Dienstag, 10. Oktober 2023

Von Bildung und Büchern




 

Hach, erwischt! Das letzte Buch „Draussen Lernen“. Über 500 Seiten darüber, was „Draussen Lernen“ bedeutet, wie es in verschiedenen Einrichtungen umgesetzt wird und warum es richtig gut und wichtig ist, das Menschen draußen etwas lernen und was das alles mit der „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ zu tun hat. Ein absolut tolles Buch und ich freue mich riesig, es noch bekommen zu habe!

Generell arbeite ich für den Natur- und Waldpädagogik-Kurs gerade sehr viel mit meinen gesammelten Bücherschätzen, da es einen ganzen Schwung Bäume und Sträucher gibt, zu denen ich etwas ausarbeiten soll. Also geht es querbeet durch das Buch über Baumrinden, über Steinzeitpflanzen, über Symbiosen in verschiedenen Lebensräumen und durch die Reihen „Nahrhafte Landschaft“ und „Geoökologie verschiedener Lebensräume“. Dazu gibt es noch Wikipedia, Buschfunkistan und Forstseiten. Heraus kommen richtig interessante Sachen, so dass es Walnüsse schon vor rund 60 Millionen Jahren gab, die alten Germanen mit ihrer Mythologie locker mit dem „Wer hatte was mit wem und was war das Ergebnis?“ mit dem Altern Testament mithalten kann (also eigentlich, ganz eigentlich habe ich mich mit der Eberesche befasst...).

Herausgefunden habe ich offenbar auch das Geheimnis des Sanddornhonigs, den ich in Neuruppin bei einem kleinen Imker gekauft habe. Sanddornhonig ist einfach nur unglaublich lecker – ich wusste nicht, dass es ganze Plantagen von dem Zeug in der DDR gab. Aber – offensichtlich stellt er einen Teil seiner Bienenstöcke in eine solche Plantage. Hier gibt es ja eher so „Frühtracht“ und „Rapshonig“ bei den Imkern. Von meiner Mutter habe ich noch ein fast volles Glas Lindenblütenhonig mitgebracht. Praktischer Weise gab es die Anleitung zu einem Erkältungshonig mit Spitzwegerichblättern im Kurs. Den habe ich gemacht, der muss noch ein paar Wochen durchziehen. Was etwas blöd ist, weil ich gerade erkältet bin – aber ich trinke ziemlich viel Salbeitee mit Honig drin. Das geht auch gut.

Es wäre auch ganz viel Naturhandwerk dran – aber ich glaube, mein Vorteil ist, dass ich davon schon ganz viel ausprobiert habe und hier Körbe, geschnitzte Sachen, gefilzte und gewebte Sachen und so weiter und so fort herumstehen. Da muss ich der Sache erst einmal nicht so große Aufmerksamkeit schenken. Ziemlich erkältet habe ich dann auch das Zoom-Meeting für Einsteiger mitgemacht. Freundlicher Weise hat die App dann auf mein Clowns-Avatar zurückgegriffen. Während sich viele Menschen während Corona sich schon mit Zoom beschäftigt haben, ist es für mich noch recht neu. Gehört halt heutzutage zum Lernen dazu. Wobei wir auch Workshops via Zoom haben. Das ist ziemlich cool, weil es einen richtig guten Schnitzworkshop gab der sich um „Wie schnitze ich mit Kindern?“ drehte und wo ich nur dachte: „Whow, voll anders als in den Waldgruppen – aber auch um Längen besser und sicherer!“ und ein Workshop zum Korbwickeln gab es aus Österreich. Da hätten wir sonst nie dran teilnehmen können! Der nächste dreht sich um Seilkonstruktionen für Kinder – MEGA!

Geklärt ist jetzt auch viel zum Thema „Abschlussarbeit“ - das ist im Endeffekt ein Jahresprojekt. Ich hatte mir ja zwei Sachen überlegt. Aber die könnte ich nicht so wie gefordert umsetzen. Also habe ich jetzt zwei Tage lang auf den Hunderunden überlegt und werde den besten Baum von allen als Thema nehmen.

Herr Hund wurde dann endlich am Rücken operiert. Da hat er sich seit langem mit einem Grützbeutel herumgeschlagen, der alle paar Monate punktiert werden musste. Dass der irgendwann operiert werden muss, war klar – aber das wollte ich nicht in einem Sommer mit aus dem Fugen geratenen Temperaturen. Also ist Joey vor etwa 10 Tagen operiert worden. Dazu ist eine ziemlich große Fläche auf dem Rücken rasiert worden, die Narbe ist auch ganz ordentlich – und der Hund trägt jetzt meistens T-Shirts und erst einmal kein Geschirr, sondern Halsband. Im Friedwald rief ein Kind letztens ganz aufgeregt: „Guck mal Papa, da läuft ein T-Shirt-Hund!!!“.











Donnerstag, 14. September 2023

Der Adelsdackel

Wir haben Zuwachs bekommen. Vierbeinigen. Plüschigen. Mit Knopf im Ohr. So hatte ich mir einen Zweithund nicht vorgestellt - aber manchmal kommt es halt völlig anders, als man denkt. In Zukunft wird die geschätzte Leserschaft auch immer mal Bilder sehen, auf denen unser Kunstfellhund zu sehen ist. Erklären möchte ich, warum das so sein wird.

Stoffdackel auf Lastenrad vor einer Eiche mit Warnschild vor Elchen

Der Dackel gehört(e) meiner Mutter, die ihn nie weggeben wollte, weil sie ihn vor 30 Jahren von einem Freund bekommen hat. Dessen Leben endete leider etwas tragisch. Sie meinte, dass sie den immer als Erinnerung an diesen Menschen behalten wollte. Dann stand sie auf der Liste für einen Platz im Seniorenheim und hat angefangen, ihre Wohnung auszumisten. Als ich das vorletzte Mal bei ihr war, habe ich zwei große Körbe mit Bettzeug und so mitgenommen – und zu Hause gemerkt, da sind der Teddy und der Dackel drin. Genau das, was sie nie weggeben wollte. Also habe ich die Beiden ins Regal gepackt bis zur nächsten Fahrt an den Niederrhein, damit die wieder zurück zu meiner Mutter gehen.

Dann ging alles plötzlich ganz schnell, sie musste sich binnen 5 Minuten für ein freies Zimmer im Heim entscheiden, wo sie dachte, sie hätte noch länger Zeit. Danach brach faktisch ein Zunami über sie herein. Umzug ins Heim binnen 4 Tagen und ich hatte aus der Ferne das Gefühl, ihre Wohnung wird regelrecht „gefleddert“ von manchen Leuten. 

Ich weiß, es ist ein ziemlich furchtbares Gefühl des ausgeliefert seins, wenn so etwas passiert. Man muss sich von vielen Dingen trennen, die einem ans Herz gewachsen ist, alles ändert sich binnen kürzester Zeit und „das ist besser für dich, wir wollen alle nur dein Bestes“ ist definitiv kein Trost.


Stoffdackelkopf vor einer Erklärtafel zum Gattberg im Geopark Terra Vita

Weil ich aber immer gesagt habe, ich komme in der ersten Septemberwoche, habe ich überlegt, dass meine Mutter vielleicht Spaß hat, wenn ihr Dackel bis dahin Abenteuer erlebt. Denn der Dackel kann ja viel unproblematischer raus und etwas erleben als meine Mutter, die schwer krank und alles, aber nicht mehr fit ist. Ihre Zeiten von Urlaub, Fernreisen und Wanderclub sind schon lange vorbei – und wie muss ein Mensch sich eigentlich fühlen, wenn er all die guten Zeiten im Leben nur noch auf Bildern sieht... die er sich schon lange nicht mehr anschaut.


Waldi liegt mit Geschirr auf einer Tafel, die auf einem Aussichtsturm ist und schaut einen Sandweg entlang in die Ferne

Also kommt der Dackel mit auf Tour, es gibt Bilder und diese bekommt sie per Whatsapp. So hat es angefangen. Natürlich braucht ein Hund, der mit mir unterwegs ist, dann am Besten ein vernünftiges Geschirr. Ich hatte noch eines von Ruffwear, dass ich für Gasthund Rocky damals zur „Fitzcarraldo-Tour“ gekauft habe – und na ja, ein kleines bisschen zu groß, aber geht schon. Eigentlich habe ich mich immer geärgert, dass ich es noch nicht verkauft habe um Joey so eines in größer zu besorgen - aber jetzt bin ich tatsächlich ganz froh drüber. Na ja, Joey hat das mit Packtaschen dran und das Klettergeschirr von der Firma. 

Als erstes ist Waldi mit Fahrrad gefahren und hat ihr gezeigt, dass es hier Warnschilder vor Elchen gibt. Dann hat Waldi ihr immer mal wieder tolle Sachen gezeigt und sie hat die Fotos dann auch recht schnell angeschaut und in ihren Status verfrachtet. Wenn sie auch bei Whatsapp nicht viel kann, DAS kann sie.


Waldi auf einem Zaunpfahl, an dem ein Wanderwegschild mit einem großen W montiert ist. Im Hintergrund liegen Rinder auf einer Wiese

Tja, und dann waren ich in der ersten Septemberwoche bei ihr am Niederrhein, wollte ihr Waldi wiedergeben – und dann hat sie gesagt, ich soll den behalten, der erlebt bei mir ja ganz schön viel. So habe ich nun zwei Hunde, einmal Joey und einmal „Waldi von Oma“.

Joey bekommt es mittlerweile recht gut hin, Waldi zwischendurch für ein Foto auf seinem Rücken zu lassen. Dort wird er mit einem Kletterkarabiner eingeklinkt.  Das kleine Geschirr ist auch super praktisch, weil ich den Dackel dann mit einem Karabiner an meinem Bauchgurt einklinken kann. Mag sein, dass manche Leute ein bisschen komisch gucken, wenn sie mich so sehen – egal. Ich weiß ja, warum ich so herumlaufe und wer später Spaß an den Bildern hat, die dabei entstehen. DAS ist wichtig. Nicht, was irgendwer vielleicht denkt, dem man letztlich gepflegt am Allerwertesten vorbei geht. 


Dackel Waldi liegt bei Joey auf dem Rücken, als Joey auf einem schattigen Wanderweg steht, der von Bäumen gesäumt ist.

Was ich definitiv immer besser hinbekomme: den Nasenauslöser. Klingt schräg, ist es irgendwo auch – aber manchmal muss ich für ein Bild den Dackel in einer Hand halten. Die andere Hand hält das Handy – und irgendwie muss ich auf den Fotobutton kommen. Das geht dann tatsächlich am Besten mit der Nase! So wie hier:


Waldi wird mit der Hand gehalten, sein Kopf nimmt das halbe Bild ein, im HIntergrund verschwommen ein Lastkahn auf dem Kanal







Donnerstag, 31. August 2023

Gebe niemals deine Träume auf!

Foto vom schön gestalteten Deckblatt des Juli-Kurses
"Natur, Kunst und Poesie"

Also ich muss euch jetzt ja mal von meiner neuen Weiterbildung erzählen. Letztes Jahr habe ich den Kurs von der Hamburger Klett-Gruppe ausprobiert, der ist dann ja für mich zu einem ziemlichen Reinfall mutiert. Aber immerhin – es war interessant und letztlich auch ganz lehrreich, wie Fernstudiensachen so sein können.

Dann kam irgendwann der zweite Kurs zu dem Thema im Großen und Ganzen raus, der von der Deutschen Zentrale für  Fernstudien zertifiziert wurde. Ich habe schon immer damit geliebäugelt, alles verfolgt, die Schnupperwoche mit der Haselmaus mitgemacht – alles tutti. Nun hat alles irgendwie so gepasst, dass ich endlich damit anfangen konnte!

Jeden Monat gibt es ein neues Themenfeld, es gibt ein komplettes Team, das sich um den Kurs kümmert und tatsächlich auch Ahnung von Pädagogik hat. Es gibt Zoom-Meetings, die Whatsapp-Gruppe ist tatsächlich gut und da sind auch die Initiatoren drin und machen bei Bedarf mit. Das Lehrmaterial ist mit vielen, vielen Farbfotos versehen und es gibt ein Künstlerpaar, die Wawras, das extra für den Kurs wunderschöne Bilder malt. Von denen habe ich mittlerweile einen Bestimmungsfächer, den ich schon bei den Waldkindern eingesetzt habe. Tolles Teil.

Ich bekomme die Unterlagen über eine spezielle Seite und kann sie mir als PDF herunterladen. Das sind jeden Monat rund 160 Seiten und die sind in verschiedene Themenfelder unterteilt. Ein PDF ist dann „Aus der Praxis für die Praxis“. Ich habe auf über 70 Seiten Vorschläge bekommen, was ich mit Kindern praktisch umsetzen kann. Whow! 


Foto vom Deckblatt des August-Kurses zum Thema
"Vom Potential der Natur für unsere Gesundheit"


Insgesamt sind pro Monat etwa 40 Stunden vorgesehen zum Lernen, für die Zoom-Meetings – und für die praktische Arbeit, denn das, was wir Teilnehmer lernen, sollen wir halt auch praktisch umsetzen und davon jeden Monat 3 Stunden dokumentieren. Was für mich bedeutet, ich muss mir nun eine Kindergruppe zwischen 3 und 12 Jahren suchen, die Spaß daran hätte, sich mit Natur zu beschäftigen und optimaler Weise wären da auch wieder Kinder mit Behinderung dabei wie bei den Waldkindern.

Wenn nach 12 Monaten alle Themenfelder durch sind, bleiben mir 6 – 12 Monate für eine Abschlussarbeit. Darauf freue ich mich jetzt schon, denn einer der Schwerpunkte MEINER Abschlussarbeit soll eigentlich im Bereich „Naturpädagogik für Menschen mit Behinderungen“ sein (ich hoffe, das klappt irgendwie). Das bietet sich einfach an nach der langen Zeit mit Nick, seinen Freunden und Bekannten und der Arbeit im Team vom „Arbeitskreis barrierefreie Stadt Neuruppin“ und nicht zuletzt mit all dem, was ich selbst so mit PTBS-Assistenzhund erlebt habe. Denn auch Joey war (und ist) oft ein Indikator dafür, wie es denn mit der Barrierefreiheit ist, selbst wenn der eigentlich in Rente ist.
(Aber was wäre das für eine Art und Weise zu sagen: "Hey Joey, du hast mir zwar jahrelang den Arsch gerettet, warst jahrelang mit auf den Stadtratssitzungen, auf Fortbildungen, in Schulen, Galerien, Supermärkten, Arztpraxen und den WfbM´s etc. pp. - jetzt bist du alt, sieh´  zu, wie du klar kommst, es geht mir jetzt besser, ich muss jetzt den ganzen Tag arbeiten!"?? Lieber habe ich weniger Geld als weniger Herz). 

Es würde auf allen bisherigen Erfahrungen aufbauen und entspräche auch dem, was sowohl die UN-Behindertenrechtscharta als auch Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) fordert. Damit wäre es eine ziemlich geniale Verbindung zwischen den beiden Themen, die mir wirklich viel bedeuten. Auch wenn da nur zwei oder drei Sachen bei herauskommen, die andere Menschen problemlos bei ihren Aktionen umsetzen können um Teilhabe zu ermöglichen - zwei oder drei ist besser als: "Schön das du dabei bist, ich hoffe, es reicht dir am Rand zu bleiben und zuzuschauen, wie die Unbehinderten Spaß haben!".

Bislang finde ich da tatsächlich nicht so wirklich viel. Für die Arbeit in Schulen ist das anders, da gibt es wirklich viel wenn es um Behinderungen geht – aber wie ist das, wenn jemand zum Beispiel leichte Sprache benötigt? Wenn er eine Sehbehinderung hat? Wie können Menschen, die eigentlich einen Rolli brauchen, Feld, Wald und Wiese hautnah erleben? Wie ist das mit unterstützender Kommunikation? Was gäbe es da für Möglichkeiten und was muss man beachten? Ich erinnere mich da auch gerne an Nick beim Schnitzkurs. Mit dem Rolli erst einmal über einen sehr matschigen Weg und dann draußen an einem Picknicktisch schnitzen. Tja, versuch das mal so mit Rolli.

An zwei Tagen in der Woche arbeite ich erst einmal als Sozial-assistentin für eine ganz tolle junge Frau mit Behinderung im Umweltbildungszentrum in Vrees. (Ich glaube, ich bin der einzige Mensch, der sich je als "Puzzleteil" beworben hat). Dort wurde dann vorgestern ein Picknicktisch für die Gruppenarbeit draußen zusammen mit dem Förster gebaut. Ich hatte dann vorsichtig angemerkt, das man vielleicht beachten sollte, dass der wenigstens an einer Seite unterfahrbar ist. Der Förster so: "Warte mal ab, das ist sowieso ein Experiment, wie der gebaut wird!". Ehrlich, mir ist so ein Stein vom Herzen gefallen, als ich den fertigen Tisch gesehen habe! Denn da müssten die Fußrasten eines Kinderrollis echt problemlos unten durch passen - und mit anderen Kindern vernünftig mit an einem Tisch zu sitzen und GEMEINSAM statt einsam mit denen arbeiten zu können ist sooooo wichtig! Ich hoffe sehr, ich erlebe es dort noch, dass ein Rollikind dort tatsächlich dran sitzt um zu sehen, ob es tatsächlich passt. Das wäre übrigens dann schon mal ein gutes Beispiel für die Abschlussarbeit.

Oder die Zeit mit Nick und Feuerwehr - „ja, super dass er dabei ist, alles gar kein Problem – aber so als Behinderter reicht es doch sicherlich, wenn er nur daneben steht!!!“. Keine Ahnung, wie oft Nick und ich damals gemeinsam geheult haben, weil es so unfair war. Jedenfalls sehr oft. Ein bisschen cool war aber, dass ich als einzige Mutter und Nicht-Feuerwehr-Mensch dann zum Bundeskongress der Jugendfeuerwehren nach Berlin eingeladen wurde, um über die Erfahrungen zu sprechen und zu diskutieren, was geht und was nicht geht.

Auf jeden Fall wird es für mich absolut spannend, da auf Entdeckungsreise zu gehen, viel zu lernen und hoffentlich auch einige Dinge ausprobieren zu können. Ich freue mich riesig auf die Zeit mit dem Kurs und tollen Leuten quer durchs Land, auf viele neue und alte Entdeckungen, auf das Lernen – und wenn auch nur die Hälfte von dem so klappt, wie ich es mir vorstelle und ÜBER den Dingen ist, die Nick und ich ohnehin vor einigen Jahren geplant hatten, wäre er sicherlich enorm stolz.

Deshalb: gibt nie deine Träume auf - also wenn sie auch nur halbwegs realistisch sind und du nicht gerade von einem Lottogewinn träumst (obwohl du gar kein Lotto spielst oder so). Denn manchmal erfüllen die sich vielleicht doch noch. Irgendwann. Vielleicht ein bisschen anders als ursprünglich gedacht, aber nicht unbedingt schlechter. 



Joey vor einer Experimentierstation in der Molberger Dose

Dienstag, 22. August 2023

Das neue "Unterwegstier": der Lastesel (2)



Die erste Tour über zwei Waldweg war dann irgendwie „wie früher“ und bei Joey hat es auch sichtlich „klick“ gemacht im Kopf, weil ich so viel lachen musste, öfters mal vom Rad gesprungen bin um es aufzuhalten und einfach nur richtig viel Spaß hatte. Das hat Joey gemerkt und es hat ihm offensichtlich gefallen. Das Babboe ist aber laut Hersteller für niederländische Wegeverhältnisse hergestellt - und wenn ich schon bei Autofahrten über die Grenze feststelle, wie schlagartig sich die Straßenbeschaffenheit ändert - also ich war noch nicht in niederländischen Wäldern unterwegs, aber es könnte vielleicht echt interessant werden!

Die erste längere Tour war dann im Wald ein Stück vom Geestwanderweg. Das Stück wollte ich schon sehr lange mal „ganz“ machen und nicht nur zu einem kleinen Teil. Mit dem Rad ging das dann... also mehr oder minder, weil das Rad eine tiefe und starre Vorderachse hat und es auf dem Weg Pfützen, Schlaglöcher, einen bewachsenen Mittelstreifen und aufgewühlten Schotter gibt. Es war SEHR abenteuerlich, ich habe auch viel geschoben – weil einfach nichts anderes ging – aber auf der anderen Seite ist es ein Stück mit unglaublich toller Landschaft im Naturschutzgebiet Markatal.


Das blaue ist in zum größten Teil ein Stück vom GeestWANDERweg
Irgendwann lerne ich vielleicht, das WANDERwege nicht unbedingt für Dreiräder sind.



Nachdem das Rad dann bei einer Tour plötzlich eine Bremse weniger hatte, musste es ein paar Tage bei der Fahrradwerkstatt im Dorf pausieren. Ich habe mich dann so gefreut, als es fertig war, dass es gleich eine größere Runde durch den Wald und am Wisentdenkmal vorbei gegeben hat (das Foto oben ist von der Tour). Manchmal ist mir einfach nicht zu helfen – wir waren jedenfalls beide total fertig, als wir wieder zu Hause waren. Denn zum Einen war die Tour länger als gedacht und zum anderen ging es eine längere Strecke über Graswege und durch tiefen Sand.



Mittlerweile freut der Hund sich total auf die Touren mit dem Lastenrad, fordert sie auch mitunter selbst ein. Er darf nun auch direkt von zu Hause aus neben dem Rad starten. Die letzten Wochen haben uns Übung darin beschert, wie er gut neben der Kiste läuft, bei Bedarf zwischen Kiste und mir über die Mittelstrebe die Seite wechselt und so weiter. Da die Box selbst vom Babboe-Dog einen glatten Boden hat, war in der ersten Zeit eine Gummimatte unten drin und eine Sitzauflage darauf. Auf der Rampe ist ein Stück Fußmatte. Stellt euch mal vor, da verkauf eine Firma gezielt ein Rad für Hundebesitzer - aber die Kiste ist so derbe glatt, dass man die passenden Gummimatten mit Firmenlogo EXTRA kaufen muss, damit es überhaupt für einen Hund besser nutzbar ist! Das ist, als wenn man für ein Baby einen Maxi-Cosi kaufen würde, man aber die komplette Einlage und die Gurte extra kaufen muss: ziemlich blöd! Es gibt Lastenrad-Nutzer, die für ihre Hunde unten so eine Matte hinein legen, die man unter Waschmaschinen legt um deren Stöße zu dämpfen. Denn dem Hund geht jede Unebenheit in der Kiste direkt auf die Knochen.



Gegend gucken. Das Babboe hat ein Regenverdeck mit zwei zu öffnenden Seiten.


Ich hatte noch große Platten die eigentlich unter Trainingsgeräte kommen. Die sind jetzt unten drin um die Schläge zu dämpfen und darauf liegt eine Sitzauflage. Ändern muss ich aber noch die beiden Befestigungsringe, die in der Box sind. Die sollen nach außen, sind aber zu fest angezogen, dass ich sie los bekomme. Wenn wir durch den Wald rumpeln und Joey in der Box ist, bekommt er sie manchmal ab. Das ist nicht gut. Ich habe mich irgendwann entschlossen, um die Lenksäule ein altes Halsband von ihm zu mache und daran wird die Leine eingeklinkt. Egal, ob er in der Box ist oder nebenher läuft. Für mich ist das die bessere Option.

Um den ganzen Kladderadatsch wie Regenzeug, Wasserflaschen, Trinknapf etc. mitzunehmen, habe ich die Kindersitzbank in der Box. Da passt ein schmaler Korb drunter und noch Taschen drauf. Eltern mit Lastenrad nehmen mitunter Bettorganizer um da für ihre Kinder Sachen reinzutun und hängen die über die Kante. Ich muss gucken, optimal ist es für mich nicht, aber gut Ding will Weile haben. Ziemlich cool fand ich die Idee einer Mutter, so ein Badewannenregal für ihre Kinder im Lastenrad zu benutzen. Aber das geht bei meinen Strecken nur bedingt, ein Schlagloch und irgendwas fliegt durch die Landschaft. Die oberen Holzkanten der Kiste haben nun Schutzkanten. Die gibt es fertig zugeschnitten vom Hersteller oder als Meterware und damit viel günstiger bei Amazon.


Mein Ziel ist es eigentlich, erst einmal wieder fitter zu werden. Deshalb habe ich auch geschaut, wie man mit dem Lastenrad durch den Wald nach Vrees kommt. Also DAS man hinkommt ist schon klar – aber wie klappt das mit dem Lastenrad? Dreieinhalb Stunden später war ich klüger und komplett fertig. Ach ja, und der Lastesel heißt jetzt „Boneshaker“. Den Namen hat er sich redlich verdient.


Das bisherige Fazit von den ersten Wochen mit Lastenrad ist: Ich bin froh und glücklich, das Ding zu haben. Auch über die Akku-Unterstützung; früher dachte ich immer, das wäre eher so eine Spielerei. ABER ich lerne auch die Grenzen von dem Rad gut kennen. In der Babboe-Facebook-Gruppe lese ich ziemlich viel Kritik über diese Räder und stelle fest, dass einige Familien die wenige Wochen nach dem Kauf wieder loswerden möchten, weil sie in der Zeit festgestellt haben, dass sie damit im täglichen Gebrauch recht schnell an Komfortgrenzen kommen und dafür richtig viel Geld bezahlt haben. Der Hersteller gibt an, dass diese Räder für niederländische Wegeverhältnisse konzipiert wurden. Diese sind in vielen Fällen halt deutlich besser als in Deutschland, da sollte man immer dran denken.

Ohne Akku hätte ich definitiv keine Kraft, ständig 80 Kilo klobiges Fahrrad mit 20 Kilo Hund und 85 Kilo Eigengewicht durch die Gegend zu wuchten. Ich kenne mich mit Stromleistungen etc. nicht gut aus und meiner ist auch halt schon einige Jahre alt - aber nach der letzten Tour über 28 Kilometer war der schon sehr weit runter. Nehme ich die Erfahrungen aus der Gruppe, wird auch was Akkuleistung anbelangt, von Babboe abgeraten, weil es nur ein bisschen hügeliger werden muss, um festzustellen, dass die Leistung bei dem (schweren) Rad nicht ausreicht. Die Gegend, in der ich lebe, ist der Ausläufer des Hümmlings. Die Landschaft ist durch die letzte große Eiszeit geprägt, es gibt immer wieder mal kurze Steigungen. Das geht noch. Würde ich das Babboe bei meiner Tochter in der Nähe von Gießen fahren, hätte ich mit dem Ding keinen Spaß sondern nur Ärger.


Wir mussten eh einem Trecker ausweichen, also können wir auch Hottis bespaßen


Würde ich einen neuen Akku kaufen, müsste ich dafür stolze 700 Euro hinlegen, aber es gibt eine Firma, die bei alten Akkus nur Zellen austauscht und das wäre dann etwa die Hälfte der Kosten. Irgendwann wird das auf mich zukommen. Auch das gehört dazu, wenn man ein E-Bike nutzt, nach ungefähr 1000 Mal den Akku laden, ist der fertig. Keine Ahnung, wie oft der von Boneshaker schon geladen wurde und wie viele Kilometer das Rad letztlich runter hat, ich habe noch das alte Display, dass keine Gesamtleistung anzeigt.

Wenn ich vergleichen müsste, ob ich Hunde-Lastenrad oder Hundeanhänger besser finde, würde meine Wahl übrigens nach der Erfahrung mit dem Hundeanhänger auf ein Lastenrad fallen. Aber eben nicht mehr aufs Babboe. Alternativ auf ein Dreirad mit großem Korb, ähnlich wie Juniors. Was habe ich damals über die 28 Kilo von dem Teil geflucht. Joey hat letztlich auch in den Korb vom Dreirad gepasst (wir haben das mal ausprobiert) und den hätte man problemlos gegen etwas hundetauglicheres austauschen können.















Montag, 21. August 2023

Das neue "Unterwegstier": ein Lastesel (1)




Gestatten: Babboe dog E von 2017


Im Rahmen von Klimaschutz und Co gibt es ja auch immer die Diskussion darüber, das man mehr Fahrradfahren sollte. Seit Nicks erneuter Hirntumorerkrankung bin ich nicht mehr mit dem Rad gefahren. Dafür viel gelaufen, habe „den Rolli geschubst“ oder das Sacco-Cart gezogen.

Gedanken über Radfahren habe ich mir aber schon gemacht. Schließlich hatte ich schon immer alle möglichen Räder „unter meinem Hintern“ und das meistens mit viel Spaß. Ich dachte: „Na ja, Joey kann nicht mehr so viel und schnell laufen, wenn ich jetzt ein normales Zweirad habe, gibt es ein Problem“ und habe mich ein kleines bisschen mit Lastenrädern befasst.

Dann kamen ein paar glückliche Umstände zusammen und – taraaaa.... ich habe einen Lastesel für Joey und mich bekommen! Ein älteres Lastenrad mit Elektro-Unterstützung. Also vorne zwei Räder und hinten eines. Nick hatte Dreiräder mit hinten zwei Rädern. Lastenrad-fahren mit so einem Dreirad ist etwas, an das ich mich gewöhnen musste und das auch viel Übung braucht.

Joey ist begeistert. Abenteuer winken!


Auch für Joey stand üben auf dem Plan – und zwar erst einmal Verladetraining beim stehenden Rad. Denn er soll das Fahren ja gut finden und nicht gleich durch Verunsicherung und Überforderung vergrault werden. Also erst einen Tag nur Verladetraining. Klappe runter und so viele Hundekekse in die Box werfen, dass der Hund irgendwann von selbst reingeht. Und wieder raus. Nächste Runde... er soll nur reingehen und wieder raus und lernen, dass es nicht schlimm ist, sondern etwas Gutes.

Am nächsten Tag war das Verladetraining dann in der zweiten Runde mit „Klappe kurz hochklappen, Hund loben, Klappe wieder runter“ und später mit Klappe verriegeln. Nicht lange. Einfach nur eben Riegel zu, Riegel auf, Klappe runter – Hund kann raus. Der Tagesabschluss war eine kleine Schieberunde mit Hund in der Box. Nur ein paar Meter. Der Hund hat auch gelernt, dass er in der Box angeleint wird.

Tag drei waren vormittags verladen, zwei Schieberunden, fertig. Nachmittags bin ich das erste Mal mit dem Hund ein kleines Stück gefahren. Auch das war okay. So hat es sich immer weiter entwickelt. Dann bin ich mit ihm immer in der Box von zu Hause losgefahren, auf einen Wirtschaftsweg bis zu einem Stall. Ab da durfte er langsam neben dem Rad laufen. Auch diese Strecken haben wir ausgeweitet. Wenn ich den Eindruck hatte, er ist kaputt, habe ich ihn in die Box getan und er hat vorne heraus geschaut.

Ungwohnt für den Hund: NEBEN dem Rad laufen



Für mich war es total ungewohnt, dass der Schwerpunkt vom Rad so unglaublich tief ist und sich durch die starre Vorderachse unter der Holzbox das Fahrverhalten extrem verändert. Es war lange das Gefühl, wie „ein Affe auf dem Schleifstein“ zu sitzen. Jede Bodenunebenheit massiv ausgleichen zu müssen, um sich nicht mit 80 Kilo Fahrrad auf die Schnüss zu packen. Zum Glück habe ich noch den Helm aus der Bikejöring-Zeit, der ist jetzt wieder im Einsatz. Zwischendurch habe ich einige Zeit auch auf größeren Flächen Kreise und Kurven fahren geübt, geschaut, wie schnell ich dabei fahren darf und so weiter.

Den Akku nutze ich nicht immer. Denn wenn Joey sehr langsam läuft, wäre es mit Akku zu schnell und für ihn zu stressig. Aber wenn es im Wald anstrengender wird oder bergauf geht, dann ist der schon ziemlich gut, mir durch Matschlöcher oder bergauf zu helfen.


So etwas fahre ich natürlich auch. 
Aber das Babboe ist definitiv ein Stadtverkehrsrad



Im zweiten Teil erzähle ich euch von unseren ersten Touren und welchen  (Vor-)Namen das Rad hat, nachdem ich ausprobiert habe, ob ich damit zur Arbeit kommen würde. 




Mittwoch, 24. Mai 2023

Vorgelesen: Versuchen von Kobi Yamada

 Mittlerweile habe ich schon zum zweiten Mal das wunderschöne Bilderbuch „Versuchen“ von Kobi Yamada vorgelesen.








Ich war mir am Anfang nicht sicher, ob die Kinder es mögen. Es ist nicht so bunt wie viele andere Kinderbücher. Die Zeichnungen von Elise Hurst sind aquarellierte Federzeichnungen und überwiegend in schwarz/grau. Es ist aber schön zu sehen, dass die Kinder wirklich viel darauf entdecken und begeistert sind.

Die Geschichte handelt von einem Jungen, der eines Tages in der Bildhauerwerkstatt eines Meisters steht. Völlig beeindruckt von den Figuren überlegt der Junge „Wie geht das?“ - und merkt gar nicht, dass er es ausgesprochen hat.








Wie viele Sachen ist auch Bildhauerei etwas, das man lange üben muss. Das Buch erzählt also die Geschichte von einem Wunsch, den vielen Versuchen, vom Üben, Durchhalten und vor allem erklärt es, dass Fehler Freunde sein können. Denn man lernt aus seinen Fehlern. Es erzählt, dass an etwas zu scheitern nicht bedeutet, dass man versagt hat. Sondern das es bedeutet, dass man etwas versucht hat. Das man mutig war und etwas geliebt hat.

Ich denke, genau das sollten die Kinder (und Erwachsene!!!) lernen. Das Fehler zwar blöd sind – aber man sie wie Freunde sehen sollte, die einem etwas beibringen. Genau dann sind Fehler nicht mehr so schlimm, sondern können sogar motivieren, es noch einmal zu versuchen. Denn man weiß ja, was dann nicht funktioniert.

Auch Scheitern ist etwas, das blöd ist. Das weh tun kann. Das einen sehr traurig machen kann. Aber wenn man an einer Sache scheitert, dann weiß man immerhin, das man es versucht hat. Etwas zu versuchen ist definitiv besser, als sich ewig mit Gedanken herumzuschlagen, was alles doch so supertoll wäre, wenn man doch nur... und letztlich vor lauter Angst zu scheitern, nicht einmal den ersten Schritt macht.








Zu den Dingen, die Menschen am Ende ihres Lebens am meisten bedauern gehören immer auch all die Dinge, die sie immer „WENN... DANN“ vor sich her geschoben haben. Die sie sich in den tollsten Farben ausgemalt haben – aber wo sie meistens nicht einmal den ersten Schritt gewagt haben. Denn das, was man sich so wundervoll und bunt ausgemalt hat, war ein Traum. An den wollte man glauben – und nichts kann so niederschmetternd und hässlich sein, wie etwas, dass plötzlich nicht so bunt schillernd und toll ist, wie man es sich immer ausgemalt hat, sondern es zu einem eher faden und „nein, so habe ich mir das ganz und gar nicht vorgestellt!!!“-Ding wird. Tut weh. Aber dann kann man immer sagen: „Okay, ich habe es zumindest VERSUCHT!“. Genau darauf kann man dann irgendwann stolz sein. Man ist es nicht sofort, wenn etwas schief gelaufen ist. Aber irgendwann dreht man sich im Leben um, blickt zurück und sagt: „Ich habe es zumindest versucht und darauf kann ich stolz sein!“.

Es ist toll und lehrreich, sich mit den Kindern über Versuchen und Scheitern zu unterhalten. Ihnen zu zeigen: „Schaut, der Meister ist schon älter. Der hat viel mehr Zeit gehabt um zu üben und stetig besser zu werden! Daran solltet ihr immer denken, wenn ihr jemanden seht, der etwas richtig gut kann. Der jahrelang geübt und bestimmt auch viele Versuche gehabt, die überhaupt nicht gut waren“



 Einer meiner Schwerpunkte ist Naturkunde. Nach und nach kann ich davon auch immer mal etwas bei den Waldkindern einbringen. So hatte ich nun auf einer „Hunderunde durch den Wald“ drei Kinder als Begleitung.


Bild: Pixabay

Huch, warum sind die Eicheln denn jetzt rot?“ war dann meine Frage. Denn genau das hat mich die letzten Wochen beschäftigt, wenn ich mit dem Hund unterwegs war und ganz viele Eicheln gesehen habe, die plötzlich rot waren. Denn im Herbst sind sie grün und wenn man sie aufschneidet, weißlich.



Die Kinder haben ein paar rote Eicheln gesammelt und wir haben sie dann auf der Veranda mit einer Lupe untersucht. Sich Dinge mit einer Lupe ansehen, finden einige Kinder total klasse. Aber was hat es nun mit den roten Eicheln auf sich?

Wenn die Eicheln im Herbst auf den Boden fallen, haben sie eine grüne Hülle. Bleiben die Eicheln liegen, platzt diese Hülle irgendwann, weil die Eicheln anfangen zu Keimen. Dann sieht man, dass das Innere einer Eichel aus zwei Teilen besteht. Das ist eigentlich wie bei Erdnüssen, bei denen man letztlich die Früchte die man aus der Schale gepult hat, auch in zwei Teile auseinanderschieben kann. Das sind die beiden Keimblätter.



Bei Eicheln ist es so, dass sie rote Farbstoffe, die Anthocyane, bilden. Diese sind im Prinzip das Sonnenschutzmittel der keimenden Eicheln, weil noch kein grüner Farbstoff, das Chlorophyll, gebildet werden kann. Die Anthocyane liegen in gelöster Form in der Zellflüssigkeit vor und werden durch Lichteinwirkung und Säuregrad der Zellflüssigkeit aktiviert.


Rote Eichel/Bild: pixabay


Rote Eicheln sind also mit ihrer eigenen "Sonnenmilch" eingefärbt. 

Die Anthocyane sind Farbstoffe, die Pflanzen und Früchten zum Beispiel eine blaue oder rote Farbe verleihen. Heidelbeeren sind deshalb dunkelblau, Kirschen und Herbstblätter rot. Ihnen wird eine gesundheitsfördernde Wirkung nachgesagt.

Erdnüsse gehören übrigens zu den Leguminosen, wie Bohnen und Erbsen. Da ihre Hülle aber geschlossen bleibt, zählt die Erdnuss von ihrer Erscheinung her zu den Nüssen. 


Über das Schnitzen, Teil 2 Kinderschnitzmesser

 Für mich selbst kann ich sagen, es gibt Messer, mit denen ich gut arbeiten kann und wirklich etwas schaffe – und es gibt Messer, die sich als FÜR MICH nicht gut herausstellen. Aber ich weiß, dass andere Schnitzer diese Messer sehr mögen. Deshalb möchte ich, wie schon im Teil 1 geschrieben, auch für Kinder ganz verschiedene Messer zumindest zum Ausprobieren haben.

Opinel hat ein gutes Kindermesser mit runder Spitze, der Möglichkeit, die Klinge festzustellen und es gehört definitiv zu den günstigsten Messern. Von denen gibt es mehrere zum Schnitzen für die Waldkinder. Das bedeutet aber eben nicht, dass es für jedes Kind „passt“. Genau wie ein Stift gut in der Hand liegen sollte und es deshalb oft die Möglichkeit gibt, verschiedene Stifte auszuprobieren um den geeignetsten zu finden, ist es eigentlich mit Messern.

Das übliche Opinel-Kindermesser mit Holzgriff und runder Klinge ist für etwa 14 – 25 Euro zu haben, je nach Farben, Anbieter und ob es graviert werden soll.

rot-blaues Opinel-Junior-Kindermesser
Opinel Junior Kindermesser


Mein Bestand umfasst das Opinel-Junior-Messer mit nicht ganz so runder Klingenspitze und Kunststoffgriff. Auch hier kann man die Klinge mit einem Dreh arretieren. Der Griff hat eine eingebaute Notfallpfeife – auch eher eine Spielerei als wirklich nützlich. Taktil finde ich den Griff eher so „wääääh“, aber meine Hände sind größer als Kinderhände. Dieses Messer kostet etwa 17 Euro und ist in verschiedenen Farbkombinationen zu haben.

Messer von Moses/Scout/Haba/Holzwurm etc.

Ein feststehendes Messer, das von Moses, Haba Terra-Kids, Scout Happy People, Glaroi, Holzwurm etc. angeboten wird und zwischen 17 und 23 Euro kostet.

Es ist im Vergleich zum Opinel-Messer recht schwer, hat auch eine dickere Klinge und einen Klingenschutz. Es kommt in einer Messerscheide, bei Moses aus dickem Leder und mit der Möglichkeit, den Griff oben „zuzuknöpfen“ und so das Messer in der Lederscheide zu sichern. Das ist wirklich eine sinnvolle Sache, meine Mora-Messer haben eine Plastik-Messerscheide und nicht so eine Sicherung, da rutschen die gerne mal raus. Wenn ich die in der Tasche habe, kann das richtig gefährlich werden, da ich dann in die offene Klinge greifen und diese auch problemlos Stoff durchstechen kann! Gelöst habe ich das Problem mit einem Haargummi.

Haller Kinderschnitzmesser

Ein Schnitzmesser für Kinder von Haller zum zusammenklappen. Bei Amazon wird es als Unisex-Messer für Erwachsene UND Kinder angeboten. Es hat eine Klingenarretierung ähnlich wie mein Anglermesser von Balzer, nur dass die Arretierung beim Balzer-Messer viel deutlicher ist. Dieses Messer hat auch keinen Stopp vor der Klinge, dafür aber spürbare Riffel. Hier muss man aufpassen, dass die Klinge wirklich arretiert ist und das wohl auch öfters überprüfen, weil die im Vergleich zum Balzer-Messer für Erwachsene sehr dürftig arretiert ist. Auf den beiden Bildern seht ihr oben wie die Arretierung beim Balzer-Messer ist und unten beim Haller-Kinderschnitzmesser. Welcher würdet ihr eher vertrauen?




Ohne Schnitzhandschuhe würde ich da kein Kind mit schnitzen lassen. Das Messer hat einen langen Gürtelclip an seiner Holzschale. Das mag cool sein, aber ich stelle es mir für ein Kind unbequem vor und letztlich bei einem Kind, dass durch die Gegend tobt und klettert auch unpraktisch. Es kann schnell verloren gehen und bei der Farbgebung und Größe sucht man sich dann wahrscheinlich dumm und dusselig. Dieses Messer kostet rund 18 Euro.

Kindertaschenmesser vom Moses-Verlag

Dann habe ich noch ein kleineres Kinder-Taschenmesser von Moses. Das ist allerdings eher ein buntes Sammelsurium an Minischere, Korkenzieher, Flaschenöffner und Kreuzschraubendreher – und damit ist es letztlich mehr rausgeworfenes Geld als alles andere. Für einen Erwachsenen ist das sicherlich ein interessanter McGyver-Schlüsselanhänger zum Preis von etwa 10 Euro.

Es mag auf den ersten Blick toll erscheinen, für ein Kind Messer als „Multiwerkzeug“ zu kaufen – aber es ist genau wie bei dem Spruch „zu viele Köche verderben den Brei“: Je mehr Klimbim desto weniger TATSÄCHLICHEN Nutzen hat ein Ding. Gut gemeint ist eben nicht immer gut gemacht.

Das habe ich auch schon in einer Waldkindergruppe erlebt, als ein Kind so ein Multitool dabei hatte. Zange, Messer, Schraubendreher - so ein Möchtegern-Leatherman-Ding. Das Kind hat selbst gemerkt, dass es zwar ganz beeindruckend ist, wenn man so ein Teil hat - aber im konkreten Fall ist der Nutzen des Messers im Vergleich zu einem Kinderschnitzmesser mehr als dürftig. 

Beim Arrangieren der Messer fürs Abschlussbild bin ich mir schon vorgekommen wie "Messer-Jockel". Aber hier gibt es noch mal eine Übersicht aller Messer einschließlich dem Balzer und dem Mora-Messer (mit denen die Kinder nicht arbeiten dürfen):


Es werden sicherlich im Laufe der Zeit noch ein paar Kinderschnitzmesser mehr dazu kommen, die ich schon auf meiner Wunschliste habe. Denn für mich ist es sehr interessant, wie unterschiedlich die Messer sind - und ich finde, dass Kinder lernen sollten, dass gutes Werkzeug schon ein großer Schritt in Richtung "das kann ich schon richtig gut!" ist. 

Über meinen Papa, meinen Opa, Schweizer Taschenmesser und Schnitzen.

Eine der prägenden Kindheitserinnerungen von mir ist das Schweizer Taschenmesser meines Vaters, dass er immer in der Hosentasche hatte. Meine Mutter hatte es ihm irgendwann mal so in den 70er oder frühen 80ern geschenkt und es war eine etwas dickere Ausgabe mit Pinzette, Schere, zwei Klingen und noch ein paar Sachen. Damals waren Schweizer Taschenmesser - insbesondere in der Norddeutschen Tiefebene - noch nicht ganz so bekannt wie sie es heute sind.





Fortan begleitete das Messer ihn immer. Ich glaube, nur zum Schlafen hat er es nicht dabei gehabt, was aber wohl eher an den fehlenden Taschen der Schlafanzughosen lag. Ich bin in der Wesermarsch auf einem Moordorf (aber nicht in Moordorf) aufgewachsen und insbesondere unser Vater war mit uns richtig viel unterwegs in der Heide. Dort haben wir Buden gebaut und herumgeabenteuert. Wir hatten aber auch ein großes Grundstück und eine kleine Haus- und Hofwerkstatt, da mein Vater so ziemlich alles selbst gemacht hat. Das hat er sich meistens selbst beigebracht. Von Beruf her war er Schweißer bei Brötje. 

Wir Kinder haben also recht früh gelernt, dass es "geht nicht" eigentlich nicht gibt und dass ein gutes Messer und gelernt haben, damit gut umzugehen, mitunter die beste Antwort auf "geht nicht" ist. Irgendwann tauchte bei Aufräumarbeiten auf dem Hof ein ganz altes Kinderspielzeug auf. Wobei die Aufräumsache noch vor dem Schweizer Taschenmesser gewesen sein musste, weil ich da wirklich nur ein Bild von im Kopf habe - zwei geschnitzte Holzmännchen, die auf Stöckchen befestigt waren und sich bewegen konnten. Es hieß, mein Opa habe das geschnitzt. Irgendwann vor etwa 6 Jahren oder so ist dieses Bild wieder in meinem Kopf aufgetaucht und ich wusste: "DAS will ich machen!".

Seit dem schnitze ich. Allerdings nicht mit einem Taschenmesser, das mache ich nur im Wald, wenn ich den Kindern etwas zeige. Als ich mit Schnitzen und Filzen angefangen habe, ist kurz darauf bei mir ein Pflasterspender eingezogen, der einhändig zu bedienen ist (Salvequick). Das Ding habe ich damals an den Schrank bei meinem Arbeitsplatz geschraubt, das hat echt viele Wege erspart! Nick hat sich auch oft darüber amüsiert, wie verpflastert meine Finger waren. Aber ich habe durchgehalten. 

Sich verletzen gehört zum lernen dazu. Das tut weh, blutet und ist ärgerlich, manchmal fließen auch Tränen. Aber die trocknen wieder und dann geht es weiter - und das Handwerkszeug hat einem halt sehr deutlich erklärt: "VORSICHT!!!!" und "so nicht!".   Solange, bis nicht irgendwann mal irgendwie ein bisschen rote Suppe aus der Hand oder so tropft, fühlt man sich irgendwann wie King Lui beim schnitzen: "HA, ICH KANN DAS!" - und wird unvorsichtig. Die Bewegungen sind / werden grobmotorischer und schneller, es wird mehr herumgefuchtelt.

Ich glaube, ich hatte richtig viel Glück damit aufzuwachsen, dass Opa, Onkel und Vater immer irgendwie etwas gemacht haben und ein gutes Beispiel für Bedachtsamkeit beim Werken waren. Da war nichts "schnell, schnell". Ich glaube, diese Bedachtsamkeit fehlt heutzutage an vielen Ecken und Kanten. Alles muss immer "schnell, schnell" gehen, egal ob schnell essen, schnell kochen, schnell fahren, schnell lernen und wenn es nicht mit "schnell" gesagt wird, dann mit "eben kurz" - und "eben kurz" ist letztlich ein Synonym für schnell. Als ob Schnelligkeit die Freiheit wäre, von der fast jeder träumt. Ist sie nicht. Schnelligkeit kann ein Kick sein. Aber die Zeit zu haben, etwas langsam und damit viel überlegter und bewusster zu tun, also für mich ist genau DAS ein Stück Freiheit. 

Eine andere Sache ist das Holz Suchen die Kinder im Wald nach Stöckern, finden sie überwiegend entweder morsches Holz oder Hartholz. Hartholz ist... HART. Man schnitzt und schnitzt, die Hand fängt schon an, weh zu tun - und irgendwie kommt man nicht vorwärts, wird gefrustet und unvorsichtig. Das nervt auch enorm.

Weiches Holz, das wirklich toll zum Schnitzen ist, kommt zum Beispiel von Weide (Weidenbäume stehen unter Naturschutz, aber manchmal gibt es Baumpflegemaßnahmen, dann fällt etwas an), Linde und Pappel. Wenn ich unterwegs bin und es sich ergibt, dann sammle ich Stöcker oder Äste, die sich zum schnitzen eignen, man kann einfach nie genug davon haben - und im Endeffekt: was irgendwann doch nicht gebraucht wird, finden die Haustiere super und/oder brennt gut. Nadelhölzer sind eine Sache für sich, die sind zwar nicht bretthart, haben aber lange Fasern. Das kann auch unglaublich nerven und ich schnitze damit eher nicht, weil ich mir durchs Harz sonst auch die Klingen versaue. 

Nach "Rinde abschälen" und "Spitzen schnitzen" was viele Kinder schnell lernen, ist ein kleiner Pilz dann schon etwas mehr Herausforderung. Denn bei einem Pilz muss man die Kappe abrunden. Dazu müssen viele kleine Späne weggenommen werden, damit es rund wird und nicht dünn. Das ist gar nicht so einfach und erfordert Geduld, Durchhaltevermögen und Feinmotorik. 

Ist die Kappe rund geschnitzt, wird der Stängel vom Pilz und die Unterseite der Kappe geschnitzt. Also eine "Delle". Auch das sieht bei einem fertigen Pilz immer richtig "einfach und schnell" aus. Aber auch das erfordert Geduld, Feinmotorik, Schnitztechnik, damit man nicht versehentlich die Kappe mit abschnitzt - und Ausdauer. Die Pilze kann man zum Beispiel als Spielfiguren benutzen. Wir haben im Wald ein paar tolle Baumstümpfe, auf denen ich mit Kindern Spiele aufmalen möchte - und da bieten sich selbst hergestellte Spielfiguren natürlich an. 

Was ich persönlich wirklich gut finde ist, wenn Eltern die ihren Kindern Schnitzmesser kaufen, selbst in Grundzügen schnitzen können - oder es lernen. Das muss nicht super sein, aber sie sollten es in Grundzügen ausprobiert haben, weil letztlich genau das dazu beiträgt, dass ihre Kinder auch zu Hause sicher mit dem Schnitzmesser umgehen können! Ich werde zusehen, das ich im Laufe der Zeit von allen gängigen Kinderschnitzmessern ein Exemplar vorrätig habe, damit die Kinder ausprobieren können, was ihnen persönlich am Besten liegt. 


(Ursprünglich war dieser Artikel im Waldblog, den ich während meines Praktikums im Erlebnisraum Wald ausprobiert habe. Da das Praktikum vorbei ist und ich halt seit nun 10 Jahren "Ruppi-Struppi" bin, kommen die Waldblogartikel hier in den Blog) 



Montag, 3. April 2023

Tierleid

so ziemlich immer, wenn ich irgendetwas von mehr oder minder militanten Veganern lese, deren Hauptanliegen es ist, andere bekehren zu wollen, lese ich das Wort „Tierleid“. Ich finde es wunderbar philosophisch – und im Endeffekt im Zusammenhang mit Tierhaltung in Deutschland eine ebenso bequeme Floskel wie „der gesunde Menschenverstand“. Warum? Tierleid impliziert, dass ein Tier tatsächlich leidet. Was ist nun aber „Leid“? Laut Wikipedia ist das Wort „Leid“ ein Sammelbegriff für all das, was einen Menschen körperlich und seelisch belastet.

Sicherlich gibt es auch Tiere, die leiden. Die einen Partner verloren haben, ihren „besten Kumpel“, die wild gefangen wurden und nun ihr Dasein in einem kleinen Käfig fristen müssen. Es gibt auch Landwirte, die ihre Tiere vernachlässigen oder denken, wenn sie ein krankes Tier mit Zuckerkugeln behandeln, tun sie ihm etwas Gutes. Die TierschutzNutztierverordnung sagt ganz klar aus, dass in der Nutztierhaltung kein Tier leiden soll. In sehr vielen Fällen funktioniert das auch richtig gut.

Es ist immer sehr einfach, auf Landwirte zu zeigen und „ihr Tierquäler!!!“ zu brüllen. Das würde man denen allerdings meistens nicht direkt ins Gesicht sagen – da eignet sich Social Media oder irgendwelche NGO´s, die damit Geld generieren, viel besser für, das ist so hübsch anonym (das war jetzt sarkastisch gemeint). Wenn man Haltungsbedingungen von Tieren anprangert, wo man oft nicht einmal genau weiß, was deren tatsächlichen Bedürfnisse sind und wie sie wirklich gehalten werden – wie sieht es denn so bei den Haustieren aus?

Nur Plastik im Blick und unpassende Einstreu.

Es gibt Tiere, die angeschafft wurden und wo man sich vorher nicht so wirklich damit beschäftigt hat, was die Voraussetzungen für die Haltung sind. Das passiert sogar ziemlich häufig. Oder so „hippe“ Tiere, die alle „voll süüüüß“ finden, weil sie dem Kindchen-Schema entsprechen, aber letztlich nichts anderes als Qualzuchten sind, wie Hunde mit platten Nasen, die vor sich hin röcheln. Das ist bei „Frenchies“ also bei Französischen Bulldoggen oft der Fall oder bei Möpsen. Hervorquellende Kulleraugen werden ebenfalls mit „niedlich“ assoziiert, sorgen aber für diverse Probleme. Sehr kleine Hunde, so genannte „Teacup-Hunde“ haben zum Teil papierdünne Knochen, der beliebte „Merle-Effekt“ in der Fellfarbe ist ein Gendefekt, der schwere Nebenwirkungen haben kann. Meerschweinchen mit sehr langem Fell sehen zwar irgendwie eindrucksvoll auf ihren Showbildern aus – können ihr Fell aber nicht mehr selbst ausreichend pflegen, ebenso ergeht es Kaninchen. Laut Vet-Line werden Qualzuchten eher bei Hunden und Katzen diskutiert, kommen aber bei kleineren Säugetieren ebenso häufig vor, beliebt sind Züchtungen mit viel zu kurzen Köpfen, die das Kindchenschema bedienen. (Lesenswerter Artikel!) https://www.vetline.de/kurzkoepfigkeit-beim-kaninchen



kurzköpfiges Kaninchen mit "Baby-Face", Qualzucht und "niedliches" Tierleid 


Nicht nur dass, schauen wir uns doch mal die Mindestgrößen von Gehegen an:

Meerschweinchen, mindestens zu zweit gehalten, bei zwei Tieren 2 Quadratmeter Grundfläche UND Freilauf. Kaninchen, auch mindestens zu zweit gehalten, bei zwei Tieren 6 Quadratmeter Grundfläche und ausreichend hoch, damit sie mit aufgestellten Ohren stehen können UND Freilauf. Hamster, 1 Quadratmeter Grundfläche, 70 cm hoch UND Freilauf. Ratten, mindestens zu zweit zu halten, mindestens 80 x 40 cm und mehrere Etagen hoch, UND mehrere Stunden Freilauf am Tag. Die Realität für viele Kaninchen und Meeries sieht aber eher so aus:





Die Verantwortung für diese Tiere wird oft Kindern überlassen. Denn die wollten ja die Tiere haben. Also sollen sich genau diejenigen, die selbst noch Fürsorge und Hilfe um im Leben klar zu kommen brauchen, bitte um ein lebendiges Wesen kümmern, dass ihnen nicht sagen kann, wie es ihm geht, was es braucht etc..

Vielen Menschen ist ein Tierarztbesuch auch zu teuer. Meerschweinchen und Co gibt es für wenig Geld in einer Zoohandlung, mitunter geschenkt über Kleinanzeigen. Warum dann im Ernstfall das Mehrfache davon für einen Tierarzt ausgeben? So denken SEHR viele Menschen mit Heimtieren. Insbesondere, wenn es die Tiere ihrer Kinder sind. So gibt es quer durch Deutschland sicherlich tausende und abertausende Tiere, die still leiden. Weil ihre Krallen zu lang sind, ihr Fell verfilzt, weil ihre Zähne so heftig Probleme machen, dass sie kaum noch etwas fressen können und so weiter und so fort.

Auf einem Bauernhof kommt der Tierarzt immer mal wieder. Bei einer Schlachtung kann mitunter auch festgestellt werden, ob das Tier massive Schmerzen erleiden musste, weil es z. B. eine Knochenveränderung hat. Man kann zurückverfolgen, wer das Tier hat so leiden lassen und vor allem: wer dafür verantwortlich war, ein nicht transportfähiges Tier auf einen Schlachttransporter zu stecken. Das ist in Ordnung und so etwas wird auch immer mal wieder angezeigt.

kurznasige Rassekatze. Auch das ist Qualzucht und selbstverständliches Tierleid


Aber das ganze Tierleid, das es quer durch Deutschland in Privathaushalten gibt, wo Tiere tatsächlich lange leiden müssen, das interessiert eher weniger. Da kommt keiner und würde solchen Leuten sagen: „Boah, IHR TIERQUÄLER! SAUEREI, IHR GEHÖRT ANGEZEIGT!“ und das dann durchziehen. Oder nur in seltenen Fällen. Denn das hat oft viel zwischenmenschliche Folgen. Denn: es kann das eigene Kind sein, dass ein Tiere in einem viel zu kleinen Käfig hat. Oder unbedingt einen „Frenchy“ wollte, oder ein Zwergkaninchen mit viel zu kurzem Kopf. Es kann die beste Freundin sein, der beste Freund, Onkel, Tanten, Arbeitskollegen. Mit denen will man es sich nicht verderben.

Junior und ich haben mal freudestrahlend (also die Mutter der Besitzerin hat das, die schon ewig keine Lust mehr auf die Tiere hatte) zwei Kaninchen gezeigt bekommen: „Guckt mal, die pfeifen wie Meerschweinchen! Voll lustig!“. Wir haben die Tiere, die auch in einem viel zu kleinen Käfig waren, mitgenommen. Und ja, die pfiffen, aber definitiv nicht wie Meerschweinchen. Eher wie kurz vor dem Ersticken. Das war dann auch der Fall. Einen Tag später waren wir in der Tierklinik, beide hatten Wasser in ihren Lungen und viel zu lange Nagezähne. Wir haben noch mit einem entwässernden Medikament versucht, zu retten, was zu retten ist, aber „Rosenrot“ musste ein paar Tage später eingeschläfert werden. „Schneeweißchen“ hat noch ein paar Monate länger gelebt. Aber das waren dann auch weit über 200 Euro Tierarztkosten für zwei geschenkte Kaninchen.

Auch bei uns wurden Tiere nicht immer "ideal" gehalten.  Aber wir haben uns bemüht, zu erfahren wie die Anforderungen sind und den Meeries auch viel Freilauf zu ermöglichen. Ich denke, mit am coolsten war die "Burg" vor dem Terrassenfenster. Die Meeries konnten uns am Esstisch beobachten und wir die Meeries im "Burghof" - und immer, wenn wir am Essen waren, fanden sich auch Meeries im Burghof zum Fressen ein. Getoppt wurde das später nur von der riesigen Platte in meinem Zimmer, die eine umlaufende Kante hatte, damit das Streu nicht runterfliegt. Damit waren die Meeries auf Tischhöhe und fanden es gar nicht mal so schlecht. Jeden Morgen haben sich Keks und Joey begrüßt, das andere Meerie hat von weiter weg zugeschaut. In einer Zoohandlung bin ich dann vor rund 30 Jahren auch mal auf "guck mal, der sitzt da so einsam!" einen Papageien reingefallen, der dann mit "der braucht nur diesen Käfig und ein paar Sonnenblumenkörner, hier, die Cites-Bescheinigung!" verkauft wurde. Und natürlich viel, viel mehr brauchte. Nachdem meine Tochter dann Pseudo-Krupp-Anfälle bekommen hat, habe ich ein bisschen länger gebraucht um für den Vogel ein tatsächlich fachkundiges und artgerechtes Zuhause zu finden. Eine Auffangstation vor allem auch für Papageien aus "der braucht nur..."-Tierhandlungen. 

Es ist völlig in Ordnung, kein Fleisch zu essen. Aber wer denkt, dass er damit „Tierleid“ verhindert, wenn ein Tier, das auf einem Betrieb unter ständiger Kontrolle aufwächst, bis es unter ruhigen Bedingungen zum Schlachthof gefahren wird, wo es dann auch erst einmal aufgestallt wird, bevor es dann mit einem Schuss oder einem Elektroschock schnell getötet wird, der liegt in den allermeisten Fällen einfach komplett falsch. „Ich möchte nicht, das für mein Essen ein Tier sterben muss!“ ist besser. https://www.youtube.com/watch?v=-82blrDg3w0 Hier habt ihr ein Video eines größeren Schlachtbetriebes, das zeigt, wie so eine Schlachtung abläuft. Es gibt in dieser Reihe noch ein paar mehr Videos zum Thema. Man muss es nicht gut finden, aber es hilft vielleicht, Dinge etwas differenzierter zu sehen.

Denn das tatsächliche Tierleid kann eben schon ein paar Meter weiter stattfinden – ist aber nicht so spektakulär wie Landwirtschaft. Es ist einfach, anzuprangern, was „weit weg“ ist – aber eben viel problematischer, zu sagen: „Oh, Mist, wir müssen jetzt den kleinen Kaninchenstall vom Fressnapf entsorgen, weil der viel, viel, viel zu klein ist!“ oder sich einzugestehen „Ach scheiße, ich habe voll Mist gebaut, das niedliche Tierchen ist eigentlich voll die Qualzucht!“ oder eben auch zu sagen: „Wir können jetzt ein paar Dinge nicht machen, weil unser Haustier zum Tierarzt muss und das kostet einfach sehr viel Geld!“. Gleiches gilt für Haustiere bei Familienmitgliedern, Freunden oder wem auch immer. Wer dort wegschaut, hat moralisch nicht das Recht, pauschal diejenigen anzuprangern, deren Tiere und Tierhaltung weit öfters kontrolliert wird als Haustierhaltung.

Meine Meinung.




Bilder: Pixabay















Freitag, 24. Februar 2023

Dienstags im Wald und mittwochs im Kurs

 Letzten Montag war ich (endlich) beim Holzbranding-Workshop im Erlebnisraum Wald. Da wollte ich schon sehr lange wieder hin. Nick und ich haben dort letzten April einen Löffelschnitzkurs mitgemacht (also besser: Wir waren dann die einzigen Teilnehmer, weil andere abgesagt hatten). Seitdem hatte ich immer mal wieder Kontakt zu den beiden Frauen, die für den Workshop verantwortlich waren, weil wir uns ganz gut verstanden haben und ich habe auch das Angebot, dort Workshops zu machen. Das war mit Nick nicht möglich und nach Nick hatte ich das vor. 



Mein "Ich lerne Natur- und Umweltpädagogik, um das, was ich bislang gemacht habe, zertifiziert zu bekommen und Sachen zu lernen, die ich für ein Kinder-Kreativ-Labor brauche" hat sich dann ja schon in der Probezeit als "Schuss in den Ofen" herausgestellt. Was auch besser war, denn das hat dann letztlich viel Geld gespart. Aber dazu schreibe ich irgendwann noch mal etwas, denn es wurde noch richtig interessant, als ich auf viele Fragen einen Antwortbrief der Fernakademie bekommen habe. 

Auf jeden Fall war ich letzten Montag dann beim Holzbranding-Workshop, was mir gut gefallen hat, habe mir den Wald noch mal genauer angeschaut und die Hütte und gestern war ich dann in der Dienstags-Waldgruppe dabei - was ich auch vorerst beibehalten möchte, denn auch da lerne ich ja noch eine Menge dazu. Mein Beitrag gestern war im Prinzip, dass ich einigen Kindern beigebracht habe, wie man mit einem Feuerstahl, einem Messer und einem Wattepad Feuer macht. Das war ganz lehrreich für mich, denn erst wurden die Funken sofort wieder mit dem Messer ausgedrückt von den Kindern. 

In der zweiten Waldstunde war Joey dabei und es gab dann ein paar "darf ich auch mal den Hund führen?" Runden mit etwas Hundekunde im Wald. Die Frage war: Wer führt eigentlich wen - und warum? Außerdem ein bisschen darüber, wie Hunde unsere Sprache wahrnehmen und warum man sich vor Hunden - und Pferden bzw. Ponys - manchmal zum Clown machen muss. 

Dann wollte ich Dienstag Abend eigentlich früh ins Bett, weil ich voll kaputt war - aber hier leben ja auch zwei Katzen, von denen eine Katze Abends immer noch mal raus will. Die macht echt so lange Theater, bis selbst der Hund genervt ist und mich flehentlich bittet, bloß die Terrassentüren aufzumachen, damit die Katze noch mal raus kann. Tja, raus sind beide Katzen, reingekommen ist aber nur eine und die andere blieb verschwunden. Statt im Bett zu liegen habe ich dann bis 2 Uhr nachts im Dunkeln eine schwarze Katze gesucht. Dann habe ich aufgegeben, bin ins Bett, habe nicht schlafen können und um 3 Uhr saß die Katze dann vor der Terrassentüre, wollte rein und hatte mächtig Kohldampf. 

Am späten Nachmittag fing dann die Fortbildung zur Pädagogischen Fachkraft in Friesoythe an - und ich war irgendwann einfach nur noch komplett alle und kaputt. Aber: die Fortbildung ist ganz interessant, es gibt viele Teilnehmer/innen, noch haufenweise Zettel, und bis Ende Juli haben wir dann rund 200 Unterrichtsstunden, Praktikum und Selbststudium. Letzteres müssen wir dokumentieren und als ich Marie das erzählt habe, blickte sie zum Bücherregal und fragte: "Und, wieviele Stunden hast du schon eingetragen?" keine. Dann meinte sie: "Und im Kurs so: Ja, das und das Thema - und Mama scrollt auf dem Handy erst einmal durch ihre Bücherliste und sagt: hab ich, hab ich, hab ich...". Ich sag mal so: Es gibt einen ausgedruckten Stundenplan mit Themenangabe, was wann dran ist - und ich habe eigentlich zu fast jedem Thema etwas. 

Dann müssten wir noch eine Hausarbeit zum Abschluss anfertigen. So wie ich das mitbekommen habe, muss 45 Minuten Unterricht vorbereitet, durchgeführt und dokumentiert werden. Prima. Das sollte nicht so wirklich das Problem sein. Ich freue mich einfach, dass ich viel konstruktiver und direkter lernen kann und die Chance habe, richtig tolle Sachen mit Kindern zu machen.