Mittwoch, 26. März 2014

Und wenn es Nacht wird an der Promenade

...nur die Lichter brennen und sich kaum noch ein Mensch aus Furcht vor den Geistern der Nacht auf die Strasse traut, fangen sie an zu wandern. Wie bei Nils Holgerson. 




Es knirscht und knackt erst im Gebälk, bevor die riesigen Statuen um Mitternacht ihren Platz verlassen. Leise schleichen sie durch die Stadt und betrachten alles ganz interessiert. Also nicht wundern, wenn ihr denkt, das vor eurem Fenster gerade ein Mond vorbeigehuscht ist, wahrscheinlich hat eine der Skulpturen gerade mal so durchs Fenster geschaut, wie man heute so lebt...




Mir kann ja nix passieren, ich habe ja meine...




:-)

Donnerstag, 20. März 2014

Wenn das Wasser bis zum Hals steht...

erinnert ihr euch noch an letztes Jahr? Als es quasie rund um Neuruppin und bis tief in den Süden rauf erhebliche Überschwemmungen gab?

Das war ganz schlimm. Das war so schlimm, dafür gibt es eigentlich gar keine Beschreibung und viele Menschen haben fast alles verloren. Nicht nur viele Menschen - vielen Tieren stand das Wasser bis zum Hals - und oft leider auch höher. Sie sind ertrunken.

Weil Heike, unsere Projektleiterin und gute Fee, unbedingt etwas machen wollte, gab es letztes Jahr "Rock to help". DIESES JAHR gibt es wieder "Rock to help"... und nächstes Jahr übrigens auch. Fleissige Leute und supernette Bands sorgen seit dem letzten Jahr und dem letzten "Rock to help" dafür, das es dieses Jahr so etwas wieder gibt.

Am 14. Juni auf dem Schützenplatz in Rehfeld
Einlass ab 16 Uhr
costa quanta: 10 Ocken (Euro)

7 geile Rockbands werden euch ab 17 Uhr so richtig einheizen - und geil sind sie auch deshalb, weil sie durch ihre Teilnahme beweisen, dass ihnen nicht egal ist, was letztes Jahr passiert ist. Dafür riesigen Dank an:SonuVab!tch, Crushing Caspars, Nattaravnur, Smoke Trailer, Rising Nova, Alias und Männerfreundschaft.

Weil wir das volle Elle wuffig-klasse finden, weisen wir gerne darauf hin.

Das zwischen uns ist Heike. Die hat übrigens auch einen Hund aus dem Tierschutz, einen Dreibeiner. Benji. Benji ist Epileptiker und wie gute Hundeleute so sind, sie geben sogar ihre eigenen Knochen für den Hund, wenn sie sich langlegen, weil der Hund irgendwas hat. Egal ob Katzenduft in der Nase oder einen epileptischen Anfall. gute Besserung, Zweibeiner! Sie hat sich nämlich nur mit Mühe und Aua hinknien können um so ein tolles Bild mit uns zu bekommen...











Hier findet ihr aber erst einmal alles Weitere:

www.rocktohelp.com







Mittwoch, 19. März 2014

Heute geht es mir etwas bescheiden...

irgendwie habe ich irgendetwas nicht gut vertragen und den halben Tag im Bett verbracht, bis es mir besser ging. Wenn es mir nicht gut geht, mache ich zwischendurch dann auch so etwas:





Ein dösender Joey... 

Falls jemand wissen möchte, wie so etwas geht: üben, üben üben, üben... am Besten, in der Schule damit anfangen und die Mathehefte zwischen den Aufgaben vollmalen, bis sich die Lehrer beschweren :-) und das Allerwichtigste: Malbücher als Grillanzünder verwenden oder zum Ofen anmachen, Stockbrot backen oder geschreddert als Einstreu. 

Das ALLERALLERWICHTIGSTE... und das kapieren leider viele Leute nicht: WENN ihr oder eure Kinder mit Buntstiften malt - was unglaublich toll ist, wenn man ein paar Tricks kennt, wie zum Beispiel, Farben übereinander legen oder die Buntstifte nicht nur durch einen Anspitzer zu scheuchen, sondern danach die Spitzen mit etwas Schleifpapier in Form zu schleifen, wie man sie braucht...

Also: auch wenn ihr euch ärgert, das gute Buntstifte teurer sind als die aus dem Euroshop. Nehmt sie. Denn die sind zum Einen weicher - und zum Anderen ist dort die Mine voll verklebt und bei den billigen Dingern nur punktuell. Deshalb fallen bei denen die Minen auch in großen Stücken raus. Gleiches gilt für Bleistifte. Lieber zwei oder drei gute in verschiedenen Stärken einzeln gekauft, als das obersuperbillige Angebot.

 

Samstag, 15. März 2014

happy birthday, altes Haus

Die einen haben alte Schinken, wir haben in Neuruppin den alten Schinkel. Seines Zeichens Architekt, Baumeister, Bühnenbildner und so etwas wie ein Universalgenie


Das fleischgewordene Beispiel dafür, dass es tatsächlich Leute gibt, die den Sprung von unten nach oben schaffen. Und wie das so ist, mit alten Häusern - oder besser, alten Leuten, die mittlerweile alte Häuser geschaffen haben -  da gibt es zum Geburtstag Grabgestecke. 

Herr Schinkel wurde am 13. März vor 233 Jahren geboren...
 alles Gute, alter Knochen! 



Donnerstag, 13. März 2014

Großer Bahnhof...

Wenn hier Leute aus Neuruppin lesen, dann haben die schon vom Mittendrin gehört. Unserem Jugendwohnprojekt, das nicht so ganz unumstritten ist. Aber meistens deshalb, weil die Leute, die das Mittendrin doof finden, eher auf Stammtischparolen stehen als darauf, sich selbst ein Bild zu machen und die Leute mal kennen zu lernen. 

Die sind nämlich ganz nett. Hundekumpel Oscar gehört auch zum Mittendrin und so ein kleiner bunter Zwerg ist auch oft zu Besuch dort. Der neue Sozialpädagoge dort, Stefan, hat auch einen Hund, Carlos. 

Warum erzählen wir euch das? Weil das Mittendrin gerade sehr fleissig dabei ist, den alten Bahnhof zu sanieren. Das "diese Alternativen" den gekauft haben, finden manche Leute zwar ziemlich blöde, aber es ist besser, als wenn der verrottet - oder? Und ist ja schön, das alle Leute ein buntes Neuruppin haben wollen und gegen Rechts sind - aber das bunt sollte sich doch nicht nur auf die Häuserfarben beziehen, sondern auch auf eine Vielfalt an Meinungen etc. - und jaaa, viele laufen in schwarzen Klamotten rum, aber das finden wir immer noch besser als eine kackbraune Gesinnung.

Also, das Arbeitsteam vom Mittendrin erwartet ab Ende April ungefähr 50 Wandergesellen (genau, so etwas gibt es nämlich noch in Deutschland!), die ihnen bei der Hauptsanierung helfen werden. Dachdeckergesellen, Tischlergesellen, Maurer. Dafür wird noch jede Menge Werkzeug und Material benötigt - und die Liste (sowie jede Menge andere Informationen über das Mittendrin und zum Bahnhofskauf) findet ihr 
hier: MITTENDRIN

Übrigens hier noch eine kleine Geschichte vom Januar 2013... danach könnt ihr immer noch das Mittendrin doof finden, wenn ihr es bislang getan habt, oder mal überlegen, wie es wäre, wenn es EURE TOCHTER gewesen wäre... 


Irgendwann im Januar 2013, die Uhr zeigt 23:30 Uhr, Farino will unbedingt noch mal raus, pinkeln. Also dick anziehen, denn draussen friert es. Vor dem Haus biegen wir in Richtung Rosengarten ab, der Atem produziert kleine Wolken, die Hände frieren, Farino freut sich, das er noch mal pinkeln kann, die Luft klar ist und alles recht frisch riecht. Auf der Rückenlehe einer Bank sitzt eine junge Frau. 

Nachts um fast 24 Uhr. Warum auch nicht. Wir drehen unsere Runde, ich will schon fast wieder gen Haustüre laufen, da fällt mir ein, wie beschissen ich es fand, als es mir unglaublich dreckig ging und keiner wenigstens mal gefragt hat, wenn ich stundenlang irgendwo gesessen habe. Wie es war, als ich nachts auf dem Gehweg zusammengeklappt bin - und die Leute achtlos vorbei gefahren sind. Manchmal ist es gut, sich an solche Situationen zu erinnern - und daran, das man ja nie so sein wollte. Also hin... "Alles in Ordnung???" 

Die junge Frau entpuppt sich als junges Mädchen. "Ja, ich bin aus dem Heim abgehauen... und jetzt sucht die Bullerei mich!" ein sehnsüchtiger Blick auf den Hund... "den kannste streicheln, kein Ding!". Kurz erzählt das Mädchen, das sie nicht weiß, wo sie bleiben soll und kein Bock "auf Stress mit den Bullen" hat. Kann ich verstehen. Sehr gut sogar. "Komm erst mal mit zu uns, aufwärmen. Ich mach uns einen Tee und dann können wir weitergucken!" Das Mädel ist sichtlich erleichtert und keine 10 Minuten später sitzen wir bei einem heissen Tee und erzählen uns voneinander. Farino weicht ihr nicht von der Seite, sie erzählt von ihren Tieren, irgendwo zu Hause, von ihrem brutalen Vater, von dem Heim, aus dem sie abgehauen ist. Ich erzähle von mir und von meinen Kindern, insbesondere von meiner Tochter, die längere Zeit Borderlinerin war. Für Eltern ist das genau so eine Grenzerfahrung wie für die Jugendlichen selbst. Manche packen es, bekommen die Kurve und werden irgendwann Erwachsene mit ein bisschen mehr Lebenserfahrung - und manche packen es nicht und werden gar nicht erst erwachsen, weil irgendwann das ganze Leben viel zu kompliziert ist und es einfacher zu sein scheint, es wegzuwerfen. Dann hat man es wenigstens hinter sich. 

Als ich vom Ritzen erzähle, schiebt das Mädel ihren blutverschmierten Ärmel hoch. Mir wird kurzfristig übel. "Ist bis auf die Sehne runter und mein Alter, das Schwein, hat noch volle Elle draufgehauen!". Ich hole Verbandszeug und Desinfektionsmittel, damit zumindest ein Schutz drüber ist. Wir unterhalten uns sehr lange, sie erzählt viel, sicherlich ist manches auch übertrieben - aber in dem Alter ist es eben so, da empfindet man es so. Sie fühlt sich machtlos gegenüber dem Vater und den Leuten aus dem Heim, will einfach nur weiter weg. Aber das ist Nachts in Neuruppin nicht machbar und als Mädel schon mal gar nicht. Wo also bleiben? Bei uns geht aufgrund unserer eigenen problematischen Situation nicht, ihr Vertrauen bedeutet mir sehr viel, würde ich es verraten, wäre ich vielleicht die Letzte, die sie lebend gesehen hätte. Also keine Polizei - ich schlage ihr das Mittendrin vor. 

Mittlerweile ist es nachts, ein Uhr. Keine Ahnung, ob da überhaupt jemand aufmacht und sie einen Schlafplatz bekommt. Sie ist skeptisch und ängstlich - wir schauen uns die Internetseite an und ich verspreche ihr hoch und heilig, das dort niemand die Polizei ruft wenn sie vor der Türe steht, das die Leute cool drauf sind, es dort einen Sozialarbeiter gibt, der ihr zuhört und sicherlich ein paar Ideen hat. Sie bekommt noch wärmere Klamotten über und dann machen wir uns auf den Weg. Wir haben tatsächlich jemanden aus dem Bett geklingelt - und sie hat einen Schlafplatz bekommen. Ohne große Diskussion, ohne Blaulicht, einfach so.

Wenn ihr das nächste Mal in der Zeitung irgendwelche Schlagzeilen über verschwundene, vergewaltigte und/oder ermordete Kinder und Jugendliche lest... seid doch einfach mal froh, das es so etwas wie das Mittendrin gibt. Denn ausgerissen, psychisch labil, durchgefrohren und auf der Flucht vor der Polizei wäre das Mädel durchaus auch ein perfektes Opfer für irgendeinen Sausack gewesen, der auf kleine Mädchen steht. "Sei lieb...", "Du könntest dich ja mal bedanken..." oder "Stell dich nicht so an... was denkst du eigentlich, wer du bist?!" oder gar " Ist doch gar nicht so schlimm!" sind Sätze, die manche Kerle völlig harmlos finden - das, was sie dann tun, ebenfalls. Nur das solche Sätze manchmal mit das Letzte sind, was ein Mädchen hört. Weil sie sich in Endlosschleife einfressen. Bis zum letzten Pulsschlag.

Sie war übrigens 14. Und wenn ihr Kinder habt, denkt einfach mal daran, das die so völlig anders werden können, als ihr euch das vorstellt. Aber sie werden euch trotzdem etwas bedeuten, ihr werdet euch trotzdem Sorgen um sie machen... und froh sein, wenn ihnen nichts passiert, selbst dann, wenn sie in euren Augen "Scheiße bauen".


Montag, 10. März 2014

Kunst-iör 2: Eiche + Eisenschrott = Burnout

Nummer zwei in der Reihe "Kunst im öffentlichen Raum". Gut, das Ding steht vor dem Seehotel, wie ein paar andere Kunstwerke auch, aber auch dort ist es ja öffentlich.

Es geht um das gute Teil hier, wo ich mich schon immer mal so im Vorbeigehen gefragt habe, was das wohl sein soll. Ich meine, ausser irgendwie zusammengezimmerte Fundstücke von einer Baustelle oder so:



Das Teil ist von Professor Woychiech Seczawa, er lehrt an der Akademie der Schönen Künste in Danzig (Gdansk) und hat mit seinen Werken schon einige Preise abgeräumt und international ausgestellt. 

Auf dem Schild steht "Burnout". Da steht man dann davor und überlegt, warum das Ding wohl so heisst. Keine Ahnung. Vielleicht ging es dem Prof auch selbst grad ziemlich bescheiden und ihm ist einfach nichts anderes eingefallen. Denn es sieht weder nach schwerer depressiver Phase noch nach durchdrehenden Reifen aus, denn auch im Motorsport gibt es den "Burnout", wenn man das oder die Hinterräder so lange durchdrehen lässt, bis es qualmt und stinkt wie blöd und ziemlich beliebt sind auch Funkenflug und brennende Reifen dabei (wer auf so beknackte Ideen kommt, muss das brennende Gummi wahrscheinlich schon etwas länger inhaliert haben...).

Also, alles ein bisschen merkwürdig und für viele Menschen sicherlich auch ein Kandidat für "Ist das Kunst oder kann das weg?" und vielleicht überlegen sie, wie gut die alte Eiche wohl brennt (was man halt so überlegt als Kunstbanause) und wieviel danach der Eisenschrott einbringen würde. Kunst liegt halt immer auch im Auge des Betrachters.

Das "Boah!"-Erlebnis hatte ich dann von einer etwas anderen Blickrichtung aus. Guckst du hier, ich habe da mal ein bisschen nachgeholfen, damit man es besser erkennt:





OK, es gibt Hunde, die heissen "Koffer", es gibt Pferde, die heissen "Noltes Küchenfee" - und es gibt Elefanten, die heissen "Burnout"...




Ihhhh-gitt!!!!!!

Heute nachmittag waren wir an der Promenade. Schönes Wetter, die Sonne scheint... ein Blick auf den See, oh, ein kleines Boot... wie niedlich! Wenn es nicht gerade zwischen ekeligen schleimigen Blubberblasen schwimmen würde...




direkt daneben dann die große Bescherung:



Das kommt NICHT vom Klappgraben. Das ist das Ergebnis von "wir verfüttern gerne jeden Tag tütenweise Brot an die armen Enten und Schwäne". Es ist eine widerliche, ekelerregende und bald stinkende SCHLEIMSCHICHT aus Gubbel, Vogelscheiße und undefinierbaren Bakterien- und Algenkulturen.

Das ist der Grund, warum in vielen anderen Orten das Füttern von Enten und Co streng verboten ist, weil dort die Seen durch so einen Mist umkippen, die Wasserqualität bedenklich wird und Tiere krepieren.

Aber hier ist das wahrscheinlich alles halb so schlimm. Sicherlich wollen alle Leute wirklich gerne auf so eine widerliche Schleimschicht gucken, die mit zunehmender Sonne hübsch anfängt zu stinken.



Samstag, 8. März 2014

Schönes Wetter!


Boah, es ist so ein richtig schönes und sonniges Wetter draussen! Wir wünschen euch deshalb ein tolles Wochenende, genießt die Sonnenstrahlen und den blauen Himmel!

Donnerstag, 6. März 2014

Auflösung - wer war das denn jetzt????


Nun, ich war ja noch die Auflösung des Fotorätsels schuldig. Auf den Fotos ist Erich Arendt zu sehen. 

Erich Arendt / MvH
Das Blöde an manchen Namen ist, das man sie erst einmal leicht verwechseln kann. Als ich das erste Mal die Büste gesehen habe und auf den Namen geguckt habe, dachte ich: „Moment... erstens sah der doch ganz anders aus – und warum zum Teufel steht hier eine Büste von einem Edgar-Wallace-Schauspieler???“. Verwechselt, das war Eddi Arent, der Komiker – und der ist 22 Jahre nach Erich Arendt in Danzig geboren.

Eddi Arent /Wikipedia

 Erich Arendt war ein bedeutende Lyriker und Übersetzer der DDR. Geboren wurde er 1903 in Neuruppin als Sohn eines Schulhausmeisters und einer Waschfrau. Seine Kindheit hat er unter eher ärmlichen Verhältnissen verbracht – was damals genau so wenig ungewöhnlich war, wie es heute ist. Das Haus, wo die Familie früher in einer feuchten Kellerwohnung gelebt hat, das gibt es auch heute noch. Früher war es die „Höhere Töchter Schule“. Heute ist es die Montessori-Schule zwischen Rosengarten und Friedrich-Engels-Strasse - und der Keller ist schon lange keine feuchte Wohnung mehr.

Schon als Jugndlicher suchte Arendt den Kontakt zu Künstlern und fand ihn zum Beispiel in der Kunsthandwerkersiedlung Gildenhall auf der anderen Seeseite. Er machte das Abitur und besuchte danach das Lehrerseminar in Neuruppin. In Gildenhall unterrichtete er an einer reformpädagogischen Schule, wurde danach Theatermaler, Fahnennäher, Bankangestellter und Hilfsjournalist. Später zog er nach Berlin wo er ebenfalls an einer reformpädagogischen Schule unterrichtete.

Erste Gedichte von ihm erschienen 1925. Sein Beitritt zur KPD (Kommunistische Partei Deutschlands) erfolgte 1928. Als Kommunist und mit einer halbjüdischen Frau an seiner Seite floh er 1933 aus dem nationalsozialistischen Deutschland erst in die Schweiz und lebte dann zwei Jahre auf Mallorca, wo er seinen Lebensunterhalt als Hauslehrer verdiente. Später arbeitete er als Übersetzer für die Informationspresse der internationalen Brigaden auf dem spanischen Festland.

Von 1939 - 1950 lebte er mit seiner Frau in Frankreich und Kolumbien, teils eingesperrt, teils auf der Flucht aber immer um das Überleben kämpfend.

1950 siedelte Arendt in die DDR über wo er als freier Schriftsteller lebte. Seit 1957 wurde er von der Stasi überwacht. Er sah viele Dinge kritisch, was auch dazu führte, das einige Werke von ihm der Zensur zum Opfer fielen. Dennoch war er – wenn man Wikipedia glauben darf – ein durchaus sehr anerkannter Lyriker und Übersetzer.

Auf jeden Fall ein Mensch, in dessen Leben „Langeweile“ und „Eintönigkeit“ wohl eher nicht vorkamen und wo es sich lohnt, mal ein bisschen genauer zu schauen, wer das eigentlich war und was er gemacht hat, denn letztlich hat er ein Stück Kulturgeschichte geschaffen.

Mag sein, das es für viele Menschen heute einfacher ist, sich mit fiktiveren Charakteren aus irgendwelchen Serien und Romanen zu beschäftigen, weil dazu schon alles „vorgekaut“ ist und es allerlei Merchandising dazu gibt, mit denen man sich und seine Wohnung dekorieren kann. Aber diese fiktiven Figuren, die oft so real erscheinen – auch sie sind von Menschen erschaffen worden, die sich in ihrem Leben an irgendwelchen Vorbildern aus Fleisch und Blut orientiert haben.

Samstag, 1. März 2014

Farino erzählt: Neulich, abends....



Frauchen ist mit uns raus, zur letzten Hunderunde im Dunkeln. Wir kommen so aus der Türe, biegen gegenüber zwei angetrunkene Jugendliche auf den Schulplatz. Einer von denen tritt noch mit Wucht gegen das Schild, das besagt „Schulplatz ist Fussgängerzone“ - es scheppert blechern, die Jungs feiern sich als Helden.

Einen Augenblick später wirft einer von beiden eine Bierflasche aufs Pflaster und der andere springt drauf. Bierflasche kaputt, die Scherben verteilen sich übers Pflaster, die Jungs johlen. Aber nicht lange, denn da fängt Frauchen an zu brüllen, das sie den Scheiß jetzt gefälligst auch wieder wegräumen sollen.

Ertappt drehen sich die beiden um und erklären, sie wollten das gerade, also wirklich GERADE wollten sie die Scherben auch wieder wegräumen... aha, im Weggehen. Toll. Wahrscheinlich können die zaubern oder so. Aber immerhin, sie fangen an, sich gen Scherben zu bücken, Frauchen erklärt, wo die nächsten Mülleimer sind. Weil es dunkel ist und nicht so viel los ist, hört man so eine Schreierei ja viel weiter und so stehen nach kurzer Zeit sechs Leute um die Beiden herum und gucken zu, wie die die Scherben aufsammeln, sich gegenseitig die Schuld in die Schuhe schieben – und dann anfangen auf die „Sumpfkühe“ zu schimpfen. Eine davon ist Frauchen, weil die laut geworden ist und die andere steht dann wohl neben Frauchen. Aber es gucken ja nicht nur Zweibeiner zu, wie die Scherben aufgesammelt sind, nein, drei größere Hunde gucken auch ganz interessiert zu.

Dann lassen noch zwei andere Zweibeiner einen Kommentar los, und die Scherbenfabrikanten versuchen, mit einer Art „Möchtegern-Bushido-Art“ Eindruck und Respekt zu schinden. So a la: „Ey, wir sind RUSSSSSSEN, weischt du, man legt sich nicht mit RUSSSSSSEN an – und Kroaten sind wir auch, man legt sich nicht mit Krrrroaaaten an! Wir sind ganz gefährlich, weischt du!“ und damit zogen sie laut lamentierend weiter gen Bilderbogenpassage.

Frauchen sagt, es ist mitunter ganz praktisch, mindestens einen Hund dabei zu haben. Vor allem mich. Weil, ich habe schon mehrfach bewiesen, das ich durchaus ungemütlich werden kann. Sieht man mir zwar nicht an, ist aber so. Eine meiner ersten Ungemütlich-Taten war, beinahe einen Ortsbrandmeister zu zerlegen. Na, was kommt der auch im Dunkeln auf uns zu! Aber mir wurde erklärt, der hat eine Feuerwehr-Uniform an, der wird nicht doof angemacht! 

Was „Jelly-Bellys“ sind, weiß ich auch. Nur mal so am Rande, für die Herren der Gesellschaft. Wer mit meinem Frauchen scheiße umgeht, merkt sowieso, daß ich weiß, was das sind. Da arbeite ich sehr eigenständig. 
 
Aber Frauchen sagt, es ist schon interessant so mit der Zivilcourage von Menschen. Die meisten haben keine, wenn es darauf ankommt. Nur im Nachhinein, da haben sie eine große Klappe.

Aber was ist das eigentlich? Zivil-Courage? Der Begriff wird erstmals 1835 in Frankreich als „courage civil“ erwähnt, übersetzt wird es mit „bürgerlichem Mut“.

Otto von Bismarck erwähnt das deutsche Wort „Zivilcourage“ 1865. Eine neuere Definition kommt von dem Politikwissenschaftler Gerd Meyer. Er definiert Zivilcourage als sozialen Mut. Eine bestimmte Form sozial verantwortlichen Handelns. Zivilcourage zeigt, wer in Situationen wo zentrale Werte oder soziale Normen wie Menschenwürde, Menschenrechte, Gerechtigkeit und so weiter verletzt werden. Oder wenn man mitbekommt, das jemand eine andere Person körperlich und/oder seelisch angreift. Wer da eingreift um das zu verhindern, selbst wenn er dadurch Nachteile hat, der hat Zivilcourage.

Und, wie steht es so mit eurer Zivilcourage? Oder ist es einfacher, wegzugucken und sich lieber am Kaffeetisch drüber aufzuregen, wie blöd manche Leute sind?





(Quelle: Wikipedia)