Dienstag, 6. August 2013

Entspannte Tage



es war nur sehr warm. Zu warm. Farino ist jetzt noch einen großen Eimer Fell losgeworden. Samstag kam dann Post von der Kämmerei. Für den neuen Hundesteuerbescheid braucht es etwas länger um da durch zusteigen. Warum einfach, wenn es auch hochgradig umständlich geht. Und warum ich im Sommer 2013 dann schon mit den Hundesteuern für 2014 im Soll stehe... keine Ahnung. Es ist halt ein Steuerbescheid, wahrscheinlich soll man da auch gar nicht so genau durchblicken.




Aber Joey hat jetzt seine Steuermarke, die dann auch gleich ans Halsband gekommen ist. Erst einmal provisorisch, weil ich keine Kabelbinder hier habe, und mit Kabelbinder halten die Teile direkt auf dem Halsband nun einmal perfekt, klimpern nicht rum und reißen auch nicht ab. 

Wer mag und hat kann noch ein Stück Neopren oder so unterlegen, kommt auch auf die Breite vom Halsband an.  




Nach einem etwas Joey-stressigen Freitag wo er dann wieder mit Gejaule zu jedem Hund wollte und wir uns böse in die Wolle bekommen haben, waren Samstag und Sonntag richtig locker. Es war so warm, das ich mich nicht hätte auf die Gertenarbeit konzentrieren können – und so habe ich sie zu Hause gelassen. Wir hatten wirklich nette Runden im gemächlichen Tempo und mit öfters stehen bleiben bis die Leine sich wieder entspannt...

Das wäre so vor einer Woche nicht möglich gewesen. Auch Hundebegegnungen – viele regen ihn zwar nach wie vor auf und er zieht und rennt hin und her um seine Spannung abzubauen – aber es ist schon viel, viel, viel besser geworden!

Er ist mir in den letzten beiden Tagen kein einziges Mal so in die Leine gesprungen, das ich dachte, es zerreißt meinen Rücken oder kugelt mir den Arm aus. Das ist ein Fortschritt. Er schaut jetzt öfters auch wenn wir unterwegs sind, was ich möchte. Auch das ist ein großer Fortschritt, bislang war ich in der Stadt ja so ziemlich komplett abgeschrieben.



Nur auf dem Rückweg am Samstag Abend, da hörten wir dann irgendwann ein Feuerwerk. Zum Glück waren wir in Höhe des Fontane-Denkmals, hatten es also nicht mehr ganz so weit bis nach Hause. Da war dann alles aus und vorbei - Joey ist in Panik ausgebrochen. Das wird dann auch irgendwann mal eine „Baustelle“.

Montag hatte uns dann der Alltag wieder, Schulbeginn und mehr Leben auf den Straßen. Ich würde es mal so ausdrücken: um halb acht war die Welt noch relativ in Ordnung, eine Stunde später war der Kernstadtbereich für Joey dann wieder viel zu stressig. Zur Not hüpft dieser Hund wie ein Frosch über die Straße! Während ich also vorne mit Joey zu kämpfen hatte, der unbedingt zu einem anderen Hund hin wollte, was er aber nicht sollte, blieb Farino hinter mir und hat abgewartet. Der hat sich einfach hingesetzt und ich habe das erst 100 Meter später mitbekommen, als Joey dann wieder „Auf dem Teppich“ und wir am Hund vorbei waren.

Farino ist weg. Wo ist Farino? Also zurück, um die Ecke geschaut, da saß Farino ganz brav neben einem Auto und hat einfach gewartet, bis alles vorbei ist und er wieder abgeholt wird! Oh man. Da ich Farinos Leine meistens lose in der Hand habe, weil er ja echt problemlos ist und ich so die Leinen schneller auseinander sortieren kann, falls Joey mal wieder munter überall über, unter und durch die Leinen springt, habe ich im Eifer des Gefechts gar nicht mitbekommen, das die Leine runter ist.

Weil es dann so warm war, habe ich die Abendrunde auf sehr spät gelegt. Weiterer Vorteil: es ist nichts mehr los auf den Straßen und die Reizüberflutung für Joey ist weg. Entsprechend angenehm und problemlos war die Runde dann auch.

Fazit: Joey ist nun 25 Tage hier und er hat trotz allen Problemen enorme Fortschritte gemacht und läuft mittlerweile überwiegend manierlich an der Leine. Von einem akzeptablen „bei Fuss“ sind wir noch eben so weit weg wie vom draussen ableinen. Von der „unglaublichen Dankbarkeit südländischer Hunde“ (oder Hunden aus Balkanländern), die manche Leute diesen Hunden nachsagen, kann ich nichts erkennen. Er ist sehr umgänglich, das sind andere Hunde auch, aber er hat eben auch Defizite und da muss man mit klaren Grenzen, Konsequenz und Erziehung arbeiten und kann nicht auf so etwas wie „aus Dankbarkeit mache ich alles, was du willst!“ hoffen. Zumal ein solcher Hund ja auch erst einmal begreifen muss, was man überhaupt von ihm erwartet.

Gestern sagte mir jemand: „Aber er hat hier jetzt ja ein viel besseres Leben!“ - nach menschlichem Empfinden... ja. Was die Futterversorgung und ein Dach über dem Kopf anbelangt: auch ja. Aber er hat die Freiheit eines Streuners dafür aufgegeben/aufgeben müssen um ein nach menschlichen Maßstäben „besseres“ Leben zu führen. Das sollte man nie vergessen. Ein Hund weiß nicht, was Geld ist, was Futter und medizinische Versorgung kostet (und andere Tiere wissen das auch nicht). Es ist ihm auch herzlich egal, denn das sind „Menschendinge“.

Ebenfalls sagte mir gestern jemand, der eine der Auseinandersetzungen mit Joey mitbekommen hat: „Leckerlies, nehmen Sie Leckerlies!“. Es ist eine sehr interessante Erfahrung mit einem Hund zu arbeiten, den Leckerlies (bzw. das Hundefutter) draussen meistens gar nicht interessiert. Er ist innerlich so angespannt, das er überhaupt nicht ans Fressen denkt. Auf dem Platz geht es besser, in der Stadt so gut wie gar nicht. Würde er draussen auf Futter, Quietschies oder so reagieren, wäre vieles weit problemloser...

Vielleicht kann man es sich so vorstellen wie die GSG 9 im Einsatz. Angespannt und wachsam. Da kann auch keiner eine Tüte Gummibärchen werfen und sagen: „Jungs, entspannt euch mal!“ und erwarten, das sie darauf reagieren und sich ablenken lassen ;-. Oder diese Bärenfellmützen-Soldaten in London. Auch da gibt es immer wieder mal Videos zu finden, wie Leute versuchen, sie durch irgendwelches Gehampel dazu zu bringen, ihre Mimik und Gestik zu wechseln. Geht nicht. 

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Vielen Dank für den Kommentar. Er wird nicht sofort zu sehen sein, weil ich erst noch schauen möchte, ob es tatsächlich ein Kommentar ist oder ob es Werbung aus Nigeria und Co ist.