Donnerstag, 1. Mai 2014

Abschied heisst, was Neues kommt...


Vorhin war ich auf meiner Morgenrunde. Draussen, beim Italiener um die Ecke, saß eine ältere Frau, die sich über Farino und Joey freute und noch ein paar Leckerchen in der Tasche hatte, die sie den Hunden zukommen lies. Wir haben uns etwas länger unterhalten und sie sagte: „Ich finde, kein Mensch kann so treu sein wie ein Tier!“. Ich sehe viele Dinge ja eher philosophisch und würde im Normalfall mittlerweile erst einmal hinterfragen, was für einen bestimmten Menschen Treue überhaupt bedeutet. Ich habe das Gefühl, das dieses Wort leider viel zu oft von irgendwelchen Idioten mißbraucht wird, die Treue mit Besitzdenken verwechseln und erwarten, das man selbst dann zu ihnen steht, wenn sie einen schlecht behandeln. Nun ja, ich habe ihr beigepflichtet, weil ich weiß, wie sie es meint.

Wir haben uns noch länger unterhalten und dann sagte sie: „Also ich würde mir ja nie einen Hund oder eine Katze anschaffen, denn irgendwann werden die vielleicht krank und müssen eingeschläfert werden! Dann wäre ich nur am heulen!“. Ich habe sie angeschaut und gesagt, das so eine Einstellung falsch ist. Natürlich muss man irgendwann von einem Tier Abschied nehmen – aber aus Angst davor, das es so traurig ist und einem weh tut auf die (meistens) ganzen Jahre voller Freude und Liebe zu verzichten, die so ein Tier einem Menschen geben kann?

Sie fing an zu weinen und erzählte von ihren Ziervögeln, die sie sehr liebt und wo vor einiger Zeit einer gestorben wäre. Das hat sie sehr mitgenommen. Das nimmt sie immer noch mit... - aber auch das ist doch ein Stück Liebe! Traurig sein, wenn jemand nicht mehr da ist, den man sehr geliebt hat. Egal ob Mensch oder Tier! Für mich ist es die schwerste Lektion der Liebe überhaupt – jemanden gehen zu lassen, den man liebt. Manchmal gerade, weil man ihn liebt.

Man bleibt zurück, ja... aber mit einem Herzen voller Erinnerungen. Man trauert – aber auch das gehört zum Leben dazu. Wie weit haben wir uns voneinander und von anderen Lebewesen entfernt, das wir vor lauter Angst vor Trauer und dem damit verbundenen Schmerz lieber ausweichen? Vielleicht oft auch wegschauen und Liebe mit Egoismus verwechseln? Dabei ist es eigentlich auch völlig egal, ob das Lebewesen, dem wir ausweichen, zwei oder vier (sechs, acht) Beine hat, Mensch oder Tier ist.

Meine Familie und ich haben schon viele Tiere über die Regenbogenbrücke gehen lassen – weil es notwendig war. Meine Tochter trauert nach wie vor um Meerschweinchen „Püschi“ - und nachdem sie damals meinte, wir müssten mit dem Meerschweinchen zum Tierarzt, das hätte irgendwas, Angst hatte, das Birgit (die TÄ) es einschläfert und ich sagte: „Na, wird schon nicht so schlimm sein...“ und wir dann genau damit konfrontiert wurden, sage ich kaum noch: „Na, wird schon nicht so schlimm sein!“, wenn es zum Tierarzt geht. 

Sie hat Püschi damals untersucht, uns angeguckt und dann meiner Tochter erklärt, sie hätte die Wahl: „Dein Meerschweinchen ist sehr krank. Es hat Wasser in der Lunge – und du kannst entscheiden, ob du es wieder mit nach Hause nimmst, wo es in den nächsten Wochen nach und nach ersticken wird, weil die Lunge sich immer weiter mit Wasser füllt – aber dann hättest du dein Meerschweinchen noch ein bisschen – oder du kannst sagen, du möchtest deinem Tier die Qualen ersparen und wir schläfern es gleich ein... ich gehe für zehn Minuten raus und ihr könnt dann überlegen...“ sprachs, verschwand... und wir haben beide ganz fürchterlich geweint und uns entschlossen, Püschi einschläfern zu lassen.

Kein anderes Meerschweinchen war wie Püschi. Und kein anderes wie meine Schoki (und ich gebe zu, ich sitze hier und mir laufen bei der Erinnerung die Tränen runter, weil es einfach absolut tolle Tiere waren, die beide so ein schreckliches Ende hatten). Kein Hund wird wie Ferreira sein, Farinos Mutter, die wir auch haben einschläfern lassen, als es wirklich nicht mehr ging. Aber ihr Einschläfern war bei uns zu Hause und irgendwie war es, als ob es sich herumgesprochen hat, es waren fast alle von uns dabei. Ich denke, so war es sehr würdevoll auch für den Hund, der sichtlich erleichtert schien, das Leben nun beenden zu können. Mit einem schweren Bandscheibenvorfall und einem riesigen Gesäugetumor. Irgendwann werden wir auch Farino gehen lassen müssen, der nach wie vor seinen Herzfehler hat, den aber recht gut kompensiert. Wir waren letztens bei der Tierärztin, weil es wärmer geworden ist und er dann mehr Probleme bekommt. Jetzt bekommt er wieder seine Herztabletten, hat seinen Sommerschnitt „Ratzeputz“ und freut sich, wenn er drinnen im Kühlen liegen darf, wenn es draußen warm wird.

Aber bis er dann tatsächlich endgültig geht, haben wir noch eine lange und oft sehr tolle Zeit vor uns und wenn er kann, wird er jeden Abend vor meinem Bett schlafen – und Joey jede Nacht in Farinos und Ferreiras altem Körbchen an meinem Kopfende vom Bett. Für die Hunde ist die Welt in Ordnung, wenn ich in ihrer Nähe bin. Liebe ist auch, gemeinsam durch Höhen und Tiefen im Leben zu gehen – und einander dabei trotzdem zu achten. Ich denke, das könnten Tiere oft wirklich viel besser als Menschen. Denn Tiere wissen nicht, was Geld ist. Ob ein Haus groß oder klein ist, eine Wohnung edel oder einfach eingerichtet ist, ob irgendwo Staub liegt oder nicht, man Versace oder KIK trägt, die Sachen Löcher haben oder Flecken (die für Hunde oft auch lecker riechen), ob man rechts, links oder bunt ist... es ist Tieren egal. Für sie zählt eigentlich nur, ob der Mensch Zeit für sie hat, sich auf sie einstellen kann – und das es etwas zu mampfen gibt. 

Auf den Titel bezogen möchte ich euch das Video hier ans Herz legen: http://www.youtube.com/watch?v=KuPNZFHGPTw

Das ist kurz vor ihrem Tod das Lieblingslied von Nicks Freundin Lena gewesen, die nun schon seit über 10 Jahren sein Schutzengel ist. Sie wollte immer eine große Reiterin werden... leider ist sie nur 6 Jahre alt geworden.

Euch allen ein schönes Wochenende!





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Vielen Dank für den Kommentar. Er wird nicht sofort zu sehen sein, weil ich erst noch schauen möchte, ob es tatsächlich ein Kommentar ist oder ob es Werbung aus Nigeria und Co ist.