Donnerstag, 9. Oktober 2014

Der Palettendruckversuch...


Immer wieder mal regen sich die Leute über die Baustelle an der Friedrich-Engels-Straße auf. Verständlich, es gab und gibt viele Verzögerungen, die ärgerlich sind. OK, ich wohne dort nicht direkt und habe auch kein Auto, denke mir aber: „Leute, guckt euch doch einfach mal ab und zu ein paar alte Videos aus dieser Stadt an und freut euch, das überhaupt so viel geschafft worden ist!“.

Nun ist ja ein Teilabschnitt schon fertig und die Parkflächen werden schon von den Anwohnern genutzt, die über einen Umweg dort hinkommen, obwohl es natürlich viel einfacher wäre, den Bauzaun wegzunehmen. Auf die Frage, warum das Stück hinter dem Schinkel-Denkmal noch nicht freigegeben wurde, kam die Antwort aus der Verwaltung: „Stimmt, es ist fertig, aber wir haben Mängel festgestellt und möchten noch einen weiteren Plattendruckversuch!“. Schließlich soll die Straße ja lange halten und vielleicht haben einige Leute vergessen, das die Wichmannstraße auch noch gar nicht so lange her saniert wurde und dort nicht unerhebliche Mängel aufgetreten sind. Die damalige Baufirma ist heute pleite und existiert nicht mehr. Es gibt das Sprichwort: „Gebranntes Kind scheut das Feuer!“.


und hier sind wir wieder für euch auf Tour!

Da die Stadt keinen Dukatenesel im Keller hat und es ohnehin mit der Baufirma erhebliche Probleme gegeben hat, ist es doch eigentlich verständlich, das man auf Nummer sicher gehen möchte. Oder würdet ihr viel Geld für einen Hausbau ausgeben und dann achselzuckend nach dem Motto: „Hauptsache, ein Dach über den Kopf!“ in ein Haus ziehen, wo es überall quer durch die Wände pfeifft und bei dem nicht sicher ist, dass das Dach den ersten Sturm übersteht? Wahrscheinlich nicht. Ihr würdet darauf bestehen. Schließlich habt ihr euch auf mindestens 20 Jahre über beide Ohren verschuldet, dass ihr in ein ordentliches Haus ziehen könnt, das nicht beim ersten Sturm zusammenbricht. Oder etwa nicht? Und warum soll es bei einer Kommune, die ihre Straßen aus Steuermitteln finanziert ander sein?
Maulen, das man Steuern zahlt und dafür ordentliche Straßen erwartet, ist völlig normal – ebenso, wie „denen da oben“ wenn Schäden auftreten vorzuwerfen, sie hätten Steuergelder verschwendet. Also, was nun? Wer es besser kann, soll es einfach besser machen! Im Rahmen der vielen geltenden Richtlinien selbstverständlich, man möchte ja keine Wildwest-Methoden und sich auch nicht Filz, Korruption oder Begünstigung vorwerfen lassen. Indem man z. B. Firmen beauftragt, die gute Arbeit leisten, aber dafür weit mehr verlangen als jene, die Ausschreibungen gewinnen aber die Kosten so niedrig halten, dass es eben fraglich ist, wie dafür vernünftige Arbeit zustande kommen soll. Insbesondere, weil man auch möchte, das Löhne "hüben wie drüben" gleich sind. 

Ein weites Feld wie ihr seht.

Was aber ist eigentliche dieser Plattendruckversuch, um denn es geht? Das habe ich mich heute gefragt, nachdem wir auf der Hunderunde gesehen haben, das einige Paletten aufgestapelt worden sind, die auf ihre Abholung warten. Ich mag Wortspiele. Plattendruckversuch – Palettendruckversuch.

Der Palettendruckversuch...
Ein Plattendruckversuch ist ein genormtes Messverfahren. Eine genormte, runde Metallplatte übt mit Hilfe eines Gegengewichtes in Form eines Baggers, Radladers, Walze etc. einen bestimmten Druck auf den Untergrund aus. Mit Hilfe einer Messeinrichtung wird dann genau gemessen, wie weit der Untergrund nachgibt – und wenn der Druck wieder weg ist, wie sehr sich das Material wieder entspannt. Auch das ist wichtig, denn stellt euch vor, die Steine dort würden bei jedem Auto, das dort drüber fährt, 0,1 Millimeter nachgeben – und so bleiben, weil der Straßenunterbau ebenfalls nachgibt. Nach wenigen Monaten hätte die Straße deutliche Spurrillen – und nach gar nicht mal so langer Zeit wäre sie für manche Fahrzeuge auch gar nicht mehr passierbar – abgesehen davon, das sich in den Spurrillen Wasser ansammelt und damit nach jedem größeren Regenguss und im Winter eine ziemliche Gefährdung hervorruft. Das Geschrei „was für ein Pfusch!“ wäre weithin zu hören und Schuld hätte... natürlich die Stadtverwaltung. Weil sie nicht aufgepasst hätte.

Der Plattendruckversuch hat für verschiedene Untergründe verschiedene Mindestanforderungen und Formeln, die ich als mäßiges Mathetalent nicht verstehe. Muss ich auch nicht, dafür gibt es Leute, die so etwas studieren. Im Straßenbau muss auf 100 Meter Straße ein solcher Druckversuch stattfinden. Das hat er, aber da waren die Ergebnisse wohl so unbefriedigend, das Nachbesserung und ein neuer Test gefordert wurde.

Was das „Klappgrabenelend“ anbelangt, kann ich eigentlich nur hoffen, das dort eine Art provisorische Brücke für die Autos gebaut wird, die die Belastung durch den Verkehr abfängt und die Straße damit vorerst für PKW´s passierbar macht (also tüftlermäßig nach dem Motto: Wir schweißen dicke Stahlplatten auf alten Eisenbahnschienen, die sind lang genug um das Gewicht zu verteilen und fangen links und rechts neben dem Grabengewölbe das Erdreich ebenfalls provisorisch mit Bohlen ab um das Gewicht vom Grabengewölbe wegzuhalten), wenn alles Andere soweit fertig ist. Als Laie denke ich, es wäre ein guter und wahrscheinlich relativ günstiger Kompromiss für alle Beteiligten – aber wahrscheinlich gibt es irgendwelche Vorschriften, die so eine praktische Lösung untersagen. Wobei es doch eigentlich sehr logisch wäre, grundsätzlich über dem Klappgrabenbereich eine Brückenkonstruktion zu bauen, wenn man weiß, das Grabengewölbe ist marode und die Sanierung steht in den Sternen. Aber vielleicht habe ich ja was verpasst und das ist schon längst geplant. :-)

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Vielen Dank für den Kommentar. Er wird nicht sofort zu sehen sein, weil ich erst noch schauen möchte, ob es tatsächlich ein Kommentar ist oder ob es Werbung aus Nigeria und Co ist.