Dienstag, 22. August 2023

Das neue "Unterwegstier": der Lastesel (2)



Die erste Tour über zwei Waldweg war dann irgendwie „wie früher“ und bei Joey hat es auch sichtlich „klick“ gemacht im Kopf, weil ich so viel lachen musste, öfters mal vom Rad gesprungen bin um es aufzuhalten und einfach nur richtig viel Spaß hatte. Das hat Joey gemerkt und es hat ihm offensichtlich gefallen. Das Babboe ist aber laut Hersteller für niederländische Wegeverhältnisse hergestellt - und wenn ich schon bei Autofahrten über die Grenze feststelle, wie schlagartig sich die Straßenbeschaffenheit ändert - also ich war noch nicht in niederländischen Wäldern unterwegs, aber es könnte vielleicht echt interessant werden!

Die erste längere Tour war dann im Wald ein Stück vom Geestwanderweg. Das Stück wollte ich schon sehr lange mal „ganz“ machen und nicht nur zu einem kleinen Teil. Mit dem Rad ging das dann... also mehr oder minder, weil das Rad eine tiefe und starre Vorderachse hat und es auf dem Weg Pfützen, Schlaglöcher, einen bewachsenen Mittelstreifen und aufgewühlten Schotter gibt. Es war SEHR abenteuerlich, ich habe auch viel geschoben – weil einfach nichts anderes ging – aber auf der anderen Seite ist es ein Stück mit unglaublich toller Landschaft im Naturschutzgebiet Markatal.


Das blaue ist in zum größten Teil ein Stück vom GeestWANDERweg
Irgendwann lerne ich vielleicht, das WANDERwege nicht unbedingt für Dreiräder sind.



Nachdem das Rad dann bei einer Tour plötzlich eine Bremse weniger hatte, musste es ein paar Tage bei der Fahrradwerkstatt im Dorf pausieren. Ich habe mich dann so gefreut, als es fertig war, dass es gleich eine größere Runde durch den Wald und am Wisentdenkmal vorbei gegeben hat (das Foto oben ist von der Tour). Manchmal ist mir einfach nicht zu helfen – wir waren jedenfalls beide total fertig, als wir wieder zu Hause waren. Denn zum Einen war die Tour länger als gedacht und zum anderen ging es eine längere Strecke über Graswege und durch tiefen Sand.



Mittlerweile freut der Hund sich total auf die Touren mit dem Lastenrad, fordert sie auch mitunter selbst ein. Er darf nun auch direkt von zu Hause aus neben dem Rad starten. Die letzten Wochen haben uns Übung darin beschert, wie er gut neben der Kiste läuft, bei Bedarf zwischen Kiste und mir über die Mittelstrebe die Seite wechselt und so weiter. Da die Box selbst vom Babboe-Dog einen glatten Boden hat, war in der ersten Zeit eine Gummimatte unten drin und eine Sitzauflage darauf. Auf der Rampe ist ein Stück Fußmatte. Stellt euch mal vor, da verkauf eine Firma gezielt ein Rad für Hundebesitzer - aber die Kiste ist so derbe glatt, dass man die passenden Gummimatten mit Firmenlogo EXTRA kaufen muss, damit es überhaupt für einen Hund besser nutzbar ist! Das ist, als wenn man für ein Baby einen Maxi-Cosi kaufen würde, man aber die komplette Einlage und die Gurte extra kaufen muss: ziemlich blöd! Es gibt Lastenrad-Nutzer, die für ihre Hunde unten so eine Matte hinein legen, die man unter Waschmaschinen legt um deren Stöße zu dämpfen. Denn dem Hund geht jede Unebenheit in der Kiste direkt auf die Knochen.



Gegend gucken. Das Babboe hat ein Regenverdeck mit zwei zu öffnenden Seiten.


Ich hatte noch große Platten die eigentlich unter Trainingsgeräte kommen. Die sind jetzt unten drin um die Schläge zu dämpfen und darauf liegt eine Sitzauflage. Ändern muss ich aber noch die beiden Befestigungsringe, die in der Box sind. Die sollen nach außen, sind aber zu fest angezogen, dass ich sie los bekomme. Wenn wir durch den Wald rumpeln und Joey in der Box ist, bekommt er sie manchmal ab. Das ist nicht gut. Ich habe mich irgendwann entschlossen, um die Lenksäule ein altes Halsband von ihm zu mache und daran wird die Leine eingeklinkt. Egal, ob er in der Box ist oder nebenher läuft. Für mich ist das die bessere Option.

Um den ganzen Kladderadatsch wie Regenzeug, Wasserflaschen, Trinknapf etc. mitzunehmen, habe ich die Kindersitzbank in der Box. Da passt ein schmaler Korb drunter und noch Taschen drauf. Eltern mit Lastenrad nehmen mitunter Bettorganizer um da für ihre Kinder Sachen reinzutun und hängen die über die Kante. Ich muss gucken, optimal ist es für mich nicht, aber gut Ding will Weile haben. Ziemlich cool fand ich die Idee einer Mutter, so ein Badewannenregal für ihre Kinder im Lastenrad zu benutzen. Aber das geht bei meinen Strecken nur bedingt, ein Schlagloch und irgendwas fliegt durch die Landschaft. Die oberen Holzkanten der Kiste haben nun Schutzkanten. Die gibt es fertig zugeschnitten vom Hersteller oder als Meterware und damit viel günstiger bei Amazon.


Mein Ziel ist es eigentlich, erst einmal wieder fitter zu werden. Deshalb habe ich auch geschaut, wie man mit dem Lastenrad durch den Wald nach Vrees kommt. Also DAS man hinkommt ist schon klar – aber wie klappt das mit dem Lastenrad? Dreieinhalb Stunden später war ich klüger und komplett fertig. Ach ja, und der Lastesel heißt jetzt „Boneshaker“. Den Namen hat er sich redlich verdient.


Das bisherige Fazit von den ersten Wochen mit Lastenrad ist: Ich bin froh und glücklich, das Ding zu haben. Auch über die Akku-Unterstützung; früher dachte ich immer, das wäre eher so eine Spielerei. ABER ich lerne auch die Grenzen von dem Rad gut kennen. In der Babboe-Facebook-Gruppe lese ich ziemlich viel Kritik über diese Räder und stelle fest, dass einige Familien die wenige Wochen nach dem Kauf wieder loswerden möchten, weil sie in der Zeit festgestellt haben, dass sie damit im täglichen Gebrauch recht schnell an Komfortgrenzen kommen und dafür richtig viel Geld bezahlt haben. Der Hersteller gibt an, dass diese Räder für niederländische Wegeverhältnisse konzipiert wurden. Diese sind in vielen Fällen halt deutlich besser als in Deutschland, da sollte man immer dran denken.

Ohne Akku hätte ich definitiv keine Kraft, ständig 80 Kilo klobiges Fahrrad mit 20 Kilo Hund und 85 Kilo Eigengewicht durch die Gegend zu wuchten. Ich kenne mich mit Stromleistungen etc. nicht gut aus und meiner ist auch halt schon einige Jahre alt - aber nach der letzten Tour über 28 Kilometer war der schon sehr weit runter. Nehme ich die Erfahrungen aus der Gruppe, wird auch was Akkuleistung anbelangt, von Babboe abgeraten, weil es nur ein bisschen hügeliger werden muss, um festzustellen, dass die Leistung bei dem (schweren) Rad nicht ausreicht. Die Gegend, in der ich lebe, ist der Ausläufer des Hümmlings. Die Landschaft ist durch die letzte große Eiszeit geprägt, es gibt immer wieder mal kurze Steigungen. Das geht noch. Würde ich das Babboe bei meiner Tochter in der Nähe von Gießen fahren, hätte ich mit dem Ding keinen Spaß sondern nur Ärger.


Wir mussten eh einem Trecker ausweichen, also können wir auch Hottis bespaßen


Würde ich einen neuen Akku kaufen, müsste ich dafür stolze 700 Euro hinlegen, aber es gibt eine Firma, die bei alten Akkus nur Zellen austauscht und das wäre dann etwa die Hälfte der Kosten. Irgendwann wird das auf mich zukommen. Auch das gehört dazu, wenn man ein E-Bike nutzt, nach ungefähr 1000 Mal den Akku laden, ist der fertig. Keine Ahnung, wie oft der von Boneshaker schon geladen wurde und wie viele Kilometer das Rad letztlich runter hat, ich habe noch das alte Display, dass keine Gesamtleistung anzeigt.

Wenn ich vergleichen müsste, ob ich Hunde-Lastenrad oder Hundeanhänger besser finde, würde meine Wahl übrigens nach der Erfahrung mit dem Hundeanhänger auf ein Lastenrad fallen. Aber eben nicht mehr aufs Babboe. Alternativ auf ein Dreirad mit großem Korb, ähnlich wie Juniors. Was habe ich damals über die 28 Kilo von dem Teil geflucht. Joey hat letztlich auch in den Korb vom Dreirad gepasst (wir haben das mal ausprobiert) und den hätte man problemlos gegen etwas hundetauglicheres austauschen können.















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Vielen Dank für den Kommentar. Er wird nicht sofort zu sehen sein, weil ich erst noch schauen möchte, ob es tatsächlich ein Kommentar ist oder ob es Werbung aus Nigeria und Co ist.