Freitag, 14. November 2014

Ein Tempel wie eine Buttercremetorte

 
Nun ist sie vorbei, die Präsentation des 9. Lichtworkshop des Studienganges Master of Arts in Architectural Lighting Design. Letztes Jahr haben wir uns das Spektakel ja zum ersten Mal angeschaut, da war die Präsentation im WK - und es war so toll, das ich mich letztes Jahr schon auf dieses Jahr gefreut habe. 

Joey und Farino im Hoftor...

Nun denn, seit 2006 gibt es diese Workshops die sich immer mit einem Stück der Neuruppiner Stadt befassen. Jedes Jahr sind dadurch über 20 Gäste aus ganz vielen unterschiedlichen Ländern bei uns für eine Woche zu Gast. Den internationalen Studiengang "Lichtgestaltung in der Architektur" findet man an der Hochschule in Wismar. Dieses Mal haben seit September 32 Studenten sich dem Thema "Museum Neuruppin - Licht für die Kunst" gewidmet und überlegt, wie man das Museum "ins rechte Licht" rücken könnte. Es ist ein Erstsemester-Workshop. Die haben kaum an der Hochschule angefangen, Lichtdesign zu studieren und dürfen gleich schon eine Präsentation ausarbeiten, die sich hunderte von Leuten in kurzer Zeit angucken! Das nennt sich Motivation. Wobei... ein Studium z. B. als Dipl.-Ing oder im Bereich Gestaltung haben schon alle hinter sich, jetzt spezialisieren sie sich auf Lichtdesign.


Hier vor Ort waren aber aus Platzgründen nur 21 Studenten, die sich in drei Gruppen aufgeteilt haben: Architektur, Stadtmauer/Tempel und Garten. Die Architekturgruppe hatte sich in Wismar schon überlegt, wie sie das Museum in Szene setzen könnte. Dabei gab es zwei Ideen, die sie sich überlegt hatten, eines war eine Beamerprojektion mit Motiven von MC Escher und das Andere waren bunt beleuchtete Fenster, ich komme jetzt nicht auf den Namen des Künstlers der tatsächlich Vorbild war, aber es waren Farbflächen ähnlich wie bei Piet Mondrian. Wie das aber mitunter so ist, wenn man dann vor Ort ist, stellt man fest: "eigentlich passt etwas Anderes besser!". Das war dann die Erkenntnis der Architekturgruppe nach einer Exkursion durch die Stadt.

Während das alte Museum straßenseitig einladend beleuchtet wurde und die Lichter zum Eingang geleitet haben, war es am modernen Anbau eine Beamer-Projektion in Grautönen von sich im Wind wiegenden Zweigen. Das sah toll aus und viele haben sich umgedreht und geschaut, wo denn der Baum steht. Auch Nick fand das sehr schön, hatte aber noch mehr Spaß an der Mauer, auf der in allen Sprachen der Studenten das Wort "Licht" projiziert wurde. 



Die Gruppe "Stadtmauer / Tempel" hat sich viele Gedanken dazu gemacht, wie man die alte Stadtmauer so beleuchten könnte, das neu und alt harmonisch betont wird. Welche Lichtfarben nimmt man? Die Stadtmauer wurde dann sowohl mit Halogenstrahlern in den Bögen, als auch auf den Pfeilern zwischen den Bögen mit Fackeln beleuchtet (die allerdings im Wind etwas gelitten haben). Improvisation gehört für jede Gruppe dazu, hier mussten sie sich z. B. überlegen, wie sie die Fackeln an der Mauer befestigen können. Eine andere Aufgabe von ihnen war, den Tempel so zu beleuchten, das eine Verbindung vom Museum zum Tempelgarten geschaffen wird. Und ganz ehrlich: der Tempel ist unglaublich toll beleuchtet worden. Das sonst triste Weiß ist in ein helles, leicht glänzendes Cremeweiß  verwandelt worden und ich habe richtig Hunger bekommen. Der Tempel sah aus wie eine Buttercremetorte. Für diese Tempelbeleuchtung gab es viel, viel Lob. Zu recht.


Buttercremetortentempel... Hunger!

Die Gartengrupppe hat sich überlegt, welche Elemente aus dem Gartenbereich sie aufnimmt. Sie haben sich entschlossen, das Element der Steine aufzunehmen und spielerisch zu verarbeiten. Das ist ihnen mit 600 (!!!) Lichtbällen wunderbar gelungen. Ein großer Teil der Lichtbälle wurde erst schachbrettförmig auf dem Kies ausgelegt und dann durften die Besucher damit spielen. Sie wurden zu anderen Figuren gelegt, manche sind durch die Luft geworfen worden... und auf jeden Fall haben sie viel Spaß gemacht. Die anderen waren in den Beeten verteilt und sahen zum Teil wie kleine Osternester aus. Auch ganz wundervoll.


Osternester fast zur Weihnachtszeit...
Was gibt es noch zu erzählen? Mittlerweile hat sich ein guter Grundstock an Leuchtmitteln angesammelt, der benutzt werden kann und benutzt wird. Darüber hinaus hat jede Gruppe noch ein kleines Budget für solche Dinge wie die Leuchtbälle oder die Fackeln. Während es für mich völlig selbstverständlich ist, das es Lichtdesign-Studenten aus Korea, Brasilien oder China gibt, hat mich "Mongolei" dann erst etwas überrascht. Denn ich verbinde das Land mit weiten Steppen, Stutenmilch und Jurten. Also das, was einem in den Medien üblicherweise von dort präsentiert wird - und schwupps, schon sieht man mal an sich selbst, welche Voreinstellungen man durch die Medien bekommt. 


belle Bälle - wau!
Nicht großartig überrascht war ich, das fast der halbe Kulturbeirat sich dort eingefunden hat. Es ist schon nett, in so einer kleinen Stadt wie Neuruppin so eine vielfältige und tolle Kulturszene zu haben und Menschen, die sich aktiv dafür einsetzen, diese zu fördern! 

Playstation. Wie alles anfing, bevor es Computer gab


Esta Ruppin hat mit Schmalzbroten, Kürbissuppe und Bratwurst aus Heilbrunn (der Hof dort gehört zur Stephanus-Stiftung) und heißen Getränken für das leibliche Wohl gesorgt, die Stadtwerke für ordentlich viel Strom und Verteiler - und ein herzliches Dankeschön geht von den Workshop-Teilnehmern auch an die Nachbarn vom Museum, die sehr kooperativ waren. Viele Räume vom Museum konnten auch besichtigt werden. Sehr spannend! 

Nächstes Jahr gibt es dann den 10. Workshop...




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Vielen Dank für den Kommentar. Er wird nicht sofort zu sehen sein, weil ich erst noch schauen möchte, ob es tatsächlich ein Kommentar ist oder ob es Werbung aus Nigeria und Co ist.