Posts mit dem Label Hundeverhalten werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Hundeverhalten werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Dienstag, 1. Dezember 2015

Das geheimnisvolle Ding...

auf Facebook hatte ich vor ein paar Tagen schon ein Bild gepostet, auf dem Joey etwas Neues ausprobiert. Ich habe aber nicht verraten, was das ist. 





Ich hatte es bei woofshack gesehen, mir das Video davon angeschaut und gedacht: "Boah, das könnte unser Leben manchmal wirklich erleichtern!" - nämlich dann, wenn es darum geht, das Joey entweder im Freilauf ist und zügig eben an die Leine genommen werden muss oder wenn er im Geschirr vor dem Rad rennt und dann etwas ist, wo ich ihn plötzlich kurz nehmen muss. So wie vor ein paar Tagen, als plötzlich eine Plattnase auftauchte und er sich schlagartig in eine Art Furie verwandelt hat. Das Geschirr hat zwar ein stabiles Kreuz auf dem Rücken, das man gut greifen kann (wenn ich den Hund dann soweit dran habe, das ich es greifen kann...) aber damit ist die Aufregung ja nicht vorbei und aus der "Schusslinie" bekomme ich den Hund am Rad damit auch nicht.

Wobei Joey wirklich enorme Fortschritte gemacht hat. Also richtig, richtig super und wir haben schon viele Baustellen erledigt. Den Rest bekommen wir mit der Zeit sicherlich auch noch in den Griff.

Also haben wir es mittlerweile ein paar Tage getestet, was allerdings noch fehlt ist, wie es sich beim Spielen bewährt - aber eigentlich ist das bei Joey ja ohnehin etwas, das kaum vorkommt. Er spielt mit uns, er spielt mittlerweile auch gerne mal mit dem Wurfball (auch das ist ein Fortschritt!) - aber mit anderen Hunden hat er es halt nicht so und ich bin froh, wenn er zumindest lernt, ab und an mit anderen Hunden zusammen zu laufen. Auch dafür halte ich es bei ihm für eine gute Sache. 




Aber was ist es denn nun? Es ist ein Kurzführer. Wer von euch mehr Ahnung hat, wird die klassischen Kurzführer aus dem Hundesport kennen. Handschlaufen mit einem dicken Karabiner dran, die es ermöglichen, den Hund halt sehr kurz zu halten. Habe ich angeschafft, als Farino Unterordnung gelernt hat, weil wir da Übungen hatten, wo den Hunden von anderen Leuten ins Halsband gegriffen wurde, um sie zu halten. Das ist natürlich etwas, was tunlichst vermieden werden sollte und als ich dann mal einen Ridgeback halten sollte, fand der es extrem unlustig. Entsprechend gibt es eben dann diese Schlaufen, die eingeklinkt werden. 

Deren ganzen NACHTEILE, z. B. das der Karabiner schwer und klobig ist, die Schlaufen herumbaumeln wenn man ihn am Halsband lässt und der Hund sich verletzen kann sind mit dem Kurzführer von Ruffwear im Prinzip behoben.




Er ist leicht, er ist in der Länge verstellbar, der Karabiner ist auch total leicht - und er wird am Halsband eingeklinkt, einmal um den Hals geschlungen und mit Klett befestigt. Eine rote Schlaufe markiert den "Abreißteil". Also dort einmal ziehen und man hat den Hund innerhalb eines Bruchteiles einer Sekunde angeleint an der Hand. 




Wie gut es klappt, habe ich dann bei einem Ausflug gemerkt, wo wir in einem wildreichen Gebiet unterwegs waren und er später, als wir aus dem Waldstück wieder draußen waren, etwas saufen sollte dann irgenwann mit der Nase in der Luft losmarschierte... fünf Schritte, ein kleiner Zug und er war an der kurzen Leine. Ab zum Rad, an die Jöringleine und fünf Sekunden später war der Kurzführer wieder ordentlich um den Hals geschlungen und mit Klett verschlossen. 




Dafür ist der super und auch gedacht. Oder wenn es z. B. klingelt und ihr mit dem Hund trainieren wollt, das er dann nicht immer gleich Terz macht und die Besucher stürmisch begrüßt... auch dafür finde ich ihn wirklich prima. Manchmal klappt es eben nicht, den Hund auf den Platz zu schicken oder was auch immer - und da habt ihr den Hund mit einem Griff und ohne langes Getue gesichert. Manchmal ist es auch von vornherein ganz praktisch, den Hund neben sich zu haben wenn es an der Türe klingelt und der Kurzführer von Ruffwear ist sehr, sehr leicht und stört Joey z. B. nicht. Auch nicht beim wälzen und schubbern! Da geht das Teil auch nicht auf bei Joey - und der schmeißt sich echt oft hin! Im Dunkeln müsste man ihn auch ein bisschen sehen können, denn er hat zwei schmale Reflexstreifen eingearbeitet. 




Es gibt eigentlich nur eine Sache, die mich etwas gestört hat und das ist der reguläre Preis von fast 30 Euro. ABER... wir haben in den ganzen Jahren mit den Hunden schon so viele Sachen aus dem regulären Handel gekauft von Karlie, Trixi und so weiter - und bei Ruffwear bezahlt man auch die entsprechende Qualität mit. Egal ob bei Hundeschuhen - die von Ruffwear haben übrigens zum Teil eine richtige Sohle mit Profil, ob bei Schwimmtieren aus Ballistiknylon, wo ähnliches aus regulärer Produktion schon beim ersten Einsatz aufgibt - oder eben bei Leinen und Geschirren. Wobei bei woofshack dazu kommt, das man den Versand (übrigens aus Deutschland und nicht aus Österreich) nicht bezahlen muss, wenn man den kauft.

Entsprechend: wenn ihr denkt, so ein Teil würde euch das Leben mit eurem Hund zum Teil sehr erleichtern, eben weil man ihn mit einem Griff dann tatsächlich hat und nicht groß herumfummeln muss bis man den Leinenkarabiner im Halsband hat... dann ist es ein ganz klarer Kauftipp - der eine reguläre Leine letztlich super ergänzt - aber nicht ersetzt! Je nach Einstellung passt er für einen Halsumfang von 36 - 56 cm und hat eine Endlänge von bis zu 69 cm. 

Ich finde, das Material liegt auch angenehm in der Hand und man kann Joey ganz angenehm führen, wenn man durch die graue Schlaufe greift.

Grad gesehen -  im Moment ist er bei woofshack nicht auf Lager, aber er kommt sicherlich demnächst wieder rein. 

2. Dezember... Nachtrag

Gestern haben wir eine Bikejöring-Runde gedreht. Dabei ist es zu einer Situation gekommen ähnlich wie oben mit der Plattnase geschildert - und siehe da, in drei Griffen - 1. Fahrrad abstellen, 2. ins Geschirr greifen und Joey halten, 3. am Klettband ziehen und die Leine in der Hand haben - wurde aus einem wütend bellenden Joey ein "oh, war was???"-Hund. 

Heute morgen ähnlich, ein anderer Hund kam am Cafe vorbei und klar, Joey war angeleint - aber es ist nicht so angenehm, wenn er sich aufregt, dann immer die Metallringe der Leine in den Händen zu haben. Ein Griff und zack... Problem gelöst. 

Also von mir definitiv eine Kaufempfehlung für Menschen, die ihren Hund ab und an schnell, bequem und problemlos kurz nehmen müssen und ihn danach eben so schnell und problemlos wieder laufen lassen möchten. Übrigens, sollte jemand das Teil bei woofshack bestellen, dürft ihr gerne angeben, das der Tipp von Ruppi-Struppi kommt.

Samstag, 14. November 2015

Hunde, Halter und Verhalten... Teil 2


Nummer zwei - weil Hunde mehr auf die Körpersprache achten. Denn DAS ist auch ihr eigener Hauptkommunikationsweg! Und Körpersprache ist mehr als Nackenhaare aufrichten, Zähne zeigen und mit dem Schwanz wedeln - oder eben nicht! Ihr kennt doch bestimmt alle die Hunde "mit den Augenbrauen". Wisst ihr, warum viele Hunde solche anders gefärbten "Augenbrauen" haben?


Bild: Dominik QN / stocksnap

Das hat sich im Laufe der Evolution entwickelt und hilft bei der Kommunikation! Denn so sehen andere Hunde viel klarer, welche Mimik der Hund insgesamt hat. Huskys und manche anderen Hunde haben z. B. eine ganze Maske, die schon von weitem die Befindlichkeit des Hundes für einen anderen Hund leichter erkennen lässt.
  

Farino war cremefarben - aber was insbesondere später kaum jemandem wirklich aufgefallen ist - wichtige Mimikbereiche waren DUNKLER eingefärbt als der Rest vom Körper. So waren die Ohren und der Streifen zwischen den beiden Ohren oben auf dem Kopf dunkler als der Rest vom Fell und die Rückenlinie ebenfalls. Das sind dann noch so die Überreste.


Wenn Hunde aber mehr Kommunikation haben als eben Schwanzwedeln, Zähne zeigen oder Nackenhaare aufstellen, bedeutet das aber auch:  der Hund beobachtet euch. Dazu hat er viel, viel Zeit. Er schaut, ob das, was ihr mit dem Mund sagt, zu dem passt, was ihr mit eurer Körperhaltung sagt. Das ich jetzt meistens viel gerader laufe - Trainer Joey sei Dank. Das hat der wahrscheinlich besser hinbekommen, als es jede Rückenschule einmal pro Woche getan hätte. Denn hey, der braucht jemanden, der ihm sagt, wo es lang geht (und dann darf er ab und an auch mal bestimmen, wo es lang geht, denn auch das ist Führung). Einem verunsichertem Glöckner von Notre Dame im Zwergformat glaubt kaum ein Hund, das so jemand tatsächlich Führungsqualitäten besitzt. 

Wer Hunderunden damit verbringt, endlos in sein Smartphone zu labern oder drauf rumzutippen - möööp, auch durchgefallen. Ist so. Das ist zum "Hund auslüften" ja ganz nett. Aber eben keine Führhundsqualität. Die Leute sagen ja oft "Der Hund stammt vom Wolf ab!". Ja, das stimmt. Auch wenn Hunde oft irgendwo in der Entwicklung stehen geblieben (worden...) sind, damit wir Menschen überhaupt mit ihnen klar kommen und niedliche, nette, umgängliche, bunte Wuffels haben. 

Hund Theo mit Maske. Bild: Blake Verdoorn / stocksnap

Aber stellt euch einfach mal vor, so eine Hunderunde, das wäre mit euch als Leitwolf ein Ausflug in die Wildnis. Mittlerweile gibt es ja den netten Begriff "urban outdoor". Urban outdoor bedeutet nichts anderes als „Vor der Haustüre in einem bewohnten Gebiet“ und genau das ist das tägliche Abenteuer für unsere Hunde. Wäret ihr ein richtiges Wolfsrudel in der Wildnis - dann wäre ein überwiegend abgelenkter Leitwolf, dem die Achtung auf Sicherheit und das Aufspüren von Nahrungsressourcen völlig egal ist, so ziemlich das Schlimmste, was einem Rudel passieren könnte. DAS weiß euer Sofawolf überwiegend instinktiv. Und nimmt euch alles andere. Aber meistens dann eben nicht wirklich ernst. Auch das ist eine Form von Kommunikation. 


Genau das ist übrigens auch die Grundlage diverser Managerseminare, wenn sie für ein Schweinegeld zwei Tage in einem Reitstall aufschlagen und dort ein paar Stunden mit einem Pferd arbeiten sollen. Dabei geht es nicht um reiten lernen, sondern darum, ihnen bewusst zu machen, das ein Manager mehr drauf haben sollte, als einen gut bezahlten Job zu erledigen und anderen Leuten zu zeigen, wie die Firma möglichst erfolgreich wird. Viele insbesondere Männer stehen ja auf so eine Art Steinzeitmensch-Führungsstil: "Ich Chef und Ahnung, du nix und dumm!". Menschen lassen sich mit Worten oft sehr beeindrucken und da kann die größte Niete einen gut bezahlten Job haben - egal. Solange eine Niete gut reden kann und für alles eine Begründung hat, hat sie den Job. So funktioniert Wirtschaft. Leider viel zu oft.

Die Herausforderung bei der Arbeit mit Tieren ist, das ziemlich Alles, was für den Menschen einen Wert hat, dem Tier relativ scheißegal ist: Sprache, Kohle, Stellung, Statussymbole. Als ich in Wuppertal meine Pflegepferde hatte, habe ich mal ausprobiert, wie das wohl ist, so einen "Manager" mit einem Pferd arbeiten zu lassen. Das war interessant. Er hat das bravste Pferd an die Hand bekommen... und durchaus Mühe gehabt, es selbst am Führstrick zu dirigieren. Denn er hat sich immer drauf verlassen, was er sagt, macht Eindruck. Helgja war das aber egal. Farino übrigens auch. Hat er gut "funktioniert" war Farino ein "toller Hund" oder auch gar "unser Hund" - hat er nicht wie gewünscht "funktioniert", war der Hund sofort ein "Arschloch".

Als ich mit Farino Agility gemacht habe, hat unsere Trainerin gezeigt, mit wie wenig Gesten ein Hund durch so einen Hindernisparcour zu dirigieren ist. Und ja, auch die Hunde müssen erst einmal die verschiedenen Hindernisse lernen. Aber am meisten muss beim Agi der Mensch lernen und die richtig guten Zweibeinigen Agilitysportler haben zum Teil wenig Gesten (wie ihr sehen werdet, aber mitunter tänzerisches Potential...) – der Hund weiß trotzdem, was er machen soll. So kann er zum Teil weit vor über ein Hindernis geschickt und wieder zurück geholt werden. Im Agility habe ich eigentlich gelernt, das man mitunter am Besten mit Tieren arbeiten kann, wenn man ab und an auch mal mit ganzem Herzen ein Clown ist. Wir haben damals mit Abstand die meisten Lacher kassiert. Egal ob Farino gekaspert hat, ich über den Hund geflogen bin, weil er viel schneller war als ich oder ich mit dem Fuß im Hindernisständer hängen geblieben bin. 

Oder ein Hütehundwettbewerb (Achtung, der Film ist ca. 60 Minuten lang aber wirklich sehenswert und natürlich mit toller Musik unterlegt!) – diese Hunde werden auf Pfiffe trainiert und reagieren so über enorme Distanzen. Aber so etwas ist nur möglich, wenn ihr dem Hund tatsächlich immer wieder beweist, das eure Führungsqualität auch gut ist und er einen triftigen Grund hat, euch zu vertrauen und zu tun, was ihr von ihm erwartet. Auch ohne Leine.

Das wird sie nicht immer sein, jeder hat auch mal schlechte Tage. Wenn ich als Mensch einen schlechten Tag habe und viel zu abgelenkt, sollte ich als Mensch so fair sein, von dem Hund nicht zu viel zu erwarten. Denn wenn bei einem Training sich dann ein Mißerfolg an den nächsten reiht, bringt es weder dem Menschen noch dem Hund etwas. Im Gegenteil. Es macht alles nur noch schlimmer! 


Also achtet ein bisschen auf euch selbst, wenn ihr mit eurem Hund umgeht. Immer mal wieder. Zum Beispiel, wenn ihr mit eurem Hund an einem Bordstein steht. Dann achtet doch auch mal darauf, das ihr mit dem Bein los geht, das auf der Seite eures Hundes ist. 

Es sind die kleinen Schritte, die nach und nach zum Erfolg führen und oft auch "Versuch und Irrtum". Nicht das Warten auf den großen Lottogewinn oder "das einzig richtige Superwundermittel".








Damit wären wir bei... Fortsetzung folgt... 


und viel Spaß mit den verlinkten Videos. Falls das TV-Programm schlecht ist, zieht euch die rein!

Freitag, 13. November 2015

Von Hunden, Haltern und Kommandos... Teil 1


Letztens war ich mit jemandem unterwegs und wir haben uns über Hundeausbildung und Hundesport unterhalten. Irgendwann kamen wir dann auf jemanden, der Hundesport macht und einen ziemlichen Sprachfehler hat.

Ich habe noch ein etwas länger über das Gespräch nachgedacht und möchte hier einfach mal versuchen, mit einem der größten Mißverständnisse überhaupt ein bisschen aufzuräumen. Dem "das versteht der doch gar nicht!" oder dem, was ich oft bei Joey gehört habe: "Kann der denn überhaupt DEUTSCH?! Der kommt doch aus Griechenland!"




(Bild: Tierhilfe Finikounda)

Warum soll ein Hund eigentlich unbedingt DEUTSCH können? Und warum geht fast jeder Mensch eigentlich voll automatisch davon aus, ein Hund versteht automatisch die menschliche Sprache? Und umgekehrt - wieviel "Hund" sprechen eigentlich die Menschen?


Selbstverständlich wachsen viele Hunde mit dem Klang der menschlichen Stimme auf. Durch Beobachten, Versuch und Irrtum und durch Nachahmen von Verhalten anderer Hunde lernen sie, verschiedene Wörter mit bestimmten Verhaltensweisen und Reaktionen zu verknüpfen. Aber es ist nicht so, das sie "menschisch" so lernen, wie ich z. B. derzeit eine neue Sprache. Mit ganzen Sätzen und viel Grammatik. (Da fällt mir noch die Geschichte von Melanie aus unserem alten Reitstall ein. Die erzählte, ihr Vater hätte mal ein Kutschpferd gekauft. Aus Polen. Das wäre ein tolles Pferd gewesen, alles super. Nur hätte es dann nicht angehalten. Das typische deutsche Kommando ist ein langes, ruhiges "Haaaaalt!". Das Pferd war aber auf "stać " konditioniert. Ist also auch bei anderen Tieren so).

Weil Hunde darauf trainiert werden können, bestimmte Wörter mit bestimmten Handlungen zu verknüpfen, ist es ihnen auch völlig egal, ob ich ein deutsches Wort, ein russisches, eines in kisuaheli oder klingonisch nehmen würde. Es ist völlig egal, ob das Wort, das ich wähle "in menschisch" genau die Bedeutung hat, wie das Verhalten, das der Hund daraufhin ausführen soll oder eine völlig andere Bedeutung.


Kennt ihr Inspektor Columbo? In einem Film von 1978 ging es um "Mord per Telefon", bei dem Hunde darauf trainiert worden sind (<- klick mich, ich bin ein Link; zwar in englisch, aber gleich der erste Filmausschnitt ist das grandiose Ende von dem Film!) auf ein Codeword hin zu reißenden Bestien zu werden und so einen Mord zu verüben. Im Rahmen der Ermittlungen besuchte Columbo einen Hundetrainer, der einen Hund mit dem Kommando "Fass!" auf ihn losschickte. Was denkt ihr, ist dann wohl passiert? Gar nichts. Denn dieses Kommando war mit einem ganz anderen Verhalten als dem, zuzubeißen verknüpft. Ich glaube, der Hund hat sich gefreut wie Bolle oder so. Aber es war unglaublich eindrucksvoll.

Oder manche Leute, die meinem Hund ein Leckerchen geben wollen. Dafür soll der dann für sie oft etwas tun. Das war schon bei Farino so - und was denkt ihr, möchten die meisten Leute vom Hund als Gegenleistung für ein Leckerchen haben? "Gib Pfötchen!". Und dann stehen die da, sagen "Gib Pfötchen!" - und wundern sich, das der Hund sie doof anguckt und wenn sie Glück haben, errät, was die eigentlich von ihm wollen. Die nächste Reaktion der Leute ist dann, den Hund anzugucken, zu wiederholen "Gib Pfötchen!" - und dann zu sagen: "Das hast du wohl nicht gelernt!".




Das, was ich so auf die Schnelle an Bild gefunden habe... 

Joey noch nicht so richtig - aber Farino konnte das super. Wirklich. Aber auf "Take five". "Gib Pfötchen" hat er als Kommando so nie gelernt. Aber irgendwann wusste er, welche Leute das erwarten, damit er was in die Futterluke bekommt und hat dann auch auf "Gib Pfötchen" seine spikesbewehrte Pranke gehoben und dem Gegenüber in die Hand getatscht. Meist mit dem kleinen Hinweis dabei "Guck mal, ich habe Spikes!" also lange Krallen, die nicht einkürzbar waren, weil die Blutbahnen und damit auch Nervenbahnen weit in die Krallen hineinragten.

Von daher - es ist letztlich auch völlig egal, ob eine Person, die mit ihrem eigenen Hund trainiert, einen Sprachfehler hat oder nicht. UMSTELLEN müssen sich letztlich nur die ANDEREN in der Trainingsgruppe und der Trainer selbst. Denn sie müssen lernen, dass da jemand mit einem Sprachhandicap trainiert.

Ist der Mensch der den Hund trainiert, ausgeglichen, dann klappt es auch mit dem Training. ABER... wenn es nicht mit dem Training klappt, egal ob man klar hörbare Kommandos hat oder nicht, dann liegt es meistens an zwei bis drei anderen Dingen. 


Nummer eins ist - Hunden ist unsere Sprache eigentlich völlig schnurzpiepegal. Meistens werden sie ohnehin zugetextet wie doof und verstehen von dem ganzen Blabla wenn überhaupt nur einen kleinen Bruchteil. Man denkt immer, sie würden viel mehr verstehen von dem, was man mit Sprache sagt - das stimmt aber nicht. Weniger ist oft mehr und hilft Hund und Herrchen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Aber manchmal hat man halt so eine Art Sprechdurchfall und quatscht und quatscht und redet sich den Kopf halt frei - das ist in Ordnung. Aber dann sollte man von seinem Hund keine superintelligenten und heroischen Leistungen erwarten, denn dann darf er die Ohren zu 95 % auf Durchzug stellen. WEIL...



Fortsetzung folgt...

Sonntag, 5. Juli 2015

Garen mit Niedrigtemperatur...


kennt ihr das? Vor einigen Jahren habe ich davon das erste Mal gehört. Wer seine klassischen Fleischgerichte mit Temperaturen von 180 Grad oder so zubereitet, kann sich wahrscheinlich kaum vorstellen, das es auch mit Temperaturen weit unter 100 Grad geht. Aber es funktioniert! Natürlich dauert es entsprechend viel, viel länger – aber, so ist allenthalben zu lesen, es lohnt sich, die Braten werden supersaftig und schrumpfen nicht! Klingt doch richtig lecker – zumindest, wenn man keiner dieser militanten Veggi-Anhänger ist – oder? Aber bevor ihr denkt: „Scheiße, jetzt verkommt das hier auch noch zum Koch-Blog...“ - wie komme ich denn eigentlich darauf? Wahrscheinlich ahnt ihr es sowieso schon: Das leidige Thema „Hund im Auto“. 


Farinos Züchterin hat gestern auf Facebook ein Video geteilt, das irgendwer in einem anderen Land aufgenommen hat. Ein Auto vor IKEA, ein paar Leute drumherum – und ein Hund im Kofferraum, dem es sichtlich nicht mehr gut ging. Es war nicht einmal Hochsommer, der Bekleidung von den Menschen nach zu urteilen, dafür waren die viel zu dick angezogen. Ein Polizist hat erst eine Seitenscheibe von dem Wagen eingeschlagen um eine Türe aufzubekommen, Leute haben sich hineingezwängt und versucht den Hund mit Wasser zu kühlen, dann abgedeckt, damit die Heckscheibe eingeschlagen werden kann um den Hund da heraus zu bekommen. Und immer wieder der Hund, ein Boxer, wie er auf der Seite liegt, hechelt und sich weiter nicht mehr regen kann. Irgendwie komisch geformt, so unnatürlich... dann Kameraschwenk auf die Leute, die zum Teil da stehen, fassungslos sind und weinen. Dann wird der Hund aus dem Auto geholt, er kann wirklich nichts mehr ausser im Todeskampf nach Luft ringen. Er sieht nicht mehr die Menschen, die heulen und den Anblick ihr ganzes Leben lang wohl nicht mehr vergessen werden, das jemand die Scheibe eingeschlagen hat... auch das wird er nicht mehr mitbekommen haben. In der Beschreibung steht, er war drei Stunden im Auto.


Ich habe dann die Tabelle mit der Hitzeentwicklung im Auto auf Facebook verlinkt. Das, was man dann halt eben so macht, wenn man betroffen ist und darauf hinweisen möchte. Aber irgendwann habe ich angefangen zu überlegen – WAS passiert eigentlich GENAUER, wenn so einem Hund zu warm wird? 






Dazu brauchen wir erst einmal so etwas wie einen „Ist-Zustand“: Die normale Körpertemperatur eines Hundes beträgt 39 Grad Celsius. Ein Hund kann nur über die Pfotenballen und über den Nasenspiegel schwitzen, also über im Vergleich zu seiner Körpergröße sehr kleine Flächen. Eine weitere Wärmeableitung des Hundes ist das Hecheln, bei dem feuchte warme Luft von tief unten aus den Lungen nach draußen transportiert wird. Hunde können im Normalfall eine Aussentemperatur von bis zu 28 Grad Celsius damit ausgleichen, wenn sie sich entsprechend anpassen dürfen.


Wie funktioniert das Hecheln eigentlich genau?


Jeder hat schon einmal einen Hund gesehen, der seine Zunge heraushängen lässt und dessen Atemfrequenz sich erhöht hat. Die Atemfrequenz ist die Anzahl der Atemzüge pro Minute. Ein Hund, der sich nicht anstrengen muss, holt etwa 30 Mal pro Minute Luft. Das reicht dann um alle Körperfunktionen stabil zu halten. Strengt ein Hund sich an, steigt diese Frequenz auf bis zu über 300 oder gar 400 Atemzüge pro Minute an, was einem Hundehalter ganz schön Sorgen machen kann!

Wenn ein Mensch über längere Zeit schnell atmet, kann es sein, dass er „hyperventiliert“. Hyper ist das altgriechische Wort für „über“ und ventilieren kommt aus dem lateinischen für „fächeln“. Wer hyperventiliert sorgt durch eine schnelle Atmung dafür, dass mehr CO2 ausgeatmet wird, welches dann im Blut fehlt. Dort ist es als Kohlensäure gebunden – und wie man es schon an der Formel sehen kann, wenn man davon etwas wegnimmt, dann bleibt immer noch ein Rest – und der ist dann im wahrsten Sinne des Wortes sauer und reagiert sich ab. Dadurch kann z. B. Der Hirnstoffwechsel so beeinflusst werden, dass es zu Krämpfen kommt. Will kein Mensch erleben. 





Warum aber hyperventilieren Menschen, wenn sie eine zu hohe Atemfrequenz haben – aber nicht die Hunde, die eine viel höhere Atemfrequenz erreichen können? Die Antwort ist, dass Hunde durch die Nase einatmen – und beim Hecheln durchs Maul ausatmen. Nicht umsonst ist die Erste-Hilfe bei hyperventilierenden Menschen, in eine Tüte zu atmen, die Hände vors Gesicht zu halten, oder zu versuchen, nur durch die Nase ein und aus zu atmen. Denn alles das begrenzt das Luftvolumen. Stellt euch vor, ihr müsstet gähnen... wieviel Luft dabei eingesogen wird! Das schafft ihr mit der normalen Nasenatmung halt nicht.

Es gibt noch ein sehr spannendes Wort, auf das ich im Rahmen der Recherche gestoßen bin. Das heißt „Totraumventilation“. Diese Totraumventilation bezeichnet den Luftaustausch in den Bereichen der Atemwege, wo kein Gasaustausch stattfindet, „sondern nur Leitungen liegen“. Also alles, bis auf die feinen Äste in den Lungenflügeln wo die Lungenbläschen Sauerstoffmoleküle annehmen und Kohlendioxidmoleküle zur Entsorgung rauswerfen.






Ein hechelnder Hund versorgt seine Lungenbläschen also normal mit Sauerstoff – fährt aber die Totraumventilation zur Wärmeableitung hoch und um eine möglichst große Fläche zu haben, die diese feuchtwarme Luft auswirft, macht er seine Schnauze weit auf und zieht die Lefzen dabei hoch. Das wird von den Menschen oft als „grinsen“ oder „lächeln“ bezeichnet. Glaubt mir, selbst ein Hund der verzweifelt nach Luft ringt „grinst“ - und dem ist bestimmt nicht nach: „Boah, was für ein geiler Tag heute, Partyyyy!“. Da entlang der Schleimhäute auch die Blutbahnen verlaufen, die das Gehirn des Hundes versorgen, ist das Hecheln gleichzeitig eine Art „Gehirnkühlung“. Wenn denn die äusseren Umstände stimmen.

Hunde die hecheln verbrauchen dabei viel Wasser. Bis zu ein Liter Wasser pro Stunde geht durch das Hecheln drauf – und dieses Wasser fehlt den Hunden dann für wichtige andere Dinge im Körper. Deshalb ist es enorm wichtig, das sie bei Hitze oft trinken können. Denkt also daran, das nicht nur ihr als Menschen unter der Hitze leidet und mehr Durst habt, sondern Hunde auch. Wenn ein Hund anfängt zu hecheln, produziert er automatisch mehr Speichel, damit die Schleimhäute im Maul nicht austrocknen.


Was passiert aber jetzt, wenn ein Hund die Wärme nicht mehr ausgleichen kann?


Wie schon oben erwähnt, können Hunde Temperaturen bis 28 Grad mit ihren Möglichkeiten zur Wärmeableitung ausgleichen, wenn man sie lässt. Steigt die Umgebungstemperatur, steigt auch die Körpertemperatur des Hundes, weil die Wärmeableitung eben nicht mehr so funktioniert. Dann schaltet der Körper des Hundes auf einen Notfallplan um um zu retten, was irgenwie zu retten ist: er zieht Blut aus dem inneren des Körpers ab und pumpt es vermehrt in die Hautschicht. Denn das Blut ist ja warm und je dichter es an der Hautoberfläche ist, desto eher besteht die Chance, dass die Wärme durch Luftbewegungen etc. abgebaut werden kann. Blöder Weise werden dadurch die inneren Organe nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt – also kann so ein „Notfallplan“ kurzfristig ganz sinnvoll sein, aber es ist halt ein „Retten was zu retten ist“ - eine Chance. Ein: es KANN gut gehen, MUSS es aber nicht.


Hier komme ich noch einmal auf die Tabelle zurück:



Und zwar geht es um die Innentemperatur eines Autos, NICHT um die Sauerstoffzufuhr nach dem Motto: „Na ja, lass ich da mal ein Fenster ein bisschen offen!“. Denn so etwas ändert an dem sich aufbauendem Backofen dort nicht wirklich etwas!

Wenn ich aktuell auf die Wettervorhersage gucke, haben wir „Neuruppin, sonnig, 34 Grad“, Höchsttemperatur für heute ist mit 36 Grad angegeben. 




Aber, WAS passiert denn nun mit in so einem Hundekörper, wenn er zu sehr überhitzt, warum ist das lebensbedrohlich und weshalb stirbt ein Hund (Katze, Maus, Meerschwein, Huhn, Mensch... kurz: Lebewesen) dann?

Dazu müssen wir wieder einen Ausflug in die Biochemie machen und uns mal die wichtigsten Bausteine des Leben angucken, die Proteine. Allgemein auch „Eiweiß“ genannt. Damit ist in dem Fall nicht das Eiklar eines Eies gemeint, sondern etwas viel, viel, viel kleineres – ein Molekül. Das Wort kommt vom lateinischen „molecular“ und bedeutet so viel wie „kleine Masse“. Wenn sich also ein paar Atome zusammenrotten, entsteht ein Molekül. Rotten sich die gleichen Atome zusammen, wie zum Beispiel Sauerstoffatome, entstehen reine Sauerstoffmoleküle (o2). Finden sich noch andere Atome ein, gibt es so eine Art Party und es entsteht zum Beispiel ein Wassermolekül (h2o), weil noch ein Wasserstoffatom dazu gekommen ist. Seht ihr oben auf dem Bild. 


Proteine bilden sich letztlich auch so – je nachdem, was der Markt an Atomen anbietet, bilden sich daraus verschiedene Proteine. Hat eigentlich sehr vereinfacht erklärt ein bisschen was von einer Legokiste – man kann gucken, was drin ist und daraus das bauen, was möglich ist und je nachdem, was man gebaut hat, kann es nur rumstehen und komisch aussehen, es kann mit zwei, vier oder noch mehr Rädern herumfahren, es hat ein Dach oder ein Fenster... egal was. Aber es ist immer aus den Legosteinen gebaut, die gerade vorhanden sind. Mal aus mehr, mal aus weniger. Wenn ihr nicht gerade anstrebt, Naturwissenschaften zu studieren ist so eine Erklärung eigentlich auch in Ordnung.

Proteine haben also je nach Zusammenbau ganz unterschiedliche Funktionen. Es gibt Proteine, die für die Körperstruktur und Bewegung zuständig sind. Kollagene zum Beispiel bestimmen den Aufbau einer Körperzelle und damit, wie das Gewebe eigentlich aussieht: ist es zum Beispiel faseriges Muskelgewebe oder eher schwammig-wabbeliges Lebergewebe? Haare, Nägel, Klauen, Hufe, Schuppen etc. bestehen aus Keratinstrukturen, auch das sind Proteinverbindungen. Dann gibt es ja noch den Stoffwechsel im Körper, dort übernehmen verschiedene Proteine Aufgabe wie den Transport von Stoffen wie z. B. Sauerstoff im Blut. Als Enzyme und Hormone sind sie Botenstoffe und Auslöser von verschiedenen lebenswichtigen Vorgängen in den Organen, als Blutgerinnungsstoffe sorgen sie dafür, das Wunden sich schließen und so weiter und so fort. Ihr seht – ohne funktionierende Proteine haben Lebewesen keine Chance zu leben.

Nun haben diese winzigen Wundermoleküle aber ein ganz großes Problem: Sie sind hitzeempfindlich! Wenn sie wärmer werden, gehen sie kaputt: sie denaturieren. Auch hier gibt es verschiedene Stufen, manche Hitzeschäden lassen sich wieder rückgängig machen, die sind dann „reversibel“ und manche eben nicht, die sind „irreversibel“. Hier kommen wir dann z. B. Zum Eiklar – das enthält auch Proteine und die werden in einer heißen Pfanne denaturiert.

Dabei kann man zuschauen, wenn nämlich aus dem durchsichtigen Glibber eine zusammenhängende weiße Masse geworden ist. Dann werden die Proteine so zerstört, das ihnen nicht mehr zu helfen ist. Proteine fangen bei einer Temperatur von 43 Grad an, kaputt zu gehen. Je länger sie der Temperatur ausgesetzt werden und je höher die Temperatur steigt, desto geringer die Chancen, da irgendwas „wieder flicken zu können“. Jede Körperzelle ist nun einmal auch aus Proteinen gebaut, die Zellen werden löchrig, die Proteine gerinnen, wichtige Funktionen der Zellen fallen aus und damit eine grundlegende Versorgung des Körpers.

Für einen Hund, der in einem heißen Auto gelassen wird bedeutet es zum Beispiel: 




- die heiße Luft, die er einatmet und ausatmet, zerstört die Zellen in den Atemwegen.

- die Hitze im Auto heizt seine Haut auf und zerstört die Hautzellen und mit zunehmender

Wärme auch die tiefer liegenden Schichten.

- die Körpertemperatur steigt und damit auch die Temperatur des Blutes

- da das Blut in die äusseren Hautschichten gepumpt 


- wird, werden die inneren Organe nicht mehr ausreichende mit Blut versorgt.

- dazu kommt ein massiver Flüssigkeitsverlust, Hirnschädigung, Bewusstlosigkeit

- rein theoretisch müssten die zerstörten Zellwände die Flüssigkeiten aus den Blutbahnen ins Gewebe laufen lassen (also wie bei einem Steak medium, mit der Gabel draufdrücken und es tritt breitflächig Blutsuppe aus...)

Damit wären wir wieder beim „Garen mit Niedrigtemperatur“. Beim Garen wird die Tatsache, das Proteine sich unter Hitze zersetzen dafür genutzt, Lebensmittel verdaulich oder auch erst genießbar zu machen. Denn die Hitze zerstört z. B. Zellwände oder Toxine (Giftstoffe).

Wenn rund 1,5 kg Schweinebraten, der nur aus Muskelfleisch besteht bei 75 Grad rund 5 Stunden braucht, um gar zu werden – was glaubt ihr, wie lange ein kleiner Hund benötigt, um in einem Auto in der Sonne durchgegart zu werden? Aber eigentlich... ich will´s gar nicht wissen.

Ansonsten solltet ihr bitte AUCH daran denken, wie heiß der Untergrund für Hundepfoten bei dem Wetter wird und das gerade auf Asphalt Temperaturen weit über 50 Grad schnell erreicht werden. Von uns würde da niemand barfuß drauf laufen – aber von den Hunden erwartet man es!

Ebenso daran denken – Menschen haben LANGE Beine. Je kleiner der Hund, desto mehr Schritte muss er machen um mit seinem Menschen mithalten zu können – und das strengt ganz schön an!



Mit Dank an die Quellen:

Wikipedia, planet-hund.de, wissen.de, Spektrum der Wissenschaft, Thieme-Verlag, TASSO.net, liliput-lounge.de  uuuuund chefkoch.de! 

Es kann gut sein, das in dem Artikel ein paar sachliche Fehler sind, Korrekturen dürfen mir gerne gemeldet werden, Fehler sind zum lernen da. Den ganzen Kram mit den Aminosäuren habe ich bewusst weggelassen. Wer also weiß, was Proteine mit Aminosäuren zu tun haben, darf sich glücklich schätzen ;-)


Erste Hilfe bei Hitze und Hund findet ihr via google, Rechtliches zum Einschlagen von Autoscheiben um ein Tier oder ein Kind aus einem heißen Auto zu retten auf zddk (zuerst denken, dann klicken) in mehreren Beiträgen. Bitte auf den Link klicken und die Seite generell öfters mal besuchen. Dankeschön! 

Es kann sein, das es auch bei diesem Artikel Nachträge gibt, also bei Interesse ab und an gucken und nach unten scrollen. 




















Sonntag, 28. Juni 2015

Fred Plauze und die Polizei

Fred Plauze fuhr auf seinem Fahrrad durch die Gegend. Vor und manchmal neben ihm und ziemlich weit unten rannte Hund Ottokar, seines Zeichens stolzer Dackelmischling. Das Wetter war warm, sehr warm. Fred Plauze wäre viel lieber bei einem kühlen Bierchen vor dem TV hängen geblieben und hätte sich nicht bewegt, aber Ottokar musste ja nun einmal raus. Vielleicht tat frische Luft ja auch mal ganz gut, denn die Nachrichten im Fernsehen waren letztlich auch nicht so erfreulich, ein Massaker in Tunesien beherrschte fast alle Kanäle. Zudem hatte der Lieblingsverein gestern dann auch verloren und seine Else ging ihm mit ihrem Entsetzen bei Katastrophen "ach Gott ach Gott, wie fuuuurchtbar, und da waren auch DEUTSCHE bei... noch viel SCHLIMMER! Immer diese Terroristen und sowas kommt HIERHER!!!" auch auf den Sack.

Also zog er es vor, sein Fahrrad zu nehmen und mit Ottokar eine Runde zu verschwinden. Eine Runde Ruhe vor der Else war dann sicherlich doch die bessere Wahl und ohnehin würde ihr bald einfallen, dass der Hund wieder raus muss. Angefressen und fluchend trat er in die Pedale, bei dem schwülwarmen Wetter rannte Ottokar fast um sein kleines Hundeleben neben dem Fahrrad her, denn während bei seinem Herrchen das Gesicht schon rot anlief und der Schweiß in Strömen floss hat so ein Hund nun einmal ein Problem - er kann nicht schwitzen. Na ja, fast nicht. Er hat nur die Pfoten dazu - und das Hecheln. Aber wer dann als Hund rennen, dabei Luft holen und schnell hecheln muss um die Wärme aus dem Körper zu bekommen, ist eigentlich ein armes Schwein.

Nun denn, Herr Plauze bog auf den Wall ab und erstarrte. Da waren doch tatsächlich Hunde miteinander am spielen! Das ging ja mal gar nicht, das war VERBOTEN. Nicht, das einer der Hunde ihn oder Ottokar belästigt hätte, nicht im geringsten. Allein die Tatsache, das vier Hunde miteinander spielten um so auch Sozialverhalten zu trainieren, ließ Herrn Plauzes Gesicht noch zwei Nuancen dunkelröter werden. "DAS IST VERBOTEN! HIER IST LEINENPFLICHT!!!" brüllt er los und weil die Hunde zwar gerufen wurden aber nicht innerhalb von zwei Sekunden bei ihren Besitzern waren, sondern ob des warmen Wetters sich gemütlich auf den Weg dahin machten, brüllte Herr Plauze noch mal: "Das ist VERBOTEN!". 

Ottokar indes fand es eigentlich ganz nett, andere Hunde zu treffen. Endlich mal andere Hunde, seinesgleichen und nicht immer nur Herrchen und Frauchen! Schwanzwedelnd machte er sich auf den Weg - und wurde mit einer ausladenden Armbewegung seines Herrchens schlagartig zurückgerissen und zusammengestaucht. Er wusste gar nicht, wie ihm geschah.

Mittlerweile waren die anderen Hunde alle ganz in Ruhe angeleint worden - und eigentlich... ja eigentlich hätte Fred Plauze nun weiterfahren können. Aber wie das manchmal so ist wenn man sich ohnehin ärgert, das Wetter dann auch noch nervt und der Blutdruck einen ohnehin schon aussehen lässt wie so ein halber Feuermelder, dann muss man auch so reagieren. Bei Fred Plauze war es, dass er etwas näher kam und brüllte: "Und jetzt will ich Ihre Personalien haben, aber SOFORT!". Schließlich braucht man ja ein Erfolgserlebnis, wenn einem ohnehin alles auf den Sack geht. 

Wie schon geschrieben, es war nichts, rein gar nichts passiert, die Hunde wurden von ihrem Spiel abgerufen und angeleint und alles hätte in Butter sein können. Im Normalfall. Aber eben nicht mit einem Fred Plauze, den ignoriert man gefälligst nicht. Aber genau das haben die anderen Hundebesitzer getan. Was ihn dazu verleitete, ins Brüllen zu verfallen, dass er jetzt bitte sofort die Personalien haben möchte. 

Und noch etwas... man gibt einem Fred Plauze keinen Gegenwind. Zum Beispiel, indem man ihn darüber aufklärt, das er überhaupt gar kein RECHT dazu hätte, die Personalien zu verlangen. Das hätten nur Leute vom Ordnungsamt oder der Polizei. So eine Unverschämtheit, vor ihm keinen Respekt zu zeigen! Plauzes Gesicht ging tatsächlich noch eine Nuance dunkler, das Gesicht glänzte vor Schweiß und Wut - und er fing an zu zittern. 

Das merkte Ottokar, der nun gar nicht mehr wusse, was los ist und anfing zu kläffen. Gut, das kläffen hörte sich nach Schimpansengeschrei an, aber immerhin, mittlerweile war Ottokar auch abgenervt, nichts durfte er, sollte rumrennen, wird hart zurückgerissen und nun zitterte das rot angelaufene Herrchen auch noch! Das war ihm zu viel und was ihm blieb um seinen Dackelmixfrust abzureagieren war nun einmal kläffen und das so laut wie möglich. Schon gab es den nächsten Rupfer an der Leine, weil Ottokar die Klappe halten sollte und Fred Plauze mit zitternden Händen nach seinem Handy suchte. Um die Polizei anzurufen.

Weil zwei Hundehalter ihre spielenden Hunde wieder angeleint haben, die weder ihm noch seinem Hund irgendetwas getan haben und die ihm nun ihre Personalien nicht geben wollen. Unmöglich. Ganz schlimm, das gehört angezeigt, bestraft und am Besten eingesperrt!

Mit zitternden Fingern wählte er die Notrufnummer der Polizei und fing lang und breit an zu erklären, was ihm so Ungeheuerliches passiert ist. Allerdings wird das Gespräch etwas problematisch, weil Ottokar, weiterhin angestachelt durch sein Herrchen, nun einmal lautstark kläffte wie ein Schimpanse schreit und man das mit reissen am Flexigriff nun einmal nicht abstellen kann. Ist ja kein Radio mit Ausstellknopf, sondern ein Hund.

Und weil Herr Plauze gerade so schön beschäftigt war und erklärt, wie unglaublich dringend doch jetzt ein, nein, am Besten gleich mehrere Streifenwagen erforderlich sind, machen sich die Hundehalter kopfschüttelnd und lachend auf den Weg, bedanken sich gegenseitig für die tolle Spielzeit ihrer Hunde und warten auf die Großfahndung. 

Und komisch, obwohl zwischendurch dann tatsächlich mal ein Streifenwagen an ihnen vorbeifährt werden sie nicht verhaftet. Armer Herr Plauze! Aber immerhin, nun hat er für mindestens zwei Wochen Gesprächsstoff - und hoffentlich kommt niemand dahinter, das er eigentlich fast keine Ahnung hat.

Dienstag, 26. Mai 2015

Was für ein Link!

Heute möchte ich euch mal auf einen ziemlich guten Artikel bei Planet Hund verweisen.

Gerade vorgestern habe ich mich noch mit den Besitzerinnen von Lio und Terry unterhalten, die beide Joey von Anfang an mitbekommen haben und oft loben, wie toll der sich entwickelt hat - was natürlich wie Öl ist, das runtergeht.
 
Besonders dann, wenn Joeys Tagesform mal wieder dem "hey, ich habe einen Clown gefrühstückt. Der sah aus wie Chucky die Mörderpuppe!" ist, also anstrengend.

Bild: fontforen / Chucky die Mörderpuppe

Ich weiß nicht, wie es für andere Leute aussieht, wenn ich hier am Antiquariat vorbeilaufe, Joey losschießt und ich blitzschnell und schon voll automatisch einen Rundrücken mache, weil er mir Sekundenbruchteile später in seine Leine knallt und ob des Hundegürtels ich mit Schmackes 20 Kilo ins Kreuz geknallt bekomme.




Aber immerhin: manchmal schafft er es auch, dort vorbei zu gehen ohne der Türe auch nur einen Blick zu würdigen. Die kleinen Highlights des Alltags ;-) - und schön, das manche Hundeleute auch so offen sind, zuzugeben, das sie auch einen Hund haben, der aus der großen Masse der Hunde herausfällt, die alles im Nu lernen, total brav sind, immer hören und wo das höchste Problem vielleicht mal das ist, den wieder aus dem Bett zu bekommen...


Hundeerziehung zwischen Wunsch und Wirklichkeit




Kann ja nicht jeder Hund einfach nur cool sein... 

Dienstag, 21. April 2015

Hundeverhalten: Wie Hunde sehen / Farben

Tja, was sieht denn nun ein Hund, wenn er mit uns unterwegs ist? Oder wenn er uns anschaut?

Hunde nehmen Farben anders wahr als wir Menschen. Was für uns vielleicht schön bunt ist, sehen sie zum Teil völlig anders. Das kann sehr hilfreich sein, wenn es um Spielzeug für den Hund geht - und es kann für den Hundesport wie z. B. Agility eine elementare Bedeutung haben. Denn wenn Hindernisse Farben haben, die der Hund kaum von seiner Umgebung unterscheiden kann, ist es für ihn umso schwerer, das Hindernis zu überwinden. Das ist im Pferdesport sehr ähnlich, Pferde sehen auch anders als Menschen und das, was für Menschen oft völlig einfach und selbstverständlich aussieht kann aufgrund des Farbensehens von Pferden eine enorme Herausforderung sein!

Hier kommt ein ganzer Bilderbogen von zwei Hunderunden für euch, wie Hunde Farben sehen und das ist so ähnlich wie bei Menschen, die rot-grün-blind sind:



Bei diesen doppelten Bildern habt ihr links die Farbwahrnehmung von Hunden, rechts die Farbwahrnehmung von Menschen. So sehen Hunde ihre Umgebung im Seepavillon.



Und so sehen sie Joey, Wiese und See.



Die bemalte Aussenwand an der Kita / Bahnhof Rheinsberger Tor. Hättet ihr gedacht, das Hunde es so sehen würden? (Wobei sie aufgrund der Entfernung eher einen verschwommenen Farbmatsch wahrnehmen würden als die Zeichnung).


Links: So sieht Farino Joey, rechts: so sieht er für uns Menschen aus.


Hier haben wir die Trennung der Sichtweisen mitten durchs Bild. Oben das satte Grün das Menschen sehen, unten wie Hunde es sehen.


 Und hier haben wir beide Hunde aus Sicht von Hunden...


Stiefmütterchen im Tempelgarten. Weiße und Blaue bleiben farbig...


Und so sehen rote und gelbe aus. Nein, die sind nicht zur Hälfte vertrocknet, so sehen Hunde diese Farben. (Und jetzt überlegt euch einfach mal, wie unglaublich "attraktiv" manches Spielzeug für einen Hund wohl aussieht...)



Hier noch eine blühende Magnolie...







und noch mal beide Hunde im Tempelgarten.

So, nun fragt sich bestimmt so mancher "geil, womit hat die das gemacht???" Mit einer Smartphone App:





Nennt sich bei mir auf dem Smartphone noch "Dog Vision" - aber davon gibt es zwei und meine ist halt die hier. Die gibt es für den Preis, dass man mit viel Werbung zugeballert wird, was mitunter total nervt. Aber ich habe sie ja nicht im Dauereinsatz und für so eine Aktion ist es ganz okay. 


Ihr könnt einstellen, ob ihr den Bildschirm so teilen möchtet, das die Unterschiedlichen Farbwahrnehmungen neben- bzw. übereinander sind oder auch ein komplettes Bild nur aus Hundesicht aufnehmen. 

Wie ihr an den oberen Bildern seht, könnt ihr auch zwei gleiche Fotos nebeneinander setzen - die sind dann allerdings gestaucht.  

Viel Spaß damit!































Freitag, 10. April 2015

Ein Wort zu Joey & Hunden, die er nicht so mag

Aber vorab noch die Bemerkung, das derjenige, der uns letztens so blöde angemacht hat, uns gestern mit dem Rad überholt hat und ja, genitale Schimpfwörter hat er auch lautstark drauf. Nur doof, das es auch alle anderen mitbekommen haben.

Danke fürs Beitrag teilen, ich glaube, ich weiß jetzt, wo er wohnt.

der erste "vollgesicherte" Ausflug nach Berlin

Tztztzt...

Da ich heute mit den Hunden morgens unterwegs war und uns Leute mit einem Bullterrierer und einem Dackelmix entgegengekommen sind, die sofort eine Kehrtwende gemacht haben, vielleicht mal wieder ein paar Worte zu Joey, insbesondere für diejenigen, die denken, das alle Hunde ja eigentlich gleich sind.

Joey ist ein Hund, der schon als kleiner Hund in Griechenland entsorgt worden ist. Wenn ein Hund eher verwildert aufwächst und eben NICHT lernt, wie es ist, die menschliche Gemeinschaft als eine Art Schutzraum zu erleben, wenn er NICHT in Welpenspielgruppen etc. lernt, mit anderen Hunden möglichst konfliktfrei zu interagieren, sondern sich eigentlich nur auf seinen Überlebensinstinkt verlassen muss, ist das vom Verhalten her ein Unterschied zu einem Hund, der von Welpenbeinen an in menschlicher Gesellschaft und mit spielerischem Kontakt zu anderen Hunden aufwächst. Bis Joey draußen tatsächlich mal mit einem anderen Hund GESPIELT hat ist mindestens ein Jahr vergangen. 

So mit einem anderen Hund außer Farino spielen? Draußen?  Undenkbar für Joey!


In vielen Berichten liest man immer wieder davon, das jemand schreibt: "Tierschutzhunde sind ja so unglaublich DANKBAR!". Vielleicht die aus hiesigen Tierheimen, die oft weit sozialisierter aufgewachsen sind als Streuner. Ja, und sicherlich gibt es auch dankbare Streuner - aber auf Twitter habe ich die "Hundesuchmeldungen" abonniert. Ein sehr großer Teil der Suchmeldungen dort und mancher Kommentar von Leuten, die es einfach nur noch zum Kotzen finden, das ständig die Auslandshunde zum Teil schon auf dem Flughafen abhauen, weil die Leute denken: "Der ist bestimmt total DANKBAR, das er jetzt bei mir leben darf!" sprechen aber eine ganz andere Sprache. Ganz ehrlich? Eigentlich tut es mir gut, zu lesen, das ich nicht die Einzige bin, die einen Problemhund aus dem Tierschutzhundeimport hat.

Wobei ich bislang aber eigentlich auch noch nie mitbekommen habe, das jemand so ein Verhaltenskaliber wie Joey hat. Wenn Leute uns jetzt sehen und denken: "Boah, das geht so gar nicht!"  - vielleicht hätten sie den mal vor zwei Jahren erleben sollen, als ich mich zum Teil halb auf den am Boden liegenden Hund knien musste, um ihn irgendwie zur Räson zu bringen. Als kaum eine Gassirunde ohne Tränen von mir und Blessuren durch Joey möglich war, weil er einfach jedes Mal, wenn wir draußen waren, komplett durchgeknallt ist. 



In Griechenland hat er ohne Leine, ohne Halsband gelebt. Sicherlich ist das Leben eines Straßenhundes nicht einfach - aber er hat es von Anfang an so gelernt. Kein Hund kann von Anfang an völlig selbstverständlich die menschliche Sprache verstehen - schon gar nicht ein Hund, der sich eigentlich von klein auf durchschlagen musste und aus einer Gegend kommt, wo ein Hundeleben oft keinen Wert hat. Hunde leben dort oft angekettet, oft ohne Schutz vor Wind und Wetter und der einzige Bewegungsradius, den sie haben, ist die Länge der Kette. Das ist nicht viel. Ob sie sich vermehren oder nicht ist den Leuten oft ziemlich egal, es ist dort LEGAL, Giftköder auszulegen, an denen jedes Jahr viele Hunde und andere Tiere elendig verrecken.

Vielleicht etwas krass übersetzt - aber würde jemand von euch diese Freiheiten, die er hier letztlich hat, hinzugegehen fast immer wohin er möchte und wann er möchte gegen ein Leben im Gefängnis tauschen? Womöglich noch in einem anderen Land? Ich glaube nicht. Aber eigentlich ist es genau das für Joey gewesen (und manchmal vielleicht immer noch): Er trägt jetzt Halsband, muss draussen an die Leine, kann nicht mehr einfach dahin gehen, wo er will, kann nicht flüchten, wenn er flüchten möchte und muss Regeln einhalten, die ihm oft noch völlig unverständlich sind und die ihm in einer Sprache vermittelt werden, die er oft nicht versteht.

Wir haben keinen eingezäunten Garten, keinen eingezäunten Hundeplatz und unser Trainingsgelände ist nun einmal die Stadt und das nahe Umland mit allem, was uns dort begegnet. Zudem bezweifle ich, das ein Hundetrainer letztlich so viel anders mit einem "ist mir doch scheißegal was du machst!"-Hund arbeiten würde als ich. Dafür sprechen die Tipps von solchen Leuten "weiche aus, nimm ein Quietschi, nimm Leckerchen, nimm Klicker, nimm ein Stachelhalsband, du musst die Stacheln ja nicht anschleifen!" ein Herr Rütter würde dann wahrscheinlich noch mit einem Sprayhalsband kommen und der Nächste - weil es vielleicht auf einem Hundeplatz ist, wo nicht jeder guckt - mit einem Elektrotack-Gerät. Alles schon dagewesen, alles schon erlebt.

Wir haben schon verdammt viel geschafft. AUCH wenn einiges nur auf eine Art und Weise geht, die ich mir früher nie hätte vorstellen können, mit Gerte. Weil einem jeder erzählt, wie unglaublich schlimm so etwas doch ist. Aber wiederum hat ja bislang jeder, dem ich gesagt habe: "Zeig mir doch, wie es besser geht, du bekommst den Hund!" nicht mal gewagt, die Leine in die Hand zu nehmen und zu gucken, wieviel Kraft eigentlich hinter Joey steckt. Es ist viel bequemer, die ganzen Geschichten von den renomierten und TV-wirksamen Hundeausbildern zu gucken und danach zu klugscheißen. 

Und ich bin mir SICHER... auch ein Herr Rütter hätte ein nicht unerhebliches Problem mit Joey gehabt und seine "Ich mache in wenigen Wochen jeden Hund zu einem braven, folgsamen Hund" wären bei Joey definitiv nicht aufgegangen. Ich habe gestern einen TV-Bericht über den Pferdeflüsterer Monty Roberts gesehen - hey, der bringt es auch nicht fertig, ein Pferd innerhalb einer 10-Minuten-Show hinzubekommen. Er macht in der Show (und mit jede Menge psychischem Druck auf das Pferd!) den Anfang. Es ist auch bei sogenannten Tierflüsterern nicht alles Gold, was glänzt - aber sie verstehen es prima, sich gewinnbringend zu vermarkten.

Joey reagiert mittlerweile zwar weit problemloser - nach fast zwei Jahren (!) täglichen Trainings. Aber es ist immer auch von seiner Tagesform abhängig. So kann er an einem Tag kleine Hunde und sogar Französische Bulldoggen relativ gut begegnen und guckt nur - am nächsten Tag ist er wie ausgewechselt und die Furie auf vier Pfoten, die sich geifernd, reißend und kläffend in den Kettenwürger schmeißt und ohne jegliche Rücksicht alles niedermäht und verletzt, was in seinem Umfeld ist.  Heute hat er mir dadurch z. B. einen Finger aufgerissen. Eine Kleinigkeit im Vergleich zu den geschrotteten Knochen.


Der vorletzte Ausflug nach Berlin. Abrüstung pur bei Joey.

Wobei ich mir wirklich sicher bin, das es letztlich wirklich kaum ein Problem geben würde, wenn sich jemand die Zeit und das Selbstvertrauen nehmen würde, Joey anzubieten, seine kleine Bulldogge tatsächlich mal kennen zu lernen. Denn genau so funktioniert es mit allen anderen Hunden letztlich auch - und eigentlich ist ja genau das auch das Paradoxe an der Situation - die Leute mit den kleinen Bulldoggen sehen Joey ausflippen und mich, wie ich zusehen, ihn unter Kontrolle zu bekommen und ihm das abzugewöhnen. Sie denken wahrscheinlich, ich habe nicht mehr alle Tassen im Schrank, was das soll und das ich bestimmt zu doof bin, den Hund zu erziehen.





Donnerstag, 19. März 2015

Post aus Fernost. Der Arme Joey - plötzlich hatte er einen Arm.

Da gucke ich doch heute mal bei meinem asiatischen SJ-Zubehör-Dealer, wann der die Sachen verschickt hat. Am 5. März. Ich war gerade am überlegen, ob ich langsam sauer werden sollte, da klingelte die Postbotin.



Post aus Fernost. 

Weil die ersten Bilder mit dem Kamerageschirr ja eher so unter den Gesichtspunkt: "Oh, was für flauschige Bilder!" fallen, hatte ich nach einer Möglichkeit gesucht, die Kamera auf dem Hundegeschirr etwas höher zu bekommen. Meine Wahl fiel auf einen Arm, der eigentlich auf einen Helm geklebt werden sollte und zwei Verbindungsstücken, die nicht so viel Höhe bringen wie der Arm, aber besser als nix. 

Der Arm hat sich nach hinten gelegt, siehe Schatten

Voller Vorfreude habe ich dann den Arm auf das Geschirr geschraubt - also die mitgelieferten Schrauben sind schon mal unter aller Sau und überdrehen. Nicht schlimm, letztlich hat die SJ4000 ja umfangreiches Zubehör schon bei der Lieferung und da sind auch mehrere Schrauben bei. Mir ging es ja um den Arm.

Na ja, trotz besserer Schrauben ist der Halt nicht so prickelnd, aber Metropolitan Monkey hat den Tipp gegeben, die Verbindungsteile mit Schmirgelpapier anzurauhen. OK, wird gemacht, jetzt war kein Schmirgelpapier da und ich viel zu neugierig.

Weil das Geschirr auf Joey eingestellt ist, war er das "Opfer" für den ersten Test. Das Problem - durch den Arm ergibt sich beim Geschirr immer eine Art Hebelwirkung. Stellt euch mal ein Segelboot im Wasser vor. Also als Zeichnung, mit Querschnitt auch durchs Wasser und vor allem durch das Schwert, das unter dem Boot ins Wasser ragt und es stabilisieren soll. Würdet ihr jetzt von einer Seite gegen das Schwert drücken, würde das Boot zu der Seite kippen, von der aus ihr drückt. Der Kameraarm auf dem Geschirr funktioniert ähnlich - nur eben "von oben".

Für Joey war das etwas verunsichernd und auch stressig, jedenfalls war er die ganze Zeit aufgeregt. Wobei... vieles ist eben auch Gewöhnungssache und da muss man dann eben durch. Ich hätte gerne mit der regulären Kamera ein Foto von Joey gemacht, wie er das Geschirr mit dem Kameraarm trägt. Aber das war aufgrund seines Verhaltens heute nicht drin. Aber, bei manchen Bildern bekommt ihre eine AHNUNG... wenn ihr auf die Schatten achtet.



Hier sieht man noch mal einen Schatten von Hund und Kameraarm. Das Geschirr rutscht auch gerne etwas zur Seite, tut es ansonsten aber auch. Positiv ist, das der Arm durch seine Lage ein größeres Sichtfeld ausserhalb des Hundes bietet. Also nicht nur ein Hundekopf und ein bisschen drumherum. 




So ist manchmal auch mehr von Farino zu sehen, der jetzt etwas mehr wie ein Schaf aussieht, weil die Beine geschoren worden sind. Der Nachteil bei seinem Fell ist definitiv das schnelle Verfilzen. Die geschorenen Beine lassen ihn zwar etwas merkwürdig aussehen, bieten aber eine bessere Möglichkeit, das er seine Körpertemperatur ausgleichen kann. 





Dann standen wir an der Ampel und jemand kam mit zwei Hunden. So sieht es aus Kameraperspektive aus, wenn Joey anfängt, hochzugehen und sich wie ein Berserker aufzuführen. Der Arm ist nach vorne geklappt, hat es aber überlebt. 




Die Kamera ist noch auf einen 10 Sekunden-Intervall eingestellt. Gar nicht so selbstverständlich, das so ein Bild dabei entsteht. Joey hat irgendwas gerochen, keine Ahnung was, und war wieder völlig ausser sich. So sieht es also aus, wenn die Gerte irgendwann vor oder neben ihm auf den Boden kracht allein aus dem Grund, um ihm deutliche Grenzen aufzuzeigen wenn alles andere nix hilft.




Hier sieht man noch mal den Arm als Schatten. Also den mit der Kamera drauf...

 

Hier wie wir uns dem Kleingarten nähern, in dem 3 große Hunde toben. Die Joey-Ohren verbiegen sich wirklich sehr dekorativ...





Geschafft, am Ziel - und Joey wird von dem Arm erlöst und auch die Kamera wird eingepackt. 

Fazit: Ja, der Arm an sich ist eine gute Idee und hält auch aus, wenn Joey sich schüttelt oder er anfängt herumzuspinnen.

Die Konstruktion auf dem Hundegeschirr ist aber sowohl von "der kippt" als auch von dem Hebeleffekt aufs Geschirr her noch etwas verbesserungswürdig. Das Geschirr hat noch zwei "Ringe" an beiden Seiten, da könnte man den Arm sicherlich etwas stabiler abspannen. Ich kann mir gut vorstellen, wie unangenehm für einen Hund das Gefühl sein muss, wenn der "Sattel" auf dem Rücken durch so einen Arm nach links oder rechts gedrückt wird. 

Es dürfte nicht viel anders als bei einem regulären Pferdesattel sein, bei dem ja noch dazu kommt, das jedes konventionelle Aufsteigen und womöglich auf einer Seite hängen bis man es in den Sattel geschafft hat, bedeutet, das man a) durch das Gewicht das Pferd aus dem Gleichgewicht bringt und es Ausgleichsschritte machen muss - und b) man in Kauf nimmt, dem Pferd immer und immer wieder die Wirbelsäule zu verbiegen. Und sich dann wundert, das "der Bock sich doof anstellt".