Samstag, 1. Februar 2014

"Achtung, da kommen zwei Schäferhunde!"

...tönte es von zwei Jungs, die von ihrem Auftreten her der Bezeichnung "Rotzgören" alle Ehre machten. Aber wie das so ist in der Menschheit: Die Vielfalt macht sie interessant. Merci! Ich habe diese Nachwuchserwachsenen dann gefragt, wie sie darauf kommen, das Farino und Joey Schäferhunde wären, zumal sie ja völlig verschieden aussehen. Antwort: "Keine Ahnung, wir wissen ja nichts über Hunde - ABER DAS SIND DOCH SCHÄFERHUNDE - oder?" Und schon jubelten sie sich zu, wie unglaublich klug sie doch sind, während sie sich ihre Zungen und ein Teil des Gesichtes blau färbten. Wenn Kojak blaue Lutscher geschlabbert und sie sich halb durchs Gesicht verteilt hätte, dann wäre er nicht Kojak sondern eine Mischung aus Fantomas und Schlumpf gewesen. OK, immerhin haben sie eindeutig erkannt, es sind HUNDE - und keine Katzen, Meerschweinchen oder Elefanten. Ist ja schon mal eine reife Leistung.

Überhaupt ist doch echt interessant, was die Leute zum Teil so denken. Und einem sagen. Bei Joey ist es meistens: "KANN DER ÜBERHAUPT DEUTSCH???" äh... das ist ein HUND. Warum denken Menschen, Tiere müssten automatisch unsere Sprache verstehen? OK, wenn ich mitbekomme, das Leute irgendwo in Timbuktu Urlaub machen und sich dann bitterlich beschweren, da könnte niemand Deutsch, so eine Sauerei - dann wundert mich sowieso nicht mehr viel.

Interessant war es auch zu hören, das sich wer über "Luxushunde" aufgeregt hat, wo ein Welpe 1000 Euro kostet - solche Leute können ruhig im Jahr über 400 Euro Hundesteuer zahlen. Die haben es ja. Für einen Welpen vom Züchter, geimpft, gechipt und im glücklichen Fall mit dem Nachweis, das die Eltern gute Hüftknochen haben, frei von Erbkrankheiten sind und keine charakterliche Vollklatsche haben, bezahlt man nun einmal üblicherweise 1000 Euro - und oft sogar noch mehr. Mitnichten macht ein guter Züchter damit einen großen Reibach, sonder bekommt letztlich vielleicht etwas mehr als die Unkosten gedeckt - die ja auch darin bestehen, für die Elterntiere entsprechende Untersuchungen zu blechen und so weiter.

Aber gibt halt Leute, die denken, wer Tiere hält, ist automatisch so eine Art Sozialstation. Oder auch, das nur Tier aus einem Tierheim die Glückseeligkeit schlechthin sind. Und die sind ja alle so unglaublich dankbar, das sie auf Ewigkeit ein perfektes Benehmen an den Tag legen, nie Unsinn machen, dem Besitzer jeden Wunsch von den Augen ablesen und so weiter.

Das erinnert mich an einen alten Nachbarn, der mir immer von seinem mittlerweile verstorbenenSpitz vorschwärmte, was für ein unglaublich tolles Tier das gewesen ist, der hätte keiner Menschenseele etwas zuleide getan, immer lieb... bis ein anderer Nachbar meinte: "Das blöde Mistvieh, du konntest da nicht einen Schritt machen, ohne das er dir in die Hacken gebissen hat!" so unterschiedlich ist die Wahrnehmung. Tiere werden oft zum Ideal hochstilisiert. Zum "besseren Menschen" - und dabei wird völlig vergessen, das es immer noch Tiere sind und auch immer Tiere bleiben werden. Auch dann, wenn man sie als Kinderersatz, Partnerersatz oder Assistenz hat.

Unser letzter Chauffeur, der von Aussehen und Ansicht her ein Zwilling von meinem letzten "Schwiegervater" sein könnte, meinte, hätte er einen Hund wie Joey, würde der den einfach mal so richtig durchprügeln (da wir fast am Taxistand wohnen, bekommt er die Hunde mitunter mit). Einmal würde völlig reichen. Ich habe zwar erklärt, warum Joey so ist, wie er ist, aber wie das so ist, da wird einem das Gefühl vermittelt, Frauen sind sowieso zu blöd um so einen Hund zu erziehen. Immerhin hat er noch drei Mal wiederholt, wie sehr er so einen Hund verprügeln würde - und ich habe dann gedacht: "Schön für dich - und in Zukunft hast du zwei Fahrgäste weniger!". Denn meine Erfahrung sagt, das so ein Mensch auch kein Problem hat, gegenüber mir auszuholen, wenn ich nicht "so funktioniere, wie er will". 

Zum Glück ist das die Ausnahme. Bislang haben wir eher sehr nette Erfahrungen gemacht - und damit gehen auch ganz liebe Grüße an "mein Bruder wohnt seit einigen Jahren in Oldenburg" und eben diesen Bruder. Klein ist die Welt :-) ich hoffe, mit diesem Blog hast du ab und an ein bisschen "alte Heimat". Fallst du in Oldenburg übrigens nachts einen älteren Taxifahrer erwischt der Alfred heisst, erzähle ihm von Neuruppin und von den Hunden. Es wird ihn freuen.






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Vielen Dank für den Kommentar. Er wird nicht sofort zu sehen sein, weil ich erst noch schauen möchte, ob es tatsächlich ein Kommentar ist oder ob es Werbung aus Nigeria und Co ist.