Es ist Weihnachten... bereits kurz nach
den Sommerferien, spätestens nach den Herbstferien kreisen die
Gedanken schon manchmal um das baldige Weihnachtsfest. NEIN,
STIMMT NICHT! Bei uns fängt die Vorbereitung auf die Adventszeit
im Sommer des aktuellen Jahres an und die Nachbereitung der
Weihnachtszeit endet definitiv im Sommer des darauffolgenden Jahres.
Ich gebe aber zu: Das war nicht immer so. Die
Weihnachtsneandertaler-Zeiten, wo wir noch mit einer kleinen
Lichterkette, Baumschmuck und einem Adventskranz ausgekommen sind,
waren vor nicht mal so vielen Jahren normal. Doch dann kam ein sehr
einschneidendes Erlebnis: Die Uraufführung von „Schöne
Bescherung“ mit Familie Griswold im deutschen Fernsehen.
Ein Erlebnis, das unser Familienleben
von Jahr zu Jahr mehr prägt und sich in Äußerungen widerspiegelt
wie (Hilfe, mein Mann hat eine Woche Urlaub) „MAMA, mach´ dir mal
keine Sorgen, der sitzt sowieso die ganze Woche auf dem Dach!“
(meine Tochter) oder, als sein Chef anruft und fragt, ob sein
Untertan zu sprechen ist: „Ich weiß nicht, der klebt gerade
irgendwo an der Hauswand!“ (ich zu seinem Chef) oder auch „Die
Katze sieht so komisch aus, die hat glaube ich gerade an einer
Lichterkette herumgekaut!“ (die danach entsorgt werden konnte...
die Lichterkette, nicht die Katze!)
Man(n) wird quasie ganz nebenbei zum
Spezialisten für Lichterketten und entdeckt nach und nach auch deren
praktischen Gebrauch während des Jahres, wie z. B. beim Grillfest im
Sommer. Wo andere Männer mit Begeisterung Briefmarken sortieren,
Steichholzfiguren zusammenkleben, in der Nase nach Öl bohren oder
mit Qu-Tips und wachsendem Enthusiasmus die Lüftungsschlitze ihrer
Autoheizung säubern, sortiert meiner Lichterketten. Er tauscht
kaputte Birnchen aus, die oft auch erst einmal gefunden werden müssen
und überlegt, ob Kabelbinder oder Drahtösen besser zur Befestigung
sind. Wo früher ein mordsmäßiger Kabelsalat mit etlichen Trafos,
Zeitschaltuhren und Steckern im Schlafzimmer war, extra eine
Außenleute demontiert wurde, um an Strom zu kommen lief bei unserem
neuen Haus schon im Hochsommer die Planung für die
Weihnachtsbeleuchtung. Der Elektriker wurde angewiesen, auch auf dem
Dachboden eine Steckdose zu legen, die eine eigene Sicherung bekommt.
WELCH EIN LUXUS!
Wo im alten Haus die Konturen des
Hauses beleuchtet waren und in der Loggia ein Rentierschlitten
baumelte, können wir uns im Eigenheim weit besser entfalten. Die
Konturen sind beleuchtet, die Fenster sind zum Teil beleuchtet, auf
dem First liegt eine Lichterkette, der Schornstein leuchtet, auf dem
Garagendach startet ein Rentierschlitten, ein Weihnachtsmann hängt
vorne am Giebel. Selbst ein beleuchteter Weihnachtsbaum steht schon
seit Mitte November im Wohnzimmer. Ein Geschäft hatte ihn
aussortiert und mein Göttergatte fand ihn unwiderstehlich.
(Mittlerweile ist er vor die Haustüre umgezogen – der Baum, nicht
der Göttergatte)
Voller Stolz werden Kitsch und Krempel
mit Kabel und Stecker dran jedes Jahr vom Dachboden geräumt und die
ungefähr 10 – 20 Zeitschaltuhren programmiert, die unsere
Illumination steuern. Ich gebe zu: In der Adventszeit benötigen
unsere Nachbarn erheblich weniger Strom. Wir beleuchten sie einfach
alle mit. Wo im Herbst die Jalousien herunterrattern, damit der
Nachbar nichts sieht und seine Ruhe hat – in der Adventszeit bleibt
sie oben. Das erspart das Licht im Wohnzimmer. Aber es wird in der
Vorweihnachtszeit ja auch unruhiger auf der Straße. Wir wohnen ja
recht ruhig und somit hört man dann schon eher, wenn der Verkehr in
der Straße mehr wird.
Im alten Haus war das zum Schluss so,
dass man genau hörte, wenn ein Auto durch die Tempo 30 Zone
gebrettert kam und kurz vor unserem Haus dann auf Tempo 5 herunter
bremste um kurz nach unserem Haus dann die Beschleunigung von 5 auf
50 auszutesten. Das waren nicht mal wenige Autos, aber zum Glück
noch keine Reisebusse mit Illuminationstouristen. Aber mir schwant
schon Böses für die nächsten Jahre!
Nicht, das wir wie ursprünglich
geplant, eigentlich sehen wollten, ob wir irgendwie eine alte
Flaklichtorgel ergattern können um damit „Fröhliche Weihnachten“
an den Himmel zu schreiben oder bei der Neueindeckung des Daches
Spezialpfannen mit eingebauten LED´s nehmen um eine weihnachtliche
Laufschrift auf dem Dach zu programmieren – nein wir wohnen nun
unter Europas größtem Adventskranz – und allein der zieht jedes
Jahr einen Haufen Menschen an. Wenn die dann beim Rumkreiseln um den
Turm plötzlich denken: „Mensch, so etwas habe ich schon mal bei
Däniken im Fernsehen gesehen! So helle Lichter, da ist ein Ufo
gelandet, komm Schatz, lass und mal gucken fahren!“ dann wird es
eng.
Vor allem, weil der Imbisswagen dann so viel Platz wegnimmt.
Denn so etwas müssen wir dann ja an die Straße stellen, um den
Leuten ein heißes Würstchen zu überteuerten Preisen in die Hand zu
drücken, Ansichtskarten unseres Hauses zu verkaufen oder einzelne
Birnchen zu überhöhten Preisen zu vertickern, damit wir die
gestiegenen Stromkosten wieder herein bekommen. Denn: WIR
sitzen IM Haus und sehen von dem ganzen Zinnober ziemlich
wenig. Na ja, es sei denn, wir gucken bei den Nachbarn gegenüber in
die Fenster. Da spiegeln sich dann hunderte von Lichtern unseres
Hauses.
Aber es macht schon Spaß zu überlegen,
was man ergänzen könnte, von der Krippe im Großformat auf dem
Balkon, der sowieso nicht benutzt wird oder große Sterne auf dem
Dach. Nun ja, wir werden sehen. Besonders spannend wird es übrigens
in einigen Jahren, weil wir unser Haus noch dicker verkleiden müssen.
Es ist ein altes Fertighaus und wenn ihr wüsstet, was wir für
Außenwände (Mauern sind das ja nicht, eher so ein japanisches
Teehaus) haben! Weil es eben sehr viel praktischer für unsere
Beleuchtung ist, haben wir uns überlegt, dem Haus eine Holzfassade
zu gönnen. Wenn das Geld dafür übrig ist. Es ist auch wesentlich
einfacher, defekte Lichterketten auszutauschen, die an der Hauswand
festgetackert sind, als wenn man jedes Mal die Mauerfugen aufkratzen
müsste, weil man sie mit einzementiert hat. So ganz praktisch
gedacht.
Aber das dauert noch und so lange
überlege ich, ob wir nicht die örtliche Farbenfirma anhauen, an
unserem Haus nachtleuchtende Farbe in Form von vielen Sternchen
auszuprobieren. Das sieht bestimmt cool aus. Besser jedenfalls, als
das derzeitige Flickwerk an der vorderen Seite, wo ein Teil des
Putzes ausgewechselt werden musste und wir leider keine passende
Farbe mehr hatten. Einer Fachverkäuferin vertrauend „Jaja, das
wird schon noch dunkler wenn Sie es streichen!“ haben wir dann eine
Farbe erwischt, die diverse Nuancen zu hell war. Ich habe ja gleich
gesagt: „Lass uns rosa nehmen und nach dem Trocknen mit einem
Edding lauter kleine schwarze Stricken um den Rand machen, dann sieht
das aus wie angenäht!“ - aber nein, wollte ja wieder keiner.
Vielleicht wird aber im nächsten Jahr
auch eine Sonderförderung des hiesigen Stromlieferanten
ausgeschrieben. So ähnlich wie “Welches Haus ist der hellste Stern
von Betlehem? Verbauen Sie Lichterketten bis ihr Zähler qualmt und
gewinnen Sie einen Monat Strom!“ oder so. Interessant wäre, ob
unsere Wohngegend auch die derzeitige Orientierung der
Hubschrauberpiloten in der Dunkelheit, die oft abends hier
herumfliegen, so dass man denken könnte die machen Sightseeingflüge,
beeinflusst. Wahrscheinlich bekommen die Anweisungen wie: „An der
Straße mit den Sternen entlang bis zum Weihnachtsbaum auf dem
Marktplatz, dann einen Schwenk nach links bis zu den Häusern mit den
Lichterschläuchen unter dem Giebel. Danach rechts zwischen dem Turm
und dem hellen Haus mit dem Rentierschlitten auf dem Dach durch. Nur
wenn es über uns anfängt zu knirschen, dann hat der Pilot sich mit
dem Landeplatz um zwei Kilometer vertan.
….
In anderen Gegenden kann man die
Weihnachtsausgabe einer Zeitung dann nicht nur mit Fotos, sondern
auch mit Texten gestalten :-D. Das war mein Siegertext für die
Weihnachtsausgabe von 2005 so einer Zeitung. Lang, lang ist es her
und auch keine Neuruppiner Geschichte, sondern eine aus dem
Ammerland. Übrigens tauchten ein Jahr später tatsächlich
Reisebusse auf, die sich durch die kleine Straße gequetscht haben um
den Insassen unser beleuchtetes Haus zu zeigen!
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Vielen Dank für den Kommentar. Er wird nicht sofort zu sehen sein, weil ich erst noch schauen möchte, ob es tatsächlich ein Kommentar ist oder ob es Werbung aus Nigeria und Co ist.