Donnerstag, 1. September 2016

Strecken - gesucht, geplant und gefunden


„Hey, wie findest du deine Touren?“ bin ich letzte Woche in einem Kommentar gefragt worden. Es scheint noch (mindestens) einen Zughundesportler hier zu geben und er hat – eigentlich genau wie ich – das Problem mit „pfotenfreundlichen Untergründen“. 




auch so ein "Versuch und Irrtum"-Weg.
Wenn man sich mal durch die Hundeliteratur liest und durch manche Foren, dann wird immer wieder gesagt, wie unglaublich wichtig es doch ist, das Hunde nicht auf Asphalt oder Pflaster laufen, das wäre für ihre Gelenke nicht gut.

Jain. Meine Erfahrung mit Joey und Farino zeigt, dass Hunde selbst wenn sie die Wahl haben zwischen dem, was Menschen „pfotenfreundlich“ und einem glatten aber harten Untergrund wählen können, oft lieber genau das gewählt wird, was Menschen so verteufeln. Gerade heute bei einer Tour über das Klinikgelände habe ich es wieder gesehen – wir sind über den Zebrastreifen an der Fehrbelliner Straße gelaufen und dann geht links ein Weg über die Grünanlage. Joey hatte auf diesem Stück die Wahl auf dem Weg zu laufen, dessen Belag aussieht wie ausgekotzter Eiersalat, auf dem gemähten Rasen – oder auf einem schmalen Streifen Ziegelsteine. Er hat über 70 % der Strecke dort ausgerechnet die ca. 15 cm breiten Ziegelsteine zum Laufen gewählt! Da piekst nichts in die Pfoten, es verirrt sich auch kein kleiner Stein zwischen die Pfotenballen und wenn sie lieber auf dem Asphalt eines viel frequentierten Weges laufen anstatt auf dem Gras daneben, dann mag es zwar nicht gelenkschonend wirken – aber oft ist es pfotenschonender. Denn was an Glas etc. vom Asphalt geschoben wird, landet meistens genau dort. 



Ich denke auch, dass es auch ein Unterschied ist, welchen Schwerpunkt man selbst eigentlich beim Bikejöring hat. Selbst wenn Pferd und Hund dann doch ganz unterschiedliche Pfoten- bzw. Hufgelenke haben – eines bleibt gleich: kein Kutscher würde sein Tier lange Zeit auf Asphalt gallopieren lassen – aber er hat kaum ein Problem damit, Kutschpferde mit Hufeisen einige Zeit locker über die Straßen traben zu lassen. Die Belastung der Gelenke steigt mit der Geschwindigkeit (womit wir eigentlich auch schon wieder bei kinetischer Energie wären, siehe letzten Beitrag...) und der Dauer/Distanz. Danach ist der Untergrund auszuwählen.

Strebe ich das Bikejöring auf Geschwindigkeit an, wäre es fatal, den Hund auf Asphalt auf Geschwindigkeit zu trainieren. Schon die Fußfolge macht klar, dass dabei enorme Kräfte auf die Gelenke einwirken, die ihren Dämpfung im Untergrund brauchen. Mittlerweile habe ich fast alle europäischen YouTube-Videos durch. Unterteilen kann man sie vor allem in Wettkampf / Wettkampftrainings-Videos und Freizeitsportler „just for fun“. Bikejöring-Wettkämpfe haben vordefinierte Streckenlängen und die sind unter 10 Kilometer. Ich glaube, die längste Strecke ist etwas unter 8 Kilometer, oft sind die Strecken zwischen 3 – 5 Kilometer. Das kann ein Hund mit viel Training durchgallopieren. Einer der Profihundesportler, Herr Obermair, erklärt in einem Video, er erreicht mit seinen Hunden zum Teil Geschwindigkeiten bis 50 km/h. Das halten Hunde nicht lange, aber sie können es je nach Strecke, Training und Gespannteam erreichen. Der hat einen Transporter, da sind die Hunde drin und die Fahrräder drauf. Das ist dann natürlich super, weil man mit dem Ding bis an Strecken heranfahren kann, die dann einen fast durchgehend pfotenfreundlichen Untergrund bieten.



Die Karte der Komoot-App, die ich z. B. auf dem Smartphone habe.

Viele „Just for fun“-Bikejörer haben das aber nicht. Die starten von zu Hause aus und dann sieht man auch in den Videos, wie sie auch lange Strecken über Asphalt oder Beton fahren, bis sie einen Feld-, Wald- oder Wiesenweg erreichen und dann die Hunde oft auch an Tempo zulegen. Für mich war das recht beruhigend. Denn es zeigt mir, ich bin mit meiner Problematik, nun einmal den Hund und das Rad nicht erst irgendwo in ein Auto zu packen um dann zum Wald zu fahren und dort alles wieder auszupacken und zu starten, nicht alleine. Da es mir nicht um höhere Geschwindigkeiten und Wettkämpfe geht, sondern eher um Spaß an der Sache und Joeys Auslastung, sind wir also eher so ein Distanzteam. Das also vorweg. 


Open Cycle Map
Wie finde ich aber nun meine Strecken? Ich mag Landkarten. Ich kann mich lange über eine Karte aus Papier beugen und mir die Wegeverläufe ansehen und überlegen, wie es da wohl dann in natura aussieht (das manche Dinge auf Karten besser aussehen als in natura gehört dann zum Lerneffekt dazu...). Wird die Planung einer Tour etwas konkreter, gucke ich mir die Strecke oft auch auf google-maps als Satellitenbild an. Das ist ebenfalls schon mal relativ hilfreich um einen ersten Eindruck zu bekommen, was mich da so erwartet. Aber viele Wege die mit Hund vor dem Rad recht gut zu fahren sind, entdecke ich eigentlich durch „Versuch und Irrtum“ (oder auch ausprobieren genannt) oder dadurch, dass mir jemand irgendwann mal den Weg gezeigt oder davon erzählt hat. Je länger ich Joey vor dem Rad habe, desto größer wird unser Radius und desto mehr Strecken stehen und letztlich zur Verfügung, die einen Mix aus hartem und weicherem Untergrund bieten. Die App „Komoot“ bietet auch die Möglichkeit, sich Strecken nach bevorzugtem Untergrund anzeigen zu lassen – und man bekommt viele – zum Teil gut bebilderte – Streckenvorschläge von anderen Nutzern in ganz verschiedenen Gegenden. 

Vorschläge von Komoot.de

Im direkten Stadtumfeld bieten sich als Streckenmix dann Touren durch den Gutspark und darum herum an. Toll fand ich auch die Tour von dort aus über Feldwege bis an den Fahrradweg vor Treskow. Das hat richtig viel Spaß gemacht, dort mit Hund und Rad langzufahren, war aber auch etwas anstrengend.


Ebenfalls oft bin ich an der Mesche unterwegs, kurz hinter dem Wendekreis fängt die erdige Schlaglochpiste an, die um das Kleingartengelände herumführt. An einer Kreuzung hinter dem Gelände hat man die Wahl ob man weiter stadtauswärts auf einem Betonplatten-Weg fährt, sich geradeaus auf die Frage einlässt, ob der Wiesenweg durch grasende Rinder blockiert ist oder man ihn bis in die Kränzliner Siedlung befahren kann – oder man biegt halt links ab um wieder auf der Mesche zu landen. Wenn nicht viel los ist, fahre ich auch Wege durch das Kleingartengelände, weil die zum Training einfach schön für die Hundepfoten sind. Aber gerade im Sommer ist dort eigentlich zu viel los und überall gehen Hunde die Zäune hoch. Fürs Training ist das doof. Ich zeige euch aber anhand des Gebietes verschiedene Karten zur Streckenplanung.



hier die Open street map (OSM) von dem Gebiet

Der Stadtpark und -wald bietet auch mehr als den Uferwanderweg und ist von der Innenstadt aus durch das Kleingartengelände dort gut zu erreichen und zum Teil einfach enorm abenteuerlich zu fahren (aber das macht ja auch einen Teil des Reizes aus...).

Auch eine wirklich tolle Strecke gibt es auf der anderen Seeseite, über den Seedamm und dann rechts den Uferweg bis zur Badestelle, hoch zur Straße und dort rechts halten bis zur Landstraße. Hier links bis zur Badestelle an der Lanke – und gegenüber in den Feldweg ein. Hinter der Eisenbahnbrücke wieder links halten und bis Nietwerder fahren. Dort wieder links, und dann hat man die Möglichkeit direkt hinter dem Ort rechts abzubiegen, muss einen Hof passieren – um auf einem Feldweg bis nach Gildenhall zu fahren, falls man nicht den Radwege nutzen möchte.

Jede Strecke ist letztlich ein Mix aus ganz verschiedenen Untergründen, die verschiedene Geschwindigkeiten ermöglichen (so der Hund das möchte) und mehr oder minder lang und schwer zu fahren sind. Aber Spaß machen sie eigentlich alle.


Hier das Satellitenbild von google maps aus dem Gebiet

Alle hier gezeigten Kartenausschnitte habe ich von Komoot rausgezogen. Wie ihr seht, sieht jede Karte etwas anders aus und ist schon fast eine Wissenschaft für sich. Mit etwas Übung bekommt man es aber gut hin, sich auf den Karten zurecht zu finden.

Was man auch sieht: auf dem Satellitenbild kann man zwar schon viel erkennen, aber es lässt sich noch weiter vergrößern. Dann sieht es so aus:




Und hier kann man dann ziemlich gut erkennen, was für Wege es sind und zum Teil auch, ob die überhaupt real befahrbar sind. Denn auf den Übersichtskarten sind mitunter Wege und auch Wegeverbindungen verzeichnet, die in der Realität so nicht unbedingt existieren. Oder einfach Privatwege von Bauernhöfen aus sind, die aber auf der Karte aussehen wie nutzbare Wanderwege.

Hierzu auch ein Beispiel aus dem Gebiet da oben:




Hier ist auf dem Satellitenbild ein Bahnübergang für Fußgänger zu sehen. Mitten im fast Nirgendwo gibt es also einen Weg für Fußgänger über die Bahn... interessant!





Hier ist der gleiche Kartenausschnitt auf der üblichen Komoot-Karte zu sehen. Aha, da ist tatsächlich ein Weg über die Bahn und bei den Bäumen!





Der Ausschnitt via Open Street Map etwas größer und für euch zur Orientierung oben die Markierung vom Bauernhof. Tatsache! Da geht ein Weg über die Bahnschienen und von hinten in die Kränzliner Siedlung! Boah! Sogar auf der Strecke zwischen Bahn und Goethestraße ein Wiesenweg!

Tja... nur das der nicht immer befahrbar ist, sondern auch mal abgesperrt ist, weil dort Rinder weiden. Sonst ist es ein netter und sehr pfotenfreundlicher Weg. Man darf sich halt nur nicht darauf verlassen, den tatsächlich jederzeit nutzen zu können.


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Vielen Dank für den Kommentar. Er wird nicht sofort zu sehen sein, weil ich erst noch schauen möchte, ob es tatsächlich ein Kommentar ist oder ob es Werbung aus Nigeria und Co ist.