meinte
Franzi, als ich ihr erklärte, dass ich jetzt bei Joey mit einer
langen Touchiergerte arbeite.
Nein,
wird er nicht – aber es hat durchaus Vorteile, wenn man lange mit
Pferden und Ponys gearbeitet und sich mit den verschiedenen
Ausbildungsmethoden befasst hat.
Auf
die Idee mit der Gerte bin ich gekommen, nachdem ich einen Abend
irgendwie ständig seine Beine an oder unter meinen Füssen hatte. Er
zieht und läuft dabei im Zickzack. Er könnte ja irgendeinen tollen
Geruch verpassen – und ihn mit mit Armkraft an der Leine seitlich
zu halten geht auf Dauer nicht. Kurz: ich war irgendwann nur noch
abgenervt und angesäuert und hatte die Nase voll vom Leinengezerre.
Dann
habe ich mich an das Buch von Anton Fichtlmeier über Leinengehorsam
erinnert, der hat irgendwo dann auch mal eine Gerte benutzt und vor allem bildet er auch Jagdhunde aus.
Letztlich war es bei unserem Pony vor der Kutsche und bei der
Bodenarbeit ja nicht viel anders. Es werden Peitschen und Gerten
eingesetzt um den eigenen Arm zu verlängern und so gezielt Signale
geben zu können. Jedenfalls ist das Sinn und Zweck der Teile. Es
sollte jeder, der damit arbeitet, an seinen bloßen Beinen mal
ausprobieren, welche Schlagkraft die Teile haben.
Also
am nächsten Morgen meine Springgerte rausgesucht. Die ist zwar sehr
kurz, aber mit einer „Klatsche“ am Ende, also einer breiteren
Lederschlaufe. Da habe ich dann einige zusammenhängende Tüten
durchgezogen (von der Muffbeutelrolle, sehr praktisch...) und fertig
war mein „verlängerter Arm“. Der Versuch mit der Springgerte war
so gut, das ich auf dem Rückweg von der Runde gleich in den
Reiterladen nebenan marschiert bin und dort das Gertensortiment
durchgeschaut habe. Entschieden habe ich mich dann für eine
Touchiergerte, die 1,50 m lang ist.
Was
macht man im Pferdebereich mit Touchiergerten? Nicht alles geht nur
vom Sattel aus, man kann auch wunderbar vom Boden aus mit einem Pferd
arbeiten und ihm dabei z. B. Tricks wie „Verbeugen“ oder
„Spanischen Schritt“ beibringen. Mit einer Touchiergerte hat man
die Möglichkeit, dabei gezielt das Bein anzuticken, das gehoben
werden soll – und das auch aus sicherer Entfernung. Es gibt
mitunter so Spezialisten, die meinen, es ginge auch so, sie könnten
das mit der Hand machen. Nicht wenige sind dabei schon von ihrem
Pferd ausgeknockt worden, weil plötzlich das Bein hochgeworfen wurde
und da leider der Kopf vom Mensch noch im Weg war. Das ist dann
ungefähr wie ein Kinnhaken mit einem Vorschlaghammer. Nicht schön.
Was
mache ich jetzt bei Joey mit der Touchiergerte? Ich habe da mal ein
bisschen gezeichnet um euch das besser erklären zu können:
Joey
läuft vor mir, die Leine ist bei mir am Bauchgurt eingehakt. Er
läuft vorweg, Blick immer geradeaus. Auf Stimme reagiert er nicht.
In dem Bild habe ich mit rot mal grob die Blickwinkel eingezeichnet.
Die senkrechten roten Striche sind quasie die seitlichen
Begrenzungen, da nehmen wir noch etwas wahr.
Also
ist klar – selbst wenn ich mit den Händen ein Signal geben würde
– Joey würde das nicht mitbekommen – und die Zieherei an der
Leine erzeugt letztlich nur Gegendruck – und nicht, dass er es
wirklich als Signal wahrnimmt, auf das er bereitwillig reagieren
soll.
Am
Ende der Touchiergerte ist wieder „Geraschel“ angebracht, das
auch gut zu sehen ist. Und genau so kann ich Joey ein Signal geben,
das er auch mitbekommt. Er hört das Geraschel – und die Tüten
(also das Geraschel) sind in seinem seitlichen Blickfeld. Wir haben
zwei Tage lang auf den Gassirunden geübt, das er da, wo die Tüten
rascheln nichts zu suchen hat. Es wurde immer in einigem Abstand mit
der Gerte gewedelt, wenn er versucht hat, diese Richtung
einzuschlagen. Was auch bedeutete, das er sich ungefähr dreimal
einen Nasenstüber eingefangen hat, weil er unbedingt „durch die
Gerte“ laufen wollte. Das heisst, er ist wirklich in die wedelnde
Gerte reingelaufen.
während des Laufens aufgenommen um euch zu zeigen, wie das aussieht |
Es
sieht vielleicht merkwürdig aus, wenn wir so unterwegs sind und vor
allem ist es so, das man sich vor allem am Anfang wirklich die ganze
Zeit auf Hund und Gerte konzentrieren muss – aber es hat sich total
gelohnt! Denn im Vergleich zu vorher sind wir jetzt viel
stressreduzierter unterwegs. Von komplett locker sind wir noch weiter
weg, aber die Arbeit mit der Touchiergerte ist ein großer Schritt in
diese Richtung. Denn in seiner Angespanntheit braucht Joey eigentlich
jetzt erst einmal nur ein Signal wirklich beachten – und das ist
das Geraschel. Die Leine ist seine Begrenzung nach vorne. Bleibe ich
stehen, gehe ich langsamer, muss er es automatisch auch.
Das
Geraschel am Ende der Gerte sagt ihm: Bis hierhin – und kein Stück
weiter! Damit habe ich Platz vor meinen Füßen und kann verhindern,
das er hin und her rennt. Ist die Leine länger, er sehr aufgeregt
und Platz genug, kann ich ihm den Raum im Halbkreis vor mir geben
und verhindern, das er hinter mich läuft (na ja theoretisch,
praktisch klappt es noch nicht immer – aber immer besser).
Würde
ich das „Geraschel“ als „Fläche“ machen, also zum Beispiel
als viereckiges Tuch, könnte ich ihm damit das Sichtfeld bei Bedarf
einschränken. Das bedeutet, ich könne zum Teil verhindern, das er
Katzen und andere Hunde überhaupt sieht und auch abbiegen kann ich
mit der Touchiergerte anzeigen – denn das Prinzip ist ja: Weiche
vor dem Geraschel.
Ich
bin sehr gespannt, wie es weiter geht. Zumindest in vielen Fällen
etwas entspannter.
Grad noch rausgesucht, ein Video wo man sieht, wie bei der Bodenarbeit mit einem Pferd Gerten als verlängerte Arme eingesetzt werden :-D
Grad noch rausgesucht, ein Video wo man sieht, wie bei der Bodenarbeit mit einem Pferd Gerten als verlängerte Arme eingesetzt werden :-D
sehr interessant. Schön, dass es Vortschritte gibt. Wenn auch langsam.
AntwortenLöschenAber noch habt ihr ja Farino dabei. Der Unterstützt auf der Hundeebene :-b
Das mit der Touchiergerte und Bodenarbeit machen wir gerade im Reitunterricht. Wir sitzen drauf und Lehrerin erklärt den Pferden was die machen sollen.
Candy z.B. muss noch einige Sachen bis zur MeinTier besser können. Da wird mit Reiter drauf geübt. Der gibt dann im Idealfall noch die richtigen hilfen :-)
Manuela, ich glaube, dass die allermeisten Leute mit Joey überfordert gewesen wären. Du aber hast die Geduld, Kenntnis und Willen, mit ihm zu arbeiten. Und Farino als Helfer! Joey hätte es nicht besser treffen können als mit Dir und ich bin sehr gerührt!
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