Sonntag, 25. Dezember 2022

Massentierhaltung und Tierschutz / Teil 4, Warum aus Tierschutzsicht Tierschützer das größte Problem sind...

Tatsächlich gehören zu den größten Probleme bei Massentierhaltung unter Tierschutzgesichtspunkten gesehen sehr oft vermeintliche Tierschützer und Umweltaktivisten, die bei ihren Argumenten letztlich „Rosinenpickerei“ betreiben, sich also nur heraussuchen, was ihnen argumentativ in den Kram passt und alles Andere nicht berücksichtigen.

Es ist definitiv verkehrt, menschliche Bedürfnisse und menschliche Empfindungen irgendwie geartet auf Tiere zu übertragen, so nett, romantisch und verklärt das auch sein mag! Das ist auch ethisch nicht korrekt. Warum?

Die Autorin des Studienheftes hat die Systematik der Lebewesen erklärt. In Aufgabe 1.1 erklärt sie, dass Tüpfel-Hyäne und Wolf beide ein Fell, Milchdrüsen und das gleiche sehr typische Gebiss der Fleischfresser bzw. Raubtiere haben, aber keine gemeinsamen Nachkommen zeugen können. Danach hat sie drei Aussagen zur Wahl gestellt, aus denen man die richtige Antwort auswählen soll. Diese lautet: „Hyänen haben mit dem Wolf das Raubtiergebiss gemeinsam, sie gehören daher beide zur gleichen Ordnung“.

Das sind die Carnivoren. Dazu gehören auch Katzen. Die Tiere der Ordnung Carnivoren haben viele Ähnlichkeiten und oft auch weitestgehend ähnliche Bedürfnisse, je nach Lebensraum. Schweine gehören zur Ordnung der Artiodactyla, der Paarhufer. Zu dieser Ordnung gehören auch Rinder, Schafe, Ziegen und Kamele. Sogar Giraffen und Flusspferde gehören dazu. Überwiegend sind Paarhufer Pflanzenfresser. Affen gehören zur Ordnung der Primaten. Genau wie der Mensch. Carl von Linne ordnete den Menschen der Familie der Menschenaffen zu. Diese Familie hat vier Unterarten: Gorillas, Homo (Menschen), Orang und Schimpansen, zu denen auch die Bonobos gehören.

Patricia McConnell ist Verhaltensforscherin und beschreibt in ihrem Buch „Das andere Ende der Leine“ (Kynos Verlag) anhand ihrer Forschung mit Bonobos die Unterschiede zwischen Primaten und Caniden (Hundeartige) ganz hervorragend und vor allem wissenschaftlich fundiert.

Selbstverständlich haben Tiere Gefühle. Das streitet vom Grundsatz her niemand ab. Sie können Schmerz empfinden, traurig sein und sich freuen. Sie haben auch Bedürfnisse. Darunter fallen artspezifisches Futtern und artspezifische Sozialkontakte. Es ist elementar wichtig zu beachten, was ein Tier aufgrund seiner Art und Züchtung tatsächlich benötigt. So liegen Schweine gerne auch auf kaltem Boden, damit sie ihre Körperwärme besser ableiten können. Deshalb bekommen Schweine in der Massentierhaltung nur wenig Stroh, denn es ist eher Beschäftigungsmaterial. Das sieht man oft auch bei Aktivstallschweinen, die in ihrer Gruppe verschiedene Bereiche zur Verfügung haben (Quelle: aktivstallfürschweine.de )

Aber es ist völlig verkehrt, den Tieren darüber hinaus alle möglichen menschlichen Bedürfnisse und Begehrlichkeiten zuzuschreiben, weil wir Menschen als Homo sapiens das brauchen! Das ist auch wissenschaftlich gesehen nicht in Ordnung und führt immer wieder zu erheblichen Problemen.

Werden Pflanzen und Tieren menschliche Eigenschaften zugeschrieben, nennt sich das Anthromorphismus. (Quelle: „Schülervorstellungen im Biologieunterricht, Ursachen für Lermschwierigkeiten“, Hammann/Asshoff, Klett-Kallmeyer Verlag).

Vermeintliche Tierschützer/Tierrechtler sind auch dann für die Massentierhaltung ein Problem, wenn sie – wie in den Niederlanden vor ein paar Jahren passiert - mit fraglichen Motiven in Ställe einbrechen um auf vermeintliche Missstände hinzuweisen. Natürlich kann es sein, dass die Tiere in diesen Ställen mitunter tatsächlich tierschutzwidrig gehalten werden – aber in den Niederlanden haben ausgerechnet Tierschützer/-rechtler dafür gesorgt, das ein kompletter Bestand wochenlang unter Quarantäne gestellt werden musste, weil sie den Stall besetzt haben und der Verdacht bestand, dass ansteckende Krankheiten eingeschleppt worden sind. (Quelle: https://www.agrarheute.com/tier/schwein/update-boxtel-64-tierschutzaktivisten-angeklagt-553946).

In Hakenberg/Brandenburg haben Tierschützer eine Kamera im Schlachthof angebracht. Darauf war zu sehen, wie ein Tier nicht fachgerecht von den Hilfskräften getötet wird. Das ist ärgerlich und tierschutzwidrig. Aber anstatt das sofort mit dem Betreiber und den Ämtern zu klären, wurde es medial an die große Glocke gehängt. Damit wurde ein kleiner Schlachthof, der ansonsten wirklich tiergerecht gearbeitet hat und z. B. die von Temple Grandin (Amerikanische Verhaltensforscherin mit Autismus, hat sich auf Rinder spezialisiert und u. a. Für die Erzeugerbetrieben und Schlachthöfe von Mc Donalds strenge Richtlinien zur Tierhaltung und Schlachtung entwickelt, (siehe das Buch „Ich sehe die Welt wie ein buntes Tier“ von Temple Grandin) geforderten runden Treibgänge gebaut. (Selbst gesehen, als ich dort war).

Dieser kleine Schlachthof war für fast alle Landwirte im Umkreis tierschonend und ohne Stress für die Tiere auf kurzem Weg zu erreichen. Der Betreiber hat sich entschlossen,nie wieder aufzumachen „das würde er sich nicht noch einmal antun“.(Quelle; www.maz-online.de/lokales/ostprignitz-ruppin/fehrbellin/hafleg-hofladen-ist-wieder-offen-schlachten-werden-wir-definitiv-nicht-mehr-ZBPOXOC276224GHZ2FKFU57DTU.html ) Die Folge war dann für viele Schlachttiere, dass sie über 100 Kilometer zu einem Großschlachthof gekarrt werden mussten, wo am Tag ein paar tausend Tiere getötet werden – was für die Tiere dann letztlich weit mehr Stress bedeutet hat.

Geradezu ad absurdum wird von vermeintlichen Tierschützern und Tierrechtlern jegliche Nutztierhaltungsdiskussion genau an dem Punkt geführt, wenn es um „Wir sammeln Futterspenden für Tierheim XYZ“ geht. Denn genau dann scheint ja eine Massentierhaltung völlig in Ordnung zu sein und Hersteller wie Mars, (Übersicht der Marken von Mars Petfood: https://deu.mars.com/hergestellt-von-mars/mars-petcare?language_content_entity=de) die ihr tierischen Bestandteile möglichst günstig einkaufen – also von Großschlachthöfen oder Tierverwertern - und bis zur Unkenntlichkeit extrudieren, sind geradezu „Helden der Tierwelt“, wenn sie letztlich ihre Tierfuttermittel gleich palettenweise an Tierheime oder Tiertafeln ausliefern. Mars-Petfood arbeitet mit dem Deutschen Tierschutzbund zusammenarbeiten und wirbt damit, dass jedes Tier ein glückliches Leben haben soll. (Quelle: https://www.cz.de/celler-land/wietze/spendenchallenge-fuer-celler-tiere-not-wietzerin-fordert-pedigree-zu-spendenchallenge-fuer-tierheime-heraus) . Das es allein bei der Produktion von Hunde- und Katzenfutter nicht um relativ geringe Mengen Fleisch geht, sollte man begreifen, wenn man die Zahl 1.614 000 sieht. So viele TONNEN Hunde- und Katzenfutter wurde in Deutschland im Jahr 2020 industriell hergestellt. (Quelle: https://www.foodunfolded.com/de/artikel/nachhaltige-haustiernahrung).

Dabei kommt ein Teil des Tierfuttergrundmittels aus Friesoythe, nämlich von der Tiermehlfabrik in Kampe, wo aus toten Tieren und Schlachtabfällen neue Produkte werden. (Quelle: https://www.ofk-kampe.de/produkte.html mit informativem Imagefilm)

Es ist richtig und wichtig, dass Mißstände aufgezeigt werden, egal ob in Massentierhaltung oder in kleineren Betrieben. Aber es ist immer zu prüfen, ob es wirklich ein Missstand ist – und was man tatsächlich langfristig zum Schutz von Tieren erreicht, wenn man so etwas erst einmal medial ausschlachtet, weil so etwas Aufmerksamkeit und letztlich auch Geld generiert.

Wenn pro Jahr in Deutschland zum Beispiel 20 Betriebe durch die Medien gezogen werden, bei denen es erhebliche Missstände gibt, dann liegt diese Anzahl im Bereich von 0,01 Prozent. Alle die Betriebe, die in den letzten Jahrzehnten den Auflagen für mehr Tierschutz gefolgt sind und richtig viel Geld investiert haben, die sind für die Boulevardmedien meistens total unattraktiv, weil man mit schlechten Nachrichten einfach viel mehr Aufmerksamkeit und damit Geld bekommen kann.




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Vielen Dank für den Kommentar. Er wird nicht sofort zu sehen sein, weil ich erst noch schauen möchte, ob es tatsächlich ein Kommentar ist oder ob es Werbung aus Nigeria und Co ist.