Freitag, 26. Juni 2015

Kunst: Galerieeröffnung in Berlin, das Skulpturenkabinett




Teil 2:

Weil die Galerie „auf Zeit“ ist, und die Nachnutzung danach auf Wunsch der Eigentümer „Abriss“ lautet, musste viel improvisiert werden.

Dieser Häuserkomplex, der die „Galerie auf Zeit“ beinhaltet, hat übrigens eine eigene Internetseite. Die wird von der Bürgerinitiative dort gestaltet. Deren Auffassung sind, dass es in jedem Stadtteil auch bezahlbaren Wohnraum für alle geben sollte – zumal die „Edelplatte“ auch noch gar nicht mal so alt ist. In der DDR ist die nämlich nicht fertig geworden. Der ganze Komplex ist an einen Schweizer Investor verkauft worden, der dort gerne moderne Wohnungen hinbauen möchte. Das der Quadratmeterpreis dann von „Otto Normalverbraucher“ nicht mehr bezahlt werden kann, ist klar. 


Das Skulpturenkabinett

Letztlich ist auch dieses „Großstadtproblem“, etwas, das mehr und mehr in Neuruppin ankommt. Das plötzlich die Viertel der finanziell eher nicht so gut da stehenden Leute zu „in-Vierteln“ für Besserverdienende wurde und über Jahrzehnte gewachsene Strukturen innerhalb weniger Jahre zerschlagen wurden. In Berlin war es nach dem Fall der Mauer – jetzt stellen viele Großstädter fest, Berlin wird irgendwie zu voll und zu hektisch – das Umland ist ja auch ganz schick. Plötzlich sieht man dann in der Innenstadt verspiegelte Fenster von Wohnungen, oder bekommt mit, wie aus maroden Häusern Schmuckstücke werden – aber eben auch zu einem entsprechenden Preis vermietet werden – und das wird so weitergehen. Schön, das saniert und investiert wird – aber letztendlich werden sich immer weniger „Urneuruppiner“ in zehn, fünfzehn oder zwanzig Jahren eine Wohnung im Stadtkern leisten können, sofern sie keinen wirklich gut bezahlten Job haben.

Aber das wird nicht nur „Urneuruppinern“ so ergehen, sondern auch Leuten wie mir und damit uns das irgendwann nicht mehr so schwer fällt, bürgert man für die Viertel mit hoher Wohndichte schon mal nette Namen ein. ;-)

Aber zurück zur Galerieeröffnung: Nachdem nun die Ausstellung offiziell mit Ansprache eröffnet wurde, die Künstler alle vorgestellt wurden, ging es irgendwann in einer Gruppe in den zweiten Raum. Das „Skulpturenkabinett“. Hier hat man gesehen, wie sehr die Leute in den letzten zwei Wochen rotiert haben – denn der Raum wurde komplett neu gestrichen. Er hat auch eine völlig andere Atmosphäre als der große Raum – und präsentiert die dortigen Ausstellungsstücke sehr schön. 


Wie das wohl heisst? "In memory of Whitney Houston"?

Jens Kanitz ist mit vielen Werken dort vertreten und es hat einen Hauch von... nicht nur Afrika, sondern generell Urvölkern, auch wenn es als erstes wahrscheinlich oft eher mit Afrika assoziiert wird. Ich finde die Arbeiten wirklich superschön und vor allem, dass sie aus Holz sind. Eine Skulptur mit vielen Kanus hat mich dann ein bisschen an den Spielplatz der Uniklinik in Göttingen erinnert. Dort in der Gegend macht jemand Murmelbahnen – aus großen Sandsteinblöcken. Keine Ahnung, wie er das im Inneren der Blöcke hinbekommt, aber die sind a) sehr begehrt und b) wunderschöne Kunstwerke (vor allem für mich Murmelliebhaberin!). 


Kanus

Ich denke, dass die Werke von Kanitz wirklich absolut toll sind um sich in Tagträumen zu verlieren, zu entspannen und innerlich runterzufahren – sich zu erden. Sie strahlen eine enorme Ruhe aus und irgendwie so ein tiefes: „Alles Gut!“. Ich glaube, wenn man so eine Art „Speed-Dating“ mit den Künstlern hätte und sie nicht über ihre Kunst sprechen dürften, und man danach die Werke den Künstler zuordnen müsste – bei ihm wäre es wahrscheinlich am einfachsten das Wesen des Künstlers dem Wesen der Werke zuzuordnen. Selbst wenn man nur rudimentär Ahnung von Kunst hat.

Dann gibt es dort noch Werke von Marion Menzel, die mit Teeblättern und Kunstharz arbeitet. Ziemlich gewöhnungsbedürftig. Allerdings kommt es auch so gut an, dass sie internationale Ausstellungen damit bestückt und sogar nach Japan eingeladen wurde um dort etwas mit dem Material zu machen!

Weil ich für mich aber einen „Ankerpunkt“ brauche (siehe im Teil 1 bei Mayumi Okabayashi) war es erst gar nicht so einfach für mich, diesen „Teegeschichten“ etwas abzugewinnen. Bis.. ich das hier gesehen habe: 


Reversi lässt grüßen

Hat von euch jemand schon mal „Reversi“ gespielt? Das ist ein strategisches Legespiel, bei dem es darum geht, auf einem Spielbrett so viele Felder wie möglich mit seiner Farbe zu belegen. Tja, shit happens... rot hat gewonnen, weiß keine Schnitte mehr und das Brett ist noch nicht einmal voll belegt! Also, damit kann ich dann etwas anfangen.


Der Kunst saures geben... Zitronen. Oder doch Kiwi?

Dann stand da so ein Brett mit – hm.... - Pralinen??? Kiwis??? Muffins??? herum. Reinbeissen sollte man tunlichst nicht, aber irgendwie hat das Ding etwas lustiges. Wie mit buntem Zuckerguss übergossene Kiwis halt. Daneben waren abstrakte Formen mit Tee ummantelt, damit kann ich nun wieder nichts anfangen. Aber die Teesachen haben wohl (ich habe es nicht ausprobiert) einen relativ guten Effekt. Bei ihnen sollte man tatsächlich „nur mit den Augen gucken, nicht mit den Händen!“. Sie sind pieksig wie ein Seeigel. Dabei taucht gerade die Frage auf, wie wohl der Teebehälter von Frau Menzel aussieht? Wurde ein Tiegel zum Teeigel? ;-) 



Damit kommen wir zu Künstler Nummer acht, von dem Werke in der Ausstellung sind: Günter Grass. Zu dem brauche ich eigentlich wirklich nicht viel zu schreiben, denn alles was es über ihn zu sagen gibt, ist vor kurzem in etlichen Nachrufen durch die Presse gerauscht. Ausgestellt sind von ihm die Werke zum Thema „der letzte Tango“ und im Prinzip ist das ob der jeweils sehr naturgetreuen Darstellung egal ob in den Bildern an der Wand oder bei den Bronzeskulpturen sehr leicht, dazu einen Bezug zu finden. Wenn man jemanden wie Doris kennengelernt hat, deren Hobby Lateinformationstanz ist und die das auf Wettkampfniveau betreibt, noch viel leichter... 


So, das war es mit dem zweiten Teil, ich hoffe, ich konnte euch einen guten Einblick vermitteln und etwas neugierig machen, sich mit Kunst zu beschäftigen. Und wenn es nur ein paar eigene Gedanken von euch sind, die beim Betrachten der Bilder aufploppen! 




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Vielen Dank für den Kommentar. Er wird nicht sofort zu sehen sein, weil ich erst noch schauen möchte, ob es tatsächlich ein Kommentar ist oder ob es Werbung aus Nigeria und Co ist.