Sonntag, 12. April 2015

Unterwegs: Berlin



"Erzähl deine Geschichte" - bitteschön:

Sooo, hier nun von unserem restlichen Berlinbesuch. Wir mussten Junior zum Fernbus bringen. Da Mein Fernbus und Flixbus fusioniert haben, sieht es auf dem ZOB jetzt sehr grün aus, was die Busse anbelangt. 

Mit den Hunden Zug fahren ist eigentlich fast problemlos, insbesondere wenn wir ein Abteil haben, wo Joey sich unter einen Sitz legen kann und Farino halb unter den anderen. Die Züge machen ja immer einen Haufen lustiger Geräusche und ächzen wie so ein altes Waschweib beim Korb schleppen. Also mit dem Zuggeächze könnte man einen halben Film vertonen und es ergäbe einen Sinn.

Ab Henningsdorf mussten wir eine andere Strecke wie sonst fahren, weil irgendwo eine U-Bahn gebaut wird. Auf dem Hinweg war das nicht so tragisch, sieht man halt etwas mehr von der Stadt, während man in der S-Bahn herumschaukelt.

Was aufgefallen ist: die Hunde sorgen für nette Begegnungen. Sei es die ältere Dame aus Griechenland, die erst dreimal an Joey vorbeigelaufen ist und dann fast mit Tränen in den Augen gefragt hat, ob sie ihn streicheln dürfte - sie hätte selbst drei davon. Natürlich - und sowohl sie als auch Joey genossen die gegenseitige Aufmerksamkeit und voller Begeisterung erklärte sie ihrer Begleitung dann, das Joey genau so aussehen würde wie ihre Hunde. Das ist total rührend gewesen, vor allem hat sie sich tatsächlich bedankt, da sie Joey streicheln durfte. Whow.


Ein Stückchen weiter eine fast ähnliche Szene... ältere Dame, Joey schmeißt sich an sie ran - und beide sind glücklich. Joey ist der absolute Frauenschwarm.

Nun ja, als Junior dann weg war sind wir wieder zum Bahnhof Witzleben zurück und ich habe geschaut, was als nächstes wohin fährt. Die S-Bahn nach Schönefeld. Gut, also ab nach Schönefeld, klingt nett und die Hunde können bestimmt ein bisschen laufen. 

Die Fahrt war lang. Sehr, sehr lang für die Hunde. Joey hat irgendwann bei jedem Halt ganz hoffnungsvoll nach draußen geschaut, Farino mich an: "Sind wir endlich da? Können wir endlich raus?". Vorbei an endlosen Baustellen, vielen Graffitis, Kleingärten, Müllhaufen - und dem alten Flugfeld Tempelhof. Ich hatte erst überlegt, eine Station weiter auszusteigen und wieder zurück zu fahren, aber ich brauchte ein hundetaugliches Klo, die Hunde Wasser und die Sonne brannte auch vom Himmel. Schatten wäre also schon gut gewesen. 

Willkommen in Ödefeld, Haltestelle Betonwüste

Aber dann... Endstation Flughafen Schönefeld. Ein bisschen trostlose Pampa am Rand von Berlin, viele Gleise, viel Öde auf dem Bahnhof, nicht viel los. Ich war gespannt, was uns beim BER erwartet, von dem ich bislang nur gelesen habe, er wäre eine elende Dauerbaustelle. 

Erst einmal der Bahnhofstunnel, der um den Übergang zum Flughafen erweitert wurde. Alter Bahnhofstunnel  = dunkler Klinker, neuer Bahnhofstunnel = hell gestrichen. Und mit etwas unerwartet Fürchterlichem. Für Joey. Kennt ihr diese Plakatkästen, wo die Plakate rauf und runter laufen? Ja? Könnt ihr euch vorstellen, das so etwas in etwa den Effekt von Psychothriller für einen Hund haben kann? Nein? Für Joey schon. So ein Bahnhofstunnel hat eine enorme Akustik. Zumindest bei einem wütend bellendem Hund. Das Echo kam dann von einem kleinen Kind "Wau wau!". 

Horror Plakatwand. Hier auf dem Rückweg, da gabs Kekse


Ein überdachter Weg führt dann bis vor das Terminalgelände, ganz nett und man hat sogar eine größere Rasenfläche auf beiden Seiten, bevor man mit Parkplätzen und Straßen konfrontiert wird. 

Am Flughafen war dann schon mehr los, auf einem Pfeiler gab es irgendwelche voll unbekannten Fluglinien zu lesen und weil ich eine Toilette brauchte, was ein bisschen problematisch werden kann, wenn man mit zwei größeren Hunden alleine unterwegs ist, sind wir dann erst einmal in ein Terminal gegangen. Auf dem Weg kamen uns dann noch zwei Flughafenmitarbeiter entgegen, mit denen ein paar nette Worte darüber gewechselt wurde, dass das Schaf ein reinrassiger Hund ist und sie haben uns noch viel Spaß auf dem Flughafen gewünscht. Ja, den hatten wir. Aber erst einmal brauchten wir ein hundekompatibles Klo und Wasser. 

Das haben wir im Terminal gefunden. Die Behindertentoilette mit Wickeltisch. Groß genug für uns drei und mit Griff an der Innenseite der Türe um die Hunde anzuleinen. Hurra! Die Hunde brauchten dringend Wasser, ich hatte die Faltschüssel eingepackt und die Wasserflasche war leer, also haben sie auch gleich etwas zu trinken bekommen. Praktischer Weise war der Reinigungsdienst dann schon nebenan. Der Fußboden wird dann ja auch gerne ein bisschen nassgetropft. 


Das wir danach den Zeitungsladen angesteuert haben, konnte man dann leider doch sehen. Vollgetropfter Fußboden & Hundepfoten = dunkle Tapsen auf hellen Fliesen. Ups. Die Zeitungsläden auf Flughäfen und in größeren Bahnhöfen haben ein umfangreicheres Sortiment als die hiesigen Kioske. Von daher freue ich mich immer, wenn ich dort stöbern kann.

Nachdem wir dann noch mal den Terminalbereich abgelaufen sind und in zwei Terminals drin waren, haben wir uns wieder auf den Rückweg gemacht. Viel vom Flughafen gesehen haben wir letztlich nicht, das was wir gesehen haben, war halt ein kleiner Flughafen der irgendwie ein bisschen was von Discounteratmosphäre hatte. Überrascht haben mich die vielen Fahrräder dort. Also das vermutet man an einem Flughafen ja eher weniger. 

da waren mehr als die paar Räder hier auf dem Bild

Auf dem Rückweg nach Berlin Mitte hatten wir dann noch eine voll nette Begegnung, eine junge Familie mit kleinem Kind, das von den Hunden ganz begeistert war und sich dann auch getraut hat, sie zu streicheln. Wau Wau... Joey war ganz besonders faszinierend, der hat so eine schöne schwarze Nase, da muss man ja irgendwie rankommen, auch wenn Mama sagt, man soll das nicht... aber mit der kann Joey dann auch das Kind vorsichtig in den Bauch stupsen damit es quietscht und lacht. 

Das Gespräch entwickelte sich dann deutsch/englisch und welch Überraschung - sie ist Portugiesin. Und war überrascht, das es Portis auch in anderen Farben als schwarz gibt. Ausserhalb Portugals ja, es war zum Teil auch unabdingbar um die Rasse neu aufzubauen. Aber in Portugal selbst sind nur die traditionellen Portis in schwarz mit maximal 30 % weiß "richtige" Portugiesische Wasserhunde.

In der nächsten Bahn saßen wir im Fahrradabteil, also direkt vor dem Fenster - und uns gegenüber ein junger Mann, der insbesondere von Farino mit absoluter Gemütsruhe angeguckt wurde. Der junge Mann fand das total witzig und hat gefragt, ob er Farino mal streicheln dürfte. Natürlich... er war Engländer und sagte, wenn Farino ihn so anschaut, würde er gerade seinen eigenen Hund doll vermissen, er hätte einen Labrador. 

Diesmal auch unheimlich - eine Rolltreppe in Bewegung


Und dann haben wir am Ende unseres Berlinaufenthaltes in Spandau gestanden und uns anhören dürfen, wir müssten bis Henningsdorf auf mit dem Bus fahren. Aaaargh! Wir haben ungefähr 40 Minuten an der Haltestelle gewartet, es kamen ungefähr 50 Busse, und drei Regenschauer - und dann, endlich, kam ein Bus mit der Aufschrift "Henningsdorf". Nicht, das der schon gut besetzt war, nein, da wollten dann auch noch 40 Leute, 2 Kinderwagen und 2 Hunde rein. Joey hat sich vor lauter Angst erst einmal bei einer alten Dame unter den Rollator verkrochen. Die aber zum Glück dafür Verständnis hatte. Farino wusste kaum, wo er hin sollte, vor allem mit seinem Schwanz, wo immer wieder irgendwer draufgelatscht ist. 

10 Haltestellen, gefühlte Vollbremsungen und Hunde umsortieren später war es dann schon etwas leerer im Bus und irgendwann haben wir uns nach hinten verzogen. Nicht ganz. Hinter das Knickgelenk vom Bus. Die Hunde fanden es super, endlich etwas mehr Platz zu haben... bis, ja bis der Bus um eine Ecke fuhr und Joey in die Höhe. Der Platz hat sich bewegt! Ganz furchtbar! Zum Glück hat er nicht gebellt wie doof. Aber sein Verhalten hat den Leuten dann doch ein Schmunzeln ins Gesicht gezaubert. Auch wenn er dann ganz mutig war und sich den unheimlichen Boden noch mal genauer angeguckt hat - das blieb unheimlich und welche Erleichterung, als dann irgendwann die Türe aufging und wir ausgestiegen sind. 

Um in Henningsdorf 50 Minuten zu warten.


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Vielen Dank für den Kommentar. Er wird nicht sofort zu sehen sein, weil ich erst noch schauen möchte, ob es tatsächlich ein Kommentar ist oder ob es Werbung aus Nigeria und Co ist.