Dienstag, 30. September 2014

Die gute Tat des Tages... na ja...

Heute haben wir zwei größere Hunderunden gemacht, einmal Nick zur Werkstatt hinbringen und dann war das Wetter so schön, das wir ihn auch wieder abgeholt haben.

Als wir durch das Tor auf den Gehweg gehen wollten, habe ich ein komisches Geräusch gehört. Wie ein Scharren in einem Blecheimer. Wahrscheinlich war ich die Einzige, die es gehört hat und das auch zwei Mal. Am Straßenrand ist ein Gully und aus Erfahrung weiß ich, das mitunter Tiere in solche Gullys fallen und dann nicht mehr heraus kommen. 

Hier war es ähnlich, ich habe zwar erst nichts Lebendes gesehen, aber da war ein dunkler Haufen, der nicht vor Nässe geglänzt hat. Also mit der Gerte ein bisschen gestochert und schwupps, der Haufen hat sich bewegt.



Dann kam die Einlage der Muckibude, denn so ein gusseisernes Rost ist sauschwer. Siehe da:



eine Wühlmaus.


Iiiiihhh werden jetzt manche rufen oder auch: "Schädling!" oder auch denken, ich hätte sie lieber drin lassen sollen.

Nein, denn sie wäre dort jämmerlich verreckt.

Wühlmäuse sind übrigens mit den Bisamratten verwandt. Ich bin auf dem Moor groß geworden und bei uns gab es jede Menge Bisamratten, die sich tiefe Gänge in die Ufer gegraben haben und zu Dutzenden tot in den Gräben der Torfstechereien dümpelten. 

Es gab und gibt auch Bisamrattenfänger. Fallensteller. Als ich Kind war, hat ein Nachbar damit ein Teil seines Geldes verdient. Er musste die Rattenschwänze aufbewahren und nach Anzahl der von ihm vorgelegten Rattenschwänze wurde er bezahlt. Pro Schwanz hat er 5 DM bekommen und manchmal konnte er auch die Felle verkaufen, die heissen dann in der Pelz- und Modeindustrie "Nutria". Zuweilen hat er die Fallen in Betonröhren platziert, die einen Graben unter einer Straße durchgeleitet haben. Die Ratten sind in die Fallen geschwommen und ertrunken. Ich weiß, das Bisamratten auch manchmal Menschen angreifen, wenn sie sich bedroht fühlen. Das machen andere Tiere aber auch - und Menschen ebenfalls. 

Eine der tollsten Aktionen meiner Mutter war mal, in einen Graben zu klettern, wo wir drei Ratten in so einer Falle gesehen haben, die um ihr Leben gekämpft haben - und die Tiere aus der Falle rauszulassen. Direkt vor dem Haus des Fallenstellers :-D

Man muss so ein Tier nicht leiden lassen. Auch wenn es ein "Schädling" ist. Kein Mensch möchte als "Säugetier" erleben, das er jämmerlich irgendwo feststeckt und verreckt. Und so eine Maus bestimmt auch nicht. Es hat zwar einige Überredungskunst gebraucht, bis sie sich aus dem Eimer herausgetraut hat um im hohen Gras zu verschwinden, aber es hat nach einigen Anläufen dann tatsächlich geklappt. 

Sehr schön, Eimer zurück in den Gulli, Deckel wieder drauf und ein Leben gerettet...

Dienstag, 23. September 2014

Ein Schiff wird... gehen... wie ich mich jetzt einfach mal unbeliebt mache...


Gestern war Stadtverordnetenversammlung. Ich habe mir die Einladung online angeschaut und dann gesehen, das es unter anderem um den Verkauf der beiden Fahrgastschiffe an die Stadtwerke Neuruppin geht.

Da es aber auch um die Puschkin-Schule ging, wurde wie üblich wieder mobil gemacht und ein Haufen Schüler, Eltern und Lehrer bevölkerten das Rathaus. Sehr eindrucksvoll. Nachdem draussen die bunten Transparente völlig durchgeregnet sind, wurden damit bunte Tropfspuren quer durchs Treppenhaus bis in den Ratssaal gelegt. Ich bin sicher, viele Eltern die dort anwesend waren, würden sich echt einen Keks freuen, wenn ihre Kinder zu Hause auf den Fußböden so herumsauen. Aber... das ist ja ein öffentliches Gebäude... da ist so etwas irgendwie voll egal.

Interessant zu sehen war auch die Wiederverwertung von Wahlplakaten als Träger von buntem Tonpapier auf den in diversen Schriften „Puschkin forever“ und so etwas stand. Das nennt sich dann wohl upcycling und ist immerhin besser, als die abgerissen unter die nächste Hecke zu feuern. Es ist nicht so, das ich den Unmut nicht verstehen könnte. Aber wenn ich dann mitbekomme, wie es vielen im Endeffekt einfach nur um Stimmungsmache geht und sie denken, das irgendwo garantiert ein Goldesel im Keller steht, der munter Taler scheißt und man die nur aufsammeln muss um alles bezahlen zu können, frage ich mich, wo die eigentlich leben. Oder das völlig selbstverständlich die Kinder, die Eltern in die Welt setzen, von den Eltern instrumentalisiert werden. „Unsere Kinder sind jeden Euro wert!“ - ja, sicher sollte in Bildung investiert werden und schön, wenn es verschiedene Bereiche gibt. Deutschland ist da im Vergleich zu anderen Ländern echt luxeriös ausgestattet, auch wenn gerne das Gegenteil behauptet wird. Aber ich habe 3 Kinder in die Welt gesetzt – und mir ist irgendwie von Anfang an klar gewesen, das es nicht sein kann, mich aus der Verantwortung zu ziehen, was deren Bildung anbelangt. Blöd nur, das ich mit meiner Auffassung wohl ziemlich alleine da stehen. Nun, vielleicht sollten einige Leute ihre Kinder mal auf eine etwas speziellere Förderschule schicken. Vielleicht, weil es Schulpflicht gibt, aber man gar keine andere Wahl hat, wenn das Kind behindert ist. DANACH können sie sich gerne beschweren, das ihre Kinder zu wenig lernen.

Es wurden 5200 Unterschriften überreicht. Schön. Meine war nicht dabei. Denn es ist einfach, irgendwo etwas zu unterschreiben oder bei Online-Petitionen in fragwürdigem Format „ich bin dafür!“ anzuklicken. Ganz einfach... aber was ist, wenn man den 5200 Leuten sagen würde: „Na ja, IHR wollt unbedingt eine zweite Oberschule erhalten, finanziell ist das aber für uns nicht mehr tragbar – wir gründen einen Förderverein. Wenn jeder von den 5200 Leuten im Monat 2 Euro blecht, das sind grob pro Werktag 10 Cent, dann ist so viel Geld pro Jahr drin, da ist sogar noch was bei über um das Angebot in der Schule weiter zu verbessern!“ - würden dann IMMER NOCH alle 5200 Leute sagen: „Ja, uns ist die Schule so wichtig, wir bezahlen im Monat die 2 Euro!“? Ich denke, genau in dem Moment würden mindestens 3000 Leute einen Rückzieher machen. SO wichtig ist denen die Schule dann nämlich doch nicht. Meine Meinung.

Mich hat vielmehr etwas interessiert, was aber dann zu einer Zeit besprochen wurde, wo ich schon nicht mehr da war. Die Fahrgastschifffahrt. Genau wie Schulen, Schulentwicklungskonzepte und bunte Schullandschaften ihre ganz eigene Historie haben, hat auch die Fahrgastschifffahrt ihre ganz eigene Geschichte, von der ich kaum etwas weiß. Was weiß ich? Früher gab es ein Schiff mit dem Namen „Herz Ass“, das irgendwo in einer Halle herumsteht und einen neuen Motor braucht. Dieses Schiff war sehr beliebt. Statt der „Herz Ass“ gibt es jetzt zwei große Schiffe, die „Kronprinz Friedrich“ und die „Gustav Kühn“, die beide ein Zusatzgeschäft sind, da sie nicht ausgelastet sind.

Was weiß ich noch? Das Neuruppin sich als eigentlich sehr kleine Stadt letztlich FÜNF Ausflugsboote leistet. Davon gehören zwei dem Seehotel, wozu die „Ruppin“ gehört – keine Ahnung. Aber FÜNF Ausflugsboote in einer so kleinen Stadt... das ist echt beachtlich. Wären alle 5 Boote auf einmal voll belegt, wären es beim Seehotel 46 Leute, die auf einen Schlag herumgeschippert werden könnten. Die Ruppin hat etwa 12 Plätze - und die beiden großen Schiffe kommen zusammen auf mindestens 200 Passagiere. Also könnten theoretisch rund 260 Leute auf einen Schlag auf den See verfrachtet werden. 

Wahrscheinlich müsste man so eine Art "Butterfahrtkonzept" zu Spottpreisen entwerfen und die Touristen an mindestens drei Tagen im drei Stunden-Takt busladungsweise ankarren, um die beiden großen Schiffe rentabel zu halten.

In der Vorlage zur Stadtverordnetenversammlung gestern stand dann, wie auch schon in der Presse zu lesen war, drin, dass die beiden großen Boote von den Stadtwerken aufgekauft werden sollen. Damit sind sie aus der Bilanz der Stadt raus – auf dem ersten Blick eine gute Idee. Auf den zweiten Blick aber....

Was ist die Aufgabe der Stadtwerke? Sie versorgen uns mit Gas/Fernwärme, Strom und Wasser und entsorgen das Abwasser. Dafür sind sie gegründet worden, das ist ihre Aufgabe und genau damit verdienen sie ihr Geld. Wahrscheinlich fast jeder, der in Neuruppin wohnt ist Kunde der Stadtwerke, weil er Strom, Wasser und Wärme braucht.

Die Stadtwerke bewirken viel positives hier in der Stadt und unterstützen auch viele Veranstaltungen. OK, aber... sie kümmern sich auch um so etwas wie den GOLDFISCHTEICH im Stadtwald. Stand letztens in der Zeitung, die Stadt kann den nicht mehr bewirtschaften, die Stadtwerke springen ein. Nun also die Schiffe. Neuruppin hat eine hohe Arbeitslosigkeit. Gerade auch in den Wohnkomplexen wohnen sehr, sehr, sehr, SEHR viele Menschen, die im Monat gerade mal eben so über die Runden kommen. Liest man in Zeitungen, gerade auch jetzt mit dem Konflikt in Russland, liest man auch: „Der Gaspreis steigt!“ - und ebenso liest man immer wieder von Menschen, denen der Strom abgestellt wird, weil sie die Energiepreise nicht mehr bezahlen können. So wurde mal einer Familie mit 3 kleinen Kindern die Energieversorgung abgestellt – und im Endeffekt kamen dabei 5 Leichen heraus, weil die aus lauter Not dann in der Wohnung einen Kohleofen oder so angeworfen haben. Gasvergiftung.

Und dann wundert es mich, das die Stadtwerke so viel Geld übrig haben, um die Schiffe zu kaufen und die Folgekosten zu tragen. Das dieses Geld nicht etwa dazu genutzt wird, für die Kunden, die oft eben ohnehin nicht viel haben, einen Puffer zu schaffen und die Preise stabil zu halten – sondern das letztlich dann wohl ausgerechnet diejenigen, die nicht viel haben und sich oft nicht einmal eine Fahrt mit einem der Schiffe leisten könnten ohne im Gegenzug dafür lange von Wasser und Brot leben zu müssen, das genau DIEJENIGEN jetzt irgendwo dafür herangezogen werden, diese Schiffe zu finanzieren. DAS finde ICH absolut unsozial und auch völlig unverständlich. Und da man hier kaum eine Chance hat, irgendwie an den Stadtwerken vorbei zu kommen, weil man halt Wasser und Wärme braucht, finde ich es auch ein Ausnutzen der Kunden. Ein „Hey, ihr seid von uns abhängig, also können wir tun und lassen, was wir wollen!“.

Ich lasse mich gerne eines Besseren belehren. Eines: „Nein, nein, das ist überhaupt nicht so...“. Aber ich sehe kein „Das ist überhaupt nicht so!“. Denn welcher reguläre private Investor möchte in ein Geschäft investieren, wo von vornherein klar ist, dass er jedes Jahr enorme Verluste in Kauf nehmen muss? Investoren investieren Geld, um Geld zu machen. Nicht, weil sie von vornherein Geld zum Fenster rauswerfen wollen. So viel zu: „Die Schiffe an die Stadtwerke zu verkaufen ist der erste Schritt um die Fahrgastschifffahrt zu privatisieren!“. Dann sollte man so ehrlich sein und sagen: „Langfristig wird mindestens eines der beiden Schiffe verkauft werden müssen und für die Fahrgastschifffahrt in Neuruppin nicht mehr da sein!“. Warum also nicht gleicht so?









Samstag, 20. September 2014

Wir leben noch...

Wir melden uns jetzt mal... vielleicht vermisst uns ja jemand :-)

Manchmal kommt alles ein bisschen anders als geplant und bei uns kam "krank" dazwischen. Und zwar ziemlich aus der Bahn geworfen. Mittlerweile geht es wieder. Aber es ist ziemlich ätzend, plötzlich nicht mehr so zu können, wie frau es gewohnt ist und nach jeder kleinen Hunderunde, soweit sie überhaupt mit mir stattfinden konnte, völlig fertig zu sein. Ich hatte mich auch schon seit Monaten aufs Erntefest in Buskow gefreut. Das hätte ich nicht mal 5 Minuten durchgestanden.

Wenn es mir gut gegangen ist, habe ich auch ein paar Minuten mit beiden Hunden trainiert, aber wenn es mir nicht gut geht, brauche ich damit gar nicht erst anfangen. Aber... Joey macht sich sehr gut und ich merke immer mehr, das er jetzt immer öfters genau das macht, was er von Anfang an eigentlich sollte: Sich von Farino etwas abgucken. 

Deshalb kann er jetzt zum Beispiel schon ein bisschen "Rolle". Sehr lustig war es vor ein paar Tagen auch, als Farino in der Wohnung unbedingt etwas tun wollte und wir "Step" geübt haben. Also auf Kommando eine Vorderpfote heben. Ich mach vor, Farino macht nach. Joey wollte auch Leckerchen - aber für nix gibts halt nix und da hat er geschaut, wofür Farino was bekommt und das auch nachgemacht. Unsere Nachbarin hat sich auch schon über die Hunde amüsiert und wollte uns dem Zirkus empfehlen. Nein Danke. Wir machen unseren Zirkus seit jeher selbst, das ist viel besser und wenn Tiere involviert sind, haben die sicherlich eine höhere Lebensqualität als Zirkustiere.

Nun ja, wie üblich habe ich aber kaum Langeweile gehabt, sondern mich unter anderem mit zwei Computerprogrammen etwas intensiver beschäftigt. Das eine kennen viele bestimmt, es ist GIMP. Das ist ein Bildbearbeitungsprogramm. Das andere Programm heisst Synfig und ist ein 2-D-Animationsprogramm. Damit kann man Animationsfilme herstellen, also zum Beispiel Zeichentrickfilme in 2-D. Das ist sehr spannend und der erste einfache Hund ist auch schon über den Bildschirm gerutscht :-D .



Da Synfig überwiegend auf englisch ist, fällt nebenbei noch die eine oder andere Übersetzung für das Synfig-Wiki dabei ab, was ja auch nicht das Allerschlechteste ist. 

Im Moment arbeite ich an einem etwas Hund, der etwas mehr als solches erkennbar ist. Der soll dann nachher auch "laufen lernen":



Nicht von dem Schachbrettmuster irritieren lassen, das bedeutet, der Hintergrund ist eigentlich transparent. Was dann wiederum bedeutet, wenn alles klappt, kann ich den Hund z.  B. vor ein Foto mit der Klosterkirche montieren und dann kann er dort auf der Wiese als Zeichentrickhund rumlaufen. 

Man gönnt sich ja sonst nichts - und wer keine Arbeit hat, macht sich eben welche. :-D





 




Dienstag, 9. September 2014

Flora & Fauna: Tiger in Neuruppin...

Heute morgen hatten wir eine Begegnung der etwas besonderen Art. Wir haben einen Tiger gesehen. Na ja, also keinen großen auf vier Pfoten, sondern einen sogenannte Tigerschnegel. Also eine Tigerschnecke, auf lateinische  "Limax maximus".



OK, jetzt werden wahrscheinlich 99 % von euch sagen/denken: "Iiiih, eine von diesen ekeligen Nacktschnecken! Weg damit, ich kotz gleich!" - Jain. Die Tigerschnecke ist schon ein bisschen spezieller und deshalb stelle ich sie euch hier vor.



Das Besondere an Tigerschnecken ist nämlich, das sie ANDERE Nacktschnecken (und Aas) fressen. Deshalb werden sie als Nützlinge eingesetzt. Tigerschnecken, die in Versuchen ausschließlich mit Grünzeug gefuttert wurden, sind überwiegend noch vor der Geschlechtsreife verendet - sie brauchen also ihre einfarbigen Genossen um überhaupt groß zu werden und vergreifen sich auch sonst weniger an frischem Grünzeugs, lieber an welkem Laub und Pilzen. Wobei "groß werden" bedeutet, das sie 10 - 20 cm lang werden können und erst mit etwa 1 1/2 Jahren geschlechtsreif werden, sich also fortpflanzen können.


Tigerschnecken sind eigentlich nachtaktiv, deshalb habe ich mich sehr gefreut, als mir morgens eine über den Weg gekrochen ist. Weil Farino sich irgendwann gedacht hat, dass er sonst immer fotografiert wird und neben interessante Sachen gesetzt wird, hat er sich dann mal hinter die Schnecke gepackt, er wollte auch unbedingt mit drauf.


Die Tigerschnecke ist 2005 zum Weichtier des Jahres gewählt worden - und ich hoffe, wenn euch eine über den Weg kriecht, dann macht ihr sie nicht platt, sondern freut euch über den Nützling.

Und wenn eure Kamera auch eine "Super-Makro"-Einstellung hat - dann probiert sie doch einfach mal zwischendurch aus. Das können total spannende Bilder werden!


Montag, 8. September 2014

Der Hummer im Kopf... oder auch: Warum ihr Kuchen essen gehen solltet.



Kuchen? Lecker! Hier hat der Bär gesteppt. Warum ihr nächstes Jahr hier mitsteppen sollt und warum ich ein toller Kerl bin, erklärt euch Frauchen jetzt mal


Nick hat einen Hummer im Kopf!“
- sein Kumpel Joost zu seiner Mutter, nachdem die Kindergärtnerin erklärt hat, warum Nick lange nicht mehr in den Kindergarten kommen wird.

Manchmal muss ich irgendwo eintragen, was die Grunderkrankung meines Sohnes ist. So steht auf der Zeile dann „Zustand nach Medulloblastom“ - und hinter den drei sachlichen trockenen Worten versteckt sich eigentlich eine A4 Seite an „Zustand nach“. Weil der „Zustand nach“ war, dass kaum irgendwelche Neben- und Folgeerkrankungen ausgelassen wurden. Mein Kind ist der lebende Beweis dafür, das Prognosen zwar die Summe der Erfahrungen bei einer bestimmten Sache sind... aber dass es manchmal auch ganz anders laufen kann.  Es war der 11. Geburtstag seiner großen Schwester, an dem unser Leben als Familie aus den Fugen geraten ist. 
Einen Tag später ging es mit Rettungswagen und Blaulicht nach „Ganzweitwegvonzuhause“. Die erste von mehreren solcher Fahrten. Zweieinhalb Stunden mit Blaulicht über Autobahnen, weil der Zustand kritisch ist, den Transport aber gerade eben so zulässt. Zwei Wochen später, kurz nachdem der Nikolaus mit dem Hubschrauber vor der Klinik in Ganzweitwegvonzuhause gelandet ist um auf allen Stationen die Kinder zu besuchen, war „mein“ Nikolausgeschenk, dass mir erklärt wurde, wie die Scheiße heisst. „Medulloblastom“ wurde mir mit ganz ernstem Gesicht vom Oberarzt erklärt. Das es gleichbedeutend ist mit Krebs, das habe ich damals erst später begriffen. 


Medulloblastome sind Hirntumore und damit eine der ungefähr 120 verschiedenen Krebsarten, die es gibt. Es ist ein Tumor des Zentralnervensystems. Da jeder Mensch eigentlich von klein auf lernt, wie empfindlich das Gehirn ist und das es eigentlich das Gehirn und seine Leistung ist, die uns Mensch sein lässt, haben Hirntumore im Prinzip schon eine besondere Stellung. „Was hast du denn schon für Probleme? Du hast dein Kind noch, meines ist gestorben!“ brüllte mich einmal eine Mutter an, deren Kind an Leukämie verstorben war. Damals war mein Kind ein schwerstbehinderter Vollpflegefall und es war klar, das es immer behindert bleiben würde. Sebastian war tot. Der hatte sein Leben hinter sich. Aber mein Kind und wir als Familie... wir hatten ein Leben vor uns, von dem nicht klar was, wie es wird. Das war das letzte Mal, das ich zu einem Treffen der Elterninitiative gegangen bin.

Wenn es bei der ganzen Sache etwas Gutes gibt, dann die, dass das Leben uns die ganze Sache in „kleinen Häppchen“ serviert hat. Im Nachhinein ist es, als ob du vor dem Mount Everest stehst, es nicht merkst das er das ist und einfach losläufst, weil der Weg des Lebens da nun einmal drüber führt. Und ja, die Luft wird verdammt dünn, wenn man weiter geht – und so ein Mount Everest sortiert ziemlich gnadenlos aus. Er wird zu einem Teil deines Lebens. Ob du drüber kommst oder nicht, ob du direkt betroffen bist oder Elternteil eines krebskranken Kindes. „Wind und Wetter“ so einer Erkrankung und der Folgen gerben nicht deine Haut – aber deine Seele und viele Stürme schmirgeln die Schutzschicht in manchen Bereichen mitunter papierdünn.


„Rudern gegen Krebs“ ist eigentlich auch wunderbar doppeldeutig. Denn das Leben gerät erst einmal völlig aus dem Ruder. Aber was ist das eigentlich? Warum soll man gegen Krebs rudern? „Rudern gegen Krebs“ ist eine Benefizregatta. Die Erlöse dieser Regatta werden unter anderem dazu aufgewendet, das Krebspatienten unabhängig davon, was sie für ein Einkommen haben und was sie von ihrer Krankenkasse zugebilligt bekommen, für sie begleitende und angepasste Sportangebote angeboten werden. Denn man kann sich aufgeben wenn man die Diagnose bekommt – und man kann kämpfen. Die Behandlung ist anstrengend, angepasste Sportangebote helfen, mit den Auswirkungen besser klar zu kommen. Es sind Moti-Vieren, die viele Patienten dringend brauchen!

Jeden Tag werden wir in Klatsch- und Tratsch-Blättern mit Berichten über Krebserkrankungen und vermeintlichen neuen Therapien konfrontiert. Besonders wenn irgendwelche Personen des öffentlichen Lebens an einer der vielen Krebsformen erkranken, kommt es mal wieder ganz dicke im Blätterwald. Betrifft Kinder weniger, aber Erwachsene, die das serviert bekommen. Egal ob direkt oder durch „wohlmeinende Angehörige/Freunde/Kollegen/whatever“.

Geht es um neue Therapieansätze, kräht die Presse schon extrem laut, wenn diese letztlich gerade mal abstrakt irgendwelchen Gehirnwindungen entschwunden sind und schürt leider oft falsche Hoffnungen. Das ist einfach so, denn auch solche Artikel lassen ein Blatt gut verkaufen. Dazu kommt, das Krebspatienten ein lukrativer Absatzmarkt irgendwelcher geschäftstüchtiger Wunderheiler ist, denen es eigentlich völlig egal ist, ob das, was sie da teuer verkaufen wirklich geeignet ist, ausgerechnet beim Kampf gegen entartete Körperzellen zu helfen – oder ob es letztlich einen Effekt wie Düngemittel für diese Zellen hat. 

Es gibt viele Gründe, warum man Moti-Vieren braucht um diese Krankheit durchzuhalten. Viele Gründe, warum man genau dann auch ein angepasstes Sportprogramm benötigt, das sicherlich wirkungsvoller ist, als irgendwelche Pflanzenextraktsäfte, deren wundersame Studien im Hinterland von Timbuktu gelaufen und deren Ergebnisse auf Sand notiert wurden. Oder die Papiere sind von wilden Tieren gefressen worden. Jedenfalls findet man sie nirgendwo. So ein Bewegungsangebot ist auch wirkungsvoller, als wenn man in der ganzen Therapiezeit hundert mal „ach, Kopf hoch, das schaffst du schon!“, „Das Leben geht weiter“ oder „ach Gott, ach Gott, wie schlimm!!!“ hört. Sport motiviert Körper und Seele und Sporttherapeuten sind wichtig, aber oft eben nicht im regulären Klinikbudget oder in der Kassenleistung drin (genau so wenig wie Klinikclowns).


In Neuruppin hat diese Regatta schon zum 7. Mal stattgefunden. Dieses Jahr haben wir sie das erste Mal miterlebt – und es ist ein Volksfest, auf dem viel los ist. Die Promenade leuchtete in weiß-blau. Die örtliche Filmcrew hatte einen Leiterwagen organisiert, aufgestellt und Bilder aus einer Kamera zum Teil sofort auf eine große Leinwand übertragen, Es gab Musik und Ansagen aus großen Lautsprechern (danke für die Trainingseinheit mit Joey), Kinderbelustigung, Erwachsenenbelustigung und so weiter.

Nächstes Jahr wird es sie sicherlich wieder geben. Wenn ihr mir und an Krebs erkrankten Leuten einen Gefallen tun wollt – geht hin. Und stopft euch lieber den Mund mit Benefizkuchen voll, anstatt auf die Idee zu kommen, zu einem Krebskranken „ach Gott ach Gott wie schliiiiimmm!“ zu sagen oder irgendeine andere Floskel. Oder zu Angehörigen: „Wie du das nur aushälst, also IIIICHHH könnte das nieeeee!“. Mit so einem Gerede tut ihr nichts Gutes. Da man nun einmal mit vollem Mund nicht redet, aber in diesem Fall etwas Gutes tut – esst Kuchen. Oder Hotdogs, oder Bratwurst...


Oder Möhren-Walnuss-Eis. Aber das ist ekelig. Ausser für Hunde.

Mit Dank an Schröder, Maxi, Titus, Krani, Ferreira und Farino, als vierbeinige Therapeuten und die ganzen Physio-, Ergo-, Moto-, Musik-, Reit- und Psychotherapeuten sowie Marylin & Carlotta, die Klinikclowns. 
Ohne alle diese Tiere und Menschen wäre Nick nicht so, wie er jetzt ist. Letztlich hat die Kasse nur einen Bruchteil von denen dafür bezahlt, dass sie meinem Kind seit mittlerweile 13 Jahren wieder ein relativ normales Leben ermöglicht haben. Je üblicher das Leben, desto weniger Therapeuten waren notwendig.

Und in Erinnerung an all diejenigen, insbesondere Lena, die für immer gegangen sind.

Also... geht futtern!





Montag, 1. September 2014

Es tut mir sehr leid...

vor einigen Tagen habe ich die Besitzerin von Bajan getroffen. Ohne Hund. Sie war sehr traurig, denn Bajan, gerade mal 3 Jahre jung, war am Vortag innerhalb weniger Sekunden an einer längere Zeit  unentdeckten Anaplasmose verstorben, als sie entdeckt wurde, war es zu spät.

Gerade eben lese ich in meinem Lieblingsblog "Und sage mir keiner, das war doch nur ein Hund!".

Oh man, dann wird mir wieder voll bewusst, dass Farino auch irgendwann gehen wird, weil sein Herz kaputt ist. Er gibt sich immer noch viel Mühe, hat auch Freude am Leben, aber ich merke eben, er ist manchmal ganz schön am kämpfen. Deshalb war er heute auch nicht mit auf der Demo zum Weltfriedenstag, sondern nur Joey. 

Ich wünsche den Hinterbliebenen von Bajan und Tibor alles Liebe und Gute.

Morgens um 7 ist die Welt noch voll Tau...


Nick hat heute seinen ersten „richtigen“ Arbeitstag und musste dafür um kurz nach 6 Uhr aufstehen. Ich natürlich auch – und weil ich ihn die ersten Tage auf dem Weg zur Arbeit begleiten wollte, haben wir heute unsere Hunderunde um 7 Uhr angefangen. Ich habe für die Hunde und mich das Frühstück mitgenommen, da es praktischer Weise auf das alte Flugplatzgelände ging.


Um 7:30 Uhr waren wir also auf dem Gelände, es war alles noch feucht vom Nebel. Aber total schön! Das Spannende ist ja, dass jede Jahreszeit und jede Tageszeit etwas Neues zu bieten hat. Nachmittags fällt der „Elch“ eigentlich gar nicht auf. Aber morgens, wenn der Nebel die Blickweite einschränkt, alles weich zeichnet und die Farben dämpft, steht da in der Entfernung plötzlich ein Elch am Weg. Etwas dichter dran sieht er so aus:


Für Menschen mit Spinnenphobie ist diese Tageszeit nicht unbedingt etwas, denn auf den hauchdünnen Spinnfäden der Netze haben sich die Tautropfen verfangen und sind wie Perlen auf einer Schnur. Das sieht sehr schön aus – und nach wenigen Stunden schon ist dieser Zauber wieder vorbei, weil die Sonne alles trocknet.




Das ist ein Radnetz, eigentlich mit die bekannteste Netzform von Spinnen. Wusstet ihr, dass eine Spinne für ein Radnetz bis zu 7 verschiedene Formen von Spinnseide produzieren kann? So ein kleines Tier! Spinnseide ist – im Verhältnis gesehen – auch stärker als Stahl. Es ist ein ziemlich faszinierender Stoff der in der Wissenschaft auch viel Aufmerksamkeit bekommt. Würde es gelingen, Spinnseide künstlich herzustellen, könnte man z. B. einige Bereich in der Medizin revolutionieren. Was nicht bedeutet, das Menschen dann plötzlich Spinnennetze wie Spiderman aus der Hand schleudern können, sondern es könnte neues Nahtmaterial geben, das sich selbst auflöst oder Kapseln für Wirkstoffe, die weit gezielter an den gewünschten Ort gebracht werden können, da Spinnfäden sich von vielen Dingen, die andere Kapselmaterialien angreifen, nicht beeindrucken lassen.

Übrigens gibt es auch Spinnen, die tatsächlich Netze auf ihre Beute werfen und nicht warten, bis die Beute ins Netz fliegt oder fällt. Manche Spinnen bauen ein Baldachinnetz, sie spannen Fäden kreuz und quer, und darunter ein horizontales Netz, so fischen sie Fluginsekten aus der Luft... das hier ist aber kein Baldachinnetz:


Im Tau sieht man auch oft Netze, die ähnlich wie Trampoline aufgespannt sind.

Die Hunde haben sich sehr gefreut, ausgiebig herumtoben zu können – und morgens riecht alles noch so „neu“. Joey war voll in seinem Element und ist neben dem Weg wie ein Känguru durchs hohe Gras gehüpft. Er war nach kurzer Zeit platschnass vom Tau, war aber nicht schlimm für ihn, da er in einer wahren Geruchsorgie geschwelgt hat und sich gar nicht entscheiden konnte, wo es denn nun am Besten riecht.

Bei den Schafen vielleicht? Mal gucken...





Die Schafe haben es eher gelassen gesehen, das die betrachtet wurden



Neben dem Weg stehen noch ein paar alte Laternen in der Landschaft. Der Anblick hat mich an eine Radierung erinnert, die mir letztens gezeigt worden ist – da waren es Telefonmasten, die in der Landschaft verschwunden sind... das sah toll aus. Fast so wie hier:


Schön sind natürlich die bunten Tupfer unter dem trüben Himmel. Löwenmäulchen (auf dem Foto unten) und Goldrute sind ziemlich gut darin, sich farblich von ihrer besten Seite zu zeigen und alles, was nicht so leuchtend gelb ist wie sie, in den (nicht vorhandenen) Schatten zu stellen.


Auf einem HDR-Art-Bild sieht das dann so aus:


Irgendwann war der Punkt angelangt, wo ich beide Hunde anleinen musste, weil selbst Farino plötzlich auf eine Witterung ziemlich heftig reagiert hat. Er fand es definitiv nicht lustig, dann wieder an der Leine zu landen, aber Joey hat sich halt auch seines Lebens gefreut über so viele tolle Gerüche – und zwei Hunde die in unterschiedliche Richtungen rennen, weil es überall toll riecht, sind einfach problematisch zu händeln. Joey war dann auch so aufgedreht, das er erst einmal wieder runterkommen musste. Also beide angeleint, den Rückweg angetreten – und an einem Hangar, wo ich die Leinen festmachen konnte, eine Frühstückspause eingelegt. Das war ziemlich nett und es hat den Hunden einfach auch gut getan, weil die sich mehr darauf konzentriert haben, mir ein Teil vom Brot abzuluchsen als auf irgendwelche tollen Wildgerüche.

Zurück sind wir dann über den Klappgraben zur Mesche gelaufen und haben verwilderte Äpfel entdeckt. Die Obstbäume hängen dieses Jahr zum Bersten voll und man sieht dicke lila Pflaumen, rote und grüne Äpfel, Kirschen und so weiter. Mjammi! Nach etwas über zwei Stunden waren wir dann wieder zu Hause und die Hunde sind zu ihrem Entsetzen umgehend in der Wanne gelandet. Farino hat sich in irgendwas Ekeligem gewälzt und Joey war auch eher grau als weiß. 

Aber auch das haben sie gut überstanden, dann ihr richtiges Frühstück bekommen und sich auf ihre Decken gerollt zum schlafen. Und Träumen. Von vielen tollen Gerüchen und wilden Rennereien.

Euch einen schönen Tag!