Montag, 4. Mai 2015

Politik: Wildtierfütterung, Rattenplage, Wasservögel & Stadtordnung, Teil 2


Sooo, hier nun der zweite Teil. Mittlerweile ist das Thema ja auch bei beiden Zeitungen aufgetaucht. ACHTUNG: Am Ende des Artikels gibt es noch ein Angebot für Kitas und Tagesmütter aus Neuruppin!!!


Möwen vor der Promenade

Was mich an der Neufassung der Stadtordnung vor allem gestört hat, war das Thema Wildtierfütterung. Aufgrund der immer wieder auftauchenden Probleme mit „Schadnagern“ - hiermit sind letztlich Ratten gemeint – soll es in Zukunft verboten sein, Wildtiere und verwilderte Haustiere (Katzen) zu füttern. Das Verbot bezieht sich auf öffentliche Wege und Anlagen.


Was bedeutet das im Klartext? Wer z. B. Auf dem Schulplatz seinen morgendlichen Kaffee trinkt und den Spatzen ein paar Krümel von seinem Keks abgibt, könnte dafür von den Politessen belangt werden, wenn die Stadtordnung so beschlossen wird. Weil, so die Argumentation, das Ratten anzieht.



Nur: Da, wo viele Menschen leben gibt es immer auch Ratten, ich lebe mitten in der Innenstadt – und ja, wir haben ein Rattenproblem unterhalb der Erde. Die Viecher haben sich durch Betonwände gefressen, eine ist irgendwo in einer Zwischenwand verendet und stinkt jetzt verwesend vor sich hin und auf dem Wall war es letztes Jahr wieder ganz extrem, der wurde ja sogar über Wochen zwecks Rattenbekämpfung gesperrt. Was auch ein Problem ist: Die großen Wohnkomplexe – dort werfen mitunter Leute sogar Essensreste aus den Fenstern. Die hatten dann letztes Jahr ebenfalls dort ein ganz massives Rattenproblem. Die Tiere sind zum Teil die Bäume hochgeklettert um von dort auf die Balkone zu gelangen oder durch Fenster in die Wohnungen zu klettern und auch in Futterhäuschen haben sie sich getummelt. Das ist tatsächlich ein Alptraum.


Spatzen in einem Mülleimer


Den kann man aber nicht einfach mit einem Satz in der Stadtordnung abstellen und dann darauf hoffen, jeder kennt den Satz und die Rattenplage wird eingedämmt. Insbesondere dann nicht, wenn in gleicher Stadtordnung steht, dass man keinen Hausmüll und keine Essensreste in öffentlichen Mülleimern entsorgen soll – aber genau diese jeden Tag überquellen. Pizzakartons mit Resten, Dönerverpackungen mit Resten, Eisbecher, ganze Kohlköpfe, Äpfel, Pausenbrote und so weiter werden jeden Tag in öffentliche Mülleimer entsorgt – für viele Tiere eine regelrechte Schlemmerparty! Wer nur Sätze in die Stadtordnung schreibt aber nicht gleichzeitig auf vielen verschiedenen Wegen für ein Bewusstsein sorgt, warum man es bitte lassen sollte, der macht es sich letztlich bequem. Es wird auf die Stadtordnung verwiesen, die kaum jemand kennt und bei Bedarf, Zeit, Lust, Laune und zu wenig Falschparkern (das ist vielleicht jetzt etwas böse formuliert, aber genau so kommt es doch letztlich beim Bürger an!) wird die Oma angegangen, die ein paar Haferflocken auf dem Schulplatz ausstreut, weil sie nun einmal keinen Balkon und keinen Garten hat, aber auch Freude daran, den Spatzen zuzuschauen, wie sie die Flocken wegpicken.


Problem: entsorgte Essensreste und "gut riechende" Verpackungen


Und ja, es ist nicht ok, wenn Leute z. B. Im Wohnkomplex Essensreste aus dem Fenster werfen um Tiere zu füttern. Aber ganz ehrlich... das ist ein Problem der dortigen Wohnbaugesellschaften, denen die Häuser und die Grundstücke auf denen die Häuser stehen, gehören! Die sind angehalten, ihre Mieter entsprechend aufzuklären und ggf. abzumahnen. Natürlich kann die Stadt ein Verbot für Wildtierfütterung auf öffentlichen Plätzen und Anlagen in die Stadtordnung aufnehmen und sicherlich ist es auch sinnvoll wenn man es als Ermessenssache handhabt – aber die Probleme liegen letztlich weit, weit weniger bei dem bisschen, was Leute wirklich und bewusst auf diesen Plätzen verfüttern, sondern weit mehr bei dem, was ohne Fütterungsabsichten entsorgt wird.


entsorgte Essensreste


Ausgenommen werden von dem Fütterungsverbot sollen ausgerechnet die Wasservögel. Es gibt dafür letztlich zwei Begründungen. Nummer ein ist: „An der Promenade ist uns kein Rattenproblem bekannt!“ - bloß weil dort keine Rattenlöcher in 50 cm Abstand sind und sich die Ratten auch nicht in den Hotelzimmern und in der Gastronomie tummeln, gibt es dort kein Rattenproblem. Gerade die Erfahrung in Städten wie Hamburg zeigt auch, das Ratten von den Futtermassen für Wasservögel irgendwann angezogen werden und dann haben wir ausgerechnet an DEM Freizeit- und Touristenmagneten unserer Stadt ein verdammt großes Problem! Der zweite Grund hat mich etwas sprachlos gemacht: „Die Kinder haben Spaß am Füttern!“. Ja, sicherlich. Aber wer NACHDEM er von mehreren Leuten darüber aufgeklärt worden ist, was das Füttern mit Brotmassen für Wasservögel eigentlich bewirkt dann immer noch darauf beharrt, das die Kinder doch so viel Freude am Füttern haben... ups. „Kinder kommt, wir gehen eine Runde Tiere quälen, das ist toll!“


Ich denke, keiner würde etwas sagen, wenn jemand ab und zu mal EINE zerkleinerte SCHEIBE Brot oder ein trockenes, zerkleinertes Brötchen verfüttert. Das Problem an der Promenade ist, dass dort gerade an schönen Tagen die Leute mit Tüten voller Brot ankommen oder zum Teil auch extra Toastbrot kaufen um es zu verfüttern. Die Tiere fressen das ganze Brot, das zum Teil in riesigen Stücken ins Wasser geworfen ist, gar nicht alles. Es sinkt auf den Grund und vergammelt dort.

Brotreste die nicht gefressen werden, sondern vergammeln


Der biologische Abbau von 1,5 kg Brot verbraucht 1 kg Sauerstoff. Das ist eine Menge, die 100 Kubikmeter Wasser komplett sauerstofffrei macht. Dort ist kein Leben mehr! Und an guten Tagen landen weit mehr als 1,5 kg Brot im Wasser. Dazu fördert es das Algenwachstum und die Entwicklung von krankmachenden Bakterien, die zum Beispiel bei Enten Lähmungen hervorrufen können und Fische sterben lassen. Kinderfreude? Sieht irgendwie anders aus.

Kein Tier mehr zum füttern da - also wird das Brot einfach hingekippt

Dazu kommt – Brot ist nicht artgerecht. Es ist Menschennahrung und hat einen Salzgehalt, der für Tiere in solcher Konzentration schädlich ist. Die Tiere wissen, sie werden an der Promenade mit Brot gefüttert – das ist bequem, warum sollten sie noch großartig selbst irgendwo Futter suchen? Die Folge ist Mangelernährung bei den Tieren, die sich wiederum auf die Tiergesundheit auswirkt. Bei den Eiern, die sie legen, bedeutet es, sie haben so dünne Kalkwände, das sie schnell zerbrechen – oder die Weibchen haben Legenot. Das bedeutet, sie wollen zwar ein Ei das sie in sich tragen, legen – aber es geht nicht. Diese Tiere verenden zum Teil unter heftigen Schmerzen und blutig auf ihren Gelegen. Spätestens wenn man das weiß, sollte einem klar sein, das es keine Kinderbespaßung ist, den Tieren Leid durch falsches Futter zuzufügen.


würde keiner füttern, wären nicht so viele Vögel auf einem Haufen


Dazu kommen noch ganz andere Aspekte: An Plätzen, wo Wasservögel wissen, das sie dort von Menschen gefüttert werden, sammeln sich immer mehr Vögel. Mehr, als es an natürlichen Futterstellen der Fall wäre. Diese Massenansammlung fördert auch die Verbreitung von Krankheiten bei den Vögeln – und wo viele Vögel sind, gibt es auch viel Vogelscheiße. Zum Beispiel kommen Salmonellen bei Vögeln sehr häufig vor – eine Zoonose – also eine auf den Menschen übertragbare Krankheit. Das Brot landet auch auf den Treppenstufen. Dorthin, wo vorher ein anderer Vogel gekackt hat. Gerade Wasser, das über die Stufen schwappt sorgt für eine großräumige Verschmutzung der Stufen durch Vogelkot – und dafür, das die Tiere nicht nur Futter, sondern auch den Kot aufnehmen und damit Bakterien, die sie krank machen können. Bekannte Erreger an solchen Stellen sind neben Salmonellen auch Escheria Coli-Bakterien und zum Teil auch Botulismus-Erreger.

Eine Kinderfreude? Ich denke, nicht. Selbst wenn das Wasser im Ruppiner See in Bewegung ist... letztendlich verteilt sich der Modder mit den Bakterien und die Geflügelgülle im Wasser. So weit weg ist die Badestelle an der Kastanienwiese übrigens auch nicht.


Müssen wir erst auf den Supergau an der Promenade warten? Oder wäre es für Mensch, Tier und Aussenwirkung besser, man sorgt vor? Neben schwarz (verboten) und weiß (erlaubt) gibt es auch noch bunt. Das wäre z. B. Das Wort „artgerecht“. Bunt wäre auch, aufzuklären und diejenigen zu verwarnen, die den See als Biomülleimer für ihre Brotmassen sehen. Artgerecht wären kleine (!!!) Obststückchen oder kleine Stückchen von salzlos (!!) gekochten Kartoffeln. Artgerecht wären auch Sprossen und Keimlinge, die kann man sehr einfach selbst aus Weizen & Co heranziehen, den man im Drogeriemarkt oder Bioladen kauft. 


Vielleicht macht das ein bisschen mehr Arbeit als trockene Brotreste zu sammeln. Wobei - nein, eigentlich nicht. Ein ausgespültes Glas, eine Hand voll Weizenkeime, jeden Tag mit Wasser durchspülen und das durch ein Sieb ablaufen lassen erledigt man schnell eben nebenbei und man kann sogar davon selbst naschen!

Aber diese "Arbeit" bietet großen und kleinen Menschen die Chance, etwas, das sie vielleicht sonst nur bei "Löwenzahn" oder "Sendung mit der Maus" sehen selbst zu erfahren. Selbst zu forschen - anstatt sich nur damit berieseln zu lassen, was man alles machen kann. 

Und eigentlich... soll ich mal ganz ehrlich sein? Es macht Spaß! Denn es bietet die Möglichkeit, als Erwachsener irgendwo auch wieder kindlichen Forscherdrang auszuleben. Meistens ist das Erwachsenenleben ja deshalb öde, weil so etwas als nicht mehr altersgemäß angesehen wird... ;-)

So, und jetzt kommt mein Angebot an die Kitas und Tagesmütter hier in der Stadt: ich bekomme von den Kindern oder von den Erwachsenen ein selbstgebasteltes / selbstgemaltes Hundebild.

Das hole ich mir gerne bei euch ab und bringe euch dafür Weizen, Mungbohnen, ein bisschen Gazestoff, eine Anleitung und Malvorlagen der verschiedenen Wasservögel vorbei, damit ihr für euch und für das Wassergeflügel leckere Sprossen heranziehen könnt!

Wie wäre das? 

Ich würde mich wirklich riesig freuen!

Bitte meldet euch mit dem Betreff "Wasservögel" unter schreib-mir-mal@email.de und schickt mir eure Telefonnummer, damit ich mich bei euch melden kann. 

Diese Tausch-Aktion biete ich bis zum 6. Juni 2015 für im Neuruppiner Stadtgebiet an.


























1 Kommentar:

  1. Was Du Dir für Gedanken machst. Aber ich finde es gut und den "ungesunden" Kreislauf in seiner ganzen Hülle und Fülle (oder sollte man besser Gülle sagen) habe ich so auch noch nicht betrachtet. Danke dafür...

    LG Andrea und Linda, die keine Wildtiere füttern

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Vielen Dank für den Kommentar. Er wird nicht sofort zu sehen sein, weil ich erst noch schauen möchte, ob es tatsächlich ein Kommentar ist oder ob es Werbung aus Nigeria und Co ist.