Dienstag, 10. Dezember 2013

Adventskalender 10. Dezember

nicht in der Innenstadt ;-)



Beeingedruckt!

Auf dem Schulweg kommt Nick immer an einer Galerie vorbei, ich oft auf den Hunderunden. In einem Schaufenster standen lange große merkwürdige Gestalten und ein Schild verkündete, das mittwochs und samstags die Galerie ein paar Stunden geöffnet wäre. Das sah sehr spannend aus und machte irgendwie neugierig. Mittlerweile stehen im Schaufenster andere Sachen: zwei Bilder und eine Metallskulptur.

Von aussen sieht man auch gar nicht, wie groß es in dem ehemaligen Laden, der schon die Fontane-Buchhandlung und die Sparkasse beherbergte, überhaupt ist und so waren wir doch überrascht, als wir drinnen standen. Hier stellt Bernd Weimar seine Werke aus.

Bei der Internetrecherche vorab las ich, das er einen „soliden Beruf“ (Maschinenschlosser) erlernt hat, bevor er sich mehr und mehr der Kunst widmete und nachher sogar Leiter der VHS hier war. Sein Werdegang war von kleinen Bildern hin zu größeren (die ganz großen Bilder kenne ich nicht) und beinhaltet Collagen ebenso wie Zeichnungen (zum Beispiel auf einer Art Packpapier, das ich persönlich total gerne mag, weil es etwas völlig anderes ist, ob man auf weißem, cremefarbenem oder natronfarbenem Papier zeichnet), Malereien und Druckgrafiken. 

 
Aktuell sind in der Ausstellung viele Druckgrafiken und sehr schön finde ich, das einige der Holzplatten, die zum Drucken genommen worden sind, ebenfalls ausgestellt sind.


Während Nick mit zunehmender Begeisterung und Sicherheit Fotos von der Ausstellung machte, haben Herr Weimar und ich uns ein bisschen unterhalten. Er mag schwarz-weiß und fotografiert auch in schwarz-weiß. Das kann ich verstehen. Als ich mit Sigi zusammen war (was nun schon fast 30 Jahre her ist), habe ich fotografieren gelernt. Mit einer Spiegelreflexkamera, ganz klassisch mit diversen Objektiven und wir haben auch selbst entwickelt. Das war total klasse und hat unheimlich viel Spielraum gelassen, Dinge auszuprobieren. Unsere bevorzugten schwarz-weiß-Filme waren die von Orwo. Schwarz-weiß beschränkt den Blick aufs Wesentliche.


Bei vielen Bildern ist es damit aber in einer Zeit, wo alles möglichst bunt und poppig sein muss, ein Problem. Denn über schwarz-weiß-Bilder muss man eigentlich viel mehr nachdenken. Er merkt, erklärte Herr Weimar, das es ein deutlicher Unterschied ist ob die Leute sich die großen farbigen Bilder oder die Druckgrafiken angucken. Schwarz-weiß ist schwieriger. 


Dabei lohnt es sich wirklich, sich die Zeit zu nehmen und in der Fülle der Motive zu schwelgen. Vor schwarzen, bodenlangen Raumteilern aus Stoff stehen die „Tornower Elfen“, also diese riesigen Holzskulpturen, von denen lange zwei im Schaufenster standen. Auf die Frage, wie man dazu kommt, solche riesigen Figuren zu machen, kam die Antwort: „Ich war auf einem Bildhauerlehrgang in Tornow und da haben wir so riesige Bretter bekommen. Ich dachte, daraus säge ich die Figuren!“. Und wie entstehen solche Figuren? „Die entwickeln sich beim Zeichnen!“. Das kenne ich. Da fängt man irgendwie an rumzukritzeln und dann verstärkt man irgendwann alle Formen, die einem gefallen und am Ende hat man mitunter eine merkwürdige Figur. Aber genau die gefällt einem dann (ersteinmal) auch, weil – sonst hätte man sie ja nie so entwickelt. 


Es ist sehr spannend zu sehen, welche Fülle an Motiven im Laufe der Zeit entstanden sind und als „Zugabe“ finden sich zwei Uhren in der Ausstellung, wo man bei der einen einen „Aha“-Effekt bekommt, wenn man sie genauer anschaut. Upcycling mal anders. Aber sehr interessant.

Geht gucken! Nehmt euch die Zeit! Wenn ihr zur „Generation Banksy-Fans“ gehört – dann geht ERST RECHT hin! Das ist mein voller Ernst! Warum ich das meine? Ich habe für meine Tochter ein Hardcase für ihr Smartphone ausgesucht. Sie hat sich eines mit einem Banksy-Motiv gewünscht und ich bin umgefallen, als ich gesehen habe, wie viele Motive es von Banksy mittlerweile auch für solche Sachen gibt. Banksy ist ein Stree-Art-Künstler und macht fast alles in schwarz-weiß. Auch über seine Motive soll man nachdenken, selbst wenn sie ein krasses Gegenteil zu dem sind, was ihr in der Ausstellung findet. DESHALB sollt ihr hingehen. Ihr könnt dort wirklich toll lernen, euch mit schwarz-weiß auseinander zu setzen. 


Ihr findet Stencil-Arbeiten (Schablonentechnik) gut? Super – also geht hin und lernt an den Druckgrafiken etwas über Wirkung und Ausdruck. Und lernt, das eine gute Arbeit vor allem Zeit braucht. Schaut euch die Tornower Elfen an und lernt, das man Proportionen nicht perfekt beherrschen muss. Manchmal können komische Figuren viel mehr Eindruck machen als perfekt umgesetzte Menschen, wo alles an seinem richtigen Platz ist.


Stellt euch vor die Bilder mit den Clowns und schaut sie euch genau an. Es ist nicht mehr als weißes Papier mit schwarzer Druckfarbe drauf. Aber wenn man sich hinstellt und darüber nachdenkt, kann es das Tor zu einer anderen Welt sein! Ich habe sofort an Charlie Rivel, Grock und „Akrobat schöööööön!“ gedacht, als ich die Bilder gesehen habe. Vor allem aber... ihr habt dort „einen Künstler zum anfassen“. Was nicht bedeutet, ihr sollt Herrn Weimar begrabbeln, es bedeutet, er ist tatsächlich da und man kann ihn etwas fragen. Das ist toll, das hat man sonst eigentlich eher weniger.

Nicht unerwähnt möchte ich die wachsende Begeisterung lassen, mit der Nick die Fotos gemacht hat. Es hat wirklich sehr viel Spaß gemacht, ihm zuzuschauen und er hatte ziemlich freie Hand. Er hat Stühle umgerückt, damit sie nicht im Bild stören, das Stativ rauf und runter gestellt – sich hingekniet und die Motive so gesucht, wie sie ihm am Besten gefallen. Auch Herr Weimar hatte sichtlich Spaß dabei, ihn zu beobachten – und ihn mitunter sanft etwas zu lenken „da ist Schatten, da musst du aufpassen“ oder „hier musst du mal gucken, das stört links und rechts ein bisschen...“. Danke dafür und Nick ist insbesondere nach der Bemerkung „für meinen Fotokollegen“ innerlich gleich einen halben Meter gewachsen! 

Wir hoffen, die Fotos haben euch ein bisschen neugierig gemacht! Die Galerie findet ihr in der Karl-Marx-Strasse 90, also wenn ihr von der Kulturkirche Richtung Rheinsberger Tor geht. Die Öffnungszeiten sind:



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Was anderes...

Farino hat sich gestern eine Verletzung am Kreuzband zugezogen, das kam heute raus und zusammen mit einigen anderen Sachen hat es mich dann ziemlich umgehauen und ich hänge etwas arg in den Seilen. Die Liebe eines Hundes (in diesem Fall Joey, weil Farino bevorzugt wie tot rumliegt) ist, wenn man nach einem Sprint zum Klo, weil einem alles hochkommt, dann den Flur nicht wischen braucht...  (gut, das der Magen danach leer war, sonst hätte ich gleich wieder umdrehen können). 



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Vielen Dank für den Kommentar. Er wird nicht sofort zu sehen sein, weil ich erst noch schauen möchte, ob es tatsächlich ein Kommentar ist oder ob es Werbung aus Nigeria und Co ist.