Samstag, 31. August 2013

Beißstatistik... nicht nur gebissen, sondern tot


Oh man, je mich mit der Beißstatistik befasse, umso interessanter wird es.

Jetzt habe ich mir mal die Hunderassen herausgesucht, die in den letzten Jahren nicht nur zugebissen, sondern auch getötet haben. Dabei habe ich allerdings diejenigen aussen vor gelassen, wo der getötete Hund quasie ein „Ausrutscher“ war. Wenn ein Eurasier einen anderen Hund totbeisst, dann ist das in der Rasse tatsächlich eher ein Ausrutscher, weil es in all den Jahren wirklich nur einmal vorgekommen ist (weitere Ausrutscher sind beispielsweise Chow-Chow, Dalmatiner und Husky) Wenn ein Labrador Retriever allerdings... dann ist es definitiv KEIN Ausrutscher mehr, denn das kommt durchaus vor.

Zudem habe ich für diese Tabelle noch ein Jahr dazu genommen, nämlich 2008. Für 2012 habe ich leider noch keine Daten bekommen. Aber gerade wenn es um Verletzungen geht, die zum Tod führen, ist es mir lieber, noch einen Datensatz dazu zu nehmen.

Auf der Liste stehen die undefinierbaren Mischlinge und an Rassen ansonsten: Boxer, Deutsche Dogge, Deutscher Drahthaar, Labrador-Retriever und Rottweiler. Ausserdem stehen drei Schäferhundrassen drauf, nämlich Belgische Schäferhund (Groenendahl, Tervuren, Malinois), Deutscher Schäferhund, kaukasischer Owtscharka und sonstige Schäferhunde, ich gehe davon aus, das damit Mischlinge gemeint sind, die man eindeutig als Schäferhundmischlinge identifizieren kann.

Bei der ersten Durchsicht habe ich gedacht: „Whow, die Boxer sind die neuen Kampfhunde!“. Boxer gelten als nicht gefährlich, sorgen aber jedes Jahr für diverse Verletzungen und für mindestens einen totgebissenen Hund.

Von 2008 – 2011 gehen je 3 totgebissene Hunde auf das Konto von Deutschen Doggen, Deutsch Drahthaar, Belgischen Schäferhunden und kaukasischen Owtscharkas.
Für 4 tote Hunde sind die undefinierbaren Mischlinge verantwortlich.
Ganze 5 Hunde sind von den beliebten Labbis zerfleischt worden (na ja, halbe Hunde zerfleischen die nicht und die Vorfälle waren 2010 und 2011)
Je 6 Hunde waren Opfer der Rassen Boxer und „sonstige Schäferhunde“.
Rottweiler haben in den vier Jahren 7 Hunde umgebracht – und der Spitzenreiter von der Opferzahl her weit, weit voraus ist der Deutsche Schäferhund. Ganze 14 Hunde sind innerhalb von 4 Jahren allein in Brandenburg von Deutschen Schäferhunden umgebracht worden!

Das haben nicht mal alle Hunde fertig gebracht, die zu der Gruppe „unwiederleglich gefährlich“ gehören! Natürlich kann man sagen: „Na jaaaa, das sind aber ja auch viele Hunde!“. Stimmt. Schäferhunde sind nach wie vor von den großen Hunden die populärste Rasse mit über 23 000 Tieren in 2011.

Aber wenn man es mit anderen vergleicht, ist es immer noch verdammt viel, die undefinierbaren Mischlinge ist 2011 eine Gruppe von über 11 000 Hunden – und hat in den ganzen Jahren nur 4 Todesopfer gefordert. Hochgerechnet wären sie auch mit 23 000 Exemplaren nicht bei einer Opferzahl von 14.

Labradore haben es mit einer Population von ebenfalls über 11 000 Tieren in nur zwei Jahren geschafft, 5 andere Hunde zu eliminieren.

Der kaukasische Owtscharka ist im dreistelligen Bereich und sorgt für mehrere tote Hunde. In der Schweiz ist diese Rasse übrigens auf der Liste der gefährlichen Hunde.

Ansonsten sind als „Wiederholungstäter“ keine Hunde der „unwiederleglich gefährlichen“ Rasse aufgetreten. In den ganzen vier Jahren sind von allen 5 (!) Rassen „nur“ 3 andere Hunde totgebissen worden.

Alle diese Vorfälle sind aber immer noch im absolut niedrigen Prozentbereich, wenn man es auf die Anzahl der Hunde der jeweiligen Rasse hochrechnet. Das allerdings von Hunderassen, die vom Gesetzgeber für unbedenklich gelten, weit, weit mehr Vorfälle aktenkundig werden als zum Teil von allen unwiederleglich gefährlichen Rassen zusammen, führt die Rassenlisten ad absurdum.

Und... in dieser Beißstatistik sind ja jedes Jahr nur die Rassen gelistet, die in Brandenburg für mindestens einen Vorfall gesorgt haben. Sie spiegelt nur einen Teil der hiesigen Rassenvielfalt wieder, das sollte man ebenfalls nicht vergessen. Wie kann es daher sein, das es Listen gibt, die irgendwann mal festgesetzt worden sind, weil man einige Rassen als „gefährlich“ eingestuft hat – und letztlich stehen bei als völlig harmlos geltenden Rassen jedes Jahr zerfleischte Hunde und eine hohe Anzahl von anderen Beißvorfällen? Soll das „normal“ sein?

Ich halte die Hundehalterverordnung mit eben Ausnahme der Rassenlisten für eine gute Sache. Denn auf die Gesamtzahl gesehen sind die Vorfälle immer noch wenig, so dramatisch es auch für die Beteiligten einer Beißerei sein mag. Insbesondere, wenn dabei ein Hund ums Leben kommt. Eine Pauschalverurteilung ist schlichtweg Sippenhaft – und alle Schäferhundbesitzer würden auf die Barrikaden gehen und hätten dank ihrer enormen Lobby auch viel Rückendeckung, würden aufgrund der Beißvorfälle die Deutschen Schäferhunde pauschal als „gefährlich“ eingestuft werden – mit allen Konsequenzen für die Halter.

Zumal ich gestern bei der Recherche auf so einen wunderbaren Satz gestoßen bin, das selbst der liebste und harmloseste Hund zu einem gefährlichen Hund werden kann, wenn der Halter nachlässig ist. Denn um gefährlich zu sein und jemanden zu verletzen, braucht ein Hund gar nicht einmal zubeißen. Es reicht, wenn er in ein Fahrrad springt und für einen Sturz sorgt - oder wenn er auf die Straße vor ein Auto springt und der Fahrer daraufhin einen Unfall baut. 











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Vielen Dank für den Kommentar. Er wird nicht sofort zu sehen sein, weil ich erst noch schauen möchte, ob es tatsächlich ein Kommentar ist oder ob es Werbung aus Nigeria und Co ist.