Donnerstag, 1. Dezember 2016

Bikejöring - oder doch nur Gassifahren?






Einstellrad der Kamera verdreht... Blick auf Poggenwerder

Es gibt ja Leute, die der Auffassung sind, das Bikejöring nur dann „echt“ ist, wenn man es in Wettkampfmanier betreibt. Also Hund ins Auto, Rad ans Auto, in die Pampa fahren, Hund aus dem Auto, Rad vom Auto, beides verbinden und dann ein paar Kilometer mit vollem Tempo heizen – fertig. Alles andere wäre „Gassifahren“ und wer mit seinem Hund nicht volles Tempo durch die Gegend heizt oder gar Spaß an der Sache hat, der ist nur zu faul zum trainieren. Ah ja. Wie gut, das ich einfach nur zu faul zum trainieren bin und mein Hund offensichtlich in den Augen einiger, zum Glück weniger, Bikejörer ein lauffaulen Aas ist. Weil der ja nicht kilometerweit rennt wie bekloppt.

In Kanada, so habe ich mittlerweile mitbekommen, gibt es Schlittenhundezüchter, die auch hundert und mehr Hunde an Pflöcken und kurzen Ketten im Matsch halten. Tagelang. Kaum Futter, keine Beschäftigung, sie liegen in ihrem eigenen Dreck. Wer von den Hunden nicht rennen will, wird erschossen. Weil er ja nichts taugt und kein Geld bringt. Allein in den letzten Jahren sind beim Iditarod-Rennen 140 Hunde umgekommen oder mussten getötet werden. Solche Rennen sind eigentlich ja die Vorbilder für Zughundesport – und alles um den Veranstalter und auch das Land achtet darauf, dass es positiv in den Medien erscheint. Immerhin bringt es viel Geld ein und weltweite Aufmerksamkeit. Teilnehmer an solchen Rennen sind so etwas wie „die letzten Helden der Welt“. Wer möchte da schon wissen, wie die Kehrseite von Ruhm, Reichtum und Ehre aussieht? Das es viele Hunde gibt, die nun einmal auch mit viel Training NICHT die 10 Tage durchhalten und jeden Tag über 100 km laufen? 



Ein Teil der Tour als Karte und das Höhenprofil


Nun ja, also war ich dann mal wieder „Gassifahren“. Wobei es tatsächlich problematisch wurde, weil Joey irgendwann aus eine Pfütze gesoffen hat und ihm das in dem Fall nicht bekommen ist. Zum Glück waren wir schon wieder auf dem Rückweg. Wir haben also tatsächlich heute lange Zeit ein sehr, sehr langsames Tempo gehabt, eine längere Pause gemacht und viele kurze. Da ich ja vorgestern einen Weg ausprobiert habe, den ich sonst nur mal 100 Meter weit reingefahren bin, weil wir zu dem Zeitpunkt noch nicht so weite Strecken hatten, war ich heute dann wieder in Richtung Kuhburgsberg unterwegs. Im Gewerbegebiet auf dem alten Flugplatz hat sich eine neue Firma angesiedelt, die Hallen baut und ein Stückchen weiter beim „Schrottotto“ haben wir Bekanntschaft mit dessen Wachhund gemacht, der in Joey einen willkommenen Grund hatte, sich aufzuregen. Wenn man neben dem Partyhangar dann den Feldweg nimmt und sich rechts hält, kommt man beim ehemaligen Tierasyl heraus, quer dann die Straße und nimmt den Forstweg, der parallel zur Straße läuft. Gut, der ist – wie viele andere Wege im Moment auch – von Wildschwein und Co ziemlich aufgewühlt, aber noch befahrbar. 



Der ehemalige Schießstand oder was auch immer das mal war


Zwei Ecken weiter war dann das Gelände der ehemaligen Schießanlage und irgendwie hörte ein Weg auf, ein Trampelpfad fing an und... na ja, ein bisschen Abenteuer fing an, bis wir wieder einen regulären Weg unter Pfoten und Rädern hatten und dann in einem großen Bogen letztlich die Siedlung am Molchowsee erreicht haben und Richtung Schleuse gefahren sind. Da wurde es für Joey dann ganz spannend, denn es war ein Boot in der Schleuse. Ein Fischerboot mit Namen „Stör“ und das Interessante für Joey war der Hund, der vorne am Bug stand und alles beobachtet hat. Ein Hund vorne auf einem Boot! Das war ja was für ihn und gebannt hat er sich hingesetzt und erst einmal geschaut, wie die in der Schleuse verschwinden. Eigentlich hätte er auch gerne noch geguckt, wie die aus der Schleuse wieder rauskommen, aber das wollte ich dann nicht. Zurück ging es dann Richtung Alt Ruppin und über den Uferwanderweg. Wieder zu Hause hatten wir dann 15 km auf der App.


Wie so voll die Gassifahrer...







Sonntag, 13. November 2016

Aus der Fahrradwerkstatt

Hat so nix mit dem Text zu tun - Joey auf für ihn unangenehmen Untergrund.

Ui, einige Rückmeldungen besagen, das der Weg auf der anderen Uferseite, über den ich beim letzten Mal berichtet habe, tatsächlich auch von anderen als sehr schön und urig empfunden wird. Das freut mich!

Tja, was gibt es sonst? Mein MTB war in der Werkstatt. Das war ziemlich interessant, weil ich es ja erst ein paar Monate als Gebraucht-Rad habe – das ich hier von einem Fahrradladen gekauft habe und wo ich dachte, das ist halt soweit in Ordnung. Eigentlich ging es mir nur um einen Speichenbruch. Der sollte eigentlich da behoben werden, wo ich das Rad her habe. Nur... „jaaa, das mache ich dann irgendwann im Winter, im Moment habe ich dafür keine Zeit!“ - hä? Ok, da ich vorher mit anhören durfte, wie über Frauen abgelästert wurde – na ja, das brauche ich halt auch nicht.

Nun denn, auf dem Rückweg nach einer wirklich supertollen Tour durch Bechlin bin ich dann mit Joey an einer Fahrradwerkstatt vorbei gekommen und da einfach mal reinmarschiert mit Hund und Rad, weil ich dachte, ich brauche zumindest erst mal Luft auf den Reifen und dann könnte ich ja auch mal nach der Speiche fragen. Ich sage mal so... aus „die Speiche ist gebrochen, die müsste bitte zeitnah gewechselt werden...“ ist dann „oh, und die Feder hier hinten ist auf, und die Lager sind auch ausgeschlagen... und, und, und...“ geworden. Da habe ich echt nicht schlecht gestaunt. Ich meine, nach wie vor ist das Rockhopper ein Rad, das einfach hammergeil ist und eines, das ich mir nie hätte träumen lassen. Aber weil ich rund 20 Jahre lang kein MTB bzw. ATB mehr hatte, bin ich aus dem Metier halt ziemlich raus und habe ich dann beim Kauf ziemlich über den Tisch ziehen lassen. Aber – das ist ok so, ich habe daraus gelernt. Als ich zwei Tage später das Rad in der Werkstatt besucht habe, war es grad am „Marterpfahl“ und sah echt erbärmlich „nackig“ aus. Die Reperaturen wurden noch ein bisschen umfangreicher als erst gedacht. OK, aber letztlich ist ein gut funktionierendes Rad bei dem Sport den ich mache und wie ich den mache, ein großer Sicherheitsaspekt.

Kurz darauf war es fertig. Lager ausgetauscht, eine neue Feder mit anderem Winkel drin, Gangschaltung neu eingestellt, Steckbleche angebaut... alles in Ordnung. Dann habe ich Joey das Geschirr verpasst, ihn vors Rad gespannt und wollte mich draufschwingen. Äh... ja. „Huch, das ist gewachsen!“. Zweiter Anlauf – das Rad gefühlt 10 cm größer, die Feder nicht mehr weich wie Butter sondern ungefähr so weich wie Kiefernholz und das Hinterrad läuft durch die neuen Lager auch viel stabiler und sicherer. 



Gelernt habe ich, dass das vordere Steckblech (ist zwar aus Kunststoff, nennt sich aber Steckblech und ist ein Schutzblech, dass recht einfach an- und abmontiert werden kann) sich nicht so ganz mit der Zugleine verträgt und nach einiger Zeit aus der Verankerung gedreht wird. Na ja, ich wollte ja Steckbleche haben, weil jetzt die matschige Zeit kommt und so ganz ohne Schutzblech sehe ich halt dann auch mal von unten bis oben ziemlich gesprenkelt aus. Aber ich bin sicher, es gibt fast nichts, was sich nicht fixieren lässt. Weil es hier ja viele "Urban-Radfahrer" gibt, möchte ich euch ein recht aktuelles Video zum Thema Zughundesport nicht vorenthalten, das so wundervoll zum Thema "gesprenkelt" passt: Die Dryland-Meisterschaften in Frankreich! (klick mich, ich bin ein Link)  :-D . Leider, leider nur für Facebook-Nutzer, weil das Video nur dort zu finden ist. Denen aber viel, viel Spaß!

So ein wundervoll generalüberholtes Rad macht dann ja auch Lust, ein bisschen mehr auszuprobieren und das habe ich dann vor ein paar Tagen getan. Ich war mit Joey im Gutspark und wir sind dann noch den „Schneckenhügel“ rauf und ich hatte überlegt, ob ich den quer wieder runter fahren. Das habe ich auch gemacht, aber zum Lernen erst einmal ohne Hund. Der hat in der Zeit sein Echo aus dem Wald nebenan verbellt. Das Hügel herunterfahren hat sogar richtig Spaß gemacht, ich habe mir einige Trainingsvideos angesehen und mich bemüht, mich daran zu halten. 



jaaaa... so in etwa.


Dazu ein Schwank aus meinem Leben: Also ganz früher mal, als in Deutschland die MTB´s aufgekommen sind, hatte ich einen Freund, der für den ADFC die Karten gemacht und ab und an auch mal Bücher für das BIKE-Magazin rezensiert hat. Damals hatte ich mir von ihm mal das brandneue allersterste MTB-Buch ausgeliehen. Ich hatte ein ziemlich gutes ATB (All-Terrain-Bike, heute würde man dazu wahrscheinlich eher Cross-Bike sagen) und war von dem Buch hellauf begeistert. Nun ja, auf dem Weg zur Blindow-Schule gab es einen netten kleinen Absatz und ich so: "Boah, den springe ich jetzt rauf, wie war das noch mal? Gasgeben und dann die Bremse ziehen!". Gedacht, gemacht - und mit einem absolut filmreifen Überschlag habe ich MITTEN IM RAHMEN gesessen. :-D

Vielen, vielen Dank an Juhler-Bikes! Tolle Arbeit, ich bin echt happy!



Montag, 31. Oktober 2016

Bikejöring: Wuthenow - Gnewikow auf dem E10



Oh... schon so lange nichts mehr geschrieben. Na dann!


Die „Saison“ für den Zughundesport mit etwas mehr Tempo hat ja mit Erreichen der kühleren Temperaturen angefangen. Hurraaaa. Man merkt deutlich, wieviel mehr Spaß der Hund hat und wieviel weniger Pausen wir (meistens) brauchen. Von der längsten Distanz her haben wir uns so bei Pi-mal-Daumen 20 Kilometern eingependelt. Also im Moment. 


Gemeinschaftsanleger "Alte Schaar" Gnewikow


Erinnert ihr euch noch an unseren „Fahrradurlaub“? Wo ich mit Nick, zwei Hunden und Fahrradanhänger den E10 bei Wuthenow...? Also vor ein paar Wochen habe ich mich zu einer Hunderunde aufs Rad gesetzt und bin nach Wuthenow gefahren, alles unter der Prämisse: „Mal gucken, was da so kommt und wie weit wir kommen“. Wir sind am Friedhof dort vorbeigefahren, den Weg kannte ich so noch nicht – und siehe da, der Hochspannungsmast, an dem es zum Wanderweg am Wasser heruntergeht! Tja... und dann bin ich den Weg mit Joey auf dem MTB gefahren. Also meistens gefahren, die ganz krassen Steigungen und Abfahrten oder tiefere Stufen habe ich dann lieber geschoben. 




Aber es ist der Hammer gewesen! Soooo unglaublich toll – ich bin total begeistert. Etwas überrascht war ich, das ein größeres Stück vom Weg tatsächlich gefegt worden ist. Mitten im Nichts. Da, wo Nick und ich dann im Sommer abgebogen sind, war recht schnell erreicht und erst dachte ich dann: „Boah, gerade als der Weg gut wird, haben wir aufgegeben!“. Bis zu dem Punkt, wo ein gutes Stück vom Weg, der ein paar Meter über dem Wasser lang führt, abgebrochen ist und er sich zu einem ganz schmalen Trampelpfad verengt hat. 


auf dem E10
Vor ein paar Jahren war ich mit jemandem in der Schweiz. Oben in Kandersteg. Wir sind oben in den Bergen in einem viel besuchten Touristengebiet einen schmalen Wanderweg gelaufen, ähnlich schmal wie auf dem E10 – nur eben hoch oben in den Alpen. Auf dem Rückweg führte ein kleiner Wasserlauf über den Wanderpfad, daneben ging es steil bergab in einen See. Ich habe mich lange nicht getraut, da rüber zu laufen und alle wurden ein bisschen stinkig, weil ich so ängstlich war. Und nun fahre ich den E10 mit dem MTB und Hund davor und an einer Abbruchkante vorbei... die war nicht groß, aber vor einigen Jahren hätte ich wohl jeden für bescheuert erklärt, der gesagt hätte: „Da fahr mal lang und mit Hund vor dem Rad!“. 


Beim "Knick"
Kurz danach waren wir an dem „Knick“, wo der See etwa 90 Grad abbiegt. Durch die ganzen Bäume am Hang sieht man das Wasser nur ein bisschen durchschimmern – aber toll war es trotzdem – und dann kam ein umgestürzter Baum. Eine dicke Eiche, aber das MTB ist so leicht, das ich es dort problemlos rüberheben konnte. Weiter ging es auf dem schmalen Pfad, mal nach oben, mal nach unten, um Ecken, an Schrägen entlang. Dann wechselte ein Rehbock über den Weg – das war ja was für Joey! Der wäre am liebsten hinterher, konnte aber wegen der Leine zum Glück nicht. Es hat ein bisschen gedauert, bis er sich wieder halbwegs berappelt hat von der Aufregung und dann mit frischem Schwung vorwärts gesprintet ist. Ein paar Meter, bis zur nächsten Ecke, wo ich ihn abbremsen musste. 





Bei Gnewikow haben wir einen schönen Rastplatz gleich an einer kleinen Holzbrücke gefunden und beim Jugenddorf angekommen, haben wir dann für den Tag das Abenteuer auf dem E10 beendet und sind über die Landstraße zurück, auf der uns dann irgendwann ein einsames, schwarzes Auto entgegenkam. Just noch überlegt „Denn kennst du doch...“ und dann winkte und hupte es auch schon. Ich glaube, unser Bürgermeister hat in dem Moment gedacht: „Egal wo man ist, die sieht man irgendwie überall!“. 


Direkt auf der Straße... ließ sich leider nicht verhindern.

Zu Hause wieder angekommen, hatten wir dann rund 18 Kilometer auf der App und waren etwa 2 ½ Stunden unterwegs. Da ich ja nicht nur gerne längere Strecken fahre, sondern auch ein Faible für eher so abenteuerlichere Strecken habe, ist der E10 auf dem Abschnitt natürlich für mich eine meiner Lieblingsstrecken überhaupt. Das, was ich noch nicht fahren kann, werde ich versuchen, fahren zu lernen, denn letztlich habe ich ja auch das Rad dazu.

Donnerstag, 8. September 2016

Strecken suchen & finden - "Lass und mal gucken, wo der Weg langgeht..."

Letzten Sonntag wollte ich mit Joey dann endlich mal wieder eine MTB-Tour machen. Eigentlich von Walsleben aus. Aber Walsleben und Sonntags nachmittags ist etwas, was sich bei der Bahn irgendwie nicht so gut verträgt. Nicht schlimm, also bin ich mit Joey von Neuruppin aus Richtung Kränzlin gefahren - und wie gehabt, selbst als er vorne bei der Kränzliner Siedlung auf dem gemähten Grünstreifen hätte laufen können - nein, Asphalt sollte es sein.



Kurz vor dem Ort ist eine Kurve ist und auf der anderen Seite ein Schotterweg. Wenn die Aussicht ist, ansonsten auf Asphalt zu laufen, ist es doch bestimmt interessanter zu gucken, wo der Schotterweg hinführt.

Na ja und dazu kam halt, dass wir voll in Richtung "dunkler Himmel" gefahren wären und der Weg war quasi quer dazu. Während einer kleinen Pause, bei der Joey Wasser aus einer Tüte schlabbern konnte, habe ich dann die Komoot-App gestartet um zu gucken, was die über den Weg so sagt. Die sagte so etwas wie "das ist die Zufahrt zu einigen Windkraftanlagen!". Ah ja. Aber vielleicht geht der ja noch weiter??? Also weiter. Nein, der Weg endete für sich tatsächlich an so einer Windkraftanlage mitten in einem Acker. Also wieder umdrehen - und... Moment... da am Rand von Acker zu Gebüsch, da ist doch etwas!

Ja, da war etwas. 20 Meter weiter führte ein Feldweg wie Zauberei aus dem recht frisch bearbeiteten Acker. Also ganz am Rand gehalten und die 20 Meter das Rad geschoben um zu dem Weg zu kommen. Der führte uns dann an Bahngleisen ein Stück entlang bis zu einem anderen Weg der über die Bahngleise ging und auf der anderen Seite eine Unterführung unter der Autobahn erkennen lies. Sah ja toll aus, der Weg vom Untergrund her sowieso... also los.

Die Unterführung wird zum Viehtrieb verwendet, rundherum ist Weideland und entsprechend war er mit Elektrolitze abgezäunt und wir mussten über am Boden liegende Zaunlitze. Ich habe geschaut, ob die irgendwie mit dem E-Zaun verbunden war, sah nicht so aus, also drüber und gehofft, die ist tatsächlich ohne Strom.



Da der dunkler werdende Himmel darauf hinwies, das es über kurz oder lang regnen würde, haben wir uns dann neben der Autobahn auf den Weg zurück "gen Zivilisation" gemacht. Ich wollte schon immer mal wissen, ob man da lang kommt und wenn ja, wie. Nun weiß ich es und weil es vor uns eine frische Zweiradspur gab, scheinen wir nicht die Einzigen gewesen zu sein, die den Weg nutzen. Nur das wir halt noch nicht genau wussten, wo wir eigentlich landen.

Auf einem langen Stück Grasweg, der wirklich schön zu fahren war, hat Joey dann beschlossen, durchzugaloppieren. Das war absolut klasse und voll der Hammer! Zwei Kurven weiter ging es dann auf den "Weinberg" und da fing Joey an zu schwächeln. Genau in dem Moment kam der erste Blitz runter und es fing an zu tröpfeln. Fand ich nicht so ganz lustig mit dem Blitz... Joey auch nicht, der wollte eigentlich dann quer über den Acker, zur nächsten Versteckmöglichkeit. Durfte er aber nicht. Also hat er sich zusammengerissen und ist die letzten paar hundert Meter noch sehr zügig gelaufen.

Gelandet sind wir dann in Bechlin an der Kirche. Joey hätte sich gerne an die Mauer gedrückt, aber ich fand das doof, schließlich gibt es da ein Buswartehäuschen. Fand er dann auch besser, vor allem weil er sich da unter die Bank quetschen konnte. Ich habe seine Leine vom Rad gelöst und dann fing es auch so richtig heftig an zu schütten und zu gewittern. Nick und ich haben letztens Jahr einige Sacki-Videos  (klick mich, ich bin ein Link & Danke an Sacki für die ganze Arbeit!) zum Thema Waldlaufen geschaut und darunter war dann auch eines "Verhalten bei Gewitter". Ich dachte, wenn das Rad im Wartehäuschen vor uns steht, erhöht sich bei diesem Gewitter unweigerlich die Chance, gegrillt zu werden. Also ein Stück weiter an die Litfasssäule gelehnt und dann saßen Joey und ich fast eine Stunde lang in dem Bushäuschen fest. Meine Fresse, das hat ja gar nicht mehr aufgehört zu grollen, grummeln und donnern! Nach und nach lief dann das Wasser auch ins Buswartehäuschen und Joey lag im Nassen. War ihm egal. Der hat sich so klein gemacht, wie er nur konnte.



Als ich da so festgesessen habe, habe ich darüber nachgedacht, wie das wohl ist, wenn man durch einen Blitz gegrillt wird. Ich habe Nick angerufen, der soll sich keine Sorgen machen und dann kam irgendwann eine Nachricht von meiner Tochter, ob bei uns auch so ein scheiß Wetter wäre und die andere Tochter und mein Mann haben sich eingeklinkt (wir haben einen familiären Gruppenchat dank meiner ältesten Tochter) und so war es ein netter Zeitvertreib. Aber komisch, das in ganz Deutschland so ein scheiß Wetter zu sein schien.

Ich schätze, ich habe später über eine viertel Stunde gebraucht, um Joey zu motivieren, unter der Bank wieder hervorzukommen und das wir weiter fahren - zwar im Regen, aber weiter und nach Hause. Da angekommen klappt es dann meistens ganz reibungslos in solchen Fällen - Junior kümmert sich um den Hund, nimmt ihm das Geschirr ab und rubbelt ihn mit den Hundehandtüchern trocken und ich kann sofort unter die heiße Dusche verschwinden und mich aufwärmen.

Die große Überraschung kam dann aber nach dem Abendessen - es klingelte an der Türe und meine Tochter war da. Einfach so. "Mal eben zu Mama fahren". Wobei "Mal eben" in dem Fall 360 km einfache Strecke sind. Das war total schön!  Auch wenn sie dann meinte, so gegen halb vier müsste sie wieder losfahren um morgens rechtzeitig auf der Arbeit zu sein. Egal. Die Überraschung ist jedenfalls sehr, sehr gelungen. Ich dachte, ich sehe die erst Weihnachten wieder.

Whow, wenn ich merke, das ich irgendwie doch verdammt viel richtig gemacht habe, was meine Kinder anbelangt...



Dienstag, 6. September 2016

Spatzenparty im Sandkasten

Wir waren mal wieder im Gutspark unterwegs. Da stehen jetzt an so ziemlich allen Zugängen Schilder, das es Privatgelände ist und Hunde angeleint werden müssen.



Eigentlich schade, denn sonst war der Gutspark einer der wenigen Orte, wo man den Hund noch frei laufen lassen konnte. Aber ich kann auch verstehen, das die Betreiber von Lebensräume irgendwann schlichtweg die Schnauze voll haben von manchen Hundehaltern, die meinen, sie und ihr Hund hätten Narrenfreiheit. Immerhin ist der Gutshof ein landwirtschaftlicher Betrieb und der Gutspark selbst ein Bereich mit hohem Wildaufkommen. Da sind Konflikte zwischen "der ist dann für eine ganze Zeit verschwunden und beschäftigt", "der tut nix, der will nur mit den Tieren spielen" und durch Hundekot verseuchtem Futter vorprogrammiert. Kein Landwirt möchte sich von Menschen, die er freiwillig sein Gelände nutzen lässt, vorschreiben lassen, wie er zu wirtschaften hat, damit sie es möglichst nah, möglichst billig und möglichst bequem haben, ihren Vierbeiner laufen zu lassen, während er auf den etwaigen Schäden dadurch sitzen bleibt.


Joey als Zughund war also gut ausgelastet und hat sich gefreut, mal wieder im Gutspark zu sein. Im Moment hat das Hofcafe auch noch geöffnet und so gab es dort dann einen ziemlich starken Kaffee und ein nettes Gespräch. Hätte Joey gedurft, hätte er die Zwerghühner aufgemischt, aber er durfte nicht. Wahrscheinlich hat er gedacht: "Scheiß Leine" oder so, keine Ahnung. 



Gegenüber dem Zwergühnergehege befindet sich dort ein Sandkasten für Kinder. Allerdings war der an dem Tag abgedeckt und in den Ecken hatte sich das Regenwasser gesammelt. Wie ihr auf den Fotos seht: Was für ein Fest für die Spatzen! 



Donnerstag, 1. September 2016

Strecken - gesucht, geplant und gefunden


„Hey, wie findest du deine Touren?“ bin ich letzte Woche in einem Kommentar gefragt worden. Es scheint noch (mindestens) einen Zughundesportler hier zu geben und er hat – eigentlich genau wie ich – das Problem mit „pfotenfreundlichen Untergründen“. 




auch so ein "Versuch und Irrtum"-Weg.
Wenn man sich mal durch die Hundeliteratur liest und durch manche Foren, dann wird immer wieder gesagt, wie unglaublich wichtig es doch ist, das Hunde nicht auf Asphalt oder Pflaster laufen, das wäre für ihre Gelenke nicht gut.

Jain. Meine Erfahrung mit Joey und Farino zeigt, dass Hunde selbst wenn sie die Wahl haben zwischen dem, was Menschen „pfotenfreundlich“ und einem glatten aber harten Untergrund wählen können, oft lieber genau das gewählt wird, was Menschen so verteufeln. Gerade heute bei einer Tour über das Klinikgelände habe ich es wieder gesehen – wir sind über den Zebrastreifen an der Fehrbelliner Straße gelaufen und dann geht links ein Weg über die Grünanlage. Joey hatte auf diesem Stück die Wahl auf dem Weg zu laufen, dessen Belag aussieht wie ausgekotzter Eiersalat, auf dem gemähten Rasen – oder auf einem schmalen Streifen Ziegelsteine. Er hat über 70 % der Strecke dort ausgerechnet die ca. 15 cm breiten Ziegelsteine zum Laufen gewählt! Da piekst nichts in die Pfoten, es verirrt sich auch kein kleiner Stein zwischen die Pfotenballen und wenn sie lieber auf dem Asphalt eines viel frequentierten Weges laufen anstatt auf dem Gras daneben, dann mag es zwar nicht gelenkschonend wirken – aber oft ist es pfotenschonender. Denn was an Glas etc. vom Asphalt geschoben wird, landet meistens genau dort. 



Ich denke auch, dass es auch ein Unterschied ist, welchen Schwerpunkt man selbst eigentlich beim Bikejöring hat. Selbst wenn Pferd und Hund dann doch ganz unterschiedliche Pfoten- bzw. Hufgelenke haben – eines bleibt gleich: kein Kutscher würde sein Tier lange Zeit auf Asphalt gallopieren lassen – aber er hat kaum ein Problem damit, Kutschpferde mit Hufeisen einige Zeit locker über die Straßen traben zu lassen. Die Belastung der Gelenke steigt mit der Geschwindigkeit (womit wir eigentlich auch schon wieder bei kinetischer Energie wären, siehe letzten Beitrag...) und der Dauer/Distanz. Danach ist der Untergrund auszuwählen.

Strebe ich das Bikejöring auf Geschwindigkeit an, wäre es fatal, den Hund auf Asphalt auf Geschwindigkeit zu trainieren. Schon die Fußfolge macht klar, dass dabei enorme Kräfte auf die Gelenke einwirken, die ihren Dämpfung im Untergrund brauchen. Mittlerweile habe ich fast alle europäischen YouTube-Videos durch. Unterteilen kann man sie vor allem in Wettkampf / Wettkampftrainings-Videos und Freizeitsportler „just for fun“. Bikejöring-Wettkämpfe haben vordefinierte Streckenlängen und die sind unter 10 Kilometer. Ich glaube, die längste Strecke ist etwas unter 8 Kilometer, oft sind die Strecken zwischen 3 – 5 Kilometer. Das kann ein Hund mit viel Training durchgallopieren. Einer der Profihundesportler, Herr Obermair, erklärt in einem Video, er erreicht mit seinen Hunden zum Teil Geschwindigkeiten bis 50 km/h. Das halten Hunde nicht lange, aber sie können es je nach Strecke, Training und Gespannteam erreichen. Der hat einen Transporter, da sind die Hunde drin und die Fahrräder drauf. Das ist dann natürlich super, weil man mit dem Ding bis an Strecken heranfahren kann, die dann einen fast durchgehend pfotenfreundlichen Untergrund bieten.



Die Karte der Komoot-App, die ich z. B. auf dem Smartphone habe.

Viele „Just for fun“-Bikejörer haben das aber nicht. Die starten von zu Hause aus und dann sieht man auch in den Videos, wie sie auch lange Strecken über Asphalt oder Beton fahren, bis sie einen Feld-, Wald- oder Wiesenweg erreichen und dann die Hunde oft auch an Tempo zulegen. Für mich war das recht beruhigend. Denn es zeigt mir, ich bin mit meiner Problematik, nun einmal den Hund und das Rad nicht erst irgendwo in ein Auto zu packen um dann zum Wald zu fahren und dort alles wieder auszupacken und zu starten, nicht alleine. Da es mir nicht um höhere Geschwindigkeiten und Wettkämpfe geht, sondern eher um Spaß an der Sache und Joeys Auslastung, sind wir also eher so ein Distanzteam. Das also vorweg. 


Open Cycle Map
Wie finde ich aber nun meine Strecken? Ich mag Landkarten. Ich kann mich lange über eine Karte aus Papier beugen und mir die Wegeverläufe ansehen und überlegen, wie es da wohl dann in natura aussieht (das manche Dinge auf Karten besser aussehen als in natura gehört dann zum Lerneffekt dazu...). Wird die Planung einer Tour etwas konkreter, gucke ich mir die Strecke oft auch auf google-maps als Satellitenbild an. Das ist ebenfalls schon mal relativ hilfreich um einen ersten Eindruck zu bekommen, was mich da so erwartet. Aber viele Wege die mit Hund vor dem Rad recht gut zu fahren sind, entdecke ich eigentlich durch „Versuch und Irrtum“ (oder auch ausprobieren genannt) oder dadurch, dass mir jemand irgendwann mal den Weg gezeigt oder davon erzählt hat. Je länger ich Joey vor dem Rad habe, desto größer wird unser Radius und desto mehr Strecken stehen und letztlich zur Verfügung, die einen Mix aus hartem und weicherem Untergrund bieten. Die App „Komoot“ bietet auch die Möglichkeit, sich Strecken nach bevorzugtem Untergrund anzeigen zu lassen – und man bekommt viele – zum Teil gut bebilderte – Streckenvorschläge von anderen Nutzern in ganz verschiedenen Gegenden. 

Vorschläge von Komoot.de

Im direkten Stadtumfeld bieten sich als Streckenmix dann Touren durch den Gutspark und darum herum an. Toll fand ich auch die Tour von dort aus über Feldwege bis an den Fahrradweg vor Treskow. Das hat richtig viel Spaß gemacht, dort mit Hund und Rad langzufahren, war aber auch etwas anstrengend.


Ebenfalls oft bin ich an der Mesche unterwegs, kurz hinter dem Wendekreis fängt die erdige Schlaglochpiste an, die um das Kleingartengelände herumführt. An einer Kreuzung hinter dem Gelände hat man die Wahl ob man weiter stadtauswärts auf einem Betonplatten-Weg fährt, sich geradeaus auf die Frage einlässt, ob der Wiesenweg durch grasende Rinder blockiert ist oder man ihn bis in die Kränzliner Siedlung befahren kann – oder man biegt halt links ab um wieder auf der Mesche zu landen. Wenn nicht viel los ist, fahre ich auch Wege durch das Kleingartengelände, weil die zum Training einfach schön für die Hundepfoten sind. Aber gerade im Sommer ist dort eigentlich zu viel los und überall gehen Hunde die Zäune hoch. Fürs Training ist das doof. Ich zeige euch aber anhand des Gebietes verschiedene Karten zur Streckenplanung.



hier die Open street map (OSM) von dem Gebiet

Der Stadtpark und -wald bietet auch mehr als den Uferwanderweg und ist von der Innenstadt aus durch das Kleingartengelände dort gut zu erreichen und zum Teil einfach enorm abenteuerlich zu fahren (aber das macht ja auch einen Teil des Reizes aus...).

Auch eine wirklich tolle Strecke gibt es auf der anderen Seeseite, über den Seedamm und dann rechts den Uferweg bis zur Badestelle, hoch zur Straße und dort rechts halten bis zur Landstraße. Hier links bis zur Badestelle an der Lanke – und gegenüber in den Feldweg ein. Hinter der Eisenbahnbrücke wieder links halten und bis Nietwerder fahren. Dort wieder links, und dann hat man die Möglichkeit direkt hinter dem Ort rechts abzubiegen, muss einen Hof passieren – um auf einem Feldweg bis nach Gildenhall zu fahren, falls man nicht den Radwege nutzen möchte.

Jede Strecke ist letztlich ein Mix aus ganz verschiedenen Untergründen, die verschiedene Geschwindigkeiten ermöglichen (so der Hund das möchte) und mehr oder minder lang und schwer zu fahren sind. Aber Spaß machen sie eigentlich alle.


Hier das Satellitenbild von google maps aus dem Gebiet

Alle hier gezeigten Kartenausschnitte habe ich von Komoot rausgezogen. Wie ihr seht, sieht jede Karte etwas anders aus und ist schon fast eine Wissenschaft für sich. Mit etwas Übung bekommt man es aber gut hin, sich auf den Karten zurecht zu finden.

Was man auch sieht: auf dem Satellitenbild kann man zwar schon viel erkennen, aber es lässt sich noch weiter vergrößern. Dann sieht es so aus:




Und hier kann man dann ziemlich gut erkennen, was für Wege es sind und zum Teil auch, ob die überhaupt real befahrbar sind. Denn auf den Übersichtskarten sind mitunter Wege und auch Wegeverbindungen verzeichnet, die in der Realität so nicht unbedingt existieren. Oder einfach Privatwege von Bauernhöfen aus sind, die aber auf der Karte aussehen wie nutzbare Wanderwege.

Hierzu auch ein Beispiel aus dem Gebiet da oben:




Hier ist auf dem Satellitenbild ein Bahnübergang für Fußgänger zu sehen. Mitten im fast Nirgendwo gibt es also einen Weg für Fußgänger über die Bahn... interessant!





Hier ist der gleiche Kartenausschnitt auf der üblichen Komoot-Karte zu sehen. Aha, da ist tatsächlich ein Weg über die Bahn und bei den Bäumen!





Der Ausschnitt via Open Street Map etwas größer und für euch zur Orientierung oben die Markierung vom Bauernhof. Tatsache! Da geht ein Weg über die Bahnschienen und von hinten in die Kränzliner Siedlung! Boah! Sogar auf der Strecke zwischen Bahn und Goethestraße ein Wiesenweg!

Tja... nur das der nicht immer befahrbar ist, sondern auch mal abgesperrt ist, weil dort Rinder weiden. Sonst ist es ein netter und sehr pfotenfreundlicher Weg. Man darf sich halt nur nicht darauf verlassen, den tatsächlich jederzeit nutzen zu können.


Montag, 29. August 2016

Von der StVO, kinetischer Energie, Hundegeschirren und Transportboxen


Bei der Recherche für den Blogbericht zum „Front Range Harness“ habe ich dann noch den Hinweis entdeckt, dass einige Halter es als Autosicherheitsgeschirr benutzen. Das wollte ich eigentlich in den Bericht über das Geschirr packen, aber dann habe ich mich mal etwas mehr mit „was passiert eigentlich bei einer Vollbremsung mit einem unangeschnallten Hund?“ befasst. 

Bild: photopin /CCL, Auto & Hund

Habe ich mich in der Schule manchmal gefragt: „Boah, den Krempel brauchst du nie wieder im Leben!“ merke ich, wie oft mir mittlerweile solche Dinge wieder begegnen – und finde es meistens sogar sehr spannend. Bei der Recherche war dann die zweite Frage: „Welche Fliehkräfte treten eigentlich auf?“. Aber das Wort „Fliehkraft“ habe ich nirgends mehr gefunden – es ist die „kinetische Energie“ und gehört zur Alltagsphysik. Das ist, was ich am Bloggen für mich so toll finde: viele Dinge wieder zu entdecken und/oder neu zu lernen.

Lassen wir die Formel also weg und befassen und a) mit der Straßenverkehrsordnung, b) mit der kinetischen Energie und c) mit verschiedenen Geschirren. Denn bei einem Hund in einem Fahrzeug hat man mit alle dem zu tun. Eigentlich.

a) die Straßenverkehrsordnung (StVO)


Tiere die in einem Auto transportiert werden, fallen unter die Ladungssicherungspflicht. Viele Menschen denken, insbesondere, wenn sie viel irgendwelche Ramsch-TV-Sendungen mit Polizeiberichten gucken, Ladungssicherung betrifft fast nur LKW´s. Nein. Ladungssicherung betrifft auch PKW´s, Anhänger und so weiter und erstreckt sich nicht nur auf Bretter, Möbel und so tote Dinge, sondern auch auf Tiere. Und damit betrifft es Hundehalter, die ein Auto benutzen. Das „ach, ist mir voll egal“ wird einem Hundehalter spätestens dann nicht mehr egal sein, wenn er neben einem sachlichen Schreiben von der Bußgeldstelle mit einer Zahlungsaufforderung sieht, das sein Punktekonto ebenfalls bereichert wurde.

Laut der Seite Bussgeld-info.de sieht der aktuelle Bußgeldkatalog drei aufeinander aufbauende Tatbestände vor: das Tier ungesichtert im Auto zu haben kostet 35 Euro und bringt noch keinen Punkt. Hat man sein Tier ungesichert im Auto und es kommt zu einer Verkehrsgefährdung, kostet das 60 Euro und einen Punkt in Flensburg. Hat man sein Tier ungesichert im Auto und es kommt zu einer Sachbeschädigung, sind es 75 Euro Bußgeld und 1 Punkt in Flensburg.

Wohlgemerkt... bei den Tatbeständen „Gefährdung“ und „Sachbeschädigung“ ist es NUR das Bußgeld für den Tatbestand „ungesichertes Tier im Auto“. Meistens gibt es ja noch ein paar Sachen drumherum, die Bußgelder und Punkte insgesamt ansteigen lassen.

Hier mal der Gesetzestext zum Thema Ladungssicherung:

§ 22 Ladung

(1) Die Ladung einschließlich Geräte zur Ladungssicherung sowie Ladeeinrichtungen sind so zu verstauen und zu sichern, dass sie selbst bei Vollbremsung oder plötzlicher Ausweichbewegung nicht verrutschen, umfallen, hin- und herrollen, herabfallen oder vermeidbaren Lärm erzeugen können. Dabei sind die anerkannten Regeln der Technik zu beachten.

Damit wären wir auch gleich wieder bei dem „beliebten Thema“ „Tiere sind im Gesetz eine Sache!“, was immer wieder auftaucht – aber schon seit 1990 so nicht mehr stimmt. Denn ja, wenn man den Text da oben liest, könnte man denken, man müsste sein Tier ausstopfen... aber nein, laut § 90 a im Bürgerlichen Gesetzbuch sind Tiere keine Sachen. Sie werden durch besondere Gesetze geschützt, auf sie sind die für Sachen geltenden Vorschriften entsprechend anzuwenden, soweit nicht etwas anderes bestimmt ist.

„Nicht etwas anderes bestimmt ist“ bedeutet, das man durchaus berücksichtigt, dass ein Tier nun einmal kein Karton, kein Backstein oder sonst etwas fest Verzurrbares ist. Auch ein gesichertes Tier kann bei einer Vollbremsung oder beim Abbiegen im Auto herumrutschen, hinfallen, ein bisschen herumrollen. Wichtig ist aber, das es wirkungsvoll daran gehindert werden kann, sich frei durchs Auto zu bewegen oder eben auch bei einer plötzlichen Bremsung nicht durchs Auto zu fliegen – oder auch aus einem Fenster oder einer Klappe zu springen, die auf ist bzw. plötzlich auf geht. Auch immer wieder ein leidiges Thema bei Tierschutzhunden: „ich wollte den nur eben anleinen und dann ist der aus dem Auto und weg, der war nicht mal zwei Stunden in Deutschland!“.


Warum das eigentlich alles? Was ist so dramatisch daran, wenn der kleine Zwergfiffi von 5 kg frei im Auto rumtobt „und überhaupt liegt der ja meistens sowieso hinten auf der Rückbank...“? Damit wären wir bei der...

Bild: photopin / CCL, Crashtest Minivan mit Kindern

b) kinetische Energie.

Laut Wikipedia ist Kinetische Energie (wird auch Bewegungsenergie genannt) eine Energie, die ein Objekt aufgrund seiner Bewegung erhält. Sie hängt von der Masse und Geschwindigkeit des bewegten Körpers ab. Natürlich gibt es auch eine Berechnungsformel mit vielen mehr oder minder verzierten Buchstaben, bei der ich aber in erster Linie denke: „Ja, schön. Sieht interessant aus. Fast ein Kunstwerk!“. Das Gewicht, das klein Fiffi entwickelt, wenn er bei einer Vollbremsung durchs Auto fliegt – und mit dem er dann sein Herrchen, Frauchen, ein Kind oder die Autoscheibe trifft nennt sich also „kinetische Energie“.

Bei einer Geschwindigkeit von 50 km/ sind das zum Beispiel bei einem Handy mit ca. 300 Gramm rund 29 kg*. Hättet ihr DAS gedacht? Stellt euch vor, ihr habt das Handy auf der Ablage liegen und es knallt euch mit so einem Gewicht ins Gesicht. Da kann man wirklich nur „meine Fresse“ sagen. Entsprechend sollte man sich übrigens auch überlegen, was man so an seinen Rückspiegel hängt. Mein Mann hatte lange Zeit da eine ganze Sammlung von Einkaufswagenchiphaltern dran. Er hat sich nie etwas dabei gedacht. Bis ich mal gefragt habe, ob er schon mal darüber nachgedacht hat, wie sein Gesicht aussieht, wenn ihm das Zeug bei einer Vollbremsung ins Gesicht fliegt. Danach hat er sie abgenommen. Man kann nicht immer an alles denken (frau auch nicht!), deshalb ist es mitunter gar nicht so verkehrt, wenn jemand etwas mal von einer anderen Sichtweise her anspricht. 
 
Bild: photopin/CCL

Ein kleiner Hund von 5 kg – was meint ihr, könntet ihr den noch halten? Was denkt ihr, welches Gewicht der dann wohl entwickelt, wenn er durchs Auto fliegt? Der wiegt dann rund 481 kg*. Und knallt wie ein Geschoss durch die Scheibe. Oder durch euer Genick. Ein Hund von 40 kg bringt es dann sogar auf das Gewicht eines Kleinwagens – über 3.800 kg* fliegen durchs Auto. Das hält keine Kopfstütze, kein Fenster... so ein Gewicht hält letztlich nicht mal so ein übliches spilleriges Teil auf, das man als „Sicherheitsgitter“ zwischen Rücksitz und Kofferraum klemmt.

Aber es geht hier dann aufgrund der besonderen Situation mit einem Lebewesen auch weniger darum, zu erwarten, dass ein im Auto gesichertes Tier auf den Zentimeter genau an seinem Platz bleibt wie ein festgezurrter Karton. Das funktioniert bei den Anschnallgurten für Menschen ja auch nicht (wie ihr oben auf dem Crashtest-Bild mit den Kinderdummys seht, wenn ihr das hinterste, längs zur Fahrtrichtung sitzende Kind anguckt).

c) Geschirre und Co.

Wie es bei einem Unfall tatsächlich wird, kann ohnehin fast niemand vorhersagen. Wobei es einige ziemlich interessante Videos gibt, bei denen Crashtests mit Hundedummys im Auftrag von Allianz und ADAC gemacht worden sind (bitte googelt mal, ich kann die im Moment nicht verlinken. Danke). Interessant fand ich vor allem, das bei einem Test so ein kurzes Verbindungsstück von Gurtschloss zu einem Karabiner benutzt wurde, wie man es auch im Zubehörhandel bekommt – und es als erstes den Karabiner zerlegt hat und daraufhin der Hund ungehindert in den Vordersitz gekracht ist. Das hätte für den Fahrer dann durchaus eine Querschnittslähmung bedeuten können. Ich habe ja selbst oft erlebt, das bei Hundezubehör ziemlich bescheidenes Material verwendet wird und wie schnell stabil aussehende Karabiner oder Panikhaken dann brechen. Oder in einem Video wird gezeigt, wie eine Katzentransportbox (also zugegeben eine von der billigen Sorte um die 20 Euro, die keine Fluglinie als Transportbox zulassen würde...) auf dem Rücksitz angebracht wird – und wie die sich beim Aufprall zerlegt, die Türe rausbricht und die Katze zum Geschoss wird.

Bild: photopin / CCL, Crashtest... ohne Hund


Wobei es ja letztlich weit weniger oft ein Unfall sein wird, sondern eher mal ein abruptes Abbremsen, das einen Hund ins Geschirr drückt und ihn daran hindert, durchs Auto zu fliegen. Oder letztens standen wir an einer Ampel und ein Transporter ist mit einem Hund auf dem Beifahrersitz vorbeigefahren. Der Hund hat Rocky und Joey gesehen und ist die Seitenscheibe hochgegangen. Wenn der gekonnt hätte, wäre er raus gesprungen. Da gibt es ein ähnliches Video übrigens auf Youtube, wo ein Hund neben der Straße auf einem Feld Wild sieht und aus dem Fenster springt um das Wild zu jagen.

Tja und dann gibt es noch Hundeboxen. In verschiedenen Qualitäten und Größen. Eine tolle Idee, aber nicht für jeden Hundehalter mit Auto umsetzbar. Als ich in Wuppertal einige Wochen lang neben Farino noch einen kleinen Terrier betreut habe, waren unsere Autofahrten mit Farino gesichert auf der Rückbank und Blacky in seiner Transportbox. Aber eine Transportbox für Farino hätte zum Einen nicht ins Auto gepasst und wenn, wäre sie dermaßen groß gewesen, das wir selbst kaum noch Platz gehabt hätten. Wenn man im Auto die Möglichkeit hat, ist eine ausreichend große Transportbox eine tolle Sache – aber nicht jeder hat nun einmal die Möglichkeit dafür und manchmal hat man eben auch kein Auto und nutzt nur ab und an eines mit.

Das Blöde ist aber, dass es bislang außer Transportboxen tatsächlich kaum eine Möglichkeit gibt, seinen Hund für eine Unfallsituation ausreichend zu sichern. Und selbst da ist ja je nach Unfall nicht gesagt, das die nicht zermatscht wird. Dieses Jahr war eine internationale Hundeausstellung – ich glaube, die war in Italien oder Spanien. Jedenfalls irgendwo im Süden und aus Russland hatten sich mehrere Hundezüchter zusammengetan um dort mit einem Kleintransporter zusammen hinzufahren. Sie sind dort nie angekommen. Ein LKW hat ihnen die Vorfahrt genommen. Dem grausamen Foto nach hat weder einer der Hundebesitzer noch einer der Hunde überlebt. Der LKW-Fahrer übrigens auch nicht.

Aber was nun tun, wenn man keinen Platz für eine Transportbox hat, wenn man vielleicht nur ab und an ein Auto mitbenutzt oder wenn man im Prinzip sowieso am liebsten auf die ganzen Regeln und Vorschriften scheißt und sie unnötig findet?

Ich denke, das Allermindeste, was man tun sollte ist, seinen Hund zumindest dagegen zu sichern, das er sich während der Fahrt frei überall im Auto bewegen kann. Natürlich würden sich auch das Front Range Harness bei einem Unfall wo man gegen ein festes Hindernis kracht, sofort zerlegen. Die Kunststoffschnallen wären durch und der Aluhaken hält – ebenso wie die einfachen, geschweißten Ringe in fast allen anderen Geschirren – einer Energie von mehreren hundert Kilogramm schlichtweg nicht stand.

Farino haben wir im Auto immer mit Zubehör aus dem Kletterbedarf gesichtert. Bandschlingen, die darauf ausgerichtet sind im Notfall einen stürzenden Erwachsenen aufzufangen und Kletterkarabiner, die ebenso darauf ausgerichtet sind, im Notfall die Wucht von ein paar hundert Kilo zu halten. Perfekt war es nicht. Aber besser als gar nichts – vor allem im ganz normalen, täglichen Alltagsverkehr.




photo credit:

Flickr.com via Photopin.com . 
Alle Fotos gemeinfrei laut creativecommons.org

*Die Gewichtsangaben habe ich einer Tabelle auf der Seite von http://bkf24.de entnommen.















Sonntag, 21. August 2016

vier Füße, acht Pfoten und sieben Räder auf den Weg in den Urlaub, Teil 2

Nach einer Pause mit leckerem Eis und Auslauf für die Hunde ging es dann mit Joey vor dem Rad und Rocky wieder im Korb, weiter durch Radensleben. Bis wir an eine scharfe Kurve kamen, wo die Papierkarte einen „witterungsabhängig gut mit dem Rad befahrbaren Weg“ versprach. So etwas klingt immer gut, wenn man mit zwei Hunden unterwegs ist und die von der Landstraße runter haben will. Also haben wir den genommen, laut Karte noch nicht mal ein großer Umweg und eigentlich voll gut zu befahren. Beide Hunde sind auch eine lange Strecke gelaufen, was bei Joey sich aber irgendwann zu gefühlten 3 km/h entwickelte.
Gut zu fahren...
Na ja und dann sind wir in Wall hinter dem Golfplatz gelandet und es ging auf einem Wiesenweg weiter. Das wollten wir nicht schon wieder und haben Komoot nach einer Alternativroute befragt. Die gab es dann auch. Ungefähr einen Kilometer wieder zurück und dann bitte rechts ab. Mir war so dunkel in Erinnerung, das dort ein Plattenweg abging. Also Hunde in Korb und Anhänger verfrachtet und das Stück zurück gefahren. Hätten wir VORHER gewusst, wie sich die Alternativroute entwickelt, hätten wir den Wiesenweg genommen. 


auch noch gut zu fahren (und idyllisches Plätzchen!)

Wir sind dann von einem gut befahrbaren Weg mit zwei Betonstreifen und kurzem Mittelstreifen in einen Weg mit zwei Betonstreifen und ungemähtem Rand und Mittelstreifen abgebogen. Nicht nur das, die Platten schienen auch auf dem Untergrund aufzuliegen und nicht eingelassen zu sein oder so. Mit einem normalem Fahrrad wäre der Weg kein Problem gewesen. Aber mit einem Dreirad, das hinten genau so breit ist wie die Platten oder sogar noch breiter und einem Hundeanhänger, der auch sehr breit ist, war es die grüne Hölle.


Nach einigen hundert Metern war Nick fix und alle. Ok, da hatten wir schon etwa 25 km hinter uns und die Uhr zeigte schon nach 18 Uhr an. Joey tobte im Anhänger und wollte raus. Wir haben uns dann noch 50 Meter weiter vor gekämpft, wo die Platten für ein Stück über den kompletten Weg gingen und dann habe ich mein Rad und den Anhänger vor Nick gesetzt und Nicks Rad mit dem Anhänger verbunden. Das war nun ein sehr langes Gespann und ich habe mich bemüht, das Ganze irgendwie vorwärts zu bekommen und bin mir vorgekommen, wie Hulk. Nein, das ging halt nicht lange gut und ich habe dann Joey aus dem Anhänger und vor mein Rad genommen. Der hat sowieso rumgetobt und zwanzig Kilo weniger ziehen ist in dem Fall schon eine ganze Menge. Gerade als ich Joey aus dem Anhänger genommen habe, fing es a) an zu tröpfeln und b) bekam ich eine Nachricht von meinem Freund: „Sieht nach Regen aus“. Ja, danke auch. Ein Blick auf die Karte zeigte, das Komoot uns gerne noch ein paar solcher Wege weiter geführt hätte, aber geradeaus wäre in etwa 1 – 1 ½ Kilometer Ludwigsaue erreicht und von dort aus würden wir auf die Landstraße nach Beetz kommen. Also geradeaus, die Betonstreifen führten dann etwas besser befahrbar zwischen zwei Maisfeldern durch... um schlagartig aufzuhören und uns in tiefen Sand zu befördern. 


Streckenverlauf der 2. Tour auf Google Maps

Wäre nicht in der Ferne ein Haus erkennbar gewesen, ich glaube, ich hätte geheult. So sind wir dann von den Rädern gestiegen und haben sie geschoben. Nein, das stimmt so nicht, wir haben sie vorwärts gestemmt. Die paar Regentropfen hatten sich dann mittlerweile zu einem ordentlichen Regenschauer entwickelt und um Räder und Schuhe bildete sich eine dicke Sandschicht. Rocky saß in seinem Korb, dem ich vor kurzem erst ein Regenverdeck genäht habe, das mit einem Griff aus der Seitentasche über den Korb gezogen werden kann. Nick hat sich dann mitten im strömenden Regen noch seine Regenjacke übergezogen, ich habe drauf verzichtet und wollte einfach nur aus dem Sand heraus. 


Eine viertel Stunde später war es geschafft. Wir waren aus dem Sand raus auf einer Feldsteinpflasterstraße, standen unter einem großen Baum ein bisschen vor Regen geschützt und ich dachte, ich kippe jeden Moment um. Ich glaube, den Herzschlag hat man durch alle Klamotten gesehen, Blut floss aus der Nase vor Anstrengung und hat meine Jacke eingesaut und ich habe den Hunden das restliche Wasser aus ihrer Wasserflasche weggetrunken, weil ich so fertig war und wir nichts anderes mehr hatten. Ich hätte gerne ein Bushäuschen mit Bank gehabt, aber so etwas gibt es in Ludwigsaue nicht.

Nachdem ich das Nasenbluten in den Griff bekommen habe, ging es dann weiter auf der Feldsteinpflasterstraße, wieder mit Nicks Rad am Anhänger, aber halt besser zu fahren, bis zur Landstraße. Da haben wir dann das Seil losgemacht, Joey in den Anhänger verfrachtet, wo er sich wieder aufgeregt hat und sind die Landstraße lang gefahren. Nick vorweg, ich hinterher. Als wir die Zufahrt von Belafarm erreicht haben, haben wir noch mal eine kurze Pause gemacht, bevor wir durch Beetz gefahren sind und dann beim Spa-Hotel den Waldweg eingeschlagen haben, von dem wir wussten, der ist für uns befahrbar. Da sind dann beide Hunde wieder gelaufen bis wir bei der Cafeteria von der Klinik waren. Da war es rund 19:30 Uhr. Während Nick Getränke für uns besorgt hat, habe ich die Hunde gefüttert und mit Wasser versorgt.

Im Prinzip hätte ich dann eine ruhige Ecke gesucht und einfach das Zelt aufgestellt. Mir wäre in dem Moment alles weitere ziemlich egal gewesen. Aber weil es so ganz liebevoll besorgte Menschen wie meinen Freund gibt und Nick auch voll fertig war, sind wir dann entgegen der ursprünglichen Planung mit dem Zug zurück nach Neuruppin gefahren. Gegen 22:30 Uhr hatten wir dann alle Sachen wieder oben in der Wohnung :-) .

Mittlerweile haben wir die Strecke von dienstag via Google-Maps nachgemessen. Also im Prinzip ist die Fahrradstrecke von hier nach Sommerfeld mit 25 – 28 km angegeben. Wir haben daraus über 35 km gemacht, was insbesondere für Nick eine enorme Leistung ist. Von der Gesamtstrecke haben wir dann rund 13 Kilometer auf so richtig beschissenen Wegen verbracht, was für Nick eine noch größere Leistung ist, nicht nur, weil er ein sauschweres Behindertendreirad hat, sondern weil er noch nie so eine lange Strecke gefahren ist und dann noch so schwere Wege.

Vielleicht mag manch einer mir nun vorwerfen, ich wäre ja komplett bescheuert, der arme Nick – aber hey, er hat es geschafft. Ich bin sicher, viele andere Menschen hätten es nicht durchgehalten, selbst ohne irgendwelche Einschränkungen. Sie hätten viel eher aufgegeben, gemault, geheult oder sonst etwas und sich nach ihrer Komfortzone gesehnt, nach durchgehend glatten Wegen, ihrem Sofa, ihrem Autositz und so weiter.

Sicherlich wäre es auch toll gewesen, im Zelt zu übernachten – aber es ist auch nicht so schlimm gewesen, wieder nach Neuruppin zu fahren und am nächsten Tag wieder mit dem Zug und ohne Räder nach Sommerfeld zu fahren um dort durch den Wald zu laufen. Wichtig ist, das wir die Tour überhaupt gemacht haben um zu lernen, was wir tatsächlich schaffen können. Denn eigentlich geht es im Leben ja genau darum... nicht nur das zu machen, was Andere einem zubilligen oder gerade so mal eben gönnen - sondern auszuprobieren, was man tatsächlich kann und was einem gut tut. 


Nicht alles, was einem gut tut muss immer einfach, "Wellness" oder so sein. Manchmal ist es auch, das über sich selbst herauswachsen. Zu lernen, das es im Leben vielleicht noch mehr gibt als das, was man bislang hatte. Wir sind alle echt fertig gewesen nach der Tour - Mensch und Tier.

Aber hey, wir haben von einem Abenteuer zu erzählen, das wir selbst erlebt haben!






4 Füße, 8 Pfoten und 7 Räder auf den Weg in den Urlaub...





Da sind wir wieder... blubb, aufgetaucht.

Was für ein Sommer! Es ist so Einiges passiert, erzählen möchte ich euch aber von den letzten Tagen, denn da waren wir ziemlich viel unterwegs. Nick hatte Betriebsurlaub und ich habe gesagt, damit er auch mal etwas erlebt, machen wir eine mehrtägige Fahrradtour. Geplant war ursprünglich, das wir in die Kamerun-Lodge an die Müritz fahren und für den Hinweg zwei Tage haben. In der Kamerun-Lodge gibt es einen Hundestrand, einen extra Hundeauslauf, wenn man möchte, kann man Trainingsstunden buchen, es gibt Ponys und so weiter. Klang gut und hätten wir damit verbinden können, dass Rocky sein Herrchen mal sieht, der dort für ein paar Wochen in der Nähe sein sollte. Dann kam aber alles etwas anders und so sind wir in die andere Richtung los.

Ein paar Tage vorher haben wir schon mal eine Tour mit dem ganzen Gespann gemacht – was bedeutet, Nick auf seinem Dreirad, ich mit dem schweren Sparta, da der Hundekorb von Rocky drauf, und hinten dran der Hundeanhänger für Gepäck und Joey, falls der nicht mehr laufen kann. Es fehlten bei der Probetour dann noch rund 20 kg Gepäck (Zelt, Isomatten, Schlafsäcke, Klamotten...). Die Proberunde ging über Buskow, Nick war dort seit drei Jahren nicht mehr und ich war neugierig, wie sich das Gutshaus entwickelt hat. Aber das ist so verbrettert und vernagelt, da sieht man nicht viel. Aber dafür auch keine Müll- und Schuttberge mehr, immerhin schon mal etwas. Nun ja, mühlselig nährt sich das Eichhörnchen, etwas zügiger der Hausschwamm.

Am letzten Montag, einen Tag vor Abfahrt, kamen dann die letzten zwei Sachen für die Tour. Eine zweite Isomatte und dann hatte ich nach langem Überlegen noch ein neues Geschirr für Rocky bestellt. Der hat sonst ein K9-Geschirr und wenn man so ist wie Nick und ich, findet man die Dinger irgendwann nur noch scheiße. Rutscht, wackelt, scheuert... selbst mit Nachbesserungen. Für eine Tour, wo der Hund den ganzen Tag im Geschirr ist, ist so etwas nicht gut, auch der Schnitt als Brustgeschirr ist dann nicht gut, weil er uneffektiv ist und den Hund beeinträchtigt. Also überlegt, was Rockys neues Geschirr langfristig leisten muss und dann eines von Ruffwear bestellt. Dazu in einem anderen Beitrag aber mehr.

Dienstag ging es dann los. Vier Füße, acht Pfoten und 7 Räder mit einem Gesamtgewicht von etwa 300 kg ab ins Abenteuer. Ich wollte ja schon letztes Jahr eigentlich auf den E10, der vom Nordkap an Neuruppin vorbei nach Spanien führt und dachte, dieses Jahr wäre das dann eine gute Idee. Die erste Etappe sollte so 25 – 28 Kilometer sein und uns nach Sommerfeld führen. Das ist nicht mehr am E10, aber den hätten wir dann am nächsten Tag über das Luch weiter erkundet. Also sind wir über den Seedamm, nach Wuthenow und von dort aus zu dem Strommasten, wo der Wanderweg anfangen sollte. Ja, den haben wir auch gefunden und damit fing das Abenteuer dann so richtig an! 

Der E10 am See bei Wuthenow

Es ging über einen Trampelpfad runter zum See, ich beide Hunde vor dem Rad und dann kam auch schon eine große Wurzel und ich bin erst mal vom Rad gesprungen um da heile rüber zu kommen. Unten ist ein Bootssteg und eigentlich sah es ganz schön aus, auch der weitere Wegeverlauf, soweit einsehbar. Ich hatte schon mehrfach von dem „schönen Wanderweg unten am See entlang“ gehört und dachte immer, ok, das ist dann vielleicht ein bisschen schwierig mit einem Rad, aber möglich.

Nach der Pause ging es dann weiter, der Weg wurde schlagartig eng und lag am Hang. Da mit dem Anhänger drüber war schon recht gewagt und an fahren schon mal gar nicht zu denken. Plötzlich krachte es hinter mir – Nick war mit dem Rad umgekippt ein bisschen die Böschung runter. Das haben wir dann mit Humor genommen und die Warnung eines netten Menschen: „Da hinten wird es recht unwegsam!“ habe ich auch nicht so ganz ernst genommen. Was für andere Menschen mitunter schon unwegsam ist, ist für mich immer noch eine relativ gute Piste.


auf geht´s ins Abenteuer!

Wir haben also ein Stück geschoben und Nicks Rad, das wirklich schwer ist, dann zusätzlich noch mit einer Leine gesichert. Und dann standen wir schon vor der zweiten Herausforderung... es ging durch eine Senke. Schön steil. Runter und wieder rauf.

Auch das haben wir gemeistert. Der Unterschied, ob ich mein Fahrrad mit Anhänger durch so eine Senke befördere oder Nicks Dreirad ist der, dass das Fahrrad zwei hintereinander laufende Räder hat. Wenn das Vorderrad zur Seite dreht, ist das zwar blöd, hat aber keine Katapultwirkung für denjenigen, der das Ding schiebt, wie beim Dreirad. Wäre beinahe mit Schmackes über den Lenker und dann gepfählt worden. Wieder was dazu gelernt.


E10. Senke...


Auf der anderen Seite oben habe ich dann gesagt: „Ich geh mal ein Stück vor, den Weg erkunden!“. Tja, und danach habe ich beschlossen, wir „zerlegen“ unser Gespann in die vier Einzelteile – Hunde, mein Rad, Anhänger, Nicks Rad – um überhaupt eine Möglichkeit zu haben, den Weg zu bewältigen. Zurück wäre ja genauso doof gewesen, also lieber vorwärts. Also grob gerechnet haben wir auf dem E10 ein paar hundert Meter hinter uns gebracht, dafür über eine Stunde gebraucht und waren einfach nur fertig. Mir ist der Film „Fitzcarraldo“ mit Klaus Kinski eingefallen, wo ein Schiff über einen Berg gehievt wurde – ja, das haben wir so ähnlich dann mit unseren Rädern hinbekommen. Oder diese Abenteuersendung auf DMAX, wo zwei Leute mit einem kleinen Jeep durch den Dschungel fahren und den zum Teil an Seilen sichern müssen, damit der nicht abkachelt. Nennt sich "Offroad-Survivors". Das ist so richtiges Männerfernsehen (und das gucke ich auch nur im Urlaub, wenn ich bei meiner restlichen Familie bin..) - ich kann das auf hiesige Verhältnisse umsetzen. Mit Fahrrad und Co! Das muss erst mal jemand nachmachen!!! ;-))


vom E10 runter... nicht viel besser...

Die Erlösung schien dann eine Abzweigung zu sein, die auf der Karte einen halbwegs gut befahrbaren Weg darstellt. OK. Einen Tag vorher hat Nick noch Landwirtschaftssimulator am PC gespielt und Mais geerntet – nun durfte er live am Rand eines Ackers längsfahren. Mit Joey vor dem Rad. Als es irgendwie nicht mehr ging, haben wir auf den völlig überwachsenen Feldweg daneben gewechselt. Abenteuer... kann ich.

Aber die Zivilisation nahte in Form von Gnewnikow, wo wir dann ein bisschen Pause gemacht und noch mal umgepackt haben um einen scheinbar erschöpften Joey in den Anhänger zu verfrachten. Weiter ging es auf Asphalt und später Landstraße durch Lichtenberg und Radensleben, mit einem wütenden und protestierenden Hund im Anhänger, der lieber laufen wollte als da so blöd drin rumzusitzen. In Radensleben haben wir dann den Eiswagen gesehen. Immer, wenn ich dachte, wir erreichen den endlich, ist der weitergefahren. Irgenwann stand der etwas länger und ich habe zu Nick gesagt, der soll jetzt schnell dran vorbei und sich quer davor stellen und dem bloß den Weg abschneiden, ich hätte gerne ein Eis. Hat Nick auch gemacht. Dran vorbei und den Weg abgeschnitten. Mit einem Dreirad. Das nenne ich mal cool!


Mittwoch, 15. Juni 2016

Berlin, Berlin, wir waren in Bärlin

Ab und zu müssen wir ja nach Berlin. Entweder zum ZOB wo die Fernbusse abfahren oder zum Arzt, weil es in Neuruppin keinen Arzt gibt, der als Endokrinologe praktiziert. Also als ein Arzt, der sich auf das Wissen um die ganzen Hormone spezialisiert hat. Wir brauchen so etwas, weil Nick als kleines Kind eine Strahlentherapie hatte, bei der sein Kopf bestrahlt wurde. Und mit den Hormonen und der körpereigenen Herstellung ist das so eine Sache. Habt ihr schon mal Domino-Day gesehen? Wo in den Niederlanden eine Woche lang an riesigen Bildern aus Domino-Steinen gebaut wird und ein einziger Stein löst eine Kettenreaktion aus, die tausende von Steinen umfallen lässt?

Also ganz (ganz!) grob erklärt funktioniert das mit den Hormonen im Körper auch so. Es gibt im Kopf einen Bereich, da wird ein Hormon hergestellt, das sich Somatrophin nennt. Das ist ein Wachstumshormon. Durch die Bestrahlung damals wurde faktisch der Bereich, wo das gebildet wird "platt gemacht". So platt, dass der Körper kaum noch in der Lage war, Somatrophin herzustellen. Das Interessante an dem Hormon ist aber, dass es letztlich die Bildung anderer Hormone auslöst. Wenn ein bestimmter Somatrophin-Spiegel im Blut herumsaust, also ähnlich wie die Dominosteine, die als Verbindungsreihen zwischen den großen Bildern umfallen, werden andere Drüsen, die im Körper Hormone bilden, dazu angeregt, ihre Hormone zu bilden. Das wären, wenn man sich das wie so ein Domino-Day-Event vorstellt, jeweils die großen Bilder oder Bauwerke, die umfallen und am Ende selbst weitere Reihen auslösen. Hormone beeinflussen letztlich so ziemlich alle Vorgänge im Körper. Fehlen sie, können sich schwere Krankheiten entwickeln und der Mensch kann manchmal sogar daran sterben. Viele Menschen wissen nicht, das es überhaupt so etwas wie Endokrinologen gibt. Es ist schade - wobei es oft nicht einfach ist, überhaupt einen zu finden.


Also habe ich mich gestern mit Joey auf den Weg nach Berlin gemacht, um notwendige Formalitäten rund um die Versorgung zu erledigen, während Junior einen Betriebsausflug hatte.  Auf der Fahrplanauskunft sah das alles ganz einfach aus. Mit dem Zug nach Henningsdorf, in die S 25 und dann noch mal am Potsdamer Platz umsteigen in die 2, drei Stationen und schon wäre ich da. Ähm... ja. Soweit so gut, Potsdamer Platz, eine Treppe runter, ab in die 2. Super geschafft. Aber Moment, warum wird die verdammte Haltestelle nicht angezeigt? Verkehrte Richtung? Also wieder raus, in den Gegenzug, gleiches Spiel. Ratlos auf dem Bahnsteig stehen und dann, ganz langsam kam die Erkenntnis - es gibt eine S-Bahn-Linie 2 und eine U-Bahn-Linie 2. Beide fahren vom Potsdamer Platz aus, haben aber getrennte Bahnhöfe unter der Erde.  Berlin halt.

15 Minuten später war ich vor Ort. An einem Platz, wo ich vorher noch nie war, bzw. es sind da eigentlich zwei Plätze: der Gendarmenmarkt und der Hausvogteiplatz. Ich bin echt nicht für Berlin gemacht, weil ich auf dem Gendarmenmarkt herumgelaufen bin und das verdammte Haus gesucht habe, bis ich völlig verzweifelt angerufen habe, wo ich es finde. "Das große rote Haus mit der Slowenischen Flagge!". Ah... äh... wo???? Und wie sieht die noch mal aus? Wobei es mich sehr tröstet, das jetzt zur EM viele Leute mit den "Deutschland"-Shirts von Lidl rumrennen, sich unglaublich patriotisch fühlen und... tja, blöd nur, das die Flaggenfarben von Belgien drauf sind. Da ist es nicht ganz so schlimm, einen zusammengewehten Stoffhaufen um eine Fahnenstange nicht sofort als Slowenische Fahne zu identifizieren.

Ein Stückchen weiter ist übrigens die Botschaft der Mongolei. Mit einem passend angemalten Berliner Bären davor. Auch sehr spannend. Und noch etwas gibt es auf dem Hausvogteiplatz: einen Laden mit vielen Postkarten und so. Da musste ich erst mal gucken und die haben so wundervolle Retro-Karten gehabt. Mit Hunden drauf. Meins.



Danach ging es wieder in den Untergrund Richtung Mohrenstraße.


Das hatte ich mir schon rausgesucht, weil die Wilhelmstraße dort um die Ecke ist und da wollte ich diesmal unbedingt hin um zu gucken, ob das Haus noch steht, indem die Ausstellung der hiesigen Galerie Kunstraum war.

Uschi Jung hatte auch schon überlegt, ob es wohl schon abgerissen ist


Nein, es steht noch. Aber innen drin wird gerade ein bisschen nach Baustoffen sortiert und das Metall rausgezogen, soweit es möglich ist.



Auf den Bildern hier findet ihr ein paar Eindrücke davon.





Ganz witzig ist eigentlich dieser Zettel an einem Regenrohr dort


Tja, sieht so aus, als ob Joey es  irgendwie zum heulen findet, das es dort so aussieht.


Da uns ein Gewitterschauer überrascht hat, mussten wir auch ein bisschen vor Ort in einem Hauseingang warten, bevor wir weiter konnten um wieder zurück nach Neuruppin zu fahren. So sieht Joey aus, wenn es gewittert.




In Henningsdorf hatten wir dann noch 40 Minuten Aufenthalt und haben uns mal wieder ein bisschen dort umgeschaut und ich dachte, ich fotografiere mal ein bisschen Geschichte.



Die Buchstaben sehen ja fast aus wie ein modernes "Tag" - also so ein Namenskürzel mit Edding oder Spray auf irgendwelchen Wänden oder so.