Donnerstag, 12. Januar 2023

Das Klassenaquarium, der Ruderfüßer und der Splatterfilm.

Ich lerne ja im Moment viel. Das heißt: eigentlich lerne ich immer irgendwas. Mal mehr, mal weniger. Im Moment etwas mehr. 

Es gibt wieder so eine ganz interessante Aufgabe in einem Kursheft, das sich rund um Schule dreht. Da soll man sich ein Miniaquarium im Klassenzimmer vorstellen und dann folgt eine Aufzählung dessen, was in diesem Aquarium schon lebt. Das habe ich mir notiert und jeden Namen gegoogelt. 

Ich werde nie einen Schulteich anlegen und so etwas auch nie in einem Plenum besprechen, also habe ich mir aus dem Heft herausgesucht, was für mich in Frage kommt und den Rest nur überflogen. Aber für die Aufgabe muss ich halt wissen, was das für Viecher im Aquarium sind und was und wen die fressen, weil der Autor viel, viel Wert auf "Räuber-Beute-Beziehung" legt. 

Nun ja, es war auch absolut kein Problem, alle Tierchen zu googeln.  Das hat auch alles Sinn ergeben. Bis... na ja, bis auf den Ruderfüßer. Ich lache immer noch. In der Literaturangabe ist ein Buch aus dem Kosmos-Verlag angegeben "Was lebt in Tümpel, Bach und Weiher?". Dieses Buch hatte ich vor 35 Jahren in meiner Büchersammlung. Wie so ziemlich alle Kosmos-Naturführer, deren ich habhaft werden konnte. Ich habe es geliebt und immer wieder reingeschaut. Aber in so vielen Jahren vergisst man eben auch richtig viel. Den Ruderfüßer zum Beispiel. 


Das Vieh lebt also zusammen mit ein paar anderen Wasserviechern in einem Aquarium, das etwa die Grundfläche einer A4-Seite hat und nun kommen zwei Kiddies an und wollen da noch Libellenlarven und Kaulquappen mit reinstopfen. Man soll dann aufschreiben, was man den Kindern sagen würde. Also erst dachte ich ja, nachdem ich den gegoogelt habe, das ist einfach ein total genialer Trick vom Autor, um zu gucken, wer aufgepasst und sich wirklich mit den Tieren beschäftigt hat. War es dann doch nicht. Darf ich mich vorstellen: Ela, die Fettnäpfchenqueen!

Aber ich hatte so derbe viel Spaß mit dem, was Google mir als Ruderfüßer angezeigt hat und kann auch nachweisen, dass Google das angezeigt hat, dass ich letztlich nur die Splatterfilm-Erklärung für Erwachsene zur Frage "WAS passiert, wenn man in ein kleines volles Aquarium auch noch Kaulquappen und Libellenlarven stopft?" kindgerecht und nach dem Motto "doppelt gemoppelt hält besser!" und pädagogisch wertvoll umwandeln musste. "Hömma, spinnt ihr? Zurück damit, flotti-karotti!" gilt nun einmal nicht als "pädagogisch wertvoll".



Es gäbe dann tatsächlich ein Bio-Splatterfilm-Vorlage mit dem Vorteil, dass das Aquarium so klein ist, dass man nicht mal groß die Schauplätze des Gemetzels suchen müsste - und die Kaulquappen wären die personifizierte Opfer so ziemlich aller anderen Viecher. 

Aber eigentlich meint der Autor so ein kleines Krebstierchen. Nur: den Google-Verweis darauf und eine echt Asbach-aussehende Seite dazu mit geschätzt Bildern von 1950 wurde mir erst nach mehreren Tagen von Google angezeigt. Merke: Denkst du dir Fragen für eine Online-Arbeit aus, überlege, wie die Lernenden an die Antworten kommen könnten. Vor allem, wenn das Wort "Ruderfüßer" sowieso nur zwei Mal im ganzen Heft vorkommt. Das eine Mal bei einem Beispiel, dass man mit den Schülern am Schulteich ja gucken könnte, wer sich wie fortbewegt - und das andere Mal in der Aufgabe. Nur das Wort. Keine Erklärung, welches Tier/ welche Art nun konkret gemeint ist. 

Zwei Aufgaben in der Einsendearbeit weiter geht es um ein durchsichtiges Plasteaquarium mit Kompost auf einer Fensterbank im Klassenzimmer. Das war dann der Moment, wo ich das Heft am liebsten an die Wand gefeuert hätte. Denn mit so einem Ding in so einem Beobachtungsaufbau lernt man als Schüler eigentlich nur eines: Wie man etwas richtig massiv versemmelt und Würmer sterben lässt. 

Übrigens bekomme ich seit etwa zwei Wochen unglaublich viele Angebote für Online-Kurse die mit Natur, Umwelt oder Pädagogik zu tun haben. Das ist unglaublich krass, was für ein großes Angebot es da gibt, selbst der NABU bildet jetzt Naturführer aus. Ich habe 6 der Studienhefte bekommen und bin mit jedem Heft eigentlich nachdenklicher geworden - nicht, ob das Thema als solches zu mir passt. Das nicht. 

Aber ich bin gefühlt Fehlerdetektorin geworden. Ein Bücherregal ist mir schon vor längerer Zeit zusammengebrochen, weil ich einfach so unglaublich viel Fachliteratur habe.  Das habe ich erst gar nicht gemerkt, weil es so ein Schrankregal ist. Da hat es die Seitenteile auseinander gebogen und dann ist halt alles abgerauscht. Als ich es dann gemerkt habe, haben Nick und ich uns kringelig gelacht. Aber bei mir müssen Bücherregale tatsächlich Bücher aushalten. Viele Bücher. In den nächsten Tagen kommen noch zwei dazu. Eines der typisch deutschen Bücher über Fährtenlesen ist in den Kritiken ziemlich zerrupft worden. Einer der Kritiker hat auf ein Buch aus den USA verwiesen und das konnte ich tatsächlich als Rebuy-Exemplar ergattern. Das liegt gerade irgendwo beim Zoll oder so. Darauf freue ich mich schon sehr.  Das andere beschäftigt sich mit Unfallprävention im Bereich Erlebnispädagogik und Co. 

Ich denke, dass ich für viele andere Menschen "zu gründlich" bin. Ich erwarte einfach einen adäquaten Gegenwert für die Kursgebühr. Es ist aber echt faszinierend zu sehen, wie viele Menschen diesen Kurs machen und nichts hinterfragen. Selbst wenn sie aussagen, ab und an mit dem Kopf geschüttelt zu haben - das ist ein psychologisches Ding und gehört ins Marketing. Durch Klimawandel etc. sind die Leute viel mehr sensibilisiert auf Natur- und Umweltthemen und man gibt gerne mehr Geld aus, wenn man es moralisch und ethisch für gut befindet und das Gefühl bekommt, etwas "Richtiges" zu tun. 

Mal schauen, was wird. Ich habe heute eine Mail bekommen, wenn ich den Lehrgang bei Google gut bewerte, könnte ich ein Ipad gewinnen. Hahahahaaa - nein. Ich habe heute ein Feedback zum Kurs losgeschickt - per Post. An denjenigen, der tatsächlich dafür verantwortlich ist. 








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Vielen Dank für den Kommentar. Er wird nicht sofort zu sehen sein, weil ich erst noch schauen möchte, ob es tatsächlich ein Kommentar ist oder ob es Werbung aus Nigeria und Co ist.