Donnerstag, 31. August 2023

Gebe niemals deine Träume auf!

Foto vom schön gestalteten Deckblatt des Juli-Kurses
"Natur, Kunst und Poesie"

Also ich muss euch jetzt ja mal von meiner neuen Weiterbildung erzählen. Letztes Jahr habe ich den Kurs von der Hamburger Klett-Gruppe ausprobiert, der ist dann ja für mich zu einem ziemlichen Reinfall mutiert. Aber immerhin – es war interessant und letztlich auch ganz lehrreich, wie Fernstudiensachen so sein können.

Dann kam irgendwann der zweite Kurs zu dem Thema im Großen und Ganzen raus, der von der Deutschen Zentrale für  Fernstudien zertifiziert wurde. Ich habe schon immer damit geliebäugelt, alles verfolgt, die Schnupperwoche mit der Haselmaus mitgemacht – alles tutti. Nun hat alles irgendwie so gepasst, dass ich endlich damit anfangen konnte!

Jeden Monat gibt es ein neues Themenfeld, es gibt ein komplettes Team, das sich um den Kurs kümmert und tatsächlich auch Ahnung von Pädagogik hat. Es gibt Zoom-Meetings, die Whatsapp-Gruppe ist tatsächlich gut und da sind auch die Initiatoren drin und machen bei Bedarf mit. Das Lehrmaterial ist mit vielen, vielen Farbfotos versehen und es gibt ein Künstlerpaar, die Wawras, das extra für den Kurs wunderschöne Bilder malt. Von denen habe ich mittlerweile einen Bestimmungsfächer, den ich schon bei den Waldkindern eingesetzt habe. Tolles Teil.

Ich bekomme die Unterlagen über eine spezielle Seite und kann sie mir als PDF herunterladen. Das sind jeden Monat rund 160 Seiten und die sind in verschiedene Themenfelder unterteilt. Ein PDF ist dann „Aus der Praxis für die Praxis“. Ich habe auf über 70 Seiten Vorschläge bekommen, was ich mit Kindern praktisch umsetzen kann. Whow! 


Foto vom Deckblatt des August-Kurses zum Thema
"Vom Potential der Natur für unsere Gesundheit"


Insgesamt sind pro Monat etwa 40 Stunden vorgesehen zum Lernen, für die Zoom-Meetings – und für die praktische Arbeit, denn das, was wir Teilnehmer lernen, sollen wir halt auch praktisch umsetzen und davon jeden Monat 3 Stunden dokumentieren. Was für mich bedeutet, ich muss mir nun eine Kindergruppe zwischen 3 und 12 Jahren suchen, die Spaß daran hätte, sich mit Natur zu beschäftigen und optimaler Weise wären da auch wieder Kinder mit Behinderung dabei wie bei den Waldkindern.

Wenn nach 12 Monaten alle Themenfelder durch sind, bleiben mir 6 – 12 Monate für eine Abschlussarbeit. Darauf freue ich mich jetzt schon, denn einer der Schwerpunkte MEINER Abschlussarbeit soll eigentlich im Bereich „Naturpädagogik für Menschen mit Behinderungen“ sein (ich hoffe, das klappt irgendwie). Das bietet sich einfach an nach der langen Zeit mit Nick, seinen Freunden und Bekannten und der Arbeit im Team vom „Arbeitskreis barrierefreie Stadt Neuruppin“ und nicht zuletzt mit all dem, was ich selbst so mit PTBS-Assistenzhund erlebt habe. Denn auch Joey war (und ist) oft ein Indikator dafür, wie es denn mit der Barrierefreiheit ist, selbst wenn der eigentlich in Rente ist.
(Aber was wäre das für eine Art und Weise zu sagen: "Hey Joey, du hast mir zwar jahrelang den Arsch gerettet, warst jahrelang mit auf den Stadtratssitzungen, auf Fortbildungen, in Schulen, Galerien, Supermärkten, Arztpraxen und den WfbM´s etc. pp. - jetzt bist du alt, sieh´  zu, wie du klar kommst, es geht mir jetzt besser, ich muss jetzt den ganzen Tag arbeiten!"?? Lieber habe ich weniger Geld als weniger Herz). 

Es würde auf allen bisherigen Erfahrungen aufbauen und entspräche auch dem, was sowohl die UN-Behindertenrechtscharta als auch Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) fordert. Damit wäre es eine ziemlich geniale Verbindung zwischen den beiden Themen, die mir wirklich viel bedeuten. Auch wenn da nur zwei oder drei Sachen bei herauskommen, die andere Menschen problemlos bei ihren Aktionen umsetzen können um Teilhabe zu ermöglichen - zwei oder drei ist besser als: "Schön das du dabei bist, ich hoffe, es reicht dir am Rand zu bleiben und zuzuschauen, wie die Unbehinderten Spaß haben!".

Bislang finde ich da tatsächlich nicht so wirklich viel. Für die Arbeit in Schulen ist das anders, da gibt es wirklich viel wenn es um Behinderungen geht – aber wie ist das, wenn jemand zum Beispiel leichte Sprache benötigt? Wenn er eine Sehbehinderung hat? Wie können Menschen, die eigentlich einen Rolli brauchen, Feld, Wald und Wiese hautnah erleben? Wie ist das mit unterstützender Kommunikation? Was gäbe es da für Möglichkeiten und was muss man beachten? Ich erinnere mich da auch gerne an Nick beim Schnitzkurs. Mit dem Rolli erst einmal über einen sehr matschigen Weg und dann draußen an einem Picknicktisch schnitzen. Tja, versuch das mal so mit Rolli.

An zwei Tagen in der Woche arbeite ich erst einmal als Sozial-assistentin für eine ganz tolle junge Frau mit Behinderung im Umweltbildungszentrum in Vrees. (Ich glaube, ich bin der einzige Mensch, der sich je als "Puzzleteil" beworben hat). Dort wurde dann vorgestern ein Picknicktisch für die Gruppenarbeit draußen zusammen mit dem Förster gebaut. Ich hatte dann vorsichtig angemerkt, das man vielleicht beachten sollte, dass der wenigstens an einer Seite unterfahrbar ist. Der Förster so: "Warte mal ab, das ist sowieso ein Experiment, wie der gebaut wird!". Ehrlich, mir ist so ein Stein vom Herzen gefallen, als ich den fertigen Tisch gesehen habe! Denn da müssten die Fußrasten eines Kinderrollis echt problemlos unten durch passen - und mit anderen Kindern vernünftig mit an einem Tisch zu sitzen und GEMEINSAM statt einsam mit denen arbeiten zu können ist sooooo wichtig! Ich hoffe sehr, ich erlebe es dort noch, dass ein Rollikind dort tatsächlich dran sitzt um zu sehen, ob es tatsächlich passt. Das wäre übrigens dann schon mal ein gutes Beispiel für die Abschlussarbeit.

Oder die Zeit mit Nick und Feuerwehr - „ja, super dass er dabei ist, alles gar kein Problem – aber so als Behinderter reicht es doch sicherlich, wenn er nur daneben steht!!!“. Keine Ahnung, wie oft Nick und ich damals gemeinsam geheult haben, weil es so unfair war. Jedenfalls sehr oft. Ein bisschen cool war aber, dass ich als einzige Mutter und Nicht-Feuerwehr-Mensch dann zum Bundeskongress der Jugendfeuerwehren nach Berlin eingeladen wurde, um über die Erfahrungen zu sprechen und zu diskutieren, was geht und was nicht geht.

Auf jeden Fall wird es für mich absolut spannend, da auf Entdeckungsreise zu gehen, viel zu lernen und hoffentlich auch einige Dinge ausprobieren zu können. Ich freue mich riesig auf die Zeit mit dem Kurs und tollen Leuten quer durchs Land, auf viele neue und alte Entdeckungen, auf das Lernen – und wenn auch nur die Hälfte von dem so klappt, wie ich es mir vorstelle und ÜBER den Dingen ist, die Nick und ich ohnehin vor einigen Jahren geplant hatten, wäre er sicherlich enorm stolz.

Deshalb: gibt nie deine Träume auf - also wenn sie auch nur halbwegs realistisch sind und du nicht gerade von einem Lottogewinn träumst (obwohl du gar kein Lotto spielst oder so). Denn manchmal erfüllen die sich vielleicht doch noch. Irgendwann. Vielleicht ein bisschen anders als ursprünglich gedacht, aber nicht unbedingt schlechter. 



Joey vor einer Experimentierstation in der Molberger Dose

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Vielen Dank für den Kommentar. Er wird nicht sofort zu sehen sein, weil ich erst noch schauen möchte, ob es tatsächlich ein Kommentar ist oder ob es Werbung aus Nigeria und Co ist.