Sonntag, 23. April 2017

Klöten töten...



Ein sehr umstrittenes Thema, das immer wieder heiß diskutiert wird: Kastration bei Rüden. Auch jetzt gab es wieder eine heiße Diskussion dazu. Während ich also mein Popcorn gefuttert und meine Cola geschlürft habe, ab und zu dann meinen „enteierten“ Hund gestreichelt habe, dachte ich: „Schreib doch mal einen Blogartikel dazu!“.

Nein, ihr werdet hier jetzt kein Pro und Contra zur Kastration finden. Dazu hat jeder seine Meinung und das ist auch gut so. Ich würde euch einfach nur mal ein paar Gedanken „über den Tellerrand“ dazu anbieten: 



Ist es nicht verwunderlich, dass viele Menschen, die sich so vehement gegen Kastration bei Hunde einsetzen, absolut kein Problem damit haben, sich gegebenenfalls sogar während so einer Diskussion nebenbei Wurst und Fleisch von kastrierten Schweinen reinzuziehen? Im Vergleich zu denen, die gegen eine Kastration bei Hunden sind, sind die, die gegen eine Kastration von männlichen Ferkeln sind, definitiv in der Minderzahl. Warum? Weil ein Schweineleben weniger wert ist als ein Hundeleben? Weil einem Hund im Fall des Falles eine Tierarztpraxis mit OP-Tisch und Betäubung zusteht, einem Ferkel nur der Stall und das Skalpell oder die Zange und es als zu teuer und zu aufwändig angesehen wird, die kleinen Schweinchen zu betäuben? Denn das Medikament kostet Geld und muss danach ins Stallbuch eingetragen werden. Die Schweine wären nicht mehr so gut verwertbar, denn für verabreichte Medikamente gibt es Auflagen bei der Verwertung der Tiere und selbst wenn – es würde den Fleischpreis in die Höhe treiben und die Leute, die jeden Tag auf günstiges Fleisch bestehen würden protestieren. Es ist kein Problem für Menschen, die gegen die Kastration bei Hunden sind, ihren Hunden Schweineohren, gepuffte Nasen und was weiß ich noch alles von einem kastrierten Schwein zu verfüttern. Männliche Ferkel werden übrigens nur deshalb kastriert, weil Eberfleisch den meisten Menschen aufgrund der natürlichen Hormone die ein Eber dann als „ganzer Kerl“ hat, viel zu streng schmecken würde. 




Ist es nicht verwunderlich, das manche Menschen, die gegen die Kastration von Hunden sind und dem Reitsport fröhnen, es völlig in Ordnung finden, auf einem Wallach zu reiten? Das solche Menschen bei Pferden keine Endlosdiskussion führen, warum man einen Hengst „legt“, keinen Tierschutz ins Feld führen? Warum? Weil man dann nicht 10, 20, 30 oder bis zu 70 Kilo an der Leine hat, sondern von 200 – 600 Kilo am Führstrick oder unter sich? Weil es keine Pfoten sondern Hufe gibt, die viel schneller für schwere bis tödliche Verletzungen sorgen? Und selbst wenn Kastrationsgegner nicht reiten... sie verfüttern problemlos Fleisch, Fell, Sehnen und Innereien von Wallachen an ihre Hunde oder essen selbst mitunter Pferdefleisch von Wallachen. Warum? Weil diese Tiere in ihren Augen weniger Wert haben als ihr Hund?

Und wie ist es mit Katzen? Wie stolz mag jemand, der gegen Kastration bei Hunden ist, auf seinen Kater sein, der – ganz der stolze Bolz – womöglich noch Freigang bekommt? Der jede Kätzin der Umgebung deckt und für viel Nachwuchs sorgt, halt „ein ganzer Kerl“! In wieweit wird dann darüber nachgedacht, ob die Katzenwelpen gut zur Welt kommen, ob sie irgendwo einen sicheren Platz haben, die Mutterkatze ausreichend Futter – oder ob die Kleinen völlig verwurmt, abgemagert und mit schwer entzündeten Augen irgendwo liegen? Ob sie von Ratten angefressen werden, gegen eine Hauswand fliegen, ein Spaten auf sie niedersaust, der Hofhund sie frisst oder sie ertränkt werden? Haben diese Tiere kein Recht darauf, gesund und gut versorgt aufzuwachsen? Steht der Besitzer des Katers nicht in der Pflicht, dafür zu sorgen, dass Nachwuchs, denn sein Tier verursacht weil er es für tierschutzwidrig und letztlich oft einfach auch nur für eine unnötige Geldausgabe hält, sein Vieh kastrieren zu lassen, wenigstens vernünftig und gesund aufwachsen kann? Oder ist er vielleicht der Ansicht, schließlich könnte ja auch die Katze sterilisiert werden... aber sein KATER... nein, die Hormone, der arme Kerl, dann ist er ja kein ganzer Bolz mehr.





Überhaupt... ist es nicht ein Paradox, wenn Hunde- und Katzenbesitzer sich darauf berufen, ihre Tiere „aus Tierschutzgründen, das ist nämlich verboten...“ nicht kastrieren zu lassen und sich selbst damit als vermeintliche Tierschützer feiern – aber all diejenigen, die tatsächlich in Tierheimen, Tierasylen, als Tierärzte, Futterplatzbetreuer etc. wirklich TIERSCHUTZ betreiben und wissen, was passieren kann, wenn Hunde und Katzen sich einfach immer weiter vermehren können, dann gleichzeitig von solchen Leuten als „Tierquäler“ und „Mißhandler“ bezeichnet werden? Denn nichts anderes ist es letztlich, wenn man selbst aus seiner Bequemlichkeit heraus den Tierschutz anführt um sein Tier nicht kastrieren zu lassen und Tierärzten vorwirft, sie würden gesetzeswidrig handeln, weil sie dem Elend der endlosen Vermehrung ein Ende bereiten.

Und wie ist das bei Hühnern? Ich meine, da werden ja die Hähne nicht kastriert, sondern Broiler, Hühnerfrikassee, Chicken-Nuggets und Hähnchen-Wings sind aus Hühnern, weil die männlichen Tiere schon als Küken in der Industrie geschreddert werden. Nix Kastration, nix Betäubung... komplett weg damit! Auch da gibt es von den meistens Leuten, die gegen die Kastration von Hunden sind, nur ein Schulterzucken wenn überhaupt, während sie ihr Eibrot oder ihr McChicken-Menü essen und herzlich wenig Mitleid. Denn auch Geflügel hat in ihren Augen weniger Wert als ein Hund und es ist ja ganz nett, wenn PETA und Co für Sensationsnachrichten sorgen, weil sie ihre kriminelle Energie walten lassen – aber auch die würden weder Ei noch Huhn kaufen, wenn es um 200 % teurer wäre als jetzt schon um damit ein adäquates „Hähne-Schutz-Programm“ gegenzufinanzieren. 



Interessant ist übrigens auch, das Männer, die bei dem Thema „Kastration von Rüden“ regelrecht zusammenzucken und sich selbst an die Klöten greifen es völlig in Ordnung und geradezu erleichternd finden, wenn sie einer Frau begegnen, die sterilisiert ist. Wenn es dann um körperliche Nähe geht, kann die Erleichterung im Gesicht eines Mannes dann gar nicht genug zu sehen sein, das man sich mit dem Thema „wer A sagt, muss auch limente sagen“ nicht sonderlich weiter befassen muss, da geht dann nur so eine Art „boah, geil, ficken ohne Folgen!“-Signalknopf an. Klingt jetzt böse, ist aber genau so. Da interessiert bei einer Total-OP einer Frau auch überhaupt nicht, ob sie dann als Frau hormonelle Probleme hat oder was auch immer. Aber wehe, ein Rüde bekommt seine Klöten entfernt.... dann kann Mann zum Teil gar nicht ausschweifend genug von den hormonellen Auswirkungen für das arme Vieh rezitieren. Am Besten noch bei einem schönen Stück Fleisch auf dem Teller, das von einem Ochsen kommt. Dieser Kannibale... 




Wobei ja schon genügend Männer der lebende Beweis dafür sind, dass sie ihre Eier eigentlich ja schon das ganze Leben lang im Endeffekt nicht sonderlich vermissen...