Freitag, 4. Oktober 2013

Hunderunden, Tourenvorschlag Stadtpark, Flugplatz, Klappgraben




die Herbstferien nutze ich unter anderem für einige längere Hunderunden. Länger ist relativ, aber nach 8 Kilometern mit Joey Katastrophulos kann man schon mal ziemlich erledigt sein. Also... mehr als sonst...

Wer mal „so gar keinen Plan hat“ wo er mit seinem Hund längs könnte und vielleicht auch mal eine neue Ecke entdecken möchte ist herzlich eingeladen, sich an den Tourenvorschlägen zu orientieren. Die erste Tour ist etwa 7,5 km lang und führt Richtung Alt-Ruppin, durch Stadtpark, Musikersiedlung, und in einem Bogen über altes Flugplatzgelände wieder zurück. Kürzere Varianten sind angegeben.

Wer einen Blick auf die Karte werfen möchte:



Wir starten mitten in der Stadt. Geht mal zum Denkmal auf dem Schulplatz und schaut euch die in den Boden eingelassene Platte genauer an :-) (die kleinere von beiden!)

Von dort gehen wir links am Museum vorbei in Richtung Post. Zwischen den Bäumen findet ihr einige Kunstwerke, es gab hier 2005 mal ein größeres Kunstfestival und die entstandenen Werke haben verschiedene Plätze in der Stadt gefunden.

Bei der Post (A) – und das Gebäude (gebaut 1800 – 1801, laut der Liste mit den Baudenkmälern in Neuruppin auf Wikipedia, etwa 1870 laut unserem netten Baudezernenten) solltet ihr euch mal genauer anschauen – wechseln wir über die Straße und halten uns links um in die Poststraße abzubiegen um von dort zur Promenade zu kommen. Gleich hinter dem ersten Haus ist ein Baugrundstück, dort ist eine größere Einrichtung für senioren- und behindertengerechtes Wohnen als Mehrgenerationenhaus geplant.

Wirklich toll zu sehen ist dann an dem Fachwerkhaus die Bauweise, auch wenn es leider sehr marode ist. Aber noch kann man hier an einem der ältesten Häuser wunderbar sehen, wie man sie früher gebaut hat, wie das Stroh um die Staken gewickelt und dann mit Lehm verputzt wurde. Ein Blick über die Mauer in den Hof zeigt alte Ställe.

Ein Stückchen weiter findet ihr ein saniertes Fachwerkhaus, bei dem man einfach wunderbar sehen kann, wie das Holz arbeitet: an der grauen neuen Türe. Den Unterschied zwischen alten und neuen Fachwerkbalken erkennt ihr an der Bearbeitung. Die neuen Balken sind maschinell bearbeitet, die alten mit traditionellem Werkzeug und viel Handarbeit.


Weiter geht es bis hinunter zur Promenade, ein bisschen den Ruppiner See gucken. Wir gehen Richtung Seedamm und biegen hinter dem Förderhaus der Thermalsole (B) ab. Dort findet ihr ein großes Plakat mit dem Hinweis, das die Thermalsole dort aus einer Tiefe von 1700 Metern gefördert wird. Zum Vergleich: Der Weg vom Schulplatz bis hierher ist etwas über 1000 Meter und wenn ihr quer über den See auf die andere Seite schaut, sind das etwa 520 Meter.

Pro Stunde werden etwa 25 Kubikmeter der Thermalsole gefördert, das übrigens anerkanntes Heilwasser ist. Die Inhaltsstoffe sind Natrium, Magnesium, Kalzium und Chlorid. (Quelle: Webseite der Therme).

An der Straße angekommen, halten wir uns rechts und gehen an der Industriebrache entlang. Auch dieses Gelände gehört der SIN-Gruppe, die Eigentümer von Seehotel und Therme ist. Allerdings muss hier der Boden aufwändig saniert werden, da er durch die Feuerlöscherproduktion ziemlich verseucht ist. Später soll hier vielleicht mal eine Klinik entstehen oder eine Abfüllanlage für das Heilwasser... oder beides.




Solange das aber noch nicht passiert ist, kann man noch die „Galerie auf Zeit“ (C) besuchen, an der wir vorbeikommen. Gemeint sind die auf Planen aufgezogenen alten Fotos der Feuerslöschgerätefabrik in den Fensteröffnungen. Tolle Idee!

An der Kreuzung geht es für uns geradeaus weiter in die Ernst-Toller-Strasse. Das war ein deutscher Schriftsteller jüdischer Herkunft, der in die USA ausgewandert ist und sich dort mit 45 Jahren umgebracht hat. Die Geschichte von ihm ist etwas länger, recht interessant und auf Wikipedia zu finden. Gleich am Anfang findet sich die Friedenskapelle der Baptistengemeinde (D). Das Haus wurde 1915 eingeweiht und steht unter Denkmalschutz. .Noch zur Orientierung: Die Häuser an dieser Strasse haben an der Rückseite ihrer Gärten die Stadtmauer.

Wer sich schon immer gefragt hat, wo in Neuruppin man absolut problemlos und ohne Kontrolle vom Ordnungsamt parken kann: hier! Folgt man der Strasse, kommt man am Bahnhof heraus, das ist aber nur Fussgängern und Radfahrern vergönnt. Wir wollen aber über den Bahnübergang an der Ernst-Toller-Strasse und damit in eines der größten und ältesten Kleingartengebiete Neuruppins. Schon auf der mittelalterlichen Karte sind hier Bürgergärten verzeichnet!

Nun geht es immer der Hans-Thörner-Straße entlang, die irgendwann einen scharfen Knick nach rechts macht und, dem wir ebenfalls folgen. Nach etwa 200 Metern geht es links in der Gartenstrasse weiter. Aber geradeaus ist ein kleine Trampelpfad (E) direkt zum See, wo Hunde sich die Pfoten kühlen und Wasser saufen können.

Weiter geht es die Gartenstrasse entlang, bald kommen wir an einen Querweg. Hier haben wir etwa 2.3 km hinter uns. Wer anfängt, zu schwächeln, der kann sich entscheiden links „wieder der Zivilisation“ entgegen zu laufen und wird nach wenigen Minuten in Höhe des Schlossgartens sein. Bis zum Bahnhof ist es dann die „Strasse des Friedens“ und ab dem Bahnhof die Karl-Marx-Straße, die zurück in die Innentstadt führt. Diese Runde ist dann etwa 3, 7 Kilometer lang.

Wir halten uns rechts Richtung See und kommen schon bald an der alten Fischereigenossenschaft (F) vorbei. Als Fischerei gibt es hier noch Firma Purand, bei der man bis auf sonntags jeden Tag frischen Fisch vor Ort bekommt (oder auf dem Wochenmarkt / Schulplatz).

Bild vom Frühjahr 2013

Achtet mal auf das Tor bei der alten Genossenschaft! Das sieht nämlich so aus:





Geradeaus weiter kommen wir zum Jahnbad, der Seebadeanstalt von Neuruppin. Mehr zum Jahnbad findet sich auf der Website www.seebadeanstalt-neuruppin.de

Direkt am Jahnbad fängt der Uferwanderweg an, der bis nach Alt-Ruppin führt und wirklich schön ist. Wir nutzen ihn aber nur bis zum Stadtpark und kommen dabei an einer alten Gärtnerei vorbei. Im Stadtpark angekommen stellen wir bei einem Blick links auf die Eiche fest, das wir ein Stück auf dem E 10 gelaufen sind. Das ist ein Fernwanderweg der in 20 Etappen und auf einer Länge von 452 km quer durch Brandenburg führt. Insgesamt soll er den Norden Finlands mit dem Süden Spaniens verbinden. In Mitteleuropa gibt es eine gesicherte Auszeichnung über etwa 2800 km – und der Uferwanderweg gehört dazu! 

Bild vom Frühjahr 2013
 
Die andere Markierung weist auf den Rundwanderweg „Ruppiner Land“ hin, der eine Gesamtlänge von 250 km hat. 11 Tagesetappen von 15 – 30 km sind an Bahnhöfe angeschlossen. Allerdings ist das der Stand von 2005.

Ein Picknickplatz (G) mit Tischen, Bänken und einem schönen Seeblick lädt zum Rasten ein, bevor es weiter geht. Weiter heisst jetzt, den Weg vom See weg zu nehmen, der am Goldfischteich (H) vorbei führt. 

 

Hier findet sich ein großer Gedenkstein für Alexander von Wulffen (1784 - 1861), auf dessen Initiative hin der Stadtpark 1834 entstanden ist. Von Wulffen war Regimentskommandeur in Neuruppin und Begründer des Neuruppiner Verschönerungsvereins. Er hatte übrigens die Idee, das Bollwerk (die Promenade) zu errichten. Das heisst, er hat sein Regiment dazu genommen, das Ufer an der heutigen Promenade zu befestigen. Der Stadtpark, heute ein Baudenkmal, war früher übrigens ein Schießplatz. Der Teich existiert seit 1835.



An einer Bank am See sitzt ein großer Kerl aus Holz (I) und ist mittlerweile ein Zeichen dafür, das alles was tote Materie ist, irgendwann von Würmern und Co zerfressen wird. Auf dem Weg zu diesem Kerl kommen wir an einem Weg vorbei, der zu einem weiteren Kleingartengebiet führt, an dessen Rand der Weg „Am Stadtpark“ entlang geht, parallel führt ein Weg im Stadtpark zur Alt-Ruppiner-Allee, die unser nächstes Ziel ist.



Unterhalb der Straße geht ein Weg entlang, auf dem man recht unbehelligt von Radfahrern mit Hunden laufen kann. Wir halten uns Stadtauswärts und gehen bis zum Volksparkstadion, wechseln dort über die Straße und gehen am Stadiongelände entlang. Hinten bei den gelben Gebäuden können wir jede Menge Schilder lesen, das Hunde dort verboten sind – aber wir wollen ja nicht ins Stadion, sondern nur daran vorbei und stellen dann beim letzten Gebäude fest, das alle Hunde bis auf einen dort verboten ist. Vor dessen Bissigkeit wird nämlich gewarnt.



Weiter geht es über den Trampelpfad, der das Stadion mit der Musikersiedlung verbindet. Wir landen an der Auffahrt zum Stadtbauhof an der Gentzstraße. Von hier aus geht es wieder Richtung Innenstadt, und zwar die Gentzstraße links herunter bis zum Babimost-Ring. Zur besseren Orientierung: real.- . Einmal über die Strasse geht es neben dem Friedhof weiter. Dort in der Ecke ist das, was vom Jüdischen Friedhof (J) noch erhalten geblieben ist. Insgesamt ist der Friedhof an der Wittstocker Allee sehr beeindruckend. Wenn ihr das riesige Holzkreuz (K) seht: dort ist ein Massengrab von 77 Opfern des Todesmarsches, auf den hier in der Gegend auf vielen Tafeln hingewiesen wird. Lediglich von dreien davon ist der Name bekannt. Hinweis: Auf dem Friedhof sind Hunde verboten - allerdings war ich mit meinem gut erzogenen großen Hund an einer 2 Meter-Leine auf dem Friedhof und hatte keine Probleme. Ich hätte es auch bedauert, wegenn dem Hund diese großartige und beeindruckende Anlage nicht kennenlernen zu dürfen. Ich denke, wenn man beachtet, das es ein Ort der Andacht, Ruhe und vor allem auch des Respekts ist und sich umsichtig und eben auch respektvoll verhält, gibt es wenig Probleme. Wer auf 8 Meter-Leine, "mein Hund darf alles!" und "nach mir die Sintflut" steht, möge bitte vom Friedhof runter bleiben!

Auch an der Wittstocker Allee habt ihr wieder die Wahl, einfach die Allee in Richtung Innenstadt zu laufen (1,6 km) oder vor der Bushaltestelle bei der Ostpriegnitz-Ruppiner-Verkehrsgesellschaft über die Strasse zu gehen und dort in die Hans-Grade-Strasse zu laufen, die an einem Teil des ehemaligen Flugplatzgeländes vorbeiführt.

Bild: wikipedia


Hans Grade war übrigens ein Maschinenbauer und Flugpionier. Von der Hans-Grade-Strasse aus führt ein Weg zu den Hangars, diesen nehmt ihr um auf den ausgetretenen Wegen über das Gelände zu kommen. Ein Teil des Geländes, links neben diesem Weg, ist ABGESPERRT. Auch wenn irgendwelche Idioten dort den Zaun demoliert haben: NO-GO-AREA! Munitionsreste, unterirdische Anlage und so weiter gefährden dort eure Sicherheit. Haltet euch auf dem Weg, geht zwischen den beiden Hangars durch und dann seht ihr links hinter dem einen Hangar eine große Sandfläche. Nutzt diese als Weg und orientiert euch dann hinter den Häusern an den Trampelpfaden. Diese führen euch an dem Mast mit dem Storchennest und an einem Goldfischteich vorbei (die Fische dort sind echt neugierig!) und ihr landet zwischen Lilienthal-Ring und Walter-Rathenau-Straße an einer Pferdekoppel (L)

Davor links den Weg hoch bis nach wenigen Metern rechts ein Weg abgeht, der euch bis zur Bahnlinie und einem Übergang bringt. Hier könnt ihr einen Blick auf das Ausbesserungswerk der Bahn (M)  und den alten Bahnhof werfen, der vom Jugendwohnprojekt „Mittendrin“ ersteigert wurde und gerade umgebaut wird.

Nach dem Bahnübergang (N) geht es eigentlich immer den Klappgraben entlang, der vor dem Wall unter der Erde verschwindet. Ihr wechselt über die Kreuzung und seit dann in der Schinkelstrasse, kommt an der Hauptfeuerwache (O)  mit den schönen alten Portalfiguren vorbei, am aktuellen Mittendrin, der Sparkasse (P,auch dieses Gebäude hat wunderschöne Figuren auf der Fassade!) genauso wie am Amtsgericht (Q) vorbei. Haltet die Augen auf und guckt mal nach oben! Findet ihr das Schaukelpferd und die Bauklötze? Rechts führt uns die Karl-Marx-Straße wieder auf den Schulplatz.

Als kurzer Abstecher sei euch sehr ans Herz gelegt, bei der Sparkasse „um die Ecke“ in die Bernhard-Brasch-Straße abzubiegen. Dort gibt es tolle Fresken an den Häusern, auf der Rückseite vom Amtsgericht ein altes Tor – und guckt euch mal die alten Wandlampen am Amtsgericht genauer an! Ich habe es nur durch Zufall gesehen, was die darstellen und finde es total schön! Das Amts- und Landgericht wurde von 1881 bis 1887 erbaut, vorher stand hier das Rathaus. Das erste Rathaus fiel dem Stadtbrand zum Opfer. Interessant finde ich die Geschichte, das dieses erste Rathaus einen Braukeller hatte und dieser so schnell wie möglich nach den Brand wieder den Betrieb aufnehmen sollte um die Menschen mit frisch Gebrautem zu versorgen. Das nachfolgende Rathaus war dann entsprechend größer und prächtiger und vereinte Rathaus und Gerichtsbarkeit unter einem Dach – bis sich die Gerichtsbarkeit über zu wenig Platz beschwerte, es einen Prozess gab und dann geurteilt wurde, das Rathaus wäre der Justiz zu überlassen und die Verwaltung müsse sich neue Räumlichkeiten suchen. Bald darauf wurde das gar nicht mal so alte neue Rathaus umgebaut und erweitert und das Amtsgericht in seiner jetzigen Form von 1881 bis 1887 ist entstanden. (Vielen Dank an Herrn Krohn auch für die Korrektur :-) )

Der alte Zellentrakt ist nach wie vor erhalten, aber ein bisschen umgebaut, immerhin enthalten die Zellen jetzt Büros. Im Sommer sind die Angestellten in dem Gebäude nicht unbedingt zu beneiden, denn wenn es draussen sehr warm wird, herrschen auch in den Räumen dort tropische Temperaturen von bis zu über 30 Grad, die das Arbeiten zum Teil unmöglich machen.






















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Vielen Dank für den Kommentar. Er wird nicht sofort zu sehen sein, weil ich erst noch schauen möchte, ob es tatsächlich ein Kommentar ist oder ob es Werbung aus Nigeria und Co ist.