Montag, 27. August 2018

Von Mm. Elvira, John Markus Aurelius, Kung-Fu-Katze und Freddy Blue Oyster


Kurz vor dem Urlaub habe ich wieder mit Filzen angefangen. Entsprechend habe ich dann auch Wolle, Nadeln und eine Unterlage mit in den Urlaub genommen, um dort ein paar Figuren zu machen. „Madam Elvira“ ist in Rastede entstanden, wo wir auch ein paar Tage waren und schmückt nun seit dem die Antenne vom Auto. Wurde auch Zeit, dass der Trauerfloor mal weg kommt, der da vorher dran war. Elvira hat mittlerweile über 1000 Kilometer, Regen, Wind und Waschbox hinter sich und hält sich immer noch! 





Seit dem steigt die Zahl der Filzarbeiten stetig und es macht zugegeben auch viel Spaß, mit der Wolle kreativ zu sein und auszuprobieren. Derzeit vermehrt sich meine „Schweinebande“, die meisten von denen haben Puppenstubenfigurengröße. Also rund 12 cm. Dazu kommen auch Figuren mit Behinderung. Denn irgendwie gibt es das zu wenig und es ist natürlich etwas, was mich auch beschäftigt. 





Den Anfang hat „John“ gemacht. John hatte einen Hirntumor und braucht jetzt einen Shunt. Man sieht so ein bisschen den Shuntverlauf vom Schädel bis in den Bauchraum. Außerdem hat er eine Port-/Broviac-Narbe und sein kahler Schädel sieht aus, als ob ein Kaltblut ihm welche verpasst hätte – es ist aber eine recht häufige Narbenform, je nach Hirntumor. Er schielt, was halt auch oft vorkommt wenn man so einen Mist hatte und ist relativ dünn. 




Nach John habe ich einen Rohling umgearbeitet, der im Urlaub entstanden ist. „Kung-Fu-Katze“. Sie ist schwerhörig und hat völlig neue Arme bekommen, damit sie mit ihren Fingern ein paar Gebärden machen kann. Kung-Fu-Katze ist noch nicht fertig, sie bekommt noch Hörgeräte, Augen und Fell.



Dann habe ich einen Grauschimmel gefilzt, der einen Bezug aus Gotlandwolle hat. Die ist absolut der Hammer, voll weich! 
Mittlerweile ist der Schimmel noch mal überarbeitet worden, weil er zusammen mit John einen neuen Besitzer bekommt. Der wollte für John gerne eine Toga haben – und da man mit Toga nicht reiten kann, habe ich ein bisschen länger gesucht, bis ich ein Bild von der Reiterstatue von Markus Aurelius gefunden habe. Das war dann so ein bisschen die Vorlage für die Bekleidung, ein anderes hatte ich vorher gefunden, das eine Vorlage für den Sattel war. 



Einen kleinen Schimmel habe ich auch noch gefilzt, der lässt sich ganz gut biegen, wird aber eher dann zu einem Mobile weiterverarbeitet. Auch wenn man es dem kleinen Schimmelchen nicht ansieht, es sind mindestens 6 Stunden Arbeit gewesen. 


Na ja und dann ist da noch meine Schweinebande, die mittlerweile drei Schweine mit Behinderung beherbergt. Ein Schweinekind mit FAS – das ist das Fetale Alkohol Syndrom, weil die Sau in der Trächtigkeit Alkohol gesoffen hat. FAS gehört mit zu den häufigsten Behinderungen die vorkommen und schon eine kleine Menge Alkohol während der Schwangerschaft kann ziemlich drastische Konsequenzen für das ungeborene Kind haben. Wenn man eine Puppe mit einer Behinderung haben möchte, dann bekommt man in Deutschland entweder eine Stoffpuppe mit Trisomie 21 oder eine Puppe, die im Rollstuhl sitzt – oder eben „Grannyrace“. Das ist mir einfach zu doof gewesen und deshalb habe ich damit angefangen, auch andere Behinderungen irgendwie umzusetzen. Hier hat die Schweinebande gerade das Lego-Quad von Nick gekapert und fährt damit rum. 


Das zweite Schwein mit Behinderung hat einen amputierten Arm. Wäre der auf der anderen Seite, hätte ich meinen „Angelopa“ draus gemacht. Der ist als junger Mann unter die Straßenbahn geraten, die ihm einen Arm abgetrennt hat. Ich kenne ihn nur einarmig – und als jemand, der mit einem Arm sein Leben gut im Griff hatte und leidenschaftlicher Angler und Radfahrer war. So gesehen mein erstes Vorbild was Behinderungen und „geht trotzdem!“ anbelangt! Noch jetzt im Urlaub war Angelopa und seine Urlaube bei uns in der Provinz, wo er an einem Siel stundenlang mit seinem Angelkram ausgesetzt wurde, ein Thema... und es war lustig. Denn er war ein unglaublich erfolgreicher Angler. Der keine Fisch mochte. 


Schwein Nummer drei ist vor zwei Tagen entstanden. Eigentlich sollte es ein reguläres Bentheimer Schwein mit Prothese (weil: “Eisbein ist aus!!!“) werden. Dann hat es unbedingt Freddy Blue Oyster werden wollen. Ich werden das Lied aus der Blue Oyster-Bar  (klick mich, ich bin ein Link) sicherlich noch ein paar Tage lang nicht mehr loswerden! Aber es muss ja nicht jede Figur für Kinder sein. Jedenfalls hat Freddy schon für viel Spaß gesorgt. 


Die Prothese ist mein Erstlingswerk aus Apoxy, einer 2-Komponenten-Modelliermasse, die ansonsten bevorzugt von Leuten benutzt wird, die Modellpferde überarbeiten. Die Rückseite der Prothese sieht leider wie so ein mißglückter Skiunfallgips aus. Übrigens brauche ich hoffentlich NICHT darauf hinweisen, das nicht jedes Schwein einen geringelten Schwanz hat - oder?

Alle Schweine bekommen noch Schweinsäuglein und irgendwann werde ich denen ein paar kleine Sachen nähen. 

Wenn ich übrigens dann mal wieder bei Sitzungen im Rathaus zugucke, werde ich mir selbstverständlich Filzsachen mitnehmen! Denn die kann ich dann als "original Neuruppiner Rathausfilz" anbieten. Mit Beweisfoto auf einem Zertifikat! So als Andenken an zu Hause, wenn man in die Ferne gezogen ist, als Abschiedsgeschenk für Mitarbeiter, die in den Ruhestand oder aus anderen Gründen gehen oder was auch immer. Kommt bestimmt gut an - NICHT?












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Vielen Dank für den Kommentar. Er wird nicht sofort zu sehen sein, weil ich erst noch schauen möchte, ob es tatsächlich ein Kommentar ist oder ob es Werbung aus Nigeria und Co ist.