Sonntag, 4. Mai 2014

Kunst-iör: Das unmögliche Dreieck



Gestern, am 3.Mai, wurde am Certaldo-Kreisel das Kunstwerk eingeweiht. Für mich war es auch deshalb ganz interessant, weil in der ersten Stadtverordentenversammlung, die ich in Neuruppin überhaupt besucht habe, darüber abgestimmt worden ist, welcher der drei vorliegenden Entwürfe für diesen Kreisel letztlich genommen wird.

aus Richtung Westbahnhof

Schön, wenn man dann so ein Projekt fertig sieht, es erklärt bekommt und auch etwaige Bedenken dann ausgeräumt werden. „Das unmögliche Dreieck“ ist eine optische Illusion. Vielleicht kennen einige der Leser den Zeichner M. C. Escher (guckstdu), der ist für seine gezeichneten optischen Illusionen sehr bekannt.

vom Nymburg-Ring aus

„Das unmögliche Dreieck“ ist ein Entwurf von Carlo Vanni, dem Stadtarchitekten aus Certaldo und dortigen Kollegen unseres Baudezernenten, Herrn Krohn. 

Carlo Vanni, Stadtarchitekt von Certaldo

Es ist ja auch nicht nur damit getan gewesen, dass Carlo Vanni einen Entwurf zeichnet und die Mehrheit dann gesagt hat: „OK, wir nehmen genau das!“ (wobei viele Einwohner eigentlich eher mit einer Chimäre aus Trabbi und Fiat500 mitten auf dem Verkehrskreisel gerechnet haben... das muss einfach mal erwähnt werden). Danach musste ein Statiker ausrechnen, ob man das Teil überhaupt bauen kann ohne das es irgendwann zusammenbricht und eine Metallbaufirma gefunden werden, die einen Weg findet, den Entwurf dann auch „in echt“ umzusetzen. Fundamente mussten berechnet werden und vieles, vieles mehr. Kunst im öffentlichen Raum sieht oft einfach aus - aber dahinter steckt mitunter so unglaublich viel mehr, was man sich als normaler Bürger gar nicht so vorstellen kann.

von der Mesche aus gesehen

Die Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten hat dann zu einem sehr schönen Ergebnis geführt. 

(fast) vom Certaldoring aus ;-)

Die Erklärung von Carlo Vanni : “Man wäre daran gewachsen“ interpretiere ich mal so, das es nicht immer ganz reibungslos vonstatten ging, was ja normal ist, wenn so viele Leute dran beteiligt sind. Jedenfalls zauberte sie mir ein breites Grinsen aufs Gesicht.

Stele mit Guckloch 

Ein besonderer Dank ging dann noch an die Firmen Huch Behälterbau und die Firma Kaartsch. Die beiden Firmen haben durch ihr Sponsoring die Stelen ermöglicht, die an zwei Stellen aufgebaut sind und durch deren Guckloch man einen perfekten Blick auf "Das unmögliche Dreieck“ bekommt. Wissen sollte man auch, das von der einen Seite die Farben der Deutschlandflagge zu sehen sind – und von der anderen Seite die Farben der Italienischen Flagge. Da habe ich in den letzten Wochen gar nicht drauf geachtet, wenn ich mit den Wuffels zur Mesche raus bin, aber jetzt weiß ich es halt.Den perfekten Blick hat man zu Fuß beim Blick durch die runden Gucklöcher an den Stelen.

Blick via Kamera durch eine Stele

Was noch? Es wurden einige Reden gehalten, klar – und anwesend waren vor allem Schüler vom EVI, weil dort gerade auch Gastschüler aus Certaldo sind. Ausserdem gibt es in verschiedenen Neuruppiner Firmen gerade Praktikanten aus Certaldo. Das finde ich sehr bemerkenswert – und genau das verbindet ja letztlich auch. „Europa“ klingt ja oft sehr abstrakt und weit weg, als ob es uns hier eigentlich gar nichts angeht. Aber eine Städtepartnerschaft die so eng ist und so viel Austausch hat, ist auch ein großes Stück gelebtes Europa – hier in Neuruppin. Damit ist der europäische Gedanke auch ganz konkret zu begreifen. Egal, ob man es gut oder schlecht findet, was mitunter im Namen „Europas“ so verzapft wird – Fakt ist, das Neuruppin und die Bürger durchaus oft davon profitieren – und nicht nur bei den Städtepartnerschaften, sondern bei vielen geförderten Projekten. Das sollten sich einige chronische Meckerfritzen mal bewusst machen, die in erster Linie nur sehen, wieviel Geld anderswo hin verschwindet und gerne übersehen, wieviel wir hier auch über diverse Fonds davon profitieren und wieviel Geld damit letztlich auch in Neuruppin landet.

Logos beider Städte auf den Stelen

Was noch? Letztes Jahr habe ich eine tief betroffene Facebook-Meldung gelesen, das es in Certaldo einen schweren Autounfall gegeben hat und dabei diejenige, die sich mit am meisten für die Städtepartnerschaft eingesetzt hat, ums Leben gekommen ist. Ich habe zugegeben nicht so sonderlich viel Ahnung von den Städtepartnerschaften (weil Menschen wir ich und Nick letztlich auch nicht sonderlich viel davon haben), aber wenn so etwas dann passiert, finde ich es selbst auch sehr traurig und berührend.

Ich sehe es so: Ein Mensch ist eigentlich erst dann wirklich tot, wenn man ihn vergessen hat. Solange er in den Erinnerungen weiterlebt, in Geschichten und Anekdoten... so lange taucht er immer mal wieder auf – wenn eben auch in Erinnerungen. Es gibt ja immer mal wieder von irgendwelchen Menschen die Bemühungen, unsterblich zu werden. Unsterblich wird ein Mensch aber genau dadurch: das man sich an ihn oft und gerne erinnert und damit etwas von ihm und seiner Art „weiterträgt“. Es ist von daher wirklich eine großartige und ungemein menschliche Geste, das an beiden Stelen an Cristina Lazzeri gedacht wird.



Es soll Autofahrer geben, die mehrmals um den Kreisel fahren, damit sie das Kunstwerk von allen Seiten sehen. Ich empfehle, den Parkplatz vom Discounter zu nutzen und zu Fuß einmal um den Kreisel zu laufen, damit man durch die Stelen gucken kann - die auch noch Hinweistafeln auf die Städtepartnerschaft mit Certaldo bekommen.


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Vielen Dank für den Kommentar. Er wird nicht sofort zu sehen sein, weil ich erst noch schauen möchte, ob es tatsächlich ein Kommentar ist oder ob es Werbung aus Nigeria und Co ist.