Sonntag, 18. August 2013

Neuruppin will die Hundesteuern erhöhen...



So verkündeten die Zeitungen mehrfach. Herr Göpke, Kämmerer der Stadtverwaltung, erklärte dann auch die geplanten Erhöhungen:

So soll die Steuer für den ersten Hund von 55 Euro auf 65 Euro steigen. 10 Euro mehr. Das ist eine Steigerung von über 18 %.

Für den zweiten Hund steigt die Steuer dann ebenfalls um 10 Euro auf 75 Euro. Das sind über 15 %. mehr.

Für die Halter von Listenhunden soll die Steuer von 409 Euro auf 500 Euro steigen. Das sind über 22 % mehr. Mit welchem Recht?

In der MAZ ist zu lesen, das mit dieser Steuererhöhung die Zahl der Hunde in der Stadt begrenzt werden soll. Komisch, das ist in ganz Deutschland die Begründung für die in Deutschland einzigartige Einrichtung der Hundesteuer – und es ist letztlich nicht mehr als eine Wiederholung von etwas, das nicht stimmt.

Die Zahl der Hunde in einer Stadt wird nicht durch die Hundesteuer geregelt. Die Hundesteuer ist nach wie vor alleine dazu da, Geld in die leere Stadtkasse zu spülen ohne dafür auch nur irgendeine Gegenleistung zu erbringen. Die Zahl der Hunde in einem Stadtgebiet lässt sich am wirkungsvollsten durch die Umsetzung der bestehenden Hundeverordnungen erreichen. Denn damit würden NICHT diejenigen bestraft werden, die sich ohnehin Mühe geben, ihre Hunde bei der Steuer und beim Ordnungsamt anmelden und bei großen Hunden ein Führungszeugnis vorweisen müssen.

Dazu kommt, das für viele Menschen der Hund auch deshalb wichtig ist, weil er ihnen einen Partner ersetzt, sie haben jemanden zum Reden, müssen das Haus oder die Wohnung verlassen und sich bewegen. Gerade für ältere Menschen ist dies enorm wichtig – oder für Menschen, die Probleme mit Depressionen haben. Mit einem Hund MÜSSEN sie raus. Dazu kommt insbesondere bei Frauen auch, es ist fast egal, wie groß der Hund ist – Frauen mit Hund werden weniger belästigt. Ältere Menschen mit Hund laufen weitaus weniger Gefahr, ausgeraubt zu werden als Menschen ohne Hund – Beispiele dafür gibt es immer wieder auch in den Medien. Hunde bieten allein durch ihr Dasein Schutz, Sicherheit und Gesundheitsvorsorge. Schade, das Menschen, die ohnehin viel Geld für die Hundehaltung ausgeben, dann genau dafür noch bestraft werden.

Denn nichts anderes ist die Erhöhung der Hundesteuer für all diejenigen, die ihre Hunde angemeldet haben: Eine Bestrafung. „Hey, wir haben hier über 1800 angemeldete Hunde, da können wir abzocken!“ - ja und dann ist noch von dem Einsatz von Detektiven zu lesen, die unangemeldete Hunde aufspüren sollen. Man wüsste aber nicht, ob noch dieses Jahr oder erst nächstes Jahr. Hey, wenn das Ordnungsamt schon Hundehalter nur auf Anforderung kontrolliert, weil es bequemer und einfacher ist, den ruhenden Verkehr mit Knöllchen zu bedenken - so ein Detektiv kostet Geld. Und genau das hat die Stadt nicht und genau das wird die Stadt auch noch längere Zeit nicht haben, zumal ja wohl jetzt ein zweiter Baumkontrolleur eingestellt werden müsste.

Es ist auch sehr fragwürdig, woher sich der Satz für die Listenhunde ergibt. Hängt irgendwo eine Dartscheibe mit Zahlen? Sieht fast so aus. Berlin hat keine extra Steuer für Listenhunde. Das Problem sind ja nicht die Hunde, sondern die Halter. Viele Halter von Listenhunden, die absolut gut erzogen sind und sogar zum Teil im Rettungsdienst arbeiten (und selbst als MenschenRETTER werden sie vielerorts noch bestraft) könnten nämlich eine exorbitante „Kampfhundesteuer“ gar nicht finanzieren und müssten sich von ihrem Hund trennen. Die Tierheime sind voll davon. Sehr praktisch, das Neuruppin kein Tierheim hat und somit auch in vielen Fällen gar nicht erst die Kosten für Fund- oder Abgabetiere tragen muss, wie andere Städte, die sich Tierheime leisten „müssen“. Was man immer wieder sieht ist, das Tierheime voll von solchen Hunden und deren Mischlingen sind, die echt tolle Tiere sein können. Aber wer will schon ein Tierheim mit so einem Hund entlasten, wenn jede Institution erst einmal Euro-Zeichen in den Augen hat und die Auflagen enorm sind?

Überhaupt, ist es nicht merkwürdig, das ausgerechnet eine Hunderasse, die bei den Beissvorfällen unter den Top 5 ist und in deren internationalem (FCI)-Standart definitiv Kampfschärfe gefordert wird NICHT auf der „Kampfhundeliste“ steht?

Ist es nicht ebenfalls merkwürdig, das insbesondere mit Tieren aus ebendieser Rasse eigentlich immer wieder auch gegen die Hundeverordnung verstoßen wird? Denn letztlich ist doch Schutzhundesport für Menschen, die mit ihrem Hund nicht beruflich im Grenzschutz-, beim Zoll-, in der Bundeswehr-, bei der Polizei oder im Wach- und Sicherheitsdienst arbeiten, nichts anderes als das sie ihren Hund gezielt darauf abrichten, auf Kommando Menschen anzugreifen. Was will „Otto Normalverbraucher“ also mit einem Hund, bei dem als Zuchtziel unter anderem Kampfbereitschaft gefordert wird – und der darauf abgerichtet wird, auf Menschen loszugehen – und warum stehen diese Tiere nicht auch auf der Rassenliste und sind mit höheren Auflagen verbunden?

Aber zurück zur örtlichen Hundesteuererhöhung. Was gäbe es denn für Alternativen? Mal abgesehen davon, das ich für die Einführung einer Katzensteuer bin Wer Katzen hält, kann für die auch Kohle abdrücken. Hunde laufen überwiegend an der Leine – Katzen streunen frei durchs Stadtgebiet, benutzen Kinderspielplätze ungestraft als Toiletten, greifen andere Tiere an, was sie ebenfalls ungestraft tun dürfen und können ihre Krankheiten, Seuchen und Parasiten munter verbreiten. Wenn also ein Detektiv engagiert werden sollte – warum werden nicht auch Katzenhalter zur Kasse gebeten? Von denen könnten in der Stadt ohne jegliche Konsequenzen 10 000 Stück gehalten werden, ebenso können sie bei Nichtgefallen irgendwann ausgesperrt werden – und kaum jemanden juckt es.

Desweiteren wäre ich ob der zugekackten Wege und Grünflächen für die Ausweitung der Arbeitsfelder hiesiger Ordnungsamtspolitessen. In Wuppertal, wo wir mal ein paar Jahre gewohnt haben, werden Hundehalter daraufhin kontrolliert, ob sie Kotbeutel dabei haben, wenn sie mit ihrem Hund unterwegs sind. Ich habe zwei Hunde – und ich finde, was hier an Hundescheiße von Haltern einfach liegen gelassen wird, ist eine Zumutung. Das man nicht immer alles wegbekommt – ok, grad wenn es mal etwas matschiger ist, Gras lang oder wenn Wuffel Durchfall hat. Aber viele Leute räumen hier grundsätzlich den Mist ihrer Hunde gar nicht erst weg – und das ist widerlich!

Es wäre doch viel einfacher, da mal anzufangen! Kein Muffbeutel dabei haben kostet in Wuppertal ungefähr 15 Euro. Und genau bei solchen Kontrollen kann man dann auch wunderbar feststellen, welche Hunde gemeldet sind und welche nicht. So hat man nach und nach eine Stadt, die sauberer ist was den Hundemist anbelangt, mehr Hundehalter, die sich an die Regeln halten – und als Nebeneffekt dann auch steigende Steuereinnahmen durch Hunde, die nachträglich gemeldet werden und durch Verwarngelder.  Zusätzlich könnte man dann auch sicherlich von Leuten, die mit Müll und Flaschen herumwerfen, den einen oder anderen Euro abkassieren. Ist auch lästig und sicherlich könnten die Ordnungsamtsleute sich in diverse Diskussionen verwickelt sehen – Autos wehren sich ja nun einmal nicht verbal, sondern stehen einfach nur mal länger als erlaubt irgendwo. Ich bin auch nicht für einen Überwachungsstaat – aber wenn ein größerer Teil der Bevölkerung nun einmal deutlichere Hilfe braucht um zu lernen, das es unschön ist, wenn überall Hundemist und Müll herumliegt, dann ist das eben so – und nach wie vor geht insbesondere bei Erwachsenen der größte Lerneffekt übers Portmonee - bei Autofahrern hat man damit ja letztlich auch kein Problem, denen beizubringen, das ihre Autos nicht unbegrenzt überall stehen dürfen.

Aber da Neuruppin nicht nur aus der Stadt Neuruppin besteht, sondern auch aus Dörfern in denen viele, viele Hunde leben, wäre es durchaus auch sinnvoll, dort mal zu schauen, welche Hunde gemeldet sind und welche nicht. Denn es wäre den Hundehalter in der Stadt gegenüber unfair, nur sie belangen zu wollen.

Und was wen nun geritten hat, ausgerechnet Englische Bulldoggen in dieser Stadt auf die Rasseliste zu setzen, würde ich auch gerne noch wissen.

Was haltet ihr eigentlich von der ganzen Sache und welche konstruktiven Vorschläge habt ihr beizutragen?



Quelle u. a. http://www.maz-online.de/Lokales/Ostprignitz-Ruppin/Hundesteuer-soll-erheblich-steigen

Was in diesem Artikel übrigens nicht steht: Bezieher von Sozialhilfe oder ALG 2 brauchen mit formlosem Antrag und Nachweis für den ersten Hund nur die Hälfte der Hundesteuer zahlen!  






Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Vielen Dank für den Kommentar. Er wird nicht sofort zu sehen sein, weil ich erst noch schauen möchte, ob es tatsächlich ein Kommentar ist oder ob es Werbung aus Nigeria und Co ist.