattentheater oder was auch immer. Denn ist es nicht genau das, was aus „Ist das Kunst oder kann das weg?“ etwas macht, für das man eine Wertschätzung entwickelt? Ganz für sich selbst einen Bogen zu finden, der ein Kunstwerk mit so vielen Emotionen zu etwas das man kennt oder erlebt hat zu verbinden, das man eben nicht mehr denkt: „Ist das Kunst oder kann das weg“? 

Friedrich Puhl, im Hintergrund Bilder von Thomas Berthold

Dann stellt der Überraschungskünstler aus – es gab eine kleine Auswahl an möglichen Künstlern und letztlich war Thomas Berthold derjenige, der sich für flexibel genug erklärt hat, einige Werke dort auszustellen. Das ist sehr schön, denn dieses Jahr hat er noch einen ganzen Stapel anderer Ausstellungen, die er bestücken möchte. Viel schreiben kann ich zu ihm nicht, wer wissen möchte, was und wie er malt, sei auf seine Homepage verwiesen. 


"Umbau" von Holger Bunk

So richtig toll war es für die riesigen Werke von Uschi Jung und Holger Bunk, die dort zum Teil frei hängend, ihre Wirkung gut entfalten. Es ist schon etwas anderes, ob ein Bild an einer Wand hängt oder frei im Raum, ob man eine Wand mit Bildern entlang läuft – oder auch zwischen ihnen laufen kann. Von Holger Bunk hängen zum Beispiel zwei riesige Tücher von der Decke. Das vordere wurde schwarz eingefärbt – ist aber halbtransparent geblieben – und auch die Zeichnung auf dem Tuch passt an den Ort wie die Faust aufs Auge, hält jemand doch ein Schild „Umbau“ in der Hand. Ja, die Räume wurden ein bisschen umgebaut – um irgendwann abgerissen zu werden – und eigentlich steht es auch generell für die Wilhelmstraße. „Umbau“. Mauer weg, ein riesiger Shopping-Center mit überdimensionierten „Stolpersteinen“ die in den Fußböden dort eingelassen sind und in der Form keine Erinnerung an bestimmte Personen, sondern an die jüngere Geschichte der Stadt/des Ortes tragen. Viele Erinnerungstafeln mit langen, fast schon erschlagenen Texten über Widerstandskämpfer, Führerbunker und so weiter. Eine Straße im ständigen Umbau die gegen das Vergessen mahnt – und ich bin sicher, nicht nur ich habe ein Problem damit, wenn eines der schwärzesten Kapitel der deutschen Geschichte mit zunehmendem Luxus überbaut wird. Aber... das ist nun einmal der Lauf der Geschichte: Altes geht, Neues kommt. Alle paar Jahrzente gibt es vom Kern der Sache her Wiederholungen, die aber nicht so auffallen, weil sich die Mittel der Zeit angepasst haben. Zurück zur Kunst: 

Kunst auf Zeit am Fenster, Jens Kanitz und Uschi Jung davor

Uschi Jung hat dann auch noch kurzfristig ein „Kunstwerk auf Zeit“ an einer Fensterscheibe geschaffen – das war so eigentlich nicht angedacht, aber die Scheibe hatte einen Sprung und so wurde aus der Not eine Art Farbexplosion gemacht, die später mit dem Haus untergehen wird. Nicht nur ein Kunstraum auf Zeit, sondern auch Kunst auf Zeit. Wie toll sie auf problematische Räume eingehen kann und wie einfallsreich zeigt ihr Bodenkunstwerk „Himmel über Berlin“. Denn auf den Bildern der leeren Räume, die ich gesehen habe, ist genau dort eine ziemliche Macke im Fußboden. Nicht jeder schafft es, aus einer unschönen Macke dann „den Himmel auf Erden“ zu machen. Sie schon. Wer dann als Neuruppiner der öfters in der Bilderbogenpassage weilt, vor dem Haus steht, wird ein bekannteres Werk von ihr direkt an zwei Scheiben entdecken, die so vom großen Raum mit Bildern zum kleineren Raum mit den Skulpturen überleiten. Es ist ursprünglich ein Foto (ich glaube es war ein roter Zug in grüner Landschaft), das sie so dermaßen vergrößert hat, dass es sogar die Ministeck-“Plastik-Pixel“ um Längen schlägt. (Ich habe euch da mal ein nettes Teilchen verlinkt...  ;-D)


Der Himmel über Berlin. Kein Quilt aber tolle Vorlage dazu

Sooo, damit wäre Teil eins erst einmal fertig – über die zauberhaften Entdeckungen im kleineren Skulpturenraum berichte ich im zweiten Teil. 


Nachträge:

Ein dickes Lob geht noch an Friedrich Puhl, ihr seht ihn oben auf einem der Bilder. Friedrich hat zur Eröffnung ein paar klassische Gitarrenstücke gespielt - und es war unglaublich gut! Hut ab! Ein riesiges Talent und wenn ich mich an meine WG-Zeit mit dem Musikstudenten erinnere, der Flamenco-Gitarre gespielt hat, dann bewundere ich Friedrichs Durchhaltevermögen beim Üben. Whow.




Hier übrigens noch die "Neuruppiner" von Rang und Namen, die an dem Abend vor Ort waren: Vorne ist Dagmar Ziegler, "unsere" Bundestagsabgeordnete, dahinter etwas versteckt Jens Kanitz. Dann auch sehr begeistert der Vize-Landrat Werner Nüse, der als Kunstliebhaber vor Ort war, davor Uschi Jung, hinter ihr Vincent Dallmann der neue Ortsvorsitzende der SPD, dann kommt Anke Gesell und die ist immer irgendwie gut drauf und hinter ihr unser Galerist Johannes Bunk. 








































































































Samstag, 20. Juni 2015

Moooment....

Hallo erst einmal. So, damit ihr am Wochenende nicht am ausgestreckten Arm lesemäßig verhungert, was diesen Blog anbelangt hier ein paar Kurzmeldungen, die dann noch etwas verlängert werden. Aller guten Dinge sind drei - deshalb:


1.) ich war (schon vorletzte Woche ;-) ) bei einem netten Gespräch mit der Leiterin des Ordnungsamtes und wir haben uns über FREILAUFFLÄCHEN unterhalten. Es gab ein paar Vorschläge, nun ist es über eine Woche gesackt und demnächst dazu mehr.

2.) Donnerstag war eine Konferenz der Friedrich-Ebert-Stiftung  zum Thema Kulturtourismus in der Siechenhauskapelle. Viele Informationen sehr komprimiert, ein bisschen anstrengend, ein bisschen: "Boah, so toll kann Museum sein!" und zum Schluss kam mit dem Fontane-Jahr dann noch richtig Stimmung in die Bude... auch davon später mehr.

3.) Gestern war die Eröffnung der Galerie auf Zeit in Berlin. Auch darüber werde ich euch berichten, es war total schön, ich hatte viel Spaß (was man vielen Leuten, die auf dem Meeresboden aufwachsen, nun mal nicht immer ansieht, weil sie sich eher so wie Muscheln verhalten - rauhe Schale, muss auch nicht immer toll aussehen von aussen - aber wehe die geht auf...). Da ich ja nicht so auf die Hochglanz-Pressefotos stehe, hier also eines, das HINTER der Pressefotografin entstanden ist:

 
Ich liebe es, auch wenn ich mir sicher bin, dass alle Kunstleute auf dem Bild sagen werden "Oh mein Gott...". Aber hey, eigentlich ist es genau so, wie sie sind - und weshalb ich sie mag!






Sonntag, 14. Juni 2015

Off topic: von Toten Omas und läppischen Frühstückskeksen...


Heute geht es mal um Lebensmittel, mein gestriger Besuch im „großen Kühlschrank“ in der Bilderbogenpassage war irgendwie sehr... witzig. Also als erstes habe ich ein paar Dosen mit „Original Schulessen“ gesehen. Tomatensuppe, Soljanka und das da:

Die guckt ja schon, als ob sie gleich den Löffel abgibt. Oder es einen mit dem Löffel hinter dieselben gibt. Schmeckt „wie früher“ das Zeugs. Kann ich nicht beurteilen, nur das es heute Schulessen gibt, das zum Teil eher grenzwertig ist und na ja, in der Werkstatt scheint es ab und an „Kartoffelsuppe in ganzen Stücken“ zu geben. D. h. Die Kartoffeln liegen auf dem Teller und es bildet sich eine Wasserpfütze unter ihnen. Wahrscheinlich ist denen zum heulen oder so.

Auf jeden Fall habe ich in der schon sehr geplünderten Dosenabteilung „Schulessen wie früher“ dann die letzte Dose „Tote Oma“ ergattert. Mit Hammer und Sichel drauf. Stolz habe ich sie Nick übereicht und der nur: „Bäääääh!“. Im Gegensatz zu Farino, der die Dose den ganzen Abend angebetet und immer wieder zu mir geguckt hat: „Machst du die jetzt endlich mal auf?!!“. Ne. Das ist Deko. Bis irgendwer kommt, dem ich das als „original ostdeutsche Urne – guck, mit Hammer und Sichel drauf! Zirkel, Holzhammer und Ährenkranz...“ andrehen kann. Übrigens - man möge mich verbessern - aber Töpfe mit Glasdeckeln passen irgendwie nicht in mein Bild von alten Omas in der DDR.

Ich habe dann mal geguckt, von wann der Film „Soylent Green“ ist. Von 1973 – und damals hat man sich vorgestellt, wie es in New York wohl 2022 aussehen wird – und überlegt, das die Menschen die ganze Welt so dermaßen verseucht und in Schutt und Asche gelegt haben, dass es kaum noch Nahrungsmittel, Bildung etc. gibt. Der Hersteller von Nahrungsmitteln ist dann Firma Monsan... äh... Soylent und die haben zwei Produkte im Angebot: Soylent red und Soylent green. Ach ja, und wer sich alt und unnütz fühlt, dem kann gestorben werden. Der darf dann in einem netten Zimmerchen liegen, noch mal Filme von früher gucken als die Welt heile war und zack, dann ist er hin und weg. Also er wird weggebracht. Weil jemand dann gucken wollte, was mit seinem besten Freund passiert, der zusammen mit vielen anderen eingewickelten Leichen in einer Art Müllauto landet, ist er hinter das Geheimnis von Soylent green gekommen, das ein eher rares Fleischprodukt ist. Auf youtube könnt ihr den Film in ganzer Länge finden, ist ein Klassiker.

Die DDR war irgendwie da offensichtlich schneller. Wir haben noch nicht mal 2022 und es gibt tote Oma in Dosen. Was – sollte man der Geschichte glauben, das die Mafia in Italien den Leuten, die als nächstes umgebracht werden, tote Fische in den Briefkasten steckt – doch eigentlich viel deutlicher ist. Einfach eine Dose „Tote Oma“ zustellen. Fertig. Ist auch in der Dose, stinkt noch nicht mal so wie toter Fisch.

Macht auch bestimmt beim Jungvolk viel Sinn. Bei den: „Ey, isch schwör bei meiner Oma...“. Einfach auf „Ey isch schwör bei meiner toten Oma“ ändern und wenn´s schief geht, die Dose aus dem Rucksack ziehen. Billiger geht’s kaum!

Junior dann so: „Meine Klassenkameraden haben gesagt, das ist aus toten Omas gemacht!“ ich so: „Das ist genauso wenig aus toten Omas gemacht wie die Ammerländer Pinkel aus Pipi oder abgehackten Schniedelwutzen gemacht sind!“. Kopfkino, Thema erledigt.

Dann habe ich noch etwas entdeckt und gedacht: „Wie geil ist das denn!“: 





Dazu gibt es eine kleine Geschichte. Stellt euch vor, ihr wärt irgendwo mitten in Lappland unterwegs, wo es ausser Gegend und ab und an eine Hütte nix gibt. Ziemlich fertig, weil mit Rucksack und in 5 Tagen sollten 120 km auf einem Weg geschafft werden, der dem zerbombten Berlin im Krieg und quer über die Trümmer alle Ehre machen würde.

Alles ist dabei, der Begleiter hat eine Kocher und jede Menge leckere Futtertüten im Rucksack – und nach einer Nacht mit Schüttelfrost und vor Schmerzen und Erschöpfung in den Schlaf heulen platzt euch morgens erst einmal die Nase, der Körper sagt: „Ne, Nase voll von der Sache, ich will nicht mehr!“ und saut erst mal ordentlich mit Blut rum. Und dann wisst ihr... es ist die letzte Etappe... es sind noch rund 2o km. Krisengespräch beim „Frühstück“. Und das bestand aus einer halben Rolle dieser Kekse. Weniger als 80 Gramm, habe ich heute festgestellt. Nicht etwas aus nahrhaftem Haferbrei oder so, um einen guten Start in die letzte Etappe zu haben, ne... weit gefehlt. Kekse. OK, die waren lecker, aber für so eine Tour sind sie halt kein Ersatz für ein vernünftiges Frühstück. Aber – das wurde dann rund eine halbe Stunde nach dem Start an einem wunderschönen und eiskaltem See nachgeholt, weil ich einfach nicht mehr konnte.

Ich habe Nick heute von der Keksgeschichte erzählt und von der Tour – das findet er ganz spannend. Ich habe ihm auch gesagt, das ich ohne meinen damaligen Freund so eine Tour nie hätte machen können – und es einfach absolut toll war, trotz allem dort die Landschaft zu erleben. Aber das Allerwichtigste, was ich dort gelernt habe war: Durchhalten und über Grenzen zu gehen. Wenn man nur einmal im Leben so eine Chance hat – gibt man auf, weil die Füße weh tun – oder hält man durch, weil man vielleicht nur diese eine Chance hat? Von fünf Tagen bin ich drei Abends heulend vor Schmerzen und völlig fertig eingeschlafen. Morgens war ich als erstes wach, die Rentiere sind an den Zelten vorbeigezogen und von den Bergen kam das beständige Rauschen der Gletscherbäche. Das war einfach unglaublich schön. Und ja, ich habe dann die 120 km durchgestanden, aber auch in dem Wissen, das es nicht nur mir scheiße ging, sondern meinem damaligen Freund ebenfalls. Hätte ich gewusst, das ich mir für weit über ein Jahr beide Archillessehnen schrotte und nur noch mit Schmerzen laufen kann...

Und jetzt... freue ich mich mit Junior über unsere geplante Sommertour auf dem E 10. Es werden nur ein paar Tage und überschaubare Tagesetappen – aber wir freuen uns schon sehr. Denn es wird für jeden von uns eine tolle Leistung werden, egal ob Zwei- oder Vierbeiner. Besonders wenn Joey so weiter macht wie in den letzten zwei Tagen. Kaum Affentheater bei anderen Hunden und auch Katzen können rumlaufen und es interessiert ihn nicht. Hach!!! Er kann´s tatsächlich. Er muss nur wollen wollen ;-) .


Um den Hundeferrari streiten sich die beiden mitunter auch schon fast. Also darum, wer mitfahren darf... unglaublich... :-D



Samstag, 13. Juni 2015

Kunst: Ab in die Mitte! Ein Galerieableger auf Zeit

Es tut sich was in der Kunstszene hier. Neuruppiner Künstler gehen nach Berlin. Nicht, das hier nix los wäre – aber es gab ein wirklich tolles Angebot an unseren Galeristen für Gegenwartskunst und der hat sich dann wohl so gedacht: „Na ja, wir sind hier knapp ausserhalb des Speckgürtels und jetzt können wir mal so richtig ran an den Speck, mitten rein!“. Also genau dort, wo der Bär steppt, die Botschafter tanzen und die Quadriga in der Luft erstarrt ist (für die jüngeren Leser: das hat nichts mit einem youtube-Video zu tun, bei dem sich jemand mit einem Quad Stunts gemacht hat. Nur mal so nebenbei...). Finde ich voll gut. 



Aber was genau ist denn eigentlich passiert? Da sitzt der Galerist bei einem netten Glas Wein mit einem Kunstliebhaber aus Berlin zusammen, plauscht ein bisschen und dann sagt dieser Kunstliebhaber: „Ich hätte da in Berlin-Mitte ein Objekt, das leer steht. Bis es abgerissen wird, könnte man da doch eigentlich was drin ausstellen!“. Im Endeffekt also ein Projekt, das ich ähnlich schon in Wuppertal erlebt habe und sehr gut finde. Denn so haben die Eigentümer der Immobilien einen Blickfang der vielleicht Interessenten anlockt, Künstler einen Ort um sich zu präsentieren und Passanten sowohl etwas zu entdecken als auch einen schöneren Anblick als nur leere und verrammelte Schaufenster. 




Kurz darauf folgte dann eine Besichtigung und die Begeisterung unseres Galeristen. Ein Objekt wirklich mitten in der Stadt, Nähe Brandenburger Tor, dem Adlon und vielen Botschaften, von den Räumen her etwas schwierig, weil es eben nie als Galerie gedacht war – aber... Neuruppin hat ja nicht nur die Galerie für Gegenwartskunst zu bieten, sondern auch den Werkraum in der Bilderbogenpassage, fast vis a vis (gut, da braucht man wohl ausgeprägte Silberblicke um das vis a vis zu bezeichnen... aber egal, klingt jedenfalls gut!). 

 
Im Werkraum Uschi Jung war vorher die Fielmann-Filiale für einige Zeit untergebracht, als die an der Karl-Marx-Straße umgebaut haben. Kunst in problematischen Räumen? Kann sie. Also war dann schon mal klar, Uschi Jung wird beraten, mithelfen und dort auch einige Sachen ausstellen. Ihre phantastischen, oft riesigen Bilder haben dort viel Platz. Wenn ihr euch mit Werken von Uschi Jung beschäftigt, dann richtet euch drauf ein, das sie gerne ganz, ganz groß arbeitet – also auf mindestens einem vollen Quadratmeter Fläche – oder recht klein – in Postkartengröße. Wobei sie mittlerweile auch unter die Miniaturisten gegangen ist, als es darum ging, Werke für die Kunstautomaten zu schaffen. Ich mag Uschi sehr, sie gehört defintiv mit zu den rührigsten Künstlern in Neuruppin, hat viele tolle Ideen – und links oben hier, das Logo von Ruppi-Struppi, ist eine Gemeinschaftsarbeit von uns.

Der nächste Neuruppiner, der auch gerne mal großformatig arbeitet ist Jens Kanitz. Noch nie gehört? Kann sein, obwohl er eigentlich auch zu den eher rührigeren Leuten gehört. Aber alle Neuruppiner kennen mindestens eine Arbeit von ihm! Axis Mundi hat er die genannt; die Weltachse. Aber kaum jemand nennt sie so :-D, ihr kennt es eher unter „Weltenbaum“ oder „Kürbisbaum“ - es ist das Teil am Amtsgericht. Wenn ihr auf dem Gelände der Ruppiner Kliniken unterwegs wart, kennt ihr wahrscheinlich noch zwei Sachen von ihm, das sind Bronzeskulpturen. „Der Lauscher“ und „Die Luftgängerin“.

Dann gibt es noch eine Neuruppiner Künstlerin, die dort ausstellen wird und das ist Anke Gesell. Wobei ich zu Anke Gesell nicht so viel sagen kann, weil ich mit ihr nicht so viel zu tun habe. Aber man bekommt einen guten Überblick über das, was sie macht auf ihrer Homepage und ich kann euch auch so viel verraten: Sie malt auch sauschöne Hirsche. Aktuell ist sie auch mit einigen Werken im Werkraum Uschi Jung vertreten.

Ich finde es toll, das die in Berlin ausstellen, denn hier in der Galerie werden keine Arbeiten lokaler oder regionalen Künstler präsentiert. Das ist vom Konzept her grundsätzlich nicht vorgesehen – und auch voll in Ordnung, denn dafür gibt es unter anderem die Galerie am Bollwerk und aktuell ist im Werkraum auch eine Gemeinschaftsausstellung regionaler Künstler. Damit aber auch ein überregionaler und internationaler Flair im „Kunstraum auf Zeit“ ist, gibt es natürlich auch noch Werke von anderen Künstlern: 



Marion Menzel
hatte schon eine Ausstellung im Kunstraum Neuruppin, sie macht z. B. Kunst aus Tee. Klingt schräg, ist gewöhnungsbedüftig und nicht jedermanns Sache – aber es ist eine Kunstform. Dann wird etwas von Günter Grass vertreten sein, dessen Werke letztens noch im Kunstraum Neuruppin zu sehen waren und Holger Bunk, von dem ebenfalls ab und an etwas im Kunstraum ausgestellt wird und der in Reykjavik sogar einen Hund an eine Wand gemalt hat :-D. Dann wird es Werke von Mayumi Okabayashi geben. Allein der Name weckt doch schon Assoziationen zu "boah, lecker!" - und  schon deshalb habe ich Lust bekommen, auf ihre Homepage zu schauen und für mich festzustellen: Mag ich!

Alles in allem ist es eine bunte Mischung und sicherlich ist für jeden der die Ausstellung besucht, etwas dabei, was ihm gefällt – ob er nun großes Kunstverständnis hat und mit vielen Fremdwörtern davon um sich werfen kann oder nicht. Ich habe euch alle Homepages verlinkt und möchte euch vorwarnen – erwartet nicht immer eine professionelle HP bei der darüber nachgedacht wurde, wie lesbar letztlich Texte sind. Manche Homepagegestaltung ist anstrengender zu verarbeiten als die Werke der Künstler, die darauf vorgestellt werden.

Ab und an werden im „Kunstraum auf Zeit“ auch Veranstaltungen mit Leuten aus Neuruppin- stattfinden, die erzählen wie es sich in Neuruppin lebt und arbeitet – denn auch das ist Ziel der Ausstellung: Leuten Lust zu machen, Neuruppin zu entdecken, das sich ja nun wahrlich nicht verstecken muss und dessen Leben immer vielfältiger und bunter wird.

Wer sich die Ausstellung in Berlin gerne anschauen möchte, der findet sie in der Nähe vom Brandenburger Tor und dem Hotel Adlon in der Wilhelmstraße 57 – 58. Die Eröffnung ist am 19. Juni um 20 Uhr und insgesamt wird der „Kunstraum auf Zeit“ wohl bis September dort zu Gast sein. Weil alles in relativ kurzer Zeit auf die Beine gestellt wurde, schaut für Öffnungszeiten in Berlin doch bitte auf die Seite vom Neuruppiner Kunstraum, ruft an:
03391-6598225 oder mailt: info@kunstraum-neuruppin.de

Toll. Ich freue mich! 




Nachträge:

Teil 1 des Eröffnungsberichtes
 


Teil 2 des Eröffnungsberichtes
 










Donnerstag, 4. Juni 2015

Politik: Notizen aus der Ratssitzung Juni 2015

Montag war Ratssitzung, die hier im Osten ja "Stadtverordnetenversammlung" heißt. Viele Sachen, die dort beschlossen worden sind, sind vorher schon durch die verschiedenen Ausschüsse gewandert und dort besprochen und "vorabgestimmt" worden und wo es Vorschläge zum Ändern gab, sind diese Vorschläge dann vorgestellt, besprochen und auch abgestimmt worden. 

Das ist Demokratie. Demokratie klingt zwar eigentlich ganz einfach, aber manchmal ist die ganz schön langwierig und kompliziert. Und eines finde ich immer wieder spannend - es gibt viele Stadtverordnete, die fast nur sagen: "Ich finde", manchmal sagen sie auch "Wir finden" und meinen damit ihre Fraktion - also alle, die von ihrer Partei oder Wählergruppe in der Stadtverordnetenversammlung sind. Es gibt genau EINE Person, bei der ich weiß, das sie tatsächlich JEDES MAL die Anliegen von Bürgern einbringt. Und das ist Frau Funke. Respekt! Jedes Mal hat sie eine mehr oder minder lange Liste mit all den Fragen und Sorgen, die ihr zugetragen worden sind und trägt diese vor. Da fehlen alten Leuten Bänke an Bushaltestellen - oder sie sind kaputt, es geht um Blumenkübel etc. - und oft viele Dinge, die für die Mehrheit wahrscheinlich Kleinigkeiten sind, die als zu unwichtig angesehen werden um sich dafür einzusetzen. Für andere Menschen sind diese Kleinigkeiten aber sehr wichtig und ein Stück Lebensqualität. Deshalb mal ein Dankeschön gen Frau Funke, das sie wirklich jedes Mal sehr deutlich zeigt, das sie sich für die Bürger einsetzt und weiß, wo es in der Stadt mitunter an einfachsten Dingen hakt. 

Unter anderem wurden die Springbrunnen in der Stadt angesprochen - derzeit sind beide Springbrunnen (Schulplatz/Rosengarten) kaputt aber die Reparatur ist in Auftrag gegeben. Dauert halt etwas. 

Dann wurde bemängelt, dass der Spielplatz in Karwe so hohes Gras hat und auf die Gefahr durch Zecken hingewiesen. Auf den Dörfern wird zum Teil in Privatinitiative gemäht - bzw. gibt es schon einige "Pflegeverträge", die mit Dorfbewohnern ausgehandelt werden, die dafür sorgen, das auf den öffentlichen Grünflächen das Gras dort gemäht wird. Dafür wird auch Geld bezahlt, was ich auch richtig finde, aber es ist halt günstiger als wenn der Bauhof das macht, dem ja die Mittel auch ziemlich zusammengestrichen worden sind.  Wer einen sinnvollen Schutz vor Zecken haben möchte, sollte sich mal mit dem Mittel "Nobite"   (und Video) befassen.

Was gab es noch auf der Sitzung? Herr Kolar hatte seinen 70. Geburtstag und hat schon vorher geäußert, was er sich wünscht. Und zwar hat die Stadt sehr viele Spielplätze - und nicht mehr alle werden genutzt. Manche Geräte auf solchen Spielplätzen sind aber noch gut erhalten. Herr Kolar hat sich also überlegt, das es richtig toll wäre, wenn das Übergangswohnheim in Treskow für die ganzen Kinder dort einen Spielplatz mit den Geräten bekommt. Da es aber Geld kostet, die Geräte "umzusiedeln" und die Stadt das Geld selbst nicht aufbringen kann, war sein Geburtstagswunsch, dafür Geld zu sammeln. Tolle Idee und ein schönes bürgerschaftliches Engagement für eine Willkommenskultur! Bislang sind etwas über 1500 Euro zusammen gekommen. Für die Spenden hat ESTA Ruppin e. V. ihr Konto zur Verfügung gestellt, also können auch Spendenquittungen ausgestellt werden. Wer sich beteiligen möchte: 

ESTA Ruppin e. V.
IBAN: DE43 160502021760002115

Kennwort „70. Geburtstag“ 

Dann hat Nico P., der gerne den Skaterplatz nutzt, gefragt, wo die Skater fahren sollen, wenn für den Kreisel, der jetzt dort an der Fehrbelliner Straße gebaut werden soll, der alte Platz abgerissen wird. Er hat den Vorschlag gemacht, einige Geräte am Westbahnhof aufzubauen, da wäre Platz. Was ich ziemlich gut finde ist das Engagement von den Skatern, es waren nämlich schon mal welche in einer Sitzung und haben gefragt, was eigentlich ist, wenn der Platz weg kommt. 
Also, erst einmal kommen dort die Hindernisse alle weg, die zum Teil sowieso in einem so schlechten Zustand sind, dass sie nicht mehr benutzt werden dürfen, weil die Unfallgefahr zu hoch ist.  Im Rahmen der ganzen Kreiselgeschichte gehören neue Geräte für einen Skaterplatz zur Ausscheibung des Landesbetriebes für Straßenbau - und bei den alten Geräten muss auch geschaut werden, was davon überhaupt noch verwendet werden kann. In Zusammenarbeit mit hiesigen Skatern wird dann überlegt, welche Geräte überhaupt sinnvoll wären - denn auf dem alten Platz sind auch Sachen, die kaum zu nutzen sind. Nicht, weil sie kaputt wären - sondern weil der Konstrukteur wahrscheinlich keine Ahnung hatte, was real von einem Skater machbar ist. 

Wer die überaus sinnige Aufstellung einer Skaterrampe sehen möchte, die wirklich unter die Kategorie "rausgeworfenes Geld" fällt, soll mal auf den Spielplatz an der Prinzenpforte gehen. Gut gemeint und voll daneben. 

Was gab es noch? Die neue Stadtordnung ist mit einigen Änderungen beschlossen worden. Für Hundebesitzer hat sie in sofern Auswirkungen, als das jetzt die Mitarbeiter vom Ordnungsamt einen Hundebesitzer auffordern können, nachzuweisen, das er "geeignetes Material zur Entsorgung von Hundekot" dabei hat und das in ausreichender Menge. Ausreichend ist die Menge dann, wenn der Hund auf der Rücktour quasie vor die Haustür kacken würde und man immer noch eine Tüte hätte um das wegzuräumen.

Aus Alt-Ruppin wurde bemängelt, dass die dortige Gartensparte zwar über 800 Meter hinter dem Ortsschild liegen würde und damit ausserhalb der Ortschaft wäre, aber die Steuern wären für eine solche Sparte im Bereich "Innerorts" berechnet worden. Die Pächter/Eigentümer dort finden das nicht richtig und haben deshalb nachgefragt. Die Begründung wäre, dass die Entfernung nach Luftlinie und nicht nach tatsächlichem Weg berechnet wird. 
Es wurde dann gefragt, wo die Landebahn wäre, wenn die Berechnung nach Luftlinie ist. 

Die Bewohner der Datschensiedlung Molchowsee haben bemängelt, das ihre Ferienhäuser in einer der letzten Sitzungen als Paläste bezeichnet worden sind. Die Siedlung ist vor rund 40 Jahren aufgrund der mangelnden Reisemöglichkeiten in der DDR entstanden. Die Infrastruktur wurde von den Eigentümern der Datschen auch selbst hergestellt - und nach wie vor haben viele dieser Häuser immer noch den DDR-Standart. Weil die Eigentümer so wenig Rente bekommen, das sie sich eine Modernisierung nicht leisten können - genau so wenig wie einen Urlaub anderswo. Dann davon zu sprechen, sie hätten "Paläste" und aufgrund dessen könnten sie ruhig mehr zur Kasse gebeten werden, empfinden viele von ihnen als Schlag ins Gesicht. 

Ich sehe es zweigeteilt. Ja, auf der einen Seite gibt es dort noch alte Gebäude mit einfachstem Standart. Eben auch, weil sie die Eigentümer die Modernisierung nicht leisten können. DA kann ich auch verstehen, das man sich als Ost-Rentner mit einer minimalen Rente irgendwie auf den Schlips getreten fühlt, wenn da plötzlich so ein Spruch kommt. Nicht jeder hatte nach der Wende das Glück einen gut bezahlten Job zu behalten / zu bekommen und viele sind nun einmal hinten über gefallen und fühlen sich nach wie vor oft unverstanden und hintergangen. Kann ich durchaus verstehen.  
Auf der anderen Seite stehen dort aber auch diverse Häuser, die einen doch sehr modernen Standart haben - und davon wird es sicherlich auch in den nächsten 10 Jahren immer mehr geben. Wenn die alten Datschen neue Besitzer bekommen und diese aus besser situierten Leuten bestehen, die am Wochenende aus der Großstadt raus wollen um schön und idyllisch in der Natur zu leben.

Ich bewundere Leute, die jederzeit genau wissen, wie sie etwas so ausdrücken können, dass es zu keinen Mißverständnissen kommt. Ehrlich. Ich kann das nicht. Deshalb schreibe ich gerne. Denn da kann ich vorher dreimal (oder manchmal auch dreißig Mal) vorher überlegen, wie ich etwas schreibe - und selbst dann gibt es immer noch mal Leute, die etwas mißverstehen.