Auf dem Schulweg kommt Nick immer an
einer Galerie vorbei, ich oft auf den Hunderunden. In einem
Schaufenster standen lange große merkwürdige Gestalten und ein
Schild verkündete, das mittwochs und samstags die Galerie ein paar
Stunden geöffnet wäre. Das sah sehr spannend aus und machte
irgendwie neugierig. Mittlerweile stehen im Schaufenster andere
Sachen: zwei Bilder und eine Metallskulptur.
Von aussen sieht man auch gar nicht,
wie groß es in dem ehemaligen Laden, der schon die
Fontane-Buchhandlung und die Sparkasse beherbergte, überhaupt ist
und so waren wir doch überrascht, als wir drinnen standen. Hier
stellt Bernd Weimar seine Werke aus.
Bei der Internetrecherche vorab las
ich, das er einen „soliden Beruf“ (Maschinenschlosser) erlernt hat, bevor er sich mehr
und mehr der Kunst widmete und nachher sogar Leiter der VHS hier war.
Sein Werdegang war von kleinen Bildern hin zu größeren (die ganz
großen Bilder kenne ich nicht) und beinhaltet Collagen ebenso wie
Zeichnungen (zum Beispiel auf einer Art Packpapier, das ich
persönlich total gerne mag, weil es etwas völlig anderes ist, ob
man auf weißem, cremefarbenem oder natronfarbenem Papier zeichnet),
Malereien und Druckgrafiken.
Aktuell sind in der Ausstellung viele
Druckgrafiken und sehr schön finde ich, das einige der
Holzplatten, die zum Drucken genommen worden sind, ebenfalls
ausgestellt sind.
Während Nick mit zunehmender
Begeisterung und Sicherheit Fotos von der Ausstellung machte, haben
Herr Weimar und ich uns ein bisschen unterhalten. Er mag schwarz-weiß
und fotografiert auch in schwarz-weiß. Das kann ich verstehen. Als
ich mit Sigi zusammen war (was nun schon fast 30 Jahre her ist), habe
ich fotografieren gelernt. Mit einer Spiegelreflexkamera, ganz
klassisch mit diversen Objektiven und wir haben auch selbst
entwickelt. Das war total klasse und hat unheimlich viel Spielraum
gelassen, Dinge auszuprobieren. Unsere bevorzugten schwarz-weiß-Filme
waren die von Orwo. Schwarz-weiß beschränkt den Blick aufs
Wesentliche.
Bei vielen Bildern ist es damit aber in
einer Zeit, wo alles möglichst bunt und poppig sein muss, ein
Problem. Denn über schwarz-weiß-Bilder muss man eigentlich viel
mehr nachdenken. Er merkt, erklärte Herr Weimar, das es ein
deutlicher Unterschied ist ob die Leute sich die großen farbigen
Bilder oder die Druckgrafiken angucken. Schwarz-weiß ist
schwieriger.
Dabei lohnt es sich wirklich, sich die
Zeit zu nehmen und in der Fülle der Motive zu schwelgen. Vor
schwarzen, bodenlangen Raumteilern aus Stoff stehen die „Tornower
Elfen“, also diese riesigen Holzskulpturen, von denen lange zwei im
Schaufenster standen. Auf die Frage, wie man dazu kommt, solche
riesigen Figuren zu machen, kam die Antwort: „Ich war auf einem
Bildhauerlehrgang in Tornow und da haben wir so riesige Bretter
bekommen. Ich dachte, daraus säge ich die Figuren!“. Und wie
entstehen solche Figuren? „Die entwickeln sich beim Zeichnen!“.
Das kenne ich. Da fängt man irgendwie an rumzukritzeln und dann
verstärkt man irgendwann alle Formen, die einem gefallen und am Ende
hat man mitunter eine merkwürdige Figur. Aber genau die gefällt
einem dann (ersteinmal) auch, weil – sonst hätte man sie ja nie so
entwickelt.
Es ist sehr spannend zu sehen, welche
Fülle an Motiven im Laufe der Zeit entstanden sind und als „Zugabe“
finden sich zwei Uhren in der Ausstellung, wo man bei der einen einen
„Aha“-Effekt bekommt, wenn man sie genauer anschaut. Upcycling
mal anders. Aber sehr interessant.
Geht gucken! Nehmt euch die Zeit! Wenn
ihr zur „Generation Banksy-Fans“ gehört – dann geht ERST RECHT
hin! Das ist mein voller Ernst! Warum ich das meine? Ich habe
für meine Tochter ein Hardcase für ihr Smartphone ausgesucht. Sie
hat sich eines mit einem Banksy-Motiv gewünscht und ich bin
umgefallen, als ich gesehen habe, wie viele Motive es von Banksy
mittlerweile auch für solche Sachen gibt. Banksy ist ein
Stree-Art-Künstler und macht fast alles in schwarz-weiß. Auch über
seine Motive soll man nachdenken, selbst wenn sie ein krasses
Gegenteil zu dem sind, was ihr in der Ausstellung findet. DESHALB
sollt ihr hingehen. Ihr könnt dort wirklich toll lernen, euch mit
schwarz-weiß auseinander zu setzen.
Ihr findet Stencil-Arbeiten
(Schablonentechnik) gut? Super – also geht hin und lernt an den
Druckgrafiken etwas über Wirkung und Ausdruck. Und lernt, das eine
gute Arbeit vor allem Zeit braucht. Schaut euch die Tornower Elfen an
und lernt, das man Proportionen nicht perfekt beherrschen muss.
Manchmal können komische Figuren viel mehr Eindruck machen als
perfekt umgesetzte Menschen, wo alles an seinem richtigen Platz ist.
Stellt euch vor die Bilder mit den
Clowns und schaut sie euch genau an. Es ist nicht mehr als weißes
Papier mit schwarzer Druckfarbe drauf. Aber wenn man sich hinstellt
und darüber nachdenkt, kann es das Tor zu einer anderen Welt sein!
Ich habe sofort an Charlie Rivel, Grock und „Akrobat schöööööön!“
gedacht, als ich die Bilder gesehen habe. Vor allem aber... ihr habt
dort „einen Künstler zum anfassen“. Was nicht bedeutet, ihr
sollt Herrn Weimar begrabbeln, es bedeutet, er ist tatsächlich da
und man kann ihn etwas fragen. Das ist toll, das hat man sonst
eigentlich eher weniger.
Nicht unerwähnt möchte ich die
wachsende Begeisterung lassen, mit der Nick die Fotos gemacht hat. Es
hat wirklich sehr viel Spaß gemacht, ihm zuzuschauen und er hatte
ziemlich freie Hand. Er hat Stühle umgerückt, damit sie nicht im
Bild stören, das Stativ rauf und runter gestellt – sich hingekniet
und die Motive so gesucht, wie sie ihm am Besten gefallen. Auch Herr
Weimar hatte sichtlich Spaß dabei, ihn zu beobachten – und ihn
mitunter sanft etwas zu lenken „da ist Schatten, da musst du
aufpassen“ oder „hier musst du mal gucken, das stört links und
rechts ein bisschen...“. Danke dafür und Nick ist insbesondere
nach der Bemerkung „für meinen Fotokollegen“ innerlich gleich
einen halben Meter gewachsen!
Wir hoffen, die Fotos haben euch ein bisschen neugierig gemacht! Die Galerie findet ihr in der Karl-Marx-Strasse 90, also wenn ihr von der Kulturkirche Richtung Rheinsberger Tor geht. Die Öffnungszeiten sind:
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Was anderes...
Farino hat sich gestern eine Verletzung am Kreuzband zugezogen, das kam heute raus und zusammen mit einigen anderen Sachen hat es mich dann ziemlich umgehauen und ich hänge etwas arg in den Seilen. Die Liebe eines Hundes (in diesem Fall Joey, weil Farino bevorzugt wie tot rumliegt) ist, wenn man nach einem Sprint zum Klo, weil einem alles hochkommt, dann den Flur nicht wischen braucht... (gut, das der Magen danach leer war, sonst hätte ich gleich wieder umdrehen können).
Was anderes...
Farino hat sich gestern eine Verletzung am Kreuzband zugezogen, das kam heute raus und zusammen mit einigen anderen Sachen hat es mich dann ziemlich umgehauen und ich hänge etwas arg in den Seilen. Die Liebe eines Hundes (in diesem Fall Joey, weil Farino bevorzugt wie tot rumliegt) ist, wenn man nach einem Sprint zum Klo, weil einem alles hochkommt, dann den Flur nicht wischen braucht... (gut, das der Magen danach leer war, sonst hätte ich gleich wieder umdrehen können).
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Vielen Dank für den Kommentar. Er wird nicht sofort zu sehen sein, weil ich erst noch schauen möchte, ob es tatsächlich ein Kommentar ist oder ob es Werbung aus Nigeria und Co ist.