Freitag, 11. März 2016

wir leben noch



So, zwischendurch mal ein Lebenszeichen von uns. Wir leben noch, haben aber derzeit privat einige Sachen die wir erst einmal verarbeiten müssen und dabei ist der Blog leider etwas zu kurz gekommen.

Aber so langsam geht es wieder, nach und nach ist aus einer herben Enttäuschung und viel Verunsicherung etwas sehr Großartiges geworden. Ich habe ja immer gesagt: "Ich bleib´ beim Hund!" - ich habe aber nie gesagt, das da am anderen Ende der Leine vielleicht noch jemand dran hängt. OK, das kam alles dann wie eine riesengroße Welle über uns hereingebrochen und wie das mit Wellen so ist, wenn die groß sind und über einen hereinbrechen, hat man mitunter das Gefühl, zu ertrinken. Grad, weil in den letzten Jahren ziemlich viel schief gelaufen ist, hat es mir ziemlich den Boden unter den Füßen weggehauen. Ich glaube, gelernt haben wir beide in den letzten Wochen eine ganze Menge. Aber nicht nur wir Zweibeiner, auch unsere Vierbeiner haben einiges gelernt. Das sie miteinander problemlos umgehen zum Beispiel. Für Joey ist das schon ziemlich gut, auch wenn er ein eher defensiver Hund ist und der andere eher so ein Hans-Dampf in allen Gassen.

Dann gab es noch einen Termin im Jobcenter, der dann so die "Krönung" der letzten Monate und dem ganzen Hin- und Her war und mich für einige Tage ziemlich aus der Bahn geworfen hat. Nicht nur das, der Stress, der sich dadurch entwickelt hat, bescherte mir dann einen hochfrequenten Dauerton im Ohr und die Erkenntnis, das man in Neuruppin sehr schlecht HNO-Termine bekommt. Mittlerweile habe ich zumindest (oder sagen wir mal so, ich hoffe es zumindest) erreichen können, dass nicht immer wieder irgendwelche neuen Leute die letztlich nichts wissen, für mich zuständig sind und mir einen Scheiß nach dem Anderen erzählen und sich gerne auch mal widersprechen oder das jemand, der mir auf jede Frage antwortet, das er keine Ahnung hat, mit mir dann eine rechtsverbindliche Vereinbarung schließen möchte. Das geht ja mal so gar nicht, ständig wird in der Zeitung vor Haustürgeschäften gewarnt, die im Prinzip genau so ablaufen, aber ausgerechnet eine Behörde arbeitet so? An dem Tag habe ich mich gewundert, das dort noch niemand Amok gelaufen ist. Denn im Grunde wissen die Mitarbeiter dort oft doch gar nicht, was sie in den Menschen anrichten. Letztlich interessiert es auch die wenigsten Leute, die dort arbeiten, wie es einem tatsächlich geht, ob Mitarbeiter eins und zwei sich widersprechen und der Sachbearbeiter im Hintergrund wieder eine andere Auffassung hat, weil er nur auf ein paar Daten guckt aber nicht auf den Menschen.

Ich habe für mich auf meine Gesamtsituation und mit Junior vereinbar das Optimum an Möglichkeit gefunden und spare dem Landkreis jeden Monat ganz konkret ein paar hundert Euro durch das, was ich alles mache. Ich habe eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf, entlaste langfristig das Sozialsystem und engagiere mich. Mache also alles das, was doch eigentlich immer wieder in vielen Zeitungsartikeln gefordert wird. Aber... es ist egal. Das zählt nicht. Weil der Blickwinkel vieler Behörden genau am Rand ihrer Espresso-Untertasse endet. Ich denke, wenn wir eine sozialere Gesellschaft wollen, darf der Blick nicht irgendwo an einem Untertassenrand hängen bleiben. Denn genau damit verbauen wir uns viele Chancen. Wenn man möchte, das mehr Menschen sich engagieren, dann darf man sie nicht gängeln wollen, zu Nummern oder Fällen reduzieren. Denn genau damit verhindert man doch, was man eigentlich ändern möchte. Selbstverständlich wird man nicht jeden Menschen dafür begeistern können, sich zu engagieren, sich seinen Bereich zu suchen, der für ihn optimal ist und wo er alles umsetzen kann, was er je gelernt hat... aber ich halte es eben für verkehrt, deshalb genau denjenigen, die für sich einen Weg gefunden haben, mehr Steine als notwendig in den Weg zu werfen. Ich könnte auch gar nichts machen, dem Klischee entsprechen und Bier trinkend den ganze Tag die Glotze laufen lassen, auf Kleidergröße 58 anquellen und dafür sorgen, das mein Kind für den Rest seines Lebens eine kostenaufwändige Betreuung benötigt und mir alle Rechtstricks aus ALG2-Foren raussuchen und zu meinem Lebensziel erklären, die Behörde mit Anträgen, Widersprüchen und Klagen zuzupflastern. Das ist aber nicht mein Ding. Ich möchte einfach nur fair behandelt werden.

Dann gibt es endlich kein türkis-grünes Zimmer mehr in unserer Wohnung. Wir haben sie damals  zum Teil unrenoviert übernommen. Mein Ex so: "Die brauchen wir sowieso maximal ein halbes Jahr, dann ist das Haus fertig!". Ah... ja. Das war so eine Aussage vom Sommer 2012. Vorgestern haben Junior und ich mit einer Mischung aus Gelächter und Entsetzen quer über dem Tisch gelegen... im Haus, wegen dem wir überhaupt hier gelandet ist, wird "gerade das Bad gemacht". Ich wollte nie für längere Zeit in so einer Art Favela-Feeling leben. Favelas sind größere Flächen in Städten, wo sich die finanziell sehr schwachen Menschen aus allerlei Fundsachen Hütten gebaut haben. Anderswo nennt man das Slums. Urgs... ne. Klein Johannisburg in Neuruppin.

Junior hat zum Geburtstag ein renoviertes Zimmer in seinen Lieblingsfarben bekommen, jetzt müssen wir nur noch ein neues Bett bauen, denn das alte war so "3.Hand" und eh ganz ursprünglich aus einem Billigmöbelmarkt. Das hat nicht überlebt. Im Flur habe ich dann Farbreste verarbeitet und einen ziemlich tollen Effekt damit hinbekommen, das ich zwei Farben unten in einen Farbeimer gekippt habe und dann mit einer Farbrolle beide aufgenommen habe. Tja und dann habe ich nach über 6 Jahren auch wieder ein richtiges Bett und schlafe nicht mehr auf dem Fußboden.  Das ist jetzt nur für Joey blöd gewesen, weil er immer vor meinem Bett gelegen hat, so dass ich ihn mit einer Hand noch streicheln konnte. Ganz fertig ist mein Bett noch nicht, aber eigentlich fehlen jetzt nur noch "die Goodies".  Es ist mittelhoch und wenn es so fertig wird, wie geplant, habe ich eine Burg. Weil ich es immer total bescheuert gefunden habe, auf den tollen Abenteuerbetten der Kinder dann Probleme mit dem Beziehen von Matratzen zu haben, habe ich jetzt gleich beim Entwurf darauf geachtet, das ich so etwas problemlos hinbekomme. Weil es etwas höher ist, steht unser Trampolin davor. Erkläre mir mal jemand, wer sonst mit 48 Jahren ein Bett hat, vor dem ein Trampolin steht, damit man rauf kommt!  Ich bin sicher, LANGWEILIG wird das Leben irgendwann ganz von alleine. Joey ist schon etwas mutiger geworden, was das Trampolin anbelangt, er traut sich dort jetzt viel schneller drauf.

Nach wie vor sind wir mehrmals in der Woche bikejörend unterwegs. Die längste Tour war vor zwei Wochen 17 km. Das Wetter war schön sonnig und ich dachte, es wäre ok, wenn ich mal nicht die dicke Sicherheitsjacke anziehe. Dann ging es über den Alt-Stöffiner Weg und ich bin als Eisklotz wieder zu Hause gelandet. Ansonsten sind wir auch oft im Gutspark unterwegs. Die Durchschnittsgesschwindigkeit hat sich jetzt schon mehrmals bei 11 km/h eingependelt. Das ist auf eine Stunde gesehen voll in Ordnung und wir haben den Skaterplatz mal erkundet. Den finde ich ziemlich gut um zwischendurch einfach mal ein bisschen Fahrtechnik zu üben. Klingt zwar auf dem ersten Blick irgendwie etwas albern - aber es ist ein Unterschied, ob ich auf einem Weg über einen Hubbel oder durch ein Loch knalle, und sofort stehen bleiben kann oder mich halt hinpacke - oder ob ein Hund vor dem Rad ist und es auch dann zieht, wenn das Rad unter dir ausbricht oder was auch immer. Oder ein glatter Ast - zack, rutscht dir einer der Reifen weg...  die Wellenbahn auf dem Skaterplatz ermöglicht mir, da einfach mehr Sicherheit aufzubauen. Wie erwartet wirkt sich auch das Trampolin sehr positiv aufs Bikejöring aus, weil das Gleichgewicht einfach besser geworden ist.

Zum Schluss noch ein kleiner Hinweis:











































1 Kommentar:

  1. Was für eine Geschichte. Ich bedaure, dass es sich um Deine Erlebnisse handelt... Wünsche Dir alles Gute.

    Viele liebe Grüße
    Sabine mit Socke

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Vielen Dank für den Kommentar. Er wird nicht sofort zu sehen sein, weil ich erst noch schauen möchte, ob es tatsächlich ein Kommentar ist oder ob es Werbung aus Nigeria und Co ist.