Samstag
mittag. Ungefähr 7 Stunden Neuruppiner Stadtluft aus Erdnähe hat
unser französischer Vorstehhund aus Griechenland mittlerweile durch
seine Nase gesaugt. Von der Rasse her ist es ein Stöberhund – ich
merke es. Als ob die Erde magnetisch wäre klebt seine Nase am Boden
und wenn es ganz spannend wird, schlägt er wahrscheinlich jeden
Soldaten darin, schnell über den Boden zu kriechen.
Das
„Erdmännchen“-Problem haben wir mittlerweile immer besser
im Griff. Wobei ja das Problem nicht war, dass er sich wie ein
Erdmännchen auf die Hinterbeine stellt, wenn er irgendwo einen
anderen Hund sieht – sondern dass er dann komplett abgedreht ist.
Nicht aus Aggressivität – nein, weil Hunde hier für ihn das sind,
was im wirklich vertraut ist. Wenn man mich von heute auf morgen nach
Indochina verfrachten würde – ich würde mich wahrscheinlich auch
über alles freuen, was mir irgendwie vertraut vorkommt.
Weil
man natürlich keine Hundekumpels kennen lernen kann und darf, wenn
man sich aufführt wie von der Tarantel gestochen, musste Joey
lernen, das er sich weniger aufregt, auch wenn es total super ist,
einen anderen Hund zu sehen. Er hat es schon fast begriffen, es wird
von Mal zu Mal besser.
Was
man sich wahrscheinlich kaum vorstellen kann: die Kellerfenster sind
für ihn absolut spannend. Häuser, die ihre Fenster am Boden oder
gar tiefer haben! Ganz toll – und jeder Hauseingang wird
inspiziert. Farino und ich sind die Runden oft schneller gelaufen –
aber Joey ist so aufgedreht und zum Teil so hektisch, das ich sehr
langsam laufe und zwischendurch auch Pause mache – und weil wir
überwiegend die gleiche Runde laufen, werden die Gerüche auch immer
vertrauter – was ihn mehr und mehr entspannt.
Nach
den Touren ist er so voller Eindrücke, das er die erst
einmal im Schlaf verarbeiten muss. Vorher muss aber unbedingt
geschaut werden, ob die Meerschweinchen noch da sind. Schauen ist ja
ok, die Meeries sind auch Hunde gewöhnt – aber es ist natürlich
superspannend, dann mal eben mit der Nase an die Box zu
stupsen. Die Meerschweinchen haben schneller gelernt, dass Joey
einfach nur gucken will und rumnervt, als dass Joey gelernt hat, dass
er das nicht soll und lassen sich nicht mehr sonderlich von ihm
beeindrucken.
Mittlerweile
gab es auch schon mehrere Toberunden mit Farino. Sehr gut kommt so
etwas natürlich um Mitternacht oder gleich morgens um kurz vor
7 Uhr, wenn ich noch einen Moment brauche um wach zu werden. „Hey,
ich will Action... ach was, dann toben wir eben hier rum!“ und dann
wird gebalgt, Pfötchen gebissen, sich hingeworfen, rumgewälzt und
so weiter und es macht ziemlich viel Spaß, den beiden dabei
zuzusehen. Unter mir wohnt übrigens niemand ;-) also kann
zwischendurch ruhig mal der Fußboden beben.
Zwischendurch
reicht ein Pfiff und beide brechen sofort das Spiel ab und gucken,
was ich will. Ich will eigentlich dann immer das Gleiche – Farino
einfach mal eine kurze Pause verschaffen. Aber das regelt der
eigentlich auch selbst, dann bleiben beide Hunde halt auf dem Boden
liegen und spielen Pfötchenschnappen.
Die
Küche ist das absolute Paradies für Joey, da steht Hundefutter, da
gibt es einen Kühlschrank und alles riecht ganz toll. Die wird auch
nicht auf Aufforderung verlassen, sondern dann wird sich hingesetzt
und mich mit Hundeblick angeguckt, als ob die Welt untergehen würde,
wenn er die Küche verlassen soll. Wenn ich aus lauter Gewohnheit
vergessen habe, die Küchentüre zu schließen, merke ich, wenn
Joey nicht zu sehen ist und es kurz darauf in der Küche kracht und
klappert, weil irgendwo irgendetwas herunter fällt.
Farino
hat mal gelernt, Schränke und Schubladen zu öffnen. Joey werde ich
das wohl lieber nicht beibringen. Immerhin hat er es schon fertig
gebracht, einen Schraubdeckel von einer heruntergefallenen Dose auf
zu bekommen!
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Vielen Dank für den Kommentar. Er wird nicht sofort zu sehen sein, weil ich erst noch schauen möchte, ob es tatsächlich ein Kommentar ist oder ob es Werbung aus Nigeria und Co ist.