Samstag, 14. November 2015

Hunde, Halter und Verhalten... Teil 2


Nummer zwei - weil Hunde mehr auf die Körpersprache achten. Denn DAS ist auch ihr eigener Hauptkommunikationsweg! Und Körpersprache ist mehr als Nackenhaare aufrichten, Zähne zeigen und mit dem Schwanz wedeln - oder eben nicht! Ihr kennt doch bestimmt alle die Hunde "mit den Augenbrauen". Wisst ihr, warum viele Hunde solche anders gefärbten "Augenbrauen" haben?


Bild: Dominik QN / stocksnap

Das hat sich im Laufe der Evolution entwickelt und hilft bei der Kommunikation! Denn so sehen andere Hunde viel klarer, welche Mimik der Hund insgesamt hat. Huskys und manche anderen Hunde haben z. B. eine ganze Maske, die schon von weitem die Befindlichkeit des Hundes für einen anderen Hund leichter erkennen lässt.
  

Farino war cremefarben - aber was insbesondere später kaum jemandem wirklich aufgefallen ist - wichtige Mimikbereiche waren DUNKLER eingefärbt als der Rest vom Körper. So waren die Ohren und der Streifen zwischen den beiden Ohren oben auf dem Kopf dunkler als der Rest vom Fell und die Rückenlinie ebenfalls. Das sind dann noch so die Überreste.


Wenn Hunde aber mehr Kommunikation haben als eben Schwanzwedeln, Zähne zeigen oder Nackenhaare aufstellen, bedeutet das aber auch:  der Hund beobachtet euch. Dazu hat er viel, viel Zeit. Er schaut, ob das, was ihr mit dem Mund sagt, zu dem passt, was ihr mit eurer Körperhaltung sagt. Das ich jetzt meistens viel gerader laufe - Trainer Joey sei Dank. Das hat der wahrscheinlich besser hinbekommen, als es jede Rückenschule einmal pro Woche getan hätte. Denn hey, der braucht jemanden, der ihm sagt, wo es lang geht (und dann darf er ab und an auch mal bestimmen, wo es lang geht, denn auch das ist Führung). Einem verunsichertem Glöckner von Notre Dame im Zwergformat glaubt kaum ein Hund, das so jemand tatsächlich Führungsqualitäten besitzt. 

Wer Hunderunden damit verbringt, endlos in sein Smartphone zu labern oder drauf rumzutippen - möööp, auch durchgefallen. Ist so. Das ist zum "Hund auslüften" ja ganz nett. Aber eben keine Führhundsqualität. Die Leute sagen ja oft "Der Hund stammt vom Wolf ab!". Ja, das stimmt. Auch wenn Hunde oft irgendwo in der Entwicklung stehen geblieben (worden...) sind, damit wir Menschen überhaupt mit ihnen klar kommen und niedliche, nette, umgängliche, bunte Wuffels haben. 

Hund Theo mit Maske. Bild: Blake Verdoorn / stocksnap

Aber stellt euch einfach mal vor, so eine Hunderunde, das wäre mit euch als Leitwolf ein Ausflug in die Wildnis. Mittlerweile gibt es ja den netten Begriff "urban outdoor". Urban outdoor bedeutet nichts anderes als „Vor der Haustüre in einem bewohnten Gebiet“ und genau das ist das tägliche Abenteuer für unsere Hunde. Wäret ihr ein richtiges Wolfsrudel in der Wildnis - dann wäre ein überwiegend abgelenkter Leitwolf, dem die Achtung auf Sicherheit und das Aufspüren von Nahrungsressourcen völlig egal ist, so ziemlich das Schlimmste, was einem Rudel passieren könnte. DAS weiß euer Sofawolf überwiegend instinktiv. Und nimmt euch alles andere. Aber meistens dann eben nicht wirklich ernst. Auch das ist eine Form von Kommunikation. 


Genau das ist übrigens auch die Grundlage diverser Managerseminare, wenn sie für ein Schweinegeld zwei Tage in einem Reitstall aufschlagen und dort ein paar Stunden mit einem Pferd arbeiten sollen. Dabei geht es nicht um reiten lernen, sondern darum, ihnen bewusst zu machen, das ein Manager mehr drauf haben sollte, als einen gut bezahlten Job zu erledigen und anderen Leuten zu zeigen, wie die Firma möglichst erfolgreich wird. Viele insbesondere Männer stehen ja auf so eine Art Steinzeitmensch-Führungsstil: "Ich Chef und Ahnung, du nix und dumm!". Menschen lassen sich mit Worten oft sehr beeindrucken und da kann die größte Niete einen gut bezahlten Job haben - egal. Solange eine Niete gut reden kann und für alles eine Begründung hat, hat sie den Job. So funktioniert Wirtschaft. Leider viel zu oft.

Die Herausforderung bei der Arbeit mit Tieren ist, das ziemlich Alles, was für den Menschen einen Wert hat, dem Tier relativ scheißegal ist: Sprache, Kohle, Stellung, Statussymbole. Als ich in Wuppertal meine Pflegepferde hatte, habe ich mal ausprobiert, wie das wohl ist, so einen "Manager" mit einem Pferd arbeiten zu lassen. Das war interessant. Er hat das bravste Pferd an die Hand bekommen... und durchaus Mühe gehabt, es selbst am Führstrick zu dirigieren. Denn er hat sich immer drauf verlassen, was er sagt, macht Eindruck. Helgja war das aber egal. Farino übrigens auch. Hat er gut "funktioniert" war Farino ein "toller Hund" oder auch gar "unser Hund" - hat er nicht wie gewünscht "funktioniert", war der Hund sofort ein "Arschloch".

Als ich mit Farino Agility gemacht habe, hat unsere Trainerin gezeigt, mit wie wenig Gesten ein Hund durch so einen Hindernisparcour zu dirigieren ist. Und ja, auch die Hunde müssen erst einmal die verschiedenen Hindernisse lernen. Aber am meisten muss beim Agi der Mensch lernen und die richtig guten Zweibeinigen Agilitysportler haben zum Teil wenig Gesten (wie ihr sehen werdet, aber mitunter tänzerisches Potential...) – der Hund weiß trotzdem, was er machen soll. So kann er zum Teil weit vor über ein Hindernis geschickt und wieder zurück geholt werden. Im Agility habe ich eigentlich gelernt, das man mitunter am Besten mit Tieren arbeiten kann, wenn man ab und an auch mal mit ganzem Herzen ein Clown ist. Wir haben damals mit Abstand die meisten Lacher kassiert. Egal ob Farino gekaspert hat, ich über den Hund geflogen bin, weil er viel schneller war als ich oder ich mit dem Fuß im Hindernisständer hängen geblieben bin. 

Oder ein Hütehundwettbewerb (Achtung, der Film ist ca. 60 Minuten lang aber wirklich sehenswert und natürlich mit toller Musik unterlegt!) – diese Hunde werden auf Pfiffe trainiert und reagieren so über enorme Distanzen. Aber so etwas ist nur möglich, wenn ihr dem Hund tatsächlich immer wieder beweist, das eure Führungsqualität auch gut ist und er einen triftigen Grund hat, euch zu vertrauen und zu tun, was ihr von ihm erwartet. Auch ohne Leine.

Das wird sie nicht immer sein, jeder hat auch mal schlechte Tage. Wenn ich als Mensch einen schlechten Tag habe und viel zu abgelenkt, sollte ich als Mensch so fair sein, von dem Hund nicht zu viel zu erwarten. Denn wenn bei einem Training sich dann ein Mißerfolg an den nächsten reiht, bringt es weder dem Menschen noch dem Hund etwas. Im Gegenteil. Es macht alles nur noch schlimmer! 


Also achtet ein bisschen auf euch selbst, wenn ihr mit eurem Hund umgeht. Immer mal wieder. Zum Beispiel, wenn ihr mit eurem Hund an einem Bordstein steht. Dann achtet doch auch mal darauf, das ihr mit dem Bein los geht, das auf der Seite eures Hundes ist. 

Es sind die kleinen Schritte, die nach und nach zum Erfolg führen und oft auch "Versuch und Irrtum". Nicht das Warten auf den großen Lottogewinn oder "das einzig richtige Superwundermittel".








Damit wären wir bei... Fortsetzung folgt... 


und viel Spaß mit den verlinkten Videos. Falls das TV-Programm schlecht ist, zieht euch die rein!

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Vielen Dank für den Kommentar. Er wird nicht sofort zu sehen sein, weil ich erst noch schauen möchte, ob es tatsächlich ein Kommentar ist oder ob es Werbung aus Nigeria und Co ist.