Montag, 2. Mai 2022

Von Straßensperren, Mai, Kotzerei und einem Rülpswettbewerb

Maifeiern auf einem Dorf ist schon recht krass. Eigentlich sind wir Samstag noch nach Hemmelte zum Regiomarkt gefahren, weil ich DACHTE, da wäre ein Hähnchenwagen. Falsch gedacht. Aber sehr typisch für mich war die Überlegung, ob das Dorf zu einer Großbaustelle wird, weil überall Straßenabsperrungen rumliegen. Ich immer so zu Nick: „Meine Fresse, DA liegt auch was! Ich glaube, ich habe irgendetwas verpasst!“. Also gegoogelt. Nichts gefunden. Auf die Seite vom Heimatverein, letzter Eintrag von 2018...

Die arme Sau im Baum...

War 1. Mai. Samstag haben schon viele Leute gefeiert und sind durch die Lande gezogen. Ich nur mit Joey, sehr gut gelaunt und "Versuchs mal mit Gemütlichkeit..." von Balou der Bär singend – bis ich mir irgendwie das Knie verknackt habe. Scheiße, das tat weh... und noch ein paar Kilometer bis nach Hause. Das war echt übelst. Und nicht mehr gemütlich. Aber ich habe dann an unsere Abenteuertour in Neuruppin gedacht, ziemlich am Anfang als wir hingezogen sind. Sonntags. Und Nick ist quasi fernab der Zivilisation auf einem Haufen Äpfel ausgerutscht und hat sich richtig übel das Knie verdreht. Wir hatten beide Hunde dabei – und es gab zu der Zeit sonntags kein Taxi in der Stadt. 2,5 Kilometer bis zur Wohnung im Schneckentempo mit vielen Pausen zurücklaufen und immer wieder Tränen trocknen, weil es ihm richtig scheiße weh getan hat.

Mittlerweile bin ich schon ganz froh, dass er sich von der Chemo soweit erholt, dass er wieder stabiler steht und nicht wie 75 Kilo Kartoffelsack immer zusammensinkt. Mit viel Stützen kann er wieder ein paar Schritte laufen. Als wir 2009 nach Wuppertal gezogen sind, hat er wenige hundert Meter mit Mühe geschafft. Nach zwei Jahren hatten wir dann mal eine 15 Kilometer-Tour, die er gut gemeistert hat. Wir hatten echt eine tolle Zeit – und haben so unglaublich viel geschafft. Und jetzt bin ich schon froh, wenn er mit wirklich viel Hilfe ein paar Meter läuft ohne hinzufallen oder es schafft, den Rolli durch die Wohnung zu bekommen und auch mal einen Tag nicht kotzt oder ein bisschen mehr als drei Becher voll trinkt. Ganz schön krass!

Ich bin jetzt auch „kotzerprobt“ und kann notfalls weiter essen, während ich zugucke, wie Nick kotzt und bin auch recht zügig im Schüssel oder Tuch anreichen. Man wächst an und mit den Aufgaben. Wobei mich am Meisten an der Kotzerei der Flüssigkeitsverlust stört. Während der Chemo hat Nick zum Schluss so wenig getrunken, dass bei der Blutbildkontrolle kein Tropfen Blut zu bekommen war. Dann hat es sich auf die Verdauung so übel ausgewirkt, dass er einen Tag darauf richtig viel getrunken hat. Ich habe bestimmt fünf Mal gefragt, ob er auf Toilette muss - „Nein“. Der Körper hat alles aufgesaugt wie ein Schwamm. Unglaublich.

Wobei es auch immer wieder Situationen gibt, wo wir trotz allem (und dazu gehört mittlerweile auch eine sehr eingeschränkte Mimik von Nick) Momente haben, wo wir uns kringelig lachen können. Über irgendwelchen Unfug. Gestern war es mit Marie ein Rülpswettbewerb. Und ja, das war saukomisch!

Zu den Bildern: auf der Hunderunde bin ich wieder an einem Baum vorbei gekommen, der eine kleine Besonderheit hat. Die finde ich so zum schmunzeln, dass ich das natürlich gleich zu einer Geschichte verwurschteln muss. Dabei habe ich dann gemerkt, ich bin so alt, ich kenne noch Bauern, die ihre ausrangierten Anzugjacken im Stall an hatten. Das war voll normal. Nicht wie heute extra Hörner-Bertel-Emu-Klamotten.