Erst aus der Mark Brandenburg. Nun aus Markhausen im Markatal. Die Mark. Ein unverwüstliches Stück Heimat.
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Samstag, 19. März 2016
Kunst & Kultur: Stadt-Land-Motte
Soooo... und dann war da noch die Ausstellungseröffnung im Kunstraum Neuruppin von „Stadt-Land-Motte“. Die Einladungskarte hat ja schon mal irgendwie sehr neugierig gemacht, da ist Wald und jemand mit einem Aktenkoffer, der um einen Baum herumschleicht.
Am Abend vor der Eröffnung war in der Galerie dann Licht an, was ja immer unglaublich toll ausschaut – und ich konnte die drei Bilder von der Einladungskarte durchs Fenster sehen. Die sind riesig. Und dann habe ich auch verstanden, warum die ein bisschen anders aussehen. Sie sind auf Bambusrollos gemalt!
Voller Spannung bin ich also am nächsten Tag in die Galerie gestiefelt, wo sich schon ein munteres Völkchen („die üblichen Verdächtigen“) eingefunden hat. Was für Neuruppin spricht ist, das eigentlich alle Künstler, die bei Johannes Bunk im Kunstraum ausstellen, völlig überrascht sind, wenn sie zur Ausstellungseröffnung mit so vielen Leuten konfrontiert werden. Sie vermuten das in einer Kleinstadt nicht, sondern denken eher so: „Na ja, so 6 – 10 Leute...“ - und dann sind es über 30 Leute, die tatsächlich alle die Bilder sehen wollen – und das ist mehr, als in mancher Großstadtgalerie zu einer Eröffnung auftauchen!
So, nun also zu „Stadt-Land-Motte“ von Alexander Jakimenko. Der ist 1979 in der Ukraine geboren und aufgewachsen und nach seinem Kunststudium 2001 nach Deutschland ausgewandert. Hier hat er ein zweites Kunststudium angehängt, ist also ziemlich umfassend ausgebildet. Er lebt in Köln und für „Stadt-Land-Motte“ hat er Motive aus zum Teil Kölner Problemvierteln genommen. Nun ja, man sieht nicht, das es zum Teil Problemviertel sind, es ist viel Natur und die sieht halt interessant und gut aus.
Wenn ihr durchs Fenster schaut, seht ihr in dem einen Raum diese beiden Bilder, die aus jeweils vier Einzelteilen bestehen. Wenn ihr genauer schaut, dann stellt ihr fest, ja, die gehören eigentlich zusammen – sind aber eben alle einzeln gemalt und passen nicht wie ein Puzzle einfach nahtlos zusammen. Eigentlich ganz spannend gemacht und im Gegensatz zu diversen „Fertigbildern“ in ähnlicher Art die man schon fix und fertig bekommt kann man hier viel mehr entdecken. Einfach mal gucken!
Ein anderes Bild ist das hier:
Er nennt es „Volkspark“ und es ist ganz bewusst die Financial Times als Maluntergrund ausgesucht worden. Warum kann sich jeder vielleicht selbst mal überlegen. Was könnte der Grund sein, einen mehr oder minder zerstückelten Wald einer Großstadt, die immer mehr Fläche für Häuser braucht, auf so einer Zeitung zu malen?
Im hinteren kleinen Raum sind zwei Arbeiten aus Stoff, Perlen und Schnüren. Zwei große Motten. Motten sind ja eigentlich die „Schmetterlinge der Nacht“ - eher in dunkleren Farben, aber letztlich nicht weniger faszinierend wie Schmetterlinge. Wenn man sich mit ihnen näher beschäftigt. Auf der Eröffnung wurde die Verbindung von Motten und Architektur nur ganz kurz erwähnt und deshalb war ich sehr neugierig auf die „Architekturmotten“. Wenn man sie sich anschaut, dann entdeckt man auf den Flügeln Gebäude und Straßenfluchten. Das ist schon sehr cool.
Auch sonst hat der Begriff "Motte" etwas mit Architektur zu tun: es sind Turmburgen. Klingt groß, ist aber eher klein. Früher waren Turmburgen eher etwas für den Kleinadel, die halt nicht so viel hatten. Turm gebaut, Haus oben drauf – fertig war die „Alles in einem Burg“, die eben Motte genannt wurde.
Und, wie erklärte man, wenn ein Pferd vor so einer Kleinstburg stand? „Das Hotte vor der Motte“. Kleiner Scherz.
Die Ausstellung ist noch bis zum 17. April zu sehen. Wer in die Galerie möchte, kann das von Mittwoch bis Samstag von 15 - 18 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen von 11 - 13Uhr und nach Vereinbarung.
Ihr findet den Kunstraum Neuruppin in der Friedrich-Engels-Straße 37 (bei der Post) und im Internet unter kunstraum-Neuruppin.de
Donnerstag, 8. Oktober 2015
Kunst & Kultur: Fini sagte er...
Letzte Woche war Finissage im „Kunstraum auf Zeit“. Der ist seit einigen Monaten mitten in Berlin in bester Lage neben der britischen Botschaft, dem Landwirtschaftsministerium und vor dem Brandenburger Tor und ein Ableger des hiesigen Kunstraumes an der Post.
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Selbst auf offiziellen Hinweistafeln war der Kunstraum vertreten. Mit Schreibfehler. Aber immerhin ;-P |
Der passende Platz also, damit Neuruppin in Person von Johannes Bunk dort quasi eine Kunstbotschaft einrichten kann. Zwar nur auf Zeit – aber immerhin und das auch in Räumen, die ganz klar sagen: „Seht, wir können auch ganz unpompös improvisieren und es sieht toll aus!“. Nun war also Finissage, das Ende der Ausstellung dort und die wurde, wie es sich gehört, gefeiert. Wobei, nein, am Tag der Deutschen Einheit ist dort dann das letzte Mal auf gewesen. Den Rummel wollten die Künstler und der Galerist verständlicher Weise noch einmal nutzen um zu zeigen, was hier kunstmäßig so abgeht. Insgesamt hat sich unter anderem eine „Kunst-Leasing-Aktion“ ergeben, wo großformatige Werke von Uschi Jung und Jens Kanitz in einer großen Berliner Kanzlei für Immobilienrecht präsentiert werden.
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Bild: Galerie Kunstraum / Hier "die Macher" auf der Finissage. |
Da die Finissage aber nicht nur „Finissage“ heissen sollte, wurde sie „Neuruppin trifft Berlin“ genannt – und unser Bürgermeister lies es sich nicht nehmen, aufzutauchen und in einer Rede die Bedeutung Neuruppins als Stadt der Kunst und mit einer breiten, vielfältigen Kunstszene darzustellen, von der in Berlin nur ein kleiner Teil zu sehen war. Einige hiesige Künstler waren zwar nicht mit Werken vertreten – aber es lagen Kataloge mit einer Auswahl ihrer Arbeiten aus, so z. B. von Marianne Kühn-Berger und Bernd Weimar.
Vorgestellt wurde auch ein wirklich grandioses Projekt das es nächstes Jahr anlässlich der Fontane-Festspiele hier geben wird. Andreas Vockrodt, der für den Stadtgarten und die Kulturkirche zuständig ist, hat es in einer Präsentation vorgestellt. Der Aktionskünstler Ottmar Hörl arbeitet an einer Fontane-Skulptur – und weil Herr Hörl sagt, Kunst soll für alle sein, wird es 400 Fontane-Figuren aus Kunststoff geben, die in Neuruppin aufgestellt werden. Yeah! Ähnliche Aktionen gab es mit Karl dem Großen und Martin Luther in anderen Städten – und alle waren ein riesiger Erfolg mit internationaler Beachtung in der Presse! Wer immer schon mal einen „eigenen Fontane“ haben wollte – es sind noch Patenschaften für Kunstwerke frei und nach der Aktion dürfen die Paten „ihren Fontane“ mit nach Hause nehmen. Es wird nur 400 dieser Original-Kunstwerke geben, zu denen man eine ganze Mappe mit Fotos und Berichten aus aller Welt anfertigen kann und für die man eben nicht etliche tausend Euros oder gar Millionen hinblättern muss, sondern nur einen unteren, dreistelligen Betrag.
Mag sein, es gibt nach wie vor Leute, die nicht begreifen, das so eine Kunstaktion für Neuruppin wichtig ist, weil es Leute anlockt, die hier bummeln, Kaffee trinken, übernachten, die Therme nutzen oder einkaufen – aber es ist so. Solche Aktionen sind wichtig!
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Bild: Galerie Kunstraum / Fassadenprojekt von Uschi Jung |
Super war nach den ganzen Reden dann die Musik. Wobei – halt – während der Reden gab es wieder Gitarrenmusik von Junior Friedrich Puhl, der mich auch schon beim letzten Mal sehr begeistert hat. Genau mein Geschmack und wunderschön ebenso wie das, was danach kam: Musik von Schelllackplatten, herzlichen Dank an Dirk Mahler! Dessen Fotografien waren in Berlin auch für einige Zeit zu sehen – denn eigentlich ist genau das auch ganz toll gewesen – Werke die verkauft oder an die Künstler zurückgegangen sind, wurden durch Sachen von anderen Künstlern ersetzt und so war eben auch immer mal etwas Neues und damit ein neuer Künstler oder einer ganzen Gruppe dort zu entdecken. Zum Beispiel die Studentengruppe von Holger Bunk, die ihre T-Shirt-Kollektion „Cosmic Cotton“ dort präsentiert und angeboten hat.
Sehr spannend war für Nick (der am 3.10. mit in Berlin war) und mich auch, zu sehen, was aus den im Werkraum von Uschi Jung einige Zeit auf dem Boden liegenden Kunstwerken geworden ist. Es ist ein Kunstprojekt, das für so einige verrenkte Hälse sorgt und relativ weit zu sehen ist. Da die Galerie in einem alten Plattenbau ist, der abgerissen wird, stehen dort viele Wohnungen leer und die Fenster sind entsprechend traurig, leer, trostlos. Was lag näher, als irgendwann auf die Idee zu kommen, dort großformatige Bilder zu präsentieren?! So schauen jetzt diverse Köpfe, Hände und allerlei andere Dinge aus von oben auf das Leben unten auf der Wilhelmstraße. Bis November werden sie noch ergänzt, dann ist Winterzeit und damit wohl der Abriss des Gebäudes.
Im nächsten Beitrag seht ihr dann weitere Bildimpressionen der Finissage (wie das eben so ist, wenn man mit verschiedenen Rechnern und Programmen arbeitet, dann stellt man mitunter fest, das es doch nicht immer ganz so hinhaut wie man dachte... also gibt es die Bilder in einem zweiten Beitrag ;-) )
Mittwoch, 1. Juli 2015
Kultur: Barrierefreiheit in Ausstellungen und Museen sowie die Geschichte von Erhard.
Ui... da ist ja ganz schön was los nach dem Artikel über Barrierefreiheit!
"Ja, also ich fand die Bilder nicht angemessen..." - sagt natürlich jemand, der nicht behindert ist. Das ist auch ok für mich, denn viele Erfahrungen sind ihm bislang verwehrt geblieben.
Zum Beispiel die Geschichte, warum Erhard einen Verein gegründet hat. Erhard habe ich beim ADFC, dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club, kennen und sehr schätzen gelernt. Er ist dort einer von vielen Sehbehinderten, die sich engagiert haben. Er lebt alleine in einem großen Haus, das ihm gehört und ist komplett blind. Ja, auch das gibt es: Blinde Menschen die alleine leben und einen großen Teil ihres Haushalten selbst erledigen!
Als ich ihn kennengelernt habe, war ich 18 Jahre alt. Er erzählte, wie er mit seinem Langstock durch die Stadt geht, immer den gleichen Weg von der Bushaltestelle bis zur Kantine. Vielleicht habt ihr den Langstock schon mal gesehen - es ist ein wirklich langer Stock, fast wie eine lange Peitsche, der nach vorne unten auf die Erde gerichtet ist und dort abtasten soll, ob ein Hindernis im Weg ist. Stößt der Stock nirgends gegen, denkt der Sehbehinderte, der Weg ist frei.
Wenn ihr heute an Baustellen kommt, dann habt ihr vollflächige Absperrungen. Früher war das anders. Da hatte man eine viel einfachere Absperrung, die heute eigentlich nur noch verwendet wird, wenn jemand auch direkt vor Ort ist, z. B. bei Kanalarbeiten. Stellt euch vor, ihr seid blind und darauf angewiesen, was so ein Stock euch "sagt". Der Stock sagt euch also: "Der Weg ist frei!" - und plötzlich wisst ihr gar nicht, was mit euch passiert, denn ihr seid geradewegs in eine Baugrube gefallen - weil der Stock keinen Widerstand ertastet hat. Das es diese vollflächigen Absperrungen mittlerweile gibt, ist auch ein Stück Erhards Verdienst.
Nachdem Erhard also in vielen Baugruben gelandet, über Fahrräder gefallen ist, die achtlos irgendwo abgestellt wurden, weil keiner daran denkt, das es blinde Menschen gibt die sich ihren Weg mit einem Stock ertasten müssen war er schon ziemlich verzweifelt und ganz schön depressiv. Was für ein Wert hat ein Leben, das ohnehin schon schwer ist, wenn die Umwelt es einem zur Hölle macht?
Eines Tages war er dann wieder auf dem Weg zur Kantine, der Stock sagte ihm, der Weg ist frei - und er ist so dermaßen schwer gegen eine offene Transportertür gerannt, das sein ganzes Gesicht kaputt war. Das war der Auslöser, wo für ihn die Frage auftauchte: "Was mache ich? Entweder bringe ich mich um - oder ich kämpfe dafür, das Menschen wie ich mehr berücksichtigt werden!" - für einen Sehenden ist es einfach, sich einzusetzen. Alle Informationen sind viel leichter zugänglich, gerade zu der Zeit, man kommt einfacher überall hin. Für einen Blinden ist es wahnsinnig schwer. Wo ich konnte, habe ich ihm soweit ich konnte, gerne geholfen. Denn ich selbst habe davon ja auch profitiert, indem ich viel gelernt habe. Er hat damals den Fuss e. V. gegründet. Wenn es der gleiche ist, den man im WWW findet, ist aus der kleinen Initiative eines blinden Menschen eine bewundernswert große Organisation geworden. Respekt!
Legendär wird auch immer eine Tandemfahrt mit ihm bleiben, wir haben einen Hochzeitskorso auf Rädern gebildet und Sehbehinderte fahren oft Tandem mit einem "Piloten". Sein sonst immer mitfahrender Pilot ist ausgefallen und ich - damals Schmachthappen - bin eingesprungen. Erhard ist nicht nur blind, er ist auch schwerhörig. Aber unglaublich fit... "Erhard, da kommt eine rote Ampel!" "Waaas????" "Eine rote AAAMPEL!" "Ich verstehe dich nicht!!" "VERDAMMT, eine ROTE AM...." und wusch, waren wir drüber. Bremsen war ziemlich scheißegal, wenn hinter dir 100 Kilo mit Wucht in die Pedale treten, ist eine damalige Klotzbremse völlig scheißegal gewesen. Auf einer kompletten Großstadthauptstraße haben wir die komplette rote Welle erwischt... heute würde ich einen Infarkt dabei bekommen. Danach musste ich noch zur Berufsschule, Fachkunde Medizin - ich konnte nur zuhören, nichts anderes, weil das Zittern erst nach vier Stunden aufgehört hat :-D
Irgendwann erzählte er mir, er hätte ein Schreiben bekommen. Er sollte doch bitte nach Hannover kommen, man wolle ihm eine Verdienstmedaille verabreichen. "Keine Ahnung, wer mir das eingebrockt hat..." meinte er und ich so: "Ach, ok, immerhin was, ich habe dich fürs Bundesverdienstkreuz vorgeschlagen...!" Antwort: "Ela, BIST DU VERRÜCKT?!" - aber gefreut hat er sich doch - und verdient hat er die andere Medaille auf jeden Fall.
Sich dafür einzusetzen, das Menschen mit Einschränkungen weniger Probleme im Alltag haben... das sich das lohnt, sehe ich an den Riffelplatten die verlegt werden - denn die waren schon damals in einer Konzeption "barrierefreies Oldenburg" ein Thema - und ich sehe es an den Baustellen mit den Absperrungen die bis zum Boden gehen. Und manchmal denke ich: "Whow, und dafür hast du dich schon vor fast 30 Jahren mit eingesetzt!" und bin ein kleines bisschen stolz.
Und ich bin sicher, ohne Menschen wie Erhard oder einen Opa, der nur einen Arm hatte und auch fast alles alleine gemacht hat, als Vorbilder hätte ich die ganze Sache damals mit Nicks Behinderung längst nicht so gut hinbekommen!
So, nun aber zum anderen, was ich oben angekündigt habe. Ich habe vorhin einen ganz lesenswerten LINK gefunden zum Thema "Barrierefreiheit in Ausstellungen und Museen". Darin steht unter anderem, das es eben NICHT ausreicht, wenn man nur mit einem Rollstuhl überall durchkommt. Es ist ein gut lesbarer Fachartikel mit den verschiedenen gesetzlichen Grundlagen, Konventionen, Forderungen und so weiter. Sehr, sehr lesenswert und sicherlich auch eine gute Grundlage um zu überlegen, wie es denn eben hier im Museum tatsächlich gehandhabt wird.
"Ja, also ich fand die Bilder nicht angemessen..." - sagt natürlich jemand, der nicht behindert ist. Das ist auch ok für mich, denn viele Erfahrungen sind ihm bislang verwehrt geblieben.
Zum Beispiel die Geschichte, warum Erhard einen Verein gegründet hat. Erhard habe ich beim ADFC, dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club, kennen und sehr schätzen gelernt. Er ist dort einer von vielen Sehbehinderten, die sich engagiert haben. Er lebt alleine in einem großen Haus, das ihm gehört und ist komplett blind. Ja, auch das gibt es: Blinde Menschen die alleine leben und einen großen Teil ihres Haushalten selbst erledigen!
Als ich ihn kennengelernt habe, war ich 18 Jahre alt. Er erzählte, wie er mit seinem Langstock durch die Stadt geht, immer den gleichen Weg von der Bushaltestelle bis zur Kantine. Vielleicht habt ihr den Langstock schon mal gesehen - es ist ein wirklich langer Stock, fast wie eine lange Peitsche, der nach vorne unten auf die Erde gerichtet ist und dort abtasten soll, ob ein Hindernis im Weg ist. Stößt der Stock nirgends gegen, denkt der Sehbehinderte, der Weg ist frei.
Wenn ihr heute an Baustellen kommt, dann habt ihr vollflächige Absperrungen. Früher war das anders. Da hatte man eine viel einfachere Absperrung, die heute eigentlich nur noch verwendet wird, wenn jemand auch direkt vor Ort ist, z. B. bei Kanalarbeiten. Stellt euch vor, ihr seid blind und darauf angewiesen, was so ein Stock euch "sagt". Der Stock sagt euch also: "Der Weg ist frei!" - und plötzlich wisst ihr gar nicht, was mit euch passiert, denn ihr seid geradewegs in eine Baugrube gefallen - weil der Stock keinen Widerstand ertastet hat. Das es diese vollflächigen Absperrungen mittlerweile gibt, ist auch ein Stück Erhards Verdienst.
Nachdem Erhard also in vielen Baugruben gelandet, über Fahrräder gefallen ist, die achtlos irgendwo abgestellt wurden, weil keiner daran denkt, das es blinde Menschen gibt die sich ihren Weg mit einem Stock ertasten müssen war er schon ziemlich verzweifelt und ganz schön depressiv. Was für ein Wert hat ein Leben, das ohnehin schon schwer ist, wenn die Umwelt es einem zur Hölle macht?
Eines Tages war er dann wieder auf dem Weg zur Kantine, der Stock sagte ihm, der Weg ist frei - und er ist so dermaßen schwer gegen eine offene Transportertür gerannt, das sein ganzes Gesicht kaputt war. Das war der Auslöser, wo für ihn die Frage auftauchte: "Was mache ich? Entweder bringe ich mich um - oder ich kämpfe dafür, das Menschen wie ich mehr berücksichtigt werden!" - für einen Sehenden ist es einfach, sich einzusetzen. Alle Informationen sind viel leichter zugänglich, gerade zu der Zeit, man kommt einfacher überall hin. Für einen Blinden ist es wahnsinnig schwer. Wo ich konnte, habe ich ihm soweit ich konnte, gerne geholfen. Denn ich selbst habe davon ja auch profitiert, indem ich viel gelernt habe. Er hat damals den Fuss e. V. gegründet. Wenn es der gleiche ist, den man im WWW findet, ist aus der kleinen Initiative eines blinden Menschen eine bewundernswert große Organisation geworden. Respekt!
Legendär wird auch immer eine Tandemfahrt mit ihm bleiben, wir haben einen Hochzeitskorso auf Rädern gebildet und Sehbehinderte fahren oft Tandem mit einem "Piloten". Sein sonst immer mitfahrender Pilot ist ausgefallen und ich - damals Schmachthappen - bin eingesprungen. Erhard ist nicht nur blind, er ist auch schwerhörig. Aber unglaublich fit... "Erhard, da kommt eine rote Ampel!" "Waaas????" "Eine rote AAAMPEL!" "Ich verstehe dich nicht!!" "VERDAMMT, eine ROTE AM...." und wusch, waren wir drüber. Bremsen war ziemlich scheißegal, wenn hinter dir 100 Kilo mit Wucht in die Pedale treten, ist eine damalige Klotzbremse völlig scheißegal gewesen. Auf einer kompletten Großstadthauptstraße haben wir die komplette rote Welle erwischt... heute würde ich einen Infarkt dabei bekommen. Danach musste ich noch zur Berufsschule, Fachkunde Medizin - ich konnte nur zuhören, nichts anderes, weil das Zittern erst nach vier Stunden aufgehört hat :-D
Irgendwann erzählte er mir, er hätte ein Schreiben bekommen. Er sollte doch bitte nach Hannover kommen, man wolle ihm eine Verdienstmedaille verabreichen. "Keine Ahnung, wer mir das eingebrockt hat..." meinte er und ich so: "Ach, ok, immerhin was, ich habe dich fürs Bundesverdienstkreuz vorgeschlagen...!" Antwort: "Ela, BIST DU VERRÜCKT?!" - aber gefreut hat er sich doch - und verdient hat er die andere Medaille auf jeden Fall.
Sich dafür einzusetzen, das Menschen mit Einschränkungen weniger Probleme im Alltag haben... das sich das lohnt, sehe ich an den Riffelplatten die verlegt werden - denn die waren schon damals in einer Konzeption "barrierefreies Oldenburg" ein Thema - und ich sehe es an den Baustellen mit den Absperrungen die bis zum Boden gehen. Und manchmal denke ich: "Whow, und dafür hast du dich schon vor fast 30 Jahren mit eingesetzt!" und bin ein kleines bisschen stolz.
Und ich bin sicher, ohne Menschen wie Erhard oder einen Opa, der nur einen Arm hatte und auch fast alles alleine gemacht hat, als Vorbilder hätte ich die ganze Sache damals mit Nicks Behinderung längst nicht so gut hinbekommen!
So, nun aber zum anderen, was ich oben angekündigt habe. Ich habe vorhin einen ganz lesenswerten LINK gefunden zum Thema "Barrierefreiheit in Ausstellungen und Museen". Darin steht unter anderem, das es eben NICHT ausreicht, wenn man nur mit einem Rollstuhl überall durchkommt. Es ist ein gut lesbarer Fachartikel mit den verschiedenen gesetzlichen Grundlagen, Konventionen, Forderungen und so weiter. Sehr, sehr lesenswert und sicherlich auch eine gute Grundlage um zu überlegen, wie es denn eben hier im Museum tatsächlich gehandhabt wird.
Sonntag, 28. Juni 2015
Kultur: Barrierefreiheit – nicht mehr als „mit Rollstuhl befahrbar“?
Wenn es um Barrierefreiheit geht, denkt jeder Mensch als erstes an Menschen mit Rollstühlen. Das sind die „Vorzeigebehinderten“ in dem Bereich, wo so ein Mensch mit seinem Rolli hinkommt, da ist es barrierefrei, sonst könnte er da ja nicht hin.
Ist es tatsächlich so? Reicht es aus, irgendwo mit einem Rolli hinzukommen um zu sagen „DAS ist jetzt aber behindertengerecht!!!“? Ich denke nicht – und ich bin seit donnerstag total angefressen, auf 180 und bemühe mich, für mich mit dem, was ich erlebt habe, klar zu kommen. War von euch schon mal jemand im hiesigen Museum? Nach der Neueröffnung? Ich war auf der Eröffnungsfeier, die war sehr beeindruckend und das Museum wurde hoch gelobt, wie schick und modern es doch ist und dieses Lob wehte durch allerlei Blätter und andere Medien.
In der Zwischenzeit habe ich öfters mal den Museumsgarten besucht; mit der Rampe bis nach oben. Ja... stimmt, da kann man mit einem Rollstuhl hoch oder mit einem Rollator. Ob man, wie alle größeren, normal auf zwei Beinen unterwegs seienden Menschen, dann oben auch den Blick in den Tempelgarten genießen kann ist aber eine andere Frage. Denn die Mauer ist da ziemlich hoch. Das Stück, wo man relativ barrierefrei durch ein Gitter gucken könnte, ist nur über mehrere Stufen zu erreichen. Das ist eben so, wenn Architekten ein für sie barrierefreies Leben führen können und Menschen mit körperlichen Einschränkungen als eine Art „nicht ernst zu nehmende Randerscheinung“ wahrnehmen, denen man die Standartnormen zubilligt ohne weiter darüber nachzudenken.
Selbstverständlich würde es fast niemand zugeben, wenn er an der Lebensberechtigung von Schwerstbehinderten zweifelt oder sie gar „Gemüse“ nennt. Das, was viele Menschen als „Teilhabe“ auffassen, ist oft nicht mehr als ein „Goodie“, ein „Bonbon“ - Teilhaben kann ein Behinderter nach Auffassung vieler „normaler“ Menschen ja auch, wenn er am Rand steht und zuschaut. Das reicht doch völlig. Wie man sich dabei fühlt – interessiert die Anderen nicht, Hauptsache, sie haben ihren Spaß. Selbstverständlich sind viele Eltern auch total dafür, das Behinderte und Nicht-Behinderte gemeinsam lernen. Bis sie merken, das ihre Kinder vielleicht Kompromisse schließen müssen, vergleichbare Klassen viel weiter sind oder die Klassenfahrten mehr kosten, weil auf eine Behinderung Rücksicht genommen werden muss. Dann ist aber sowas von schlagartig Schicht im Schacht, das kann man sich kaum vorstellen!
Die Definition von „barrierefrei“ lautet (Quelle Wikipedia) nach dem Gesetz zur Gleichstellung behinderter Menschen § 4 :
Barrierefrei sind bauliche und sonstige Anlagen, Verkehrsmittel, technische Gebrauchsgegenstände, Systeme der Informationsverarbeitung, akustische und visuelle Informationsquellen und Kommunikationseinrichtungen, sowie andere gestaltete Lebensbereiche, wenn sie für behinderte Menschen in der allgemein üblichen Weise, ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe zugänglich und nutzbar sind.
Dieses weitergehende Verständnis von Barrierefreiheit findet sich in Deutschland auch beispielsweise in den Landesbauordnungen der Bundesländer.
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Ups, da war wohl keine Lehne an der Bank in der Ofenecke... |
Also im Klartext: barrierefrei sind alle Orte, Fahrzeuge, und sämtliche Sachen aus den verschiedensten Bereichen wie Computer, CD-Player, Handys oder auch Haushaltsgegenstände, wenn sie von Menschen mit Behinderungen genauso benutzt werden können wie von „üblichen“ Menschen und die Benutzung nicht sehr schwer oder immer nur mit Hilfe erfolgen kann.
Klingt logisch und einfach – oder? Aber was gibt es denn alles für körperliche Einschränkungen? Bei Rollifahrern scheint es einfach zu sein. Die sitzen in ihrem Rolli und können halt nicht laufen. Auch hier gibt es je nach Grund, weshalb so ein Mensch im Rolli sitzt, dann noch welche, die sich mehr und welche, die sich weniger bewegen können. Dann gibt es Leute, die mit Geh-Hilfen laufen. Stützen, Stöcke, Rollatoren etc. - die können zwar ein bisschen laufen, sind aber eben trotzdem auf Hilfsmittel angewiesen – und überwiegend auch darauf, das sie unterwegs ab und an eine Sitzmöglichkeit finden um auszuruhen, ihren Körper zu entlasten und ein bisschen zu entspannen. Das bedeutet – sie müssen sich anlehnen können um ihrer Wirbelsäule soviel Halt geben zu können, das die umgebenen Muskeln die Möglichkeit haben, sich auch mal zu entspannen – und letztlich auch ihrem Hirn ein Signal zu vermitteln: Anlehnen = Sicherheit.
Dann gibt es Menschen, die sind sehbehindert. Sie können schlecht oder gar nichts sehen und benötigen entweder gute Kontraste um etwas sehen zu können oder gar fühlbare Hinweise, wie zum Beispiel die Braille-Schrift für Blinde. Sehr viele fühlen auch mit den Füßen und das so etwas ziemlich gut geht, merkt ihr immer mehr, wenn ihr durch die Stadt geht und vor den Straßenquerungen die geriffelten oder genoppten Steine seht. Diese haben sowohl einen taktilen – also zu ertastenden – als auch einen visuellen – also zu erkennenden – Reiz, da sie schwarz bzw. weiß sind.
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Sehbehinderte? Oh, die haben wir GLATT vergessen! |
Dann gibt es Menschen, die schwerhörig oder gar taub sind. Manche haben Hörgeräte, manche Implantate – und oft reagieren diese winzigen Wunderwerke der Technik auf andere Dinge. So kann man manche Hörgeräte auf sein Telefon oder auf Konzerte einstellen etc.. Manchmal bekommen solche Teile aber auch Probleme mit stärkeren Magneten, genau wie Herzschrittmacher oder implantierte Shunt-Systeme, die den Abfluss von Gehirnwasser regulieren. Deshalb findet man an Sicherheitsschleusen wie auf den Flughäfen oder in der Radiologieabteilung in Krankenhäusern auch immer große Warnschilder, denn wenn solche lebenswichtigen Implantate gestört werden, kann das im schlimmsten Fall tödlich enden. Stärkere Magnete finden sich im Museum an den schweren Hörern, über die man sich etwas erzählen lassen kann, soweit ich das mitbekommen habe. Gekennzeichnet sind sie nicht.
Es gibt eine enorme Vielfalt von körperlichen und geistigen Einschränkungen bei Menschen, manche sieht man, manche nicht. Jeder, der „üblich“ lebt, kann froh sein, das er keine Einschränkung hat – und jeder, der mit Dingen wie „ey, bist du behindert oder was?“, „Spasti“ oder „Gehirnkrebs“ rumwirft, sollte einfach mal daran denken – der nächste LKW-Fahrer könnte dich übersehen. Und dann bist du... MATSCH. Vielleicht bist du behindert wenn du überlebst, bekommst epileptische Anfälle, weil dein Gehirn nicht mehr normal funktioniert... völlig egal. Wobei – das muss gar nicht mal ein LKW oder so sein, einer von Nicks alten Klassenkameraden ist beim Kadertraining für Tischtennis zusammengebrochen. Top fitter Kerl, 14 Jahre alt, gute Chancen auf Olympiateilnahme. Die Mutter hatte ihn just beim Training abgeliefert. Herzstillstand an der Platte, 3o Minuten lang reanimiert, wochenlang im Koma. Danach Schwerstpflegefall im Rolli.
Bei Nick entpuppte sich der Verdacht auf Migräne als ausgewachsener Hirntumor, der in letzter Minute entdeckt wurde. Auch er war danach ein Schwerstpflegefall im Rolli der im Laufe der ganzen Behandlungsgeschichte kaum etwas an Problemen ausgelassen hat. Da tauchte eine Hirnhautentzündung auf, das Gehirn wurde gequetscht und so weiter und so fort. Sein Schulfreund ist als Kleinkind von einer Leiter gefallen, als die Mutter „nur mal eben schnell“ die Post annehmen wollte. Schädelbruch und eine Odysee mit dem Rettungshubschrauber, weil jede Klinik im Umkreis gefunkt hat: „Wir sind voll, bei uns nicht landen!“. Das Kind lebt noch, weil der Pilot dann irgendwann die Schnauze voll hatte und einfach bei einer Klinik gelandet ist, sonst wäre im das Kind im Hubschauber verreckt.
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Zu klein geraten? Macht nix, das Museum ist groß! Erklärung zum Bild in den Nachträgen |
Samuel Koch - vor laufender Kamera bei "Wetten das" verunglückt, Christopher Reeve, beim Reiten über ein kleines Hindernis von 50 cm gesprungen - und schwupps, "Superman" landete im Rollstuhl, Michael Schuhmacher - es wird einen sehr, sehr triftigen Grund haben, warum es keine Bilder mehr von ihm gibt und nur sehr vorsichtige Äusserungen zu seinem Zustand!
Behinderung kann JEDEN treffen! Egal ob selbst oder innerhalb der Familie und es redet sich als nicht-Betroffener immer ganz vortrefflich darüber, was für Behinderte gut ist, was ausreichend ist etc.. Vielleicht hätte das Museumsteam einfach mal das eigene Museum mit einem Rollstuhl erkunden sollen. Oder eine Schwimmbrille aufsetzen, die mit Vaseline verschmiert ist (damit macht ein blinder Bekannter immer Besuche in Schulen und schickt die Schüler auf Entdeckungsreise) – oder gleich ganz zugeklebt ist und dann mit einem Langstock sich durch das Gebäude tasten.
Aber nein, sie wissen ja alles, wie was geht und was gut ist. „Wir machen nun einmal Museum für die Masse“ erklärte Herr Albrecht, der Museumsleiter. Als ich dann Zuhause darüber nachgedacht habe, tauchte die Frage auf, für WELCHE Masse denn?
Gerade Neuruppin als Sitz der ehemaligen Landesirrenanstalt, deren Bewohner zum größten Teil nach der Wende irgendwo in Wohngruppen etc. untergebracht wurden, als Standort einer Schule für geistige Entwicklung, als Standort für Förderschulen, als Standort für die Stephanuns-Werkstatt und mit dem Parade- und Vorzeigeobjekt „Gentz-Schule“ für Inklusion und einem barrierefreien Schulhof... gerade diese Stadt leistet sich ein Museum das letztlich einen sehr, sehr, SEHR großen Teil all dieser Menschen mit den unterschiedlichsten Einschränkungen AUSSCHLIESST. Ja, sie dürfen rein. Sie dürfen da durch die Räume. Aber ob sie auch nur die Hälfte (wenn überhaupt) von dem erleben und an Wissensvermittlung bekommen, wie „übliche“ Menschen, das wage ich sehr, sehr stark zu bezweifeln.
Das Museum steht bei vielen Leuten in der Kritik. Der Bau ist zu groß, die Kooperation mit hiesigen Leuten aus der Kulturszene zu schlecht, es gibt Kritik an der Sammlung und so weiter. Zu alle dem lassen sich sicherlich vortreffliche Argumente finden um zu begründen, warum man so arbeitet.
Aber ich würde gerne die Argumente dafür hören, warum man es fertig gebracht hat, in einen Bau, der mit Millionen an EU-Mitteln gefördert wurde und in Zeiten, wo Barrierefreiheit, Teilhabe, Inklusion und so weiter immer mehr in den Fokus der Öffentlichkeit gezerrt werden und entsprechende Projekte als Prestigeprojekte dargestellt werden, sich so behindertenfeindlich zu verhalten!
Das, genau DAS finde ich beschämend! Und mag sein, das man im Museum auf Nachfrage mit allerlei Daten zur ehemaligen Landesirrenanstalt beliefert wird, auf die Stolpersteine dort hingewiesen wird, die an die Behinderten erinnern sollen, die dort im 2. Weltkrieg „plötzlich und ganz unerwartet“ gestorben worden sind. Aber ich habe den Eindruck, das man bei all der Wissenschaft, die man beherrscht, eigentlich NICHT begriffen hat, dass hinter so einem Wissen mehr steckt als Daten auf einem Stück Papier. Das waren (sind) MENSCHEN.
Die ausgegrenzt, eingesperrt, zum Teil umgebracht worden sind, weil sie körperlich und geistig nicht „perfekt“ waren! Und nun ist da ein Museum, das sich auch „Heimatmuseum“ nennt, in dessen Archiven sicherlich viel Material dazu lagert – und es hat nichts besseres zu tun, als solche Leute ebenfalls „auszusperren“. Nicht vom Gebäude, das wäre dann viel zu offensichtlich und hätte sofort einen riesigen Sturm der Entrüstung verursacht. Aber man macht es ihnen eben schwer bis unmöglich, das Museum so zu nutzen wie es „übliche“ Menschen nutzen können.
Diejenigen, die die Einrichtung des Museums maßgeblich beeinflusst haben (und nein, die sitzen eher nicht im Rathaus!), haben es geschafft, aus etwas, das eigentlich Prestige- und Vorzeigeobjekt für die Stadt sein soll, in meinen Augen ein Armutszeugnis zu machen. Und das ärgert mich einfach maßlos! Ich warte dann mal auf die Antworten zu den 11 Fragen, die ich ans Museum geschickt habe – und ehrlich gesagt ist es mir grad mal wieder ziemlich scheißegal, ob ich mich mir 5 oder 10 Leuten verkracht habe, die unbehindert irgendwo irgendwelche gut bezahlten Posten inne haben, studieren konnten oder was auch immer und sich jetzt angepisst vorkommen.
Vielleicht hätte man ja VORHER mal die tatsächlichen Fachleute für Behinderte fragen können - und das sind die Behinderten selbst oft eben auch ihre direkten Angehörigen, die 24 Stunden lang jeden Tag damit klar kommen müssen im Rahmen ihrer Einschränkungen das Leben dennoch so gut wie möglich hin zu bekommen! Wofür gibt es hier einen Arbeitskreis der sich mit Barrierefreiheit befasst, wenn sie bei solchen Projekten doch ganz offensichtlich nicht einmal mit dem Allerwertesten angeschaut werden?
„Museum für die Masse“ bedeutet „Museum für alle“ - und nicht nur für eine unbehinderte sich selbst beweihräuchernde Intelligenzelite! Übrigens sind im ganzen Museum auch einige der wichtigsten Lernmöglichkeiten und -grundlagen an sich völlig außen vor gelassen worden die man sonst in jedem anderen Museum findet. Aber die "wissen ja, wie man so etwas macht“. Man riecht dort nichts, man hört dort nichts, ein Kopfhörer ist immer nur für eine Person und entsprechend hat eine Familie z. B. dann ein Problem. Es gibt fast nichts, was man irgendwie anfassen könnte, das mehr Struktur als Glas hat, um etwas wirklich „zu begreifen“. Keine Nachbauten, keine Vergleichsmodelle, keine Braille-Schrift... GAR NICHTS. Man findet auf dem Aufsteller draußen vor dem Haus oder den Schildern an der Hauswand, mit den Plakaten zur aktuellen Ausstellung ja noch nicht einmal einen Hinweis auf den Garteneingang. Nur die Plakate zur laufenden Ausstellung. Und ehrlich - da kann keiner kommen mit "mimimimi... der Denkmalschutz verbietet das aber...", sondern das ist einfach nur Desinteresse, "Huch, wir sind sooo toll" und Ignoranz! Denn darauf hingewiesen wurde schon mehrfach.
Selbst Sheldon Cooper hätte bei einer Museumseinrichtung wohl mehr Phantasie und Kooperationsbereitschaft aufgebracht...
So, verweisen möchte ich gerne noch auf einige Sachen:
a) Das Magazin „Handicap“, das wir seit Jahren als Abo haben und dessen wirklich netten Herausgeber Herrn Belitz wir kennen und sehr schätzen gelernt haben. Es erscheint 6 Mal im Jahr zu einem wirklich guten Preis, ist richtig dick – und was man selbst für sich oder seinen Angehörigen nicht an Tipps oder so braucht... irgendwann trifft man auf andere Leute, die genau so etwas brauchen! Das Jahresabo kostet ungefähr 25 Euro.
b) Die Webseite nullbarriere – einfach mal auf Entdeckungsreise dort gehen. Da ist für fast jeden etwas dabei
c) Als ich das Buch „Dachdecker wollte ich eh nicht werden“ von Raul Krauthausen in der Buchhandlung abgeholt habe, wurde ich auf den lustigen Titel angesprochen. (Gut, ich hatte zwei Bücher bestellt und die Kombination der Titel „Der Tod und andere Höhepunkte meines Lebens“ und „Dachdecker wollte ich eh nicht werden“ ist natürlich schon.... ;-) ). Raul Krauthausen kennen viele Menschen aus dem TV von Aktion Mensch und letztens hat er getwittert: „Wurde schon wieder mit Steven Hawkings verwechselt!“. Super lesenswert das Buch und sehr ehrlich. Übrigens sammelt er Behindertenwitze. Nur mal so nebenbei. Raul hat mit Freunden zusammen die
d) wheelmap.org ins Leben gerufen. Die wheelmap gibt es auch für Smartphones etc. und hilft, rollstuhlgerechte Orte zu finden – und natürlich kann man sie auch eintragen! Damit noch viel mehr Orte mit einem Rollstuhl erreichbar werden, haben sie die
e) wheelramp entwickelt, die man z. B. Als Geschäftsinhaber für verhältnismäßig wenig Geld erwerben kann um auch Kunden mit vier Rädern statt zwei Beinen begrüßen zu können – und da die wheelramp über einen gemeinnützigen Verein verkauft wird, gibt es sogar eine Spendenquittung.
Nachträge:
der Arbeitskreis für Barrierefreiheit war in dem Museum, ich schaue mal, ob ich die Protokolle bekomme.
Es gibt eine Druckwerkstatt insbesondere für die Arbeit mit Kindern. Ergo gibt es doch ein bisschen was zum anfassen... ob nur bei Führungen und mit Kindern ist mir noch nicht ganz klar.
Ich bemühe mich, soweit ich kann, den KulturBEIRAT aus dieser Diskussion herauszulassen. Das ist meine PERSÖNLICHE Meinung - und nicht die des Beirates.
Als Angehörige eines Menschen, der sich mittlerweile über ein Jahrzehnt in ein möglichst "übliches" Leben zurückgekämpft hat, habe ich gelernt, zu hinterfragen. Wenn mir ein Arzt mit 1,80 Metern Körpergröße erzählt: "Kleinwüchsige Menschen haben keine Lebensqualität!" - dann würde ich gerne wissen, woher er meint, das zu wissen. Er wird nie "in dessen Schuhen gelaufen sein". Ebenso ist es mit Barrierefreiheit oder Lernbehinderungen.
Heimatmuseum... ja, es ist kein direktes Heimatmuseum mehr - wird vom überwiegendem Teil der Neuruppiner aber noch als Heimatmuseum angesehen, weil es darin seine Wurzeln hat.
Die Aufgabe eines Museums ist AUCH zu Sammeln und zu Forschen. GLEICHZEITIG hat es aber den Auftrag, Ergebnisse der Allgemeinheit zu präsentieren. Zur Allgemeinheit gehören auch Menschen mit Einschränkungen der verschiedensten Art. Möchte man am liebsten nur sammeln und forschen, sollte man ein Institut aufmachen, da kann man am ehesten die Türen zumachen und nur die einem genehmen Leute reinlassen.
"Du, das mit dem Judenstern ist etwas unglücklich..." - ich weiß, aber ich erkläre euch mal, warum ich das Motiv gezeichnet habe. Mein Sohn hatte ja Krebs und wurde bestrahlt. Die ganze Wirbelsäule wurde quasie "platt gemacht", damit sich dort keine Krebszellen ansiedeln können und die, die sich vielleicht dort hin verirrt haben, tot gemacht werden. Das bedeutete aber auch, dass er aufgehört hat zu wachsen. Bei 118 cm. Vielleicht nehmt ihr mal einen Zollstock und guckt, wie groß das ist. In der Klinik hat der Arzt damals immer quasie mantramäßig gesagt: "Der braucht Wachstumshormone, kleinwüchsige Menschen haben keine Lebensqualität!". Wenn euer Kind einen Hirntumor hätte, der nicht ganz entfernt werden kann und dann ein Arzt kommt und sagt: "Das Kind braucht jetzt aber Wachstumshormone, das hat keine Lebensqualität wenn es klein bleibt!" - wie würdet ihr euch fühlen? Wahrscheinlich genau wie ich: Wie im falschen Film, als ob euer Kind nur ein Versuchskaninchen ist, vor allem, wenn der Arzt just aus der Forschung zum Thema Hirntumore kommt. Eine ganz logische Reaktion für Eltern zu sagen: NEIN! Ich habe dann viel recherchiert zum Thema Kleinwuchs und überlegt, wie wir die Wohnung anpassen können, wie die Küche umgebaut werden kann, damit er mitbrutzeln kann und so weiter und mich auf der Suche nach Menschen gemacht, die mir mehr über Kleinwuchs erzählen können. Und dann klingelte das Telefon und der Vorsitzende vom Bundesverband der Kleinwüchsigen war dran und wir haben uns lange, lange unterhalten. Darüber, wie man plötzlich erlebt, das Menschen mit Sprüchen kommen wie "musste das denn sein, das er überlebt?" oder andere Menschen für einen entscheiden wollen, was "gut" und was "schlecht" ist. Gut ist meistens, wenn es möglichst wenig Menschen mit Einschränkungen gibt. Und wenn ihr als Eltern mitbekommt, wieviele Leute noch völlig selbstverständlich Behinderten eine hohe Lebensqualität absprechen, das schwerer Behinderte völlig selbstverständlich "unwertes Leben" sind... dann ist das für lange, lange Zeit ein tiefer Schock. Dieses Bild mit dem Dreieck habe ich in Erinnerung daran gezeichnet, das mir der Anrufer dann erzählt hat, er wäre verheiratet mit einer ebenfalls kleinwüchsigen Frau. Die war schwanger, wäre kurz vor der Geburt in eine Spezialklinik gekommen - und dort hat ihnen ein Arzt nahe gelegt, das Kind abzutreiben. Stellt euch das mal vor, kurz vor der Geburt! Sie haben nach der Begründung gefragt und der Kerl hat den beiden, die BEIDE KLEINWÜCHSIG sind dann tatsächlich gesagt: "Kleinwüchsige Menschen haben keine Lebensqualität!". Woher will er das wissen? Weil er nur aus seiner normal groß-Warte entscheidet? Sollte man also Babys kurz vor der Geburt umbringen, wenn klar ist, sie werden nie 1,70 m groß, weil sie KEINE LEBENSQUALITÄT haben und zum Beispiel im Museum kaum etwas sehen? Das ist der Hintergrund für das gelbe Dreieck. Behinderte sind oft abgestempelt, mehr, als sich normale Menschen je vorstellen können. Ihnen wird Bildung vorenthalten, sie werden von vielen Freizeitaktivitäten ausgeschlossen und so weiter. Ihr könnt euch nicht vorstellen, was mir schon an den Kopf geknallt wurde, weil ich ein behindertes Kind habe. Und ich weiß, nicht nur mir... deshalb das gelbe Dreieck.
Vor einigen Jahren habe ich übrigens das Buch "Anton oder die Zeit des unwerten Lebens" gelesen. Über ein behindertes Kind im 2. Weltkrieg. Es gibt nicht viele Bücher, bei denen ich Rotz und Wasser heule, bei Anton habe ich es. Denn dieses Buch - eine wahre Geschichte - erzählt von der Zeit im 2. Weltkrieg. Real habe ich aber über 50 Jahre später viele, viele Sachen mit meinem Kind GENAU SO erlebt. Das sind die Momente wo einem bewusst wird, das sich manche Sachen wahrscheinlich nie ändern werden und das, was sich ändert, oft nur eine oberflächliche Garnitur ist, so eine Art dicker Zuckerguss, der vertuscht, wie es oft wirklich ist.
Deshalb... das gelbe Dreieck hat schon einen ziemlich handfesten Hintergrund - und manchmal braucht es vielleicht auch einfach mal eine "virtuelle Keule" um klar zu machen: DAS GEHT SO NICHT!
Protokoll vom AK Barrierefreies Neuruppin liegt mir vor, ist von 2013 und im Bereich Museum sehr übersichtlich. In meinen Augen sieht die Bereitschaft mit Behinderten zu kooperieren anders aus und hätte ein aktuelleres Datum...
kann sein, das diese Liste sich noch ergänzt, also immer mal wieder nachschauen bitte. Danke.
Donnerstag, 28. Mai 2015
Kultur: Ost-West-Ost. Stadt der Helden. Neuruppin.
Pfingstsonntag war die Eröffnung der 20. Ausstellung im Kunstraum Neuruppin. Der 20. Ausstellung in den 3 Jahren, seit dem es den Kunstraum hier als Galerie gibt. Wäre alles so gelaufen, wie ursprünglich mal angedacht, wäre das jetzt erst die 10. oder 12. Ausstellung – aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.
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Toi-Toi Moskau. |
Nun gibt es dort also Fotos zu sehen. „Ost – West – Ost“ deshalb, weil einer der Fotografen, Gerhard Hopf, Leipziger ist. Dazu wollte Herr Bunk ein passendes Gegenstück aus dem Westen der Republik finden, hat in Köln gesucht und Igor Chepikov gefunden. Wie der Name schon vermuten lässt – so ein richtiger Urkölner ist er nicht und das Ende vom Lied ist – im Westen wurde also ein Fotograf als Pendant zu Herrn Hopf gefunden, der noch weiter aus dem Osten kommt als der Ossi, nämlich aus Moskau.
Dort sind die Fotos aufgenommen worden, die er gemacht hat – und der Titel seiner Ausstellung heisst: „Stadt der Helden“. Denn das möchte Moskau ja immer sein. Es gibt viele tolle Ansichtskarten mit bunten Bildern und beeindruckenden Gebäuden. Nicht in der Ausstellung, sondern in meiner Postkartensammlung. Auch Herr Putin legt viel Wert darauf, das Moskau immer ganz glänzend in den Medien dasteht. Wobei, das stellte der Fotograf klar, seine Bilder keine politische Aussage treffen. Sie sind völlig unpolitisch zu sehen.
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was dem Moskauer seine lustigen Blechplatten ist dem Neuruppiner sein Stanzblech aus er Leiterplattenfabrik |
Aber wie das so ist: Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten – und genau darum geht es in den Bildern von Herrn Chepikov. Die sind übrigens schwarz-weiß und als ich die gesehen habe, fiel mir als erstes ORWO ein. Diese genialen Schwarzweiß-Filme die wir früher zu Dutzenden verbraucht und entwickelt haben, weil sie so eine tolle Vielfalt in den ganzen Tönen haben. Auch das mag ich sehr am älter werden – die Lebenserfahrung steigt und manchmal hat man Jahrzehnte später Begegnungen mit seiner eigenen Vergangenheit. Nun steht man dann in der Galerie vor den ganzen großen Bildern die in ihrer wundervollen Körnigkeit und ihrem „Unhochglanz“ die ganze breite Palette von Weiß über viele Grautöne bis Schwarz zeigen und guckt. Oh, zwei fette Schweine mitten in der Stadt!“ - ups, nein, bei näherem Hinsehen, dicke Leitungen von Gas oder Fernwärme hinter Gittern, damit niemand auf die Idee kommt, sie anzuzapfen oder so. Sieht nur auf dem ersten Blick aus wie zwei fette sitzende Schweine von hinten.
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Schweinehaltung in der Stadt? Nein, anzapfsichere Fernleitungen. |
Ich denke, dass viele Leute sich beim Anblick der Bilder fragen: „WAS soll daran Kunst sein? Das wären Bilder, die ich wegwerfen würde, weil ich nur die tollen Dinge fotografiere!“ - also im Endeffekt genau das, was uns tagtäglich in den Medien und als Postkarten immer wieder vorgespiegelt wird: „schöne Motive“ zu haben. Beeindruckende Bauten, alles das, was etwas her macht: „Hey guckt mal, hier waren wir auf dem Eifelturm, da beim Kreml und dort auf der Chinesischen Mauer!“. Das erhöht den Wiedererkennungseffekt für alle, die dort auch oder nie waren und die Motive nur aus den Medien kennen und schindet Eindruck.
Ich habe ein paar Tage nachgedacht und auch an einen Familienurlaub als ich noch ein Kind war. Wir sind als Tagestour von Österreich aus als nach Venedig gefahren. Klingt ja schon mal echt interessant und natürlich waren wir gespannt auf die Stadt mit den vielen Kanälen und allem Pomp, den es dort zu sehen gibt. In Venedig hatten wir aber keine Führung, jeder war auf sich alleine gestellt. Also wir als Familie auch und es kam wie es kommen musste – den Markusplatz haben wir gesehen, ganz nett – und dann sind wir irgendwie hinter die Fassaden von dem ganzen hochglanzpolierten Touristenzirkus geraten und dort herumgeirrt. Am beeindruckendsten damals fand ich ein Beerdigungsschiff. Und das ganze marode Elend.
„Stadt der Helden“ guckt hinter die Fassade von Glanz und Gloria. Und das ist gut so, denn genau DAS ist für die Mehrheit der Bewohner dieser Heldenstadt Alltag. Als letztes Jahr in einem Vortrag die Neuruppin-Strategie vorgestellt wurde, war ein Satz von einem Stadtplaner derjenige, der sich regelrecht eingebrannt hat bei mir. Er meinte: „Es kann doch nicht sein, das wenn die Touristen von der Innenstadt aus ins Grüne wollen, sie durch Garagenplätze und Hinterhöfe laufen müssen!“. Natürlich verstehe ich, das er jeden Winkel von Neuruppin möglichst „schön“ präsentieren möchte und es bestimmt schick wäre, auf eine Art „grünes Band“ zu verweisen, einen schön gepflasterten Weg mit jungen Bäumen an den Seiten, der in den grünen Stadtrandbereich führt. So etwas sieht auf jedem Modell eindrucksvoll aus. Aber letztlich bleibt doch die Frage: Ist DAS dann wirklich unsere Stadt? Wenn ich in eine Stadt komme, die mich interessiert, dann möchte ich doch eigentlich auch wissen, wie die Leute dort leben. Dazu gehört auch ein Blick hinter die Fassaden. Neuruppin ist nun einmal kein Museumdorf, kein Disneyland, kein Center Park oder sonstwas. Das Leben hier ist mehr als die Fassaden der historischen Altstadt.
Deshalb haben auch Wege durch die Garagenhöfe ihren Charme, nicht zuletzt deshalb, weil sie zum Teil das über Jahrzehnte / Jahrhunderte gewachsene Leben in dieser Stadt mit am ungeschminktesten zeigen. Dort gibt es keine klassischen Postkartenmotive – wohl aber welche, die es allemal wert sind, auf Fotos festgehalten zu werden.
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auch hier kann Neuruppin es locker mit Moskau aufnehmen. "Guck nicht, was ich habe!" |
Stadt der Helden. Während sich in Moskau die Prominenz in Pomp und Protz präsentiert, erfrieren wenige hundert Meter weiter im Winter Menschen in ihren Wohnungen. Weil sie zu arm sind, zu heizen. Kinder und Jugendliche (und ja, auch Erwachsene), die „übrig“ sind, die verlassen wurden, „entsorgt“, leben im Untergrund und in Abrisshäusern, schlagen sich durch und versuchen zum Teil mit Chemiedämpfen ihr Elend zu vergessen. Die Bilder von Herrn Chepikov zeigen hinter die Fassade. Das ist schon trostlos anzusehen. Aber das, was in der Ausstellung dort gezeigt wird, ist eigentlich noch „leichte Kost“ - und ich denke, es ist bestimmt gar nicht so einfach, wenn man aus Moskau kommt und Künstler ist, im Westen dann etwas über Moskau zu machen, ohne das es einen politischen Hintergedanken hat.
Und dann auch noch in Neuruppin... ;-)
Viel Spaß mit den Bildern, die Galerie findet ihr in Neuruppin an der Post, geöffnet hat sie von Mittwoch – Sonnabend 15 – 18 Uhr, Sonn- und Feiertags von 11 – 13 Uhr sowie nach Vereinbarung. Die Ausstellung läuft noch bis zum 5. Juli 2015
Www.kunstraum-neuruppin.de
Samstag, 28. März 2015
TERMINE: Galeriewochenende Nachtrag
...so, gestern Abend war die Eröffnung bei Uschi Jung in der Bilderbogenpassage - und schön war´s! Alte und neue Werke, gespannt war ich auf das neue ganz große Bild (das hätte sie "trotz dicker Erkältung" nennen sollen ;-) ). Davon aber später Bilder, ich habe gestern Abend keine gemacht, sondern wollte einfach erst einmal nur gucken und mich überraschen lassen. Nette Atmosphäre, die "üblichen Verdächtigen" und interessante Gespräche.
Zwei Sachen kann ich in Bezug auf den gestrigen Artikel noch nachreichen. Und zwar ein Bild von Malwin Faber, dessen Ausstellung am Sonntag in der Siechenhauskapelle eröffnet wird. Bitte:
Und dann ist die Galerie am Bollwerk gestern leider etwas "untergegangen". Dort wurde schon am Donnerstag eine Ausstellung eröffnet und zwar von Ellinor Euler. Sie hat Arbeiten auf Papier, Leinwand und Objekte mitgebracht und der Titel der Ausstellung ist...
...glänzend ; schwarz. Die Ausstellung geht bis zum 29. April und ist von mittwochs - sonntags von 13 - 17 Uhr geöffnet.
Eine Vorankündigung hätte ich ebenfalls:
In der Galerie Louversum, Dorfstraße 71, in Lichtenberg auf der anderen Seite des Sees.
Zwei Sachen kann ich in Bezug auf den gestrigen Artikel noch nachreichen. Und zwar ein Bild von Malwin Faber, dessen Ausstellung am Sonntag in der Siechenhauskapelle eröffnet wird. Bitte:
Und dann ist die Galerie am Bollwerk gestern leider etwas "untergegangen". Dort wurde schon am Donnerstag eine Ausstellung eröffnet und zwar von Ellinor Euler. Sie hat Arbeiten auf Papier, Leinwand und Objekte mitgebracht und der Titel der Ausstellung ist...
...glänzend ; schwarz. Die Ausstellung geht bis zum 29. April und ist von mittwochs - sonntags von 13 - 17 Uhr geöffnet.
Eine Vorankündigung hätte ich ebenfalls:
In der Galerie Louversum, Dorfstraße 71, in Lichtenberg auf der anderen Seite des Sees.
Freitag, 27. März 2015
TERMINE: Galeriewochenende in Neuruppin
Und schwupps, schon ist es da, das Galeriewochenende in Neuruppin. Geplant - ungeplant. Plötzlich stellten einige Galeristen und Künstler fest, sie haben ihre neuen Ausstellungseröffnung alle an einem Wochenende geplant...
Da diese Ausstellungen ja alle auch ein paar Wochen laufen, hier also ein kleiner Überblick, was es ab diesem Wochenende in Neuruppin und Wustrau so zu sehen gibt:
Heute fängt Uschi Jung in ihrer Galerie in der Bilderbogenpassage mit der neuen Ausstellung
an. Wir sind sehr gespannt was uns erwartet :-)
Dann wird morgen im Cafe Constance in Wustrau ebenfalls eine Ausstellung eröffnet und zwar diese hier:
Wer also einen netten Platz sucht, wo man mal zum Kaffee hinfahren kann, sollte dort mal vorbeifahren. Das Ambiente ist sehr nett, der Kuchen lecker und ein bisschen spazieren gehen kann man dort auch - oder eben gleich von Neuruppin aus mit dem Rad hinfahren. D
Sonntag sind dann gleich zwei Eröffnungen in Neuruppin. Erst wird in der Siechenhauskapelle die Ausstellung von Malwin Faber eröffnet, das ist um 11 Uhr.
Danach folgt die Eröffnung der Ausstellung im Kunstraum Neuruppin:
Diese Ausstellung geht bis zum 10. Mai. Ausstellungseröffnung ist um 12 Uhr, Einlass ist ab 11 Uhr. Diesmal werden Bilderbögen ausgestellt - als Hommage an die Neuruppiner Bilderbögen, die nun endlich im Museum zu bewundern sind.
Öffnungszeiten Mittwoch bis Samstag 15 - 18 Uhr, Sonn- und Feiertags 11 - 13 Uhr sowie nach Vereinbarung.
Da diese Ausstellungen ja alle auch ein paar Wochen laufen, hier also ein kleiner Überblick, was es ab diesem Wochenende in Neuruppin und Wustrau so zu sehen gibt:
Heute fängt Uschi Jung in ihrer Galerie in der Bilderbogenpassage mit der neuen Ausstellung
an. Wir sind sehr gespannt was uns erwartet :-)
Dann wird morgen im Cafe Constance in Wustrau ebenfalls eine Ausstellung eröffnet und zwar diese hier:
Wer also einen netten Platz sucht, wo man mal zum Kaffee hinfahren kann, sollte dort mal vorbeifahren. Das Ambiente ist sehr nett, der Kuchen lecker und ein bisschen spazieren gehen kann man dort auch - oder eben gleich von Neuruppin aus mit dem Rad hinfahren. D
Sonntag sind dann gleich zwei Eröffnungen in Neuruppin. Erst wird in der Siechenhauskapelle die Ausstellung von Malwin Faber eröffnet, das ist um 11 Uhr.
Danach folgt die Eröffnung der Ausstellung im Kunstraum Neuruppin:
Diese Ausstellung geht bis zum 10. Mai. Ausstellungseröffnung ist um 12 Uhr, Einlass ist ab 11 Uhr. Diesmal werden Bilderbögen ausgestellt - als Hommage an die Neuruppiner Bilderbögen, die nun endlich im Museum zu bewundern sind.
Öffnungszeiten Mittwoch bis Samstag 15 - 18 Uhr, Sonn- und Feiertags 11 - 13 Uhr sowie nach Vereinbarung.
Donnerstag, 12. März 2015
Twitter und was das Wichmann-Denkmal mit newtopia gemeinsam hat.
auf Twitter gibt es dann doch irgendwie eine mitunter eigene Sprache. Ich glaube, wenn man immer nur 140 Zeichen hat, dann hilft es irgendwann, Gefühlen mit wenigen Buchstaben eine eigene Identität zu geben. So ist etwa das Gefühl der Zustimmung und vor allem der Freude und Begeisterung unter "awww" zu finden und das Gefühl des Aufregens und der Ablehnung unter "orrr".
Interessant ist, wie schnell ich mich an die Twitter-Sprache gewöhnt habe, von der ich Anfangs noch dachte, sie existiert nicht oder müsste wenn, dann ja auch einigen Facebook-Äusserungen angepasst sein. Nein. Facebook lässt mehr Raum als Twitter und auf Facebook weiß ich meistens, mit welchen Personen ich kommuniziere. Bei Twitter kenne ich die Alias-Namen, manchmal einen Teil ihres Lebens - aber ich weiß im Normalfall nicht, wer hinter welchem Account steckt - macht nix, ans Herz gewachsen sind mir einige Leute dort sehr schnell. Auch das ist etwas, dass an Twitter fasziniert: man kennt sich meistens nicht persönlich, aber ist sich dennoch oft sehr nahe - und wenn man scheiße drauf ist, reichen eigentlich ein paar Minuten Twitter und man kann schon wieder lachen, weil das Niveau von Klappspatenverdächtig bis Stratosphäre reicht.
Dienstag war Kultur- und Sozialauschuss, es ging unter anderem um das Pater Wichmann-Denkmal. Für mich ist in den letzten Wochen dann die Frage interessant geworden, wer denn hinter der Initiative / Interessengemeinschaft "Wir alle sind Neuruppin" tatsächlich alles steckt. Das würde ja nicht nur ich gerne wissen, ich kenne einige andere Leute, die das auch gerne wissen würden - und immer nur auf eine Person stoßen, die für diese Gruppe steht. Das ist Herr Firl.
Wir hatten mittlerweile zwei direkte Begegnungen, er hat mir ein paar Zettel mit Absender "Interessengemeinschaft Wir alle sind Neuruppin" in den Postkasten gesteckt und diese Interessengemeinschaft wurde mir halt immer suspekter. Kann es doch auch sein, wenn jemand die Frage, wer alles dazu gehört mit: "30 000, alle Neuruppiner!" beantwortet - oder? Gut, später hat er es eingeschränkt, aber auch nach mittlerweile 3 Wochen weiß ich immer noch nicht, wer ganz konkret noch zu dieser Gemeinschaft gehört. Die Treffen finden am See oder zufällig statt, nichts ist geplant, nichts ist nachvollziehbar. Also alles sehr merkwürdig, aber dafür behauptet er, würde er für sehr viele Leute sprechen und die wären alle seiner Meinung. Zusätzlich vertritt er ja den Verschönerungsverein. Und der hat wohl nur noch etwa 40 Mitglieder, die Mehrzahl davon passiv.
Zumindest das ist dann halbwegs nachvollziehbar und fast transparent, auch wenn es wirklich nett wäre, ihn auf der Webseite des Vereines irgendwo genannt zu bekommen. So hat es bei allem mittlerweile auftretenden Fällen von "Nepper, Schlepper, Bauernfängern" und den immer wiederkehrenden Warnungen vor irgendwelchen falschen Mitarbeitern von Sozialen Diensten, Städten, Polizei und so weiter, einen etwas blöden Beigeschmack, wenn man in der heutigen Zeit kurz mal online abfragen möchte, ob jemand denn nun tatsächlich für etwas ist oder steht, das er angibt oder alles eigentlich ganz anders ist.
Der Vorsitzende der Lions hat dann erklärt, Herr Firl hätte das Ohr an der Menge (oder hat er Masse gesagt?) und das wäre gut so. Das mag ja alles sein und einige Ideen sind ja nicht einmal schlecht. Nur die Art und Weise, die ist sehr fragwürdig. Ich habe das Ohr "nicht an der Menge bzw. Masse", aber dadurch, das ich viel unterwegs bin und mich engagiere, kenne ich die Meinung VIELER Neuruppiner Bürger zu einigen Dingen und ich könnte sogar bei Bedarf konkret Namen nennen. Ich kann auch zum Beispiel sagen, wann sich der Stammtisch trifft, wann sich der Kulturbeirat trifft, ich kann sagen, wann das "Kulturcafe" ist, wo sich konkret Leute treffen um zu reden, zu diskutieren, Meinungen auszutauschen. Stammtisch und Beirat sind sogar öffentlich und haben lange im Voraus festgelegte Termine! Ich bin mindestens dreimal am Tag mehr oder minder lang unterwegs und auch dabei treffe ich immer wieder Leute mit denen ich mich unterhalte. Mag sein, das ich mein Ohr eben nicht "an der Menge/Masse" habe - aber bitte immer daran denken: Auch ein Atom hat eine Menge/Masse - und die sieht man nicht. Ich habe mein Ohr lieber bei vielen Leuten, die ich in vielen Fällen eben auch benennen kann.
Ich bin eigentlich noch nicht sooo lange hier in der Stadt. Seit Sommer 2012, und seit 2013 engagiere ich mich hier. In dieser Zeit habe ich sehr oft etwas über "Neuruppin ist Korrumpien" gehört, über Filz, Mauschelei und "die da oben...". Ungefähr alle zwei bis drei Wochen werde ich mit solchen Aussagen konfrontiert. Die XY-Bande, die Geschichte mit Lenz oder Herrn Theel... das alles war vor meiner Zeit hier und ich kenne davon nur, was man mir erzählt oder was ich dazu lese. Es hat die Stadt enorm geprägt und ich bin mitunter sehr betroffen, wenn ich davon höre. Ich will darüber auch gar nicht ganz so viel wissen - denn ich lebe JETZT hier und finde, das Neuruppin eine absolut tolle Stadt ist und man mehr und mehr versucht, die Bürden der Vergangenheit zu vergessen und sich bemüht, es besser zu machen. Das dieses Bemühen nicht jedem passt und in vielen Augen nicht gut genug ist - ok, da gibt es immer Leute, die eines am Besten können: Stammtischreden. Das ist einfach, das klingt toll und damit trägt man weder Verantwortung noch muss man auf ein vielfach kompliziertes Regelwerk an Vorgaben und Richtlinien Rücksicht nehmen. Außerdem würde ich auch gerne mal wissen, wer immer wieder fröhlich aufsteht und nicht irgendwann lieber im Rahmen seiner Möglichkeiten "sein Ding" macht und es nur im kleinen Kreis durchzieht, wenn man erlebt, immer und immer wieder nur niedergemacht zu werden. Ein Mensch ist kein Punchingball. Weder konkret als auch im übertragenen Sinne.
Wer hier öfters liest, hat sicherlich meinen Wunsch, hier manche Dinge der Kommunalpolitik etwas transparenter und verständlicher zu erklären, mitbekommen. In dem Absatz hier drüber ist letztlich genau der Grund dafür: ich möchte, das sich nach und nach in den Köpfen der Menschen etwas ändert. Und wenn sich nur bei einem Menschen etwas ändert und er plötzlich versteht, warum nicht immer alles so einfach ist, wie es sein könnte und warum man der Verwaltung bitte eine Chance geben sollte anstatt ständig draufzuhauen, dann hat sich meine Mühe gelohnt. Ich weiß, Katastrophen bleiben am Besten in Erinnerung. Und hundert tolle Sachen, die auf die Beine gestellt worden sind können durch eine Fehlentscheidung sofort und schlagartig in Vergessenheit geraten.
Ich habe über einen Tag gebraucht, um für mich zu verarbeiten, was da auf der Sitzung eigentlich abgegangen ist. Dabei bin ich NICHT etwa fassungslos, das es eine knappe Mehrheit für das Denkmal gegeben hat. Ich denke, auch wenn ich selbst ein Denkmal für Wichmann von Arnstein für überflüssig halte, ist GRUNDSÄTZLICH gegen ein Denkmal für ihn nichts einzuwenden. Fassungslos bin ich über die Art und Weise gewesen, wie die Nachfrage von mir, wer denn nun noch alles so hinter der Interessengemeinschaft steckt, eigentlich mit einer barschen knappen Antwort weggefegt worden ist - und vor allem, das selbst die Nachfrage von Ronny Kretschmer, ob der Verwaltung noch jemand ANDERES bekannt wäre, der in der Initiative "Wir alle sind Neuruppin" aktiv ist, gar nicht erst beantwortet wurde.
Fassungslos bin ich darüber, das eine undurchsichtige, intransparente Vorgehensweise und die Ansage des Lion-Vorsitzenden: "Also wenn es eine Ausschreibung geben sollte, sind wir nicht mehr dabei... dann muss neu verhandelt werden!", die für mich sehr nach: "Entweder das Teil von Hohlstein und ER bekommt unsere Kohle oder GAR NICHTS" klingt. Darf ich daran erinnern, das auch Herr Hohlstein bei den Lions ist und beim Vor-Ort-Termin gesagt wurde "dann habe ich meinen Kumpel Hohlstein angerufen"? Da ich sicher bin, das hier auch Lions mitlesen - darf ich mal an die Internationale Satzung erinnern? Artikel VIII Absatz 4? Persönliche Vorteile? Darf ich daraus mal den Part "...soll kein Amtsträger oder Mitglied dieses Clubs seine Mitgliedschaft zur Förderung privater, politischer oder anderer Ambitionen ausnutzen..." . Wie gesagt, aus der Internationalen Satzung der Lions - und vielleicht bin ich auch einfach zu doof zu kapieren, warum es dann voll in Ordnung ist, "seinem Kumpel" mal eben einen 5stelligen Auftrag zuzuschustern und zu den Eindruck zu erwecken: "Wenn der den nicht bekommt, sind wir raus!".
Etwas anderes ist mir und meinem Kulturbeiratskollegen noch bei der Rede vom Lions-Chef aufgefallen. Es gab uns gegenüber eine "wundersame Geldvermehrung". Auf der Beiratssitzung wo sie das Modell vorgestellt haben und wo einige andere Künstler anwesend waren, war von einem weitaus niedrigeren Betrag die Rede. Nur die Materialkosten und Cortenstahl nicht, das wäre zu teuer. Lediglich unser hiesiger Kunstschweißer würde das zum Materialpreis machen. Leider ist die damals genannte Summe nicht konkret nicht im Protokoll vermerkt worden - aber wir waren dann doch überrascht, das sie sich innerhalb von wenigen Monaten vervielfacht hat. Allerdings habe ich mittlerweile mitbekommen, das wohl nur auf der Beiratssitzung wo die anderen Künstler anwesend waren, von dieser niedrigen Summe die Rede war, sonst wurde durchaus schon von einer fünfstelligen Summe gesprochen. Da sind die Nebenkosten für Gutachten etc. nicht mal drin. Die werden extra bezahlt.
Ich bin sicher, für einen fünfstelligen Betrag hätten sich auch andere regionale Künstler gefunden, die ein Modell eingereicht hätten, wie IHR Vorschlag zu Pater Wichmann aussieht.
Wenn ihr euch also fragt, was das Wichmann-Denkmal mit newtopia zu tun hat - und hier komme ich noch mal auf Twitter zurück - die ganze Entwicklung ist ungefähr so, wie der "tote Biber" (O-Ton auf Twitter), auf Candys Kopf: verworren, undurchsichtig, Filz...
Es ist genau DAS, was hier doch keiner mehr möchte. Dachte ich. Es ist so wie vor einigen Jahren, da hat sich jemand mit einem hohen Einkommen hingestellt und vielen Leuten verkündet, er verdient viel Kohle und würde das und das machen... und alle "Awww!". Da muss nur jemand mit einer großen Summe winken - und dann ist Transparenz, Demokratie und Moral etwas, das sofort im Klo runtergespült wird. Also Werte, die doch eigentlich als elementar und wichtig erachtet werden.
Letztlich ist es auch der "Hoeness-Effekt": "Boaaaah, der hat SO VIEL für den Verein getan, warum muss der für ein paar hinterzogene Millionen an Steuern eigentlich in den Knast?". Ich erinnere daran, das seine "Verdienste für die Allgemeinheit" durchaus strafmildernd gewirkt haben. Tue (scheinbar) Gutes - und erkaufe dir damit die Akzeptanz bei moralisch verwerflichen Dingen.
Vielleicht ist man einfach viel sensibler (nein, getriggerter), wenn man immer dann, wenn man Hilfe haben wollte, weil man von so einem Menschen scheiße behandelt worden ist (was ein Amtsrichter dann irgendwann endlich mit mißhandelt bezeichnet hat) von ganz normalen Leuten Sätze wie: "Das musst du verstehen, der hat Stress im Job!", oder "sein nett zu ihm" oder "mach ihm Bratkartoffeln und lies ihm jeden Wunsch von den Augen ab!" beantwortet wird - und man fassungslos feststellt, das es anscheinend völlig in Ordnung ist, wenn Leute mit (vermeintlich!) viel Geld Menschen wie mich und mein Kind wie Dreck behandeln.
Wenn wir in Neuruppin eine Gesellschaft wollen, in der jemand nur mit Geld winken braucht, mit teuren Geschenken, um seinen Willen durchzusetzen, dann sind wir hier wieder genau dort angelangt, wo wir eigentlich weg wollten. Das Denkmal hat bislang so noch niemand vermisst. Ja, es wäre vielleicht für viele Leute schön, eines zu haben...
aber in DIESEM FALL ist der Preis dafür einfach viel zu hoch!
Vielen Dank denen, die mich dienstag Abend und mittwoch morgen ausgehalten haben! Ohne euch wäre meine Welt echt ärmer.
Ergänzung (20. März) andere Beiträge zu dem Thema:
Pilger, Pilger...
Pater Wichmann - des Paters...
Einem geschenkten Gaul...
Riesenrad, Kulturbeirat...
Donnerstag, 20. November 2014
Suchen? Kunststück!
Hi Leute, heute haben Joey und ich einen Auftrag gehabt. Denn wir sind ja ein Team und es wäre ziemlich ungerecht, wenn alles immer nur an Frauchen kleben bleibt. Die hat sich ja gestern genug aufgeregt. Also waren wir heute dran. OK, wir haben Frauchen mitgeschleppt, das sieht immer besser aus.
Frauchen hat gesagt: "Wir gehen heute zur Fontane-Schule und fotografieren das, was die Schüler da gebaut haben!". In der Ecke waren wir letzte Woche schon mal, weil der "Weihnachtsmann", also der Ersatzfrachtzusteller von der DHL immer noch nicht begriffen hat, das wir hier eine große Post gleich um die Ecke haben. Der bringt unsere Päckchen immer in die Artur-Becker-Straße.
Von daher wussten wir, wo wir hinsollten und von was Fotos gemacht werden sollten, denn die Holzskulpturen haben dort letztes Mal auf dem Schulhof gestanden.
Heute standen sie dort aber nicht mehr. Wir haben überall geguckt und auch die Ziegen vom Bauspielplatz konnten uns nicht weiter helfen. Also sind wir in die Schule rein um zu fragen. Frauchen hat gesagt: "Na komisch, so wie die in den letzten Sitzungen beschrieben wurde, hätte ich hier eine Eingangskontrolle und Wachschutz erwartet!". Wachschutz gibt es, aber ein Gebäude daneben.
Kaum waren wir dort auf dem (leeren) Schulhof, tönte es von oben "Oh Gooott, oh Goooooott, wie niiiieeeedlich, guck mal, Hunde!". Boah, ich hätte ja nie gedacht, dass der(die /das) Gott dort unterrichtet! Ich bin echt beeindruckt. DAS hat nicht mal das EVI anzubieten, auch wenn die jede Woche in der Klosterkirche singen und einen netten Lehrer haben, der denen was über Gott und die Welt erzählt.
Frauchen hat uns dann die Türe aufgehalten, damit wir in die Schule können und war so nett, dem Menschen der uns mit großen Augen angeguckt hat, zu fragen, wo die Skulpturen sind, wir würden gerne Fotos machen damit die Leute im Kulturbeirat und auf dem Kulturstammtisch wissen, wovon die Rede ist.
"Alter Sehrohrhof, am Baum abbiegen!". Wir dann so: "HÄÄÄÄhhh?????" Menschen, die an Bäumen abbiegen? Aber... wir sind ja schon oft in der Gegend gewesen und wenn da ein alter Hof sein soll, dann ist es der an der alten Bahnstrecke, wo die Fenster rumstehen. Wir haben dann freundlich gewedelt und sind los.
Beim Döner-Laden haben wir dann einen alten Bekannten wieder getroffen. Aus der Box-Gruppe, die aus der Rosenhalle raus musste. Das war sehr nett. Und... da gibt es das beste Lahmacun in der ganzen Stadt! Einhellige Meinung von uns dreien, wir haben das getestet.
Dann hat Frauchen noch mitbekommen, das die Krankenkasse irgendwie ein neues Programm haben muss, für das schon bei jugendlichen Männchen Werbung gemacht wird, damit die später diese Krankenkasse wählen. Frauchen sagt, tolle Idee. Also, ich und Joey, wir KÖNNEN ja nicht mehr für Nachwuchs sorgen. Aber Menschenmännchen. Und bei den Menschenmännchen scheint es welche zu geben, die das auch nicht mehr so richtig können. Dafür hat die Krankenkasse jetzt wohl Fachangestellte, denn so ein Menschenmännchen erzählte seinen Kumpels ständig etwas über "die Nutte von der Krankenkasse". Frauchen sagt, das ist die moderne Form der Kundenbindung.
Na ja, und dann haben wir halt den Rohrhof aufgesucht, die Skulpturen gefunden und fotografiert - und dabei auch gleich "alte Bekannte" gesehen. Die Pinsel-Zwerge vom Flugplatz!
Frauchen hat gesagt: "Wir gehen heute zur Fontane-Schule und fotografieren das, was die Schüler da gebaut haben!". In der Ecke waren wir letzte Woche schon mal, weil der "Weihnachtsmann", also der Ersatzfrachtzusteller von der DHL immer noch nicht begriffen hat, das wir hier eine große Post gleich um die Ecke haben. Der bringt unsere Päckchen immer in die Artur-Becker-Straße.
Von daher wussten wir, wo wir hinsollten und von was Fotos gemacht werden sollten, denn die Holzskulpturen haben dort letztes Mal auf dem Schulhof gestanden.
Heute standen sie dort aber nicht mehr. Wir haben überall geguckt und auch die Ziegen vom Bauspielplatz konnten uns nicht weiter helfen. Also sind wir in die Schule rein um zu fragen. Frauchen hat gesagt: "Na komisch, so wie die in den letzten Sitzungen beschrieben wurde, hätte ich hier eine Eingangskontrolle und Wachschutz erwartet!". Wachschutz gibt es, aber ein Gebäude daneben.
Kaum waren wir dort auf dem (leeren) Schulhof, tönte es von oben "Oh Gooott, oh Goooooott, wie niiiieeeedlich, guck mal, Hunde!". Boah, ich hätte ja nie gedacht, dass der(die /das) Gott dort unterrichtet! Ich bin echt beeindruckt. DAS hat nicht mal das EVI anzubieten, auch wenn die jede Woche in der Klosterkirche singen und einen netten Lehrer haben, der denen was über Gott und die Welt erzählt.
Frauchen hat uns dann die Türe aufgehalten, damit wir in die Schule können und war so nett, dem Menschen der uns mit großen Augen angeguckt hat, zu fragen, wo die Skulpturen sind, wir würden gerne Fotos machen damit die Leute im Kulturbeirat und auf dem Kulturstammtisch wissen, wovon die Rede ist.
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Sehrohrhof? U-Boot mitten im Wohngebiet versenkt? |
"Alter Sehrohrhof, am Baum abbiegen!". Wir dann so: "HÄÄÄÄhhh?????" Menschen, die an Bäumen abbiegen? Aber... wir sind ja schon oft in der Gegend gewesen und wenn da ein alter Hof sein soll, dann ist es der an der alten Bahnstrecke, wo die Fenster rumstehen. Wir haben dann freundlich gewedelt und sind los.
Beim Döner-Laden haben wir dann einen alten Bekannten wieder getroffen. Aus der Box-Gruppe, die aus der Rosenhalle raus musste. Das war sehr nett. Und... da gibt es das beste Lahmacun in der ganzen Stadt! Einhellige Meinung von uns dreien, wir haben das getestet.
Dann hat Frauchen noch mitbekommen, das die Krankenkasse irgendwie ein neues Programm haben muss, für das schon bei jugendlichen Männchen Werbung gemacht wird, damit die später diese Krankenkasse wählen. Frauchen sagt, tolle Idee. Also, ich und Joey, wir KÖNNEN ja nicht mehr für Nachwuchs sorgen. Aber Menschenmännchen. Und bei den Menschenmännchen scheint es welche zu geben, die das auch nicht mehr so richtig können. Dafür hat die Krankenkasse jetzt wohl Fachangestellte, denn so ein Menschenmännchen erzählte seinen Kumpels ständig etwas über "die Nutte von der Krankenkasse". Frauchen sagt, das ist die moderne Form der Kundenbindung.
Na ja, und dann haben wir halt den Rohrhof aufgesucht, die Skulpturen gefunden und fotografiert - und dabei auch gleich "alte Bekannte" gesehen. Die Pinsel-Zwerge vom Flugplatz!
Freitag, 14. November 2014
Ein Tempel wie eine Buttercremetorte
Nun ist sie vorbei, die Präsentation des 9. Lichtworkshop des Studienganges Master of Arts in Architectural Lighting Design. Letztes Jahr haben wir uns das Spektakel ja zum ersten Mal angeschaut, da war die Präsentation im WK - und es war so toll, das ich mich letztes Jahr schon auf dieses Jahr gefreut habe.
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Joey und Farino im Hoftor... |
Nun denn, seit 2006 gibt es diese Workshops die sich immer mit einem Stück der Neuruppiner Stadt befassen. Jedes Jahr sind dadurch über 20 Gäste aus ganz vielen unterschiedlichen Ländern bei uns für eine Woche zu Gast. Den internationalen Studiengang "Lichtgestaltung in der Architektur" findet man an der Hochschule in Wismar. Dieses Mal haben seit September 32 Studenten sich dem Thema "Museum Neuruppin - Licht für die Kunst" gewidmet und überlegt, wie man das Museum "ins rechte Licht" rücken könnte. Es ist ein Erstsemester-Workshop. Die haben kaum an der Hochschule angefangen, Lichtdesign zu studieren und dürfen gleich schon eine Präsentation ausarbeiten, die sich hunderte von Leuten in kurzer Zeit angucken! Das nennt sich Motivation. Wobei... ein Studium z. B. als Dipl.-Ing oder im Bereich Gestaltung haben schon alle hinter sich, jetzt spezialisieren sie sich auf Lichtdesign.
Hier vor Ort waren aber aus Platzgründen nur 21 Studenten, die sich in drei Gruppen aufgeteilt haben: Architektur, Stadtmauer/Tempel und Garten. Die Architekturgruppe hatte sich in Wismar schon überlegt, wie sie das Museum in Szene setzen könnte. Dabei gab es zwei Ideen, die sie sich überlegt hatten, eines war eine Beamerprojektion mit Motiven von MC Escher und das Andere waren bunt beleuchtete Fenster, ich komme jetzt nicht auf den Namen des Künstlers der tatsächlich Vorbild war, aber es waren Farbflächen ähnlich wie bei Piet Mondrian. Wie das aber mitunter so ist, wenn man dann vor Ort ist, stellt man fest: "eigentlich passt etwas Anderes besser!". Das war dann die Erkenntnis der Architekturgruppe nach einer Exkursion durch die Stadt.
Während das alte Museum straßenseitig einladend beleuchtet wurde und die Lichter zum Eingang geleitet haben, war es am modernen Anbau eine Beamer-Projektion in Grautönen von sich im Wind wiegenden Zweigen. Das sah toll aus und viele haben sich umgedreht und geschaut, wo denn der Baum steht. Auch Nick fand das sehr schön, hatte aber noch mehr Spaß an der Mauer, auf der in allen Sprachen der Studenten das Wort "Licht" projiziert wurde.
Die Gruppe "Stadtmauer / Tempel" hat sich viele Gedanken dazu gemacht, wie man die alte Stadtmauer so beleuchten könnte, das neu und alt harmonisch betont wird. Welche Lichtfarben nimmt man? Die Stadtmauer wurde dann sowohl mit Halogenstrahlern in den Bögen, als auch auf den Pfeilern zwischen den Bögen mit Fackeln beleuchtet (die allerdings im Wind etwas gelitten haben). Improvisation gehört für jede Gruppe dazu, hier mussten sie sich z. B. überlegen, wie sie die Fackeln an der Mauer befestigen können. Eine andere Aufgabe von ihnen war, den Tempel so zu beleuchten, das eine Verbindung vom Museum zum Tempelgarten geschaffen wird. Und ganz ehrlich: der Tempel ist unglaublich toll beleuchtet worden. Das sonst triste Weiß ist in ein helles, leicht glänzendes Cremeweiß verwandelt worden und ich habe richtig Hunger bekommen. Der Tempel sah aus wie eine Buttercremetorte. Für diese Tempelbeleuchtung gab es viel, viel Lob. Zu recht.
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Buttercremetortentempel... Hunger! |
Die Gartengrupppe hat sich überlegt, welche Elemente aus dem Gartenbereich sie aufnimmt. Sie haben sich entschlossen, das Element der Steine aufzunehmen und spielerisch zu verarbeiten. Das ist ihnen mit 600 (!!!) Lichtbällen wunderbar gelungen. Ein großer Teil der Lichtbälle wurde erst schachbrettförmig auf dem Kies ausgelegt und dann durften die Besucher damit spielen. Sie wurden zu anderen Figuren gelegt, manche sind durch die Luft geworfen worden... und auf jeden Fall haben sie viel Spaß gemacht. Die anderen waren in den Beeten verteilt und sahen zum Teil wie kleine Osternester aus. Auch ganz wundervoll.
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Osternester fast zur Weihnachtszeit... |
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belle Bälle - wau! |
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Playstation. Wie alles anfing, bevor es Computer gab |
Esta Ruppin hat mit Schmalzbroten, Kürbissuppe und Bratwurst aus Heilbrunn (der Hof dort gehört zur Stephanus-Stiftung) und heißen Getränken für das leibliche Wohl gesorgt, die Stadtwerke für ordentlich viel Strom und Verteiler - und ein herzliches Dankeschön geht von den Workshop-Teilnehmern auch an die Nachbarn vom Museum, die sehr kooperativ waren. Viele Räume vom Museum konnten auch besichtigt werden. Sehr spannend!
Nächstes Jahr gibt es dann den 10. Workshop...
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