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Dienstag, 27. Oktober 2015

Sonntägliches Anti-Stress-Training


 
Sonntag war  noch ein fahrradfreier Tag, weil wir in Berlin waren. Junior musste zum Fernbus um in den Urlaub zu fahren. Wie das so ist war der Ticketautomat im Zug mal wieder kaputt.  OK. Umsteigezeit in Henningsdorf:  5 Minuten, Schlange vor dem dortigen Ticketautomaten: 10 Leute. Gaaanz toll. Nach Henningsdorf fährt die S-Bahn nur alle halbe Stunde, deshalb ist es ziemlich doof, wenn man einen Termin hat und die verpasst. Also in die S-Bahn rein. Und zumindest so weit fahren, bis man wieder eine engere Taktung hat um eine Hunde-Pinkel-Ticket-Kauf-Pause zu machen ohne den Bus am ZOB zu verpassen. Also irgendwo in der Pampa von Berlin. Natürlich nimmt der Automat dort auch keine Scheine. Nein, wo käme man denn hin, wenn man dort auch mit einem Geldschein bezahlen könnte!

Also manchmal denke ich mir so, die Verkehrsbetrieben wollen die Fahrgäste provozieren. Die Automatenbedienung ist ziemlich unübersichtlich, dann hakt es oft und der Vorgang geht nicht weiter, dann ist das Display oft wirklich widerlich verschmiert - und so als absolute Krönung darf man mit einem halben Kilo Kleingeld rumlaufen - oder eine Bankkarte. Bääääh.


Nun denn, wir haben es dann bis zum ZOB geschafft und Junior war tatsächlich der Letzte, der in den Bus eingecheckt hat. 10 Minuten vor Abfahrt! Der Bus war voll, ein Doppeldecker bis nach Groningen mit einem etwas blöden Gepäckraum - was sich dann erst nach diversen Zwischenhalten in Oldenburg herausstellte, denn der Koffer wurde als letztes oben drauf verstaut - und ist dann irgendwie bei jedem Halt immer mehr verschwunden. Nach 20 Minuten Koffersuche in Oldenburg ist Junior dann wohl komplett in das Gepäckfach geklettert (praktisch wenn man etwas kleiner ist), um ihn hinter einer Säule in einer von außen nicht sichtbaren Nische ganz unten zu ertasten. Immerhin.

Guck mal, die Gegend fährt vorbei!

Joey und ich haben dann noch ein paar Stunden Anti-Stress-Training gemacht. Wir sind mit der S-Bahn bis zum Umsteigebahnhof für den Flughafen Tegel gefahren und von dort aus ging es mit dem TXL-Zubringerbus weiter. Joey ist ja noch nicht oft mit einem Linienbus gefahren und so war es ganz spannend für ihn und er hat es auch gut und manierlich gemeistert.

Sooo viele spannende Gerüche! 

Beim Flughafen war er dann total aufgeregt und kaum draußen hat ihn die Geruchsorgie die einen Hund dort erwartet, erst einmal umgehauen. Die Nase klebte binnen Sekundenbruchteilen auf der Erde und ich habe erst einmal zugesehen, das wir irgendwo an den Rand kommen, wo wir keinen stören. Wenn ich Joey die Zeit geben, die Umgebung erst einmal mit der Nase abzuscannen, dann ist alles nachher viel einfacher. So viel habe ich mittlerweile gelernt. Also durfte er die neue Umgebung erst einmal mit der Nase erkunden - und wir sind draußen vor dem Terminal herumgelaufen.


Und wo müssen wir jetzt hin?

Danach ging es hinein - und ich hatte einen wunderbar aufmerksamen Hund, der meistens dicht an meiner Seite war und wenn mal etwas ganz interessant wurde und er die ganze Leinenlänger ausnutzen wollte, reichte ein kurzes Zurückholen. So sind wir ein paar Runden durchs Terminal gelaufen, Treppen rauf, Treppen runter, an allerlei Leuten vorbei, ablegen - an Hunden vorbei, die er ignorieren sollte und ich habe immer nur gedacht: "Boah, wie hat der Hund sich toll entwickelt!!!".

Man sieht ihm die Begeisterung schier an... :-)

Hätte mir im Herbst 2013 jemand während ich Joey niedergerungen habe um ihn überhaupt bändigen zu können, gesagt, ich würde im Herbst 2015 mit Joey problemlos durch einen stark frequentierten Flughafenterminal laufen können, ich hätte ihn für bescheuert erklärt. Nachdem ich irgendwann dann auch endlich mal den Zeitschriftenladen im Terminal gefunden habe, sind wir wieder in die Stadt gefahren. Wieder mit dem TXL-Linienbus. Diesmal haben wir unsere Plätze ganz hinten gefunden und Joey konnte aus dem Fenster gucken. Es ging durch Moabit, das fand ich sehr spannend, wurde es mir doch vor einigen Jahren quasi so als menschenfressendes Monsterstadtteil von Berlin erklärt. "Bist du verrückt, du kannst hier doch nicht einfach vom Hof runter, weißt du nicht, das wir hier in Moabit sind?". Klang damals so ein bisschen nach Slum in Johannesburg. In Moabit gesellten sich einige russische Jugendliche zu uns. Joey  hat unbestritten die Fähigkeit, Lächeln in Gesichter zu zaubern.

ab durch Moabit...

Der Bus hat uns dann zum Hauptbahnhof gebracht. Hier ist auch immer viel los und es gibt lange Treppen, gläserne Aufzüge, viele Geräusche, viele Gerüche etc.. Nach einigem Herumlaufen und gucken wann der Zug nach Spandau fährt, damit wir auch irgendwann mal wieder in Neuruppin landen, haben wir dann Pause bei Fish´ n Chips gemacht. Joey hat sich unter den hohen Tisch gelegt und ich konnte in Ruhe essen. Weil er so brav war, gab es dann zur Belohnung einen Tintenfischring als wir wieder draußen waren. Joey kann jetzt übrigens auch Rolltreppen fahren. Das haben wir auch geübt.


Die Falt-Schüssel bewährt sich so ziemlich bei jedem Ausflug. Während der Wartezeit in Spandau ist dann erst Wasser  und später Futter drin gelandet.

Dann kam der Zug von Spandau gen Wittenberge. Hurra! Die Heimat schon irgendwie fast wieder in greifbarer Nähe. Dachte ich. Da es draußen Herbst ist, wird drinnen im Zug dann die Heizung voll aufgedreht. Das kann die Bahn irgendwie nicht anders. Entweder ist es arschkalt oder brüllend heiß. Nun ja, fast durchgegarte Passagiere sind müde und maulen nicht so viel rum. Außerem war ja absehbar, das wir bald wieder aussteigen können. Dachte ich. Bis wir in Velten länger Aufenthalt hatten, weil es irgendwo auf der Strecke einen Unfall gegeben hat und erst einmal ein Bahnübergang geräumt werden musste.

Da Hunde dafür sorgen, dass man mit anderen Leuten schneller ins Gespräch kommt, ergab sich dann noch ein nettes Gespräch mit einer beruflich viel beschäftigten Dame, die nun ihren Urlaub in der beschaulich-ruhigen Gegend von Beetz-Sommerfeld verbringt. Vielleicht fährt sie ja einen Tag lang mal ein bis zwei Stationen weiter und besucht Neuruppin? Ich habe es ihr jedenfalls empfohlen.








Donnerstag, 8. Oktober 2015

Kunst & Kultur: Fini sagte er...


Letzte Woche war Finissage im „Kunstraum auf Zeit“. Der ist seit einigen Monaten mitten in Berlin in bester Lage neben der britischen Botschaft, dem Landwirtschaftsministerium und vor dem Brandenburger Tor und ein Ableger des hiesigen Kunstraumes an der Post.

Selbst auf offiziellen Hinweistafeln war der Kunstraum vertreten. Mit Schreibfehler. Aber immerhin ;-P


Der passende Platz also, damit Neuruppin in Person von Johannes Bunk dort quasi eine Kunstbotschaft einrichten kann. Zwar nur auf Zeit – aber immerhin und das auch in Räumen, die ganz klar sagen: „Seht, wir können auch ganz unpompös improvisieren und es sieht toll aus!“. Nun war also Finissage, das Ende der Ausstellung dort und die wurde, wie es sich gehört, gefeiert. Wobei, nein, am Tag der Deutschen Einheit ist dort dann das letzte Mal auf gewesen. Den Rummel wollten die Künstler und der Galerist verständlicher Weise noch einmal nutzen um zu zeigen, was hier kunstmäßig so abgeht. Insgesamt hat sich unter anderem eine „Kunst-Leasing-Aktion“ ergeben, wo großformatige Werke von Uschi Jung und Jens Kanitz in einer großen Berliner Kanzlei für Immobilienrecht präsentiert werden.


Bild: Galerie Kunstraum / Hier "die Macher" auf der Finissage.
(Zum Bild (von links nach rechts): Herr Puhl (Immobilienverwaltung/-besitz), Mayumi Okabayashi, Jens Kanitz hinter seinem Kunstwerk, Johannes Bunk (Galerist), Uschi Jung und Dirk Mahler )

Da die Finissage aber nicht nur „Finissage“ heissen sollte, wurde sie „Neuruppin trifft Berlin“ genannt – und unser Bürgermeister lies es sich nicht nehmen, aufzutauchen und in einer Rede die Bedeutung Neuruppins als Stadt der Kunst und mit einer breiten, vielfältigen Kunstszene darzustellen, von der in Berlin nur ein kleiner Teil zu sehen war. Einige hiesige Künstler waren zwar nicht mit Werken vertreten – aber es lagen Kataloge mit einer Auswahl ihrer Arbeiten aus, so z. B. von Marianne Kühn-Berger und Bernd Weimar.


Vorgestellt wurde auch ein wirklich grandioses Projekt das es nächstes Jahr anlässlich der Fontane-Festspiele hier geben wird. Andreas Vockrodt, der für den Stadtgarten und die Kulturkirche zuständig ist, hat es in einer Präsentation vorgestellt. Der Aktionskünstler Ottmar Hörl arbeitet an einer Fontane-Skulptur – und weil Herr Hörl sagt, Kunst soll für alle sein, wird es 400 Fontane-Figuren aus Kunststoff geben, die in Neuruppin aufgestellt werden. Yeah! Ähnliche Aktionen gab es mit Karl dem Großen und Martin Luther in anderen Städten – und alle waren ein riesiger Erfolg mit internationaler Beachtung in der Presse! Wer immer schon mal einen „eigenen Fontane“ haben wollte – es sind noch Patenschaften für Kunstwerke frei und nach der Aktion dürfen die Paten „ihren Fontane“ mit nach Hause nehmen. Es wird nur 400 dieser Original-Kunstwerke geben, zu denen man eine ganze Mappe mit Fotos und Berichten aus aller Welt anfertigen kann und für die man eben nicht etliche tausend Euros oder gar Millionen hinblättern muss, sondern nur einen unteren, dreistelligen Betrag.


Mag sein, es gibt nach wie vor Leute, die nicht begreifen, das so eine Kunstaktion für Neuruppin wichtig ist, weil es Leute anlockt, die hier bummeln, Kaffee trinken, übernachten, die Therme nutzen oder einkaufen – aber es ist so. Solche Aktionen sind wichtig!

Bild: Galerie Kunstraum / Fassadenprojekt von Uschi Jung


Super war nach den ganzen Reden dann die Musik. Wobei – halt – während der Reden gab es wieder Gitarrenmusik von Junior Friedrich Puhl, der mich auch schon beim letzten Mal sehr begeistert hat. Genau mein Geschmack und wunderschön ebenso wie das, was danach kam: Musik von Schelllackplatten, herzlichen Dank an Dirk Mahler! Dessen Fotografien waren in Berlin auch für einige Zeit zu sehen – denn eigentlich ist genau das auch ganz toll gewesen – Werke die verkauft oder an die Künstler zurückgegangen sind, wurden durch Sachen von anderen Künstlern ersetzt und so war eben auch immer mal etwas Neues und damit ein neuer Künstler oder einer ganzen Gruppe dort zu entdecken. Zum Beispiel die Studentengruppe von Holger Bunk, die ihre T-Shirt-Kollektion „Cosmic Cotton“ dort präsentiert und angeboten hat.


Sehr spannend war für Nick (der am 3.10. mit in Berlin war) und mich auch, zu sehen, was aus den im Werkraum von Uschi Jung einige Zeit auf dem Boden liegenden Kunstwerken geworden ist. Es ist ein Kunstprojekt, das für so einige verrenkte Hälse sorgt und relativ weit zu sehen ist. Da die Galerie in einem alten Plattenbau ist, der abgerissen wird, stehen dort viele Wohnungen leer und die Fenster sind entsprechend traurig, leer, trostlos. Was lag näher, als irgendwann auf die Idee zu kommen, dort großformatige Bilder zu präsentieren?! So schauen jetzt diverse Köpfe, Hände und allerlei andere Dinge aus von oben auf das Leben unten auf der Wilhelmstraße. Bis November werden sie noch ergänzt, dann ist Winterzeit und damit wohl der Abriss des Gebäudes.

Im nächsten Beitrag seht ihr dann weitere Bildimpressionen der Finissage (wie das eben so ist, wenn man mit verschiedenen Rechnern und Programmen arbeitet, dann stellt man mitunter fest, das es doch nicht immer ganz so hinhaut wie man dachte... also gibt es die Bilder in einem zweiten Beitrag ;-) )














Freitag, 28. August 2015

Vom Zugfahren und Reiseradeln

Mal wieder einHaufen Zeilen von uns, damit ihr nicht denkt, wir sind eingegangen oder so. Ich erzähle euch mal ein bisschen von unserer Woche bislang.

Also, Montag mussten wir morgens nach Berlin zur Endokrinologie. Das bedeutete, mit Joey früh schon eine etwas größere Runde machen, weil der ja nicht mitfahren durfte. Das hätten die Leute in der Praxis bestimmt nicht gut gefunden. Weil wir zu zweit gefahren sind, haben wir ein Berlin-Brandenburg-Ticket gekauft. Darüber habe ich schon öfters geschrieben - es ist für bis zu 5 Personen und kostet 29 Euro. Zwei Tageskarten Neuruppin-Berlin hätten jeweils 16.80 Euro gekostet.

In Berlin haben wir dann angefangen, die Adresse zu suchen was ob der Hausnummernverteilung wie mit einem Salzstreuer nicht so einfach war. Irgendwann haben wir dann ein Taxi genommen und da muss man etwas aufpassen, weil die dann wohl auch gerne mal vergessen, das Taxameter anzustellen und Strecken zwar weit aussehen ob der vielen Häuser und Kreuzungen - aber letztlich sind die definitiv nicht weit.

Nun ja, das nächste Mal wissen wir nun, wo wir hin müssen und wo die U-Bahn passender hält. Das Endokrinologikum ist in der Friedrichstraße in einem der riesigen Center - und wenn die da irgendwann mit dem Endokram rausgehen, können die da ob des ganzen Edelstahls problemlos ein Schlachthaus einbauen.

Auf der Rücktour nach Neuruppin habe ich dann gesagt: "Du, das Ticket gilt bis 3 Uhr Nachts  - wir können eigentlich Joey abholen und noch ein bisschen mit dem Zug rumfahren und uns Brandenburg ein bisschen angucken!" - da wir ja nur sehr eingeschränkt mobil sind, haben wir das dann gemacht. Joey hat diesmal entdeckt, dass er aus dem Fenster gucken und viele interessante Dinge sehen kann.



Von Neuruppin nach Wittenberge. Da wollte ich ja immer schon mal hin, das soll ja voll schön sein da, von wegen Elbtalaue etc.. Gut, Wittenberge hat ein nettes Steakhaus, das habe ich auf der Rückfahrt von Oldenburg gemerkt als die Hunde Wasser brauchten. Diesmal war aber nur der Bahnhofstunnel zu besichtigen, weil wir das Gleis wechseln mussten. Aber immerhin, der ist praktisch und groß.

Von Wittenberge nach Berlin-Spandau konnten wir dann mit der ODEG fahren. Das wollte ich schon immer mal, da hört und liest man ja sagenhafte Sachen drüber. Ja, der Waggon ist nett groß, der Sitzabstand recht bescheiden, die Ansagen deutlich und freundlich, die Anzeigentafel gut lesbar und übersichtlich. Aber während bei der Bahn die wenigsten Bediensteten ein Problem damit haben, dass ein Hund mitfährt, ist es bei der ODEG dann durchaus eines und es wird strikt auf eine Maulkorb beharrt. Also Radler können ihre Räder dort so abenteuerlich abstellen, das sie auf andere Leute oder Hunde fallen und diese verletzen. Das ist in Ordnung (und genau das wäre uns fast passiert, weil mehr als die vorgesehene Anzahl von Rädern mitgenommen wurde). 



In Spandau hatten wir ein bisschen Aufenthalt und beim freundlichen Currywurstlieferanten gab es unaufgefordert als Erstes eine Schale Wasser für den Hund. Das ist Service, den ich wirklich großartig finde! 




Danach ging es von Spandau wieder zurück nach Neuruppin, wobei in Henningsdorf dann immer ein bisschen länger Aufenthalt ist. Der war dann in diesem Fall auch dazu da, das die Fahrtrichtung geändert wurde und ein Lokführer... äh... ja, also der kam rein, hatte ein T-Shirt mit der Aufschrift "Quadfreunde.org" an und war irgendwie so 20 Jahre jung und schmiss also den Zug an.

Hmmmm, ich noch so: "Na, wenn´s gleich holpert, hat der irgendwie was mißverstanden, dann fährt der querfeldein!". Gut, dann kam ein älterer Lokführer und hat sich dazu gesellt und dem Unterricht oder so gegeben. Regionalbahn GTI.  Fehlten nur noch die rosa Felgen. Oder blau. Oder orange. Zwischendurch kam ich mir vor wie im Film "Speed". Wenn es jemand hinbekommen würde, so eine tonnenschwere Bahn springen zu lassen, dann dieser Typ. Tja, und weil er ja noch lernen musste, ist er dann auch ein bisschen zu spät darauf gekommen, in Beetz-Sommerfeld zu halten und übers Ziel hinausgeschossen. Ehrlich, Nick und ich haben uns nach der Durchsage: "Der Zug wird zurückgesetzt" vor Lachen kaum noch eingekriegt. Aber das hat generell die Stimmung im Zug positiv beeinflusst.

Irgendwie hat der Zug das aber übel genommen, denn vor jedem unbeschrankten Bahnübergang muss der Lokführer hupen. Hört man hier in Neuruppin auch regelmäßig - nur was dann von der Lok kam war so... kennt jemand von euch die Waltons? Mit ihren alten blechernen Hupen an den Fahrzeugen? Also so etwas in der Art gab es dann vor jedem unbeschrankten Bahnübergang. 

Tja, und WAS haben wir nun von Brandenburg gesehen??? Wiesen, Wälder, Äcker, Felder, Strohballen, ab und an ein paar Häuser, Windkraftanalgen und Biogasanlangen... irgendwie so was.

Mittwoch hatte sich dann Moritz der Reiseradler angekündigt. Wir waren eine von 40 Stationen auf seiner Deutschlandtour und gefunden hat er uns über den ADFC-Dachgeber, in dem ich gelistet bin.

Nach dem gemeinsamen Abendessen haben wir dann in der hereinbrechenden Dunkelheit noch eine Runde durch Neuruppin gemacht und dabei für so viel Begeisterung gesorgt, das er noch mal wieder nach Neuruppin kommen möchte. Dabei habe ich ihm dann auch die Bäckerei Gröpeler gezeigt und gesagt, die wäre total gut, wie eine Puppenstube und ohne den ganzen Industriemassenkrempel. Also ist er am nächsten Morgen losgewandert um Brötchen von dort zu besorgen und sich alles das, was wir im Dunkeln geguckt haben, noch mal im Hellen anzusehen. Nach dem Frühstück waren wir dann mit Christian Schmettow von der MAZ verabredet, der auch Fahrradfreak und Reiseradler ist und das Ergebnis ist dann heute in der MAZ zu sehen:



Ansonsten ist viel, viel Lernen angesagt. Adobe Creativ-Cloud lässt grüßen, wobei ich nur drei Programme davon habe - aber die reichen völlig aus. Neben Muse zur Webseitengestaltung ist nun das Fotografie-Pack mit Lightroom und Photoshop dazu gekommen, das hatte ich ja schon erwähnt, und alles will gelernt werden um gute Ergebnisse zu bekommen.

Für Muse habe ich ein englischsprachiges Arbeitsbuch, bei dem leider nicht so auf das Thema Widgets eingegangen wird. Das sind kleine Extra-Programme, die man online bekommt und sich für Muse herunterladen kann. Da gibt es ziemlich coole Sachen die man dann auf einer Webseite einbauen kann. Sie wird sehr, sehr anders, als ich mal ganz am Anfang gedacht hatte - aber wenn alles klappt, dann bestimmt ziemlich cool. Gut Ding will Weile haben...

Für Lightroom ist heute ein ganz dickes Arbeitsbuch gekommen. Auch sehr spannend, wobei es bei Lightroom eigentlich ein Formatproblem gibt. Denn Kompaktkameras arbeiten mit dem Dateiformat .jpg - und das bedeutet, es sind alle Einstellungen damit das Bild möglichst gut aussieht schon auf der Bilddatei mit drauf. Hat man eine digitale Spiegelreflexkamera, hat die ein anderes Speicherformat, das sich .raw nennt. Da sieht ein Bild dann erst einmal nur auf dem kleinen Kameramonitor super aus, weil es mit allen Einstellungen dort angezeigt wird - aber gespeichert wird es in einem Rohdatenformat. Bildbearbeitungsprogramme wie Lightroom orientieren sich an .raw , weil Rohdaten eine weit umfangreichere Bearbeitung ermöglichen als schon ziemlich fertige .jpg-Bilder.

Aber letztlich geht es ja erst einmal darum, gute Bilder für die Webseite und den Blog zu bekommen - und nicht darum, große Poster zu erstellen. Da reicht das einfachere Format im Prinzip völlig aus.











Freitag, 26. Juni 2015

Kunst: Galerieeröffnung in Berlin, das Skulpturenkabinett




Teil 2:

Weil die Galerie „auf Zeit“ ist, und die Nachnutzung danach auf Wunsch der Eigentümer „Abriss“ lautet, musste viel improvisiert werden.

Dieser Häuserkomplex, der die „Galerie auf Zeit“ beinhaltet, hat übrigens eine eigene Internetseite. Die wird von der Bürgerinitiative dort gestaltet. Deren Auffassung sind, dass es in jedem Stadtteil auch bezahlbaren Wohnraum für alle geben sollte – zumal die „Edelplatte“ auch noch gar nicht mal so alt ist. In der DDR ist die nämlich nicht fertig geworden. Der ganze Komplex ist an einen Schweizer Investor verkauft worden, der dort gerne moderne Wohnungen hinbauen möchte. Das der Quadratmeterpreis dann von „Otto Normalverbraucher“ nicht mehr bezahlt werden kann, ist klar. 


Das Skulpturenkabinett

Letztlich ist auch dieses „Großstadtproblem“, etwas, das mehr und mehr in Neuruppin ankommt. Das plötzlich die Viertel der finanziell eher nicht so gut da stehenden Leute zu „in-Vierteln“ für Besserverdienende wurde und über Jahrzehnte gewachsene Strukturen innerhalb weniger Jahre zerschlagen wurden. In Berlin war es nach dem Fall der Mauer – jetzt stellen viele Großstädter fest, Berlin wird irgendwie zu voll und zu hektisch – das Umland ist ja auch ganz schick. Plötzlich sieht man dann in der Innenstadt verspiegelte Fenster von Wohnungen, oder bekommt mit, wie aus maroden Häusern Schmuckstücke werden – aber eben auch zu einem entsprechenden Preis vermietet werden – und das wird so weitergehen. Schön, das saniert und investiert wird – aber letztendlich werden sich immer weniger „Urneuruppiner“ in zehn, fünfzehn oder zwanzig Jahren eine Wohnung im Stadtkern leisten können, sofern sie keinen wirklich gut bezahlten Job haben.

Aber das wird nicht nur „Urneuruppinern“ so ergehen, sondern auch Leuten wie mir und damit uns das irgendwann nicht mehr so schwer fällt, bürgert man für die Viertel mit hoher Wohndichte schon mal nette Namen ein. ;-)

Aber zurück zur Galerieeröffnung: Nachdem nun die Ausstellung offiziell mit Ansprache eröffnet wurde, die Künstler alle vorgestellt wurden, ging es irgendwann in einer Gruppe in den zweiten Raum. Das „Skulpturenkabinett“. Hier hat man gesehen, wie sehr die Leute in den letzten zwei Wochen rotiert haben – denn der Raum wurde komplett neu gestrichen. Er hat auch eine völlig andere Atmosphäre als der große Raum – und präsentiert die dortigen Ausstellungsstücke sehr schön. 


Wie das wohl heisst? "In memory of Whitney Houston"?

Jens Kanitz ist mit vielen Werken dort vertreten und es hat einen Hauch von... nicht nur Afrika, sondern generell Urvölkern, auch wenn es als erstes wahrscheinlich oft eher mit Afrika assoziiert wird. Ich finde die Arbeiten wirklich superschön und vor allem, dass sie aus Holz sind. Eine Skulptur mit vielen Kanus hat mich dann ein bisschen an den Spielplatz der Uniklinik in Göttingen erinnert. Dort in der Gegend macht jemand Murmelbahnen – aus großen Sandsteinblöcken. Keine Ahnung, wie er das im Inneren der Blöcke hinbekommt, aber die sind a) sehr begehrt und b) wunderschöne Kunstwerke (vor allem für mich Murmelliebhaberin!). 


Kanus

Ich denke, dass die Werke von Kanitz wirklich absolut toll sind um sich in Tagträumen zu verlieren, zu entspannen und innerlich runterzufahren – sich zu erden. Sie strahlen eine enorme Ruhe aus und irgendwie so ein tiefes: „Alles Gut!“. Ich glaube, wenn man so eine Art „Speed-Dating“ mit den Künstlern hätte und sie nicht über ihre Kunst sprechen dürften, und man danach die Werke den Künstler zuordnen müsste – bei ihm wäre es wahrscheinlich am einfachsten das Wesen des Künstlers dem Wesen der Werke zuzuordnen. Selbst wenn man nur rudimentär Ahnung von Kunst hat.

Dann gibt es dort noch Werke von Marion Menzel, die mit Teeblättern und Kunstharz arbeitet. Ziemlich gewöhnungsbedürftig. Allerdings kommt es auch so gut an, dass sie internationale Ausstellungen damit bestückt und sogar nach Japan eingeladen wurde um dort etwas mit dem Material zu machen!

Weil ich für mich aber einen „Ankerpunkt“ brauche (siehe im Teil 1 bei Mayumi Okabayashi) war es erst gar nicht so einfach für mich, diesen „Teegeschichten“ etwas abzugewinnen. Bis.. ich das hier gesehen habe: 


Reversi lässt grüßen

Hat von euch jemand schon mal „Reversi“ gespielt? Das ist ein strategisches Legespiel, bei dem es darum geht, auf einem Spielbrett so viele Felder wie möglich mit seiner Farbe zu belegen. Tja, shit happens... rot hat gewonnen, weiß keine Schnitte mehr und das Brett ist noch nicht einmal voll belegt! Also, damit kann ich dann etwas anfangen.


Der Kunst saures geben... Zitronen. Oder doch Kiwi?

Dann stand da so ein Brett mit – hm.... - Pralinen??? Kiwis??? Muffins??? herum. Reinbeissen sollte man tunlichst nicht, aber irgendwie hat das Ding etwas lustiges. Wie mit buntem Zuckerguss übergossene Kiwis halt. Daneben waren abstrakte Formen mit Tee ummantelt, damit kann ich nun wieder nichts anfangen. Aber die Teesachen haben wohl (ich habe es nicht ausprobiert) einen relativ guten Effekt. Bei ihnen sollte man tatsächlich „nur mit den Augen gucken, nicht mit den Händen!“. Sie sind pieksig wie ein Seeigel. Dabei taucht gerade die Frage auf, wie wohl der Teebehälter von Frau Menzel aussieht? Wurde ein Tiegel zum Teeigel? ;-) 



Damit kommen wir zu Künstler Nummer acht, von dem Werke in der Ausstellung sind: Günter Grass. Zu dem brauche ich eigentlich wirklich nicht viel zu schreiben, denn alles was es über ihn zu sagen gibt, ist vor kurzem in etlichen Nachrufen durch die Presse gerauscht. Ausgestellt sind von ihm die Werke zum Thema „der letzte Tango“ und im Prinzip ist das ob der jeweils sehr naturgetreuen Darstellung egal ob in den Bildern an der Wand oder bei den Bronzeskulpturen sehr leicht, dazu einen Bezug zu finden. Wenn man jemanden wie Doris kennengelernt hat, deren Hobby Lateinformationstanz ist und die das auf Wettkampfniveau betreibt, noch viel leichter... 


So, das war es mit dem zweiten Teil, ich hoffe, ich konnte euch einen guten Einblick vermitteln und etwas neugierig machen, sich mit Kunst zu beschäftigen. Und wenn es nur ein paar eigene Gedanken von euch sind, die beim Betrachten der Bilder aufploppen! 




Dienstag, 23. Juni 2015

Kunst: Ab in die Mitte




Freitag, 18 Uhr und viele Minuten – die Endstation des R6 von Neuruppin nach Berlin ist der Bahnhof Gesundbrunnen. Umsteigestation für mich auf dem Weg zur Galerieeröffnung.  Keine Ahnung, warum das hässliche, unwirtliche Ding "Gesundbrunnen" genannt wurde. Hier fahren Züge durch, hier halten Züge – und es gibt hier auch sonst jede Menge Zug. Von hier aus gibt es eine direkte Verbindung mit einer S-Bahn zum Brandenburger Tor. Wenn man ein bisschen sucht und sich auf die Architekten einstellt, die Bahnhöfe und Hinweisschilder entwickeln mit dem Ziel, Menschen zur Verzweiflung zu bringen, findet man irgendwann auch das passende Gleis in der Kellerabteilung dieser Großstadt. 


Mauerstück in der Wilhelmstraße


Bis zum Brandenburger Tor dauert es etwa eine viertel Stunde, von der Menschen wie ich dann die Hälfte der Zeit darüber nachdenken, ob sie tatsächlich die richtige U-Bahn erwischt haben. Egal, man hat Zeit, die Leute zu beobachten. In einer Ecke sitzen vier Leute, jeweils zwei sich gegenüber. Die beiden auf den äusseren Sitzen unterhalten sich relativ zivilisiert, während der Glatzkopf an der Fensterseite irgendwann anfängt herumzubrüllen: „Eeeeyyyy, Paaarty.... FICKEN??? FICKEN????“ und dann seiner Gegenüber ziemlich derbe die Haare durchwuselt um danach wieder auf seinen Sitz zu fallen und für den Rest der Fahrt zu verstummen. Besser ist das. Für ab und zu mal finde ich so ein Kuriositätenkabinett ja ganz interessant und lehrreich, aber für jeden Tag reicht Neuruppin völlig aus. Im Vergleich zu Berlin ist das hier quasi die homöopathische Verdünnung davon. Was mich im übrigen an das Pärchen letztens erinnert hat, sie ein bisschen adipös angehau... futtert und mit einer schwarzen Sweatjacke. Das ist ja an und für sich ganz ok, hätte Madam nicht die Fan-Jacke von FreiWild getragen, die den schönen Aufdruck „Land der Vollidioten“ trägt. Das sind dann so Momente, wo ich mir einen weißen Edding wünsche. Um drunter zu schreiben: „Hurraaaa – und ich gehöre dazu!“.

Nun denn, wer am Brandenburger Tor aussteigt, landet gleich im Überwachungs-Bewachungs-Aufpasser-Viertel. Ämter, Botschaften, das Adlon... alles was wichtig und geschichtsträchtig ist ist von hier aus gut zu erreichen – und ich gebe zu, mit dem Viertel da habe ich mich noch nie so richtig beschäftigt. Die Wilhelmstraße ist da gleich um die Ecke. Man erkennt es total gut an den dicken Pollern, die aus dem Wirrwarr an Straßen mit einer Bahn, zwei Bahnen, zum ganz durchfahren, nicht ganz durchfahren, gar nicht durchfahren ein bisschen mehr Wirrwarr machen. Aber immerhin – kleine Kinder könnten da ungestört Radfahren lernen und auf der Straße spielen und wenn so ein Straßenmalkünstler da einen Teppich hinmalen würde, dann hätte das sogar was. Weil die britische Botschaft dort ein bisschen aussieht wie ein überdimensionierter Schrank aus Wurzelholz. Mit einem offenen Fach. Und wisst ihr, was in dem offenen Fach ist? Ein lila Teil, das aussieht wie so ein kleiner Hut der Queen! Also eines muss man den Briten lassen: sie haben einen wunderbaren Humor. Auch in der Architektur. 

Im Gegensatz zu deutschen Bahnhofsarchitekten.

Geschichtsträchtiges Pflaster

Nachmittags hatten wir noch auf Google Streetview geschaut, wie es dort eigentlich aussieht. Oder besser: wie es dort mal ausgesehen hat, denn die Bilder sind von 2008 und da waren die Läden, in denen jetzt die Ausstellung ist, nun einmal noch Läden. Ebenfalls habe
ich bei der Gelegenheit geschaut, wo ich einen Laden für Künstlerbedarf in der Gegend finde. Am Ende der Straße in der „Shopping Mall“. Da wollte ich gerne noch hin und dachte mir so: „Nun, die Galerie ist auf der anderen Seite, auf dieser Seite parken Autos und ist ein bisschen Grünzeugs, da sieht keiner das du schon da...“ klingeling, mein Handy: „Stoooop, du bist zu weit, andere Straßenseite und ein paar Meter zurück!“. Mist. Entdeckt. Mir wurde dann aber dennoch ein kurzer Ausflug in diese „Shopping Mall“ gegönnt, in der ein junger Kerl mit Anzug und Krawatte hinter einem Rezepzionstresen im Durchzug steht und mit Engelsgeduld den Leuten erklären darf, wo sie was finden. Gleich neben dem Eingang ist so eine Art Krimskramsladen, alles handgewerkelte Teile von Künstlern. 


Gedenktafel für Johann Elser "Ich wollte den Krieg verhindern"

Dahinter prangt sehr überdimensional der Umriss von „Karl“ auf den Scheiben. Also nicht Karl der Große, auch nicht Karl die Große sondern Karl, der rumläuft wie eine Mischung aus Michael Jackson und Mozart und dazu eine Heino-Sonnenbrille trägt. Einer der Ursachen des „Schantallismus“ in Deutschland, weil er für „Schanelle“ gearbeitet hat/arbeitet. Und wie das eben so ist, wer sich die Klamotten und Duftwässerchen schon nicht leisten kann, will wenigstens so ein kleines Zweibein mit edel anmutendem Namen besitzen. Wer weiß, das einer der Grundbausteine für Luxusparfüms das Analdrüsensekret von Moschusochsen ist kann ja überlegen, wie aus „Chanel - Eau de toilet“ dann „Oh, de Schanelle muss aufs Klo!“ wird. Die Rache für die ganzen Anglizismen wird an den Franzosen ausgeübt... danke, Karl. Davon haben die schon immer geträumt! 


Dreierlei an Hirsch... Anke Gesell

Ein bisschen später war ich dann in der Galerie auf Zeit, original DDR-Edelplatte in exklusiver Wohnlage. Vor ein paar Jahren gab es hier unter anderem noch ein Steakhaus. Nun kommt man rein und guckt auf Hirsche an Backsteinwand. Das sieht übrigens ziemlich gut aus, sogar etwas Erde gibt es unten, fehlen eigentlich nur noch ein paar Holzscheite. Die Hirsche sind von der Neuruppiner Künstlerin Anke Gesell. Weil Künstler heute oft „nicht nur“ Künstler sind, machen viele von ihnen nach dem Kunststudium Weiterbildungen. Anke Gesell hat eine Weiterbildung gemacht, um zum Beispiel in der Schule für geistige Entwicklung mit den Schülern zu arbeiten. 

Märchenhafte Leichtigkeit von Mayumi Okabayashi


Gleich daneben hängt eine große Installation von Mayumi Okabayashi: riesige Papierteile die an seidenen Fäden von der Decke hängen. Sehr fragil alles und in Echt viel schöner als auf allen Fotos, die es davon gibt. Wobei es durchaus einige Zeit brauchen kann, bis man mit so einer Art von Kunst für sich selbst klar kommt. Bei mir war es so, das ich es von der Seite betrachtet habe, die Abendsonne schien durch die Fenster und spielte mit den Farben auf den großen Blättern... und in dem Moment hat es „klick“ gemacht. Ich habe an einen Film gedacht: „Hugo“, den Nick und ich mittlerweile schon mehrfach gesehen haben. In diesem Film geht es um die Anfänge der Filmkunst und damit vor allem um einen der ersten Filmemacher überhaupt: Georges Méliès 
Der Galerist und sein Besuch aus der alten Heimat, die Kulturamtsleiterin aus Köln.

Nachdem ich also für MICH die Entdeckung gemacht habe, dass das Werk von Mayumi Okabayashi eigentlich irgendwie an eine der Bühnendekorationen von Melies erinnert, habe ich irgendwie darauf gewartet, das große Goldfische oder ein Neptun zwischen den Blättern wie aus dem Nichts auftauchen. Vielleicht erinnert es jemand anderen ja an die Geschichte vom kleinen Wassermann, an ein altes Papiertheater, Schattentheater oder was auch immer. Denn ist es nicht genau das, was aus „Ist das Kunst oder kann das weg?“ etwas macht, für das man eine Wertschätzung entwickelt? Ganz für sich selbst einen Bogen zu finden, der ein Kunstwerk mit so vielen Emotionen zu etwas das man kennt oder erlebt hat zu verbinden, das man eben nicht mehr denkt: „Ist das Kunst oder kann das weg“? 

Friedrich Puhl, im Hintergrund Bilder von Thomas Berthold

Dann stellt der Überraschungskünstler aus – es gab eine kleine Auswahl an möglichen Künstlern und letztlich war Thomas Berthold derjenige, der sich für flexibel genug erklärt hat, einige Werke dort auszustellen. Das ist sehr schön, denn dieses Jahr hat er noch einen ganzen Stapel anderer Ausstellungen, die er bestücken möchte. Viel schreiben kann ich zu ihm nicht, wer wissen möchte, was und wie er malt, sei auf seine Homepage verwiesen. 


"Umbau" von Holger Bunk

So richtig toll war es für die riesigen Werke von Uschi Jung und Holger Bunk, die dort zum Teil frei hängend, ihre Wirkung gut entfalten. Es ist schon etwas anderes, ob ein Bild an einer Wand hängt oder frei im Raum, ob man eine Wand mit Bildern entlang läuft – oder auch zwischen ihnen laufen kann. Von Holger Bunk hängen zum Beispiel zwei riesige Tücher von der Decke. Das vordere wurde schwarz eingefärbt – ist aber halbtransparent geblieben – und auch die Zeichnung auf dem Tuch passt an den Ort wie die Faust aufs Auge, hält jemand doch ein Schild „Umbau“ in der Hand. Ja, die Räume wurden ein bisschen umgebaut – um irgendwann abgerissen zu werden – und eigentlich steht es auch generell für die Wilhelmstraße. „Umbau“. Mauer weg, ein riesiger Shopping-Center mit überdimensionierten „Stolpersteinen“ die in den Fußböden dort eingelassen sind und in der Form keine Erinnerung an bestimmte Personen, sondern an die jüngere Geschichte der Stadt/des Ortes tragen. Viele Erinnerungstafeln mit langen, fast schon erschlagenen Texten über Widerstandskämpfer, Führerbunker und so weiter. Eine Straße im ständigen Umbau die gegen das Vergessen mahnt – und ich bin sicher, nicht nur ich habe ein Problem damit, wenn eines der schwärzesten Kapitel der deutschen Geschichte mit zunehmendem Luxus überbaut wird. Aber... das ist nun einmal der Lauf der Geschichte: Altes geht, Neues kommt. Alle paar Jahrzente gibt es vom Kern der Sache her Wiederholungen, die aber nicht so auffallen, weil sich die Mittel der Zeit angepasst haben. Zurück zur Kunst: 

Kunst auf Zeit am Fenster, Jens Kanitz und Uschi Jung davor

Uschi Jung hat dann auch noch kurzfristig ein „Kunstwerk auf Zeit“ an einer Fensterscheibe geschaffen – das war so eigentlich nicht angedacht, aber die Scheibe hatte einen Sprung und so wurde aus der Not eine Art Farbexplosion gemacht, die später mit dem Haus untergehen wird. Nicht nur ein Kunstraum auf Zeit, sondern auch Kunst auf Zeit. Wie toll sie auf problematische Räume eingehen kann und wie einfallsreich zeigt ihr Bodenkunstwerk „Himmel über Berlin“. Denn auf den Bildern der leeren Räume, die ich gesehen habe, ist genau dort eine ziemliche Macke im Fußboden. Nicht jeder schafft es, aus einer unschönen Macke dann „den Himmel auf Erden“ zu machen. Sie schon. Wer dann als Neuruppiner der öfters in der Bilderbogenpassage weilt, vor dem Haus steht, wird ein bekannteres Werk von ihr direkt an zwei Scheiben entdecken, die so vom großen Raum mit Bildern zum kleineren Raum mit den Skulpturen überleiten. Es ist ursprünglich ein Foto (ich glaube es war ein roter Zug in grüner Landschaft), das sie so dermaßen vergrößert hat, dass es sogar die Ministeck-“Plastik-Pixel“ um Längen schlägt. (Ich habe euch da mal ein nettes Teilchen verlinkt...  ;-D)


Der Himmel über Berlin. Kein Quilt aber tolle Vorlage dazu

Sooo, damit wäre Teil eins erst einmal fertig – über die zauberhaften Entdeckungen im kleineren Skulpturenraum berichte ich im zweiten Teil. 


Nachträge:

Ein dickes Lob geht noch an Friedrich Puhl, ihr seht ihn oben auf einem der Bilder. Friedrich hat zur Eröffnung ein paar klassische Gitarrenstücke gespielt - und es war unglaublich gut! Hut ab! Ein riesiges Talent und wenn ich mich an meine WG-Zeit mit dem Musikstudenten erinnere, der Flamenco-Gitarre gespielt hat, dann bewundere ich Friedrichs Durchhaltevermögen beim Üben. Whow.




Hier übrigens noch die "Neuruppiner" von Rang und Namen, die an dem Abend vor Ort waren: Vorne ist Dagmar Ziegler, "unsere" Bundestagsabgeordnete, dahinter etwas versteckt Jens Kanitz. Dann auch sehr begeistert der Vize-Landrat Werner Nüse, der als Kunstliebhaber vor Ort war, davor Uschi Jung, hinter ihr Vincent Dallmann der neue Ortsvorsitzende der SPD, dann kommt Anke Gesell und die ist immer irgendwie gut drauf und hinter ihr unser Galerist Johannes Bunk. 








































































































Samstag, 13. Juni 2015

Kunst: Ab in die Mitte! Ein Galerieableger auf Zeit

Es tut sich was in der Kunstszene hier. Neuruppiner Künstler gehen nach Berlin. Nicht, das hier nix los wäre – aber es gab ein wirklich tolles Angebot an unseren Galeristen für Gegenwartskunst und der hat sich dann wohl so gedacht: „Na ja, wir sind hier knapp ausserhalb des Speckgürtels und jetzt können wir mal so richtig ran an den Speck, mitten rein!“. Also genau dort, wo der Bär steppt, die Botschafter tanzen und die Quadriga in der Luft erstarrt ist (für die jüngeren Leser: das hat nichts mit einem youtube-Video zu tun, bei dem sich jemand mit einem Quad Stunts gemacht hat. Nur mal so nebenbei...). Finde ich voll gut. 



Aber was genau ist denn eigentlich passiert? Da sitzt der Galerist bei einem netten Glas Wein mit einem Kunstliebhaber aus Berlin zusammen, plauscht ein bisschen und dann sagt dieser Kunstliebhaber: „Ich hätte da in Berlin-Mitte ein Objekt, das leer steht. Bis es abgerissen wird, könnte man da doch eigentlich was drin ausstellen!“. Im Endeffekt also ein Projekt, das ich ähnlich schon in Wuppertal erlebt habe und sehr gut finde. Denn so haben die Eigentümer der Immobilien einen Blickfang der vielleicht Interessenten anlockt, Künstler einen Ort um sich zu präsentieren und Passanten sowohl etwas zu entdecken als auch einen schöneren Anblick als nur leere und verrammelte Schaufenster. 




Kurz darauf folgte dann eine Besichtigung und die Begeisterung unseres Galeristen. Ein Objekt wirklich mitten in der Stadt, Nähe Brandenburger Tor, dem Adlon und vielen Botschaften, von den Räumen her etwas schwierig, weil es eben nie als Galerie gedacht war – aber... Neuruppin hat ja nicht nur die Galerie für Gegenwartskunst zu bieten, sondern auch den Werkraum in der Bilderbogenpassage, fast vis a vis (gut, da braucht man wohl ausgeprägte Silberblicke um das vis a vis zu bezeichnen... aber egal, klingt jedenfalls gut!). 

 
Im Werkraum Uschi Jung war vorher die Fielmann-Filiale für einige Zeit untergebracht, als die an der Karl-Marx-Straße umgebaut haben. Kunst in problematischen Räumen? Kann sie. Also war dann schon mal klar, Uschi Jung wird beraten, mithelfen und dort auch einige Sachen ausstellen. Ihre phantastischen, oft riesigen Bilder haben dort viel Platz. Wenn ihr euch mit Werken von Uschi Jung beschäftigt, dann richtet euch drauf ein, das sie gerne ganz, ganz groß arbeitet – also auf mindestens einem vollen Quadratmeter Fläche – oder recht klein – in Postkartengröße. Wobei sie mittlerweile auch unter die Miniaturisten gegangen ist, als es darum ging, Werke für die Kunstautomaten zu schaffen. Ich mag Uschi sehr, sie gehört defintiv mit zu den rührigsten Künstlern in Neuruppin, hat viele tolle Ideen – und links oben hier, das Logo von Ruppi-Struppi, ist eine Gemeinschaftsarbeit von uns.

Der nächste Neuruppiner, der auch gerne mal großformatig arbeitet ist Jens Kanitz. Noch nie gehört? Kann sein, obwohl er eigentlich auch zu den eher rührigeren Leuten gehört. Aber alle Neuruppiner kennen mindestens eine Arbeit von ihm! Axis Mundi hat er die genannt; die Weltachse. Aber kaum jemand nennt sie so :-D, ihr kennt es eher unter „Weltenbaum“ oder „Kürbisbaum“ - es ist das Teil am Amtsgericht. Wenn ihr auf dem Gelände der Ruppiner Kliniken unterwegs wart, kennt ihr wahrscheinlich noch zwei Sachen von ihm, das sind Bronzeskulpturen. „Der Lauscher“ und „Die Luftgängerin“.

Dann gibt es noch eine Neuruppiner Künstlerin, die dort ausstellen wird und das ist Anke Gesell. Wobei ich zu Anke Gesell nicht so viel sagen kann, weil ich mit ihr nicht so viel zu tun habe. Aber man bekommt einen guten Überblick über das, was sie macht auf ihrer Homepage und ich kann euch auch so viel verraten: Sie malt auch sauschöne Hirsche. Aktuell ist sie auch mit einigen Werken im Werkraum Uschi Jung vertreten.

Ich finde es toll, das die in Berlin ausstellen, denn hier in der Galerie werden keine Arbeiten lokaler oder regionalen Künstler präsentiert. Das ist vom Konzept her grundsätzlich nicht vorgesehen – und auch voll in Ordnung, denn dafür gibt es unter anderem die Galerie am Bollwerk und aktuell ist im Werkraum auch eine Gemeinschaftsausstellung regionaler Künstler. Damit aber auch ein überregionaler und internationaler Flair im „Kunstraum auf Zeit“ ist, gibt es natürlich auch noch Werke von anderen Künstlern: 



Marion Menzel
hatte schon eine Ausstellung im Kunstraum Neuruppin, sie macht z. B. Kunst aus Tee. Klingt schräg, ist gewöhnungsbedüftig und nicht jedermanns Sache – aber es ist eine Kunstform. Dann wird etwas von Günter Grass vertreten sein, dessen Werke letztens noch im Kunstraum Neuruppin zu sehen waren und Holger Bunk, von dem ebenfalls ab und an etwas im Kunstraum ausgestellt wird und der in Reykjavik sogar einen Hund an eine Wand gemalt hat :-D. Dann wird es Werke von Mayumi Okabayashi geben. Allein der Name weckt doch schon Assoziationen zu "boah, lecker!" - und  schon deshalb habe ich Lust bekommen, auf ihre Homepage zu schauen und für mich festzustellen: Mag ich!

Alles in allem ist es eine bunte Mischung und sicherlich ist für jeden der die Ausstellung besucht, etwas dabei, was ihm gefällt – ob er nun großes Kunstverständnis hat und mit vielen Fremdwörtern davon um sich werfen kann oder nicht. Ich habe euch alle Homepages verlinkt und möchte euch vorwarnen – erwartet nicht immer eine professionelle HP bei der darüber nachgedacht wurde, wie lesbar letztlich Texte sind. Manche Homepagegestaltung ist anstrengender zu verarbeiten als die Werke der Künstler, die darauf vorgestellt werden.

Ab und an werden im „Kunstraum auf Zeit“ auch Veranstaltungen mit Leuten aus Neuruppin- stattfinden, die erzählen wie es sich in Neuruppin lebt und arbeitet – denn auch das ist Ziel der Ausstellung: Leuten Lust zu machen, Neuruppin zu entdecken, das sich ja nun wahrlich nicht verstecken muss und dessen Leben immer vielfältiger und bunter wird.

Wer sich die Ausstellung in Berlin gerne anschauen möchte, der findet sie in der Nähe vom Brandenburger Tor und dem Hotel Adlon in der Wilhelmstraße 57 – 58. Die Eröffnung ist am 19. Juni um 20 Uhr und insgesamt wird der „Kunstraum auf Zeit“ wohl bis September dort zu Gast sein. Weil alles in relativ kurzer Zeit auf die Beine gestellt wurde, schaut für Öffnungszeiten in Berlin doch bitte auf die Seite vom Neuruppiner Kunstraum, ruft an:
03391-6598225 oder mailt: info@kunstraum-neuruppin.de

Toll. Ich freue mich! 




Nachträge:

Teil 1 des Eröffnungsberichtes
 


Teil 2 des Eröffnungsberichtes
 










Sonntag, 12. April 2015

Unterwegs: Berlin



"Erzähl deine Geschichte" - bitteschön:

Sooo, hier nun von unserem restlichen Berlinbesuch. Wir mussten Junior zum Fernbus bringen. Da Mein Fernbus und Flixbus fusioniert haben, sieht es auf dem ZOB jetzt sehr grün aus, was die Busse anbelangt. 

Mit den Hunden Zug fahren ist eigentlich fast problemlos, insbesondere wenn wir ein Abteil haben, wo Joey sich unter einen Sitz legen kann und Farino halb unter den anderen. Die Züge machen ja immer einen Haufen lustiger Geräusche und ächzen wie so ein altes Waschweib beim Korb schleppen. Also mit dem Zuggeächze könnte man einen halben Film vertonen und es ergäbe einen Sinn.

Ab Henningsdorf mussten wir eine andere Strecke wie sonst fahren, weil irgendwo eine U-Bahn gebaut wird. Auf dem Hinweg war das nicht so tragisch, sieht man halt etwas mehr von der Stadt, während man in der S-Bahn herumschaukelt.

Was aufgefallen ist: die Hunde sorgen für nette Begegnungen. Sei es die ältere Dame aus Griechenland, die erst dreimal an Joey vorbeigelaufen ist und dann fast mit Tränen in den Augen gefragt hat, ob sie ihn streicheln dürfte - sie hätte selbst drei davon. Natürlich - und sowohl sie als auch Joey genossen die gegenseitige Aufmerksamkeit und voller Begeisterung erklärte sie ihrer Begleitung dann, das Joey genau so aussehen würde wie ihre Hunde. Das ist total rührend gewesen, vor allem hat sie sich tatsächlich bedankt, da sie Joey streicheln durfte. Whow.


Ein Stückchen weiter eine fast ähnliche Szene... ältere Dame, Joey schmeißt sich an sie ran - und beide sind glücklich. Joey ist der absolute Frauenschwarm.

Nun ja, als Junior dann weg war sind wir wieder zum Bahnhof Witzleben zurück und ich habe geschaut, was als nächstes wohin fährt. Die S-Bahn nach Schönefeld. Gut, also ab nach Schönefeld, klingt nett und die Hunde können bestimmt ein bisschen laufen. 

Die Fahrt war lang. Sehr, sehr lang für die Hunde. Joey hat irgendwann bei jedem Halt ganz hoffnungsvoll nach draußen geschaut, Farino mich an: "Sind wir endlich da? Können wir endlich raus?". Vorbei an endlosen Baustellen, vielen Graffitis, Kleingärten, Müllhaufen - und dem alten Flugfeld Tempelhof. Ich hatte erst überlegt, eine Station weiter auszusteigen und wieder zurück zu fahren, aber ich brauchte ein hundetaugliches Klo, die Hunde Wasser und die Sonne brannte auch vom Himmel. Schatten wäre also schon gut gewesen. 

Willkommen in Ödefeld, Haltestelle Betonwüste

Aber dann... Endstation Flughafen Schönefeld. Ein bisschen trostlose Pampa am Rand von Berlin, viele Gleise, viel Öde auf dem Bahnhof, nicht viel los. Ich war gespannt, was uns beim BER erwartet, von dem ich bislang nur gelesen habe, er wäre eine elende Dauerbaustelle. 

Erst einmal der Bahnhofstunnel, der um den Übergang zum Flughafen erweitert wurde. Alter Bahnhofstunnel  = dunkler Klinker, neuer Bahnhofstunnel = hell gestrichen. Und mit etwas unerwartet Fürchterlichem. Für Joey. Kennt ihr diese Plakatkästen, wo die Plakate rauf und runter laufen? Ja? Könnt ihr euch vorstellen, das so etwas in etwa den Effekt von Psychothriller für einen Hund haben kann? Nein? Für Joey schon. So ein Bahnhofstunnel hat eine enorme Akustik. Zumindest bei einem wütend bellendem Hund. Das Echo kam dann von einem kleinen Kind "Wau wau!". 

Horror Plakatwand. Hier auf dem Rückweg, da gabs Kekse


Ein überdachter Weg führt dann bis vor das Terminalgelände, ganz nett und man hat sogar eine größere Rasenfläche auf beiden Seiten, bevor man mit Parkplätzen und Straßen konfrontiert wird. 

Am Flughafen war dann schon mehr los, auf einem Pfeiler gab es irgendwelche voll unbekannten Fluglinien zu lesen und weil ich eine Toilette brauchte, was ein bisschen problematisch werden kann, wenn man mit zwei größeren Hunden alleine unterwegs ist, sind wir dann erst einmal in ein Terminal gegangen. Auf dem Weg kamen uns dann noch zwei Flughafenmitarbeiter entgegen, mit denen ein paar nette Worte darüber gewechselt wurde, dass das Schaf ein reinrassiger Hund ist und sie haben uns noch viel Spaß auf dem Flughafen gewünscht. Ja, den hatten wir. Aber erst einmal brauchten wir ein hundekompatibles Klo und Wasser. 

Das haben wir im Terminal gefunden. Die Behindertentoilette mit Wickeltisch. Groß genug für uns drei und mit Griff an der Innenseite der Türe um die Hunde anzuleinen. Hurra! Die Hunde brauchten dringend Wasser, ich hatte die Faltschüssel eingepackt und die Wasserflasche war leer, also haben sie auch gleich etwas zu trinken bekommen. Praktischer Weise war der Reinigungsdienst dann schon nebenan. Der Fußboden wird dann ja auch gerne ein bisschen nassgetropft. 


Das wir danach den Zeitungsladen angesteuert haben, konnte man dann leider doch sehen. Vollgetropfter Fußboden & Hundepfoten = dunkle Tapsen auf hellen Fliesen. Ups. Die Zeitungsläden auf Flughäfen und in größeren Bahnhöfen haben ein umfangreicheres Sortiment als die hiesigen Kioske. Von daher freue ich mich immer, wenn ich dort stöbern kann.

Nachdem wir dann noch mal den Terminalbereich abgelaufen sind und in zwei Terminals drin waren, haben wir uns wieder auf den Rückweg gemacht. Viel vom Flughafen gesehen haben wir letztlich nicht, das was wir gesehen haben, war halt ein kleiner Flughafen der irgendwie ein bisschen was von Discounteratmosphäre hatte. Überrascht haben mich die vielen Fahrräder dort. Also das vermutet man an einem Flughafen ja eher weniger. 

da waren mehr als die paar Räder hier auf dem Bild

Auf dem Rückweg nach Berlin Mitte hatten wir dann noch eine voll nette Begegnung, eine junge Familie mit kleinem Kind, das von den Hunden ganz begeistert war und sich dann auch getraut hat, sie zu streicheln. Wau Wau... Joey war ganz besonders faszinierend, der hat so eine schöne schwarze Nase, da muss man ja irgendwie rankommen, auch wenn Mama sagt, man soll das nicht... aber mit der kann Joey dann auch das Kind vorsichtig in den Bauch stupsen damit es quietscht und lacht. 

Das Gespräch entwickelte sich dann deutsch/englisch und welch Überraschung - sie ist Portugiesin. Und war überrascht, das es Portis auch in anderen Farben als schwarz gibt. Ausserhalb Portugals ja, es war zum Teil auch unabdingbar um die Rasse neu aufzubauen. Aber in Portugal selbst sind nur die traditionellen Portis in schwarz mit maximal 30 % weiß "richtige" Portugiesische Wasserhunde.

In der nächsten Bahn saßen wir im Fahrradabteil, also direkt vor dem Fenster - und uns gegenüber ein junger Mann, der insbesondere von Farino mit absoluter Gemütsruhe angeguckt wurde. Der junge Mann fand das total witzig und hat gefragt, ob er Farino mal streicheln dürfte. Natürlich... er war Engländer und sagte, wenn Farino ihn so anschaut, würde er gerade seinen eigenen Hund doll vermissen, er hätte einen Labrador. 

Diesmal auch unheimlich - eine Rolltreppe in Bewegung


Und dann haben wir am Ende unseres Berlinaufenthaltes in Spandau gestanden und uns anhören dürfen, wir müssten bis Henningsdorf auf mit dem Bus fahren. Aaaargh! Wir haben ungefähr 40 Minuten an der Haltestelle gewartet, es kamen ungefähr 50 Busse, und drei Regenschauer - und dann, endlich, kam ein Bus mit der Aufschrift "Henningsdorf". Nicht, das der schon gut besetzt war, nein, da wollten dann auch noch 40 Leute, 2 Kinderwagen und 2 Hunde rein. Joey hat sich vor lauter Angst erst einmal bei einer alten Dame unter den Rollator verkrochen. Die aber zum Glück dafür Verständnis hatte. Farino wusste kaum, wo er hin sollte, vor allem mit seinem Schwanz, wo immer wieder irgendwer draufgelatscht ist. 

10 Haltestellen, gefühlte Vollbremsungen und Hunde umsortieren später war es dann schon etwas leerer im Bus und irgendwann haben wir uns nach hinten verzogen. Nicht ganz. Hinter das Knickgelenk vom Bus. Die Hunde fanden es super, endlich etwas mehr Platz zu haben... bis, ja bis der Bus um eine Ecke fuhr und Joey in die Höhe. Der Platz hat sich bewegt! Ganz furchtbar! Zum Glück hat er nicht gebellt wie doof. Aber sein Verhalten hat den Leuten dann doch ein Schmunzeln ins Gesicht gezaubert. Auch wenn er dann ganz mutig war und sich den unheimlichen Boden noch mal genauer angeguckt hat - das blieb unheimlich und welche Erleichterung, als dann irgendwann die Türe aufging und wir ausgestiegen sind. 

Um in Henningsdorf 50 Minuten zu warten.