Erst aus der Mark Brandenburg. Nun aus Markhausen im Markatal. Die Mark. Ein unverwüstliches Stück Heimat.
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Samstag, 19. März 2016
Kunst & Kultur: Stadt-Land-Motte
Soooo... und dann war da noch die Ausstellungseröffnung im Kunstraum Neuruppin von „Stadt-Land-Motte“. Die Einladungskarte hat ja schon mal irgendwie sehr neugierig gemacht, da ist Wald und jemand mit einem Aktenkoffer, der um einen Baum herumschleicht.
Am Abend vor der Eröffnung war in der Galerie dann Licht an, was ja immer unglaublich toll ausschaut – und ich konnte die drei Bilder von der Einladungskarte durchs Fenster sehen. Die sind riesig. Und dann habe ich auch verstanden, warum die ein bisschen anders aussehen. Sie sind auf Bambusrollos gemalt!
Voller Spannung bin ich also am nächsten Tag in die Galerie gestiefelt, wo sich schon ein munteres Völkchen („die üblichen Verdächtigen“) eingefunden hat. Was für Neuruppin spricht ist, das eigentlich alle Künstler, die bei Johannes Bunk im Kunstraum ausstellen, völlig überrascht sind, wenn sie zur Ausstellungseröffnung mit so vielen Leuten konfrontiert werden. Sie vermuten das in einer Kleinstadt nicht, sondern denken eher so: „Na ja, so 6 – 10 Leute...“ - und dann sind es über 30 Leute, die tatsächlich alle die Bilder sehen wollen – und das ist mehr, als in mancher Großstadtgalerie zu einer Eröffnung auftauchen!
So, nun also zu „Stadt-Land-Motte“ von Alexander Jakimenko. Der ist 1979 in der Ukraine geboren und aufgewachsen und nach seinem Kunststudium 2001 nach Deutschland ausgewandert. Hier hat er ein zweites Kunststudium angehängt, ist also ziemlich umfassend ausgebildet. Er lebt in Köln und für „Stadt-Land-Motte“ hat er Motive aus zum Teil Kölner Problemvierteln genommen. Nun ja, man sieht nicht, das es zum Teil Problemviertel sind, es ist viel Natur und die sieht halt interessant und gut aus.
Wenn ihr durchs Fenster schaut, seht ihr in dem einen Raum diese beiden Bilder, die aus jeweils vier Einzelteilen bestehen. Wenn ihr genauer schaut, dann stellt ihr fest, ja, die gehören eigentlich zusammen – sind aber eben alle einzeln gemalt und passen nicht wie ein Puzzle einfach nahtlos zusammen. Eigentlich ganz spannend gemacht und im Gegensatz zu diversen „Fertigbildern“ in ähnlicher Art die man schon fix und fertig bekommt kann man hier viel mehr entdecken. Einfach mal gucken!
Ein anderes Bild ist das hier:
Er nennt es „Volkspark“ und es ist ganz bewusst die Financial Times als Maluntergrund ausgesucht worden. Warum kann sich jeder vielleicht selbst mal überlegen. Was könnte der Grund sein, einen mehr oder minder zerstückelten Wald einer Großstadt, die immer mehr Fläche für Häuser braucht, auf so einer Zeitung zu malen?
Im hinteren kleinen Raum sind zwei Arbeiten aus Stoff, Perlen und Schnüren. Zwei große Motten. Motten sind ja eigentlich die „Schmetterlinge der Nacht“ - eher in dunkleren Farben, aber letztlich nicht weniger faszinierend wie Schmetterlinge. Wenn man sich mit ihnen näher beschäftigt. Auf der Eröffnung wurde die Verbindung von Motten und Architektur nur ganz kurz erwähnt und deshalb war ich sehr neugierig auf die „Architekturmotten“. Wenn man sie sich anschaut, dann entdeckt man auf den Flügeln Gebäude und Straßenfluchten. Das ist schon sehr cool.
Auch sonst hat der Begriff "Motte" etwas mit Architektur zu tun: es sind Turmburgen. Klingt groß, ist aber eher klein. Früher waren Turmburgen eher etwas für den Kleinadel, die halt nicht so viel hatten. Turm gebaut, Haus oben drauf – fertig war die „Alles in einem Burg“, die eben Motte genannt wurde.
Und, wie erklärte man, wenn ein Pferd vor so einer Kleinstburg stand? „Das Hotte vor der Motte“. Kleiner Scherz.
Die Ausstellung ist noch bis zum 17. April zu sehen. Wer in die Galerie möchte, kann das von Mittwoch bis Samstag von 15 - 18 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen von 11 - 13Uhr und nach Vereinbarung.
Ihr findet den Kunstraum Neuruppin in der Friedrich-Engels-Straße 37 (bei der Post) und im Internet unter kunstraum-Neuruppin.de
Donnerstag, 8. Oktober 2015
Kunst & Kultur: Fini sagte er...
Letzte Woche war Finissage im „Kunstraum auf Zeit“. Der ist seit einigen Monaten mitten in Berlin in bester Lage neben der britischen Botschaft, dem Landwirtschaftsministerium und vor dem Brandenburger Tor und ein Ableger des hiesigen Kunstraumes an der Post.
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Selbst auf offiziellen Hinweistafeln war der Kunstraum vertreten. Mit Schreibfehler. Aber immerhin ;-P |
Der passende Platz also, damit Neuruppin in Person von Johannes Bunk dort quasi eine Kunstbotschaft einrichten kann. Zwar nur auf Zeit – aber immerhin und das auch in Räumen, die ganz klar sagen: „Seht, wir können auch ganz unpompös improvisieren und es sieht toll aus!“. Nun war also Finissage, das Ende der Ausstellung dort und die wurde, wie es sich gehört, gefeiert. Wobei, nein, am Tag der Deutschen Einheit ist dort dann das letzte Mal auf gewesen. Den Rummel wollten die Künstler und der Galerist verständlicher Weise noch einmal nutzen um zu zeigen, was hier kunstmäßig so abgeht. Insgesamt hat sich unter anderem eine „Kunst-Leasing-Aktion“ ergeben, wo großformatige Werke von Uschi Jung und Jens Kanitz in einer großen Berliner Kanzlei für Immobilienrecht präsentiert werden.
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Bild: Galerie Kunstraum / Hier "die Macher" auf der Finissage. |
Da die Finissage aber nicht nur „Finissage“ heissen sollte, wurde sie „Neuruppin trifft Berlin“ genannt – und unser Bürgermeister lies es sich nicht nehmen, aufzutauchen und in einer Rede die Bedeutung Neuruppins als Stadt der Kunst und mit einer breiten, vielfältigen Kunstszene darzustellen, von der in Berlin nur ein kleiner Teil zu sehen war. Einige hiesige Künstler waren zwar nicht mit Werken vertreten – aber es lagen Kataloge mit einer Auswahl ihrer Arbeiten aus, so z. B. von Marianne Kühn-Berger und Bernd Weimar.
Vorgestellt wurde auch ein wirklich grandioses Projekt das es nächstes Jahr anlässlich der Fontane-Festspiele hier geben wird. Andreas Vockrodt, der für den Stadtgarten und die Kulturkirche zuständig ist, hat es in einer Präsentation vorgestellt. Der Aktionskünstler Ottmar Hörl arbeitet an einer Fontane-Skulptur – und weil Herr Hörl sagt, Kunst soll für alle sein, wird es 400 Fontane-Figuren aus Kunststoff geben, die in Neuruppin aufgestellt werden. Yeah! Ähnliche Aktionen gab es mit Karl dem Großen und Martin Luther in anderen Städten – und alle waren ein riesiger Erfolg mit internationaler Beachtung in der Presse! Wer immer schon mal einen „eigenen Fontane“ haben wollte – es sind noch Patenschaften für Kunstwerke frei und nach der Aktion dürfen die Paten „ihren Fontane“ mit nach Hause nehmen. Es wird nur 400 dieser Original-Kunstwerke geben, zu denen man eine ganze Mappe mit Fotos und Berichten aus aller Welt anfertigen kann und für die man eben nicht etliche tausend Euros oder gar Millionen hinblättern muss, sondern nur einen unteren, dreistelligen Betrag.
Mag sein, es gibt nach wie vor Leute, die nicht begreifen, das so eine Kunstaktion für Neuruppin wichtig ist, weil es Leute anlockt, die hier bummeln, Kaffee trinken, übernachten, die Therme nutzen oder einkaufen – aber es ist so. Solche Aktionen sind wichtig!
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Bild: Galerie Kunstraum / Fassadenprojekt von Uschi Jung |
Super war nach den ganzen Reden dann die Musik. Wobei – halt – während der Reden gab es wieder Gitarrenmusik von Junior Friedrich Puhl, der mich auch schon beim letzten Mal sehr begeistert hat. Genau mein Geschmack und wunderschön ebenso wie das, was danach kam: Musik von Schelllackplatten, herzlichen Dank an Dirk Mahler! Dessen Fotografien waren in Berlin auch für einige Zeit zu sehen – denn eigentlich ist genau das auch ganz toll gewesen – Werke die verkauft oder an die Künstler zurückgegangen sind, wurden durch Sachen von anderen Künstlern ersetzt und so war eben auch immer mal etwas Neues und damit ein neuer Künstler oder einer ganzen Gruppe dort zu entdecken. Zum Beispiel die Studentengruppe von Holger Bunk, die ihre T-Shirt-Kollektion „Cosmic Cotton“ dort präsentiert und angeboten hat.
Sehr spannend war für Nick (der am 3.10. mit in Berlin war) und mich auch, zu sehen, was aus den im Werkraum von Uschi Jung einige Zeit auf dem Boden liegenden Kunstwerken geworden ist. Es ist ein Kunstprojekt, das für so einige verrenkte Hälse sorgt und relativ weit zu sehen ist. Da die Galerie in einem alten Plattenbau ist, der abgerissen wird, stehen dort viele Wohnungen leer und die Fenster sind entsprechend traurig, leer, trostlos. Was lag näher, als irgendwann auf die Idee zu kommen, dort großformatige Bilder zu präsentieren?! So schauen jetzt diverse Köpfe, Hände und allerlei andere Dinge aus von oben auf das Leben unten auf der Wilhelmstraße. Bis November werden sie noch ergänzt, dann ist Winterzeit und damit wohl der Abriss des Gebäudes.
Im nächsten Beitrag seht ihr dann weitere Bildimpressionen der Finissage (wie das eben so ist, wenn man mit verschiedenen Rechnern und Programmen arbeitet, dann stellt man mitunter fest, das es doch nicht immer ganz so hinhaut wie man dachte... also gibt es die Bilder in einem zweiten Beitrag ;-) )
Freitag, 26. Juni 2015
Kunst: Galerieeröffnung in Berlin, das Skulpturenkabinett
Weil die Galerie „auf Zeit“ ist, und die Nachnutzung danach auf Wunsch der Eigentümer „Abriss“ lautet, musste viel improvisiert werden.
Dieser Häuserkomplex, der die „Galerie auf Zeit“ beinhaltet, hat übrigens eine eigene Internetseite. Die wird von der Bürgerinitiative dort gestaltet. Deren Auffassung sind, dass es in jedem Stadtteil auch bezahlbaren Wohnraum für alle geben sollte – zumal die „Edelplatte“ auch noch gar nicht mal so alt ist. In der DDR ist die nämlich nicht fertig geworden. Der ganze Komplex ist an einen Schweizer Investor verkauft worden, der dort gerne moderne Wohnungen hinbauen möchte. Das der Quadratmeterpreis dann von „Otto Normalverbraucher“ nicht mehr bezahlt werden kann, ist klar.
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Das Skulpturenkabinett |
Letztlich ist auch dieses „Großstadtproblem“, etwas, das mehr und mehr in Neuruppin ankommt. Das plötzlich die Viertel der finanziell eher nicht so gut da stehenden Leute zu „in-Vierteln“ für Besserverdienende wurde und über Jahrzehnte gewachsene Strukturen innerhalb weniger Jahre zerschlagen wurden. In Berlin war es nach dem Fall der Mauer – jetzt stellen viele Großstädter fest, Berlin wird irgendwie zu voll und zu hektisch – das Umland ist ja auch ganz schick. Plötzlich sieht man dann in der Innenstadt verspiegelte Fenster von Wohnungen, oder bekommt mit, wie aus maroden Häusern Schmuckstücke werden – aber eben auch zu einem entsprechenden Preis vermietet werden – und das wird so weitergehen. Schön, das saniert und investiert wird – aber letztendlich werden sich immer weniger „Urneuruppiner“ in zehn, fünfzehn oder zwanzig Jahren eine Wohnung im Stadtkern leisten können, sofern sie keinen wirklich gut bezahlten Job haben.
Aber das wird nicht nur „Urneuruppinern“ so ergehen, sondern auch Leuten wie mir und damit uns das irgendwann nicht mehr so schwer fällt, bürgert man für die Viertel mit hoher Wohndichte schon mal nette Namen ein. ;-)
Aber zurück zur Galerieeröffnung: Nachdem nun die Ausstellung offiziell mit Ansprache eröffnet wurde, die Künstler alle vorgestellt wurden, ging es irgendwann in einer Gruppe in den zweiten Raum. Das „Skulpturenkabinett“. Hier hat man gesehen, wie sehr die Leute in den letzten zwei Wochen rotiert haben – denn der Raum wurde komplett neu gestrichen. Er hat auch eine völlig andere Atmosphäre als der große Raum – und präsentiert die dortigen Ausstellungsstücke sehr schön.
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Wie das wohl heisst? "In memory of Whitney Houston"? |
Jens Kanitz ist mit vielen Werken dort vertreten und es hat einen Hauch von... nicht nur Afrika, sondern generell Urvölkern, auch wenn es als erstes wahrscheinlich oft eher mit Afrika assoziiert wird. Ich finde die Arbeiten wirklich superschön und vor allem, dass sie aus Holz sind. Eine Skulptur mit vielen Kanus hat mich dann ein bisschen an den Spielplatz der Uniklinik in Göttingen erinnert. Dort in der Gegend macht jemand Murmelbahnen – aus großen Sandsteinblöcken. Keine Ahnung, wie er das im Inneren der Blöcke hinbekommt, aber die sind a) sehr begehrt und b) wunderschöne Kunstwerke (vor allem für mich Murmelliebhaberin!).
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Kanus |
Ich denke, dass die Werke von Kanitz wirklich absolut toll sind um sich in Tagträumen zu verlieren, zu entspannen und innerlich runterzufahren – sich zu erden. Sie strahlen eine enorme Ruhe aus und irgendwie so ein tiefes: „Alles Gut!“. Ich glaube, wenn man so eine Art „Speed-Dating“ mit den Künstlern hätte und sie nicht über ihre Kunst sprechen dürften, und man danach die Werke den Künstler zuordnen müsste – bei ihm wäre es wahrscheinlich am einfachsten das Wesen des Künstlers dem Wesen der Werke zuzuordnen. Selbst wenn man nur rudimentär Ahnung von Kunst hat.
Dann gibt es dort noch Werke von Marion Menzel, die mit Teeblättern und Kunstharz arbeitet. Ziemlich gewöhnungsbedürftig. Allerdings kommt es auch so gut an, dass sie internationale Ausstellungen damit bestückt und sogar nach Japan eingeladen wurde um dort etwas mit dem Material zu machen!
Weil ich für mich aber einen „Ankerpunkt“ brauche (siehe im Teil 1 bei Mayumi Okabayashi) war es erst gar nicht so einfach für mich, diesen „Teegeschichten“ etwas abzugewinnen. Bis.. ich das hier gesehen habe:
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Reversi lässt grüßen |
Hat von euch jemand schon mal „Reversi“ gespielt? Das ist ein strategisches Legespiel, bei dem es darum geht, auf einem Spielbrett so viele Felder wie möglich mit seiner Farbe zu belegen. Tja, shit happens... rot hat gewonnen, weiß keine Schnitte mehr und das Brett ist noch nicht einmal voll belegt! Also, damit kann ich dann etwas anfangen.
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Der Kunst saures geben... Zitronen. Oder doch Kiwi? |
Damit kommen wir zu Künstler Nummer acht, von dem Werke in der Ausstellung sind: Günter Grass. Zu dem brauche ich eigentlich wirklich nicht viel zu schreiben, denn alles was es über ihn zu sagen gibt, ist vor kurzem in etlichen Nachrufen durch die Presse gerauscht. Ausgestellt sind von ihm die Werke zum Thema „der letzte Tango“ und im Prinzip ist das ob der jeweils sehr naturgetreuen Darstellung egal ob in den Bildern an der Wand oder bei den Bronzeskulpturen sehr leicht, dazu einen Bezug zu finden. Wenn man jemanden wie Doris kennengelernt hat, deren Hobby Lateinformationstanz ist und die das auf Wettkampfniveau betreibt, noch viel leichter...
So, das war es mit dem zweiten Teil, ich hoffe, ich konnte euch einen guten Einblick vermitteln und etwas neugierig machen, sich mit Kunst zu beschäftigen. Und wenn es nur ein paar eigene Gedanken von euch sind, die beim Betrachten der Bilder aufploppen!
Dienstag, 23. Juni 2015
Kunst: Ab in die Mitte
Freitag, 18 Uhr und viele Minuten – die Endstation des R6 von Neuruppin nach Berlin ist der Bahnhof Gesundbrunnen. Umsteigestation für mich auf dem Weg zur Galerieeröffnung. Keine Ahnung, warum das hässliche, unwirtliche Ding "Gesundbrunnen" genannt wurde. Hier fahren Züge durch, hier halten Züge – und es gibt hier auch sonst jede Menge Zug. Von hier aus gibt es eine direkte Verbindung mit einer S-Bahn zum Brandenburger Tor. Wenn man ein bisschen sucht und sich auf die Architekten einstellt, die Bahnhöfe und Hinweisschilder entwickeln mit dem Ziel, Menschen zur Verzweiflung zu bringen, findet man irgendwann auch das passende Gleis in der Kellerabteilung dieser Großstadt.
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Mauerstück in der Wilhelmstraße |
Nun denn, wer am Brandenburger Tor aussteigt, landet gleich im Überwachungs-Bewachungs-Aufpasser-Viertel. Ämter, Botschaften, das Adlon... alles was wichtig und geschichtsträchtig ist ist von hier aus gut zu erreichen – und ich gebe zu, mit dem Viertel da habe ich mich noch nie so richtig beschäftigt. Die Wilhelmstraße ist da gleich um die Ecke. Man erkennt es total gut an den dicken Pollern, die aus dem Wirrwarr an Straßen mit einer Bahn, zwei Bahnen, zum ganz durchfahren, nicht ganz durchfahren, gar nicht durchfahren ein bisschen mehr Wirrwarr machen. Aber immerhin – kleine Kinder könnten da ungestört Radfahren lernen und auf der Straße spielen und wenn so ein Straßenmalkünstler da einen Teppich hinmalen würde, dann hätte das sogar was. Weil die britische Botschaft dort ein bisschen aussieht wie ein überdimensionierter Schrank aus Wurzelholz. Mit einem offenen Fach. Und wisst ihr, was in dem offenen Fach ist? Ein lila Teil, das aussieht wie so ein kleiner Hut der Queen! Also eines muss man den Briten lassen: sie haben einen wunderbaren Humor. Auch in der Architektur.
Im Gegensatz zu deutschen Bahnhofsarchitekten.
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Geschichtsträchtiges Pflaster |
Nachmittags hatten wir noch auf Google Streetview geschaut, wie es dort eigentlich aussieht. Oder besser: wie es dort mal ausgesehen hat, denn die Bilder sind von 2008 und da waren die Läden, in denen jetzt die Ausstellung ist, nun einmal noch Läden. Ebenfalls habe ich bei der Gelegenheit geschaut, wo ich einen Laden für Künstlerbedarf in der Gegend finde. Am Ende der Straße in der „Shopping Mall“. Da wollte ich gerne noch hin und dachte mir so: „Nun, die Galerie ist auf der anderen Seite, auf dieser Seite parken Autos und ist ein bisschen Grünzeugs, da sieht keiner das du schon da...“ klingeling, mein Handy: „Stoooop, du bist zu weit, andere Straßenseite und ein paar Meter zurück!“. Mist. Entdeckt. Mir wurde dann aber dennoch ein kurzer Ausflug in diese „Shopping Mall“ gegönnt, in der ein junger Kerl mit Anzug und Krawatte hinter einem Rezepzionstresen im Durchzug steht und mit Engelsgeduld den Leuten erklären darf, wo sie was finden. Gleich neben dem Eingang ist so eine Art Krimskramsladen, alles handgewerkelte Teile von Künstlern.
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Gedenktafel für Johann Elser "Ich wollte den Krieg verhindern" |
Dahinter prangt sehr überdimensional der Umriss von „Karl“ auf den Scheiben. Also nicht Karl der Große, auch nicht Karl die Große sondern Karl, der rumläuft wie eine Mischung aus Michael Jackson und Mozart und dazu eine Heino-Sonnenbrille trägt. Einer der Ursachen des „Schantallismus“ in Deutschland, weil er für „Schanelle“ gearbeitet hat/arbeitet. Und wie das eben so ist, wer sich die Klamotten und Duftwässerchen schon nicht leisten kann, will wenigstens so ein kleines Zweibein mit edel anmutendem Namen besitzen. Wer weiß, das einer der Grundbausteine für Luxusparfüms das Analdrüsensekret von Moschusochsen ist kann ja überlegen, wie aus „Chanel - Eau de toilet“ dann „Oh, de Schanelle muss aufs Klo!“ wird. Die Rache für die ganzen Anglizismen wird an den Franzosen ausgeübt... danke, Karl. Davon haben die schon immer geträumt!
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Dreierlei an Hirsch... Anke Gesell |
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Märchenhafte Leichtigkeit von Mayumi Okabayashi |
Gleich daneben hängt eine große Installation von Mayumi Okabayashi: riesige Papierteile die an seidenen Fäden von der Decke hängen. Sehr fragil alles und in Echt viel schöner als auf allen Fotos, die es davon gibt. Wobei es durchaus einige Zeit brauchen kann, bis man mit so einer Art von Kunst für sich selbst klar kommt. Bei mir war es so, das ich es von der Seite betrachtet habe, die Abendsonne schien durch die Fenster und spielte mit den Farben auf den großen Blättern... und in dem Moment hat es „klick“ gemacht. Ich habe an einen Film gedacht: „Hugo“, den Nick und ich mittlerweile schon mehrfach gesehen haben. In diesem Film geht es um die Anfänge der Filmkunst und damit vor allem um einen der ersten Filmemacher überhaupt: Georges Méliès
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Der Galerist und sein Besuch aus der alten Heimat, die Kulturamtsleiterin aus Köln. |
Nachdem ich also für MICH die Entdeckung gemacht habe, dass das Werk von Mayumi Okabayashi eigentlich irgendwie an eine der Bühnendekorationen von Melies erinnert, habe ich irgendwie darauf gewartet, das große Goldfische oder ein Neptun zwischen den Blättern wie aus dem Nichts auftauchen. Vielleicht erinnert es jemand anderen ja an die Geschichte vom kleinen Wassermann, an ein altes Papiertheater, Schattentheater oder was auch immer. Denn ist es nicht genau das, was aus „Ist das Kunst oder kann das weg?“ etwas macht, für das man eine Wertschätzung entwickelt? Ganz für sich selbst einen Bogen zu finden, der ein Kunstwerk mit so vielen Emotionen zu etwas das man kennt oder erlebt hat zu verbinden, das man eben nicht mehr denkt: „Ist das Kunst oder kann das weg“?
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Friedrich Puhl, im Hintergrund Bilder von Thomas Berthold |
Dann stellt der Überraschungskünstler aus – es gab eine kleine Auswahl an möglichen Künstlern und letztlich war Thomas Berthold derjenige, der sich für flexibel genug erklärt hat, einige Werke dort auszustellen. Das ist sehr schön, denn dieses Jahr hat er noch einen ganzen Stapel anderer Ausstellungen, die er bestücken möchte. Viel schreiben kann ich zu ihm nicht, wer wissen möchte, was und wie er malt, sei auf seine Homepage verwiesen.
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"Umbau" von Holger Bunk |
So richtig toll war es für die riesigen Werke von Uschi Jung und Holger Bunk, die dort zum Teil frei hängend, ihre Wirkung gut entfalten. Es ist schon etwas anderes, ob ein Bild an einer Wand hängt oder frei im Raum, ob man eine Wand mit Bildern entlang läuft – oder auch zwischen ihnen laufen kann. Von Holger Bunk hängen zum Beispiel zwei riesige Tücher von der Decke. Das vordere wurde schwarz eingefärbt – ist aber halbtransparent geblieben – und auch die Zeichnung auf dem Tuch passt an den Ort wie die Faust aufs Auge, hält jemand doch ein Schild „Umbau“ in der Hand. Ja, die Räume wurden ein bisschen umgebaut – um irgendwann abgerissen zu werden – und eigentlich steht es auch generell für die Wilhelmstraße. „Umbau“. Mauer weg, ein riesiger Shopping-Center mit überdimensionierten „Stolpersteinen“ die in den Fußböden dort eingelassen sind und in der Form keine Erinnerung an bestimmte Personen, sondern an die jüngere Geschichte der Stadt/des Ortes tragen. Viele Erinnerungstafeln mit langen, fast schon erschlagenen Texten über Widerstandskämpfer, Führerbunker und so weiter. Eine Straße im ständigen Umbau die gegen das Vergessen mahnt – und ich bin sicher, nicht nur ich habe ein Problem damit, wenn eines der schwärzesten Kapitel der deutschen Geschichte mit zunehmendem Luxus überbaut wird. Aber... das ist nun einmal der Lauf der Geschichte: Altes geht, Neues kommt. Alle paar Jahrzente gibt es vom Kern der Sache her Wiederholungen, die aber nicht so auffallen, weil sich die Mittel der Zeit angepasst haben. Zurück zur Kunst:
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Kunst auf Zeit am Fenster, Jens Kanitz und Uschi Jung davor |
Uschi Jung hat dann auch noch kurzfristig ein „Kunstwerk auf Zeit“ an einer Fensterscheibe geschaffen – das war so eigentlich nicht angedacht, aber die Scheibe hatte einen Sprung und so wurde aus der Not eine Art Farbexplosion gemacht, die später mit dem Haus untergehen wird. Nicht nur ein Kunstraum auf Zeit, sondern auch Kunst auf Zeit. Wie toll sie auf problematische Räume eingehen kann und wie einfallsreich zeigt ihr Bodenkunstwerk „Himmel über Berlin“. Denn auf den Bildern der leeren Räume, die ich gesehen habe, ist genau dort eine ziemliche Macke im Fußboden. Nicht jeder schafft es, aus einer unschönen Macke dann „den Himmel auf Erden“ zu machen. Sie schon. Wer dann als Neuruppiner der öfters in der Bilderbogenpassage weilt, vor dem Haus steht, wird ein bekannteres Werk von ihr direkt an zwei Scheiben entdecken, die so vom großen Raum mit Bildern zum kleineren Raum mit den Skulpturen überleiten. Es ist ursprünglich ein Foto (ich glaube es war ein roter Zug in grüner Landschaft), das sie so dermaßen vergrößert hat, dass es sogar die Ministeck-“Plastik-Pixel“ um Längen schlägt. (Ich habe euch da mal ein nettes Teilchen verlinkt... ;-D)
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Der Himmel über Berlin. Kein Quilt aber tolle Vorlage dazu |
Sooo, damit wäre Teil eins erst einmal fertig – über die zauberhaften Entdeckungen im kleineren Skulpturenraum berichte ich im zweiten Teil.
Nachträge:
Ein dickes Lob geht noch an Friedrich Puhl, ihr seht ihn oben auf einem der Bilder. Friedrich hat zur Eröffnung ein paar klassische Gitarrenstücke gespielt - und es war unglaublich gut! Hut ab! Ein riesiges Talent und wenn ich mich an meine WG-Zeit mit dem Musikstudenten erinnere, der Flamenco-Gitarre gespielt hat, dann bewundere ich Friedrichs Durchhaltevermögen beim Üben. Whow.
Hier übrigens noch die "Neuruppiner" von Rang und Namen, die an dem Abend vor Ort waren: Vorne ist Dagmar Ziegler, "unsere" Bundestagsabgeordnete, dahinter etwas versteckt Jens Kanitz. Dann auch sehr begeistert der Vize-Landrat Werner Nüse, der als Kunstliebhaber vor Ort war, davor Uschi Jung, hinter ihr Vincent Dallmann der neue Ortsvorsitzende der SPD, dann kommt Anke Gesell und die ist immer irgendwie gut drauf und hinter ihr unser Galerist Johannes Bunk.
Samstag, 13. Juni 2015
Kunst: Ab in die Mitte! Ein Galerieableger auf Zeit
Es tut sich was in der Kunstszene hier. Neuruppiner Künstler gehen nach Berlin. Nicht, das hier nix los wäre – aber es gab ein wirklich tolles Angebot an unseren Galeristen für Gegenwartskunst und der hat sich dann wohl so gedacht: „Na ja, wir sind hier knapp ausserhalb des Speckgürtels und jetzt können wir mal so richtig ran an den Speck, mitten rein!“. Also genau dort, wo der Bär steppt, die Botschafter tanzen und die Quadriga in der Luft erstarrt ist (für die jüngeren Leser: das hat nichts mit einem youtube-Video zu tun, bei dem sich jemand mit einem Quad Stunts gemacht hat. Nur mal so nebenbei...). Finde ich voll gut.
Aber was genau ist denn eigentlich passiert? Da sitzt der Galerist bei einem netten Glas Wein mit einem Kunstliebhaber aus Berlin zusammen, plauscht ein bisschen und dann sagt dieser Kunstliebhaber: „Ich hätte da in Berlin-Mitte ein Objekt, das leer steht. Bis es abgerissen wird, könnte man da doch eigentlich was drin ausstellen!“. Im Endeffekt also ein Projekt, das ich ähnlich schon in Wuppertal erlebt habe und sehr gut finde. Denn so haben die Eigentümer der Immobilien einen Blickfang der vielleicht Interessenten anlockt, Künstler einen Ort um sich zu präsentieren und Passanten sowohl etwas zu entdecken als auch einen schöneren Anblick als nur leere und verrammelte Schaufenster.
Kurz darauf folgte dann eine Besichtigung und die Begeisterung unseres Galeristen. Ein Objekt wirklich mitten in der Stadt, Nähe Brandenburger Tor, dem Adlon und vielen Botschaften, von den Räumen her etwas schwierig, weil es eben nie als Galerie gedacht war – aber... Neuruppin hat ja nicht nur die Galerie für Gegenwartskunst zu bieten, sondern auch den Werkraum in der Bilderbogenpassage, fast vis a vis (gut, da braucht man wohl ausgeprägte Silberblicke um das vis a vis zu bezeichnen... aber egal, klingt jedenfalls gut!).
Im Werkraum Uschi Jung war vorher die Fielmann-Filiale für einige Zeit untergebracht, als die an der Karl-Marx-Straße umgebaut haben. Kunst in problematischen Räumen? Kann sie. Also war dann schon mal klar, Uschi Jung wird beraten, mithelfen und dort auch einige Sachen ausstellen. Ihre phantastischen, oft riesigen Bilder haben dort viel Platz. Wenn ihr euch mit Werken von Uschi Jung beschäftigt, dann richtet euch drauf ein, das sie gerne ganz, ganz groß arbeitet – also auf mindestens einem vollen Quadratmeter Fläche – oder recht klein – in Postkartengröße. Wobei sie mittlerweile auch unter die Miniaturisten gegangen ist, als es darum ging, Werke für die Kunstautomaten zu schaffen. Ich mag Uschi sehr, sie gehört defintiv mit zu den rührigsten Künstlern in Neuruppin, hat viele tolle Ideen – und links oben hier, das Logo von Ruppi-Struppi, ist eine Gemeinschaftsarbeit von uns.
Der nächste Neuruppiner, der auch gerne mal großformatig arbeitet ist Jens Kanitz. Noch nie gehört? Kann sein, obwohl er eigentlich auch zu den eher rührigeren Leuten gehört. Aber alle Neuruppiner kennen mindestens eine Arbeit von ihm! Axis Mundi hat er die genannt; die Weltachse. Aber kaum jemand nennt sie so :-D, ihr kennt es eher unter „Weltenbaum“ oder „Kürbisbaum“ - es ist das Teil am Amtsgericht. Wenn ihr auf dem Gelände der Ruppiner Kliniken unterwegs wart, kennt ihr wahrscheinlich noch zwei Sachen von ihm, das sind Bronzeskulpturen. „Der Lauscher“ und „Die Luftgängerin“.
Dann gibt es noch eine Neuruppiner Künstlerin, die dort ausstellen wird und das ist Anke Gesell. Wobei ich zu Anke Gesell nicht so viel sagen kann, weil ich mit ihr nicht so viel zu tun habe. Aber man bekommt einen guten Überblick über das, was sie macht auf ihrer Homepage und ich kann euch auch so viel verraten: Sie malt auch sauschöne Hirsche. Aktuell ist sie auch mit einigen Werken im Werkraum Uschi Jung vertreten.
Ich finde es toll, das die in Berlin ausstellen, denn hier in der Galerie werden keine Arbeiten lokaler oder regionalen Künstler präsentiert. Das ist vom Konzept her grundsätzlich nicht vorgesehen – und auch voll in Ordnung, denn dafür gibt es unter anderem die Galerie am Bollwerk und aktuell ist im Werkraum auch eine Gemeinschaftsausstellung regionaler Künstler. Damit aber auch ein überregionaler und internationaler Flair im „Kunstraum auf Zeit“ ist, gibt es natürlich auch noch Werke von anderen Künstlern:
Marion Menzel hatte schon eine Ausstellung im Kunstraum Neuruppin, sie macht z. B. Kunst aus Tee. Klingt schräg, ist gewöhnungsbedüftig und nicht jedermanns Sache – aber es ist eine Kunstform. Dann wird etwas von Günter Grass vertreten sein, dessen Werke letztens noch im Kunstraum Neuruppin zu sehen waren und Holger Bunk, von dem ebenfalls ab und an etwas im Kunstraum ausgestellt wird und der in Reykjavik sogar einen Hund an eine Wand gemalt hat :-D. Dann wird es Werke von Mayumi Okabayashi geben. Allein der Name weckt doch schon Assoziationen zu "boah, lecker!" - und schon deshalb habe ich Lust bekommen, auf ihre Homepage zu schauen und für mich festzustellen: Mag ich!
Alles in allem ist es eine bunte Mischung und sicherlich ist für jeden der die Ausstellung besucht, etwas dabei, was ihm gefällt – ob er nun großes Kunstverständnis hat und mit vielen Fremdwörtern davon um sich werfen kann oder nicht. Ich habe euch alle Homepages verlinkt und möchte euch vorwarnen – erwartet nicht immer eine professionelle HP bei der darüber nachgedacht wurde, wie lesbar letztlich Texte sind. Manche Homepagegestaltung ist anstrengender zu verarbeiten als die Werke der Künstler, die darauf vorgestellt werden.
Ab und an werden im „Kunstraum auf Zeit“ auch Veranstaltungen mit Leuten aus Neuruppin- stattfinden, die erzählen wie es sich in Neuruppin lebt und arbeitet – denn auch das ist Ziel der Ausstellung: Leuten Lust zu machen, Neuruppin zu entdecken, das sich ja nun wahrlich nicht verstecken muss und dessen Leben immer vielfältiger und bunter wird.
Wer sich die Ausstellung in Berlin gerne anschauen möchte, der findet sie in der Nähe vom Brandenburger Tor und dem Hotel Adlon in der Wilhelmstraße 57 – 58. Die Eröffnung ist am 19. Juni um 20 Uhr und insgesamt wird der „Kunstraum auf Zeit“ wohl bis September dort zu Gast sein. Weil alles in relativ kurzer Zeit auf die Beine gestellt wurde, schaut für Öffnungszeiten in Berlin doch bitte auf die Seite vom Neuruppiner Kunstraum, ruft an: 03391-6598225 oder mailt: info@kunstraum-neuruppin.de
Toll. Ich freue mich!
Nachträge:
Teil 1 des Eröffnungsberichtes
Teil 2 des Eröffnungsberichtes
Aber was genau ist denn eigentlich passiert? Da sitzt der Galerist bei einem netten Glas Wein mit einem Kunstliebhaber aus Berlin zusammen, plauscht ein bisschen und dann sagt dieser Kunstliebhaber: „Ich hätte da in Berlin-Mitte ein Objekt, das leer steht. Bis es abgerissen wird, könnte man da doch eigentlich was drin ausstellen!“. Im Endeffekt also ein Projekt, das ich ähnlich schon in Wuppertal erlebt habe und sehr gut finde. Denn so haben die Eigentümer der Immobilien einen Blickfang der vielleicht Interessenten anlockt, Künstler einen Ort um sich zu präsentieren und Passanten sowohl etwas zu entdecken als auch einen schöneren Anblick als nur leere und verrammelte Schaufenster.
Kurz darauf folgte dann eine Besichtigung und die Begeisterung unseres Galeristen. Ein Objekt wirklich mitten in der Stadt, Nähe Brandenburger Tor, dem Adlon und vielen Botschaften, von den Räumen her etwas schwierig, weil es eben nie als Galerie gedacht war – aber... Neuruppin hat ja nicht nur die Galerie für Gegenwartskunst zu bieten, sondern auch den Werkraum in der Bilderbogenpassage, fast vis a vis (gut, da braucht man wohl ausgeprägte Silberblicke um das vis a vis zu bezeichnen... aber egal, klingt jedenfalls gut!).
Im Werkraum Uschi Jung war vorher die Fielmann-Filiale für einige Zeit untergebracht, als die an der Karl-Marx-Straße umgebaut haben. Kunst in problematischen Räumen? Kann sie. Also war dann schon mal klar, Uschi Jung wird beraten, mithelfen und dort auch einige Sachen ausstellen. Ihre phantastischen, oft riesigen Bilder haben dort viel Platz. Wenn ihr euch mit Werken von Uschi Jung beschäftigt, dann richtet euch drauf ein, das sie gerne ganz, ganz groß arbeitet – also auf mindestens einem vollen Quadratmeter Fläche – oder recht klein – in Postkartengröße. Wobei sie mittlerweile auch unter die Miniaturisten gegangen ist, als es darum ging, Werke für die Kunstautomaten zu schaffen. Ich mag Uschi sehr, sie gehört defintiv mit zu den rührigsten Künstlern in Neuruppin, hat viele tolle Ideen – und links oben hier, das Logo von Ruppi-Struppi, ist eine Gemeinschaftsarbeit von uns.
Der nächste Neuruppiner, der auch gerne mal großformatig arbeitet ist Jens Kanitz. Noch nie gehört? Kann sein, obwohl er eigentlich auch zu den eher rührigeren Leuten gehört. Aber alle Neuruppiner kennen mindestens eine Arbeit von ihm! Axis Mundi hat er die genannt; die Weltachse. Aber kaum jemand nennt sie so :-D, ihr kennt es eher unter „Weltenbaum“ oder „Kürbisbaum“ - es ist das Teil am Amtsgericht. Wenn ihr auf dem Gelände der Ruppiner Kliniken unterwegs wart, kennt ihr wahrscheinlich noch zwei Sachen von ihm, das sind Bronzeskulpturen. „Der Lauscher“ und „Die Luftgängerin“.
Dann gibt es noch eine Neuruppiner Künstlerin, die dort ausstellen wird und das ist Anke Gesell. Wobei ich zu Anke Gesell nicht so viel sagen kann, weil ich mit ihr nicht so viel zu tun habe. Aber man bekommt einen guten Überblick über das, was sie macht auf ihrer Homepage und ich kann euch auch so viel verraten: Sie malt auch sauschöne Hirsche. Aktuell ist sie auch mit einigen Werken im Werkraum Uschi Jung vertreten.
Ich finde es toll, das die in Berlin ausstellen, denn hier in der Galerie werden keine Arbeiten lokaler oder regionalen Künstler präsentiert. Das ist vom Konzept her grundsätzlich nicht vorgesehen – und auch voll in Ordnung, denn dafür gibt es unter anderem die Galerie am Bollwerk und aktuell ist im Werkraum auch eine Gemeinschaftsausstellung regionaler Künstler. Damit aber auch ein überregionaler und internationaler Flair im „Kunstraum auf Zeit“ ist, gibt es natürlich auch noch Werke von anderen Künstlern:
Marion Menzel hatte schon eine Ausstellung im Kunstraum Neuruppin, sie macht z. B. Kunst aus Tee. Klingt schräg, ist gewöhnungsbedüftig und nicht jedermanns Sache – aber es ist eine Kunstform. Dann wird etwas von Günter Grass vertreten sein, dessen Werke letztens noch im Kunstraum Neuruppin zu sehen waren und Holger Bunk, von dem ebenfalls ab und an etwas im Kunstraum ausgestellt wird und der in Reykjavik sogar einen Hund an eine Wand gemalt hat :-D. Dann wird es Werke von Mayumi Okabayashi geben. Allein der Name weckt doch schon Assoziationen zu "boah, lecker!" - und schon deshalb habe ich Lust bekommen, auf ihre Homepage zu schauen und für mich festzustellen: Mag ich!
Alles in allem ist es eine bunte Mischung und sicherlich ist für jeden der die Ausstellung besucht, etwas dabei, was ihm gefällt – ob er nun großes Kunstverständnis hat und mit vielen Fremdwörtern davon um sich werfen kann oder nicht. Ich habe euch alle Homepages verlinkt und möchte euch vorwarnen – erwartet nicht immer eine professionelle HP bei der darüber nachgedacht wurde, wie lesbar letztlich Texte sind. Manche Homepagegestaltung ist anstrengender zu verarbeiten als die Werke der Künstler, die darauf vorgestellt werden.
Ab und an werden im „Kunstraum auf Zeit“ auch Veranstaltungen mit Leuten aus Neuruppin- stattfinden, die erzählen wie es sich in Neuruppin lebt und arbeitet – denn auch das ist Ziel der Ausstellung: Leuten Lust zu machen, Neuruppin zu entdecken, das sich ja nun wahrlich nicht verstecken muss und dessen Leben immer vielfältiger und bunter wird.
Wer sich die Ausstellung in Berlin gerne anschauen möchte, der findet sie in der Nähe vom Brandenburger Tor und dem Hotel Adlon in der Wilhelmstraße 57 – 58. Die Eröffnung ist am 19. Juni um 20 Uhr und insgesamt wird der „Kunstraum auf Zeit“ wohl bis September dort zu Gast sein. Weil alles in relativ kurzer Zeit auf die Beine gestellt wurde, schaut für Öffnungszeiten in Berlin doch bitte auf die Seite vom Neuruppiner Kunstraum, ruft an: 03391-6598225 oder mailt: info@kunstraum-neuruppin.de
Toll. Ich freue mich!
Nachträge:
Teil 1 des Eröffnungsberichtes
Teil 2 des Eröffnungsberichtes
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