Mittwoch, 15. Juni 2016

Berlin, Berlin, wir waren in Bärlin

Ab und zu müssen wir ja nach Berlin. Entweder zum ZOB wo die Fernbusse abfahren oder zum Arzt, weil es in Neuruppin keinen Arzt gibt, der als Endokrinologe praktiziert. Also als ein Arzt, der sich auf das Wissen um die ganzen Hormone spezialisiert hat. Wir brauchen so etwas, weil Nick als kleines Kind eine Strahlentherapie hatte, bei der sein Kopf bestrahlt wurde. Und mit den Hormonen und der körpereigenen Herstellung ist das so eine Sache. Habt ihr schon mal Domino-Day gesehen? Wo in den Niederlanden eine Woche lang an riesigen Bildern aus Domino-Steinen gebaut wird und ein einziger Stein löst eine Kettenreaktion aus, die tausende von Steinen umfallen lässt?

Also ganz (ganz!) grob erklärt funktioniert das mit den Hormonen im Körper auch so. Es gibt im Kopf einen Bereich, da wird ein Hormon hergestellt, das sich Somatrophin nennt. Das ist ein Wachstumshormon. Durch die Bestrahlung damals wurde faktisch der Bereich, wo das gebildet wird "platt gemacht". So platt, dass der Körper kaum noch in der Lage war, Somatrophin herzustellen. Das Interessante an dem Hormon ist aber, dass es letztlich die Bildung anderer Hormone auslöst. Wenn ein bestimmter Somatrophin-Spiegel im Blut herumsaust, also ähnlich wie die Dominosteine, die als Verbindungsreihen zwischen den großen Bildern umfallen, werden andere Drüsen, die im Körper Hormone bilden, dazu angeregt, ihre Hormone zu bilden. Das wären, wenn man sich das wie so ein Domino-Day-Event vorstellt, jeweils die großen Bilder oder Bauwerke, die umfallen und am Ende selbst weitere Reihen auslösen. Hormone beeinflussen letztlich so ziemlich alle Vorgänge im Körper. Fehlen sie, können sich schwere Krankheiten entwickeln und der Mensch kann manchmal sogar daran sterben. Viele Menschen wissen nicht, das es überhaupt so etwas wie Endokrinologen gibt. Es ist schade - wobei es oft nicht einfach ist, überhaupt einen zu finden.


Also habe ich mich gestern mit Joey auf den Weg nach Berlin gemacht, um notwendige Formalitäten rund um die Versorgung zu erledigen, während Junior einen Betriebsausflug hatte.  Auf der Fahrplanauskunft sah das alles ganz einfach aus. Mit dem Zug nach Henningsdorf, in die S 25 und dann noch mal am Potsdamer Platz umsteigen in die 2, drei Stationen und schon wäre ich da. Ähm... ja. Soweit so gut, Potsdamer Platz, eine Treppe runter, ab in die 2. Super geschafft. Aber Moment, warum wird die verdammte Haltestelle nicht angezeigt? Verkehrte Richtung? Also wieder raus, in den Gegenzug, gleiches Spiel. Ratlos auf dem Bahnsteig stehen und dann, ganz langsam kam die Erkenntnis - es gibt eine S-Bahn-Linie 2 und eine U-Bahn-Linie 2. Beide fahren vom Potsdamer Platz aus, haben aber getrennte Bahnhöfe unter der Erde.  Berlin halt.

15 Minuten später war ich vor Ort. An einem Platz, wo ich vorher noch nie war, bzw. es sind da eigentlich zwei Plätze: der Gendarmenmarkt und der Hausvogteiplatz. Ich bin echt nicht für Berlin gemacht, weil ich auf dem Gendarmenmarkt herumgelaufen bin und das verdammte Haus gesucht habe, bis ich völlig verzweifelt angerufen habe, wo ich es finde. "Das große rote Haus mit der Slowenischen Flagge!". Ah... äh... wo???? Und wie sieht die noch mal aus? Wobei es mich sehr tröstet, das jetzt zur EM viele Leute mit den "Deutschland"-Shirts von Lidl rumrennen, sich unglaublich patriotisch fühlen und... tja, blöd nur, das die Flaggenfarben von Belgien drauf sind. Da ist es nicht ganz so schlimm, einen zusammengewehten Stoffhaufen um eine Fahnenstange nicht sofort als Slowenische Fahne zu identifizieren.

Ein Stückchen weiter ist übrigens die Botschaft der Mongolei. Mit einem passend angemalten Berliner Bären davor. Auch sehr spannend. Und noch etwas gibt es auf dem Hausvogteiplatz: einen Laden mit vielen Postkarten und so. Da musste ich erst mal gucken und die haben so wundervolle Retro-Karten gehabt. Mit Hunden drauf. Meins.



Danach ging es wieder in den Untergrund Richtung Mohrenstraße.


Das hatte ich mir schon rausgesucht, weil die Wilhelmstraße dort um die Ecke ist und da wollte ich diesmal unbedingt hin um zu gucken, ob das Haus noch steht, indem die Ausstellung der hiesigen Galerie Kunstraum war.

Uschi Jung hatte auch schon überlegt, ob es wohl schon abgerissen ist


Nein, es steht noch. Aber innen drin wird gerade ein bisschen nach Baustoffen sortiert und das Metall rausgezogen, soweit es möglich ist.



Auf den Bildern hier findet ihr ein paar Eindrücke davon.





Ganz witzig ist eigentlich dieser Zettel an einem Regenrohr dort


Tja, sieht so aus, als ob Joey es  irgendwie zum heulen findet, das es dort so aussieht.


Da uns ein Gewitterschauer überrascht hat, mussten wir auch ein bisschen vor Ort in einem Hauseingang warten, bevor wir weiter konnten um wieder zurück nach Neuruppin zu fahren. So sieht Joey aus, wenn es gewittert.




In Henningsdorf hatten wir dann noch 40 Minuten Aufenthalt und haben uns mal wieder ein bisschen dort umgeschaut und ich dachte, ich fotografiere mal ein bisschen Geschichte.



Die Buchstaben sehen ja fast aus wie ein modernes "Tag" - also so ein Namenskürzel mit Edding oder Spray auf irgendwelchen Wänden oder so.


















Dienstag, 7. Juni 2016

Haarige Angelegenheit: Filzen

Wir ihr letztens ja schon mitbekommen habt, habe ich angefangen zu filzen. Das erste Stück nach ewig langer Zeit war ja, ein Bild auf eine Jacke zu filzen. Das ist relativ gut gelungen und wird nach und nach noch erweitert. Irgendwann war mir die Filzwolle, die ich hier vorrätig hatte, zu wenig.

Also habe ich bunte Filzwolle in 2o verschiedenen Farben bestellt, um mehr Auswahl zu haben. Weil das Kammzugwolle war und sich die Verarbeitung zu Nadelfilz dann als relativ schwer und unschön herausgestellt hat, gab es dann noch einen Nachschlag. Es kam ein großer Karton mit Filzwolle im Vlies:





Mein Zimmer sieht irgendwie so ein bisschen aus wie ein Schaf, das nach einem Holi-Festival (so eine Farbschlacht) explodiert ist, weil ich jetzt rund 4 Kilo Filzwolle herumliegen habe - und weil die Wolle ein großes Volumen hat, wenn sie nicht versponnen oder verfilzt ist, ist das doch ganz schön viel. Aber macht nix...



Nach wie vor schätze ich die Nadelfilzerei. Sie ist relativ meditativ - solange man sich die Nadeln mit Widerhaken nicht in die Finger rammt. Ausserdem hatte ich ja erst überlegt, Voodoo-Puppen zu nähen und da Nadeln reinzupieken. Ne. Nadelfilzen ist nach wie vor die bessere Art und Weise mit Nadeln irgendwelche Figuren zu malträtieren. Wobei Nadelfilzen sie ja erschafft. Manchmal kommt jetzt unser Nachbarskind zum Filzen, als Erstes hat sie einen Engel gefilzt und der sollte blaue Augen bekommen. Als dann noch ein paar blaue Wollfusseln im Engelsgesicht runterhingen, meinte Fräulein Nachbarin: "Nun lässt die schon die ganzen OP´s über sich ergehen und dann heult die auch noch rum!". Im Moment arbeitet sie an einer Meerjungfrau. Wobei sie gestern schon meinte, die wäre ja eigentlich schon fast fertig - ich dann aber gefragt habe, ob Arielle zufälliger Weise ein Walroß war.

Da ich mir schon so viele tolle Seiten über Filzen angeschaut habe und so wundervolle Sachen gesehen habe, probiere ich relativ viel aus.  Das hier ist ein Versuch, Seife einzufilzen. Es sind reine Pflanzenölseifen und wenn man die umfilzt, dann hat man beim waschen einen leichten Peeling-Effekt. Aber eben ohne den Plastikkram, der in vielen Peeling-Sachen drin ist.


Die bunte Seife ist Shetland-Wolle (nein, nicht von den Ponys) und die graue Wolle ist von Gotland-Schafen. Ich finde die graue Seife für den Anfang gut gelungen, die sieht so voll nach Stahlwolle und Handwerk  aus - und Gotlandwolle ist relativ grob.



Weil sie so schön naturgrau und grob ist, habe ich daraus einen kleinen Hasen gefilzt. Der ist in einer Mokka-Tasse zu Hause, weil er sich da viel wohler drin fühlt als alleine irgendwie immer unter zu gehen.



Dann habe ich seit Jahren noch einen Wollponcho rumliegen, der mir mal in einer Wäsche eingelaufen ist. Eigentlich hatte ich die erste Filzwolle geholt, um den mal zu flicken. So vor ein paar Jahren... einen Riss hat er immer noch, aber ich habe dann noch mal Flächenfilzen ausprobiert und Kringel gefilzt. Und mich an einer Maus versucht.

Gestern habe ich mich dann wieder an einer Figur versucht, einem Hund. Der ist irgendwie richtig gut geworden:

Und sieht seinem leiblichen Vorbild sogar sehr ähnlich. Das kam uns dann Abends zusammen mit dem Herrchen besuchen. Weil ich das Herrchen überraschen wollte, habe ich den Hund verpackt und er durfte auswickeln und war sehr gerührt.


Was mich sehr freut. Es hat viel Spaß gemacht, den Hund im Comic-Style zu filzen, Herrchen hat nach dem Zeitaufwand gefragt - das waren rund 5 Stunden.