Montag, 7. Mai 2018

Ein Herzchen für die Desensibilisierung im Tierpark

Letzte Woche habe ich auf Twitter ein Foto von einem Rothirsch hier aus dem Tierpark gepostet. Dazu habe ich dann geschrieben, dass wir unter anderem wegen dem nun Jahreskarten im Tierpark haben – zur Jagdhund-Desensibilisierung. Es gibt einen Verband deutscher Tierparks, der hat das gelesen und fand es gut. Das freut mich natürlich.  

Rothirsch mit jungem Geweih... (im Fellwechsel sehen die so zerfleddert aus)

Mit dem Auto ist es uns jetzt endlich möglich, auch problemlos zum Tierpark zu kommen. Der ist von uns etwa 12 km nah dran und Hunde sind dort auch willkommen. Deshalb waren wir vor ein paar Wochen dann auch endlich mal in Kunsterspring im Tierpark um uns den anzugucken. Wir haben sofort Jahreskarten für uns drei gekauft. Jahreskarten gibt es auch für Hunde!

Fischotter beim Fressen
Wir waren ja vor einiger Zeit am Zermützelsee laufen und da hat Joey irgendwann angefangen, Theater zu machen. Erst wusste ich gar nicht, was er hat – aber dann habe ich den Dachs gesehen, der grade abgehauen ist... in einiger Entfernung. Danach wurde die weitere Tour mit Joey ziemlich anstrengend, weil er unbedingt zum dieser Stelle wollte, wo der Dachs war und am Besten noch hinterher, gucken, was das war. 20 Kilo Hund an der Leine, der seinen Willen durchsetzen will, ist ganz schön viel und weder für den schön, der den Hund hält, noch für den Hund selbst und auch nicht für alle Anderen, die dabei sind.

Es ist letztlich auch nicht schön für das Wild. Das kann zwar abhauen – aber es wird dennoch gestört und aufgeschreckt. Wild versteht nicht, was für Hunde vielleicht nur „boah, interessant!“ ist. Sicherlich könnte Wild auch nicht verstehen, wenn Menschen „oh, da ist der Hund ja ganz in seinem Element und kann sich mal austoben“ sagt. Oder „der Hund will nur spielen, die machen ja nur ein Wettrennen!“. Wild kennt kein Wettrennen mit Hunden!!!! Für Wildtiere in freier Wildbahn ist ein Hund IMMER eine Bedrohung für Leib und Leben!!! Wildtiere denken nicht wie Menschen – aber viele Menschen denken, jedes Lebewesen würde so komplex denken wie ein Mensch.

Einer der Waschbären
Wir sind viel unterwegs – und Joey hat insgesamt enorme Fortschritte gemacht. Deshalb war meine Überlegung, dass er auch lernen kann, das Wildtiere „normal“ sind. Das man zwar gucken kann, wenn die sich bewegen, man kann auch gucken, was sich da bewegt und vielleicht mal rumschnüffeln, was da so an Gerüchen durch die Luft ankommt. Aber alles ohne Theater. Für einen Jagdhund wie Joey, dessen Genetik eigentlich ja sagt: „Interessiere dich dafür!!! DAS IST DEIN JOB!!!“ ist es schon eine ziemliche Herausforderung, diese Triebe in geregelte Bahnen zu lenken.

Lernen kann er das am Besten im Tierpark – denn dort ist zum Einen eine große Zahl an verschiedenen Tieren, die hier letztlich auch in freier Wildbahn vorkommen – und damit deren ganzen Gerüche. Zum Anderen sind die Tiere dort daran gewöhnt, dass Menschen und Hunde denen relativ nahe kommen. Für die Tierparktiere ist der Mensch und ein Hund nicht grundsätzlich „eine Begegnung auf Leben und Tod“. Wobei ich denke, dass ein Hund, der außer sich gerät und anfängt, dort lautstark Theater zu machen, dann tatsächlich ein Problem für die Tiere ist.

"Da hinten bewegt sich was!!!"
Unsere ersten Besuche vom Tierpark waren übrigens nicht IM Tierpark – sondern wir haben dort geparkt und Joey hat vom Parkplatz aus die Mufflons mitbekommen und einen ganzen Schwall Gerüche. Wir sind auf der anderen Seite dann zur Kochquelle gelaufen. Das nächste Mal haben wir dort geparkt, als wir Räucherfisch geholt haben. Auch da hat Joey dann die Mufflons gesehen und die Gerüche erlebt. Man muss definitiv nicht IM Tierpark anfangen mit eine Hund zu trainieren – gerade Kunsterspring bietet auch die Möglichkeit, die ersten Begegnungen von außen zu haben. Sowohl was Mufflons anbelangt, als auch was Damwild anbelangt und vor allem, was Gerüche anbelangt – einfach am Parkplatz dem Fontaneweg Richtung Neuruppin folgen, dann landet man auf dem Waldweg zwischen beiden Tierparkarealen.

Erst mal aus sicherer Entfernung beobachten
Unser erster Besuch IM Tierpark war dann natürlich hoch aufregend für den Hund – und wir haben möglichst Abstand von den Gehegen gehalten. Abstand und Ruhe (!) gibt Sicherheit. Dem Hund und den Tierparkbewohnern. Beim ersten Besuch waren wir auch nicht überall – wir haben die „Wassertiere“ und die Haustiere nicht besucht – aber trotzdem war es eigentlich schon ein „zu viel“ für Joey.

Beim zweiten Besuch waren wir dann in dem Bereich, den wir halt beim ersten Mal nicht besichtigt haben. Vor der Fasanerie steht eine Bank und dort haben wir Pause gemacht. Joey ist vorsichtig und neugierig ans Gitter um sich den Silberfasan anzuschauen – und von innen kam der Silberfasan an, um sich den Hund anzugucken. Ich habe Joey gesagt, er soll aufpassen, sonst pickt der Fasan in seine Nase – und das hat er irgendwie beherzigt und ist erst mal einen Schritt zurück. Hund und Fasane haben sich danach lange in Ruhe beobachtet.

Wollschweine...
Jetzt sehe ich zu, dass wir ungefähr einmal in der Woche im Tierpark sind. Egal ob wir viel Zeit haben oder wenig – es reicht immer, um ein paar Tiere anzuschauen und so einen Gewöhnungseffekt für Joey zu haben. Heute haben wir uns in der Nähe von den Schwarzstörchen auf eine Bank gesetzt – und gesehen, wie sie in der Voliere fliegen, im Wasser herumstelzen und auf der großen Tafel landen, auf denen ein Bild von ihnen ist. Fast als ob sie zeigen wollten, dass sie tatsächlich so aussehen wie auf der Infotafel.

Ups... Kekse mit Wildschweingeschmack...

Viel Zeit haben wir bei den Wildschweinen verbracht. Beim letzten Mal waren die Frischlinge erst maximal zwei Wochen alt – und wusste von denen nichts. Bis wir mit Joey an dem Gehege auf der Rückseite langgelaufen sind und die Bache – die Wildschweinmama – angerannt gekommen ist und ziemlich klar gemacht hat, dass sie von dem Hund so gar nichts hält, von uns eigentlich auch nichts und wenn sie könnte würde sie uns das auch viel deutlicher zeigen.

Heute haben wir uns den Wildschweinen in zwei Etappen genähert – denn Joey hat schon von weiter weg gesehen „da ist etwas!“ und Zeit bekommen, sich das in Ruhe von weit weg anzugucken. Da kurz vorher gefüttert wurde, waren Schweine und Rabenvögel am Futterplatz – und da gegenüber stehen Bänke. Da haben wir dann lange gesessen. Wirklich lange – und wurden dann nachher selbst beobachtet. Von Mama Wildschwein.

Wildschweine beobachten... 
Das Joey dort so sitzt und die Schweine beobachtet, fanden andere Tierparkbesucher ganz faszinierend und erklärten Joey dann, wie gut Wildschweine schmecken. Joey fand es toll, das da Leute gekommen sind, die sich mit ihm beschäftigt haben.

Damwild... auch ihm wächst gerade ein neues Geweih

Danach haben wir noch kurz beim Damwild geschaut – und dann war auch gut für heute und wir sind den Weg wieder so zurück gegangen, wie wir gekommen sind. Wir haben also heute auch nicht alles besucht. Das wäre auch zu viel gewesen. Wir sind ja noch öfters dort.

Hier übrigens meine Tierparkslieblinge: 


Ich nenne sie Waldorf und Statler. Wie die beiden alten Käuze bei den Muppets (klick mich, ich bin ein Link...)





























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Vielen Dank für den Kommentar. Er wird nicht sofort zu sehen sein, weil ich erst noch schauen möchte, ob es tatsächlich ein Kommentar ist oder ob es Werbung aus Nigeria und Co ist.